Kapitel 20: FAMILIENGESCHICHTEN UND ANDERE DINGE

Während Emrys Ron, Luna, Ginny und Neville den ersten Unterricht in stabloser Magie gab, erkundeten Minerva McGonagall und Remus Lupin die Gegend. Harry und Hermine unterhielten sich in den nächsten zwei Wochen sehr oft mit Albus Dumbledore und Hermines Eltern. Harry fasste so langsam auch das nötige Vertrauen zu seinen Schwiegereltern, um sie auch tief in seinem Herzen als zu seiner Familie gehörend anzusehen. Immerhin kannte er sie ja kaum. Etwas zögerlich begann er, sie mit ihren Vornamen anzureden.

Bei Albus Dumbledore hatte er dagegen größere Probleme damit. Nicht dass Harry sich nicht damit anfreunden konnte, dass der alte Professor derartig mit ihm verwandt war, aber er hatte ihn die ganzen Jahre immer nur mit „Professor..." angeredet und trotz allen Unstimmigkeiten, vor allem gegen Ende des fünften Schuljahres von Harry, war Dumbledore für ihn immer noch eine Respektperson. Hermine ging es da nicht anders, auch sie tat sich äußerst schwer damit, den Professor mit seinem Vornamen anzureden, ganz zu schweigen von „Großvater" oder „Opa".

‚Großvater' Dumbledore erzählte ihnen sehr viel über die Geschichte der Potters und ihrer Vorfahren und von seinen Schwiegereltern erfuhr Harry auch von dem Familienzweig seiner Angetrauten. Es war für alle sehr interessant, aber für niemanden so sehr wie für Harry. Manchmal kam in seiner Frau wieder der alte Bücherwurm durch, und mit ihrem beeindruckenden Wissen ergänzte Hermine die eine oder andere Geschichte. Nicht umsonst hatte sie so viele Bücher gelesen, die sich mit der Geschichte der Zauberei und der Zauberer beschäftigten.

So manche Familienanekdote wurde in diesen Tagen zum Besten gegeben, doch in Harry wuchs immer mehr die Sorge um die Gefährdung seiner Schwiegereltern. Irgendwann äußerte er seine Bedenken und so entstand ein offenes Gespräch. „Auf Grund Hermines Erzählungen haben wir uns auch schon Gedanken darüber gemacht", sagte Hermines Vater. Albus mischte sich mit ernster Miene in das Thema ein. „In der Tat ist das etwas, worüber wir uns Gedanken machen sollten. Es wird nicht auszuschließen sein, dass Harrys und Hermines Beziehung bekannt wird und dass Tom oder seine Anhänger davon erfahren. Sie müssen nicht wissen, dass ihr Beide verheiratet seid, es reicht schon, wenn sie erfahren, dass ihr sehr viel füreinander empfindet. Ich habe schon mit Emrys darüber geredet, doch wir konnten keine befriedigende Lösung dafür finden. Da Sie, Mr. und Mrs. Granger, leider über keine magischen Fähigkeiten verfügen, können wir sie nicht entsprechend schützen, wenn Sie in Ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Nein, das ist nicht ganz richtig", berichtigte sich Albus gleich selbst. „Wir könnten Sie entsprechend schützen, aber Sie könnten Ihr gewohntes Leben nicht weiterführen, da Sie durch die Schutzzauber nicht mehr von Ihren Patienten aufgesucht werden können. Es gibt leider keine Möglichkeit, bei Ihnen den gleichen Schutzzauber anzuwenden wie bei den Dursleys, da er auf dem durch mütterliche Liebe begründeten Opfertod von Harrys Mutter beruht. Um gleichstarke ‚normale' Schutzzauber bei Ihnen zu verwenden, müssten wir Sie und Ihr Haus unortbar und praktisch somit unsichtbar machen."

„Professor, wir haben Ihnen bereits unsere Unterstützung zugesagt, als wir uns noch gewünscht hatten, dass Harry und Hermine zu einander finden. Nun ist er unser Schwiegersohn und wir wissen besser denn je, was ihm und unserer Tochter bevor steht. Wir haben versprochen, alles zu tun, um Hermine und nun auch Harry zu helfen, und wenn wir unser gesamtes Leben umstellen müssen, dann tun wir das eben. Irgendeine Aufgabe wird sich schon für uns finden. Wir möchten nur auch in Zukunft mit Menschen zu tun haben."

Hermine war sprachlos. „Mum, Dad, ihr wollt wirklich alles aufgeben?", fragte sie mit stockender Stimme. „Kleines, mach dir keine Sorgen!", antwortete ihre Mutter mit sanften Worten. „Als wir mitbekommen haben, was du für Harry empfindest und wir langsam von den Gefahren und ihren Ursachen erfuhren, der du als Harrys Freundin ausgesetzt bist, waren wir stolz darauf, dass du für die richtige Seite kämpfst. Unserer Angst, dass dir etwas zustoßen könnte, ist zwar kaum zu übertreffen, aber wir haben beschlossen, alles zu tun, um dich zu unterstützen, damit du einmal in Frieden leben und deinen Kindern eine sichere Zukunft bieten kannst. Auch wenn es uns vielleicht etwas schwer fällt, denn immerhin warst du vor zwei Monaten für uns noch ein fast siebzehnjähriges Mädchen und nun bist du bereits neunzehn und eine verheiratete junge Frau, so kannst du doch mit unserer vollen Unterstützung rechnen. Wir konnten mehr als zwei Jahre nicht an deinem Leben teilhaben, wir wissen davon nur aus euren Erzählungen. Natürlich freuen wir uns für dich und Harry! Bitte verstehe uns nicht falsch, aber nachdem wir nun so ausführlich von der magischen Welt erfahren haben, bestärkt uns das nur in unserem Vorhaben, dich und Harry zu unterstützen! Wenn wir also unsere Praxis und wahrscheinlich auch unsere Berufe aufgeben müssen, dann werden wir es tun! Vielleicht ist es ja nicht für immer..."

„Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass Sie weiter im medizinischen Bereich tätig sein können. Wie ich die Muggel kenne, haben Sie eine sehr gründliche allgemeine Ausbildung bekommen, bevor Sie Zahnärzte geworden sind. Ich werde mal mit Madam Pomfrey und einigen mir verbundenen Heilern in St. Mungo reden. Sie werden wohl nicht als Zahnärzte weiter arbeiten können, wenn Sie sich dazu entschließen, in der Welt der Magie zu leben, denn Zahnschmerzen werden hier gewöhnlich mit einem Trank oder dem Zauberstab geheilt. Aber vielleicht können Sie auf Grund Ihres medizinischen Wissens trotzdem zu Heilern ausgebildet werden, denn gute Heiler werden wir immer gebrauchen können. Wären Sie damit einverstanden?" Mr. und Mrs. Granger sahen sich an und stimmten beide ohne zu zögern zu.

Nachdem dieses Problem zum größten Teil geklärt war, ging es dann noch darum, wo Hermines Eltern in Zukunft leben sollten. #'Mine, wir wollen doch Godrics Hollow wieder aufbauen. Was hältst du davon, wenn wir etwas eher in unsere Zeit zurückkehren, um noch vor Schulanfang unser künftiges Haus aufzubauen? Wenn wir es groß genug bauen, können auch deine Eltern mit dort wohnen!#, fragte Harry Hermine telepatisch. Hermine dachte ein paar Minuten darüber nach, bevor sie ihm antwortete. #Das wäre schön, Harry. Aber nur wenn es dich nicht stört, so nah bei deinen Schwiegereltern zu wohnen... Wir müssten aber viele Dinge so anpassen, dass Mum und Dad es auch nutzen können!# Und an Albus gewandt fragte sie: „Können Squibs eigentlich das Flohnetzwerk und ähnliches benutzen? Dass sie in einem magischen Haus leben können, haben wir ja schon gemerkt. Harry hat da nämlich so eine Idee..." „Hm, ich muss gestehen, dass ich da überfragt bin.", entgegnete Albus. „Aber sie können auf jeden Fall Portschlüssel benutzen, denn damit sind deine Eltern ja auch nach Hogwarts gekommen. Harry, was schwebt dir denn vor?"

„Nun, Hermine und ich wollen doch Godrics Hollow wieder aufbauen. Wir dachten uns, dass wir vielleicht ein paar Tage eher in unsere Zeit zurückkehren, damit wir mit dem Haus bis zum Schulanfang fertig sind. Hermines Eltern könnten dann dort wohnen. Wir sind ja in Hogwarts, so dass Beide genügend Zeit haben, sich einzugewöhnen. Godrics Hollow werden wir entsprechend schützen können, so dass es keine Rolle spielt, dass Tom schon einmal seinen genauen Standort erfahren hat. Wenn wir das Problem mit dem Flohnetzwerk behoben oder eine entsprechende Möglichkeit gefunden haben, sollte es eigentlich kein Problem sein, wenn sich Hermines Eltern dort aufhalten. Vielleicht können wir auch Arthur Weasley fragen, er hat doch Erfahrung im Modifizieren bestimmter Fahrzeuge..." Albus grinste genauso breit wie Harry. Auch Hermine konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und lachte einen Augenblick später mit ihnen. „DAS ist in der Tat eine gute Idee!", meinte Albus immer noch lachend und dann erzählte er Hermines verblüfften Eltern von dem fliegenden Auto der Weasleys, mit welchem Harry und Ron in ihrem zweiten Schuljahr nach Hogwarts gereist waren.

Später hatte Harry dann einen viel versprechenden Einfall, den er sofort dem gerade zu ihnen kommenden Emrys mitteilte: „Als Hermine und ich unser Blut tauschten, haben wir einige Fähigkeiten des jeweils Anderen bekommen. Wäre es möglich, dass Hermines Eltern zumindest grundlegende magische Fähigkeiten erhalten könnten, wenn sie mein oder Hermines Blut bekommen?" „Hm, darüber werde ich nachdenken müssen. Schaden wird es wohl nicht, aber ob sie damit auch werden zaubern können...", murmelte Emrys und ging in sein Haus, um in seinen Büchern nachzuschlagen.

In der Zwischenzeit berichtete Harry den anderen von seiner Idee und spontan gab Hermine ihren Eltern ihren Zauberstab. Doch wie erwartet, konnten sie damit nichts anfangen. Recht spät am Abend kam dann Emrys wieder zu ihnen und sein Gesicht sprach Bände. „Ich habe nichts gefunden, was das Übertragen von magischen Fähigkeiten auf Squibs angeht. Aber ich habe einen Bericht gefunden, laut dem es bisher einen einzigen Fall gab, dass einem Muggel erfolgreich magische Fähigkeiten gegeben wurden!" Dann berichtete er über das Ritual, das dazu notwendig war. Im Prinzip war es das Gleiche, was Harry und Hermine bereits schon einmal durchgeführt hatten.

Zwei Tage später war es dann soweit, Emrys führte mit Hermines Eltern das Ritual durch. Vorher hatte er Harry und Hermine etwas Blut abgenommen und es gut miteinander vermischt. Nachdem Mr. und Mrs. Granger das magische Blut ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes erhalten hatten, schliefen sie über einen Tag lang. Als sie dann wieder aufstanden und Hermines Zauberstab in die Hand nahmen, konnten sie damit goldene und rote Funken erzeugen. Hermine war glücklich und fiel ihrer Mutter um den Hals. „Mum, vielleicht wirst du doch noch zaubern können!", meinte sie freudig aufgeregt.

Eine Woche später reisten Hermines Eltern in Begleitung von Minerva, Remus und Albus durch ein von Emrys geschaffenes Portal ab. Schließlich mussten sie sich darum kümmern, dass ihre Patienten zu anderen Ärzten kamen und dass ihre Praxis aufgelöst oder von Nachfolgern übernommen wurde. Albus wollte zudem mit ihnen in die Winkelgasse fahren, damit sie ihre ersten Zauberstäbe bekamen. Als sie Avalon verließen, versprach Albus Harry und Hermine, dass sie dieses Mal nicht so lange warten müssten bis zu einem Wiedersehen...

Harry und Hermine widmeten sich zusammen mit Emrys der Ausbildung von ihren vier Freunden. In den Abendstunden jedoch, als sie in Ruhe in ihrer Hütte miteinander reden konnten, sahen sie sich die Fotos und Zeichnungen von Godrics Hollow, die Albus ihnen gegeben hatte an. Sie begannen bereits mit der Planung, wie sie ihr neues Zuhause aufbauen wollten. Sie planten aber nicht nur das Aussehen und die Räumlichkeiten, sondern vor allem die notwendigen Schutzzauber, um Unbefugten das Aufspüren und Betreten ihrer Heimstätte zu verwehren. Dabei nutzten sie ausführlich Emrys' und Hermines Aufzeichnungen und Harry überlegte, wie er am Besten die verschiedenartigen Schutzzauber miteinander kombinieren könnte, um den bestmöglichen Schutz zu bekommen.

Ron, Ginny, Neville und Luna machten langsame, aber stetige Fortschritte, wobei ausgerechnet Ron der Schwächste von ihnen war. Mittlerweile hatten Ginny, Neville und Luna einen Stand erreicht, der es ihnen ermöglichte, einfache Zauber ohne ihren Zauberstab auszuführen. Harry, Hermine und Emrys waren sehr geduldig mit ihnen und wandten sehr viel Zeit auf, um ihnen das nötige Wissen zu vermitteln. Aber alle vier hatten nun einmal nicht das Verständnis für die Magie, wie es Harry und Hermine sich so hart erarbeitet hatten. Harry seufzte schwer. Wie sollte er ihnen die Elfenmagie beibringen, wenn sie schon bei einfacher stabloser Magie solche Probleme hatten? Er sah erst einmal nur eine einzige Möglichkeit: Die Vier mussten üben, üben und nochmals üben!

Also nahm Harry ihnen die Zauberstäbe weg und zwang sie somit, sich verstärkt mit der zauberstablosen Magie zu beschäftigen. Harry kannte Ron gut genug um zu wissen, dass er eigentlich recht lernfaul war und manchmal einfach einen Tritt in den Allerwertesten, sprich eine entsprechende Motivation benötigte. Dementsprechend nahm er Ron alles außer seiner Kleidung weg und verbot den anderen Ron irgendetwas zu geben. Um nicht zu verhungern war Ron nun wirklich gezwungen, sich auf das Erlernen der stablosen Magie zu konzentrieren. Nach drei Tagen mit knurrendem Magen hatte er es schließlich geschafft, ohne Zauberstab ein Stück Holz in ein wohlschmeckendes Brot zu verwandeln. Von nun an fiel es Ron leichter, ohne Zauberstab auszukommen, und bald schon hatte er seine Schwester und seine Freundin überflügelt. Nur Neville blieb besser als Ron, denn seine Motivation waren seine Eltern, die seit der Folter durch Voldemorts Todesser vor nunmehr fünfzehn Jahren geistig so sehr zerrüttet waren, dass sie nicht einmal mehr ihren eigenen Sohn erkannten.

Insgesamt hatte gerade Neville sich stark verändert. Er war nicht mehr der kleine, schüchterne, vergessliche und tollpatschige Junge, auf dem viele herumgehackt hatten. Seit seinem fünften Schuljahr, seit er Mitglied in Harrys DA wurde, war er stärker geworden. Nach dem Vorfall im Ministerium, bei dem Sirius umgekommen war, hatte ihm seine Großmutter einen neuen Zauberstab zukommen lassen, als Dankeschön dafür, dass sich Neville nun so sehr dafür einsetzte, dass die Todesser, die ihm praktisch seine Eltern genommen hatten, bekämpft und bestraft wurden. Mit diesem neuen Zauberstab kam Neville wesentlich besser zurecht als mit seinem alten, der seinem Vater gehörte. Und seit er wusste dass er richtige Freunde hatte, von denen er akzeptiert wurde, war nicht nur sein Selbstbewusstsein gewachsen...

Nach weiteren drei Wochen, es war Harrys Geburtstag, saßen alle bei einem gemütlichen Lagerfeuer zusammen und unterhielten sich. Harrys Freunde hatten inzwischen eine ehrliche Achtung vor seiner und Hermines Leistung errungen, seit sie selbst wussten, wie schwer und anstrengend es war dass alles zu lernen, was sich Harry und Hermine an Wissen und Fähigkeiten angeeignet hatten.


A/N: Vielen Dank für eure Reviews - noch zwei und wir haben die 200 erreicht! Wow!

# silvertrust: Jo, der Teppich mit dem Stammbaum ist schon ein etwas größeres Exemplar...

#Hermine Potter: Das mit den Schlafräumen dürfte wohl in einem der nächsten Kapitel geklärt werden.

#GefallenerEngel: Schön das dir die Reden gefallen haben. Das Harry nun reinblütiger ist als Malfoy wird er diesem schon noch auf die Nase binden -hehe- aber erst in der Fortsetzung!

#Phoenixfeder: Die Hochzeitsnacht? Du wirst dir sicherlich denken können, was die beiden da so gemacht haben! Derartige Szenen kann ich nicht besonders gut schreiben, außerdem wollte ich das Rating nicht erhöhen...

#laser-jet: Schön das dir das Kapitel wieder gefallen hat! In der Community kannst du auch Geschichten eintragen, aber bitte nur deutsche.

#Jen1307: Irgendeine Ursache mussten ja Hermines starke Zauberkräfte haben - und damit meine ich nicht nur ihre ständige Lernerei. Also habe ich mir das mit ihrer Familie einfallen lassen... Und sooo unmöglich ist es ja gar nicht! Sind wir nicht alle Squibs?!?

#Sandy123: Bepa hatte mir per icq schon berichtet dass du den Weg zu meiner FF gefunden hast... Freut mich dass sie dir gefällt!

Dieses Kapitel hat wohl nicht unbedingt sehr viel Tiefgang, aber es werden einige Entscheidungen getroffen, die in der Zukunft (also in der Fortsetzung) sehr, sehr wichtig werden!