Rating:
PG 13

vvvvvv

"Ich bin der König und ich kann bestimmen, wann ich mitreite! Zu Euren Aufgaben gehört bestimmt nicht mir Befehle zu erteilen", Thranduil diskutierte nicht lange um den heissen Brei herum, als sich seine Berater gegen seinen Wunsch, mit seinen Männern in den Süden zu reiten, äusserten.
"Bitte..." versuchten sie es noch einmal, doch auch dieses Mal wurden sie gleich von dem aufgebrachten König unterbrochen.
"Ahh!", er hob die Hand als Zeichen dafür, dass er sich nicht mehr umstimmen lies. Die Berater akzeptierten seinen Entscheid mit Wiederwillen und verliessen mit gesenkten Köpfen den Raum.
In den letzten Stunden hatte Thranduil oft gegen seine innerlichen Gefühle, gegen die starke Reue und gegen den Wut, ankämpfen müssen. Er hatte sie versucht vor seinen Mitleuten zu verbergen, was ihm auch gelang. Schliesslich konnte er es sich nicht leisten, die Nerven zu verlieren. Vielleicht hätte er es vor vielen Jahren nicht so einfach gehabt, sich unter Kontrolle zu halten. Doch wenn man über ein Volk, und zudem noch das Volk der Elben, wachen musste, so lernte man diese Gabe mit der Zeit und wusste damit umzugehen. Seine eigenen Gefühle in den Hintergrund zu stellen, gelang ihm also nach aussen hin, ziemlich gut. Doch nun sechs Tage in der Ungewissheit, wie sich die Lage im Süden inzwischen verändert haben könnte und ganz besonders, wie es um seinen Sohn stand, zu reiten, das würde sehr viel Konzentration und auch Kräfte brauchen. Auch wenn er und Legolas in den letzten Jahren immer mehr auseinander gegangen waren, so war seine Sorge um ihn grösser, den je. Seit seine Frau, Legolas Mutter, vor noch nicht all zu langer Zeit, von ihnen gegangen war, hatte er sich wieder mehr nach den Interessen und Vorlieben seines Sohnes zu interessieren versucht, auch wenn dies Legolas nicht zu würdigen wusste oder es vielleicht garnie gemerkt hatte. Es war auch nie ein Erstreben von ihm gewesen, seinem Sohn zu sehr zu zeigen, wie er ihn schätzte. Zu gross war seine Angst davor, seine Lehrgänge zum fähigen Krieger und die des heranwachsenden Beraters, zu behelligen.
Ihn damals nach Bruchtal zu schicken mit der Nachricht um Gollums Verschwinden, war auch aus dem Grund geschehen, weil er wusste, wie sehr sein Sohn das weite Land liebte und wie sehr er die Welt ausserhalb des damaligen Düsterwald kennen lernen wollte. Diesen Wunsch hatte er ihm damals erfüllt und schickte ihn auf die Reise. Nicht wissend, das sein Sohn schon bald darauf zusammen mit Menschen, Hobbits und einem Zwerg auf eine gefährliche und über alles entscheidende Reise gehen würde.
Thranduil marschierte zügig in den Hof hinaus, wo die anderen Reiter bereits auf ihn warteten. Sein Pferd stand neben dem von Melodir. Es war ein prachtvoller Schimmel namens Eglain, der schönste und schnellste in seinen Ställen. Er hatte ihn vor Jahren, als er in Bruchtal Gast war, von Lord Elrond als Geschenk bekommen und ihn dankend angenommen. Seither war er stets mit ihm ausgeritten und lies ihn mehr Aufmerksamkeit zukommen, als er es je für einem anderen Pferd, welches in seinem Besitztum gewesen war, getan hatte.
Mit einer Handbewegung deutete er den anderen Elben an, dass er losreiten wollte.
Der König und Melodir nahmen die Spitze des Trupps ein und so machten sie sich auf gen Süden.

.---

Legolas sass aufrecht in seinem Bett. Er hatte seit Stunden kaum ein Wort geredet, weder zu Gimli noch einem anderen Elben. Die anfängliche Verzweiflung, welche in seinem Gesicht zu sehen war, war verschwunden und nun hatte er einen Ausdruck im Gesicht, den der Zwerg nicht kannte, den er nicht deuten konnte.
Langsam setzte er sich auf den Stuhl neben seinem Freund.
"Legolas..." fing er an zu sprechen, doch noch nie war er in Gegenwart sein es Freundes so sprachlos gewesen, wie er es jetzt war. Mühsam suchte er nach den richtigen Worten, ja sogar nach den richtigen Sätzen. "Ich...es..." Er wusste das er gerade in dieser Situation besonders vorsichtig sein musste, mit dem was er sagte. Er durfte Legolas nicht das Gefühl geben, dass er ihn bemitleiden würde, denn das, so hatte er mit der Zeit gelernt, war für einen Elben noch unerträglicher, als alles andere Leid auf der Welt.
"Ich suche nach den richtigen Worten, mein Freund. Ich weiss nicht was ich sagen soll, weiss nicht wie du dich fühlst. Bitte, rede mit mir!" bat er ihn innigst und legte als Zeichen der Freundschaft seine Hand auf die des Elben. Doch dieser machte keine Anstalt und hielt seinen Kopf gesenkt, seinen Mund blieb geschlossen. Seine Augen waren geöffnet doch blickten sie ins Leere, in die unendliche Dunkelheit.
"Legolas, bitte..." versuchte er es noch einmal, doch auch nun wieder ohne Erfolg. Statt zu antworten zog der Elb seine Hand unter der des Zwergs hervor. Gimli sah bekümmert ein, dass es wohl im Moment keinen Sinn machte, auf seinen Freund einzureden. So stand er wieder auf und begab sich langsam zur Türe. Bevor er jedoch das Zimmer verlies, drehte er sich noch einmal um: "Ich bin gleich nebenan, mein Freund", er hoffte, das er vielleicht mit etwas Abstand in den nächsten Stunden, die unsichtbare Mauer, die sich um Legolas gebildet hatte, durchkämpfen konnte und dieser vielleicht wieder zur Besinnung kam. Natürlich verstand er nicht, was im Moment in dem Elben vor sich ging, doch wollte er zumindest versuchen, ihm etwas zu helfen. Auch wenn er nicht wusste, wie er das anstellen sollte.

Glowenya war vor einiger Zeit in ihre, wie sie sie nannte, kleine Bibliothek verschwunden und suchte dort nach einem Heilmittelrezept. Viele Bücher lagen inzwischen nicht mehr in ihren Regalen, sondern auf einem kleinen Tisch, welcher unter diesen Lastern drohte, in sich zusammenzufallen.
Weitere Stunden vergingen und noch immer hatte sie nichts gefunden. Auch im letzten Buch konnte sie nichts finden und so kam sie aus ihrem Zimmer und schüttelte bedächtig den Kopf.
"Es wird seine Zeit brauchen, mein kleiner Freund." sprach sie zu dem Zwerg. "In meinen Aufzeichnungen und denen meiner Vorfahren, konnte ich nichts finden. Mir steht nicht die Macht zu, ihm das Tageslicht wieder zu schenken." sagte sie mit leiser Stimme.
"Alles was er jetzt braucht, sind Freunde. Deine Gegenwart, da bin ich mir sicher, braucht er ganz besonders. Es kommt nur sehr selten vor, dass das Freundschaftsband zwischen einem Elben und einem Zwergen so eng und vertraulich ist, wie das eurige. Du kannst stolz darauf sein." die ältere Frau ging zur Türe.
"Die erste Zeit wird kein Leichtes für ihn sein, das steht fest. Du darfst ihn nicht zu sehr unter Druck setzen, denn er muss sich zuerst wieder neu finden, sein Vertrauen wieder neu aufbauen. Ich wollte, ich hätte mehr für ihn tun können, doch übersteigt dies meine Fähigkeiten." sie sah traurig in den Wald hinaus.
"Wo sind nur die Zeiten geblieben, als die Wälder und die Elben noch unbekümmert waren. Mir fehlen die Gesänge der Vögel und die Gesänge der Kinder, welche arglos auf den Wegen der Siedlung herumtollten. Die Kräuter haben nicht mehr ihre Wirkungen und meine Kräfte haben nachgelassen..." Glowenya stand einiger Zeit reglos da, bevor sie dann weitersprach: "Ich werde nun meine Tochter unterrichten.. Sie wird sich in den nächsten Tagen um deinen Freund kümmern. Wie auch ihr Vater die Gabe hatte, kann sie sehr sorglich in die vor Schmerzen getrübte Seele anderer einblicken und vermag sie oft aus ihrer Verschlossenheit heraus zu führen. Wir können nur hoffen, dass Legolas dies auch willigen wird."
Die Elbin verschwand auf einem der Waldpfade vor ihrem Haus.

Legolas war inzwischen wieder in einen tiefen Schlaf gefallen. Er träumte von diesem Wald, in dem er schon einmal gestanden ist. Erneut hörte er das Rauschen des Wassers, von dem er nun mit Bestimmtheit sagen konnte, aus welcher Richtung es kam. Der Uhrsprung lag hinter dem Hügel, hinter all diesen grossen Bäumen, welche ihn sehr an die Bäume Lóriens, an die Mallorn erinnerten. Die Bäume hatten silber-glatte Borke und in der Sonne wunderschön, golden schimmernde Blüten.
Er atmete einmal tief ein, hier roch alles so frisch. In der Luft hing ein angenehmer süsslicher Duft, welcher von den Blume aus ging. Es war kühl, doch fühlte es sich wohlig an. Kleine Tautropfen suchten sich auf den Blättern und Zweigen ihren Weg gen Boden zu und ab und an viel ein kleiner Tropfen auf Legolas langes Haar.
"Welch wunderschöner Anblick", sagte dieser und sah sich weiter um. "Ich kann das Meer hören... Mein Wunsch ist es, in seiner Nähe zu sein, das Wasser zu berühren."
Langsam setzte er sich in Bewegung und lief den Hügel hinauf. Sein Herzschlag wurde immer schneller, je näher er dem rauschenden Geräusch kam. Immer wie deutlicher war das Plätschern und Sprudeln zu hören und er verschnellte seinen Schritt noch um einiges. Äste und Zweige versperrten seine Sicht und er versuchte, so gut es ging, sein Gesicht vor möglichen Dornen zu schützen, als er sich einen Weg durch sie hindurch bahnte.
Nach wenigen Schritten befand er sich plötzlich nicht mehr auf diesem Pfad, sondern auf einer dunklen, ebenen Fläche in einem Tannwald, wie es sie in Eryn Lasgalem vereinzelt gab. Seine Sicht war nun wieder frei, denn die niederen Gebüsche waren, bis auf ein paar vereinzelte verschwunden. Das Zwitschern der Vögel war genauso wie der wohlriechende Duft wie von Erdboden verschluckt. Schnell wendete er sich in die Richtung, aus der er gekommen war, doch auch dort war nichts anderes zu sehen, als Kiefern und andere Tannenarten, durch welche das Sonnenlicht kaum auf den Waldboden scheinen konnte.
Aus nicht all zu weiter Entfernung war ein leises Knacken zu hören. Legolas wich schnell hinter einen Baumstamm und suchte von seinem Versteck aus nach dem Urheber des Lautes. Langsam streckte er seinen Kopf neben dem Stamm hervor und blickte sich suchend um. Weit und breit war selbst für seine empfindlichen Elbenaugen nichts zu erkennen und auch das Geräusch hatte sich wieder gelegt.
Wo befand er sich nur? Irgendwie kam ihm das alles sehr bekannt vor, doch konnte er sich nicht daran erinnern, wo er es schon mal gesehen hatte. Erst jetzt viel ihm auf, dass auch das Geräusch, des an Felsen peitschenden Wassers, verschwunden war. Es war weg. Das Meer war weg...? Mit einem letzten Hoffnungsschimmer beschleunigte er seinen Schritt in die Richtung, in der sich vor wenigen Augenblicken noch die Steigung des Hügel den Klippen zugewandt hatte. Immer schneller rannte er, angetrieben von dem inneren Wunsch das Meer zu sehen. Seine Lunge schmerzte und seine Beine taten weh, doch der Drang lies ihn nicht freiwillig zum Stoppen kommen. Immer tiefer lief er in den Wald hinein bis er sich plötzlich vor einem unüberwindbaren Hindernis befand.
"Tolo dan, henio!" bettelte der Elb leise, während er vor einer felsigen Wand zum stehen kam. "Henio, bitte...", langsam lies er sich zu Boden sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. Verzweifelt schnappte er nach Luft und lehnte sich dann mit dem Rücken an einen kleinen Felsvorsprung.
"Wo bin ich nur?" wisperte er leise. Ein milder Wind wehte ihm seine Haare ins Gesicht. Er zog seine Beine an seinen Körper und spähte in den Wald, der sich nun wieder vor ihm erstreckte.
Auf einmal war da wieder dieses Knacken zu hören. Erschrocken hob Legolas den Kopf noch weiter an und lauschte. Es bewegte sich schnell durch den Wald. Er richtete sich ruckartig auf und versuchte dabei so tonlos wie möglich zu bleiben. Da war es schon wieder, das Knacken eines Zweiges und das Rascheln dürrer Tannnadeln auf den Waldboden. Er kniff seine Augen zusammen und sah gespannt in die Ferne, soweit es ihn die zahlreichen Baumstämme erlaubten.
Von den einen auf den nächsten Augenblick wurde er von einer Wucht gegen den Boden geschleudert. Als er sich wider aufrichten wollte, erblickte er die dunklen Gestalten, welche sich um ihn gesammelt hatten. Ihre Gesichter waren unter Kapuzen, in deren finsteren Schatten versteckt, doch konnte er langes, silbern-glänzendes Haar erkennen, welches über ihre schwarzen Tuniken fiel.
"Wer seid ihr?" fragte er vorsichtig und wollte gleichzeitig nach seinem Bogen greifen. Wie er jedoch schnell erkennen musste, war weder sein Bogen, der Köcher noch seine Messer vorhanden. Durch seine ruckartige Bewegung wichen einige der Gestalten zurück und andere beugten sich jedoch noch weiter über ihn.
"Was wollt ihr?" fragte der junge Elb und versuchte ihnen nicht zu zeigen, dass ein Gefühl der Angst in ihm aufgekommen war. Eine Antwort blieb aus und stattdessen griffen die Hände der Gestalten nach seinen Schultern und Beinen und rissen ihn hoch.
"Was...Was soll das? Was wollt ihr?" schrie Legolas nun und versuchte sich mit aller Kraft aus ihren Fängen zu winden. Die Wesen blieben auch dieses Mal stumm und ihr Griff verstärkte sich. Dem Elb war es nicht möglich, sich zu befreien und so versuchte er sich mit heftigem hin und her Winden eine Möglichkeit zur Flucht zu verschaffen. Die Wesen, welche alle die Grösse eines ausgewachsenen Elben oder Menschen hatten, schleppten ihn auch weiterhin ohne grosse Mühe hinter sich her. Schweisstropfen bildeten sich an seiner Stirn und er blickte ängstlich zu den Köpfen der Gestalten hoch. Seine momentane Situation war aussichtslos. Es waren einfach zu viele, ihre Griffe zu stark. Er hatte keine Waffen... Waffen! Er sah sich die Gestalten, welche ihn mitzogen, genau an: An ihren Gürteln hingen Dolche! Würde er es schaffen, eine Hand freizubekommen, so könnte er versuchen an einen von ihnen heran zu kommen. Könnte er dies auch noch mit einer angemessenen Schnelligkeit machen, wäre der Überraschungsmoment auf seiner Seite und er hätte vielleicht eine Chance, hier heraus zu kommen.
Blitzschnell riss er seinen Arm aus den Fängen einer dieser Gestalten und griff sogleich nach dessen Dolch. In der nächsten Sekunde wirbelte er ihn herum und traf die Gestalt, die ihn auf der anderen Seite, an seinem Arm festhielt. Noch einmal stach er zu und wieder traf er. Ein lauter, greller Schrei durchzog die Stille. Kein Anzeichen von Hektik hatte sich unter seinen Entführen gebildet. Stattdessen blieben die Anführer an der Spitze stehen und richteten ihre Blicke auf Legolas, der immer noch damit beschäftigt war, sich zu befreien. Ohne das der Elb es merkte, zückte einer von ihnen ebenfalls seinen Dolch und schritt wortlos von hinten auf ihn zu. Im selbigen Moment drehte sich der Elb in dessen Richtung. "Nein!" schrie er, stach mit seinem Dolch zu doch der Angreifer war schneller. Er schrie noch ein letztes Mal, bevor er dann zitternd und nicht mehr Herr seines Körpers, zu Boden sackte.

vvvvvv

Tolo dan, henio! Komm zurück, bitte!