DISCLAIMER:

This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended.

Und nochmal auf Deutsch:

Diese Geschichte basiert auf Charaktären und Situation die durch JK Rowling kreirt wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt.

Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.

AN: Dieses Kapitel ist verhältnismäßig harmlos - und es bringt die vielleicht ersten Hoffnungsschimmer in die Geschichte... (Aber es wird nicht ganz so schnell vorbeisein, obwohl ich jetzt endlich ungefähr weiß, wie es ausgehen wird)

Also, es werden zwar Mord, Folter, Vergewaltigung und Gehirnwäsche erwähnt, doch nichts genauer beschrieben. Dieses Kapitel alleine gesehen würde wieder ein braves R sein ;-)

Allerdings mal wieder kein Harry&Snape, aber es ist nötig, um die Story weiterzubringen...

Kapitel 6

Flashback

Ein Jahr zuvor (ungefähr zeitgleich mit Harrys Gefangennahme)

Irgendein Korridor in Hogwarts Castle

Sie wusste nicht, wer der Mann war.

Alles, was sie sehen konnte, waren ein paar blassblaue Augen hinter der schwarzen Maske der Death Eater, und den Zauberstab, der auf drohend auf sie gerichtet war.

"Geh vor mir her, Kind. Den Gang hinunter - schnell. Dir wird nichts geschehen, wenn du mir gehorchst." Der Tonfall des Mannes war überraschend sanft, und sie gehorchte, zitternd vor Angst.

Was machte ein Death Eater in Hogwarts? Wie hatte er die Barrieren überwunden?

Wie hatte er es geschafft, die von Professor Snape und Direktor Dumbledore errichteten Barrieren zu überwinden?

War derjenige, der sich hinter der Maske verbarg, etwa ein Schüler?

Wenn, dann keiner, den sie kannte. Diese Stimme hatte sie noch nie zuvor gehört - zumindest nicht hier in Hogwarts.

Und doch kam sie ihr unglaublich bekannt vor, wie die Stimme aus einem ihrer Träume als Kind.

Sie erweckte warme Gefühle in ihr. Gefühle, die gar nicht zu der Panik passten, die sie in diesem Augenblick durchströmte.

Doch sie hatte nicht lange Zeit, nachzudenken.

"Bleib stehen." Vor etwas, dass aussah wie einfach nur ein weiteres Portrait in der langen Reihe von Gemälden, befahl er ihr, stehen zu bleiben und murmelte dann ein Passwort.

Schon unzählige Male war sie hier vorbeigekommen, doch niemals war sie auf die Idee gekommen, dass sich hier ein Geheimgang verbarg.

Sprachlos vor Staunen ließ sie es zu, dass er ihren Ellenbogen griff und sie hastig, immer schneller werdend, durch den langen Tunnel zog, der sich hinter dem Portrait aufgetan hatte.

Später sollte ihr aufgehen, dass sein Verhalten schon hier merkwürdig gewesen war - sein Griff war fast sanft, so, als habe er Angst, sie zu verletzen.

Doch in ihrer Angst bemerkte sie nichts davon, und es erschien ihr noch nicht einmal merkwürdig, als sie stolperte, und er ihr, nicht im mindesten grob trotz der Eile, die er an den Tag legte, aufhalf und sie fragte, ob sie sich verletzt habe.

Leise stotterte sie: "Alles in Ordnung... Sir." Gleichzeitig hatte sie das verrückte Verlangen zu kichern - hier stand sie, und ein Death Eater fragte sie, ob sie sich weh getan hatte...

Er betrachtete sie kurz und sie glaubte beinahe erkennen zu können, dass er die Stirn runzelte - trotz der Maske, die die gesamte obere Hälfte seines Gesichts verdeckte.

"Komm weiter, wir haben keine Zeit zu verlieren." Der Zauberstab war wieder auf sie gerichtet, und sie beeilte sich seiner Aufforderung nachzukommen.

Was hatte der Mann mit ihr vor?

Nicht dieser *Mann*.

Dieser Death Eater!

Sollte sie etwa als Geisel genommen werden, um den Orden dazu zu zwingen, Harry Potter gegen sie auszulösen?

Sie stockte - und fasste einen Entschluss.

Nein.

Nein, dass würde nicht geschehen.

Sie würde nicht diejenige sein, die Harry den Tod brachte.

Und ihren gesamten Gryffindor-Mut aufbringend, blieb sie wie angewachsen stehen.

"Was ist... Wir haben wenig Zeit! Sie sind beinahe hier!" Der Mann klang ungeduldig, doch dass, was er sagte, machte wenig Sinn für sie, und es kümmerte sie auch nicht.

Sie schluckte und sagte dann, so laut und fest, wie sie konnte: "Es wird nicht funktionieren - V... V.... " sie konnte nicht verhindern, dass sie beim Namen des Dunklen Lords ins Stocken kam, doch zwang sich wütend, weiterzusprechen - sie würde Harry keine Schande machen! , "Voldemort wird Harry nicht bekommen, auch wenn Sie mich als Geisel nehmen!"

Da. Sie hatte es gesagt.

Die Augen schließend, erwartete sie den tödlichen Fluch.

Doch er kam nicht - sondern die fast zaghafte, ihr so bekannt vorkommende Stimme des Death Eaters, die leise sagte: "Harry kann jetzt niemand mehr helfen. Aber ich kann... und will... verhindern, dass du in ihre - in Seine Hände fällst, Annie-child. Das bin ich euch allen schuldig - zumindest einen von euch werde ich retten."

Sie zuckte zusammen.

Wer war dieser Mann???

'Annie-child' - so hatte sie Percy immer genannt, bevor sie nach Hogwarts gekommen war, und ihn gebeten hatte, dies nicht mehr zu tun.

Woher kannte dieser Death Eater bloß den Kosenamen, den ihr Percy gegeben hatte, als sie kaum älter als 2 Jahre gewesen war?

"Wer... wer sind Sie?!" ihre Stimme zitterte.

Er schluckte und antwortete dann zögerlich: "Jemand, der Harry Potter mehr als nur einen Gefallen schuldet... Und der seiner Familie- und Deiner, Annie-child - einmal sehr nahe stand..."

Wut stieg in ihr auf. Heiße, beißende Wut, die nun überkochte: "Nennen Sie mich nicht so! Sie haben kein Recht darauf! Und - was immer Sie auch sagen - Sie sind ein Death Eater!"

Er nickte und sagte in unbestreitbar traurigem und resigniertem Tonfall: "Ja, Ginny, ich kann und werde das nicht bestreiten. Doch - nicht immer ist alles so einfach, wie es scheinen mag."

Ein lauter Knall und das verzweifelte Schreien mehrerer Menschen unterbrach ihn und er packte sie hastig am Ellenbogen und zog sie weiter den Gang hinunter, an dessen Ende ein Boot angebunden war, das auf einem unterirdischen Fluss zu schwimmen schien.

Während er sie hinter sich her zog, sagte er keuchend: "Bitte, Ginny... Glaube mir, vertraue mir nur ein einziges Mal. Ich werde dich gehen lassen - Dir wird nichts geschehen - aber bitte komme erstmal mit. Es ist die einzige Möglichkeit, die uns noch bleibt..."

Und, merkwürdigerweise, unerklärlicherweise, hatte so viel Ernst und Wahrhaftigkeit in diesen Worten gelegen, dass sie ihm einfach Vertrauen schenken musste.

Sie war in das Boot gestiegen und es hatte sie beide einen weiten Weg durch die Dunkelheit ins Freie befördert, während über ihnen verzweifelte Schreie und johlendes Gelächter zu hören waren.

Es war alptraumhaft, und sie hatte eine schwere Zeit damit, sich daran zu erinnern, dass dies alles *Wirklichkeit* war - sie saß buchstäblich mit einem Death Eater in einem Boot.

Vollkommen ausgeliefert und alleine - sogar ihr Zauberstab war in der Eile, mit der sie den Geheimgang hinuntergestürzt waren, verlorengegangen..

Und sie war sich gleichzeitig vollkommen sicher, dass dieser Mann ihr nichts tun würde.

Und das machte ihr am meisten Angst - dass sie scheinbar den Verstand verloren hatte...

Flashback Ende ***

Gegenwart - Pettygrew Manor - Ginny PoV

Ginny seufzte. Das war so lange her. Alles war so anders, heute...

Peter hatte sie gerade noch rechtzeitig aus Hogwarts herausgeholt, bevor die übrigen Death Eater gekommen waren.

Death Eater des Äußeren Kreises, die liebend gerne die Tochter eines der führenden Mitglieder des Ordens in die Hände bekommen hätten.

Peter befand sich zum Glück in der Hierarchie ganz oben, und hatte seine schützende Hand über sie halten können - doch auch er hätte in den Wirren der 'Siegesfeier' der Death Eater des Äußeren in Hogwarts nicht verhindern können, dass ihr Schlimmes angetan wurde.

Die Death Eater des Inneren Kreises um Voldemort hatten zumindest eine, wenn auch, wie sich Peter auszudrücken pflegte 'verkorkste', Vorstellung von Anstand und Moral, und hätten niemals Hand an eine reinblütige Hexe gelegt, selbst wenn sie Weasley hieß und nicht zur Aristokratie gehörte.

Es hatte viele gerümpfte Nasen gegeben, als Peter sie als sein 'Mündel' vorgestellt hatte.

Und in gewisser Hinsicht war sie das auch - er war, nach dem Verlust ihrer Eltern, das nächste, was sie an einer Familie hatte.

Bill und Charlie, die ebenfalls Mitglieder des Ordens gewesen waren, waren mit ihren Eltern zusammen umgekommen, von Percy, Fred und George hatte sie nichts mehr gehört, und die Chancen standen sehr schlecht, dass sie überlebt hatten - sie waren einfach zu bekannt als Kinder von Mitgliedern des Ordens des Phoenix - und heute reichte eigentlich schon das aus, um Freiwild zu sein.

Ron war, soviel wusste Ginny, noch immer in Hogwarts, und sie zitterte immer um seine Sicherheit - und träumte von einem Wiedersehen.

Doch Peter weigerte sich strikt, sie mitzunehmen.

Er schien eine Heidenangst vor Severus Snape zu haben - etwas, das Ginny zwar nur zu gut nachvollziehen konnte, nachdem sie den Zaubertränkemeister jahrelang als ihren meistgefürchteten Lehrer ertragen hatte, doch was sie auch wunderte.

Denn alles, was Ginny wusste, war, dass Snape ein Death Eater war und in der Hierarchie des Inneren Kreises noch über Peter stand - so etwas wie ein 'Freund' Voldemorts war.

Doch nichts erklärte Peters Unfähigkeit, Snapes Namen auch nur *auszusprechen*, ohne in Schweiß auszubrechen - oder die Tatsache, dass er nach jedem Kontakt mit diesem noch verstörter wiederkehrte als wenn er mit dem Dunklen Lord höchstpersönlich zu tun hatte.

Sie hatte schon lange keine Angst mehr vor Peter Pettygrew, und hatte es einmal gewagt, ihn zu fragen, was an Snape denn so besonders beängstigend war, was ihn so um so viel fürchterlicher machte als Voldemort höchstpersönlich - doch Peter hatte sie nur angesehen und gesagt: "Bete, dass Du es niemals herausfindest, Kleines. Bete."

Und es hatte sie noch verwirrter als zuvor zurückgelassen - und noch mehr um Ron bangen lassen.

Und noch etwas verwirrte sie unbeschreiblich: Sie wusste, Peter Pettygrew war ein guter Mensch.

Wie also war es dazu gekommen, dass er seine Freunde und alles, woran er geglaubt hatte, verraten hatte, um sich einer Gruppe von Schwarzmagiern anzuschließen, vor denen er auch jetzt noch, trotz seiner gesichterten Stellung in ihren Reihen, eine Todesangst zu haben schien?

Er hatte ihr das niemals wirklich erklärt.

Hatte ihr nur gesagt, was er getan hatte - nicht aber, was dazu geführt hatte.

Und es passte einfach nicht. Er mochte zwar, zumindest manchmal, ein Feigling sein, und ein potentieller Mitläufer, doch Peter Pettygrew konnte Recht von Unrecht unterscheiden und hatte Prinzipien.

Eines Tages, so hoffte Ginny, würde sie erfahren, wie dieser Zauberer des Lichts auf den Pfad der Dunkelheit geraten war.

Auf seinem Manor lebten viele Menschen, die ihr Leben nur seiner Gutmütigkeit verdankten.

Muggel und Muggelgeborene, die er aus den Klauen anderer Death Eater befreit hatte genauso wie Nachkömmlinge aus Zaubererfamilien, die dem Pfad der Dunkelheit nicht folgen wollten, obwohl ihnen das von ihren Eltern abverlangt worden war.

Auf Pettygrew Manor brauchte niemand Angst davor haben, zum Töten gezwungen zu werden, oder getötet zu werden.

Es war wie eine Enklave, eine Insel in einem Meer von Death Eatern - und befand sich im Besitz eines der oberen Death Eater.

Peter Pettygrew war sich bewusst, dass er ständig unter Beobachtung des Dunklen Lords befand - und dass dieser ihn belächelte ob seiner 'Schwäche'.

Doch solange er belächelt und verspottet wurde, war alles in Ordnung.

Schließlich hatte jeder Monarch seinen Hofnarren - und dieser hatte die berühmte 'Narrenfreiheit'.

Solange er also nicht offen gegen den Dunklen Lord wetterte, befand er sich nicht in Gefahr.

Er musste es nur erlauben, verlacht und verspottet, nicht ernst genommen zu werden, und er konnte so viele Menschen 'retten' wie er wollte.

Solange er nur unbedingten Gehorsam zeigte in Angelegenheiten, die dem Dunklen Lord besonders wichtig waren.

Solange er nicht zögerte, zu töten und zu foltern, wenn dieser ihm dies ausdrücklich befahl.

Und für jedes Gesicht, das mit leblosen Augen zu ihm aufblickte, schwor er sich wieder, zu retten, wem er noch helfen konnte.

Er vergaß keines dieser Gesichter.

Nachts zogen seine Opfer an ihm vorbei - Kindergesichter, alte, junge, Frauen, Männer... keines konnte er jemals wieder vergessen.

Keines WOLLTE er jemals vergessen.

Dies war die einzige Sühne, die er leisten konnte - dies, und die Rettung derjenigen, die noch zu retten waren.

Es war einer der Muggels, die auf Pettygrew Manor lebten, die Ginny dies begreiflich gemacht hatten, besser als Peter selbst es jemals vermocht hatten....

***

Flashback

Sie konnte es beinahe nicht glauben.

Dort stand jemand in Jeans und T-Shirt, hatte ein Pferd am Zügel und - war eindeutig ein Muggel.

Der Muggel verneigte sich tief vor ihnen, als sie aus der Kutsche stiegen, die sie am Ufer des Sees aufgenommen hatte und die sie dann auf direktem Wege hierher gebracht hatte.

Geduckt und ängstlich stand der Mann in Muggelkleidung da - die Unterwürfigkeit in Person.

Und doch - Ginny konnte es nicht glauben - ein Muggel auf dem Gut eines Death Eaters!

Dieser entledigte sich gerade seiner Maske und des schweren Mantels, um es einem eilig herbeigeeilten Jungen zu übergeben, der sich tief vor ihm verneigte und, keine Spur ängstlich, fragte: "Seid Ihr verletzt, Herr?"

Das ihr vollkommen unbekannte Gesicht des Death Eaters verzog sich, als habe er einen unangenehmen Geschmack im Mund: "Jonathan, Michael ... dieses Mädchen ist zwar ein Reinblut - doch keine von 'Uns'. Keine Notwendigkeit für solche Förmlichkeiten vor ihr... - Und nein - glücklicherweise habe ich keine Bekanntschaft mit der 'Liebenswürdigkeit' meiner *Freunde* gemacht - ich bin nicht verletzt."

Sofort war die unterwürfige Haltung des Muggels - und auch des Jungen vor ihnen - verschwunden und der Mann mit dem Pferd lächelte die Ankömmlinge breit an, während der Junge freundlich sagte: "Ich bin erleichtert, Peter... Das letzte Mal sahst Du ja schrecklich aus..."

Woraufhin der hinter ihm stehende Mann ihm liebevoll durch die Haare wuschelte und sagte: "Oh, mal wieder sehr liebenswürdig, Jonathan?", bevor er ihm die Zügel des Tieres in die Hand drückte und hinzufügte: "Sharif müsste mal wieder ein bisschen gründlicher geputzt werden. Er wälzt sich immer an den Stellen der Koppel, wo es sich besonders *lohnt*."

Mit einem weinerlich, gespielt verzweifelten Gesichtsausdruck in ihre Richtung machte sich der Junge - 'Jonathan', erinnerte sich Ginny - auf den Weg dorthin, wo wohl die Ställe sein mussten. Sie konnte nicht anders - sie musste einfach lachen.

Was die Aufmerksamkeit des 'Muggels' auf sie zog, der sie nun ihrerseits mit einem freundlichen Lächeln bedachte, während er zu dem Mann, den sie sich schon jetzt nur noch schwer als 'Death Eater' vorstellen konnte, sagte: "Aber er hat Recht. Ich bin auch sehr froh, dass Du es geschafft hast, diesmal weniger mit Flüchen... bedacht... zu werden... als sonst..., Pete."

Und dann lagen sich die beiden Männer in den Armen und küssten sich. Kein *harmloser* Kuss auf die Wange, nein, ein richtiger Zungenkuss.

Ginny konnte es nicht glauben.

Dort küssten sich zwei Männer. Das alleine reichte noch nicht so ganz, um sie zu schocken - immerhin war Bill ebenfalls homosexuell gewesen...

Und außerdem war sie in der Zauberwelt aufgewachsen - und, so rückständig diese in Hinsicht auf andere Entwicklungen war - in dieser war Bisexualität nicht nur toleriert, sondern es wurde allgemein als normal angesehen.

Kaum jemand, der in der Zauberwelt aufwuchs, beschränkte sich bei der Partnersuche auf das andere Geschlecht.

Aber dass hier...

Der eine von ihnen war ein Death Eater.

Der andere ein Muggel.

Oder etwa doch nicht? - Aber er *musste* ein Muggel sein.

Ginny war einer der wenigen, die auch schwache magische Auren lesen konnte, sie *sehen * konnte - und dieser Mann hier hatte kein bisschen magische Energie in sich. Nicht einmal die wage, nebelhafte Aura die von manchen Squibs ausging...

Und der Kuss war nicht vom Death Eater ausgegangen - war auch kein brutaler, überfallartiger 'Angriff' auf den Muggel, kein Verlangen von Unterordnung, von Gehorsam...

Nein, wenn überhaupt, so war die 'Aggression' von 'Michael' ausgegangen...

Und die Art und Weise, wie sich die beiden in den Armen lagen und streichelten... So zärtlich...

Dies war die Umarmung eines Paares, das sich liebte, da war sich Ginny, trotz ihrer bescheidenen Erfahrung in diesen Dingen, ganz sicher.

Ein leises Lachen riss sie aus ihren Gedanken und sie wurde feuerrot, als sie erkannte, dass sie die beiden angestarrt hatte, und dass das Lachen von 'Michael' kam.

"Mach besser Deinen Mund zu, sonst fliegt dir noch was rein, Kleines..." Der Death Eater lächelte sie schwach an, wurde aber dann gleich wieder ernst: "Vielleicht... Es wäre mir lieb, wenn Du Dir von Michael erklären ließest, was das alles hier zu bedeuten hat. Ich... ich stehe dir dann nachher wieder zur Verfügung." Und zu seinem - Liebhaber?/Dienstboten?- gerichtet sagte er bedeutungsvoll: "Das hier ist das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe, Michael. Sie muss verstehen lernen, das ihr keine Gefahr von mir droht."

Bevor sie etwas erwidern konnten, hatte er appariert.

Und Michael stand mit leeren Armen da.

"Shit, ich HASSE es, wenn er das macht!"

Ginny grinste unwillkürlich. Dieser Michael gefiel ihr jetzt schon..

"Hättest Du Lust, mit zur Stutenkoppel zu kommen? Wir haben ein paar dort, die ein paar noch ziemlich kleine Fohlen haben - und ich sehe gerne öfter mal nach ihnen."

Sie nickte widerstrebend. Natürlich - auch wenn sie erst mal gerne ein paar Antworten gehabt hätte auf die Fragen, die ihr auf der Zunge brannten.

Zunächst jedoch hatte ihr Michael die Stuten gezeigt - und sie hatte sich ihm endlich vorgestellt, etwas, was 'Pete', wie ihn Michael nannte, vergessen hatte.

Dann hatte er sie auf einmal ernst angesehen und gefragt: "Pete sagte, du hast ein paar Fragen?"

Und sie hatte ihn erst einmal ausgefragt - und er hatte ihr bestätigt, das ja, er war ein Muggel - und ja, er war Geliebter des Herrn dieses Anwesens - des Death Eaters Peter Pettygrew.

Ihre Augen waren groß geworden wie Untertassen, als sie diesen Namen gehört hatte.

Peter Pettygrew?! Der war doch tot! Soviel zumindest stand in den Geschichtsbüchern. Doch auch Sirius Black stand darin - als sein Mörder...

Und langsam, geduldig, hatte Michael ihr auseinandergesetzt, wie sein Geliebter alles verriet, woran er glaubte - und wie sehr er jeden Tag seines Lebens dafür kämpfte, es wieder gut machen zu können.

Ginny stand fast unter Schock.

Sie hatte schon längere Zeit gewusst, dass Sirius Black unschuldig war (als Tochter von Mitgliedern des Ordens hatte sie nicht umhin, Dinge mitzuhören), dass er nicht der Verbrecher war, für den ihn die übrige Zauberwelt hielt - doch die genaueren Umstände und wer nun eigentlich für den schändlichen Verrat verantwortlich war, waren ihr bisher verborgen geblieben.

Sie sah Michael an und flüsterte, total vor den Kopf geschlagen: "Wie können Sie es dann ertragen... Sie sind doch ein Muggel... Wie können Sie *ihn* dann noch lieben...?"

Michael sah sie nur traurig an: "Mein Kleines, es ist nicht alles so schwarzweiß. Pete ist kein schlechter Mensch und er ... war nicht ganz er selbst, als er dies alles tat. Alles, was Du wissen musst, ist, dass er nicht aus freiem Willen handelte."

Ginny schüttelte den Kopf und sah ihn ungläubig an: "Imperius? Ich meine - wurde er unter dem Imperius dazu gezwungen? - Aber dann... er hat doch so lange gegen seine Freunde gearbeitet, sie verraten und in ihren Tod geführt!"

Ihre Stimme war laut und scharf geworden..

Der Mann, über den sie sprachen war die Ursache für den tiefen seelischen Schmerz, für die Schatten in Harrys ansonsten wunderschöner, warmer Aura - auf seiner Seele... Nicht sein Name, nicht sein Ruhm - nein, es war seine unglaubliche Aura und seine mitfühlende, verständnisvolle Art gewesen, in die sie sich verliebt hatte.

Und nach ihrer 'Bekanntschaft' mit dem 16jährigen Selbst des Dunklen Lords, konnte sie selber sehen, wie es war, mit solchen Flecken auf der Seele herumzulaufen.

Und sie konnte den Schmerz, der manchmal in Harrys Augen schien, verstehen wie wohl niemand anders seiner Freunde, genau, wie auch er verstehen konnte, dass sie manchmal von den Geistern der Vergangenheit übermannt, keinen Ton mehr herausbringen konnte und sich verkriechen wollte.

Sie hatten eine behutsame Freundschaft entwickelt, eine, die ohne viele Worte auskam und die eigentlich nur auf verständnisvollen Blicken und aufmunternden Lächeln bestand. Harry zeigte sein verstehen indem er Ron von ihrem Verhalten ablenkte, wenn sie einen dieser Tage hatte, an denen sie sich daran erinnerte, dass es ihr 'Freund' Tom gewesen war, der sie da beinahe getötet hatte.

Und es war klar für Ginny, dass sie, was sie da hatten, niemals riskieren würde, indem sie ihm eröffnete, was sie wirklich für ihn fühlte, wie tief ihre Gefühle für ihn gingen.

Doch sie wurde unterbrochen, als Michael sie ansah und sagte sanft: "Es war nicht Imperius, Ginny. Es war etwas bedeutend grauenhafteres - Du musst mir glauben, Pete war nicht er selber, als er alle diese Dinge tat... Er ist nicht verantwortlicher für seine Taten während dieser Zeit als jemand, der unter einer Art dauerhaftem Imperius gestanden hat."

Sie fröstelte auf einmal. Das kam ihr so bekannt vor...

Nicht mehr kontrollieren können, was man tat.

Schreckliche Taten begehen und nichts dagegen tun können.

Ein Werkzeug des Teufels sein.

Ausgenutzt.

Sie schloß die Augen. Die Schuldgefühle hatten sie beinahe erschlagen, nachdem sie von Harry aus der Kammer des Schreckens gerettet worden war.

Sie hatte das alles gemacht, und verstand es selber nicht. Würde es nie verstehen. Warum hatte sie nicht auf den Rat ihres Vaters gehört - 'traue keinem Ding, solange Du nicht sehen kannst, wo es sein Gehirn hat...' Dieser Satz hatte sie verfolgt... Er verfolgte sie immer noch.

Auf einmal lag eine Hand auf ihrer Schulter und sie zuckte zusammen und riss ihre Augen wieder auf. Michael stand vor ihr und fragte besorgt: "Alles in Ordnung, Ginny? Du siehst aus, als hättest Du ein Gespenst gesehen."

Bevor sie es verhindern konnte, begann sie hysterisch zu kichern.

Ein Gespenst. Oh ja, sie hatte das Gespenst eines Mannes gesehen, der seit 15 Jahren tot war.

Dann begann sie zu schluchzen. Sie hatte genug von Geistern der Vergangenheit.

Michael sah das vor ihm stehende Mädchen nachdenklich an. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sicher, es war klar, dass sie ängstlich und wütend war - immerhin hatte sie ein Death Eater entführt - und die Situation musste ihr wirklich surreal erscheinen.

Pete hatte ihm nur gesagt, dass er ein Mädchen aus Hogwarts befreien würde, bevor die Death Eater des Äußeren Kreises eintrafen - und ihn gebeten, ihr nachher zu erklären, wer er war und dass sie in Sicherheit war.

Doch es schien so, als habe er, ohne es zu wollen, einen Trigger berührt, einen wunden Punkt, als er ihr, so vorsichtig wie er konnte, zu erklären versuche, dass Pete niemals wirklich eine Wahl gehabt hatte - ohne ihr mehr zu erzählen, als sie unbedingt wissen musste.

Pete war noch lange nicht so weit, offen über die Gehirnwäsche zu sprechen, die er erlitten hatte, und er hatte auch ihm niemals mehr erzählt als dass er ein Jahr lang in den Händen des Erben des Dunklen Lords verbracht hatte, ohne einen einzigen Schritt ohne Beobachter tun zu können.

Das sein Selbstwertgefühl und seine Würde von diesem vollkommen zerstört worden waren, musste er ihm nicht erzählen - dass war Michael auch so mit der Zeit klar geworden..

Er hatte nicht erfahren, wie Pete es geschafft hatte, sich zumindest einigermaßen von seiner traumatischen Erfahrung zu erholen - er hoffte, dieser würde ihm das irgendwann erzählen.

Doch ein paar Dinge waren auffällig - es gab Tage, an denen sich der Death Eater vollkommen zurückzog, und er schlief beinahe niemals ruhig durch...

Und an manchen Tagen war er auf einmal nicht mehr fähig die simpelsten Entscheidungen zu treffen und verhielt sich hilflos wie ein Kleinkind, selbst wenn es nur um die Auswahl eines Kleidungsstück ging - dann war Michael gefragt.

So manches Mal schon hatte Pete im Schlaf gesprochen, und ihn mit noch im Schlaf geöffneten Augen flehend angesehen und eine Person um Vergebung gebeten, die nicht anwesend war.

Doch die herzzerreissenden Träume waren die, in denen er mit seinem 'Herrn' sprach.

Ihn anflehte, ihn nicht dazu zu zwingen, seinen Freunden weh zu tun.

Erbarmen zu haben mit ihm.

Die Gefühle, die Michaels Geliebter in diesen Augenblicken zeigte, waren erschreckend, denn sie zeigten dessen seelische Abhängigkeit, die *Liebe*, die dieser immer noch zu dem gefürchteten Tränkemeister in sich trug, genauso wie seine panische Angst vor Zurückweisung.

Michael schauderte, wenn er sich vorstellte, was man mit diesem Mann gemacht haben musste, um ihn so zu traumatisieren.

Und alles, was er tun konnte, war seinen Geliebten in den Arm zu nehmen und ihm zu versichern, dass es vorbei war.

Selbst wenn er sich dessen nicht sicher sein konnte.

Denn Pete war noch immer ein Death Eater, war noch immer gezwungen, seinem Peiniger gegenüberzutreten und nach seinen Wünschen zu handeln - auch wenn er sich mittlerweile teilweise von den Symptomen seiner Gehirnwäsche befreit hatte.

Doch jetzt musste er sich erstmal um dieses völlig verstörte Mädchen vor sich kümmern.

Er zog das nicht widerstrebende Mädchen in eine sanfte Umarmung und sagte nur immer wieder: "Du bist hier sicher, habe keine Angst. Keine Angst, hier tut Dir niemand etwas."

Sie hörte ihn sprechen.

Konnte sie ihm vertrauen?

Die Geschichte, die er erzählt hatte, hörte sich sehr unrealistisch an..

Und doch - irgendwie hatte sie von Anfang an gespürt, dass dieser 'Death Eater', der sie da entführt hatte, nichts Böses im Schilde fühlte, so irrational dieses Gefühl auch gewesen sein mochte.

Und irgendwie wollte sie es glauben.

Denn sie hatte ja selber erlebt, wie es war, fremdbestimmt zu handeln, die Selbstkontrolle zu verlieren.

Ginny hatte sich langsam beruhigt und löste sich aus der Umarmung um Michael noch einmal prüfend anzusehen, bevor sie vorsichtig lächelte und sagte: "Ich glaube Dir."

Flashback Ende

Gryffindor-Gemeinschaftsraum

Abends

Es war spät und der Gemeinschaftsraum war leer bis auf ein paar Erstklässler, die Zauberschach spielten, bis Ron sie in ihren Schlafraum schickte.

Er war in diesem Jahr zum Präfekten ernannt worden, daran hatte auch der Sieg der Dunklen Zauberer nichts geändert und so hatte er jede Autorität, sie ins Bett zu schicken.

Danach setzte er sich seufzend neben Seamus. Dieser betrachtete seinen Freund besorgt. Die Szene, die Hermione Ron gemacht habe, war genauso gekommen, wie sie es beide befürchtet haben - oder vielleicht noch eine Spur heftiger.

Die Klaustrophobie, an der Hermione litt, hatte sich in ihrer vollen Ausprägung gezeigt, als sie mit sich überschlagender Stimme darauf bestehen wollte, von Ron mit in den Gemeinschaftsraum genommen zu werden - wenigstens für eine kleine Weile.

Aber das kam nicht in Frage - es war jedesmal ein Drama, sie wieder in den Schlafraum zu bringen, und sie mussten sich noch absprechen über ihre Vorgehensweise heute nacht - ohne von ihr gehört zu werden - und ohne eine Stunde damit zuzubringen, sie wieder einzusperren.

Es hätte ohnehin nur geheißen, die gefürchtete Szene aufzuschieben, denn egal wie lange Ron Hermione mitnahm - sie würde sich immer mit heißen Tränen wehren, wieder eingeschlossen zu werden.

Ron war, genau wie Seamus es befürchtet hatte, in seiner Verzweiflung noch autoritärer aufgetreten als normalerweise in solchen Situationen - und hatte beinahe die Nerven verloren.

Zunächst hatte Dean, der spürte, dass sich etwas Unschönes anbahnte, versucht, Hermione zu beruhigen, und leise gesagt, dass Ron und Seamus schon ihre Gründe hatten und sie niemals nur aus trivialen Gründen nicht mitnehmen würden...

Doch es hatte keinen Sinn - sie war wütend, und ihr gesamtes Temperament und ihre Verzweiflung zeigte sich in ihren unfairen Anschuldigungen: "Du bist doch sowieso nur ein devoter Schwächling, Dean... Du würdest doch auch vom Astronomieturm springen, wenn Dir Seamus das befiehlt. - Und Du genießt das doch, Ron. Du genießt es, mich so einzusperren, mir zu befehlen, nicht wahr! Sonst würdest mir wenigstens sagen, warum Du mich nicht mitnimmst!"

Seamus sah, wie Dean bei ihren verletzenden Worten zusammenzuckte und schloss kurz die Augen.

Oh Merlin, was war nur aus ihnen geworden.

Er hatte ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass er in diesem Augenblick am liebsten selber von eben jenem Turm gesprungen wäre...

Bis er die Augen wieder öffnete und sah, dass Dean ihm beruhigend zulächelte. Seamus entspannte sich wieder etwas.

Dean verstand. Dean verstand immer alles - ...

Oh Merlin, wie er Dean in diesem Augenblick liebte...

Manchmal glaubte Seamus, dass Dean derjenige unter ihnen war, der sie alle zusammenhielt - der verhinderte, dass sie alle einfach aufgaben.

Zum Schluss war auch Ron wütend geworden, und Seamus, der Böses ahnte, hatte ihn warnend am Arm gegriffen, als sich dieser drohend vor Hermione aufgebaut hatte.

Die Berührung schien Ron ein bisschen zu beruhigen und er nickte Seamus dankbar zu, bevor er Hermione scharf ansah und mit mühsam beherrschter und einer unzweifelhaft strenger Stimme sagte, die eindeutig sagte, dass jetzt Schluss mit dem Theater war: "Es ist, wie Dean schon sagte - Seamus und ich haben unsere Gründe und es tut mir leid, sie dir nicht mitteilen zu können - aber du wirst das jetzt erstmal akzeptieren müssen, Hermione, oder ich bin gezwungen, dich mit einem Beruhigungszauber zu belegen...."

Und damit hatte er sich umgedreht, hatte mit einem schnellen Zauberspruch die Sperren aufgehoben, die auf der Tür lagen und hatte das Dormitorium beinahe fluchtartig verlassen ohne sich noch einmal umzudrehen.

Seamus hatte Dean auffordernd angesehen und dieser hatte ihm zugenickt, die nun schluchzende Hermione behutsam in seine Arme geschlossen.

Er würde sich um sie kümmern - auch wenn er selbst nicht ganz so verstand, warum Seamus und Ron so darauf bestanden, dass sie nicht mitkamen - oder ihnen auch nur eine Erklärung dafür zu geben.

Denn auch wenn Dean nicht so sehr litt - die Klaustrophobie hatte ihn nicht ganz so sehr in ihren Klauen wie seine Leidensgenossin - so freute er sich doch immer über eine Gelegenheit, mehr zu sehen als die vier Wände des Dormitoriums.

Eine furchtbare Situation war das gewesen, für sie alle, und Seamus war sich bewusst, dass der Gedanke, dass er Hermione so furchtbar weh tun musste, um sie zu schützen, Ron schier zerfraß.

Und jetzt saß der Rotschopf zusammengesunken in einem der Sessel vor dem Kamin und drehte ein Glass Butterbier in seinen Händen, sein Gesicht wieder einmal eine schmerzerfüllte Grimasse.

"Ron..., Dir ist bewusst, dass nicht du an dieser ganzen Situation Schuld bist, oder?"

Seamus vorsichtiger Frage begegnete Ron mit einem Blick, der deutlich aussagte, dass der jüngste Weasleybruder sich in diesem Punkt eben nicht mehr so sicher war. Das er sich selber verantwortlich machte für diesen ganzen Schlamassel.

Dann flüsterte er mit so rauher Stimme, dass er kaum zu verstehen war: "Seamus... ich... ich..."

Seamus runzelte die Stirn, er hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl - wie eine dunkle Vorahnung: "Ja, Ron?"

Ron holte einmal tief, schaudernd, Luft und sah ihn dann fest, prüfend, an, wie um festzustellen, welchen Effekt seine nächsten Worte auf seinen Freund hatten: "Ich schlafe mit ihr, Seamus. Sie hat sich nie gewehrt - aber... ich weiß, wäre sie nicht auf mich angewiesen, würde sie das nicht tun. Ich missbrauche sie."

Seamus musste sich ein erschrockenes Keuchen verkneifen, nahm sich dann aber schnell zusammen.

Das war doch lächerlich. Jeder sah, wie liebevoll Ron und Hermione mitteinander umgingen - und es war doch eindeutig zu erkennen, dass Hermione keine Scheu im Umgang mit Ron hatte...

Sie hatte keinerlei Angst vor ihm, egal wie autoritär er wurde, sie nahm ihn spontan in den Arm, ohne dazu aufgefordert worden zu sein - und die beiden schliefen jede Nacht eng umschlungen, und Seamus hatte mehr als einmal gesehen, wie sie sich im Halbschlaf an ihren Freund gekuschelt hatte, ganz deutlich seine Nähe suchend.

Was auch immer das Verhältnis zwischen den beiden vom Goldenen Trio ausmachte - es war garantiert nicht das zwischen Missbrauchsopfer und -täter.

Vorsichtig sagte er: "Ron, Hermione hat Dich auf jeden Fall sehr, sehr gerne, und dass Du sie liebst, sieht auch ein Blinder... Es ist nicht alles so schwarz-weiß, wie Du es scheinbar glaubst... Hast Du nach dem Ausbruch von eben denn etwa noch Zweifel, dass sie sich mit Händen und Füßen wehren würde, wenn sie wirklich nicht mit Dir schlafen wollte?"

Der beinahe herausfordernde Ausdruck verschwand aus Rons Miene und er sah wieder auf sein Glas um niedergeschlagen zu murmeln: "Ich weiß es ehrlich nicht, Seamus... Sie ist so - schwach - und zerbrechlich geworden, dass ich ehrlich nicht mehr weiß, ob sie es wagen würde, mir auch nur geringe Ablehnung zu zeigen..."

Darauf wusste Seamus erst einmal nichts zu entgegnen. Denn es stimmte - Hermione war sehr fragil geworden.

Das Lernen war ihr Leben gewesen und er konnte es sich nicht im Entferntesten vorstellen, was diese Versklavung für sie bedeuten musste.

Im Gegensatz zu Dean war sie nie auch nur im Geringsten unterwürfig gewesen - er und die anderen Jungs hatten sie manchmal im Spaß eine zukünftige Emily Pankhurst genannt.

Wie war es für so jemanden, in eine Rolle gedrängt zu werden, in der sie sich so vollständig unterordnen musste - selbst wenn es unter jemanden war, dem man eigentlich vertraute?

Dieser Gedanke ließ ihn schaudern.

Hermione so gefangenzuhalten war, als sperrte man ein wildes Tier in einen einen Meter großen Käfig... Und egal, wie gut die Versorgung war - es blieb nun einmal ein, wenn auch gepolsterter und vergoldeter, Käfig.

Und Dean? Galt das dann nicht auch für seinen Partner?

Wenn Hermione ein wildes Tier war, so war Dean im Vergleich eine domestiziertes Haustier, dass sich nicht so sehr an seinen Grenzen rieb, sondern sich in ihrer Sicherheit wohlfühlte...

Seamus hielt, erschrocken über seine eigenen Gedankengänge, den Atem an.

Wann hatte er nur begonnen, so etwas zu denken?!

Die beiden mit Tieren zu vergleichen!

Egal, wie positiv er dies gemeint hatte - es war definitiv *nicht* nicht in Ordnung, so von menschlichen Wesen - seinem Geliebten und einer langjährigen guten Freundin - zu denken...

Und dann Hermiones klaustrophobischer Anfall heute abend, ihr Angriff auf Dean, und letztendlich ja auch ihn... So etwas hätte das einfühlsame Mädchen, dass Hermione Granger früher gewesen war, niemals gesagt.

Niemals wäre sie dermaßen... verletzend geworden.

Sie hatte wirklich verbal um sich geschlagen wie ein Tier in der Falle....

Schon wieder dieser Vergleich... Manchmal hatte Seamus ernsthaft Angst, den Verstand zu verlieren.

Doch er nahm sich zusammen.

Er musste jetzt stark sein.

Für Ron.

Für Dean.

Für Hermione - und letzten Endes war er froh darüber, eine Aufgabe zu haben.

Er räusperte sich und sagte vorsichtig: "Ron, dass sind ganz und gar müßige Gedanken. Du solltest Dich nicht in Selbstvorwürfen zerfleischen... Sie hätte sich gewehrt, wenn sie es nicht gewollt hätte. Ich bin überzeugt, dass ein Mädchen wie Hermione Granger so etwas nicht zulässt, nur weil sie einer Konfrontation aus dem Weg gehen will.

Das hat sich - egal wie schüchtern sie geworden ist - nicht geändert. Wenn sie wirklich etwas ablehnt, dann zeigt sie das auch deutlich, denn sie hat keine Angst vor Dir, Ron - ob sie nun offiziell Deine Mitschülerin oder Deine Sklavin ist."

Zum Glück starrte Ron immer noch wie hypnotisiert in die goldgelbe Flüssigkeit in seinem Glas und hatte nicht mitbekommen, wie lange Seamus gebraucht hatte, um zu antworten.

Als er aufsah, war seine Grimasse verschwunden und ein entschlossener Gesichtsausdruck lag auf seinem Gesicht: "Du hast Recht. Ich sollte ihr nicht zuwenig zutrauen..." Dann setzte er etwas zögernder hinzu: "Es tut mir leid, dass Dean und Du auch Euer Fett weggekriegt habt. - Sie... sie war einfach nicht ganz da, in diesem Augenblick. Sie hätte sowas sonst nie gesagt - und sie meint es garantiert nicht wirklich so - sie hat mir oft gesagt, wie froh sie über Deans Gesellschaft ist, und wie sehr sie auch Dich mag."

Seamus lächelte ihn warm an: "Ich weiß. Ist sowieso schon vergessen. - Und wir haben jetzt wirklich Wichtigeres zu besprechen."

Ron entgegnete mit einem tiefen Seufzer: "Das ist wohl wahr." Dann zog er seinen Zauberstab heraus: "Tempus." Mit einem Blick auf die in der Luft schwebenden Ziffern, die die Uhrzeit anzeigten, setzte er hinzu: "Es ist ja schon bald 11 Uhr.... Am Besten warten wir bis Mitternacht - dann ist wohl auch der letzte der Death Eater in seinen Gemächern und die einzigen, die noch auf den Gängen unterwegs sind, werden die Geister und die Wachen sein."

Seamus nickte. Er hatte, erklärlicherweise, ein sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend, aber auch er fühlte den starken Drang, endlich, endlich etwas für Harry zu tun.

Die Geister würden sie nicht verraten, sollten sie einem von ihnen begegnen. Sie waren die einzigen Wesen in Hogwarts, die keine wirkliche Angst vor den Death Eatern hatten. Sie gingen ihnen möglichst aus dem Weg - vor allem dem 'Direktor' Snape.

Selbst der Blutige Baron lehnte die Anhänger Voldemorts als 'primitive Kreaturen' ab und, wenn er sich auch dem Dunklen Lord selbst in gewisser Weise verbunden fühlte, so hatte er sich doch dafür entschieden, weder für noch gegen Voldemort zu arbeiten und sich aus allem rauszuhalten...

Ein weiteres Plus war, dass sie Harrys Tarnumhang hatten.

Seamus hatte den Umhang, bevor er Ron in den Gemeinschaftsraum gefolgt war, schnell von den in ihm versteckten Büchern befreit, diese unter Rons Bett geschoben um sie wenigstens, wenn auch unzulänglich, zu verstecken und ihn, eng zusammengeknüllt, so dass niemand, der ihnen begegnete ihn als Tarnumhang erkennen konnte, mitgenommen.

Glücklicherweise hatte Hermione sich in diesem Augenblick mit geschlossenen Augen, immer noch weinend, an Deans Schulter gelehnt, und der einzige, der Seamus Aktion gesehen hatte, war Dean gewesen, der ihn nur fragend ansah, aber nicht weiter fragte, als Seamus mit Bestimmtheit den Kopf schüttelte.

Sie konnten nur hoffen, dass Hermione, wie in letzter Zeit häufiger, früh schlafen ging, ohne noch zu lesen.

Sollte sie realisieren, dass der Umhang fehlte, würden sie und Dean einen schweren Abend vor sich haben.

Es reichte eigentlich schon, dass sich Dean jetzt Gedanken machte, was sie mit der Robe vorhatten. Der Arme musste eine wahnsinnige Angst haben, auch ohne sich um Hermione kümmern zu müssen.

Rons Stimme unterbrach Seamus Gedankengänge: "Seamus, wir sollten besprechen, wie es dann weitergehen soll..."

Seamus nickte dem Rotschopf zu und die beiden Jungen verbrachten die nächste Stunde damit, genau auszuarbeiten, woher sie gehen sollten um möglichst wenig Death Eatern über den Weg zu laufen - und wie sie sich in dem Falle verhalten sollten, dass einer ihren Weg kreuzte.

Circa eine Stunde später

Seamus und Ron hatten versucht, Zauberschach zu spielen um sich abzulenken, aber sie waren beide nicht bei der Sache und nach einer Partie gaben sie es auf und verbrachten den Rest der Zeit in von bösen Vorahnungen getränktem Schweigen.

Was sie vorhatten konnte man mit Fug und Recht als Russisches Roulette zu bezeichnen.

Wurden sie erwischt, waren sie auf jeden Fall geliefert - ob sie nun sofort hingerichtet würden, oder an einen 'gemäßigten' Death Eater gerieten, der sie 'nur' eben jenen furchtbaren Folterungen aussetzte, die, wie es die Gerüchte sagten, im Straftrakt angewendet wurden oder, im geringsten Fall, nur eingesperrt wurden.

Doch sowohl Ron als auch Seamus waren sich nicht mehr unsicher, ob sie es tun sollten - das stand außer Frage.

Niemand musste es aussprechen, doch beide dachten unabhängig voneinander das Gleiche: Harry Potter hätte es für sie getan.

Harry hätte niemals auch nur Ruhe gegeben, bis er wusste, wie es Ron - oder auch Seamus - ging, wo er war und was mit ihm geschehen war.

So wie er Ginny Weasley damals aus der Kammer des Schreckens gerettet hatte...

Ginny war verschwunden, als auch Harry verschwunden war - an dem Tag an dem der Orden zerstört worden war. Ron sprach niemals über seine kleine Schwester und Seamus konnte es ihm nicht verdenken.

Sie hatten es damals geschafft, Hermione unter Harrys Tarnumhang zu verstecken, doch einige der anderen Mädchen aus Gryffindor hatten nicht das gleiche Glück gehabt und waren den Death Eatern, die in Hogwarts eingefallen waren, in die Hände gefallen. Und Ginny hatten sie einfach nicht gefunden. Ron hatte verzweifelt nach ihr gesucht, in jeder Ecke des Schlosses, die er kannte und hatte dabei sehr viel riskiert - doch es hatte keinen Sinn gehabt - sie blieb verschwunden.

Eine Nacht lang hatten diese furchtbaren Vergewaltigungsorgien gedauert - niemand war auch nur eine Sekunde lang sicher gewesen vor den entfesselten Death Eatern, weder die reinblütigen Schülerinnen noch die Muggelgeborenen, und sie hatten vor keiner Jahrgangsstufe Halt gemacht - doch dann war Snape aus dem Nichts heraus aufgetaucht und hatte dem Ganzen ein Ende gesetzt; hatte Regeln aufgestellt und das neue System eingeführt, mit dem sie nun alle leben mussten.

Sie hatten damals alle angenommen, dass er noch bei Voldemort gewesen war, und jetzt erst zurückgekehrt war, aber langsam stieg in Seamus und Ron der Verdacht auf, dass er Harry an diesem Abend gefangen und in seine Quartiere tief unten in den Kerkern gebracht haben musste, wo sich niemals jemand hineinwagte und wo kein Laut hinein- oder hinausdringen konnte.



Wie durch ein Wunder hatten alle anderen Mädchen diese ‚Freudenfeiern' der Death Eater überlebt - einige schwer verletzt und alle traumatisiert - doch von Ginny hatten sie danach nie wieder eine Spur gesehen, so dass alle Gryffindors davon ausgingen, dass Rons Schwester das einzige Todesopfer dieser furchtbaren Nacht gewesen war.

Mit einem Seufzer stand Ron auf und sagte, nach einer kurzen Kontrolle der Uhrzeit: "Es ist jetzt schon 00:30. Also, eine idealere Uhrzeit für unser Vorhaben kommt nicht mehr. Seamus..?"

Dieser nickte und stand ebenfalls auf.

Als sie vor den Ausgang des Gemeinschaftsraum traten, hielt Ron Seamus kurz auf: "Warte, Seamus", er zögerte, "Ich möchte dir nur sagen, dass, egal was heute Nacht auch passieren mag, ich es dir niemals vergessen werde, was du hier für uns tust. Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen, Seamus. Ohne dich würde ich das alles nicht durchstehen..."

Seamus schüttelte lächelnd den Kopf und zog Ron dann in eine kurze Umarmung um ihn sofort wieder loszulassen: "Ron, es ist nur, was du auch für mich und Dean tun würdest. Freunde tun das füreinander, weißt du? Das ist selbstverständlich!"

Ron sah ihn einen Augenblick an und war zunächst versucht, den Kopf zu schütteln.

Es war nicht selbstverständlich, denn es hieß, sein Leben zu riskieren. Doch dann entschied er sich dagegen, denn für einen wahren Freund tat man auch das - da musste er Seamus zustimmen.

Sie legten sich den Umhang um und traten vorsichtig auf den halbdunklen Gang hinaus. Zum Glück gab es überall Fackeln, die die ganze Nacht hindurch anblieben - sonst hätte man in den langen Gängen schnell die Orientierung verloren, denn der schwarze Stein des Schlosses schien jedes von außen hereinfallende Mondlicht zu verschlucken.

Sie schlichen sich von Erker zu Erker, versteckten sich in Waschräumen und arbeiteten sich so langsam aber sicher in Richtigung der Kerker vor, erstaunlicherweise ohne auch nur einem einzigen Wächter oder auch nur einem einzigen Geist zu begegnen.

In den Kerkern angekommen schlichen sie sich in einen direkt neben dem Zaubertränkeklassenraum liegenden ungenutzten Klassenraum.

Beide fröstelten nun trotz der Umhänge die sie trugen und dem noch darüber liegenden Tarnumhang - es war immer relativ kalt hier unten, doch wenn die Feuer in den Kaminen der Klassenräume nicht an und die Fackeln nicht nicht entzündet waren, die normalerweise in den unteren Regionen des Schlosses neben ihrem flackernden Lichtschein auch für ein wenig Wärme sorgten war es wirklich eisig.

"Lumos" Rons Flüstern erschien Seamus in der ansonsten herrschenden Grabesstille wie das Brüllen eines Löwen und das plötzlich von Rons Zauberstab aufstrahlende kalte Licht blendete ihn einen Augenblick lang so, dass kurzzeitig den Eindruck hatte, der ganze Raum sei plötzlich gleißend hell. Er war froh, dass er gerade noch verhindern konnte das er erschrocken aufschrie.

"Geez, Ron... Hättest Du mich nicht warnen können? Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt!"

Ron murmelte nur: " ‚tschuldige... Aber diese... diese verflixte Dunkelheit."

Seamus nickte nur. Er konnte seinen Freund sehr gut verstehen, denn es war auch tagsüber schon beängstigend genug hier unten, auch ohne das Fehlen von Fackelschein auf dem schwarzen Felsen.

Nach ein paar Minuten, in denen die beiden erst einmal tief durchgeatmet hatten, warf Ron Seamus einen fragenden Blick zu: " Weiter?"

Seamus nickte nur. Je weniger sie jetzt sprachen, desto besser - desto geringer das Risiko auf Entdeckung.

Ron öffnete vorsichtig die Tür und lugte hinaus um nachzusehen ob die Luft rein war., und zog Seamus dann hinter sich her auf den nur von wenigen Fackeln erleuchteten Gang der immer tiefer in die Kerker hineinführte.

Wenn es überhaupt noch möglich war, so wurde es sogar noch kälter und sie zogen ihre Umhänge fester um ihre Schultern um wenigstens ein bisschen ihrer Körperwärme zu erhalten.



Es war beinahe stockduster nun, nur ungefähr jede 10. der im 5-Meter-Abstand angebrachten Fackeln war entzündet und Rons Zauberstab gab nur einen schmalen Strahl weißen Lichts ab, der sie davor bewahrte, zu stolpern.

Beide hatten dass Gefühl, schon kilometerweit gelaufen zu sein, als sie auf einmal ein Geräusch hörten.

Sie erstarrten, stocksteif vor Schreck, und Ron wollte gerade das Licht seines Zauberstabes löschen als er Seamus mit verblüffter Stimme und vollkommen das Flüstern vergessend sagen hörte: "Ron, ist das nicht Scabbers???" Keiner der beiden realisierte, dass der Tarnumhang heruntergerutscht war und ihrer beider Gesichter freigab.

Und dann überschlugen sich die Ereignisse.

Ron erstarrte und Seamus hörte, dass er schwer schluckte, bevor er mit mühsam beherrschter Stimme entgegnete: "Was... Was hast du da gerade gesagt." Seine Stimme klang unnatürlich hoch - als würde sie sich jederzeit überschlagen und als sei er noch im Stimmbrucht.

Doch die Antwort blieb aus, denn auf einmal stand vor ihnen ein Death Eater - in Roben, doch ohne Maske. Er war von kleiner Statur und hatte einen richtiggehend entsetzten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht.

Seamus hatte ihn schon gesehen - es war einer von den Death Eatern, die Voldemorts bei seinem letzten offiziellen Besuch in Hogwarts begleitet hatte.

Einer aus dem Inneren Kreis.

Einer der ganz Hochrangigen.

"Oh Shit! Wormtail!" Rons Stimme klang fast tonlos, aber Seamus kurzfristiger Gedanke, was das denn für ein merkwürdiger Name war und noch wichtiger, woher Ron diesen Namen kannte, wurde schnell durch pure, panische Angst ersetzt, als der Death Eater seinen Zauberstab zog und ihn auf sie richtete.

Beiden Jungen war es bewusst, dass sie sich nicht verteidigen konnten.

Im Gegenteil - sollten sie ihre Zauberstäbe auch nur gegen diesen Zauberer ziehen, so würden sie jede Chance auf ein Überleben verspielt haben, denn ein Angriff auf einen hochrangigen Death Eater war gleichbedeutend mit einem unterzeichneten Todesurteil.

Seamus war sich sicher, das es Einbildung sein musste - aber die Hand des dunklen Zauberers vor ihnen schien zu zittern, als er zum Fluch ansetzte und seine Stimme klang fast wackelig: "Avada..."

Doch dann stockte er.

Die ganze Zeit starrte er Ron in die Augen und Ron starrte zurück, einen nicht zu entziffernden Ausdruck auf dem Gesicht.

Eine Mischung aus Verachtung, Angst und ... Traurigkeit?.

Seamus hatte den Eindruck, dass beide Zauberer seine Anwesenheit vollständig vergessen hatten

Dann, nach was wie eine Ewigkeit erschien, aber was nur ein paar Sekunden gedauert haben konnte, senkte der Schwarzmagier auf einmal seinen Zauberstab und zischte: "Rennt! Rennt!"

Nach einer Schrecksekunde ließen sich dies die beiden Gryffindors nicht noch einmal sagen und flohen, ihre ganze Vorsicht vergessend. Sie hatten Glück - niemand behelligte sie mehr und sie erreichten den Gryffindorgemeinschaftsraum unbeschadet.

Dort sanken sie in zwei der Sessel vor dem Kamin.

"Ich kann's nicht glauben. Er hatte schon.... Er hatte schon angesetzt .. und dann lässt der uns... einfach so laufen???" Seamus Stimme klang fast so schwach wie er sich fühlte. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, was gerade geschehen war. "Oh mein Gott. Ron. Beinahe wären wir beide umgekommen...."

Ron biss sich auf die Lippen, er war leichenblass als er leise entgegnete: "Das war ... wirklich knapp."

Etwas in seinem Tonfall ließ Seamus aufhorchen.

Ron hatte sich sowieso so merkwürdig verhalten....

"Ron, woher.... woher wusstest du, wer das war? Ich habe ihn bisher nur einmal gesehen - ich weiß, dass er zu Voldemorts innerem Kreis gehört, mehr aber auch nicht."

Ron sah ihn ruhig an: "Du wirst es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage, Seamus. Es ist wirklich kaum zu glauben... Aber... Seamus, dass da *war* Scabbers."

Seamus runzelte die Stirn: "Was meinst du mit ‚Das war Scabbers'. Wie kann..."

Ron unterbrach ihn: "Ich muss es dir im ganzen erzählen, sonst wirst du es nicht verstehen - aber ja, dieser Mann *ist* Scabbers, hat über eine Jahrzent lang als Haustier in meiner Familie gelebt..." Er stockte kurz, dann sprach er weiter: "Seamus, du erinnerst dich doch an Professor Lupin?"

Seamus nickte - ja, der Werwolf war sein Lieblingslehrer gewesen und er war sehr traurig gewesen, dass der die Schule schon nach einem Jahr wieder verlassen hatte.

"Nun, Remus Lupin war einer der besten Freunde von Harrys Vater, wie du ja bestimmt schon weißt, zusammen mit Sirius Black und Peter Pettygrew. Sie waren unzertrennlich - oder so schien es zumindest, bis einer von ihnen in die Dienste Voldemorts trat und alle anderen verriet.. Sie waren unregistrierte Animagi und hatten Spitznamen, die auf ihre Tierform hinwiesen... Harrys Vater war ein Hirsch, so nannten sie ihn Prongs; Sirius Blacks, dessen Animagusform ein Hund war, wurde Padfoot genannt und Peter Pettygrews, der sich in eine Ratte verwandeln konnte, war Wormtail."

Eine Ahnung stieg in Seamus auf: "Wormtail... Du willst doch nicht sagen..."

Ron nickte mit todernstem Gesicht:

"Doch. Der Mann da eben, der uns hat laufen lassen, ist der Verräter.

Der, der am Tod von Harrys Eltern schuld ist - und der Sirius Black unschuldig nach Azkaban brachte.

Und der sich 12 Jahre lang als Haustier in unserer Familie versteckte, bis Sirius Black und Remus Lupin ihn identifizierten, das war die Nacht, in der ich mir mein Bein gebrochen habe...

Sie wollten ihn auf der Stelle umbringen, doch Harry trat dazwischen, verlangte, dass man ihm einen fairen Prozess geben sollte und dass sie so einen Mord nicht auf ihr Gewissen laden sollten.

Unglücklicherweise entkam er dann... Harry hat sich das nie so ganz vergeben können - weil Wormtail dann einen entscheidenden Anteil daran hatte, das... das... Voldemort wiederkam."

Rons Stimme klang, als sei er tief in seinen Erinnerungen versunken, und sich seines staunenden Zuhörers gar nicht richtig bewusst. "Dumbledore hat einmal zu Harry gesagt, das Wormtail jetzt in einer Zaubererschuld zu ihm stehe... und dass das keine leichtzunehmende Angelegenheit sei... Vielleicht hat er deshalb heute uns, als Harrys Freunde, verschont.."

Seamus schüttelte ungläubig den Kopf. Das alles war *hier, direkt unter seiner Nase, passiert und er hatte nichts davon mitbekommen? Doch wenn er an Rons gebrochenes Bein damals dachte... Er wollte lieber gar nicht wissen, wie es denn nun in Wirklichkeit passiert war - denn die Geschichte von damals, dass er unglücklich gestolpert sei, klang jetzt mehr als unwahrscheinlich...

Die beiden Jungen blieben noch eine Weile vor dem Kamin sitzen und starrten in die flackernden Flammen, beide tief in Gedanken versunken. Sie hatten ein Affenglück gehabt - und doch - es war ihnen nicht gelungen, auch nur in Harrys Nähe zu kommen...

**

2 Uhr Gryffindorturm

Schlafraum

Dean schrak hoch.

Jemand hatte geschrieen.

#Hermione#

"Mione, was ist los?" Innerhalb von Sekunden war er neben ihr an dem Bett, dass sie sich mit Ron teilte.

Dieser war ebenso wie Seamus immer noch nicht wieder da. Dean machte sich langsam Sorgen um die beiden.

Doch nun musste er sich um Hermione kümmern. Er setzte sich besorgt auf die Bettkante und fragte noch einmal: "Hermione, was ist denn los? Warum hast Du so geschrieen???"

Sie machte einen sehr aufgewühlten Eindruck, saß aufrecht im Bett und hielt sich die Hand an die Brust, an ihr Herz.

Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie ihn ansah.

Er schrak zusammen, als er den Ausdruck in ihren Augen sah.

Sie schienen - von innen heraus zu strahlen.

Ganz und gar nicht traurig, nein, unglaublich glücklich, so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Und was sie dann mit ruhiger Stimme sagte, ließ ihn fast in Ohnmacht fallen.

"Es ist Harry, Dean. Harry lebt!"

**

tbc

Tja, für heute war es das jetzt erstmal...

Dies war wohl so ziemlich das holperigste Kapitel, dass ich jemals geschrieben habe, aber leider ist das Ganze eben mein erster richtiger Versuch eine Fanfiction einigermaßen über die Runden zu kriegen...

Und wieder mal kein Harry & Snape... aber ich brauche beide Erzählstränge (und jetzt mit Ginny, 3) damit die Story auch abgerundet bleibt - ich möchte ja nichts pwp-mäßiges schreiben - es geht aber auf jeden Fall noch weiter!!!

Nachdem das letzte Kapitel bei den meisten so sehr gut ankam, habe ich bei diesem hier das Gefühl, dass es furchtbar ist... Ich weiß jetzt schon, dass ich Enigma, wenn es beendet ist, noch einmal *generalüberholen* werde ;-) um auch den letzten Sinnfehler etc herauszuholen...

Bitte, reviewed!