Kapitel 13 – Ungewiss
DISCLAIMER:
This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended.
Und nochmal auf Deutsch:
Diese Geschichte basiert auf Charaktären und Situation die durch JK Rowling kreirt wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt.
Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.
AN: Erstmal: Ein riesiges DANKE an alle meine Reviewer. Es hat mich völlig umgehauen, so dermaßen viele Reviews hatte ich für eine einziges Kapitel echt noch nie... Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ihr mich immer wieder motiviert!!! Und... Eure Bitten helfen: Ich versuche jetzt, stärker über Harry&Sev zu schreiben, aber es wird nicht in jedem Kapitel dieses Pairing vorkommen. Sorry, dazu sind die anderen mir auch zu wichtig.
Der Dank an meine Reviewer im Einzelnen ist diesmal enorm ausführlich und befindet sich unter dem Kapitel. Bitte, seid nicht sauer, aber ich wollte doch jedem Einzeln danken... Gerade, weil ich depressiv bin und mich jedes dieser Reviews enorm aufbaut, also wirklich richtig hilft
Die nächsten Updates folgen jetzt definitiv schneller, da ich ein wenig im Voraus geschrieben habe – musste die Szenen allerdings noch sortieren, deshalb konnte ich nicht früher hochladen, sorry.
Dieses Kapitel ist sehr, sehr ruhig, aber leider notwendig... Ich brauchte diese... Zwischenstufe... um das nächste Kapitel plausibel zu halten... Sonst hätte das nicht viel Sinn gemacht ...
Kurze Warnung:
Auch in diesem Kapitel Erwähnung von Missbrauch - nichts für zart Besaitete! Wer alles vorher gelesen hat, sollte hier allerdings keine Probleme haben - es ist nicht annhähernd so hart wie einige frühere Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen - das nächste Kapitel ist schon auf dem Weg - wenn nichts dazwischen kommt, gibt es das in ca. zwei Wochen, vielleicht auch früher...
Am Freitag vor dem Besuch Rons auf Malfoy Manor, in den Kerkern
Snape weckte ihn sehr früh, früher als sonst, und Harry setzte sich, wie nun fast immer, von einer Sekunde auf die andere auf, bemüht, keine Anzeichen von Schläfrigkeit zu zeigen - obwohl er sich noch sehr müde fühlte..
Jetzt, wo er sich endlich nicht mehr ganz so schwach fühlte, fiel ihm auch dies leichter.
Einen kleinen Augenblick lang war er verwirrt. Es war so unglaublich früh... er hatte das Gefühl, das es noch mitten in der Nacht war...
Am vorherigen Abend war es spät geworden - zunächst hatte Snape seine Hilfe in seinem Privatlabor benötigt, und dann noch darauf bestanden, dass er den Brauprozess der teilweise noch im Entwicklungsstadium befindlichen Tränke, die sein Herr braute, aus dem Gedächtnis in jeder Einzelheit dokumentierte.
Fehler wurden auch hier konsequent und rückhaltlos bestraft - und so war selbst diese Aufgabe etwas, dass für Harry einen Adrenalinstoß nach dem anderen bedeutete.
Er wollte um jeden Preis verhindern, die Wut seines Herrn herauszufordern - und das geschah gerade wenn es um dessen Fachgebiet, die Zaubertränke, ging nur allzu schnell.
Es hatte nun schon lange keine härteren Strafen mehr gegeben.
Solange er widerspruchslos tat, was ihm sein Herr befahl, jeden Widerstand, jeglichen eigenen Willen unterdrückte... solange er seinem Herrn stets, in jeder Situation zeigte, dass er sich bemühte, der Sklave zu sein, den dieser in ihm sehen wollte... solange konnte er zumindest hoffen, nicht den grausamen Strafmaßnahmen unterzogen zu werden, die er in der Vergangenheit ertragen hatte müssen.
Eine Sicherheit allerdings konnte es nicht geben...
Nicht, solange er noch immer ein Junge war, der Fehler machte... nicht, solange ihn Nervosität und Angst dazu brachten, gegen Regeln zu verstoßen und seinen Herrn immer wieder zu enttäuschen.
Doch Harry hatte eine merkwürdige, beunruhigende Beobachtung gemacht...
Nun, wo er es zu schaffen schien, seinen Herrn nicht mehr so oft zu verärgern und dieser geradezu erstaunlich verständnisvoll war, erschien ihm jeder ungehaltene Blick, jede kleine Geste der Missbilligung - jedes 'Du enttäuschst mich, Junge' als weitaus schlimmer als alles, was ihm der Tränkemeister jemals an brutaler Gewalt angetan hatte.
Ja, jetzt, wo die Bestrafungen nur noch höchst selten körperlicher Art waren, sondern sich meistens in ermahnenden Worten und Strafarbeiten niederschlugen, in denen die Enttäuschung Snapes mit seinem Ungehorsam zu Tage trat...
Jetzt wünschte er sich manchmal beinahe die Zeiten zurück, in denen die Peitsche das Mittel der Bestrafung gewesen war, denn nichts konnte ihn heute mehr schmerzen, als der Gedanke daran, seinen über alles geliebten Herrn wieder einmal enttäuscht zu haben.
Er war sehr froh gewesen, als sich sein Herr zufrieden gezeigt hatte und als er am vorangegangenen Abend in dessen Bett gerufen worden war, hatte er gewusst, dass dieser nicht brutal mit ihm sein würde, und auch nichts von ihm verlangen würde, dass für ihn eine erneute Prüfung darstellen würde.
War der Tränkemeister nicht in seinen Quartieren, schlief sein Sklave auf einer schmalen Liege in einer Ecke des Schlafzimmers, doch alle weiteren Nächte verbrachte er in dessen Bett.
Snape stellte schon lange höhere Anforderungen an ihn - auch auf diesem Gebiet.
Es gab wohl kaum eine Sexualpraktik, die er noch nicht von seinem Sklaven verlangt hatte, und dessen Widerstand hatte er schnell mit behutsamen Händen und der Erinnerung daran, dass es keinerlei Wahl gab für Sklaven, erstickt - und die Aussage, dass er , sein Herr es wollte, hatte zumeist gereicht, um in Harry das Verlangen hervorzurufen, diesem alles, alles zu geben, was dieser wünschte.
Es waren diese Art von Gehorsamstests, die Harry das Äußerste abverlangten - und die schließlich dazu geführt hatten, dass er nicht mehr die Kraft zum Widerstand gehabt hätte, selbst wenn er noch diesen Willen gehabt hätte.
Schon seit vielen Monaten drehte sich seine Welt nur noch um einen einzigen Punkt - Severus Snape.
Sah ihn dieser wohlwollend an, schien für ihn, Harry die Sonne - war sein Herr zufrieden mit ihm, so war Harrys Welt in Ordnung - und umgekehrt, zeigte Snape auch nur milde Missbilligung, deutete sein Blick daraufhin, dass er nicht vollständig zufrieden gestellt war, so herrschte im Herz seines Sklaven kalte, wilde Verzweiflung.
Nichts konnte ihm zuviel sein, in solchen Augenblicken hätte er alles getan, um die Sonne wieder aufgehen zu lassen, die das Wohlwollen seines Herrn bedeutete.
Was bedeutete es schon, dass Harry zu früheren Zeiten, in einem anderen Leben, das nun Lichtjahre entfernt in der Vergangenheit zu liegen schien, einmal geglaubt hatte, er sei nicht homosexuell?
Was bedeutete es schon, dass er sich daran erinnerte, seine Ausgeliefertheit einmal gehasst zu haben... und er noch immer zusammenzuckte, wenn ihn sein Herr berührte, mit ihm schlief... er noch immer nicht perfekt war...
Doch hierfür hatte Snape ihn noch nie bestraft...
Es schien, als gefiele gerade das dem Tränkemeister...
Als gefiele es diesem, dass es noch immer einen Teil in Harry gab, der jedesmal zusammenschrak, voller Entsetzen und vollkommen unkontrollierbar durch bewusste Entscheidungen, wenn sich sein Herr nahm, was er haben wollte.
Der Dunkle Lord... Snape hatte ihn viel zu oft an seinen Vertrauten ausgeliefert.
Viel zu oft war der Mörder seiner Eltern über ihn hergefallen - jedesmal auf die gleiche, zur gleichen Zeit behutsame und zugleich so unglaublich grausame Art und Weise...
Und er hatte sich nicht widersetzen können...
Nicht, solange sein Herr dies wünschte...
Nicht, solange auch dies ein Mittel war, die Zufriedenheit seines Herrn zu erreichen.
Doch der Dunkle Lord - Harry konnte sich noch nicht einmal mehr dazu bringen, dessen Namen zu denken - hatte schon nach der ersten Vergewaltigung begonnen ihn als seinen kleinen Unschuldsengel zu bezeichnen.
Und mit Schaudern war Harry klar geworden, dass es eben dies sein musste, dass auch Snape so ungewöhnlich nachsichtig sein ließ...
Während der Dunkle Lord fasziniert war von seiner... Verletzlichkeit, seiner Willenlosigkeit, schien seinen Herrn etwas anderes zu sein, dass diesen faszinierte...
Es schien, als gefiel seinem Herrn seine... immer noch vorhandene Schüchternheit, seine unveränderte Verschämtheit, und der ewige Widerstreit der beiden Kräfte - dem tiefen Verlangen zu gefallen, nicht zu enttäuschen und dem unterbewussten, immer noch in ihm versteckten tief verankerten Gefühl, dass er eine Pflicht zum Widerstand hatte... dass er nicht so leicht aufgeben, sich nicht so leicht benutzen lassen hätte sollen....
Diese beiden Kräfte, die sich in ihm bekriegten, sobald er den Berührungen des Tränkemeisters ausgeliefert war...
Nein, für Harry war es mittlerweile deutlich, dass sein Herr nicht nur tolerierte, wenn er unwillkürlich schluchzte, sogar aufschrie, sobald die Berührungen allzu intim wurden - der Erbe des Dunklen Lords schien stets zu wissen, dass Harry einfach nicht anders konnte und das sich dieser Protest seiner Seele jeder bewussten Kontrolle entzog...
Der Triumph, der Besitzerstolz, der stets in den schwarzen Augen strahlte, wenn sein Herr sich einmal wieder alles genommen, jene Barrieren überwältigt hatte, ihm trotz allem einen Orgasmus abverlangt hatte, den der Sklave voller Scham ertrug - um ihm hinterher mit sanften Händen die Tränen aus dem Gesicht zu streicheln, die sich dort stets, gegen seinen Willen, zu sammeln schienen...
Er konnte gar nicht anders, als diesen Trost anzunehmen - ihn zu begrüßen als den einzigen wirklichen Halt den es für ihn gab...
Eine Hand auf seinem Arm riss ihn aus seinen Grübeleien und er schrak zusammen.
Er war, schon im Sitzen, in Gedanken versunken und dabei wieder halb eingedöst...
Das war ihm schon lange nicht mehr passiert - nicht mehr, seit sein Herr ihm den Talisman abgenommen hatte.
"Es tut mir Leid, Herr. Ich... ich war noch sehr müde..."
Er betete, dass Snape nicht ungehalten war! Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können...
Die Antwort war ein leises, amüsiertes Lachen: "Es ist wohl kein Wunder, wenn Du müde bist. Du hattest nicht gerade viel Schlaf..."
Er spürte wie er rot wurde und sah betreten auf die Bettdecke: "Ja, Herr."
Eine schwere Hand legte sich in seinen Nacken und griff dann fest in sein langes Haar, das sich während der Nacht aus seinem Pferdeschwanz, gelöst hatte.
Die dunklen Augen des Tränkemeisters zeigten einen ungewöhnlichen Anteil von Wärme, als der sagte: "Sieh mich an, mein Junge..."Als dieser gehorsam aufblickte, setzte sein Herr hinzu: "Du wirst Dich nicht für Derartiges schämen. Du bist mein Sklave, Junge. Sklaven dienen ihren Herren - auch in dieser Hinsicht. Du willst mich doch zufrieden sehen?"
Die dunkle Stimme legte sich wie flüssiger, weicher Samt über das aufgewühlte Gemüt des Jungen und enthielt keinen eigentlich ermahnenden Unterton, sondern klang eher... beruhigend.
Harry konnte trotz aller Unsicherheit gar nicht anders, als seinen Herrn dankbar anzulächeln und zu sagen: "Ja, natürlich, Herr."
Egal was dieser jemals von ihm verlangen mochte... Für dessen Aufmerksamkeit, für die... Wärme... die nun in dessen Augen stand - hätte er die Welt aus den Angeln gehoben.
Doch es sorgte auch dafür, dass die grausigen, alptraumhaften Bestrafungen, die Harry schon länger erspart geblieben waren, wirklich wie böse Träume erschienen und sich seine Angst ins Unermessliche steigerte, dass sich Derartiges noch immer jederzeit wiederholen konnte.
Denn so gerne er sich anderes eingebildet hätte - dass sein Herr keinerlei Skrupel hatte, ihn streng und gnadenlos zu bestrafen hatte er ihm oft genug bewiesen - immer schon hatte Snape keinerlei Zweifel daran gelassen, dass es einerseits nicht sein Wunsch war, ihn bestrafen zu müssen - andererseits hatte sein Herr genau das mit gnadenloser Konsequenz getan, wenn Harry gegen eine der unzähligen Verhaltensregeln verstoßen hatte, die er ihm auferlegte.
Er hatte oft Alpträume, aus denen er mehr als einmal durch sein eigenes Schluchzen geweckt worden war, und sein Herr ihn beruhigt hatte - getröstet mit den Worten: "Eines Tages wirst Du mich nicht mehr zwingen, Dich zu bestrafen..."
Auch heute noch gab es keinerlei Sicherheit, keinerlei Versprechungen, dass es die Bestrafungen nicht wieder geben würde...
Und so war Harrys Angst davor, wieder ausgepeitscht, oder in die Hände des Dunklen Lords gegeben zu werden, nicht geringer, sondern eher stärker geworden, je länger es her war, dass das tatsächlich passiert war.
Zusammen mit seiner ständigen, mit jeder Ermahnung erneut steigenden Angst, dass sein Herr ihn eines Tages weggeben würde, erzeugte das einen Druck, der dafür sorgte, dass in dem Jungen keinerlei Gedanke an bewussten Widerstand überleben hatte können.
Und für jeden Tag, an dem sich seine Befürchtung nicht bewahrheitete, war er seinem Herrn dankbarer, war er noch stärker bemüht, diesem alles zu sein, dass sich der in einem Sklaven wünschte.
Einen Augenblick lang sah ihn der Tränkemeister nun an und ließ dann sein Haar los, um in bedeutend festerem Tonfall als zuvor zu sagen: „Heute möchte ich, dass Du noch vor dem Unterricht ein Kapitel liest – es wird Dir helfen zu verstehen, warum ich darauf bestehe, den Cruciatus nicht eher als im Siebten Schuljahr zu unterrichten..."
Das erklärte, warum ihn sein Herr so früh weckte.
Er gab ihm oft solche Zusatz-Lese-Aufgaben zu dem Unterricht, dem er beiwohnte.
Harry beeilte sich, aufzustehen und dessen Wunsch nachzukommen.
Es würde ein langer Tag werden und Harry hatte nicht vor, seinen Herrn zu enttäuschen, indem er schon am frühen Morgen einen Fehler beging und seinen Anweisungen weniger als perfekt nachkam.
Später, Studierzimmer des Tränkemeisters
Als Severus Snape zwei Stunden später zurückkehrte hatte sein Sklave die ihm gestellte Aufgabe bereits erfüllt und war dabei, sich eifrig Notizen zu dem Gelesenen zu machen.
Der Junge war ein fleißiger Schüler geworden, seitdem er festgestellt hatte, dass nichts seinen Herrn gnädiger stimmen konnte als der Anblick seines Sklaven, der sich offensichtlich um Wissen bemühte.
Harry hatte ihn gar nicht bemerkt, und so schrak er erst auf, als der Tränkemeister ihm seine Hand auf die Schulter legte und ruhig sagte: „Und, verstehst Du den Text?"
Die Frage war keineswegs unberechtigt – es war eine nicht unkompliziert geschriebene Abhandlung, in der viele fremdsprachige Begriffe und Fachausdrücke verwendet wurden, die der Junge noch gar nicht kennen konnte.
„Ich bin mir nicht sicher, Herr... Hier drin steht, dass..."
Harry Stimme bebte... und er schien auf halber Strecke den Mut zum Weitersprechen zu verlieren.
„Sprich weiter, Junge. Ich möchte wissen, ob Du die Abhandlung verstanden hast."
„Herr... hier drin steht, dass es... gefährlich für noch nicht ausgewachsene Zauberer und Hexen ist, Unverzeihliche zu sprechen... Ich habe..."die Stimme des Jungen stockte schon wieder, doch er zwang sich hastig, weiter zusprechen. „Ich habe das nicht wirklich verstanden, Herr. Wieso ist das gefährlich? Und..."Nun erstarb die Stimme des Sklaven endgültig.
Der Tränkemeister setzte sich nur wenige Schritte entfernt hinter seinen Schreibtisch und entgegnete: „Der Text besagt, dass die Kraftanstrengung, die ein junger Zauberer unternehmen muss, um die für den Gebrauch der Unverzeihlichen notwendige Energie aufzubringen, dessen Lebensenergie angreift, wenn dieser noch nicht ein gewisses Alter erreicht haben.
Die magische Energie ist im jugendlichen Alter bis zu einem gewissen Alter an den Wachstumsprozess gebunden und es kann tödlich sein, wenn ein noch nicht ausgewachsener Zauberer Sprüche verwendet, die zuviel Energie benötigen."
Er warf dem immer noch höchst verwirrt aussehenden Sklaven einen Blick zu, der diesen deutlich dazu aufforderte, die Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten.
„Herr... ich bin... ich habe... Ich habe doch schon... vor einem halben Jahr... den... Cruciatus..." Pure Angst stand ihm in den Augen, und das nicht ohne Berechtigung, denn dieses Herumstammeln hatte ihm schon mehr als einmal empfindliche Bestrafungen eingebracht.
Doch der Tränkemeister sah ihn jetzt nur nachdenklich an und sagte ruhig, seine dunkle Stimme verriet keine Gefühlsregung: „Junge, Du bist anders als die anderen..." Noch während er sprach, war er wieder aufgestanden und hatte sich vor den Sklaven gestellt, der aus ängstlichen Augen zu ihm empor sah.
Während er ihm mit sanfter Hand über den Kopf streichelte, setzte Snape sehr langsam und ruhig hinzu: „Es ist keinesfalls vorrangig Dein Körper, wegen dem ich Dich behalten habe, Junge..."
Die Verwirrung stand Harry ins Gesicht geschrieben und es war für den Tränkemeister eindeutig zu erkennen, dass dieser zutiefst verunsichert war durch den ernsten, fast... feierlichen... Tonfall und das merkwürdige Leuchten, das seinem Herrn in den Augen stand.
„Junge, Du bist ein kräftiges Werkzeug in meinen Händen... Du kannst sehr wertvoll sein für Deinen Herrn."
Als die Spannung zuviel wurde und sich eine Träne aus den Augen des Sklaven stahl, wischte sie der Tränkemeister mit ruhiger Hand weg und setzte flüsternd hinzu: „Du bist magisch talentiert genug um mir ein sehr wertvolles Werkzeug zu sein, mein Junge..."
Dann zog er ihn von seinem Stuhl, das Buch fiel unbeachtet zu Boden, und für einige Sekunden drückte er den sich nicht wehrenden, am ganzen Leib zitternden Sklaven nur an sich.
Der Junge schmiegte sich an ihn, Trost suchend... Schutz suchend in einem emotionalen Tumult, ausgelöst durch die Worte seines Herrn.
Dieser las in den Gedanken des Jungen, das ihn diese Situation, diese Eröffnung, aus der Bahn warf, obwohl es ihm doch klar hätte sein müssen...
Seit geraumer Zeit bereits setzte er den ehemaligen Gryffindorschüler ein um schwerere Bestrafungen auszuführen, und ließ ihn beim Brauen von Zaubertränke assistieren...
Es schien, als habe der Junge nicht wirklich realisiert, was das bedeutete...
Noch heute, wo doch sein ganzes bewusstes Streben der Zufriedenheit seines Herrn galt, erschütterte ihn der Gedanke, dessen Werkzeug zu sein...
Der Junge akzeptierte sein Schicksal... doch es schien, als verdränge er jeden unnötigen Gedanken daran...
Lange Zeit hatte es zu Snapes Taktik gehört, ihn über alles im Dunkeln zu halten... und so hatte Harry gelernt, nicht zu hinterfragen, was und wer er sein sollte für Snape...
Im Alltag, in Unterricht und im Bett, gehorchte ihm der Junge vollkommen – zögerte nicht mehr...
Doch sobald jemand aussprach, welche Funktion er hatte – ihn ein Werkzeug nannte, ihn als seinen Lustknaben bezeichnete – ihn als ein Werkzeug eines fremden Willens bezeichnete – brach der Junge innerlich zusammen und litt mit einer Intensität, die seinen Herrn immer wieder erstaunte.
So sehr ihn das auch faszinierte – dieser Verteidigungsmechanismus, der dem Sklaven wahrscheinlich noch nicht einmal bewusst war – der Junge musste lernen, dass er eben das war: Sklave, Werkzeug seines Herrn – nicht mehr und nicht weniger.
Auch deshalb bezeichnete er ihn immer wieder als seinen Sklaven, fügte immer wieder in scheinbar harmlosen Fragen beide Begriffe – Sklave und Herr – ein, ignorierte das Zusammenzucken des Jungen und brachte diesem dadurch immer wieder zu Bewusstsein, dass er eben nichts anderes war als das – der Sklave seines Herrn.
Während der Tränkemeister ihn jetzt wieder von sich schob, auf den Stuhl dirigierte und mit strenger Stimme sagte, wagte es sein Sklave nicht, den Kopf zu heben: „Lies den Text noch einmal, ich erwarte, dass Du ihn heute Abend wirklich verstanden hast. Du wirst heute hier bleiben. Du weißt, wo die Wörterbücher stehen und welche Du benutzen darfst, also nutze Deine Zeit gut..."
Die unausgesprochene Ermahnung, sich Zusammenzunehmen, stand deutlich in der Luft und Harry erwiderte mit deutlich wackeliger Stimme: „Ja, Herr."
Es würde wirklich ein anstrengender Tag werden, und Harry, der das unbestimmte Gefühl hatte, dass sein Herr nicht wirklich zufrieden mit ihm war, klopfte das Herz bis zum Hals.
Wie konnte er verhindern, dass Snape ihn bestrafte, wenn er nicht einmal genau zu erkennen konnte was den Schwarzmagier störte?!
Fahrt ins Ungewisse - Rons Abreise nach Malfoy Manor
Die Kutsche war nicht leer, wie Ron es eigentlich erwartet hatte.
Schon am Hauptportal kam ihm Stimmengewirr entgegen. Scheinbar war er nicht der einzige Schüler Hogwarts' der heute in Malfoy Manor erwartet wurde.
Oder... in Ron verkrampfte sich einen Moment lang alles... war etwa auch der Tränkemeister eingeladen?
Warum hatte er an diese Möglichkeit bisher gar nicht gedacht?
Der Rotschopf hatte nicht viel Zeit sich weitere Gedanken dazu zu machen, denn der Deatheater, der wohl dafür sorgen sollte, dass sie wirklich in den Wagen stiegen und nicht die Gelegenheit zur Flucht nutzten, forderte ihn mit einem ungnädigen Blick auf, endlich einzusteigen.
Ron gefielen die Blicke nicht, die der Mann Hermione zuwarf - sie waren allzu offensichtlich lüstern. Dieser Deatheater war eine einfache Wache - einer derjenigen, die Hogwarts selbst kaum betraten, sondern nur dessen Eingänge bewachten und ansonsten in der Umgebung lebten.
Beim Anblick des rohen, brutalen Gesichts, der groben, von früheren Kämpfen stammenden Fluchnarben, die dessen rechte Wange wie ein Rattangeflecht verzierten und der unverhohlen sichtbaren Grausamkeit, die ihm in den Augen stand - kaum verhüllt durch sichtlich ungewohnte Höflichkeit gegenüber Ron... - bei diesem Anblick durchströmte Ron ein Gefühl, das ihm noch lange Alpträume, weitere Selbstzweifel bereiten würde.
Dankbarkeit gegenüber Severus Snape!
Bei all der Gräuel, die auch das Regime des Tränkemeisters für sie alle bedeutete...
Er hatte wenigstens dafür gesorgt, dass es überhaupt Gesetze gab...
Hatte auch Männern wie diesem... Deatheater Grenzen gesetzt, Grobianen aus dem Äußerem Kreis, die sich nicht so sehr durch Gerissenheit und Machtstreben, sondern mehr durch Sadismus und Brutalität ausgezeichnet, ihren Weg in die Dunkelheit gefunden hatten, weil sie es von Grund heraus genossen zu quälen, zu morden, zu vergewaltigen...
Ron hatte gesehen, zu was die enthemmten Horden der Deatheater des Äußeren fähig waren...
Hatte die hemmungslose Blutgier, die maßlose Brutalität dieser Schwarzmagier mit eigenen Augen gesehen.
Und wenn auch die Grausamkeit der systematischen Folter, die die Bestrafungen auch unter dem Erben des Dunklen Lords bedeuteten, erschreckend war - so unsicher ein Leben in Hogwarts auch war - wenigstens gab es einen Leitfaden, anhand dessen man versuchen konnte, zu vermeiden, Ziel dieser Folter zu werden...
Als der Deatheater jetzt, ungeduldig geworden, die ungewohnte Höflichkeit vergaß, ihn am Arm griff und anfuhr: "Steig endlich ein!" sorgte Ron dafür, dass er sich zwischen Hermione und dem Schwarzmagier befand, bevor er sich zu seiner nicht unbeträchtlichen Körpergröße aufrichtete und mit eiskaltem, wie er hoffte, Respekt einflößendem Blick in die Augen des Deatheaters sagte: " Nimm sofort deine Finger von mir."
Eine Sekunde lang runzelte der Mann die Stirn - er hatte mit einer solchen Reaktion von einem Teenager offensichtlich nicht gerechnet - und brach den Blick, ließ ihn los und sagte in bedeutend respektvollerem Tonfall: "Es tut mir Leid, Sir. Ihre Mitreisenden erwarten Sie bereits, Sir."
Ron kniff die Augen zusammen, und nickte dann langsam, drehte sich zu Hermione und half ihr, die Kutsche zu besteigen ohne die Wache noch eines Blickes zu würdigen. Dann kletterte er hinterher.
In der Kutsche war es dunkel und ihrer beider Augen brauchten einen Augenblick um sich daran zu gewöhnen.
Auf den gegenüberliegenden mit Leder gepolsterten Sitzbänken saßen einige Slytherin - Siebtklässler, die bei seinem Eintritt verstummt waren.
Auf seine erste Erleichterung, nicht Severus Snape dort vorzufinden, folgte ein Adrenalinstoß als er in den Slytherins die kleine, bevorzugte Gruppe von Schülern erkannte, die als Abkömmlinge von Deatheatern des Inneren Kreises und besonders skrupellose und eifrige Lerner der schwarzen Magie eine Sonderstellung in der Schülerschaft von Hogwarts genossen.
Niemand war gerne im Fokus der Aufmerksamkeit dieser trotz ihres Status als Schüler bereits sehr erfahrenen Schwarzmagier, die, wie jeder wusste, sehr bald ihr Dunkles Mal annehmen würden und dann auch sofort in den Inneren Kreis aufgenommen werden würden.
So schnell wie möglich riss sich Ron zusammen und grüßte mit einem Nicken, woraufhin einer der Slytherins ein wenig zur Seite rückte und ihm Platz machte.
Ron setzte sich, und erkannte dann, dass einfach kein Platz mehr war für Hermione...
Und der abschätzige Blick der zukünftigen Deatheater lag auf ihm und auf seiner wie Espenlaub zitternden Sklavin.
Er hatte keine Wahl.
Er hatte das Gefühl, das sehr viel davon abhing, wie er sich jetzt vor ihnen verhielt.
Vor ihnen, die irgendwann einmal die Elite des Zauberreichs darstellen würden – von denen einmal abhängen würde, wie sein Leben verlaufen würde.
Während er hoffte, dass Hermione verstehen würde, sah er seine Sklavin nun auffordernd an und sie, mit blanker Angst in den Augen, kniete sich nieder und schmiegte sich an seine Unterschenkel.
Normalerweise hätte er sie selbstverständlich auf seinen Schoß genommen – doch in dieser Situation... in der vergangenen Nacht hatte er keine Minute geschlafen, voller Zukunftsangst und eines war ihm sehr bewusst geworden:
Er musste an später denken, deutlich weiter denken als bisher...
Selbst wenn es schmerzhaft sein sollte – er musste taktieren, musste vorsichtig dafür sorgen, dass er sich eine gewisse Anerkennung verschaffte.
Was nutzte es Hermione, wenn diese Schwarzmagier ihn für schwach hielten?
Schwach, weil er seine Sklavin allzu offensichtlich liebte?
Wie konnte er sie überhaupt schützen, wenn sie den Eindruck hatten, er ließe alles mit sich machen?
Ron wurde aus seinen Gedanken gerissen als er angesprochen wurde.
„Du bist doch Weasley, oder?"
Er hoffte, dass sie nicht merkten, dass er sich so unsicher fühlte wie noch nie zuvor in seinem Leben und sah dem schwarzhaarigen Slytherin, der ihn angesprochen hatte, direkt in die Augen während er so fest wie möglich entgegnete: „Ja. Und Du bist...?"
Einen Augenblick lang stockte der Slytherin und Ron konnte trotz aller Nervosität erkennen, dass der andere damit zu kämpfen hatte, nicht seine Fassungslosigkeit zu zeigen.
Er spürte, das Hermione sich bebend an ihn klammerte und hoffte, dass niemand seine eigenen zitternden Hände bemerken würde.
Er hoffte, er hatte keinen Fehler gemacht.
Natürlich wusste er sehr genau, wer der andere war - wer kannte denn nicht die Namen derjenigen, die regelmäßig mit Lord Voldemort und dem Inneren Kreis zu tun hatten - schon fast selbst dazu gehörten - und da vor allem auch den Namen der Anführer dieser kleinen Elite, Blaise Zabini, der ihm jetzt den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, um zu testen, wie er darauf reagierte...
Denn ebenso wie er die Identität dieser Junior –Deatheater kannte wusste auch jeder in Hogwarts, wer er, Ronald Weasley, war.
Die Frage, ob er ein Weasley war, war in sich schon ein Schlag mitten ins Gesicht, eine schwere Beleidigung seiner Familienehre.
Es auch nur im Geringsten anzuzweifeln - ja sogar so zu tun als kenne man seinen Namen nicht - war in den Augen der in der alten Slytherintradition denkenden und handelnden Deatheater und deren Söhnen eine geradezu unglaubliche Beleidigung gegenüber seiner Ehre.
Und in der Hierarchie der Schwarzmagier war nichts so wichtig wie diese Ehre des eigenen Namens.
Wenn er nicht zeigte, dass er diese Beleidigung durchaus als das erkannt hatte, was sie war, und entsprechend erwidert hätte, würden sie von Anfang an jegliche Achtung vor ihm verlieren.
Und er hatte das ‚Kompliment' erwidert indem er in gleicher Weise entgegnete.
Dann, nach was wie eine halbe Ewigkeit erschien, zuckte es auf einmal in den Mundwinkeln Zabinis und dessen leise, leicht nasal klingende Stimme brach die Spannung: "Gut gekontert, Weasley."
Ron atmete auf und hoffte, dass keinem der Slytherins aufgefallen war, dass er eine ganze Weile den Atem angehalten hatte.
"Was bringt Dich hierher?" Zabini gab sich keine Mühe, den Verhör-Charakter dieser kleinen Unterhaltung zu verbergen und Ron gab sich auch keinerlei Illusionen hin das es sich um etwas anderes handelte.
Wenn Snape der mächtigste, gefürchtetste Deatheater in Hogwarts war, so war Zabini wohl der einflussreichste Zauberer noch ohne dunkles Mal.
Für ihn schienen viele der sonst für alle Schüler geltenden Gesetze nicht zu gelten - er stand wie der Erbe des Dunklen Lords über ihnen - und es hielt sich das Gerücht, dass Zabini eines Tages eben das sein würde - der Erbe Snapes, mit dem er beinahe schon freundschaftliche Verbindungen pflegte und der ihm niemals etwas abzuschlagen schien.
Offiziell war Zabini 'Schülersprecher' doch seine Befugnisse gingen schon lange weit über die hinaus, die ein früherer Schülersprecher wie es sein Bruder Bill es gewesen war, sie gehabt hatte.
Er konnte Exekutionen beschließen - etwas, das selbst die Deatheater nur eingeschränkt durften, die sich in diesen Angelegenheiten mit einem Gesuch an Snape zu richten hatten, und er war der einzige Schüler dem es erlaubt war, Hogwarts und seine Gründe jederzeit zu verlassen ohne sich abmelden zu müssen.
Vieles stieg und fiel mit dem Eindruck, den er, Ron, nun auf diesen jungen Schwarzmagier machte.
"Ich erhielt eine Einladung des Lord of Malfoy."
Zabinis Augen weiteten sich einen Augenblick lang voller Erstaunen, doch er fasste sich schnell wieder und nickte nur, mit ausdrucksloser Miene - doch es war deutlich zu sehen, das es hinter seiner Stirn arbeitete, und einige der anderen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, die sich Ron nicht erklären konnte.
Wussten sie vielleicht den Grund für seine Einladung?
Er riss sich hastig zusammen.
Er konnte sie ohnehin nicht fragen - es hätte bedeutet, sich eine Blöße zu geben.
Information war Macht, und das Wissen darum, dass ihm wichtige Informationen fehlten hätte seine Position sehr verschlechtert, die ohnehin auf sehr wackligen Füßen stand – denn er würde immer der Sohn von Ordensmitgliedern, von als schwach und dumm verachteten Weißmagiern sein.
Sein Name alleine war ein Synonym für das Licht und er würde stets gegen das Stigma ankämpfen müssen, dass es bedeutete in dieser dunklen Welt einer Familie anzugehören, deren Name wie kein anderer als Sinnbild für die Opposition gegen den Dunklen Lord stand.
Und er würde Malfoys Beweggrund, ausgerechnet einen Nachkommen Arthur Weasleys zu sich zu rufen, schon sehr bald herausfinden - vielleicht früher, als ihm lieb war.
Der Rest der Fahrt verlief im Schweigen, nur unterbrochen von wenigen, belanglosen Bemerkungen.
Ein anderer der Slytherins - ein blonder Junge mit eng stehenden Augen und geradezu unglaublich schmalen Lippen, der aussah, als lächelte er niemals - machte ihm ein Kompliment ob der 'ansprechenden Gestalt' seiner Sklavin und Ron musste sich zurückhalten, dem anderen nicht einen Fluch an den Hals zu schleudern, als er den... kalkulierenden... Blick in den Augen des anderen sah, mit dem dieser das Mädchen fast auszuziehen schien.
Wie er das hasste! Für ein Mädchen in Hermiones Situation war Schönheit ein absoluter Fluch...
Doch sie drückte just in diesem Augenblick seine Hand, die er schon seit einiger Zeit wie beiläufig auf ihrer Schulter liegen hatte, und er schaffte es so, sich zu beruhigen, wieder einmal sehr dankbar dafür, dass sie ihm die notwendige Kraft verlieh, auch solche Situationen durchzustehen.
Sie musste doch noch mehr Angst haben als er...
Aber scheinbar schien auch sie ihre Kraft aus seinen Berührungen zu beziehen, und so drückte er ihre Schulter in dankbarer Erwiderung, so unauffällig wie möglich.
Er konnte nicht offen zeigen, wie sehr er sie liebte - aber er durfte durchaus zeigen - musste es sogar, um sie zu schützen - wie stolz er darauf war, sie zu besitzen.
Also sah er dem Blonden mit kaltem, warnendem Blick in die Augen und sagte: "Danke, ja, sie ist sehr hübsch."
So harmlos diese Worte auch waren - zusammen mit diesem Ausdruck in Rons Augen sagten sie nur eines: Finger weg von dem was mein ist!
Glücklicherweise schienen die Slytherins nicht viel Wert darauf zu legen, mit ihm Konversation zu machen und Ron war auch froh darüber, denn er hätte bei jedem Wort, das er von sich gab, überlegt, ob er einen Fehler machte.
Vor diesen Jungen hatte er ebensoviel Respekt wie vor den Deatheatern, und Zabini umgab zwar nicht dieselbe... mysteriöse... Aura wie Snape, aber sich gegenüber ihm eine Blöße zu geben, ihn zu verärgern, konnte bedeuten, den nächsten Tag nicht zu überleben.
Obwohl... ein Teil Rons, der gelernt hatte, auch in den größten Stresssituationen noch klar und analytisch zu denken, sagte ihm nun, dass auch Blaise Zabini wahrscheinlich niemanden umgebracht hätte, der angab, eine persönliche Einladung des Lords of Malfoy erhalten hatte.
Wenn Zabini ihn umbringen wollte, würde er damit warten, bis sie wieder in den Hallen von Hogwarts waren - wo er jedes Recht, und jede Macht dazu haben würde.
Die Reise dauerte für magische Verhältnisse erstaunlich lange, und Ron vermutete, dass dies eine Methode der Sicherung war, ein einfaches aber effektives Mittel, das dafür sorgte, dass jeder, der Malfoy Manor erreichte, bereits zu erschöpft war, um noch eine Gefahr darzustellen.
Eine simple, und erstaunlich harmlos erscheinende Sicherungstaktik von einem Deatheater...
Aber Ron hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass eine Sache, die er von seinen Eltern, von Dumbledore, gelernt hatte, nicht der Wahrheit entsprach, sondern eine gefährliche Fehleinschätzung gewesen war...
Die Deatheater gerade des Inneren Kreises waren durchaus nicht nur gefährlich, weil sie schwarze Magie praktizierten und absolut gewissenlos waren- nein, sie waren es auch und vor allem, weil sie äußerst geschickte Strategen waren, niemals auch nur eine Kleinigkeit dem Zufall überließen und sich auch nicht zu schade waren, Mittel wie diese 'Erschöpfungstaktik' anzuwenden.
Einfach, aber genial.
Ron hatte oft darüber nachgedacht, wie es zum Fall des Lichts hatte kommen können.
Sicher, da war Snapes Verrat gewesen... aber mittlerweile war Ron zu einem weiteren Schluss gekommen – dem, dass Dumbledore und die übrigen Mitglieder des Ordens einfach gnadenlos unterschätzt hatten, wie intelligent und gerissen die Deatheater des Inneren Kreis waren, wie geduldig sie ihre Pläne ausarbeiteten und vor allen Dingen: Wie wenig sie dem Zufall überließen...
Snape hatte über 10 Jahre lang auf den richtigen Zeitpunkt dafür gewartet, seinem Lord wieder zu Macht zu verhelfen... hatte sich ein sicheres, warmes Nest gebaut, auf die richtige Gelegenheit gelauert, wie die hinterlistige Schlange, die er war...
Noch immer wusste Ron nicht einzuordnen, wie genau es dazu gekommen war, dass der Dunkle Lord nach so langer Zeit wieder zu Macht gekommen war – doch eines war sicher: Snape hatte eine entscheidende Rolle dabei gespielt.
Und... Voldemort war größenwahnsinnig, dieser Überzeugung war Ron noch immer – doch der Dunkle Lord war deshalb keineswegs unfähig zu logischen Schlussfolgerungen und ein unglaublich guter Stratege...
Er war sich sicher – in einem Schachspiel gegen den Dunklen Lord hätte er, der doch seit Jahren kein Spiel mehr verloren hatte, keinerlei Chancen gehabt – Voldemort schien in jeder seiner Planungen stets 30 Schritte im Voraus zu bedenken...
Der Dunkle Lord handelte niemals einfach so drauflos – plante sorgsam und niemals unüberlegt.
Das war es, was den Untergang des Lichts bedeutet hatte, davon war Ron überzeugt...
Der Orden hatte stets nur reagiert – niemals von sich aus gehandelt, den ersten Schritt gemacht...
Stets nur die Scherben aufgesammelt...
Dabei war es doch jedem bewusst gewesen das zum Beispiel der Lord of Malfoy ein Deatheater war – sogar, dass er Mitglied des Inneren Kreises war, hatte jeder gewusst!
Wie hatten die Ordensmitglieder nicht realisieren können, dass ihnen jedes Mittel hätte Recht sein müssen, um Männer wie Malfoy auszuschalten?!
Ron war sich bewusst, dass er sehr hart dachte – und dass diese Härte ganz und gar nicht mehr dem entsprach, was einmal das Ideal der Welt gewesen war, in der er aufgewachsen war – doch heute war er der festen Überzeugung, dass die einzige Chance, die die Zauberwelt hätte haben können, nur an den Skrupeln der Ordensritter gescheitert war.
Hätte er heute die Gelegenheit gehabt, die Zeit zurückzudrehen – er hätte keinerlei Skrupel gehabt, die Männer, die nun soviel Unglück über die Zauberwelt brachten, einen nach dem anderen zu jagen und umzubringen, selbst auf die Gefahr hin, dafür in Azkaban zu landen oder den Kuss eines Dementoren zu bekommen...
Er wusste, mittlerweile würde er töten können,
Diese Einsicht hatte ihm den ersten Weinkrampf seit Monaten eingebracht – die Einsicht, dass ihm die dunklen Künste mittlerweile diese Barriere genommen hatten, die doch in jedem gesunden Menschen steckte – die Scheu davor, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen.
Es war hart, so hart, sich so etwas einzugestehen... und niemanden zu haben, mit dem er es teilen konnte.
Er bewunderte Seamus unendlich dafür, dass dieser scheinbar unbeeindruckt war von der erstickenden Dunkelheit, die Ron selbst mit giftigen Fingern nach seiner Seele greifen fühlte und der er bald nicht mehr viel entgegensetzen können würde.
Doch er fühlte sich auch so einsam wie nie zuvor... Seamus würde niemals verstehen können, wie er sich fühlte, wann ihm wieder einmal siedendheiß bewusst wurde, wie sehr er sich verändert hatte, wie dunkel er geworden war.
Natürlich konnte er das Seamus nicht zum Vorwurf machen – aber er konnte gar nicht anders als zu merken, dass sich etwas zwischen sie schob, das Größer war als sie und das sich nicht einfach so wegwischen ließ mit ein paar Worten.
Ron hoffte nur, das er Seamus nicht eines Tages verlieren würde – er eines Tages den einzigen Freund verlieren würde, der ihm geblieben war.
Auf die furchtbarste, die schmerzhafteste aller Fragen hatte er keinerlei Antwort gefunden: Was, wenn seine Entwicklung zum Schwarzmagier, zum gefühlskalten Monster fortschritt, und er eines Tages jeden und alles verletzte, das um ihn war?
Was würde aus Hermione werden, wenn sie sich eines Tages einem eiskalten Dunklen Zauberer ausgeliefert fand, der nicht mehr die Fähigkeit hatte, sich einzufühlen...
Oder noch schlimmer – was, wenn dieses Dunkle Gift seine Liebe zu ihr erstickte und er irgendwann einmal jeden ‚Willen' verlor, ihr ein guter Herr zu sein...
Diese Gedanken kreisten in ihm, seit ihm nur wenige Tage zuvor schmerzhaft bewusst geworden war, wie sehr er Hermione jetzt schon schadete...
Wie sehr sie darunter litt, in seinen Händen zu sein, und sich seine Sklavin zu nennen, so sehr sie auch zu einer geworden war und so sehr sie ihn brauchte, ohne ihn vollkommen hilflos war...
Wie konnte er das geliebte Mädchen vor ihrem Herrn, vor ihm, Ron selbst, schützen?
Wie konnte er sie davor bewahren, eines Tages von ihm misshandelt und vernachlässigt zu werden?
Es war bereits spät am Nachmittag, als sie endlich in Malfoy Manor eintrafen, und während die meisten anderen seiner Mitreisenden nach einer Weile eingedöst waren, blieb er wach und fragte sich, was die Zukunft bereithalten würde – wenn sie diesen Besuch heil überstehen sollten.
Als sie wenig später ankamen, waren Rons Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Er musste sich zusammennehmen...
Eigentlich hätte er versuchen müssen, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten, denn, das war ihm glühendheiß bewusst geworden – er konnte nicht sicher sein, dass es nicht noch jemanden gab, der über dieselben oder ähnliche Kräfte verfügte die der Tränkemeister augenscheinlich besaß.
Doch das konnte er nicht – war dazu viel zu angespannt, viel zu sehr damit beschäftigt, wenigstens eine selbstbewusste und unbeeindruckte Fassade zu zeigen, während er innerlich vor Angst bebte wie schon lange nicht mehr.
Hermione krallte sich in seine Robe, und er hatte nicht das Herz, sie von sich zu stoßen wie es klüger gewesen wäre...
Einer Trost suchenden Sklavin zu erlauben, sich an ihn zu klammern... Trost zu spenden... das passte nicht ganz zu dem Bild des selbstbewussten, gefühllosen Zauberers, den er den Schwarzmagiern vorspielen wollte.
Während ein Hauself sie begrüßte und durch die beeindruckende Eingangshalle des wie viktorianisches Herrenhaus aussehenden Haupthauses von Malfoy Manor führte, überschlugen sich Rons Gedanken, all die Dinge, die ihm zum Teil erst während der letzten Nacht klar geworden waren.
Lange schon hatte er gelernt, keine seiner wie auch immer gearteten Emotionen nach außen dringen zu lassen, und er wusste nur allzu gut, dass sich seine Miene bereits wieder in jene unleserliche, gefühlskalte Maske verwandelt hatte, die er selbst so verabscheute und doch wusste, dass eben diese Maske ihm und Hermione nun das Leben retten konnte.
Er musste Malfoy davon überzeugen, dass er zum Schwarzmagier geworden war – was auch immer dieser von ihm wollen mochte – er musste dafür sorgen, dass er sich den in dieser dunklen Welt so dringend notwendigen Respekt verschaffte.
Selbst wenn er dafür Dinge würde tun müssen, die ihm zutiefst widersprachen...
Es wäre nicht das erste Mal gewesen und es würde auch nicht das letzte Mal sein – schon lange hatte er gelernt, sein Mitgefühl zu verbergen, es gar nicht erst aufkommen zu lassen und, so erschreckend das auch war – es fiel ihm nicht mehr wirklich schwer, die Peitsche oder dunkle Flüche gegen einen Menschen einzusetzen.
Anders als anderen verschaffte dies ihm jedoch keine sadistische Befriedigung, auch wenn ihn das befriedigende Gefühl von... Macht... dass er in diesen Augenblicken immer öfter empfand, zutiefst beunruhigte.
Oft erfasste ihn Stunden nachdem er gezwungen gewesen war, den Zauberstab gegen einen Sklaven zu heben – wie es im Unterricht in den Dunklen Künsten nur allzu oft vorkam – tiefe Verzweiflung und Selbstverachtung, die ihn nachts stundenlang wach liegen ließen.
Wie leicht es ihm mittlerweile fiel...
Wie wenig es ihn noch berührte, wenn sich ein Mensch in Schmerzen auf dem Boden wand...
Manchmal grauste ihn seine eigene Gefühlskälte, die, gekrönt von dem Schwindel erregenden Gefühl, derartige ‚Macht' über andere zu besitzen, immer häufiger dazu führte, dass er jegliche Zurückhaltung, jegliche Skrupel vergaß und immer weniger inneren Widerstand zu überwinden hatte, wenn er den Befehl erhielt, zum Beispiel eine Bestrafung durchzuführen.
Erst wenn ihn Hermione ihn dann abends im Dormitorium in ihre Arme schloss, mit ihrer Wärme, ihrer Zärtlichkeit, ihrer liebevollen Zuneigung, ihrem ungetrübten Licht... und ihn spüren ließ, dass es nicht nur den grausamen Schwarzmagier in ihm gab...
Zu spüren, dass sie ihn nicht fürchtete...
Alleine das reichte aus, um ihm die Kraft zu geben, stark für sie zu sein – ihr seine Verzweiflung nicht zu zeigen – Geduld und Zärtlichkeit zu geben, auch an den härtesten aller Schultage.
Und er spürte eines ganz deutlich – sie hatte das alles nicht verdient!
Hatte es nicht verdient so... reduziert... zu werden auf das zitternde Etwas, dass sich an ihn klammerte, als wäre er – ausgerechnet er! – ihr rettender Anker.
Er war so lange so blind gewesen! Hatte durchaus gesehen, dass sie litt, sich in ihrem Leid verlor und langsam aber sicher zu einer anderen geworden war...
Aber auf eine sehr merkwürdige, verblendete Art hatte er sich eingebildet, er könne ihr Leiden lindern, und er hatte nicht sehen wollen, was ihm nun so offensichtlich vor Augen getreten war, dass es ihm schier das Herz zerriss:
Sie war so geworden, weil er sie schon lange nicht mehr als seine Freundin behandelte, sondern als seine Sklavin.
Er hatte sich allzu lange eingebildet, er könne diese... Besitzergefühle... vor ihr verbergen und hatte dabei übersehen, dass diese Gefühle von Besitzerstolz und ... ja, auch dieser zerstörerische Machtrausch ... sich lange schon in seinem Verhalten, seiner Art, sie zu behandeln, gezeigt hatte.
Die Frage war, welchen Schluss er daraus ziehen musste – was die Konsequenz aus dieser Erkenntnis sein musste...
Er war absolut ratlos.
Nun waren sie vor einer großen, mit Glasmosaiken verzierten Flügeltür angelangt, hinter der das Stimmengewirr vieler Frauen und Männer zu hören war.
Es schien ein offizieller Empfang zu sein...
Rons Herz klopfte ihm bis zum Hals, und er wusste, Hermione, die sich hinter ihm hielt und deren Gesicht er nicht sehen konnte, ging es nicht anders.
Der Erste, was er erkannte, als er den Raum betrat, war derjenige, der ihn eingeladen hatte – der Lord of Malfoy höchstpersönlich, der, nachdem er, ihrem Rang entsprechend, zuerst die zukünftigen Deatheater begrüßte, während Ron bereits auf den ersten Blick erkannte, dass sich die wenigen Anwesenden Sklaven entweder als Diener rund um den Tisch postiert hatten oder sich möglichst unauffällig in den Zimmerecken versteckten.
Schnell beschloss er, dass er Hermione so schnell wie möglich aus dem Fokus der Aufmerksamkeit bringen musste, möglichst noch bevor Malfoy sie überhaupt registrierte, und so wies er sie dazu an, sich auf einen Stuhl zu setzen.
Als sie zögerte, und er spürte, dass sie mehr denn je zitterte, trafen sich ihre Augen ein letztes Mal, und er flüsterte ihr fast unhörbar zu: „Sei stark, mein Kleines!"während er behutsam ihre verkrampften Finger aus seinen Roben löste und sich abrupt umdrehte ohne darauf zu achten, ob sie sich nun setzte.
Er konnte den verwundeten Ausdruck in ihren Augen nicht ertragen, konnte die Angst in ihnen nicht ertragen, gegen die er nichts unternehmen konnte...
Wenn er sich nicht jetzt abwandte, dann würde er das gar nicht mehr schaffen.
Während er mit hoch erhobenem Kopf auf den Herrn des Manors zutrat sah er aus dem Augenwinkel mit großer Erleichterung, dass sie getan hatte, was er ihr befohlen hatte und sich tatsächlich hingesetzt...
Er hatte keine Zeit mehr, den schmerzhaften Stich, den es ihm versetzte sie so geduckt dort sitzen zu sehen, an sich herankommen zu lassen; denn Lucius Malfoy wandte sich nun ihm zu und bedachte ihn mit einem höflichen Lächeln, dass die eisgrauen Augen nicht wirklich erreichte.
„Es freut mich, dass Sie meiner Einladung folgen konnte, Mr. Weasley. Ich vertraue darauf, dass die Anreise angenehm war?"
Ron musste sich zusammennehmen, um nicht zu entgegnen: ‚Nein, war sie nicht – nicht für jeden von uns.' Denn für Hermione war die Reise, auf dem harten Holz des Kutschenbodens sitzend, mit Sicherheit keineswegs angenehm gewesen.
Doch er riss sich hastig zusammen und lächelte, mit derselben kalten...falschen... Höflichkeit zurück: „Danke, die Reise war... angemessen..., Mylord. Doch es hat mich erstaunt, Eure Einladung zu erhalten."
Er konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen - warum zum Kuckuck hatte ihn Malfoy zu einem Empfang eingeladen?!?
Alles hätte er vermutet, aber nicht das hier, das aussah, als sei es ein... Kaffeekränzchen!
Ein kleines, amüsiertes Funkeln stahl sich in Lucius Malfoys Augen, dass aber so schnell wieder verschwand, dass Ron glaubte, dass er es sich eingebildet haben musste – doch der Lord erwiderte nichts als: „Wenn Sie mir dann bitte folgen möchten..."
Was folgte, war ein ermüdendes Ritual von Höflichkeitsfloskeln, Handküssen und der ständigen Angst, unangenehm aufzufallen.
Ron war froh, dass er Zabini und die anderen vor sich hatte – die er so gut wie möglich zu imitieren versuchte.
Und dann geschah es...
Er hörte nur noch, wie der Lord of Malfoy – hörte der Schwarzmagier sich etwa amüsiert an? – zu ihm sagte: "Und diese Dame sollten Sie besser kennen als ich, Mister Weasley..."
Die junge Frau, die dort saß... das Herz blieb ihm fast stehen... Diese Haare, die Augen... der Mund... der vertraute Schwung ihrer Wangenknochen...
Einen Augenblick lang verlor er jegliche Kontrolle und flüsterte, vollständig seine Umgebung vergessend: „Ginny?"
Es war ihre Stimme – ‚Ginnys' Stimme!!! - die ihn aus seiner Trance riss: "Ja, Ron... Ich bin es wirklich"
Und er riss sich hastig zusammen. Diese Kleider, diese Roben...
Sie sah genauso aus wie jede andere der Frauen hier...
Die Kopie einer Deatheaterin!
Kopie
Ron atmete tief durch, und bemühte sich ärgerlich, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.
Wie hatte er sich durch einen dermaßen billigen Trick so außer Fassung bringen lassen können!
Es gab tausende von Möglichkeiten, wie die Deatheater seine Schwester kopieren konnten.
Polyjuice-Potion war nur eine von so vielen...
Wie konnten die Deatheater nur glauben, dass er auf so einen billigen Trick hereinfallen würde!!!
Und selbst wenn es Ginny sein sollte...
Er konnte nicht verhindern, dass ihm bei diesem Gedanken ein eiskalter Schauer über den Rücken lief...
Selbst wenn sie es war – was tat sie dann hier?!
Es gab nur eine einzige Erklärung – sie war eine Verräterin oder stand unter dem Imperius, man hatte ihr schon lange den Willen genommen...
In beiden Fällen durfte er ihr nicht vertrauen...
Er riss sich zusammen.
#Hermione... Denk an ihre Sicherheit#
Und atmete er tief durch und riss sich zusammen, zwang sich, jegliche Emotion aus seiner Miene zu verbannen, während er so ruhig und fest wie möglich sagte: „Es freut mich, Sie zu sehen."
Er sah ihr Zusammenzucken... und eine Sekunde lang bedauerte er sein Misstrauen beinahe, bis er sich ärgerlich zur Ordnung rief...
Sie war entweder gar nicht Ginny – oder sie war mittlerweile eine Deatheaterin, befand sich eindeutig unter deren direktem Einfluss – und sie besaß eindeutig einen gewissen Status unter ihnen, sonst hätte sie nicht einen Ehrenplatz an dieser Tafel eingenommen.
Ob ihr Zusammenzucken ob seiner eiskalten Höflichkeit gespielt war oder echt... Es durfte ihn nicht kümmern, in keinem Fall konnte er sich davon in die Falle locken lassen.
Wenn er schwach genug war, sich von seinen Emotionen, seiner Trauer um die verlorene kleine Schwester und der Verwirrung sie hier scheinbar quicklebendig direkt neben ausgerechnet Peter Pettygrew sitzen zu sehen, überwältigen zu lassen...
Dann durfte er sie eben keines Blickes würdigen.
Er war beinahe froh, als sie nichts erwiderte und ihm der Lord of Malfoy seinen Sitzplatz zuwies.
Zum Glück saß sie nicht neben ihm und er vermied jeden Augenkontakt.
Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Das hier waren alles Angehörige des Inneren Kreises und deren Frauen...
Er durfte sich keine Blöße geben und bemühte sich, jede Bemerkung, die die Schwarzmagier an ihn richteten, entsprechend zu erwidern ohne dabei Kopf und Kragen zu riskieren.
Einmal noch drohte er die Nerven zu verlieren, und er konnte sich gerade noch rechtzeitig zusammenreißen, bevor ihm die Gesichtszüge entglitten – Peter Pettygrew bezeichnete seine Schwester als seine ‚Ziehtochter'!
Während er innerlich fast explodierte vor Wut, gab er sich nach außen hin möglichst unberührt und entschloss sich, die Bemerkung einfach zu ignorieren.
Diese Ratte!!!
Wie konnte es Wormtail wagen, sich so über ihn lustig zu machen!
#Und wenn es doch Ginny ist?!#
Ron schauderte es bei diesem Gedanken.
Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass der Animagus die Wahrheit sagte...
Wenn es wirklich seine Schwester ‚Ginny' war...
War sie freiwillig bei der verräterischen Ratte?
Und wenn sie nicht freiwillig hier war, unter dem Imperius stand?
Ron zwang sich, ruhig durchzuatmen und war wieder einmal dankbar dafür, gelernt zu haben, seine wahren Gefühle hinter einer gefühllosen Maske zu verstecken.
Was hatten diese... Deatheater seiner Schwester angetan?!
Doch er rief sich schnell zur Ruhe.
#Hermione, denke an Hermione!#
Selbst wenn sie es war, er konnte Ginny nicht helfen!
Im Gegenteil, jegliche Gefühlsbezeugung ihr gegenüber würde den Deatheatern ein Druckmittel liefern, das sie gegen ihn einsetzen konnten...
Es würde ihn erpressbar und schwach erscheinen lassen.
Ein Todesurteil, und das wahrscheinlich nicht nur im übertragenen Sinne.
Schon nach kurzer Zeit war Ron schweißnass.
Während er sich krampfhaft bemühte keinerlei Faux Pas zu begehen und der anscheinend strengen Etikette zu folgen, die hier zu herrschen schien, hatte er gleichzeitig das ständige Verlangen, sich um Hermione zu kümmern, die er von seinem Platz aus nicht einmal sehen konnte... und zur gleichen Zeit auf die geradezu erschreckend belanglosen Themen einzugehen, die in dieser Tafelrunde zu herrschen schienen.
Er hätte am Liebsten geschrieen...
Was interessierten ihn die Kleidung, die Frisuren, die der Dunkle Lord vorzuziehen schien?
Es erschien ihm lächerlich, furchtbar makaber, aber diese Frauen schienen nur ein einziges Thema zu kennen – „Wie erreiche ich, dass mich der Dunkle Lord bemerkt?"
Keines der Gesprächsthemen berührte jemals Politik, oder deutete darauf hin, dass sich diese Menschen jemals Gedanken darüber machten, was ihr Handeln für die Zauberwelt bedeutete.
Viel zu langsam ging der Nachmittag vorüber und er war sehr erleichtert, als die Tafel aufgehoben wurde und sich die Gäste verabschiedeten.
Ein Schritt war überstanden... Doch was würde nun geschehen?
Noch immer war sich Ron nicht wirklich im Klaren darüber, was den Lord of Malfoy bewogen hatte, ihn einzuladen.
Wenn er Glück hatte, war der einzige Grund für die Einladung gewesen, dass der Aristokrat aus dem Inneren Kreis seinen sadistischen Humor auf seine Kosten hatte ausleben und ihn mit dieser Charade konfrontieren, dieser... schlechtgemachten Replik... seiner kleinen Schwester.
Nachdem der Lord of Malfoy angekündigt hatte, dass die Hauselfen die Übernachtungsgäste aus Hogwarts nun in ihre Quartiere bringen würden, beschloss Ron, dass er sich endlich um seine Sklavin kümmern würde.
Sie hockte noch immer wie ein gedrücktes Häufchen Elend auf ihrem Stuhl, in derselben Haltung, in der sie dort vor Stunden gelassen hatte.
Er ging zu ihr und stellte sich mit dem Rücken zu den anderen Anwesenden, so dass niemand sehen konnte, wie er sie sanft anlächelte, griff ihr unter das Kinn und brachte sie dazu, ihn anzusehen: „Komm, Kleines. Wir werden jetzt in mein Quartier gehen."
Sie seufzte, die Erleichterung, nicht mehr alleine, ausgeliefert, dort sitzen zu müssen, war ihr deutlich anzusehen, doch dann stockte sie und fragte zögernd: „Ron... Was... Bist Du in Ordnung?"
Einen Augenblick lang wusste er nicht, was er ihr entgegnen sollte.
War er in Ordnung?
Er hatte das Gefühl, vollkommen betäubt zu sein. Als sei er von einem schwachen Narkosezauber getroffen worden...
#Schock, ich stehe unter Schock.#
Doch er nickte nur, ohne mehr zu sagen als: „Komm, Mione."Und sich dann umzudrehen.
Zu seinem riesengroßen Schrecken stellte Ron fest, dass sie mittlerweile die einzigen übrig gebliebenen Gäste zu sein schienen.
Bis auf, ausgerechnet... das Mädchen, das so aussah wie Ginny, Wormtail, und einem der wenigen menschlichen Diener, die an diesem Tag anwesend gewesen waren – ansonsten waren nur noch der Lord of Malfoy und sein Sohn da und sahen ihn jetzt erwartungsvoll an.
Für was hielten sie ihn? Wollten sie ihn für ihr eigenes, perverses Amüsement testen, feststellen wie er auf diese Konfrontation reagierte?
Anscheinend war es doch noch nicht vorbei... Wie hatte er nur so naiv sein können, anzunehmen, ein Deatheater wie Malfoy habe keine Hintergedanken...
Langsam wurde es ihm zu bunt.
Mit eisiger Höflichkeit wandte er sich an den Lord of Malfoy und ignorierte die auf ihn gerichteten Blicke der anderen Anwesenden geflissentlich: „Mylord, ich würde mich gerne zurückziehen."
Er konnte sich einfach nicht mehr dazu bringen, übermäßig freundlich zu sein.
Doch dann zuckte er zusammen, denn es war nicht Lucius Malfoy, der antwortete, sondern die so verhasste und verachtete Stimme Peter Pettygrews: „Ron... Mister Weasley, mein Mündel hat den Wunsch geäußert, den Abend ihres Geburtstags mit Ihnen zu verbringen.
Ich bin mir sicher, sie werden ihr diesen Wunsch nicht verwehren... Daher... habe ich veranlasst, dass sie und ihre Sklavin Quartier auf meinem Manor beziehen können."
Ron stockte... und riss sich dann, zum hundertsten Mal an diesem Abend, zusammen.
Welche Wahl hatte er denn eigentlich?
Sowohl Pettygrew als auch Malfoy waren mächtig... Mächtiger als er jemals sein würde...
Was auch immer sie für ein Spielchen spielen wollten – er würde sich nicht widersetzen können, aber, das schwor er sich – er würde es ihnen nicht so einfach machen, wie sie sich dies wohl vorstellten...
Seine Stimme triefte vor Hohn als er mit unverhüllt verächtlichem Blick auf den Animagus erwiderte: „Ich habe keinesfalls die Absicht, einer jungen Dame ihren Geburtstag zu verderben..."
Wieder zuckte ‚Ginny' zusammen als habe er ihr eine Ohrfeige versetzt und er musste ein sehr ungutes Gefühl hinunterschlucken.
Ihre Augen... ihre Augen waren... Sie zeigten unverkennbar... Verletztheit.
Konnte man so etwas spielen?!
Er würde sich auf das Gespräch einlassen... Vielleicht konnte er irgendwie herausfinden, was der Grund für dieses... Katz-und-Maus-Spiel, das hier gespielt zu werden schien.
Doch er hatte keinesfalls die Absicht, sich dabei mit der Rolle der Maus abzufinden.
tbc
Bitte, vergesst nicht zu reviewn... ich bin wirklich verflixt unsicher was mein Geschreibsel angeht und.. Ihr wisst ja, nichts motiviert und inspiriert so wie ein paar nette, konstruktive Reviews mit den richtigen Fragen / Gedanken darin...
Zum Abschluss noch mal ein gaaanz dickes Dankeschön an alle, die meine Story lesen, ganz besonders natürlich an diejenigen, die mir auch ab und zu mal ein Review schicken – aber auch an die Schwarzleser ;-)
Wer möchte, kann mir ja mal eine Mail schicken und mir seine Fragen und Gedanken in Bezug auf Severus und Harry stellen – besonders in Bezug auf deren Alltag... Da fehlt mir ein wenig Input... Vielleicht könntet Ihr mir ja mal helfen?
Bis demnächst!
hugsyouall
Mogli the Witch
