Kapitel 16: Mut eines Feiglings
DISCLAIMER:
This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended. Und nochmal auf Deutsch: Diese Geschichte basiert auf Charakteren und Situation die durch JK Rowling kreirt wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt. Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.
WARNUNG:
Dieses Kapitel enthält eine relativ graphische sexuelle Gewalttat und ist seelisch höchst anstrengend zu lesen. Es ist SEHR dunkel und traurig, und wer meint, das nicht ertragen zu können, sollte das nicht lesen. #Merlin, wie konnte ich das nur wieder schreiben….# Allerdings ist die Gewaltszene nicht annähernd so ausgedehnt und erstreckt sich eigentlich nur über ein paar Zeilen – also keineswegs wie Kap V ‚Gnadenlos'. Es ist allerdings deutlich härter und graphischer als alle Kapitel von 6 bis 15!!!
Weitere AN:
Ich habe mich entschieden, dass sich in diesem AU die Schüler in Hogwarts zur Marauder-Ära (Herumtreiber-Ära) mit Nachnamen angesprochen haben, solange sie sich noch nicht angefreundet hatten… Also, nicht nur die Schüler anderer Häuser, sondern auch die im eigenen Haus – also, das würde bedeuten, dass zum Beispiel Harry Potter und Seamus Finnegan sich gegenseitig auch heute noch mit Potter und Finnegan ansprechen würden – und Lavender Brown wäre nicht ‚Lavender' sondern ‚Brown'. Es ist kein Zeichen von Abneigung, sondern einfach nur normaler Umgangston – wenn man so will, einfach ein besonders höflicher und auf Form bedachter.
Wie immer möchte ich mich sehr bei allen bedanken, die mir ein Review geschrieben haben, besonders bei denjenigen, die sich so viele Gedanken zu meiner Geschichte gemacht haben. Das ist für mich immer etwas ganz besonders Tolles und Schmeichelhaftes.
Konstruktive Kritik nehme ich grundsätzlich niemandem übel, darauf können sich alle verlassen, die sich ehrliche Gedanken um mein schreiberisches Können oder auch Nicht-Können machen. Ich muss zugeben, dass mich sehr heftige (und vielleicht manchmal auch extrem hart formulierte) Kritik etwas aus der Bahn wirft – aber ich nehme nichts so leicht übel – und wenn mich Kritik nicht tangieren würde, wäre ich wahrscheinlich auch kein fühlendes Wesen.
Wie war noch der PUR-Titel? „Gut genug für Dich" – das ist ein Wahlspruch von mir geworden und einer meiner Lieblingssongs. Ich kann allen, die gerne lernen möchten, mit konstruktiver Kritik umzugehen (und auch den diversen Flämmchen, die so eintrudeln, wenn man etwas härter schreibt – natürlich immer anonym…)
Enigma fällt mir extrem schwer und ich hangle mich von Kapitel zu Kapitel – insofern werde ich erstmal einfach so weiter schreiben, wie ich es schaffe, und erst nach Beendigung der Story bisherige Kapitel überarbeiten – und dabei die Reviews in Betracht ziehen, die Ihr mir jetzt schon alle geschrieben habt.
Wie Ihr gemerkt habt, ist mir das Thema BDSM wichtig… aber es wird in Enigma immer nur einen bestimmten Erzählstrang ausmachen, keine Sorge ;-) Dieses Kapitel wird Seamus und Dean gar nicht enthalten – für meine Begriffe, leider; ich glaube, einige werden aber froh darüber sein ;-)
Vielen lieben Dank also an: Lara-Lynx, Jazz, Kasseopeia, Sjerda, Jeanca, Drei Sternchen, Silberquelle, Biene, Ödarius, schnuffel, pandoradoggis, wintersoul und alle anderen, die mir gemailt oder auf ffde gereviewed haben!!! Unter dem Kapitel noch teilweise sehr, sehr ausführliche Antworten!
Viel Spaß beim Lesen (aber bitte, Vorsicht – es ist wirklich wieder hart)
Eure
Mogli the Witch
Kapitel 16 Mut eines Feiglings
Peter Pettigrew stand am Rande des Verbotenen Waldes und sah auf das alte Schloss, das ihm vor langer Zeit zum Fluch und zum Segen geworden war.
Von hier aus... von dieser Entfernung aus konnte man sich fast einbilden, alles sei in Ordnung. Von hier aus konnte man sich einbilden, es sei noch immer Albus Dumbledore, der im Direktionsbüro saß - und als sei das einst so weithin leuchtende Licht der Weißen Magie, dass von diesem Ort ausgegangen war, nicht zum geschwächten Flackern in einigen Widerstandsnestern verkommen.
Wie sehr er Hogwarts einst geliebt hatte!
Er war so schüchtern gewesen - ein furchtsamer Junge, schon damals kleiner und schmächtiger als die anderen Jungen seines Alters, der Angst vor seinem eigenen Schatten hatte; und der es kaum glauben konnte, als der Sortierhut ausgerechnet ihn zu einem Gryffindor gemacht hatte.
Sie hatten ihm alle solch eine Angst gemacht!
All die Jungen und Mädchen, von denen die meisten schon ganz hierher zugehören schienen - den Gemeinschaftraum, ihr Dormitorium... ja selbst die Gänge und die zwar beeindruckende, aber auch unweigerlich Furcht einflößende Große Halle in Besitz zu nehmen schienen, schon am ersten Abend...
So aufregend und wundervoll es auch war, endlich selbst hier zu sein - hier, an dem Ort, von dem ihm seine elf Jahre ältere Schwester Agnes so oft erzählt hatte...
Und nun, als es endlich soweit war - er endlich groß genug war... endlich ernst genommen werden würde...
Er hatte gedacht, wenn er erst mal in Hogwarts war, lernte, seine Magie zu beherrschen... Dann würde auch er endlich lernen, sich nicht mehr wie ein Kaninchen zu verstecken, keinen Ton mehr herauszubekommen, wenn ihm jemand auch nur einen schlechtgelaunten Blick zuwarf.
Er hatte gedacht, er würde lernen, seinen Vater nicht mehr zu enttäuschen...
Und bei seiner Ankunft, seinem ersten Tag dort... hatte er feststellen müssen, dass er mehr denn je ein Außenseiter war... Schon nach wenigen Tagen als der Feigling abgestempelt - und das in einem Haus, dass den Mut zu einem der Hauptcharakteristika seiner Mitglieder zählte...
Niemals hätte er gedacht, sich ausgerechnet mit den Jungen befreunden zu können, die er insgeheim so sehr bewunderte... Die ihn zwar nicht hänselten – doch die ihn übersahen, als sei er unsichtbar.
So sehr sie ihn einschüchterten... Heimlich wünschte er sich, ein wenig mehr wie sie zu sein... und nicht so eine Enttäuschung für seinen Vater, der ihm am Bahnhof, kurz vor seiner ersten Abreise nach Hogwarts, noch einmal gesagt hatte, er erwarte, dass er "jetzt endlich ein ganzer Mann werde".
Peter hatte das Gefühl gehabt, seinem Vater niemals genügen zu können.
Ein Junge wie Sirius Black - oder James Potter... Die immer irgendwelchen Unsinn anstellten, ständig Nachsitzen mussten - und doch immer Klassenbeste waren... Selbst Remus Lupin, der genauso wie er selbst ständig seine Nase in einem Buch hatte, aber der immerhin genug Selbstbewusstsein hatte, um auch Lehrern Widerworte zu geben, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte...
Das waren, nach den Maßstäben von Peter Pettigrews Vater, richtige Jungen gewesen - Jungen, auf die man stolz sein konnte. Jungen, die sich nicht vor ihrem eigenen Schatten fürchteten und halbe Nächte damit verbrachten, Bücher zu verschlingen und sich in andere Welten zu träumen...
Und dann, kaum ein Monat ihres ersten Schuljahres war vergangen, war etwas geschehen, das alles verändern sollte...
Flashback
Es war tiefe Nacht, und Peter fragte sich einen Augenblick lang, warum er aufgewacht war.
Normalerweise waren die Tage in Hogwarts anstrengend und er brauchte allen Schlaf, den er bekommen konnte.
Speziell, weil er oft begann zu grübeln, sobald er im Dunkeln in seinem Bett lag, und daher große Einschlafschwierigkeiten hatte.
Dann hörte er das Geräusch.
Da weinte jemand!
Es war ein leises, unterdrücktes Schluchzen... so herzzerreißend, dass es ihm durch- und durchging.
Einen Moment lang war er stocksteif vor Schreck.
Was sollte er jetzt machen? Normalerweise hätte er versucht, es zu ignorieren - viel zu gelähmt von tausend Befürchtungen - doch irgendetwas in ihm, dass er selbst nicht verstehen konnte, drängte ihn nun dazu, demjenigen, der da so todunglücklich zu sein schien, zu helfen.
Vielleicht war es, weil... Manchmal, früher, als Agnes noch da gewesen war... bevor sie vom Pferd gefallen und tödlich verunglückt war, ihn in dem kalten, viel zu großen Haus mit seinem despotischen Vater und seiner eisig-distanzierten Mutter zurückgelassen hatte...
Früher, manchmal, war er zu Agnes gekommen, wenn er einen Alptraum gehabt hatte, und sie hatte ihn getröstet.
Es hatte schon geholfen, mit ihr darüber zu sprechen...
Ohne dass sie selbst die Macht oder die Kraft gehabt hatte, gegen die Ursache seiner Alpträume - die Erwartungshaltung seines Vaters, die mangelnde Liebe seiner Mutter - anzugehen, hatte sie ihm mit ernster Miene zugehört, ihn in den Arm genommen und...
Ihn akzeptiert, so wie er war.
Das Schluchzen wurde nicht weniger, wenn möglich, wurde es noch stärker - und mit dem Gedanken daran, wie Agnes sich in diesem Fall verhalten hätte, entschied er sich, zu handeln, auch wenn er fast umkam vor Angst.
Er krabbelte aus dem Bett, und horchte. Aus welchem der Betten kam das Weinen?
Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das wage Licht des Mondes gewöhnt hatten.
Und dann stutzte er.
Das konnte er nicht glauben.
Sirius Black - der selbstbewusste Klassenclown, dessen Lebensmotto 'Take it Easy' zu sein schien, lag in sich zusammengekrümmt in seinen verkrumpelten Bettlaken - und weinte herzzerreißend.
Peter schluckte.
Das war... Es passte nicht zu dem Bild, das er von dem größeren Jungen hatte, dem alles immer so ungeheuer leicht zu fallen schien.
Der immer zu lachen schien - und der stets jeden mit seiner Schlagfertigkeit zum Lachen brachte... Dem auch die Lehrer nichts wirklich übel nehmen konnten, selbst wenn sie streng zu sein versuchten... Black war bei allen beliebt - mit Ausnahme natürlich der Slytherins, von denen er die meisten sehr gut zu kennen, und zugleich unglaublich zu verachten schien.
Und doch... Peter hatte niemals auch nur gesehen, dass er sich über einen längeren Zeitraum über irgendetwas ernsthaft aufregte...
Sicher, Black machte aus seiner Verachtung der Slytherins kein Hehl, besonders ein Junge, Severus Snape, schien ihm in der Hinsicht ein Dorn im Auge zu sein und war ständiges Ziel von hämischen Bemerkungen und Streichen, doch selbst das schien auf merkwürdige Weise Teil seiner ständigen Party zu sein...
Er hatte ihn so um diese Lebenseinstellung beneidet... Er selbst grübelte oft, bis er Kopfschmerzen bekam, konnte nichts leicht nehmen - hielt, im übertragenen Sinne gesprochen, nur allzu oft die Maulwurfshügel seiner Probleme für unüberwindliche Gebirgszüge...
"Was willst Du, Pettigrew?" Sirius Blacks Stimme klang rau, gepresst.
Peter zuckte zusammen.
Siedendheiß wurde ihm bewusst, dass er eine ganze Weile dagestanden und seinen Mit-Gryffindor mit offenem Mund angestarrt hatte.
Eine tolle Hilfe war er!
Er beschloss, so schnell wie möglich wieder in seinem Bett zu verschwinden. Und er konnte bloß hoffen, dass ihm Black dies hier nicht übel nahm.
Bisher hatten ihn die anderen Jungen aus seinem Dormitorium - James Potter, Remus Lupin und Sirius Black - zwar ignoriert, aber auch in Ruhe gelassen - simpel kein Interesse an Peter gezeigt - aber ihn niemals gehänselt wie es so viele andere schon jetzt taten.
Was, wenn er Black jetzt verärgert hatte und damit dafür gesorgt, dass er nun auch dessen - auf eine merkwürdige Weise stets todernst gemeinten - Streichen zum Opfer fallen würde... Er würde das nicht überstehen...
Also murmelte er nur kurz: " 'tschuldige." und wollte sich umdrehen, als ihn die Stimme des anderen Jungen aufhielt.
"Hab' ich dich geweckt, Pettigrew?" Erstaunlicherweise klang Black nicht mal gereizt, oder peinlich berührt. "Das wollte ich nicht, sorry."
Peter sah ihn an, nicht sicher, wie er den Tonfall des anderen deuten sollte, und sagte: "Nein... ich wollte nur..."
Ja, was wollte er?
Er sprach hastig weiter, und bevor er es noch verhindern konnte, war ihm herausgerutscht: "Meine Schwester hat mir manchmal... wenn ich weinen musste, hat sie mir manchmal nachts noch zugehört... Ich dachte, vielleicht kann ich... dir..." Seine Stimme erstarb, und er biss sich auf die Lippen.
Wäre am Liebsten im Boden versunken.
Er hatte sich gerade vollkommen zum Idioten gemacht vor einem Jungen, den er eigentlich so sehr bewunderte.
Doch Black hatte sich aufgesetzt, rieb sich die rotgeränderten, vom Weinen geschwollenen Augen, und sah ihn nur nachdenklich an: "Und das hilft? Wenn sie dir... zuhört? Auch wenn... wenn sich nicht wirklich was ändert?"
Peter hatte kaum glauben können, dass ausgerechnet Sirius Black zu verstehen schien, was er mit seinem peinlichen Gestammel hatte ausdrücken wollen.
Worte konnten nichts wirklich ändern, aber sie halfen dennoch manchmal ungemein.
Und manchmal reichte es auch, einfach nur die Bestätigung zu erhalten, dass man ernst genug genommen wurde... Das einem zugehört wurde, die eigenen Probleme wichtig genug, der Aufmerksamkeit einer anderen Person wert waren.
Nicht... lächerlich... oder ... kindisch.
Er nickte: "Ja... manchmal tut das gut, verstehst du?" Dann setzte er, nach kurzem Zögern hinzu: "Aber... sie ist... nicht mehr da."
Er brachte es noch nicht über das Herz, es auszusprechen. Solange er sagte: Sie ist nicht mehr da... So lange konnte er sich noch einbilden, sie sei vielleicht noch irgendwo... Würde noch wiederkommen.
Obwohl er selbst ihre grausam zugerichtete, aufgebahrte Leiche gesehen hatte... Denn nach altem Brauch in der Zauberwelt musste sich jedes Mitglied der Familie eines Verstorbenen von diesem verabschieden.
Schnell verdrängte er die aufkommenden Bilder und als der andere Junge ihn jetzt in der ihm eigenen, allzu direkten Art, die Peter manchmal fast ein wenig Angst machte fragte: "Ist sie tot?" nickte er nur, und fragte dann: "Hast Du Geschwister?"
Black machte ein Gesicht, als habe er Zahnschmerzen: "Sprechen wir nicht davon, bitte, ok?"
Und dann, als er Peters erschrockenes Gesicht sah, lächelte er ein ironisches Lächeln: "Ja - ich habe einen älteren Bruder, aber... es scheint, als seien unsere Familien ein wenig... unterschiedlich... Zu meinem Bruder hätte ich nicht kommen dürfen mit..." er stockte, und sprach dann, als zitiere er etwas schon tausendmal Gehörtes: " ‚mit den peinlichen Schwächeanfällen meiner kranken Psyche', wie er es nennt."
Peter vergaß seine ganze Angst, er war zu angewidert von dem Gedanken, ein Bruder könne so etwas zu seinem Bruder sagen, nur weil dieser offensichtlich sehr unglücklich war: "Dein Bruder... sagt so etwas zu dir?"
Blacks Ton war noch immer bitter-ironisch: "Nein, nicht, wenn es sich verhindern lässt. Ich bin ein Trottel, er gibt sich nicht mit hohlen Dummköpfen wie mir ab."
"Du bist doch kein Dummkopf, Du bist Zweitbester der ganzen Stufe! Nur Evans ist noch besser als du - und sie lernt dreimal so viel wie du... Du könntest sie leicht in fast jedem Fach übertrumpfen. Wenn du ein Dummkopf bist, dann... dann weiß ich nicht, was das Wort "intelligent" bedeutet!"
Blacks Mundwinkel zuckten, und Peter war sich schon sicher, dass er jetzt eine beißende Bemerkung über seine eigenen mittelmäßigen Noten zu hören bekommen würde...
Aber der schwarzhaarige Junge lächelte ihn freundlich an, und sagte mit warmer Stimme: "Das ist eines der nettesten Komplimente, das mir jemals gemacht wurde, Pettigrew. Aber... Intelligenz... Intelligenz ist nichts... ohne ein Herz am rechten Fleck..." Irgendwie hatte Peter das Gefühl gehabt, dass diese Bemerkung für Sirius Black eine tiefere Bedeutung haben musste.
Und dann, völlig unvermittelt, war der schwarzhaarige Junge sehr ernst geworden: "Danke, Peter. Es ist... Manchmal bin ich mir nur nicht so sicher, ob ich der bin, der ich gerne sein will... Ich... ich weiß eben nur sehr genau, wer ich nicht sein will... Manchmal... manchmal... wird es einfach ein wenig schwer zu ertragen... Wenn du verstehst, was ich meine."
Und als Peter genickt hatte, hatte Sirius ihn nachdenklich angesehen, und ruhig gesagt: "Hätte ich auch nicht anders erwartet."
In diesem Moment hatten sie Freundschaft fürs Leben geschlossen.
In dem Augenblick in dem ihn Sirius Black nicht mehr nur, wie es sonst zu jener Zeit unter nicht näher befreundeten Mitschülern üblich gewesen war, mit seinem Nachnamen ansprach, hatte er ihm seine Freundschaft angeboten.
Es mochte nach außen hin nicht einmal etwas Besonderes gewesen sein, dieses Gespräch zwischen zwei so unterschiedlichen Jungen aus noch unterschiedlicheren Familien...
Später hatte Peter erfahren, dass Sirius Bruder 20 Jahre älter als er war, einst Schulsprecher gewesen war - und ein Ravenclaw, dessen Freunde sich jedoch hauptsächlich aus Mitgliedern des Hauses Slytherin rekrutiert hatten.
Er war kein dunkler Zauberer, jedoch hatte auch er dieselbe machiavellistische Lebenseinstellung wie diese - und hatte für menschliche Schwächen wie Angst genauso wenig Verständnis wie es Peters Vater hatte.
Nachdem Sirius Eltern beide schon sehr früh gestorben waren, war er seinem gefühlskalten und rückhaltlos autoritären älteren Bruder nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, der die Vormundschaft für ihn übernommen hatte, obwohl er sich noch nie mit ihm verstanden hatte - und Sirius hatte sich schon früh geschworen, niemals so zu werden wie dieser.
Aber Fakt war, dass Sirius Peter am nächsten Morgen aufgefordert hatte, beim Frühstück bei ihm, James und Remus zu sitzen, ihn in ihre Unterhaltungen einbezogen hatte...
Ihm seine Freundschaft und damit etwas Sicherheit geschenkt hatte.
Flashback
Peter seufzte und riss sich hastig zusammen.
Der Nachthimmel war bereits dem dumpfen Grau-Blau des Morgens gewichen und es war Zeit, seinen Auftrag auszuführen, auch wenn es ihm schwer fiel.
Er durfte sich keine Blöße geben, und nahm sich einen kurzen Augenblick, um noch einmal zu meditieren - sich in die Trance zu versetzen, die es ihm erlauben würde, seinem früheren Peiniger gegenüberzutreten, ohne ihm all seine verräterischen Gedanken zu offenbaren...
Er hatte mehr als einmal über die Ironie geschmunzelt, dass es jetzt ausgerechnet eine Muggel-Meditationstechnik war, die ihm diese wichtige Distanz erlaubte... Alles andere - jeden Zauber - hätte Snape sofort bemerkt...
Doch jetzt musste er sich bemühen, sich tief in sich versenken und dann nur eines tun: Genau kontrollieren, was er dachte...
Gezielte und ausreichend vieleGedanken, um Snape nicht misstrauisch werden zu lassen... Gefährliche Gedanken im Hintergrund seines Verstandes begraben, in seinem Unterbewusstsein - dorthin, wo selbst Snape sie nicht mehr erreichen konnte.
Komplette geistige Kontrolle, vollständige mentale Selbstbeherrschung...
Auch wenn es ihm noch immer unglaublich viel Kraft kostete... Ein Blick in diese ... Augen... diese hypnotischen schwarzen Augen, die alles Licht zu verschlucken schienen... deren dunkle Tiefen für ihn erschreckender waren als es die blutroten Augen des Dunklen Lords jemals sein konnten...
Ein Blick aus diesen Augen und er brach in Schweiß aus, konnte nicht mehr klar denken, war wie gelähmt... Und er musste all seine Kraft zusammennehmen, um nicht der Versuchung nachzugeben, dem Teil seines Selbst nachzugeben, der ihn unweigerlich dazu treiben wollte, Snape alles zu geben...
Alles hinzuwerfen, alles, was er heute war, wofür er kämpfte, zu vergessen und ... dem so tief in ihm verwurzelten Bedürfnis nachzugeben, keinen Widerstand zu leisten gegen alles, was der Tränkemeister von ihm fordern mochte, ja mehr noch... ihn anzuflehen, ihn... zurückzunehmen.
Der Schmerz, von seinem... Peiniger... seinem Herrn, seinem Geliebten, seinem… Alles... verstoßen zu werden...
Er hatte einmal versucht, es Michael begreiflich zu machen...
Aber er hatte keine Worte dafür gefunden.
Keine Worte für diesen ungeheuren, grauenhaften... unglaublichen Schmerz...
Und auch wenn er sich eisern kontrollierte, sich immer wieder vor Augen führte, welches Leid Snape verursachte... wie sehr er selbst unter dessen Händen gelitten hatte...
Ein Teil von ihm würde sich niemals von jenen Ketten befreien können, die Snape ihm angelegt hatte - ein kleiner Teil von ihm, ein Teil seiner Persönlichkeit, den Snape geschaffen hatte, würde für immer nur eines kennen - Sehnsucht nach dem Wohlwollen des Mannes, der ihm so viel angetan hatte.
Das nur schwer kontrollierbare, erschreckend starke Verlangen, sich dem Erben des Dunklen Lords unterzuordnen, in einer Art, wie sie der Lord of Malfoy nicht, und auch kaum ein anderer Deatheater, der nicht das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte, Projekt oder Favorit des Erben des Dunklen Lords zu sein, jemals erahnen hätte können.
Er schauderte, und einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, die Geister lang vergangener Berührungen auf seiner Haut zu spüren; und den Blick eisig glühender schwarzer Augen in seinem Nacken.
Seine Knie wurden weich.
Niemals!!! Niemals wieder!!!
Er musste stark sein…
An Michael, an Ginny, an Draco und all die anderen denken…
Das Ziel vor Augen behalten…
Er war es denjenigen schuldig, denen er so viel Leid angetan hatte.
Und der Gedanke an Michael, an den Mann, der mit stoischer Ruhe seit vielen Jahren zu ihm hielt - wohl wissend, dass er immer wieder gezwungen war, Menschen nur aus einem einzigen Grund zu töten - weil sie wie Michael waren - ohne Magie...
Wertloses Leben in den Augen desjenigen, dem er zu dienen gezwungen war.
Und er konnte es nicht fassen, wie ein Muggel seine Liebe erwidern konnte, nicht voller Abscheu und Verachtung vor ihm, dem Mörder von Muggeln und Muggelgeborenen zurückschreckte... konnte es auch jetzt, nach so vielen Jahren, immer noch nicht begreifen...
Egal wie sehr er sich bemühte, Gutes zu tun... An seinen Händen klebte das Blut vieler Hundert Männer, Frauen und Kinder... sein Weg war mit Tränen gepflastert - und nichts, was er tat, konnte all das wieder gut machen...
Er konnte nicht begreifen, wie Michael zu ihm halten, ihn immer wieder trösten, ihn aufbauen, ihm Kraft geben konnte...
Wie konnte Michael akzeptieren, dass es in ihm noch immer einen Teil gab, für den immer Snape der wichtigste Mensch auf der Welt sein würde - ein Teil, der dem Erben des Dunklen Lords noch immer in hilfloser Liebe verfallen war und der alles getan hätte für einen wohlwollenden Blick, eine freundliche Geste des Tränkemeisters...
Wie konnte Michael das nur so bereitwillig... annehmen... ja mehr noch, ihn auffangen, wenn er wieder einmal in ein schwarzes Loch aus Verzweiflung und Angst gesogen wurde...
Michael, der ihm immer wieder versicherte, dass diese Gefühle nicht wirklich er waren, nicht Peter Pettigrew, sondern das sklavenähnliche, jämmerliche Wesen, dass er über ein Jahrzehnt lang gewesen war...
Michael, der ihm die Stärke gab, sich nicht durch die von Snape geschaffene Kreatur überwinden zu lassen, die in ihm zu schlafen schien, die ständig drohte, zu erwachen...
Michael, der ihm die Stärke gab, für alle anderen stark zu sein, indem er ihm zugestand in seinen Armen schwach zu sein...
Es war mehr als nur ein Wunder...
Zumal Michael es gesehen, erlebt hatte, zu welchen Untaten er, Peter Pettigrew, fähig war...
Michael hatte gesehen, zu was ihn Voldemort bringen konnte - er hatte gesehen, was er, Peter, zu tun gezwungen war - denn so hatten sie sich auch kennen gelernt.
Ein Überfall auf die Familie eines muggelgeborenen, hochrangigen Auroren - einer der wenigen Überfälle, denen auch der Innere Kreis beiwohnte...
Ein Exempel sollte statuiert werden - denn dies - ein Schlammblut, dass zu Macht in der Zauberwelt gekommen war - entsprach genau dem, was Peter insgeheim das "Hassprofil" des Dunklen Lords nannte.
Die Muggel - die Eltern des Auroren, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zuhause gewesen war, und dessen jüngere Schwester, - waren über Stunden gequält worden, und schließlich an ihren Verletzungen gestorben - doch ein junger Mann, den Peter zunächst für den Geliebten der Schwester gehalten hatte, zeigte nach Stunden der Folter noch Lebenszeichen.
Als Peter das gemerkt hatte, hatte er ihn hastig mit einem Starrezauber belegt, und den Tod des Mannes verkündet.
Und wenig später hatte er den Schwerverletzten mit auf sein Manor gebracht, der später einmal sein Geliebter werden sollte.
Es hatte ihn... mehr als erstaunt... festzustellen, wie schnell der Muggel - Michael - bereit gewesen war, ihm zu glauben...
Niemals zuvor war jemand so schnell bereit gewesen, ihm seine Taten zu verzeihen, ihm zu glauben, dass es nicht in seiner Macht lag, zu tun, was er wollte...
Und niemals zuvor war es ihm so leicht gefallen, jemandem von seiner Zeit bei Snape zu erzählen...
Auch wenn er sich noch immer nicht wirklich überwinden hatte können, Michael wirklich alles zu erzählen... denn ein paar der Traumata saßen auch jetzt noch zu tief, als das er von ihnen hätte sprechen können, ohne das seine eigenen Worte die Wunden wieder aufgerissen hätten, Flashbacks ausgelöst...
Es tat gut, zu merken, das Michael die Dämonen, die noch immer an Peter nagten, einfach zu akzeptieren schien... Ohne Fragen zu stellen, sein sicherer Hafen geworden war...
Schon nach wenigen Wochen waren sie ein Paar geworden - auch wenn Peter immer wieder davor zurückgeschreckt war, Michael immer wieder daran erinnert hatte, mit wem er es zu tun hatte:
Einem der Mörder der Schwester des Auroren - Michaels bester Freundin - und ihrer Eltern.
Einem Massenmörder.
Denn das war Peter, so sehr er sich auch wünschte, es wäre anders gewesen.
Doch Michael... Michael hatte ihm Dinge verziehen, die sich Peter niemals verzeihen würde können - und ihm schließlich sogar sein Herz, seine Liebe geschenkt... Hatte ihm ein Stück Glück zurückgebracht.
Wo er sich selbst doch so oft voller Verachtung im Spiegel betrachtete, gerade nach Tagen voller Folter und Tod... wenn er wieder in die leeren, toten Augen eines Kindes geschaut hatte, das ihm Voldemort zu töten befohlen hatte... und sich am Liebsten davongestohlen hätte... sich umgebracht.
Endlich Frieden finden...
Endlich Ruhe vor all den inneren und äußeren Dämonen, mit denen er kämpfen musste...
Doch das...
Das wäre der Weg des Feiglings gewesen - des Feiglings, der er nach Meinung seines Vaters gewesen war - und der er sich niemals erlauben würde zu sein.
Und gerade ihm, der schon von Kindheit an so gebeutelt von Ängsten und Befürchtungen gewesen war... Der sich auch später nur allzu oft hinter seinen Freunden versteckt hatte, dankbar für ihren Schutz... aber feige...
Es half ihm, daran zu denken, was James ihm einmal gesagt hatte: "Wer keine Angst hat, die es zu überwinden gilt, kann keinen Mut haben - wer einfach so drauflos handelt, ohne nachzudenken..." Hier hatte sein Freund ihn selbstironisch angegrinst, denn genau das wurde ihm und Sirius ja immer wieder vorgeworfen. "Je größer die eigene Angst, die man überwinden muss, desto größer auch der Mut... Wer in gefährlichen Situationen keine Angst hat... ist nicht mutig, sondern dumm..."
Es hatte ihm so... gut getan, das zu hören, und an Prongs Verhalten zu merken, dass dieser es auch so meinte.
Er, Sirius und Remus hatten ihn niemals verachtet für seine offensichtlichen Schwierigkeiten - nein, sie hatten ihn aufgebaut, ihm Selbstbewusstsein verschafft...
Sie hatten ihn mit Hochachtung betrachtet, sobald er etwas getan hatte, dass ihm normalerweise schwer fiel – hatten anerkannt, dass selbst das Melden im Unterricht bei einem Lehrer, den er fürchtete, für ihn eine große Leistung war – weil es ihn eine bedeutend größere Selbstüberwindung kostete als sie.
Und mit der Zeit hatte es dazu geführt, dass seine Ängste geringer wurden – er sich mehr zutraute. Ihr grenzenloses Vertrauen darin, dass er alles schaffen konnte – dass er von ihnen, so wie er war, akzeptiert wurde und sie ihm dennoch mehr zuzutrauen schienen als sein Vater es jemals getan hätte… Ohne jemals mehr zu erwarten als er zu geben fähig war…
Er hatte sie genauso geliebt wie er Agnes geliebt hatte, und wenn er nun nach den Sommerferien in der gefühlskalten Umgebung seines Elternhauses nach Hogwarts zurückkehrte, hatte er das Gefühl gehabt, nach Hause zu kommen – zu seiner wirklichen Familie, den Marauders.
Ohne sie wäre er niemals der Mann geworden, der er heute war - ohne sie hätte er auch heute noch niemals die Kraft gehabt, sich von den seelischen Fesseln zu befreien, die Snape ihm aufgezwungen hatte - denn die Erinnerung an ihre Freundschaft, gerade an James' und sein niemals wankendes Vertrauen darein, dass man alles überwinden konnte...
Peter schuldete es James und den anderen, er schuldete es ihnen, anderen die Sicherheit zu vermitteln, die sie ihm damals gegeben hatten.
Und er konnte und wollte den Freunden, denen er so viel verdankte, und denen er so viel angetan hatte, keine Schande machen.
Und er gab die Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages zu etwas Gutem führen würde...
Das irgendwann einmal mehr aus seinen Bemühungen erwachsen würde als nur "etwas weniger Leid"...
Es musste eine Bedeutung haben, dass so viele starben, und er zum Überleben verdammt war...
All dies musste einfach einen Sinn haben - und er hatte es sich schon vor langer Zeit geschworen, an dem Tag, an dem er das erste Mal einen freien Gedanken fassen können, einen Gedanken, den Snape niemals erfahren würde...
Er hatte es sich im Namen der ersten wirklichen Freunde, die er je gehabt hatte, geschworen, alles zu tun, um nicht nur seinem Leben, sondern auch ihrem Leiden und Tod einen Sinn zu geben, indem er all das Gute, dass sie ihm vermacht hatten, an diejenigen weitergab, die durch die Deatheater in Not gerieten.
Es tat unglaublich weh, wenn er daran dachte, wie ihn Sirius angesehen hatte...
Wie Sirius ausgesehen hatte... In jener Nacht in der Heulenden Hütte, in der er noch nicht frei genug gewesen war, um das zu tun, was er so gerne getan hätte...
Sirius Blick... die gleichen Augen, die ihn einst so freundlich ermutigt hatten, ihm Kraft gegeben hatten, seine Ängste zu überwinden... und dessen kaum noch als die seine erkennbare Stimme, mit der er die schmerzhaften Worte, die furchtbare, gnadenlose Wahrheit ausgesprochen hatte: "Dann hättest Du sterben sollen!"
Wie gerne, wie gerne!!! hätte er ihm und Remus, und den Kindern, am Liebsten damals entgegen geschrieen: Ja, ja... ich wäre so gerne gestorben... So gerne... Für Euch, für Harry... für das Licht...
Doch er hatte es noch nicht gekonnt...
War noch lange nicht frei genug gewesen...
Und hatte doch innerlich frohlockt...
Hatte gehofft, dass Sirius und Remus nun endlich- endlich! -ein Ende machen, ihn erlösen würden... ihn von dem Zwang befreien würden, weiterhin alles zu tun, was ihm sein Herr befahl...
Dann, das Unglaubliche... das, was er noch immer nicht glauben konnte...
Harry, der Junge, dem er die Eltern geraubt hatte, rettete ihm, dem Mörder, dem feigen Verräter, das Leben...
So sehr er auf den Tod, auf Erlösung, gehofft hatte...
Sein Dank war aufrichtig gewesen... Er hatte nur noch denken können, dass James und Lily stolz auf ihren Sohn gewesen wären - und wie ähnlich, wie unglaublich ähnlich Harry seinem Vater war... Dem James Potter, wie ihn Peter als seinen einfühlsamen, und aufmerksamen Freund gekannt hatte.
Egal, wie sehr James und Sirius - und auch er selbst - Slytherins gehänselt hatten, allen voran Severus Snape - niemals hatte er den beißenden Witz oder die spöttelnden Bemerkungen seiner Freunde zu spüren bekommen.
Und nun... nun stand in mehr als einer Zaubererschuld diesem Jungen gegenüber, der nun in einer weitaus schlimmeren Situation war, als er selbst es wohl jemals gewesen war... James Sohn war dem Tränkemeister auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und hatte keinerlei Hoffnung auf Hilfe...
Er konnte ihm nicht helfen. Er konnte seiner Schuld nicht gerecht werden, was auch immer ihm drohte, wenn er sie einfach so ignorierte.
Der Gedanke an Harry war der Schmerzhafteste von allen... Denn an dem Jungen hatte er wieder einmal versagt, hatte nicht schnell genug reagieren können um ihm die Versklavung zu ersparen, die, wie er nur allzu gut wusste, deutlich schlimmer als der Tod war...
Schrecklich versagt.
Ein kalter Lufthauch riss ihn aus seinen trüben Erinnerungen und er war wütend auf sich selbst, als er merkte, dass er, statt sich auf das Zusammentreffen mit dem Zaubertränkemeister vorzubereiten, von seinen Erinnerungen überwältig worden war.
Schnell entfernte er die Tränenspuren aus seinem Gesicht, sprach einen Beruhigungszauber - Snape würde es ihm anmerken, aber es würde den Tränkemeister im Höchstfalle amüsieren - und versenkte sich dann in eine tiefe Trance.
Nach wenigen Minuten war er bereit - so bereit, wie er jemals sein konnte...
Er machte sich auf den Weg zum Schloss.
In den Kerkern - Snapes Labor
Der Tränkemeister war gerade dabei, ein paar komplizierte Zaubertränke zu brauen, als ihm eine seiner Wachen meldete, er habe Besuch von Peter Pettigrew.
Snape forderte die Wache auf, den Animagus hineinzuschicken - er hatte keinerlei Absicht, seine Arbeit zu unterbrechen, und gab Harry, der ihm assistiert hatte, nun die Anweisung, die drei Kessel aufmerksam zu beobachten und regelmäßig umzurühren.
Als der Animagus den Raum betrat, schien der Junge nicht zu wissen, wie er sich verhalten sollte.
Er war aschfahl geworden, als er den Namen "der Ratte" gehört hatte, wieHarry den Animagus, sehr zu Snapes Amüsement, immerihn noch immer in Gedanken nannte... Eine der Entgleisungen seines Sklaven, die Snape nicht bestrafen mochte, solange er ansonsten ein tadelloses Verhalten zeigte.
Jedesmal wenn der Animagus zu ihm kam, hatte Snape Harry bisher aus dem Raum geschickt... zu unsicher war ihm die Psyche des Jungen gewesen... und er hatte ihn bisher noch von allen anderen seiner Vorgänger ferngehalten.
Diesmal aber... es war Zeit, einen Schritt weiterzugehen.
Aber zuerst... der Junge schien nicht zu wissen, ob er auf die Knie fallen sollte oder seinen Anweisungen die Tränke betreffend befolgen... "Junge, bleib stehen. Mach, was ich Dir gesagt habe."
Ein verwirrter Blick aus grünen Augen traf ihn: "Ja, Herr."
Snape verkniff sich ein Schmunzeln, als Peter bei dieser Anrede zusammenzuzucken schien.
Der Animagus hatte eine erstaunliche Selbstbeherrschung gelernt... Aber er hatte ihn noch immer vollständig in der Hand...
Wenn er auch mittlerweile die Zügel an den Dunklen Lord weitergeben hatte... er konnte den unsicheren Mann vor ihm noch immer mit einem einzigen Blick zum Schaudern bringen...
"Nun, Peter. Du hast eine wichtige Nachricht für mich?"
Snapes Stimme war seidenweich... sehr sanft... und enthielt zugleich eine deutliche Drohung: War es nichts Wichtiges, so wäre er nicht... begeistert.
Sowohl Harry als auch Peter durchfuhr ein Zittern.
Nach einem bewussten Durchatmen und einer tiefen Verbeugung - die Deatheater fielen vor dem Dunklen Lord auf die Knie, seinem Erben stand eine tiefe Verbeugung zu - sah ihm Peter mit deutlicher Überwindung in die Augen und schluckte: "Sir, Unser Lord wünscht Euch eine Nachricht zu übermitteln."
Snape hob eine Augenbraue: "Und wie kommt es, dass er Dich als Posteule benutzt?"
Seine Stimme triefte vor Hohn, und Peter zuckte zusammen wie unter einem Schlag.
"Sir, er... Unser Lord sagte, er glaube, es... es wäre... amüsanter... für Euch, wenn ich Euch die Nachricht überbrächte."
Pettigrews Stimme war wie erstickt.
Interessant... In dem Zustand hatte Snape seinen ehemaligen "Schützling" schon sehr lange nicht mehr erlebt...
"Wie lautet die Nachricht?" Die Stimme des Tränkemeisters war nun ruhig, aber eindeutig ein Kommando.
Nun fuhr der eindeutig unsichere Blick des Animagus hinüber zu seinem Sklaven und sagte dann, offensichtlich allen Mut zusammennehmend: "Sir... vielleicht wäre es besser... wenn ich vorschlagen dürfte, die Angelegenheit unter vier Augen vorbringen zu dürfen."
Der Tränkemeister sah ihn an, seine schwarzen Augen von jenem kalte Feuer, dass beide der Anwesenden nur allzu gut als Warnung zu interpretieren wussten: "Hier im Raum befinden sich nur meine... Arbeitsutensilien..., Peter. Wenn es sich um eine wichtige Mitteilung handelt, rede."
Es war dem Animagus anzusehen, dass es ihm sehr schwer fiel, zu sprechen... immer wieder wanderte sein Blick hinüber zu dem Jungen, dem er so gerne geholfen hätte. Er fragte sich einen Augenblick lang, was Snape dazu bewegen konnte, ihn und Harry so zu quälen…
Der Tränkemeister konnte die Antwort auf seine Frage mit Leichtigkeit in seinen Gedanken lesen… und der Erbe des Dunklen Lords hatte immer einen Grund für das, was er tat…
Lag das Verhalten Snapes begründet in purem Sadismus – weidete sich dieser an seinem offensichtlichen Unbehagen, diese Nachricht zu überbringen – oder wollte er, was Peter eher vermutete, und ungleich stärker fürchtete, ein Exempel statuieren – eben weil er bemerkt hatte, wie schwer es seinem ehemaligen „Projekt" fiel, in Gegenwart des Jungen zu sprechen?
Wollte er ihm, oder dem Kind, Gehorsam aufzwingen, eine Lehre erteilen? Wohin führte dieses seltsame Verhalten Severus Snapes?
Alles in Peter Pettigrew schrie, jede Faser seines Körpers signalisierte, dass er sich in höchster Gefahr befand, in größerer Gefahr als schon seit langem. Snape war viel zu, viel zu aufmerksam, viel zu interessiert…
"Unser Lord hat den Wunsch geäußert..." Peter Pettigrew schluckte schwer, er war leichenblass und seine Stimme zitterte beträchtlich: "Sir, er hegt den Wunsch, sich Euer... Spielzeug... auszuleihen und fragt an, wann ein Besuch genehm wäre."
Noch während er sprach, wanderte sein Blick unwillkürlich wieder zu dem Jungen hinüber, der - offensichtlich am ganzen Körper bebend - hinter den Kesseln stand.
So sehr Peter Pettigrew auch gelernt hatte, eigene Gefühle zu verbergen... in dem Augenblick, in dem er das Wort 'Spielzeug' aussprach, und das... ungeheure Zusammenschrecken des Jungen sah - die offene Todesangst in dessen Blick... das flehende ''Nein' das so deutlich in ihnen den grünen Augen zu lesen war - in diesem Augenblick konnte er nicht verhindern, dass sich ein Gedanke, den er normalerweise streng unter Verschluss gehalten haben würde, seinen Weg bahnte:
#Bitte, lass das Wunder geschehen und Snape ablehnen!!!#
Snapes Miene war nicht zu lesen, als er nun, nach einer kurzen Überlegungspause, entgegnete: "Teile Seiner Lordschaft mit... er kenne die Bedingungen für diese ... Spiele..."
Peter konnte gerade noch verhindern, mit einem Stirnrunzeln zu zeigen, wie sehr ihn die zögerliche - beinahe schon ablehnende - Antwort verwunderte. Irrte er sich, oder hatte Snape... nicht sehr begeistert bei dem Gedanken geklungen, den Jungen seinem Lord auszuliefern - und sei es für auch noch so kurze Zeit?
Er konnte sich doch noch allzu gut an eine Zeit erinnern, in der der Erbe des Dunklen Lords keinerlei Skrupel gehabt hatte, seine... Favoriten... mit seinem Mentor zu teilen... Hatte es doch allzu oft auch selbst, buchstäblich am eigenen Leib, erlebt.
Doch das waren gefährliche Gedanken... Die Erinnerungen rüttelten zuviel auf... schwächten seine mentalen Barrieren und brachten seine Selbstkontrolle ins Wanken.
Während er sich wiederum tief verbeugte und sich bemühte, die jämmerliche Gestalt des Sklaven zu ignorieren, dessen Anwesenheit ihn auf nur allzu schmerzhafte Weise daran erinnerte, was der 'Vorschlag', den er da zu überbringen gezwungen gewesen war, für eine Bedeutung hatte, bemühte sich der Animagus darum, seine brüchig zu werden drohende Selbstbeherrschung zurückzuerlangen.
Diese Augen, diese einst so lebendigen, strahlenden Augen - nun glanzlos und voller Schmerz, selbst in ihrer Angst noch zu resigniert, zu ergeben in das, was der Sohn seines Freundes James mittlerweile als sein unabänderliches Schicksal ansehen musste..., zu gebrochen, als das er sich noch in irgendeiner Weise hätte auflehnen können.
Peter wusste, dieser Junge hatte das Flehen, das Betteln schon lange aufgegeben, da es niemals Gnade für ihn gegeben hatte.
Er hatte es gewusst... hatte den Jungen, den Sklaven seines eigenen ehemaligen Herrn ja mehr als nur einmal gesehen, wenn auch immer nur von Weitem, nur für kurze Zeit... und auch ohne ihn zu sehen, hätte alleine das Wissen, dass ihn der Erbe des Dunklen Lords in seinen Händen hatte, genügt um ihm alles zu sagen...
Doch es waren Lilys Augen..., die ihm da aus diesem blassen... von Leid überschatteten und viel zu alten Gesicht entgegensahen, und schon nicht mehr wirklich zu flehen vermochten - es schon lange verlernt haben mussten um die Gnade zu bitten, die ihm sowieso niemals gewehrt wurde.
Es war schlimm genug gewesen, mit ansehen zu müssen, mit welch sadistischer Begeisterung, mit welchem Triumph die Augen des Dunklen Lords funkelten, sobald sich das Gespräch auf den Jungen-der-lebte richtete...
Die nur allzu aussagekräftigen Komplimente, die der Dunkle Lord seinem Erben machte...
Den Stolz zu sehen, mit dem Severus Snape sie entgegennahm, und das Wissen, dass es bei all dem um Harry ging.
Harry, das erste und einzige Kind der Marauders.
Ihr Sohn!!!
James mochte Harrys Vater gewesen sein - doch schon bei dessen Hochzeit hatte Sirius, wie im Scherz, zu Lily gesagt, sie heirate nun eine ganze Familie - die vier Brüder, die Marauders...
Wie immer hatte auch diese im scherzenden Tonfall ausgesprochene Bemerkung eine sehr ernst gemeinte Bedeutung, und Lily Evans, nun Potter, die immer Verständnis für die ungewöhnlich enge Freundschaft der vier Jungen - und später Männer - aufgebracht hatte, hatte auch diese Äußerung nicht falsch verstanden, sondern so, wie sie gemeint war:
Als Versprechen, als Loyalitätsbekundung - und als Zusage, alles zu tun, damit sie und James, und später auch Harry, ein glückliches Leben führen konnten.
Der Tag an dem Harry zur Welt gekommen war - sie alle hatten mit James zusammen vor dem Kreißsaal ihre Runden gedreht, mindestens ebenso nervös wie dieser - und hatten sich schließlich auch genauso wie der stolze Vater Hals über Kopf in das winzige, perfekte Geschöpf verliebt, dass nur wenige Monate später einmal als 'Retter der Zauberwelt' in die Geschichte eingehen sollte.
Der kleine Harry war für sie alle der erste Geschmack davon gewesen, wie es sein konnte, Vater zu werden – für die drei Freunde James Potters würde dieses Kind immer auch ein wenig das ihre sein.
Trotz der Tatsache, dass nur wenig später der Erbe des Dunklen Lords seine erschreckenden Fähigkeiten auf ihn gerichtet, ihn für immer geschädigt und ihn gezwungen hatte, seinen Freunden das Schlimmste anzutun, dass er sich hätte vorstellen können: Verrat…
Trotz alledem, allen Veränderungen und Entwicklungen die seine Psyche mit der Zeit durchlebt und durchlitten hatte – eines hatte sich niemals geändert – seine Gefühle gegenüber diesem Jungen, der einst fast wie sein Sohn gewesen war.
Und nun… zu wissen, dass eben dieser Junge gefoltert, vergewaltigt… auf gnadenlose, bis ins kleinste ausgefeilte, perfide Weise seiner Würde, ja, seiner Identität beraubt wurde…
Es war, trotz aller Dinge, die er mittlerweile in seiner Position als Deatheater im engen Umkreis des Dunklen Lords erlebt, gesehen hatte, die schwerste Prüfung für ihn, seinem Schmerz um das Schicksal gerade dieses Kindes nicht Ausdruck zu verleihen, indem er sich mit einem Wutschrei auf denjenigen warf, der doch für alles schlussendlich verantwortlich war: den Dunklen Lord.
Nur ein Gedanke hielt ihn in solchen Momenten davon ab – der Gedanke, damit nur auf eine andere Art Suizid zu begehen:
Dass es wieder einmal einfach nur der Weg des Feiglings gewesen wäre…
Denn das wäre es gewesen – ein unbeherrschter Racheakt, der doch nur in noch mehr Tod, noch mehr Leid enden würde – und der nicht das Geringste ändern würde, außer ihm selbst die Last zu nehmen, weiterhin unter seinem schlechten Gewissen leiden zu müssen.
Es wäre der Gipfel der Feigheit gewesen, hätte er sich in diesen Momenten nicht zurückgehalten – da er wohl wusste, dass seine magischen Kräfte niemals auch nur annähernd ausgereicht hätten, um dem Dunklen Lord auch nur ernsthaft gefährlich werden zu können.
Alles, was so eine unbeherrschte Affekthandlung auslösen würde, wäre, dass alles, was er sich aufgebaut hatte zerstört und alle, die er unter seinen Schutz genommen hatte, hilflos und ausgeliefert waren.
Es wäre wohl das größte seiner Verbrechen geworden, hätte er sich nicht zur Selbstdisziplin gezwungen - selbst wenn es ihm das Herz herausriss.
Und so bemühte sich Peter nun, seine brüchig gewordene Selbstbeherrschung zurückzuhalten und all diese nun mühsam unterdrückten, all diese in unsagbar schmerzhaften Stunden der Selbstqual gefassten Gedanken, nicht zur Oberfläche seines Bewusstseins dringen zu lassen - nichts als das, was der Tränkemeister sehen durfte:
Seine tiefe Zuneigung zum Sohn seines Freundes, von der Snape sowieso schon wusste - die dieser wohl so sehr kannte wie niemand anderes - und ja, auch seine Besorgnis ob der Gesundheit des Jungen, die mit dieser Zuneigung einherging.
Snape durfte auf keinen Fall bemerken, dass er ihn nicht wie ein Buch lesen konnte - der Erbe des Dunklen Lords durfte keine Sekunde daran zweifeln, ihn vollkommen in der Hand zu haben.
Als er wieder aufsah, und sich bemühte, nicht zu der bebenden Gestalt hinter den Kesseln hinüber zusehen, zeigte sein Gesicht keine anderen Emotionen als die, die der Tränkemeister auch in ihnen erwartet hätte: Ergebenheit, Unterwürfigkeit - und jene gesunde Scheu, die den Animagus schon immer ausgezeichnet hatte. "Sehr wohl, Sir. Wenn Ihr nun keine weitere Verwendung für mich habt, werde ich Seiner Lordschaft Eure Antwort sofort überbringen."
Snape sah ihn an, seine dunklen Augen unleserlich - doch der unbewegte, starre Blick ließ Peter und Harry im gleichen Maße schaudern. Und in Peter überschlugen sich die Gedanken, die er nicht mehr zurückhalten konnte.
Er spürte eine Angst wie schon lange nicht mehr.
Warum zögerte der Tränkemeister?
Was ging in ihm vor, wieso hatte er ihn nicht schon längst, wie er es sonst so oft tat, so schnell wie möglich wieder fortgeschickt?
Etwas, dass jedesmal Schmerz und Erleichterung zugleich bedeutete - und eine weitere Nacht voller Alpträume, in der ihn Michael wieder zu sich bringen, auffangen musste...
Der Erbe des Dunklen Lords sah ihn einen Augenblick lang prüfend an - und als er endlich antwortete, mit einem leisen, aber sehr bestimmten Ton, zuckten Peter und Harry beide gewaltig zusammen: "Du wirst noch einen Augenblick hier warten. Ich werde Dir etwas für Seine Lordschaft mitgeben."
Dann, den Animagus ignorierend, warf er einen ermahnenden Blick auf seinen Sklaven und setzte hinzu: "Du weißt, was ich erwarte."
Das Wort, das der Tränkemeister nicht ausgesprochen hatte, hing bleischwer im Raum.
Gehorsam
Was auch immer Peter Pettigrew ihm befehlen mochte, was auch immer dieser von ihm verlangen würde...
Die Stimme des Jungen zitterte, als er mit erstickter Stimme erwiderte: "Ja, Herr." - und Snape verließ den Raum durch eine Tür, die, wie sich Peter nur allzu genau erinnerte, zu seinen Privatgemächern führte.
Einen kleinen Augenblick lang sahen die beiden dem Tränkemeister hinterher - und teilten einen einzigen, verzweifelten Wunsch - dass es nicht wahr war, dass Snape sie nicht alleine miteinander ließ.
Als der Animagus sich nun aus der erschrockenen Erstarrung riss und sich zwang, den Jungen anzusehen, den er einst als Säugling auf dem Arm gehalten, geliebt hatte wie sein eigenes Kind und der nun ob der Tatsache in heillose Panik verfiel, alleine mit ihm in einem Raum gelassen zu werden, stiegen ihm fast die Tränen in die Augen.
Es tat ihm in der Seele weh, zu sehen, welches Häufchen Elend der Junge nun war, wie mühsam er sich noch aufrecht hielt - wie schwer es ihm fiel, nicht in Tränen auszubrechen, die nur allzu deutlich in den panikgeweiteten Augen standen.
Es war, als habe nur die Anwesenheit des Tränkemeisters ihm genug Kraft gegeben, um seine, Wormtails, Gegenwart überhaupt zu ertragen...
Und er konnte viel zu gut nachempfinden, was jetzt in dem Jungen vorgehen musste.
Ausgeliefert...
Was beabsichtigte Snape bloß damit? Warum ließ er sie beide so zurück?
Der Erbe des Dunklen Lords tat nichts ohne Berechnung!
Hatte er, Peter sich etwa verraten? Hatte die mentale Barriere, die er um seine verräterischen Gedanken errichtet hatte, etwa nicht gehalten - Snape nicht abgehalten...
Ihn schauderte.
Es war ein weiteres Spielchen.
Für Severus Snape waren sie beide nicht mehr als interessante Projekte...
Forschungsobjekte...
Die bittere Ironie der Tatsache, dass seine Animagusform ausgerechnet eine Ratte war, erfüllte Peter Pettigrew einmal mehr mit dem Wunsch, hysterisch aufzulachen.
Laborratten
Mehr waren Menschen nicht für den Erben des Dunklen Lords.
Zur Benutzung freigegeben.
Was erwartete der Tränkemeister nun für ein Verhalten von ihm? Ihm drang sich unweigerlich ein Vergleich auf...
Erwartete der Erbe des Dunklen Lords etwa, dass er, der doch aufgestiegen war in den Rängen der Deatheater, nun mit dem Jungen spielte wie eine Katze mit einer Maus?
Eine der Proben, die Snape doch so sehr liebte?
Doch warum – und… um ihn zu testen, oder den Jungen?
Snape beobachtete sie, er war sich sicher...
Doch Peter konnte die Panik in diesen Augen nicht ertragen, die nicht wagten, ihn anzusehen - diese großen, hellgrünen Augen, die vor Angst geweiteten Pupillen - der fast hyperventilierende Atem.
Harry schien die Kessel mit den Zaubertränken vollkommen vergessen zu haben...
Und das hieß etwas, wenn man an die 'Erziehungsmethoden' des Tränkemeisters dachte.
Peter durfte sich keine Blöße geben, durfte nicht zu viel verraten... aber er musste etwas sagen, musste...
So sanft er es nur konnte, sagte er: "Mach nur weiter mit den Kesseln, Harry. Ich brauche deine Dienste nicht."
Wie sehr er es ihn danach verlangte, dem Jungen ganz etwas anderes zu sagen...
Ihm zu sagen, wie Leid es ihm tat...
Wie sehr er sich seiner Schuld, seiner unverzeihlichen Taten bewusst war...
Wie gerne hätte er dem Jungen versichert, dass er ihm niemals etwas tun, ihn niemals misshandeln würde - dass er niemals wieder Hand an ihn legen würde...
Hastig drängte er aufkommende Erinnerungen zurück - an jene furchtbaren Geschehnisse auf dem Friedhof, auf dem er gezwungen gewesen war, ihn, den Jungen, ihr Kind,zu verletzen... unfrei, ohne eigenen Willen... noch immer gesteuert durch den Tränkemeister, noch nicht frei genug, um sich weigern zu können - um das Licht zu warnen...
Der ungläubige, entsetzte Blick in den klaren grünen Augen ob der Tatsache, dass sein Schulkamerad tot vor ihm lag...
Es waren einige der schlimmsten Augenblicke in Peter Pettigrews Leben gewesen.
Und so sehr er es sich auch wünschte, er konnte dem Jungen dieses Versprechen nicht geben, dass eine Lüge gewesen wäre.
Wenn ihm Voldemort oder sein Erbe befahlen, Harry Potter zu verletzen, so würde er sich nicht weigern dürfen - zu viel hing von dem ab, was er tat.
Zu viele Menschenleben hingen davon ab, dass seine, Peter Pettigrews Loyalität für diese Dunklen Zauberer unzweifelhaft auf der Seite der Dunkelheit lag.
Der Junge-der-lebte warf ihm einen scheuen Blick zu und erwiderte, ganz der gehorsame Sklave, der er war: "Ja, Herr." und bemühte sich hastig, die Temperatur der Kessel zu regulieren, die wegen seiner kurzen Unaufmerksamkeit viel zu hoch angestiegen war.
Als der Animagus merkte, dass er das nicht schaffte - die Flüssigkeiten schon Überzukochen drohten, hob er rasch seinen Zauberstab und kam ihm zur Hilfe: "Glaciaram".
In Sekundenschnelle waren die Feuer von einer unsichtbaren Schutzschicht überzogen, die die Wärme der Flammen dämmte ohne aber ihre Wärmewirkung gänzlich zu ersticken.
Wenig später brodelte die Flüssigkeit in den Kesseln wieder wie gewünscht ruhig und er entfernte die Dämmschicht mit einem 'Finite Incantatem'
Der Junge war auf die Knie gefallen und bebte, als erwartete er, geschlagen oder verflucht zu werden.
Und genau das wäre auch gewesen, was Snape getan hätte, wenn er seinen Sklaven bei so einem Fehler ertappt hätte - oder ihn auf eine jener perfiden, genialen und stets den wunden Punkt treffenden Weise bestraft, den der Erbe des Dunklen Lords in jedem Lebewesen zu erkennen schien - nichts schien diesem diabolischsten aller Gefolgten Voldemorts zu entgehen.
Und eines stand fest - Snape würde auch dies hier mitbekommen, wenn er sie nicht beobachtet hatte, dann spätestens, wenn er die Gedanken des Jungen las - und der Animagus konnte nicht mehr tun als zu hoffen, dass dem Tränkemeister eine einfache Ermahnung genügen würde...
Es kostete Peter seine ganze Willenskraft, als er in leicht ermahnendem Tonfall, wenn auch sehr ruhig und mit sanfter Stimme sagte- er konnte sich nicht dazu bringen, auch nur die geringste Härte in seine Stimme zu legen: "Pass besser auf! Es ist gefährlich, starke Tränke mit Inhaltsstoffen wie Digitalis oder Belladonna ohne die ausreichende Aufmerksamkeit zu brauen. Dein Herr wird dir das doch beigebracht haben!"
Obwohl er seine Stimme sehr ruhig gehalten hatte, zuckte der Junge zusammen und verlor vollkommen die Fassung. "Es tut mir Leid, Herr! Danke für Euer Eingreifen, Herr..."
Peter schluckte schwer, bevor er ein Lächeln auf sein Gesicht zwang, dass, wie er hoffte, nicht allzu viel von der Traurigkeit, die er empfand, zeigte, und mit ziemlich gepresster Stimme und so beruhigend, wie er sich meinte, leisten zu können: "Gut, Harry. Ist ja noch mal gut gegangen. Und jetzt steh wieder auf und tue, was dir dein Herr befohlen hat."
Danach herrschte Schweigen, und ein paar endlose Minuten lang war nur noch das Prasseln der Flammen, und das leichte Zischen, dass von den Kesseln ausging zu hören.
Es war eine schwere Stille, die kaum zu ertragen war und Peter konnte kaum verhindern, dass sich seine Gedanken wieder einmal selbstständig machten.
Hoffentlich würde Snape den Jungen nicht noch bestrafen! Er selbst... er war sich des Risikos, von seinem ehemaligen Herrn mit dem Cruciatus bestraft zu werden durchaus bewusst und wenn es so kommen sollte, würde er es akzeptieren...
Immerhin hatte er in das Heiligtum des Tränkemeisters eingegriffen - etwas, dass der unberechenbare Schwarzmagier wahrscheinlich nicht einfach so akzeptieren würde.
Sicher, mittlerweile hatte er den relativen Schutz seiner Stellung im Inneren Kreis - doch selbst der Lord of Malfoy war nicht sicher davor, vom Dunklen Lord oder seinem Erben mit dem Cruciatus bestraft zu werden, wenn dies auch nicht unbedingt häufig geschah.
Nein, seine Befürchtungen bezogen sich nicht im Geringsten auf sich selbst, sie bezogen sich auf den Jungen - den versklavten, hilflosen, seiner Selbst beraubten Jungen, dessen Wohl und Wehe ganz von dem Mann abhing, der einstmals dafür gesorgt hatte, dass seine Eltern ihrem Mörder ausgeliefert wurden.
Als die Tür mit einem Knall aufsprang und der Tränkemeister in einem Wirbel seiner dunklen Roben in den Raum trat, klopfte Peters Herz bis zum Hals.
Einen Augenblick lang ignorierte ihn Snape, und besah sich den Inhalt der Kessel.
Mit einem Stirnrunzeln in Richtung seines Sklaven sagte er schließlich, die schwarzen Augen kälter denn je, die dunkle Stimme ein seidiges Flüstern: "Was muss ich da erfahren, Junge? Du bist ungehorsam und vergisst deine Pflicht?"
Alles in Peter schrie: Nein! und erst mühsame Konzentration auf seine Atemübungen verhinderte, dass er in einen Flashback erlitt...
Wie oft hatte er diesen Ton, diese Stimme auf sich gerichtet gefühlt...
Diese unglaublich bedrohlich sanfte, gefühlskalte dunkle Stimme aus mit Samt ummanteltem Stahl, die nur eines bedeutete: Schmerz, Qual - Bestrafung.
Der Junge sah aus, als falle er jeden Augenblick in Ohnmacht, war, wenn überhaupt noch möglich, blasser als zuvor und es war deutlich, wie schwer es ihm fiel, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen - zu deutlich war ihm die Kehle vor Angst verschnürt - als er ein leises: "Es tut mir Leid, Herr." flüsterte.
Die Miene des Tränkemeisters verriet noch immer keinerlei Gemütsregung, nur das Unheil verkündende Leuchten in seinen schwarzen Augen, die keine Gnade verhießen, sprach davon, dass ihm diese Entschuldigung bei weitem noch nicht reichte.
Snapes Stimme war noch immer leise, als er langsam, die einzelnen Silben fast genießerisch betonend, erwiderte: "Oh nein, Junge. So einfach kommst du diesmal nicht davon. Du wirst mir in letzter Zeit etwas zu übermütig… Ich war wohl etwas… nachlässig mit Dir – eine kleine Erinnerung… könnte Dir nicht schaden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Leibdiener des Dunklen Lords es... gelassen... hinnimmt, wenn sein Leben durch den Ungehorsam eines Sklaven in Gefahr gebracht wird…. Da ist es doch nur fair, diesen die Strafe auswählen zu lassen..."
Der Sarkasmus in der samtigen Stimme war kaum zu überhören, und einen flüchtigen Augenblick lang fragte sich Peter, ob auch dem Jungen auffiel, dass sich der Sarkasmus des Tränkemeisters gegen ihn, Peter - und nicht gegen Harry richtete.
Der Animagus zwang sich, nicht zu denken, seine Wut nicht wirklich in sich aufsteigen zu lassen- all die aufkommenden Gedanken in das hinterste Eckchen seines Bewusstseins zu schieben und dort zu verbarrikadieren, als er seinem ehemaligen Herrn knapp zunickte und mit möglichst beherrschter Stimme sagte: "Ja, Sir, ich würde die Bestrafung gerne selbst vornehmen."
Und als ihm Snape mit einem unverhohlen spöttischen Lächeln auffordernd zunickte, signalisierte er dem wie Espenlaub zitternden Sklaven zu sich zu kommen.
Die Schritte des Jungen waren unsicher, er wankte, obgleich er doch wirklich sehr viel gesünder aussah als noch vor ein paar Monaten, seit ihn Peter das erste Mal nach dem Fall des Lichtes zu Gesicht bekommen hatte - und der Animagus verdrängte hastig den Gedanken, dass Harry aus Angst vor ihm - seelisch und auch körperlich - so extrem das Gleichgewicht verlor.
Als der Junge vor ihm auf die Knie sank, sah es mehr aus wie ein Hinfallen und Peter unterdrückte das Bedürfnis, ihm wieder aufzuhelfen.
Er konnte und durfte ihm nicht helfen.
Nicht in einer Weise, die Harry jemals verstanden hätte.
Im Gegenteil... höchstwahrscheinlich würde ihn der Junge nun nur noch mehr fürchten als er es wohl ohnehin schon tat.
Tief Luft holend, zwang er sich die Worte zu sagen, die er selbst so unzählige Male zu hören bekommen hatte.
Und er wusste jetzt schon, dass diese Situation, in die ihn sein ehemaliger Herr gezwungen hatte, der Stoff für neue Alpträume war, die ihn wahrscheinlich bis ans Ende seines Lebens verfolgen würden.
Jede Emotion aus seinen blassblauen Augen heraushaltend, sagte er mit der festesten Stimme, zu der er sich bringen konnte: "Du weißt, dass auf Ungehorsam Strafe folgt... Bist du dir bewusst, dass du Strafe verdient hast?"
Und während der bebende Junge vor ihm mit fast schon schluchzender Stimme versicherte, ja, er wisse, ja, er würde jede Strafe akzeptieren... schrie es in Peter Pettigrew, eine innere Stimme beschimpfte ihn mit übelsten Worten und der Animagus konnte in diesen Augenblicken nichts anderes empfinden als puren Selbsthass.
Das hier war doch Harry! Der kleine Junge, den er einst in seinen Armen gehalten gewiegt hatte – der einst vertrauensvoll in seinem Arm geschlafen hatte – den er sich einmal geschworen hatte mit seinem eigenen Leben zu schützen…
Ja, mehr noch: Dieser Junge hatte ihm einst das Leben gerettet, ohne auch nur um die besonderen Umstände zu wissen, die zu seinem, Peters, Verrat geführt hatten. Der Junge war so… großherzig… wie es sich Peter niemals erhoffen konnte zu sein.
Und nun vergalt er ihm, indem er sich zum Instrument seines früheren Herrn machen ließ... und spürte, dass es ihm, trotz allem Widerwillen, viel zu leicht fiel, viel zu leicht, sich so zu verstellen - der gnadenlose Herr zu sein.
Er war sich bewusst kein Zauberer des Lichtes mehr zu sein - zu viel Kontakt hatte er mit der dunklen Seite der Magie gehabt, war zu oft gezwungen gewesen, Unverzeihliche anzuwenden, zu foltern und zu töten, entgegen den eigenen Prinzipien zu handeln.
All dies ging an niemandem spurlos vorbei - das Dunkle Gift erfasste einen und ließ einen nicht mehr los - auch, wenn man gezwungen worden war, sich damit zu infizieren, wie es ihm geschehen war.
Es fiel ihm viel zu leicht, dem Jungen jetzt eine harte Ohrfeige zu versetzen, die diesen zu Boden schickte - doch nur die Hoffnung darauf, dass diese Ohrfeige dem Kind schmerzhaftere Strafen, weitaus schlimmeres Leid von Händen Snapes - oder schlimmer noch, von Händen Voldemorts - ersparen würde, hielt ihn davon ab, endgültig die Fassung zu verlieren ob der Tatsache, wieder einmal gezwungen zu sein, dem Kind der Marauders Schmerzen zu bereiten.
Als er sich anschickte, den Jungen zu fragen, ob er seine Strafe verstanden hatte, unterbrach ihn die dunkle Stimme des Tränkemeisters, der viel zu dicht an ihn herangetreten war und nun mit einem Glitzern in den dunkel leuchtenden Augen auf den am Boden kauernden Jungen sah: 'Ist das Deine Strafe für einen Sklaven, der Dein Leben gefährdet, Peter?
Obwohl als Frage formuliert, war es nicht wirklich eine. Nun schlotterte Peter wirklich.
Snape war nicht zufrieden gestellt...
Und doch hörte er aus der Stimme des Mannes auch etwas heraus, das er nur als Genugtuung identifizieren konnte...
Langsam stieg in dem Animagus das furchtbare Gefühl auf, dass sie beide - sowohl er als auch der Junge - künstlich in diese Situation hineinmanipuliert worden waren...
Diese Erkenntnis jagte ihm eine Höllenangst ein.
Snape hatte doch so lange schon jegliches Interesse an ihm verloren - ignorierte ihn sonst meistens geflissentlich, machte höchstens ein paar herablassende Bemerkungen in seine Richtung und ließ ihn ansonsten in Ruhe…
Wozu würde er ihn nun zwingen?!
Doch er hatte nicht mehr lange Zeit darüber nachzudenken, denn der Tränkemeister hatte sich dicht hinter ihn gestellt… beide Arme um ihn gelegt…
#Viel zu nah, Viel zu nah!#
Alles in Peter schrie, als er spürte, dass sein Körper auf die vertraute, gefürchtete Nähe seines früheren Herrn reagierte.
Er konnte sich nicht rühren, war wie gelähmt
Snapes Stimme, dessen heißer Atem in seinem Haar, als er die Robe des Animagus öffnete und seine Hand ohne jegliches Zögern in dessen Schritt schob.
Das leise, dunkle, durch Mark und Bein gehende Lachen des Tränkemeisters, als er die Erektion spürte, die sich deutlich darunter abzeichnete, führte dazu, dass Peter ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief und er gleichzeitig zu schwitzen begann.
Er zuckte zusammen, als Snape dann etwas sagte… leise, wieder einmal viel zu sanft, viel zu… behutsam und gerade in ihrer Sanftheit so unglaublich bedrohlich – doch er sprach nicht mit ihm, sondern mit dem Jungen, der noch immer auf dem Boden vor ihnen kauerte und der so stark zitterte, dass Peter trotz aller Angst und Scham nicht anders konnte als Denken: #Lass Snape das nicht tun, lass ihn das nicht befehlen. Lass es nicht wahr sein! #
Doch bereits in diesem Augenblick waren die Worte gefallen, die Peter so befürchtet hatte: „Komm her, Junge. Du bist diesem Mann hier etwas schuldig und er ist wohl zu… schüchtern… um darum zu bitten…"
Peter konnte sich ein Aufschluchzen kaum verkneifen, als er sah, wie der Junge damit kämpfte, sich wenigstens soweit aufzurichten, die Kraft zusammenzunehmen, sich wenigstens auf seine Knie zu begeben.
#Tief durchatmen, tief durchatmen, ich muss Snape davon abbringen, ich muss es verhindern! #
Während er versuchte, die Hand zu ignorieren, die ihn mit unerträglicher Präzision massierte, ihn berührte, wo es doch nur sein Geliebter durfte, räusperte er sich und versuchte, seine Stimme möglichst ruhig zu halten, als er mehr flehte als bat: „Das ist nicht nötig, Sir… Er braucht nicht… Ich möchte nicht, dass…"
Die erste Antwort, die er erhielt, war ein fast schmerzhaftes Zusammenpressen seines Geschlechtsteils. Nicht wirklich Schmerzhaft, lediglich ein leichtes Ziehen, verbunden mit einer Welle unfreiwilligen Verlangens… ein deutliches Signal wer in dieser Situation das Sagen hatte.
Peter schloss die Augen, konnte nicht mehr verhindern, dass er sich gegen den Tränkemeister schmiegte, in die so lange vermisste, so sehr gefürchtete Umarmung dieses gefährlichsten aller Gefolgten des Dunklen Lords.
Er würde alle Kraft benötigen, um die mentalen Barrieren nicht fallen zu lassen – Snape nicht zu viel sehen zu lassen…
Das hieß, er durfte nicht länger diesen sowieso sinnlosen Kampf gegen Windmühlen führen…
Nicht gegen die so grauenhaft demütigenden, und doch so unwiderstehlichen Hände kämpfen, die ihn manipulierten, bis er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte und schwer gegen seinen ehemaligen Herrn lehnte, der sein Gewicht mit erschreckender Leichtigkeit zu halten schien.
Wie durch einen Nebelschleier hindurch spürte er, wie seine Hose geöffnet wurde.
Ein letztes Mal stieß er ein leises ‚Bitte' aus, dass nur der Tränkemeister, nicht der Junge vor ihnen hören konnte – und die einzige Erwiderung, die er erhielt war ein mit… spöttischer Sanftheit… gesprochenes „Lass es zu…"
Seit Snape ihn an Voldemort weitergegeben hatte, hatte dieser nicht mehr so… sanft mit ihm gesprochen, seine dunkle Stimme nicht mehr diesen… seidenweich, verführerischen Tonfall gehabt, wenn er mit ihm gesprochen hatte.
Wie oft hatte er befürchtet… gehofft… das Snape eines Tages wieder…
Und das, nicht die behutsamen, streichelnden Manipulationen war es nun, das dafür sorgte, dass sich Peter nicht mehr zurückhalten konnte, vollkommen dahin schmolz und nur noch einen einzigen, letzten, klaren Gedanken hatte bevor er jegliche Fähigkeit verlor, zusammenhängend zu denken:
#Barrieren halten! #
Er konnte nicht mehr verhindern, dass ihm heiße Tränen die Wangen hinunterliefen.
Dann umschloss ihn unglaubliche Wärme und er hatte keine Möglichkeit mehr, sich zu widersetzen, war wieder vollkommen der hilflose Sklave, den Snape dereinst in ihm erschaffen hatte…
Als ihn der Orgasmus traf, hatte er das Gefühl, ohnmächtig zu werden…
Es war kein Höhepunkt des ‚Vergnügens' – nein, ein Höhepunkt der Demütigung, der Qual… der Hilflosigkeit, des Selbsthasses und der Schuldgefühle… Des unsagbaren Ekels gegenüber der eigenen Schwäche und Manipulierbarkeit…
Der Einsicht, dass er, egal was er sich selbst vorgemacht haben sollte, immer noch vollkommen, auf Gedeih und Verderb, ausgeliefert war.
Er taumelte, als Snape ihn abrupt losließ und als er seine Augen öffnete, und das ebenfalls tränenüberströmte, von Sperma befleckte ängstliche Gesicht des Jungen sah, überfiel ihn eine Übelkeit wie er sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Er kämpfte dagegen an, und schaffte es nur sehr knapp, sich nicht sofort zu übergeben.
#Oh Merlin, Harry!#
Der Tränkemeister betrachtete die niedergedrückte, sich wie im Schmerz krümmende Gestalt des Animagus mit einem abschätzigen Blick, bevor er, eiskalt beherrscht wie eh und je, fragte: „Du solltest lernen, einen Sklaven adäquat zu strafen, Peter. Sie werden sonst aufsässig."
Immer noch mit seiner Übelkeit kämpfend, konnte der Animagus nichts anderes erwidern als ein knappes, hervor gepresstes: „Ja, Herr."
Einen langen Moment lang sahen ihn die kalt glühenden schwarzen Augen noch an, bevor der Tränkemeister sagte: „Du solltest nun gehen. Unser Lord erwartet die Tränke."
Seine Stimme zitterte, überschlug sich beinahe, und er konnte sich nicht mehr dazu bringen, Harry anzusehen, vermied es mit aller Kraft, etwas anderes zu denken als: #Raus hier, nur weg, raus, raus# während er noch einmal erwiderte: „Ja, Herr."
Das Verlassen des Labors hatte etwas von einer Flucht – doch ihm war egal, was die Wachen, die Schüler, Snape von ihm nun denken mochten… In diesem Augenblick wollte er nur eines #Raus#
Weg von dem Ort, an dem er sich wieder einmal schuldig gemacht hatte.
An dem er zu schwach gewesen war.
Wieder einmal schrecklich versagt hatte – Harry wieder einmal wehgetan hatte.
Sobald er vor dem Tor war, und die rettenden Grenzen des Verbotenen Waldes erreicht hatte, fiel er zu Boden, übergab er sich, begann zu weinen, verlor vollkommen die Fassung… konnte nur noch eines denken: Wieder einmal versagt, im Stich gelassen…
Es dauerte lange, bis er sich aufraffen konnte, aufzustehen und die Gründe von Hogwarts zu verlassen, wieder einmal erleichtert, diese Freiheit zu besitzen - diese Freiheit, die kaum noch jemand besaß in dieser Dunklen Welt.
Und doch war er gefangen – gefangen in seinem Körper, der ihn wieder einmal verraten hatte, zugelassen hatte, dass er zu Snapes Werkzeug, einem grauenhaften Werkzeug geworden war, mit dem dieser Harry verletzt hatte, gefangen in seiner manipulierten Persönlichkeit… immer noch nicht frei von Snape…
Gefangen in seiner Schuld.
Programmiert darauf, dem Erben des Dunklen Lords niemals wirklich zu widerstehen.
Manchmal bezweifelte Peter, dass er sich jemals wirklich frei würde machen können.
Und auch nach einer Stunde brannte seine Hand noch ... er hatte sehr hart zugeschlagen, nicht riskieren wollen, dass Snape den Jungen noch zusätzlich mit dem Cruciatus belegte, und einen Moment lang hatte er den wilden Wunsch, dieser Schmerz würde ihm bleiben - ihn wie die blitzförmige Narbe auf der Stirn des Jungen Zeit seines Lebens daran erinnern, was er getan hatte - wozu er fähig war und warum es so wichtig war, seine Ziele - das große Ziel - nicht aus den Augen zu verlieren.
Und wie jedesmal, wenn er Hogwarts verließ, froh, der beunruhigenden Gegenwart des Erben des Dunklen Lords zu entkommen, und dessen merkwürdiger Macht, die dieser auch heute noch, mit einem einzigen Blick seiner hypnotisch anmutenden durchdringend schwarzen Augen, auf ihn ausübte...
Wie jedesmal stellte sich ihm eine große Frage, breitete sich eine Unsicherheit in ihm aus: Hatte er es geschafft, zu verbergen, was Snape nicht wissen durfte?
Hatte er den schmalen Grad zwischen dem, was er den Tränkemeister von seinen Gedanken sehen lassen musste, um ihn nicht misstrauisch zu machen und dem, was er ihn unter keinen Umständen sehen lassen durfte, gewahrt?
Es war so gefährlich und so schwierig - und die einzige Chance die sie alle hatten. Von seiner Fähigkeit, seinen Verstand, seine bewussten und unbewussten Gedankenströme möglichst eisern zu kontrollieren, hing alles ab und er verzweifelte manchmal an dieser Verantwortung.
Snape… Snape hatte von der Bestrafung aufsässiger Sklaven gesprochen…
Hatteihn bestraft wie seit Jahren nicht mehr…
Peter gab sich keiner Illusion hin was das betraf.
Dies hier... war eine Warnung in seine Richtung gewesen.
Eine Warnung, nicht zu vergessen, wo sein Platz war – eine Warnung, nicht zu vergessen, wem seine Loyalität gehören sollte.
Hatten die Barrieren gehalten?
Wie viel wusste der Erbe des Dunklen Lords?
Er atmete tief durch.
Es brachte alles nichts und so schwer es ihm auch fallen mochte, den Jungen wieder einmal im Stich zu lassen…
Was auch immer Snape tat, um ihn – sie beide – zu demütigen und zu manipulieren…
Er, Peter Pettigrew musste durchhalten, war es dem Licht schuldig…
War es den einzigen wirklichen Freunden, die er jemals gehabt hatte, schuldig – und vor allem auch diesem Jungen, der vielleicht niemals wissen würde das er, Peter Pettigrew, nicht der war, für den ihn alle Welt hielt.
Niemals wissen, dass er ihn beinahe wie sein eigenes Kind liebte, und dass jedes Mal, wenn er ihn Füßen seines furchtbaren Herrn knien sah, ein kleiner Teil in ihm starb.
Er würde diesen Anblick niemals wieder vergessen, den Harry Potter ihm eben geboten hatte – benutzt, gedemütigt, verweint und voller Todesangst.
Besudelt durch ihn, gequältes Werkzeug des gnadenlosen Tränkemeisters…
Bei diesem Gedanken durchfuhr ihn ein Blitzstrahl heilsamen Zorns.
Das Leiden dieses Jungen würde einen Sinn haben!
Er, Peter Pettigrew, musste dem Leiden dieses Kindes einen Sinn geben.
Den Leiden eines Kindes, das vielleicht niemals wieder frei sein würde – und garantiert nicht, wenn Peter auch nur ein einziges Mal schwach wurde und seine wahren Farben bekannte – allzu früh drauflos handelte.
So schwer es auch fiel…
Sie mussten riskieren, Harry zu verlieren.
Bauernopfer…
Wie kaltschnäuzig und grausam das klang…
Aber exakt das war es, was Harry Potter war.
Tbc
Tja, ich weiß, sehr hart… Ich weiß… Aber musste leider sein… Und ich hoffe, es ist klar, dass Peter hier sowohl Opfer als auch Täter war – genauso wie auch Harry in diesem Fall beides ist…Natürlich vor allem und in erster Linie Opfer!
Reviewerantworten:
Lara-Lynx: Danke noch mal!!! Deine Reviews sind einfach unheimlich lieb!
Jazz: Danke schön! Nun… über den Grund für die Zensur habe ich mir eigentlich auch wenig Gedanken gemacht… Mich ärgert nur immer, wenn etwas zensiert wird. Egal ob aus Platzgründen oder anderen…
Kasseopeia: Keine Klischees? Wow, das ist ein echt tolles Lob, gerade weil ich einerseits Klischees hasse, andererseits doch auch immer wieder merke, dass ich welche bediene… (Dean ist ein echter Klischee-submissive – still, leise, zart, unsicher und absolut unterwürfig – weshalb ich aber genau auch das noch direkt angesprochen habe – in Seamus Gedanken eben)
Nun, und die D/s-Beziehung - es war mir sehr wichtig, darzustellen, dass Seamus garantiert nicht weniger Opfer der Situation ist als Dean. Es heißt zwar oft, dass der sub sogar im gewissen Sinne derjenige ist, der die Kontrolle in so einer Beziehung hat, aber ich habe dieses Konzept nie wirklich so richtig nachvollziehen können.
Es ist mir wichtig, das wirklich zu verstehen – wie groß die Macht ist, die der submissive über einen liebevollen und verantwortungsbewussten Dominanten haben kann, wenn es sich um eine gute Beziehung handelt. Seamus und Dean haben mich das ein bisschen besser verstehen lassen – die Schuldgefühle, die Seamus hat, müssen ja von einem anderen Stern sein und auch in einer weniger extremen Situation könnte sich das Verantwortungsbewusstsein eines Dominanten natürlich auch widerspiegeln. Ron und Harry… ja, im Augenblick würde ich auch sagen, dass diese beiden im Augenblick am Stärksten leiden. Ron ist wohl so ziemlich der einsamste Mensch auf der Erde…
Eine normale Beziehung zu Hermione… eine gute Frage. Die Frage ist wohl auch: Was für eine Art von Beziehung. Neue Seiten an den Charakteren aus dem Canon zu entdecken ist für mich immer eine der Herausforderungen beim Schreiben. Logische Gründe für Snapes Verhalten, für Pettigrews Verrat, für Ginnys Schüchternheit und Hermiones Bereitschaft, sich unterzuordnen, sogar auf sexuelle Forderungen eingeht, auf die sie eigentlich wahrscheinlich niemals eingehen würde…
Logisch anhand der ihnen schon von JKR angedichteten Eigenschaften andere Sichtweisen der Charaktere zu entwickeln macht mir mit am meisten Spaß – und ich freue mich, dass es Dir gefällt. Deine Beschreibung ihres Aussehens klingt logisch… wobei für mich die Buchbeschreibungen nicht viel gemeinsam haben mit den Schauspielern und umgekehrt…
Daniel ist mir leider einfach schon vom Gesicht her viel zu rund (nicht dick, versteh mich nicht falsch), aber ich stelle mir Harry Potter als einen wirklich sehr, sehr schmalen, mageren Jungen vor, der dazu auch noch viel zu klein für sein Alter ist – und Daniel ist wirklich das Gegenteil davon. Ganz zu schweigen von Emma-Hermione, die zwar hübscher anzusehen ist als die in den Büchern beschriebene Hermione, aber ehrlich – entsprechen tut sie denen nicht. Aber ich mag die Filme, sie haben nur nicht sehr viel mit den Büchern zu tun.
24/7 bedeutet nichts weiter als 24 Stunden/7 Tage die Woche. Also so etwas wie „immer". In einer 24/7 gibt es keine abgegrenzten „Sessions" mehr, in denen die besonderen Rollenverhältnisse ausgelebt werden, sondern BDSM wird zum beherrschenden Alltagsthema. Diese Art von Beziehung wird oft sehr schief angesehen, weil sie wirklich sehr extrem ist – auch wenn Tabus und Sicherheitsworte gelten. Es ist einfach verflixt extrem und einige Menschen selbst innerhalb der Szene bezweifeln, dass so etwas wirklich funktionieren kann und nicht zum Scheitern verurteilt ist. Ich bilde mir gerne ein, dass sie möglich ist – wenn die Partner nur offen und verliebt genug ineinander sind – und wirklich alles geregelt und liebevoll, gleichberechtigt und partnerschaftlich abgesprochen wird.
Snape… Snape ist ein Rätsel, auch für mich… Er hat ein Eigenleben entwickelt und ist weitaus böser als ich ihn eigentlich vorhatte. Ich sehe ihn in Enigma als einen Mann, der durchaus mitfühlt… Aber scheinbar dieses Mitgefühl nur zulässt, wenn es ihm nicht im Weg steht.
Snape ist sehr gefährlich, weil er Gefühle als ein Mittel zum Zweck einsetzt, nicht als einen Indikator für richtig und falsch… Er ist Ziehsohn des Psychopathen Voldemort und hat Zeit seines Lebens Tod und Mord und Gewalt gelernt – für ihn sind Gefühle nichts Selbstverständliches und er hat gelernt, sie einfach nicht zu beachten (bis er gemerkt hat, dass diese die Welt regieren) – oder sie besonders zu beachten, in dem Sinne, dass er sich der Gefühle anderer bedient, selbst aber die eigenen Gefühle unterdrückt.
Kalte Berechnung… Ja, das ist es schon… Sowohl um Harry zu brechen, endgültig unter Kontrolle zu bekommen, auch zu testen, wie sehr sich Harry in so einer Situation wohl an ihn wenden würde – und auch…
Nun, Snape unterschätzt Voldemort nicht. Er weiß, er muss dem Dunklen Lord etwas geben, damit dieser nicht unzufrieden wird – Voldemort hat ihn den Jungen der Lebte überlassen und dass darf Snape keine Sekunde lang vergessen. Man könnte sagen, Snape manipuliert auch den Dunklen Lord.
Ich glaube kaum, dass es Snape in dem Sinne „Spaß" macht, Harry zu quälen – doch seine Definition von „Qual" liegt anders als bei einem normalen Menschen.
Er hat Harry dazu gebracht, ihn auf eine krankhafte Weise zu „lieben" und ich glaube, es ist ihm nicht wirklich bewusst, dass, auch wenn Harry seine Berührungen mittlerweile zu begrüßen scheint, es dabei immer noch um pure und sogar die grausamste Art von Gewalt geht, weil diese Gewalt ihm die Identität geraubt hat.
Snape ist nicht so dumm, um nicht zu verstehen, dass er da etwas aufzwingt, aber ich denke, sein Unrechtsbewusstsein hält sich in Grenzen – es ist wohl so, dass er denkt, wenn Harry nicht mehr direkt leidet – denn das tut er wohl nicht mehr, nicht, solange Snape ihm signalisiert, er sei sehr zufrieden mit ihm – sei auch die Qual nicht mehr so groß – obwohl Harry noch immer jenen kleinen Funken Widerstand in sich trägt.
Das er ihm sogar ungleich größeren Schaden zufügt, als wenn er ihn schlagen würde, aber nicht dieses Zuckerbrot und Peitsche-Prinzip anwenden, ist Snape vielleicht nicht in diesem Maße bewusst - oder, besser ausgedrückt, er ist sich der Effekte, die es hat, glasklar bewusst, und hält sie für… wie soll ich sagen, wünschenswert und weniger grausam als wenn er Harry nicht gebrochen und ihn hätte kämpfen lassen.
Snape ist sich theoretisch bewusst, dass, was er tut, von den meisten Menschen als unmoralisch und falsch angesehen wird, aber er hat sich einfach entschieden, diese Ansichten nicht zu teilen. Seine Lebensphilosophie hat er sich aus größtenteils unter dem Einfluss der Deatheater selbst zusammengebastelt und erkennt keine andere Moral an als die Seine. Es hat ihn eindeutig sehr geschädigt, schon als 10jähriger unter den direkten Einfluss Voldemorts geraten zu sein – was Dumbledore unglaublich unterschätzt hat.
Seine Art der Rache? Ich glaube weniger. Vielleicht ganz am Anfang, aber er hat ja schon sehr früh einen Anflug von Mitleid mit Harry gehabt. Ich glaube nicht, dass Enigma-Snape jemals von seinem Rachedurst getrieben gewalttätig gegenüber Harry war – und wenn, dann auf jeden Fall nicht, weil Harry der „Junge-der-lebte" war, sondern eher wegen der Dinge die zwischen ihm und den Marauders passiert sind und Harry James Sohn war.
Und was Snapes Pläne betrifft – nun, die kann ich ja kaum jetzt schon offen legen, oder?
Sjerda: Ja, ich freue mich sehr über Reviews – vor allem über so Positive! Und… auf die Charaktere eingehen… Nun, das bekommst Du bestimmt hin! Aber es ist sehr schmeichelhaft, dass Du findest, dass ich das schaffe. Ich finde es immer so wichtig, dass man zumindest ein bisschen versteht, warum ein Charakter was macht.
Gerade wenn er eine eigentlich sehr unlogische Entscheidung trifft – wie Ron, der Hermione bei Ginny lässt – ausgerechnet in den Händen der „Ratte". Das muss man erklären – und daran herumzubasteln bringt einen dann insgesamt dazu, alle Charaktere etwas Dreidimensionaler darzustellen. Es nervt manche, aber mir fehlen diese etwas tieferen Einblicke in anderen Geschichten meistens.
Vanilla heißt, nun ja, im BDSM-Slang ist es eine Bezeichnung für alles „normale" – also, als Vanilla werden die Menschen bezeichnet, die kein BDSM praktizieren oder auch die Praktiken, die nicht BDSM sind. Es ist nichts Abwertendes, sondern einfach nur so ein Ausdruck. Ron ist Vanilla und auch deshalb nicht zurecht mit dieser Machtstellung.
Es freut mich sehr, dass Dir gerade auch Seamus Darstellung gefallen hat. – gerade weil es wohl einige wirklich genervt hat, dass ich so ausführlich über D/s geschrieben habe. Aber mir war es einfach zu wichtig, auch mal die Sichtweise des Dominanten darzustellen – Dean fiel mir leicht, aber Seamus… Was geht in einen Dominanten vor – gerade in so einer extremen Situation? Er ist ja selbst so eingesperrt und kann seinem submissive nicht den Schutz zukommen lassen, der diesem zustehen würde.
Political correctness ist so eine Sache… Ich glaube, keiner versteht Deine Aussage falsch. Ich mache mir auch nie Gedanken um die Hautfarbe eines Menschen – und auch nicht um die der Charaktere. Allerdings habe ich jetzt ein paar Szenen geschrieben, in denen ich auch Deans Augen und Hautfarbe, und seine Haare beschreiben musste – und bin aus allen Wolken gefallen, als ich im Charakter Guide über diesen Satz gestolpert bin, weil er eben in der britischen Ausgabe die ich bisher als „Nachschlagewerk" in Sachen HP genommen habe, fehlte.
Beim Schreiben braucht man eben auch Infos zum Aussehen der Personen und die fehlten mir zu Dean. Aussehen ist für mich immer eigentlich eine Nebensache, aber die Leser müssen ja schon wissen, wen sie sich vorstellen müssen/dürfen (dabei sind Aussehens- und Umgebungsbeschreibungen meine Schwäche)
Jeanca: Super, das es Dir gefallen hat! Seamus ist mir sehr wichtig, gerade weil mir die Sicht des Dominanten eher schwer fällt. Seine… Vorsicht… gegenüber Ron ist für mich nur logisch – schließlich ist dieser ziemlich temperamentvoll, wird immer dunkler und weniger berechenbar. Und – und das wird für Seamus dann der Punkt sein, an dem er einen Adrenalinstoß bekommt und er in Hab-Acht-Stellung geht: Dean ist wehrlos, absolut wehrlos, könnte sich gegen keinen Angriff Rons verteidigen.
Das muss man sich vorstellen: Ein Dominanter, der seinen submissive so bedroht sieht und in einer so vollkommen wehrlosen Situation erlebt. Seamus sieht Ron auch als seinen Freund, aber er ist auch Deans Dom…
Und Ron ist ein fast fertig ausgebildeter Schwarzmagier, während Dean noch nicht mal mehr einen Zauberstab besitzt und insgesamt wohl niemals auch nur eine Prügelei durchgestanden hat – kämpfen kann Dean, aber nur mit Worten – und die erreichen Ron wohl nicht mehr wirklich – nicht immer.
Drei Sternchen: Danke für das tolle Lob! Vor allem, dass Du findest, das ich die Charaktere besser analysiere als die meisten anderen… Ich versuche, logisch zu bleiben – alles logisch zu begründen. Was das weiterschreiben betrifft: ich werde mir weiterhin Mühe geben!!!
Silberquelle: Deine Kritik hat mich natürlich hart getroffen – sonst wäre sie aber wohl auch keine Kritik, oder? Jedenfalls kannst Du Dir sicher sein, dass ich sie beim Überarbeiten von Enigma beachten werde. Es ist nett, dass Du Dir trotz des ziemlich niederschmetternden Urteils so viel Mühe damit gegeben hast. Kritisieren ist schwieriger als einfach nur drauflos zu loben oder gar nicht zu schreiben – ich weiß es wirklich zu schätzen – dafür, dass es Dir mittlerweile so schlecht gefällt, hast Du Dir bemerkenswert viel Mühe gegeben: Also danke!
Biene: Danke! Das hat richtig gut getan!
Ödarius: Danke, danke. Deine Vermutung in Bezug auf mein Interesse an SM… Nun, was soll ich darauf antworten ;-) Ich werde sagen, was ich eigentlich allen sage, mit denen ich mich mal über Dean und Seamus unterhalte – und warum ich es schreibe: Ich habe mich mit D/s beschäftigt, seit ich meine ersten Geschichten geschrieben habe – und das ist verflixt lange her, ich hatte damals noch nicht mal einen Begriff dafür und war sehr, sehr jung, noch nicht mal im Teenageralter (weshalb es mir auch wichtig war, mal diese Seite für Minderjährige zu erwähnen).
Jedenfalls finde ich es gut, dass Du tolerant bist. Schließlich tut man als sub, Dom oder switch keinem anderen weh, der das nicht will. Insofern sehe ich nicht ein, warum man so etwas nicht tolerieren sollte. Es geht ja niemanden was an, oder? Und ich hoffe, es fühlt sich niemand von meinen langatmigen Ausführungen „belästigt" – andererseits halte ich es für ein zu wichtiges Thema, um zu schweigen.
Denn gezwungen ist ja keiner, sie zu lesen… Ich kann aber versprechen, dass es immer nur ein Erzählstrang sein wird, der sich mit BDSM beschäftigt. Insofern glaube ich, dass es vielleicht nicht so schlimm ist. Manche Dinge sind mir aber sehr wichtig – und ein paar Dinge wollte ich zu den vielen falsch verstandenen BDSM -Darstellungen eben mal sagen.
Gerade weil ich den Eindruck habe, dass viele überhaupt nicht wirklich verstehen, was sich hinter BDSM verbirgt – und was nicht. Du kennst bestimmt auch genug Geschichten um zu verstehen, was ich mit „falsch verstanden" meine, oder? Das regt einen natürlich doppelt auf, wenn man sich ein bisschen informiert hat.
Ich denke mir auch immer – wenn ich nur einem einzigen Menschen helfe, sich selbst zu finden, habe ich – auch wenn ich ein paar andere genervt habe – mit meiner Geschichte mehr gemacht als nur eine Art narzisstische Selbstbeweihräucherung betrieben und ein paar sehr liebe Reviews gesammelt… Sanfte Dominanz oder leichte Unterwürfigkeit mögen viele und noch mehr werden Phantasien haben, die beunruhigen – und ich möchte einfach mal sagen: Ihr seid ok – und keineswegs gefährlich oder „pervers", solange Ihr die Regeln einhaltet. Dazu gehört aber auch, sie zu kennen.
Auch wenn es vielen meiner Leser nicht gefällt, ist es mir ein echtes Bedürfnis – irgendwie finde ich es furchtbar, wie viele Menschen jahrelang mit einem Selbstbild herumlaufen, das sagt „pervers", „schmutzig" oder auch einfach „Freak". Die Schwulen und Lesben haben sich endlich befreit und werden dafür sehr beneidet – heute kann man sagen, das man bi oder homo ist, ohne das das schief angesehen wird – aber „Ich bin sub" – diesen Satz wird wohl keiner so leicht sagen.
Viele haben nämlich so eine Veranlagung, aber ordnen sie gar nicht diesem Bereich zu – sondern haben nur dieses elende Leder, Lack und Peitsche-Klischee im Kopf und denken bei BDSM immer gleich an Schmerzen – dabei ist noch lange nicht jeder BDSMler ein Sadomasochist.
Ich würde sogar sagen, die weitaus meisten sind „nur" dominant oder devot. Die fühlen sich natürlich von der üblichen Bezeichnung „SM" nicht getroffen und kommen gar nicht auf den Gedanken, in dem Bereich nach Gleichgesinnten zu suchen – eben weil sie nicht auf Schmerzen stehen – sondern nur auf dominantes Verhalten oder eben unterwürfiges Verhalten.
Hmm, und was den fehlenden Satz betrifft – ich glaube eigentlich nicht, dass die Editoren das wegen der Hautfarbe gestrichen haben. Kann ich mir ehrlich nicht vorstellen. Das man sich nicht wirklich vorstellt, wie die Charaktere aussehen – das kenne ich auch, nur in bestimmten Situationen möchte ich selbst einfach genau vor meinem inneren Auge haben wie die Protagonisten aussehen. Rupert als Ron… nun, nicht so wirklich, oder? Für mich sieht aber wirklich keiner der Schauspieler, die Schüler darstellen, so aus wie die Charaktere in den Büchern aus. Insofern…
Ich hoffe, dass Du Enigma weiterhin lesen wirst - und dass es Dir gefällt: Danke für Dein Review!
Schnuffel: Dein Wunsch sei mir Befehl – das nächste Kapitel ist schon da. Mehr Kapitel über Hermione und Ginny… Hmm, ich werde drüber nachdenken – ich habe da schon so einige Ideen, aber einiges werde ich wohl erst im Sequel unterbringen.
Pandoradoggis: Danke! Sorry, dass Dich die Erläuterungen zum SM nerven – aber ich verspreche, es wird immer nur einen Erzählstrang ausmachen. Aber mir ist so viel murks über den Weg gelaufen bezüglich BDSM, dass ich da eine Menge Sendungsbewusstsein entwickelt habe. (Gerade weil da so oft Vergewaltigungsphantasien im Internet stehen – muss man sich mal vorstellen – ungefilterte Vergewaltigungsszenen, über denen einfach nur steht „rape, bdsm" und kein Mensch kapiert eigentlich, dass dabei auch ssc gelten muss – nun ja, ich möchte Dich nicht weiterhin nerven, aber plädiere an Dein Verständnis – ich bin einfach ziemlich entsetzt, was das angeht – aber mit Kapitel 15 habe ich auch viel erklärt, was einfach mal rausmusste)
Ich glaube auch, dass das Erschreckende ist, dass in Enigma die schwarze Magie nicht das wirklich Heftige ist, sondern die seelisch/geistigen Manipulationen. Und ja, ich denke, so etwas gibt es auch im wirklichen Leben. Jedes Kind, dass von seinem Vater missbraucht wird, wird auch einer Art Gehirnwäsche unterzogen – das ist nicht weniger schlimm.
Und – auch für mich ist diese Vorstellung – einen Menschen zu Füßen eines Menschen knien zu sehen,, vollkommen ausgeliefert – die wirklich schlimmste und grauenhafteste von allen. Vor allem, seit ich so etwas bei dieser Geiselnahme wirklich gesehen habe – ein Mensch in Todesangst zu Füßen eines anderen, der ihn bedroht, die Macht über Leben und Tod hat, sich diese Macht anmaßt.
Ich habe seitdem ein vollkommen anderes Verständnis von Gewalt. Ich glaube, es wird oft unterschätzt, wie stark die Gewalt in diesem Augenblick schon ist.
Ich zucke zusammen, wenn ich so etwas im Fernsehen sehe oder lese – und Enigma fällt mir sehr schwer seitdem. Und vor einiger Zeit habe ich einen Bettler gesehen… er hat auch gekniet, in der Fußgängerzone, die Hände ausgestreckt. Ich bin richtig zusammengezuckt. Es hat mich zu sehr an den Überfall – und an meine eigenen Geschichten erinnert.
Ich habe mir eine Zeit lang Gedanken gemacht, ich könne abgestumpft sein, aber ich glaube, das Gegenteil ist der Fall – ich verarbeite mit Enigma einfach eine Menge, mit dem ich ohne das Schreiben nicht wirklich klarkommen würde. Danke noch mal für Dein Lob!
Wintersoul: Tut mir Leid, das ich Dich traurig gemacht habe – wenn es Dich tröstet – mich trifft es auch sehr, so etwas zu schreiben. Klingt vielleicht merkwürdig, aber ich habe gar nicht das Gefühl, das alles selbst geschrieben zu haben – es entwickelt ein Eigenleben. Und dass Du Seamus als schüchtern und verletzlich ansiehst, gefällt mir sehr gut.
Ich habe mit Dean schon genug Klischees bedient – ich wollte nicht auch noch den Klischee-Dom aus Seamus machen (dieser wäre: selbstsicher, autoritär, allwissend, sogar in gewisser Weise aggressiv, keiner Konfrontation aus dem Weg gehend, fehlerlos und immer selbstbeherrscht. Kurzum: perfekt!).
Das Problem mit dem Nachstellen ist ja das: Die erotischen Phantasien sind da, auch die von Vergewaltigung und Zwang, egal was Seamus mit ansehen muss, es liegt nun mal seit seiner Kindheit in seiner Natur, er hat sich das nicht ausgesucht – aber diese Phantasien haben eben nichts damit zu tun, das sich Seamus reale Gewalttaten wünschen würde. Dieses Nachspielen eben aber schon – und das er sich jetzt nicht ausleben kann, ist für ihn ziemlich bedrückend – auch wenn er zum Glück einen Partner hat, der das auch ohne viele Erklärungen versteht.
Was sich Seamus und auch Dean wünschen sind ja nicht wirklich seelisch schmerzhafte Vergewaltigungen sondern… nun, und da wird es schwer zu erklären.
Es ist sowieso schon schwierig, sich darüber klar zu werden, dass die eigenen Phantasien ok sind. Wenn ich mir vorstelle, man hat das gerade erst für sich herausgefunden – ist sehr erleichtert, zu merken, dass man nicht irgendwie krank oder verrückt ist, und gar nicht auf echte Gewalt steht - und wird dann mit dem konfrontiert, was sie eigentlich gar nicht sind…. Horror total! Und ja, ich sehe das auch so: Das Gewissen macht einen guten Menschen aus. Für mich ist Seamus Stärke auch sehr beeindruckend – ich hätte sie wahrscheinlich nicht. Ich werde Dir noch eine Mail schreiben!
Im Übrigen: Du warst mein Review Nummer 200!!! Dankeschön!!!
So, und jetzt hoffe ich, dass ich auch zu Kapitel 16 ein paar nette Reviews bekomme! Ich kann es kaum glauben, 200 Reviews! Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Reviews bekommen könnte! DANKE SCHÖN an alle, die mir bis jetzt gereviewt haben.
Bitte, lasst mich wissen, ob Euch Kapitel 16 gefallen hat. Obwohl das bei diesem schrecklichen und harten Kapitel ja etwas schlecht zu sagen sind. Hat es Euch berührt? Bitte, sagt es mir! Mir war es wichtig, auch mal ein bisschen mehr zu Peters früherem Leben zu sagen. Und Snapes Verhalten… Nun, warum Snape sich jetzt so verhalten hat… Peter sieht da schon sehr klar…
