DISCLAIMER:

This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended. Und nochmal auf Deutsch: Diese Geschichte basiert auf Charakteren und Situation die durch JK Rowling kreirt wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt. Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.

AN:

Hallo Leute :-)

erstmal möchte ich gerne erklären, warum ihr solange auf dieses Kapitel warten musstet.

Ich habe eine ziemliche Krise hinter mir, eine Trennung nach einer langjährigen Beziehung und musste (und muss noch immer) mein Leben umorganisieren und hatte monatelang eine Mega-Schreibblockade, die sogar das Emailschreiben fast vollständig zum Erliegen brachte.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir in Reviews oder in Emails signalisieren würdet, ob es sich noch lohnt, Enigma weiter hier hoch zu laden, oder ob ihr das Interesse verloren habt.

Manchmal erlaubt einem das Leben nicht, das zu tun, was man möchte… mich hat es nun monatelang davon abgehalten, dass zu tun, was mir am Liebsten ist: Das Schreiben.

Es ist merkwürdig… normalerweise habe ich mich jahrelang schon daran festgehalten, meine Gefühle in Geschichten zu verarbeiten, doch auch das funktionierte auf einmal nicht mehr.

Doch wenn man nicht eine einzige Zeile mehr in den Computer bringt ohne in Jammereien zu verfallen, ist es manchmal besser wirklich zu pausieren.

Also, wenn ihr weitere Kapitel von Enigma lesen möchtet, bitte schreibt mir ein Review oder eine Mail, ich freue mich über beides - und ich kann es im Moment so gut gebrauchen wie noch nie.

Vor allem sind im Moment Anregungen und Fragen wichtig - deshalb sind die Reviews für den Fortgang für Geschichte von entscheidender Bedeutung.

Mir persönlich ist diese Geschichte zu wichtig – ihr Abschluss ist mir zu wichtig – als dass ich sie nicht zu Ende bringen könnte und wenn es nur für mich selbst, ganz allein Zuhause im Notizbuch ist.

Ich muss auch mit dieser Geschichte zu einem Abschluss, welcher Art auch immer, kommen, bevor ich weitermachen kann.

Sie bedrückt und erschüttert mich zu sehr, vor allem der Gedanke an das „Warum" – Warum dieses Thema, warum diese Dunkelheit, warum diese Szene oder jene…

Warum diese unermessliche Brutalität und Hoffnungslosigkeit…

Warum fühlt man sich befreit, wenn man über so etwas schreibt?

Was muss in einem Menschen stecken, der sich in einer Geschichte über Sklaverei am ehesten wiederfindet und daraus auch noch Kraft zum Weitermachen zieht?

Diese Gedanken und Fragen sind jetzt mehr denn je ein Thema für mich.

Es ist erschreckend, wenn man seine eigene Geschichte liest und erkennt, was man mit ihr verarbeitet hat. Manchmal kann ich es kaum ertragen - und frage mich dann: Habe wirklich ich so etwas geschrieben?

Da gibt es keine Zufälle.

Es gibt keinerlei Zufälle beim Schreiben.

In einigen der Kapitel habe ich Dinge verarbeitet, die ich tief in mir vergraben hatte, die ich niemandem erzählen konnte und wollte, die ich selbst nicht verstand und für die ich mich schämte.

Meine Wut, meine Angst, meine Traurigkeiten und vor allem mein Gefühl unendlicher Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit.

Jetzt, wo sich mein Leben langsam ändert, sehe ich noch deutlicher als zuvor, wie wenig zufällig all das ist, was ich geschrieben habe, gerade und vor allem in Enigma…

Es ist erschreckend, wenn man merkt, dass man nichts „zufällig" schreibt, auch nicht, wenn man über Sklaverei schreibt und sich für aufgeklärt und relativ intelligent hält.

Niemand bringt einem bei, die eigenen Verstrickungen in Ängste und Abhängigkeiten zu analysieren.

Niemand ist „schuld" als man selbst und das ist das Allerschmerzhafteste von allem – man kann sich nur am eigenen Schopf aus dem Strudel ziehen.

Deshalb auch der Titel dieses Kapitels: „Krise"

Allen Menschen, die dringend ein Licht im Dunkel brauchen:

Ich wünsche Euch allen viel Kraft!

Jetzt noch ein kleiner, ziemlich läppischer Hinweis: Geister können in 'meinem' Hogwarts durch Tarnumhänge sehen... Dieses Kapitel enthält eine Krise um Leben und Tod und ist nichts für zart Besaitete. Sozusagen: The same procedure…

Ich hoffe, viel Spaß beim Lesen... wenn Ihr mir signalisiert, dass es euch interessieren würde, wie es weitergeht, werde ich das nächste Kapitel sehr bald hochladen - es ist bereits fertig.

Eure wie immer sehr unsichere

(also bitte keine Flammen!)

Mogli the Witch

Gryffindor-Dormitorium - mitten in der Nacht

Ron wurde wach, als ihn eine Hand an die Schulter fasste und eine verzweifelte Stimme flüsterte: 'Ron, Ron, bitte... wach auf!'

Im Halbdunkel dachte er zunächst, es handele sich um Hermione und tastete nach ihr, um sie näher an sich zu ziehen, sie zu beruhigen, da sie offensichtlich einen Alptraum gehabt hatte.

Doch dann stockte er, denn es konnte nicht Hermione sein.

Hermione hatte er doch auf Pettigrew Manor gelassen... bei Ginny...

Hoffentlich war seine Entscheidung wirklich die richtige gewesen...

Er zwang sich hastig, im Hier und Jetzt zu bleiben.

Und da war ein Gewicht auf der Bettkante.

Er richtete sich schnell auf und tastete hastig nach seinem Zauberstab, den er wie immer auf dem Nachttisch deponiert hatte, um dann einen Lichtzauber zu sprechen.

Noch während er das tat, stieg in ihm das unangenehme Gefühl auf, das etwas ganz und gar nicht stimmte.

Etwas war nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht in Ordnung.

Jeder von ihnen wusste doch, wie schwer es für sie beide war, jeden Abend einzuschlafen... Sowohl Seamus als auch er litten an einer gewissen Schlaflosigkeit und daher war es eine Art ungeschriebenes Gesetz, sie niemals zu wecken, wenn sie endlich einmal schliefen.

Als er sich bemühte, seine noch vom Schlafen schweren Augen aufzubekommen, sah Ron, das es Dean war, der ihn jetzt voller ängstlicher Verzweiflung bat: 'Ron, es tut mir leid, dich zu wecken... Aber ich weiß nicht was ich machen soll... Seamus... Ich bekomme ihn nicht wach! Sei mir nicht böse, Ron, bitte, aber Seamus... Ich... Bitte, Ron!'

Dean kostete es sichtliche Überwindung, den Herrn seiner bereits schmerzlich vermissten Leidensgenossin aus dem Schlaf zu reißen.

Dies konnte nur allzu leicht eine der Situationen werden, in denen Ron seine Nerven verlor, denn dieser war nicht gerade ein Morgenmensch und konnte es sehr übel nehmen, wenn er geweckt wurde.

Eine eiskalte Hand schien sich um Rons Herz zu legen, als er Dean wortlos bedeutete aufzustehen und sich beeilte, zu dem Bett zu kommen, auf dem Seamus lag.

Dessen Atem, der in den letzten Tagen schwer und rasselnd gewesen war, war nun sehr flach, hastig und er meinte ein leises Knistern hören zu können, und zu seiner Leichenblässe war jetzt auch noch ein leicht gräulicher Ton hinzugekommen.

'Wie lange hast Du schon versucht, ihn zu wecken?' Ron konnte sich nicht dazu bringen, darauf zu achten, seine Stimme sanft zu halten, um Dean zu beruhigen, und Deans Stimme zitterte mehr als nur ein bisschen, als er leise entgegnete: 'Ich... ich habe ihn mindestens 20mal angesprochen - erst leise, dann lauter - und dann habe ich ihn... geschüttelt.' Er kämpfte sichtlich damit, seine Panik zu unterdrücken.

Ron unterdrückte die unerwünschte Wut, die in ihm aufzusteigen drohte ob dieser ungenauen Aussage - doch er erinnerte sich zum Glück noch rechtzeitig daran, das Dean keinerlei Möglichkeit hatte, die Uhrzeit festzustellen, und so nickte er nur.

Er durfte keine Zeit verlieren und beeilte sich, einen Enervate über dem vor ihm liegenden Seamus zu sprechen, der aber keinerlei Reaktion zeigte; auch nicht, als Ron ihn mit lauter Stimme ansprach und ihn hart an der Schulter fasste - so hart, dass es nachher bestimmt einen blauen Fleck geben würde: 'Seamus, wach auf! Aufwachen!'

Ron versuchte noch eine Reihe weiterer Aufwachzauber, doch dann drehte er sich zu Dean um und sein Gesicht spiegelte das ganze Entsetzen wider, das auch der Sklave empfand.

Seamus lag im Sterben.

Dean sah Ron an, flehend, so verzweifelt wie ihn Ron noch nie gesehen hatte, sich der Tränen, die ihm die Wangen hinunterliefen, noch nicht einmal bewusst. Eine flüchtige Sekunde lang durchfuhr Ron der Gedanke, dass in all der Zeit einzig Dean immer die Nerven behalten hatte.

Selbst an dem Tag, an dem Seamus durch den Cruciatus verletzt worden war, war er nicht so zusammengebrochen.

Dean war wirklich stark, stärker als er und Hermione zusammengenommen, und vielleicht auch noch stärker als Seamus.

Der Sklave zuckte unwillkürlich einen Schritt zurück als Ron aufsprang, doch dieser beeilte sich nur, seine Schuhe anzuziehen, während er ihm einen Befehl zurief: 'Nimm die verdammten Bücher aus dem Tarnumhang, ich muss zu Snape!'

Trotz seiner Angst um seinen Geliebten sprang Deans Mund auf und ihm entschlüpfte ein entsetztes: 'Nein!'

Er wusste doch, das ein 'Ausflug' um diese Uhrzeit, ein Verlassen des Gryffindorterritoriums nach der Sperrstunde tödlich enden konnte. Und Ron wollte ausgerechnet zu 'Snape', der ihn mit größter Wahrscheinlichkeit ohne jedes Federlesen exekutieren würde!

Doch dann zuckte er gewaltig zusammen, denn Ron sah ihn mit mühsam beherrschter Wut in den Augen an und fuhr ihn an: 'Verdammt noch mal, Dean! Tu endlich mal was ich Dir sage, ohne mir zu widersprechen!' Es war klar zu erkennen, das er noch nie so nahe daran gewesen war, den Sklaven seines Freundes zu verfluchen.

Sorge um seinen Freund, wahre Todesangst um Seamus, hatte ihn erfasst und er würde alles tun, um diesen zu retten - auch seinen Stolz hinunterschlucken, seine ganze Angst überwinden und den einzigen Mann um Hilfe bitten, der erlauben konnte, dass Seamus Finnigan in der Krankenstation geholfen wurde.

Auch Dean erkannte das und fiel ohne weiteres Zögern auf die Knie um mit zitternden Händen unter das Bett zu greifen und wickelte dann das Stoffbündel aus um es dem Rotschopf in die Hand zu drücken.

Er hatte Angst vor Rons Wut, vor dem, wozu dieser mittlerweile fähig sein mochte, doch in diesem Fall konnte er ihn mehr als gut verstehen und war ihm sogar dankbar, das er in Aktion trat wo ihm selbst die Hände gebunden waren.

Selbst wenn Ron ihn mit einem Schmerzfluch belegen sollte, er würde es liebend gerne in Kauf nehmen, wenn der Rotschopf nur dafür sorgte, dass Seamus geholfen wurde, der bleich wie eine Leiche auf dem Bett lag und sich nicht mehr rührte.

Innerhalb von wenigen Sekunden war Ron aus der Tür hinaus, einen noch immer am Boden knienden Dean zurücklassend, der nun beide Arme um sich gelegt hatte und wie im Schüttelfrost zitterte, nicht fähig, sich zu rühren.

Nun konnte er gar nichts mehr tun.

Und war wahrscheinlich verantwortlich dafür, das nicht nur er sondern auch seine Freundin in dieser Nacht ihre einzige Sicherheit verlor, die sie in dieser Welt, dieser dunklen, grauenhaften veränderten Zauberwelt hatte.

Wenn Ron nun umkam, so war er, Dean verantwortlich dafür.

Ron rannte wie von wilden Hunden gehetzt in Richtung der Kerker. Er bemerkte nicht einmal, dass ihn der Blutige Baron erstaunt ansah, und dann mit den Schultern zuckte.

Seine Gedanken überschlugen sich, er wusste, dass das, was er tat, ein unglaubliches Risiko war.

Doch er konnte doch nicht einfach so zulassen das Seamus starb. Konnte nicht zulassen, dass sein Freund starb!

Seamus war zu mehr als nur seinem Freund geworden.

Seamus war zu Rons Maßstab geworden - seinem Vorbild...

Seamus war der einzige Mensch, den er noch hatte, der sich seine Persönlichkeit, sein Licht bewahrt hatte.

Auf eine wunderbare, unerklärliche Weise hatte Seamus es geschafft, sich von seiner Umgebung nicht so unsagbar, bis zur Unkenntlichkeit verbiegen zu lassen, wie es mit ihm selbst, Ron geschehen war.

Wenn Seamus starb, würde auch etwas in ihm selbst sterben. Ron wusste das.

Die einzige Instanz, auf die er sich noch verlassen konnte - der einzige Mensch, der ihm noch sagen konnte, ob sein Verhalten noch das eines Weißmagiers war.

Wenn Hermione sein Anker war in einer See der Dunkelheit, so war Seamus der Polarstern.

Unveränderlich, strahlend - ein Licht im Dunkel einer endlosen Nacht.

Ein verlässlicher Anhaltspunkt, anhand derer er selbst seine eigene Position feststellen konnte.

Wieso war ihm das bis heute nicht klar gewesen?

Wieso erkannte man die Schätze, die man hatte, immer erst wenn man in Gefahr war, sie zu verlieren?

Mittlerweile konnte er sogar Dean verstehen.

Früher hatte er sich zwar Mühe gegeben, Verständnis für die besondere Art der Beziehung aufzubringen, die zwischen den anderen beiden herrschte...

Und doch war da ein tiefes Unverständnis in ihm gewesen, und das tief sitzende Gefühl, dass was die beiden anderen Jungen da hatten, was sie taten, sei eine Perversion - nicht gesund.

Harry... es war wieder einmal Harry gewesen, der ihm geholfen hatte, zu verstehen, das, was niemandem schadete, auch nicht als pervers zu bezeichnen war, egal, wonach es für andere aussehen mochte.

Sie waren schließlich zu dem Schluss gekommen, ein Auge auf Dean und Seamus zu behalten und bei dem kleinsten Anzeichen dafür einzuschreiten, dass Seamus seine offensichtliche Machtstellung über den anderen Jungen missbrauchte.

Erst nachdem er selbst dazu gezwungen gewesen war, sich seiner besten Freundin als Autoritätsperson gegenüber zu stellen, hatte er begonnen, tief zu respektieren, was Seamus und Dean da hatten - die Symbiose, die die Beziehung der beiden darstellte.

Er konnte nicht anders als Seamus dafür zu bewundern, das er es schaffte, genau die unsichtbaren Grenzen zu erkennen, die für ihn, Ron, so unsagbar schwer zu erkennen waren, und die er, wie er sehr befürchtete, unsagbar oft überschritten hatte.

Seamus schien einfach niemals die Nerven zu verlieren, niemals die eiserne Kontrolle über sich, selbst wenn er sich einmal über einen Sklaven ärgerte...

Und das, ohne diese kühle Fassade zu entwickeln, die Ron selbst von außen her versteinerte, lähmte.

Ganz im Gegensatz zu ihm, Ron, hatte Seamus noch niemals einen Sklaven mit Wutausbrüchen so eingeschüchtert, noch nie einen von ihnen mit Konsequenzen bedroht, die diese vor Angst paralysiert zurückgelassen hatten.

Selbst wenn Ron niemals auch nur eine seiner Drohungen wahr gemacht hatte - die Bedrohung, das Wissen um seine wachsende Unbeherrschtheit, ließ jeden Sklaven zittern, sobald er in die Nähe kam. Ron war sich dieser Tatsache mehr als nur bewusst und es schmerzte ihn unsagbar - doch sah sich unfähig, es zu verhindern.

Nicht so Seamus...

Ganz im Gegensatz zu ihrer offensichtlichen Angst vor Ron hatten die Sklaven in Gryffindor keinerlei Scheu im Umgang mit Seamus; sie wussten, selbst wenn sie ihn verärgerten, würde er niemals überreagieren, niemals unverhältnismäßig hart mit ihnen umgehen - und sie wussten, war er in der Nähe, wenn Ron da war, so würde Seamus seinen Freund daran hindern, Dinge zu tun, die ihm nachher leid taten.

Fast ein wenig, wie es Hermione früher getan hatte, bevor sie sich in seine Sklavin verwandelt hatte...

Doch jetzt war nicht die Zeit, an die Vergangenheit zu denken. Noch ein letztes Mal erlaubte er es sich das Gesicht des geliebten Mädchens vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Für sie…

Sie hätte es für Seamus und Dean, für das einzig glückliche Paar in dieser verrückt gewordenen Welt, getan.

Ihr waren die Hände gebunden, und so musste er, Ron, es für sie, für sich, für sie alle tun.

Schließlich gelangte er dahin, wo er hinwollte... Wie durch ein Wunder ohne auch nur einer einzigen Wache aufzufallen.

So furchtbar auch der Abend seines 'Besuchs' bei Snape gewesen war - in diesem Augenblick war er einfach nur froh, dass er wenigstens wusste, wo sich der Eingang zu dessen Quartieren befand.

Um diese Uhrzeit würde der Eingang mit Wachen besetzt sein - den Wachen, die er noch gesehen hatte, als er und Hermione die Quartiere des Lehrers kurz vor der Sperrstunde verlassen hatten.

Was er vorhatte, war ein Risiko, doch er musste es tun.

Er begab sich in den leeren Klassenraum neben dem für Zaubertränke und sprach einen Fluch auf die Tafel - einen harmlosen, aber höchst wirkungsvollen.

Er hatte sich schon immer gewundert, warum ausgerechnet im Slytherin-Territorium in diesem Klassenraum eine Tafel stand, auf der mit 'Kreide' geschrieben wurde... Das machte er sich jetzt zunutze.

Das Quietschen, das jetzt von der Tafel ausging war ohrenbetäubend, und er musste nur wenige Sekunden warten, bevor die beiden Wachen in den Klassenraum stürmten.

Ron verlor keine Zeit und beeilte sich, möglichst lautlos aus der Tür hinauszukommen und sie hinter sich mit jedem Verschlusszauber zu belegen, der ihm bekannt war. Sie würden die Tür aufbekommen - aber frühestens in einer halben Stunde - denn ein einfaches 'Alohomora' würde ihnen nicht helfen.

Doch bis dahin würde er hoffentlich geschafft haben, was er sich vorgenommen hatte.

Als er jetzt zum Eingang der Quartiere des Lehrers kam, war dieser verlassen und keine Wache in Sichtweite.

Dann legte er, nachdem er noch einmal tief Luft geholt hatte, den Zauberumhang ab und feuerte einen Angriffszauber auf die Tür.

Dann wartete er ein paar Sekunden, sein Herz raste und hatte weiche Knie. Doch diesmal musste er etwas unternehmen.

Seamus durfte nicht sterben.

Wenig später öffnete sich die Tür und er fand sich urplötzlich in einem Fesslungszauber wieder - und auf dem Steinboden des Ganges - unfähig sich zu bewegen. Und wenige Meter von ihm stand der Meister der Zaubertränke, dessen dunkle Gestalt in seinen nach vorne hin geöffneten Roben aus dieser Position nur noch bedrohlicher wirkte als sie es sonst schon tat.

Während Ron sich bemühte, ruhig zu bleiben, stellte ein entfernter Bereich seines Gehirns zufrieden fest, dass es ein gutes Zeichen war, dass er weder Schmerzen hatte, noch tot war.

Gut.

Snape war nicht schlecht gelaunt, hatte ihn nicht unbesehen mit dem Cruciatus belegt.

'Weasley!' Aus Stimme des Tränkemeisters sprach... Verblüffung.

Dann, einen Augenblick später, murmelte er: 'Ich verstehe.'

Dann hob er seine Hand und hob den Fesslungszauber auf.

'Stehen Sie auf, Weasley, und sagen Sie mir, was mir daran liegen sollte, ausgerechnet jemanden wie Finnigan zu retten...'

Rons Gehirn arbeitete fieberhaft.

Was war für den Deatheater ein adäquater Grund für die Rettung eines Menschenlebens?

Dann hatte er es.

Es gefiel ihm kein Stück und würde viel von dem zunichte machen, was einmal seine Hoffnung für die Zukunft gewesen war. Und es würde auch nur sehr vielleicht funktionieren, war aber Seamus einzige Chance auf ein Überleben.

Doch er konnte nur auf eine einzige Lösung kommen und während er Seamus, Dean und Hermione innerlich um Vergebung bat, sagte er mit so fester Stimme, wie es ging: 'Ich werde das Dunkle Mal freiwillig annehmen, wenn Sie für seine Rettung sorgen, Professor.'

Snapes Augen verengten sich einen Augenblick lang und Ron glaubte einen Augenblick lang fast so etwas wie Verblüffung in seinem Gesicht zu sehen.

Dann sagte er, so kühl und beherrscht wie immer: 'Weasley, kommen sie mit. So etwas bespreche ich nicht auf den Gängen.'

Und obwohl Ron ihn am liebsten angeschrieen hätte - ihn angeschrieen, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten - bemühte er sich um Beherrschung.

Alles hing jetzt davon ab, das Snape sein Opfer annahm.

Viele wussten, dass es durchaus möglich wahr, jemanden dazu zu zwingen, das Dunkle Mal anzunehmen - doch das die Bindung an den Dunklen Lord ungleich höher war, dessen Kontrolle über den an ihn Gebundenen sehr viel stärker war, wenn das Mal angenommen wurde, nachdem der 'Empfänger' es selbst erlaubt hatte, war nur wenigen bekannt.

Selbst wenn er es, wie Ron, nicht wirklich wollte.

Snape forderte ihn wieder auf in dem Sessel Platz zu nehmen, in dem er schon damals gesessen hatte und setzte sich dann selbst hin.

'Nun, Weasley. Sind Sie sich bewusst, was Sie mir da vorschlagen?'

Was er nicht fragte, die unausgesprochene Frage, die er nicht stellte, erreichte Ron dennoch.

Woher wusste der Rotschopf von den verschieden starken Ausprägungen, die die Bindung durch das Mal haben konnte?

Ron zwang sich tief durchzuatmen und sagte dann so fest er konnte: 'Bevor der Orden zerstört wurde haben Hermione und ich heimlich recherchiert. Wir wollten... Ihnen helfen, das Mal... loszuwerden, Professor.'

Er konnte es nicht über sich bringen, sie in dieser besonderen Situation, in Bezug auf die Vergangenheit, auf eine glückliche gemeinsame, hoffnungsvolle Vergangenheit als „meine Sklavin" zu bezeichnen.

Jenes Mädchen, das dort mit ihm diskutiert, mit ihm geforscht und gestritten hatte….

Jenes Mädchen war keine Sklavin gewesen.

Und es stimmte, Ron hatte es lange verdrängt: Sie hatten recherchiert – um Snape, ausgerechnet Snape zu helfen.

Es hatte sehr geschmerzt, unglaublich geschmerzt festzustellen, dass ihre Recherche, die eine Hilfe für den Kampf gegen das Licht hätte sein sollen, vollkommen unnütz gewesen war, weil der, dem sie hatten helfen wollen, ein Verräter war.

Warum sie die Recherche überhaupt angefangen hatten... Ron hatte sich tausendmal gewünscht, sie hätten es nicht getan, doch...

Sie hatten sich so... unzulänglich gefühlt.

Während Harry von Dumbledore mit immer mehr und mehr Aufträgen betraut wurde, und längst inoffizielles Mitglied des Ordens gewesen war, hatten Ron und Hermione hilflos daneben gestanden und sich verzweifelt gewünscht, auch einen Beitrag leisten zu können.

Und Harry war, was seine geheimnisvollen Aufträge, seine kleinen Extratouren für den Orden betraf, so verschwiegen gewesen wie zuvor noch nie.

Er hatte ihnen gesagt, das Dumbledore ihm diese Aufträge nur unter der strengen Anweisung anvertraute, dass wirklich niemand außerhalb des Ordens von ihrem Inhalt erfuhr - und ihn explizit auch aufgefordert, gerade seinen besten Freunden nichts zu erzählen.

Am Anfang hatte es Ron verletzt und er hatte einmal wieder mit kindischer Eifersucht und Wutanfällen reagiert, doch irgendwann, als sie sich gerade gestritten hatten, hatte Harry ihn mit einen Fesslungszauber belegt und ihn so dazu gezwungen, ihm endlich einmal richtig zuzuhören.

Er hatte von seiner Angst um sie gesprochen, der Angst davor, dass sie enden könnten wie Cedric Diggory und hatte ihn angebettelt, ihn zu verstehen.

Und Ron hatte es versucht, hatte zumindest aufgehört, seinen Freund weiter zu bedrängen - doch eine Woche später hatten Hermione und er begonnen, ihre eigenen Recherchen zu betreiben. Unter anderem auch die zum Thema 'Dunkles Mal' - und waren auf ein paar sehr interessante Fakten gestoßen.

Und nach dem Fall des Lichts, nach der grauenhaften Enthüllung, dass es sich bei dem 'Spion für das Licht' in Wirklichkeit um einen Verräter handelte, der niemals wirklich auf ihrer Seite gestanden hatte...

Hermione und er hatten niemals wieder über ihr Projekt, das sie sogar vor Harry geheimgehalten hatten, gesprochen.

Zu groß war der Schock gewesen.

Ron hatte schon lange nicht mehr daran gedacht, doch heute... heute konnte es ihnen helfen.

Oh 'Mione, verzeih' mir, was ich jetzt tun muss…

Snape sah ihn mit unleserlichem Gesichtsausdruck an, und die Panik in Ron erreichte einen neuen Höhepunkt, als er sich an das erinnerte, was er seit jenem Abend, an dem er mit Hermione hier unten in den Kerkern gewesen war, vermutet hatte - und was ihm jetzt langsam aber sicher zur Gewissheit wurde: Snape konnte wirklich Gedanken lesen.

Wie würde er darauf reagieren. Auf seine Loyalität gegenüber dem Licht, die auch alle Beschäftigung mit schwarzer Magie nicht hatte brechen können?

Dann zuckte er gewaltig zusammen, denn Snape lachte.

Ein leises, kaltes Lachen, bei dem Ron spürte, wie sich seine Genickhaare aufstellten.

Dann sagte der Erbe des Dunklen Lords mit spürbarem Schmunzeln in der Stimme: 'Da muss ich mich dann wohl geschmeichelt fühlen, Weasley...

Ich hätte niemals vermutet, dass Sie Ihre kostbare Energie auf mich verwendet haben. Zu schade, dass sie sie für ein solch nutzloses Unterfangen verschwendet haben.

Ich bin mir sicher, Ihre kleine Sklavin mit Ihrem hellen Verstand wäre Ihnen auch heute noch sehr gerne bereit bei Ihren Projekten zu helfen - dieses Mal vielleicht bei etwas sinnvolleren Unterfangen. Ich bin mir sicher, ihre Schwester Virginia wird dies befürworten."

Ron zuckte gegen seinen eigenen Willen zusammen, er hatte Angst davor, dass Snape ihn nach dem Warum hinter seiner Entscheidung, seine Sklavin bei seiner Schwester zu lassen, fragen würde. Doch auch wenn in Snapes Stimme eine gewisse Schärfe zu liegen schien, ein ironischer Unterton mit dem er den Namen seiner Schwester hervorbrachte... es war nicht wirklich zu erkennen, ob Snape wütend war...

Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, sprach Snape weiter.

„Und die Frage Ihrer Loyalität... Ihnen sollte doch bewusst sein, das ich über meine Fähigkeiten nicht erst seit heute verfüge. Ich weiß so gut wie alles Bescheid, was sie jemals in meiner Gegenwart gedacht haben, Weasley – solange ich den Wunsch dazu verspürte."

In Ron stieg Wut auf, denn er spürte sehr deutlich, dass sich Snape über ihn lustig machte.

Sarkasmus und Ironie…

Waffen, denen Ron hilflos entgegenstand, da er nicht so entgegnen konnte und durfte wie er es gewollt hätte.

Und Snape wusste… Der Erbe des Dunklen Lords wusste ganz genau um die Macht der Worte als Waffe und genoss sie.

Ron bedrückte ihn eine unbändige Angst um Seamus und er musste sich sehr zusammennehmen um seiner Ungeduld nicht Luft zu machen.

Seamus konnte jeden Augenblick sterben... Vielleicht war er mittlerweile schon tot!

So entgegnete er nur: 'Wenn Sie Seamus helfen bin ich bereit, das Mal schon jetzt anzunehmen und zwar freiwillig. Der 'helle Verstand' meiner Sklavin würde damit auch dem Dunklen Lord zur Verfügung stehen, Professor.'

Innerlich schrie es in ihm, dass er nicht das Recht hatte, Hermione so zu instrumentalisieren, doch er wusste sehr genau, dass seine Sklavin wie er alles getan hätte um Seamus zu helfen.

Sie würde es ihm verzeihen, da war er sich ganz sicher.

Und wer weiß... vielleicht würde Snape sie einfach vergessen – jetzt, wo sie nicht mehr in Hogwarts war, sondern bei seiner Schwester... Doch selbst wenn nicht…

Schließlich hielt sich der Tränkemeister mit pedantischer Genauigkeit an die vielen ungeschriebenen Gesetze, die Traditionen der Slytherins, und dazu gehörte neben einer Machiavelli-Mentalität auch eine hohe Achtung vor dem Besitz eines als Reinblüter geachteten Zauberers.

Ron hoffte sehr, dass auch in diesem Fall der Respekt des Tränkemeisters vor seinem Besitzrecht an Hermione dafür sorgen würde, dass ihn dieser niemals dazu zwang, sie zu irgendwelchen 'Diensten' welcher Art auch immer, heranziehen würde.

Und er betete darum, dass seine Worte Snape überzeugen würde.

Denn eines war ihm klar...

So sehr Severus Snape auch auf die Sklaven herabsah - er schätzte Intelligenz und logisches Denkvermögen mehr als alles andere.

'Sie sind sehr mutig, Weasley. Vielleicht etwas zu mutig für meinen Geschmack. Verraten Sie mir ein Geheimnis - warum glauben Sie, sollte ich sie nicht einfach in den Straftrakt bringen lassen - oder exekutieren? Was soll mir an Ihnen liegen?'

Ron atmete tief durch, doch hatte trotzdem das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen: 'Professor, ich... Ich weiß, dass ich nicht der Mächtigste aller Zauberer bin, und auch nicht der Klügste. Doch ich wäre dazu bereit, mich den Deatheatern anzuschließen, und zwar freiwillig - und würde in Ihrer Schuld stehen, wenn Sie meinem Freund jetzt auf meine Bitte hin das Leben retten. Eine Zaubererschuld, Professor. Sie wissen besser als ich, was das bedeutet.'

Oh ja, Severus Snape wusste es.

Der junge Mann vor ihm konnte sich nicht halb so bewusst sein wie er, was er da anbot.

Eine freiwillige Annahme des Mals, in Verbindung mit einer Zaubererschuld...

Die Auswirkungen einer solchen Zauberschuld hatte er selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Zu einer Zeit, in der er selbst noch nicht fähig gewesen war, seine Gefühle besser zu beherrschen - zu einer Zeit in der seine telepathischen Fähigkeiten durch atemberaubende Hassgefühle gegenüber James Potter und seiner Bande getrübt worden waren, so das er beinahe einem idiotischen Streich Sirius Blacks zum Opfer gefallen war.

Er war froh gewesen, als sich ausgerechnet ein Deatheater - und damit sein Lord - in Hogwarts eingeschlichen hatte.

Natürlich hatte der Dunkle Lord von seiner Zauberschuld gewusst und ihm Gelegenheit gegeben, den Potterjungen während eines Quidditchspiels zu retten - natürlich, ohne dabei jemals etwas mit ihm abzusprechen - denn das hätte die Begleichung der Schuld für null und nichtig erklärt.

Ronald Weasley würde vollkommen in seiner Hand sein.

Würde sich keinen Anweisungen mehr widersetzen können, fast wie durch den Imperius dazu verflucht.

Und so nickte der Meister der Zaubertränke nur und rief nach einer Hauselfe, die auch prompt erschien und ihn ängstlich beäugte: 'Lizzy, benachrichtige Mortimer Brooks. Es gibt einen Patienten im Gryffindorturm - er soll sich zwei der Wachen mitnehmen und den Jungen in die Krankenstation bringen.' Dann pausierte er kurz und setzte langsam, mit einem fast... nachdenklichen? Blick auf Ron, hinzu: "Er soll sich Mühe geben."

Die Hauselfe verschwand nach einem "Jawohl, Master Snape." und einer tiefen Verbeugung.

Einen Augenblick lang richtete der Tränkemeister den Blick seiner unergründlichen schwarzen Augen auf den Gryffindor vor ihm und sagte dann: "Ihr Klassenkamerad wird gesund werden, Brooks wird dafür sorgen. Er hat genug Erfahrung mit... Verletzungen dieser Art."

Und obwohl Ron angesichts der Erwähnung der "Erfahrungen" des Medizauberers mit Verletzungen durch Folter eine Gänsehaut bekam, hatte er doch einen flüchtigen Augenblick lang den Eindruck, dass der gefürchtete Meister der Zaubertränke seine Sorge um seinen Freund... zu verstehen schien...

Es verwirrte ihn unbeschreiblich.

Snape und... mitfühlend?

Was wusste ein Severus Snape von Freundschaft?

Doch schon Sekunden später war der fast schon warme Tonfall Snapes verschwunden, als dieser ihm, so kalt und streng wie eh und je befahl, zum Gryffindorturm zurückzukehren.

Und Ron bedankte sich nicht, sondern verbeugte sich in einer Geste der Unterwerfung, in einer Art, die deutlich signalisierte, dass er sich der Tragweite des Geschehenen sehr bewusst war.

Es war die Haltung derer, die die Autorität des Erben nicht nur aufgezwungen sahen, sondern die Haltung, die Deatheater einnahmen, wenn ihre Anführer sprachen.

Es war die Reaktion eines Dunklen Zauberers der die Autorität des Dunklen Lords und seines Erben über sich anerkannte.

Ron hatte niemals seinen Stolz aufgegeben, niemals eine gewisse Würde bewahrt - hatte sich immer aufrecht gehalten.

Dass er diese unbeugsame Haltung nun ausgerechnet in Gegenwart des Erben des Dunklen Lords aufgab, sprach eine deutlichere Sprache als es alle Danksagungen der Welt hätten tun können.

Besiegt, beschämt durch die Tatsache, dass er so sehr auf die Gunst dieses Mannes angewiesen war, den er doch zugleich so sehr hasste wie er nie jemals zuvor jemanden gehasst hatte. Was Snape wusste.

Er stand nun in Snapes Schuld.

Zum ersten Mal war er froh, dass seine Eltern diesen Augenblick nicht mehr miterleben mussten, denn nun würde keine Macht der Welt mehr verhindern können, dass er sich in einen Schwarzmagier, einen Diener des Dunklen Lords und seines Erben verwandeln würde.

Auch Snape wusste das, und die Geste der Unterwerfung, die Snape von Ron entgegengebracht wurde, war für den jüngsten Weasley eine solche Demütigung, dass es einer ausgesprochenen Floskel des Dankes nicht mehr bedurfte.

Dank... er wusste so sicher wie er noch nie etwas gewusst hatte, das keine Dankesbezeugungen der Welt ihm nun seine Freiheit wiedergeben konnten...

Snape hatte ihn vollständig in der Hand.

Wenig später

Als Ron das Dormitorium betrat, hatten die von Snape beauftragten Wachen Seamus bereits abgeholt und in die Krankenstation gebracht.

Zunächst sah er auch Dean nicht, doch schließlich erkannte er, dass dieser sich in eine Ecke des Zimmers gekauert hatte.

Er schien nichts um sich herum wahrzunehmen und zitterte sichtlich.

Doch Ron konnte nicht die Kraft aufbringen, zu Dean zu gehen und ihn zu beruhigen, auch wenn das genau das gewesen wäre, was Seamus von ihm in diesem Moment erwartet hätte.

Rons Gedanken und Gefühle waren im Aufruhr.

Was hatte er nur getan? Wie konnte er auch nur eine Sekunde darauf vertrauen, das ausgerechnet Snape, der Verräter am Licht, sein Wort halten, Seamus nun wirklich heilen lassen würde?

Was, wenn der Schwarzmagier in seiner eiskalten, eiskalt berechnenden Art den Entschluss fasste, sich eines Gryffindors wie Seamus zu entledigen, der doch so eindeutig kein Schwarzmagier war - und niemals auch nur annähernd einer sein würde?

Und Snape konnte schließlich Gedankenlesen!

Es schüttelte Ron unwillkürlich, ihm war plötzlich eiskalt.

Woran hatten er und Seamus und Gegenwart des Erben des Dunklen Lords gedacht - wie viel wusste Snape?

Er vergrub sein Gesicht verzweifelt in seinen Händen.

Oder besser - was wusste dieser nicht?

Ron war so in seinen beängstigenden Gedankengängen verstrickt, dass er zusammenschrak und aufsprang, eine Hand schon am Zauberstab, als er eine leichte Berührung an seinem rechten Unterarm spürte.

Es war Dean, der wohl unbemerkt aufgestanden und zu ihm gekommen war.

Der in einer Geste vollkommener Unterwerfung vor ihm kniete, und ihn nun aus großen, fiebrig glänzenden Augen ansah, in denen sich Angst, Erleichterung, Unsicherheit und... Dankbarkeit widerspiegelten.

Der noch immer am ganzen Leib zitterte und noch nie so viel panische Angst ausgestrahlt hatte, wie in diesem Augenblick, und der sich dennoch mit aller Kraft, wie es schien, dazu zwang, seinem Blick zu begegnen.

Langsam ließ Ron seine Hand wieder sinken, die schon reflexartig zu seinem Zauberstab gefahren war.

Er starrte auf den dunklen Haarschopf vor sich und fragte: "Was ist Dean? Was willst Du noch..."

Ron zuckte selbst zusammen, als er hörte, wie rau und... kalt... seine Stimme klang, doch unterdrückte alle aufkommenden Gefühle wütend.

Dean sollte ihn, verdammt noch mal, in Ruhe lassen!

Er konnte jetzt nicht auch noch Babysitter für den Sklaven seines besten Freundes spielen.

Nicht jetzt, jetzt, wo er doch das Gefühl hatte, sein Leben sei vorbei!

Das Dunkle Mal... kein Weg mehr daran vorbei... gebunden an die Dunkle Seite durch eine Zaubererschuld an einen ihrer Führer... gebunden an den Mann, der an allem Schuld war... und Hermione... weg von ihm, brauchte ihn nicht mehr, ihr schien es besser zu gehen bei Ginny als bei ihm während der ganzen Zeit...

Und jetzt auch noch Seamus...

Es war wiederum Deans bebende, unsichere Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss: "Ron... Lass mich..."

Und bevor er reagieren konnte, hatte Dean Rons rechte Hand mit seinen eigenen ergriffen und sie an sich gezogen - und küsste sie erst, um dann seine Stirn auf seinen Handrücken zu pressen, während er leise aber sehr deutlich flüsterte: "Danke, Dom."

Rons erste Reaktion war ein gewaltiges Zusammenzucken...

Diese Haltung, diese Geste... und vor allem diese Anrede... war etwas, das er oft beobachtet und gehört hatte.

Es war etwas auf eine merkwürdige Art sehr Intimes, sehr Persönliches in diesem Ritual, dass sich jeden Abend wiederholte, wenn Seamus von seinem Sklaven begrüßt wurde.

Wie oft hatte er, Ron, lange schon vor der Versklavung Deans und Hermiones, beobachtet, wie Seamus seinem Geliebten die Hand hinstreckte, und mit erwartungs- und liebevollen Ausdruck akzeptiert hatte, das Dean vor ihm niederkniete und die dargebotene Hand in einer Geste der freiwilligen Unterwerfung küsste.

Er, Ron, hatte es zuerst höchst lächerlich gefunden, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen hatte.

Doch jetzt trieb es ihm die Tränen in die Augen.

Er setzte sich wieder, und sagte leise, mit brüchiger Stimme: Dean... Das brauchst Du nicht... Reservier... Reservier das für Seamus... Ich mag zwar... ein... 'Herr' sein..." Rons Stimme stockte, als er den verhassten Begriff benutzte, doch er zwang sich weiter zu sprechen: "Und… und … ein zukünftiger... Deatheater - aber 'Dom'... das... das reserviere für Seamus... Ich... verdiene das nicht..."

Damit hatte er es das erste Mal ausgesprochen, die schmerzhafte Wahrheit, die sie doch sowieso beide kannten, und Deans Augen zeigten keinerlei Erschrecken, als er nun, immer noch Rons Rechte in der seinen, entgegnete: "Ich weiß, dass ich das nicht zu tun brauche, Sir... Aber... darf ich?"

In seiner Stimme schwang ein Hauch von Verzweiflung mit.

Dean hatte trotz allem immer noch Angst vor ihm, und es tat Ron unglaublich weh, sich eingestehen zu müssen, dass diese Angst gerade an einem Abend wie heute, an dem Rons Nerven blank lagen, nicht unberechtigt war.

Und Ron vergaß einen Augenblick lang den Pakt mit dem Teufel, den er in dieser Nacht geschlossen hatte und ihn erfasste eine Welle von Mitleid mit dem Jungen vor sich, wie er es schon lange nicht mehr für einen Menschen außer Harry und Hermione empfunden hatte.

Es hätte doch auch so leicht auch anders herum kommen können...

Das zitternde Häufchen Elend vor ihm, dass Dean Thomas nun darstellte, hätte genauso gut auch Hermione sein können, die auf Gedeih und Verderb Seamus ausgeliefert war.

Das wäre sogar die eigentlich wahrscheinlichere Option gewesen, wenn man an den Hass der Deatheater auf die Kinder der Ordensritter dachte...

Und... wie hätte sich Seamus an seiner Stelle verhalten?

Das brauchte keine langen Überlegungen... Seamus Finnegan hätte Hermiones die Sicherheit und die Wärme gegeben, die diese in so einer Situation benötigt hätte.

Ron entzog dem Sklaven seine Hand und legte sie Dean dann mit einer behutsamen Bewegung auf die Wange, um mit aller Sanftheit, die er aufbringen konnte, zu sagen: "Dean, er wird wieder gesund. Ich bin ganz sicher."

Er war sich sicher, dass der Junge vor ihm genauso gut wie er selbst wusste, dass das Verhalten und die Entscheidungen eines Dunklen Zauberers wie Severus Snape, nicht berechenbar genug waren, um sich über irgendetwas sicher sein zu können.

Aber Dean brauchte jemanden, der ihm nun sagte, dass alles wieder gut wird würde.

Genauso, wie auch Hermione das gebraucht hätte.

Die Zukunftsangst, das grauenhafte Gefühl der Ausgeliefertheit, stand Dean in den Augen geschrieben und seine Haltung, sein Gesichtsausdruck und seine Stimme hatten noch nie zuvor so viel Ähnlichkeit mit der Hermiones gehabt...

Mit deren furchtbarer Schwäche und Gebrochenheit - als er Ron aus seinen dunklen Augen ansah und dann dessen Hand erfasste, zaghaft, jederzeit erwartend, dass Ron ihn wegstoßen würde, um seine Wange dann in seinen Schoß, gegen Rons Oberschenkel zu schmiegen wie ein Kind es bei seiner Mutter getan hätte.

Es war eine Geste des Vertrauens, und nach einem kleinen Zögern begann Ron ihm mit der anderen Hand über den Kopf zu streicheln, während er spürte, wie Dean seine Rechte noch immer wie einen Rettungsanker in der seinen hielt.

Und er spürte wie die von Dean umklammerte Hand nass wurde.

Dean weinte, leise, unterdrückt, aber herzzerreißend.

#Wie hilflos er sich fühlen muss...#

Ohne sich dessen selbst ganz bewusst zu sein, begann Ron auf Dean einzusprechen, mit einer leisen, sanften Stimme, die er das letzte Mal verwendet hatte, als er sich auf Pettigrew Manor von Hermione verabschiedet hatte.

"Schhh, Dean... Es wird alles wieder gut... Seamus wird geholfen... Und du bist nicht alleine, ich bin auch noch da... Keine Angst... Schhh... Erstmal kümmere ich mich um dich und bald, sehr bald kommt Seamus wieder. Ich bin ganz sicher... Keine Angst, ich bin da..."

Es war ein merkwürdiges Gefühl, doch fühlte es sich irgendwie auch richtig an: Es wäre gewesen, was Seamus getan hätte.

Und… merkwürdig wie es war… auf einmal hatte er das Bild seiner Mutter vor Augen und hörte ihre Stimme… als ob sie ihm die Worte einflüsterte, die Dean nun helfen würden… Und seltsamerweise, fast schon erschreckenderweise, fühlte er auf einmal eine unerklärliche Sicherheit in sich aufsteigen.

Und wie auch immer dies ausgehen würde - selbst wenn es die schlimmstmögliche aller Wendungen nehmen sollten, und Seamus sterben sollte - Ron schwor sich, sich zu bemühen, niemals wieder aus den Augen zu verlieren, was er heute erfahren hatte.

Dass Dean ohne Seamus ebenso hilflos und schwach war, wie es Hermione während ihrer Zeit in Hogwarts gewesen war.

Und Ron sah auf einmal glasklar, dass viel von Deans Stärke, seiner scheinbaren Unberührtheit durch die schwierigen Umstände, in denen er gezwungen war zu leben, eine einzige, riesengroße Fassade gewesen war - um seinen Dom zu schützen.

Ohne diese Aufgabe fiel diese Selbstbeherrschung wie ein Kartenhaus zusammen und Ron sah nun zum ersten Mal wie verletzt und traumatisiert auch Dean Thomas durch die Dunkelheit war, die sie alle wie ein erstickender Schleier giftigen Nebels umgab.

Ron bezweifelte dass selbst Seamus durchschaute, was er nun selbst erfahren hatte.

Während er weiter beruhigend auf den Jungen einsprach, ihn sanft streichelte, wanderten seine Gedanken zu seiner eigenen Sklavin...

Seiner Freundin, verbesserte er sich in Gedanken...

Sie beide hatten doch auch versucht, den jeweils anderen zu schützen...

Warum war es dann keinem von ihnen wirklich gelungen?

Dean musste über eine schier unerschöpfliche Quelle an Stärke verfügen...

Eine Stärke, die weder Hermione, noch Seamus und schon gar nicht er selbst, Ron, hatte.

Ein sehr flaues Gefühl stieg in ihm auf, als er realisierte, dass er diesem Jungen mehr als Unrecht getan hatte, als er ihn für einen Schwächling gehalten hatte. Denn... genau das hatte er...

Sicher, auch früher schon war ihm der Gedanke gekommen, dass der Sklave seines Freundes stärker war, als er ihm zugetraut hätte...

Aber... ohne es selbst wirklich zu merken, hatte sich in ihm doch auch eine Spur von Verachtung breitgemacht.

Er hatte es noch so sehr zu unterdrücken versucht, und es in die hinterste Ecke seines Bewusstseins geschoben - und doch...

Während er zumindest hatte nachvollziehen können, dass es Seamus gefiel, wenn sich ihm Dean unterwarf, so fehlte ihm doch jegliches wirkliches Verständnis dafür, wie Dean dies zulassen, es ihm sogar gefallen konnte...

Wie konnte man es genießen, sich vor einem anderen Menschen zu erniedrigen?

Ron konnte doch nicht einmal wirklich verstehen, was die Beziehung zwischen ihm und Hermione nun ausmachte... ausgemacht hatte...

Sicher... mit seinem Hineinwachsen in die Rolle des Verantwortlichen, desjenigen, der alle Entscheidungen traf, hatte er auch die Rolle des Unterwürfigen ein wenig zu verstehen gelernt...

Und doch... er war sich sicher, dass die Beziehung zwischen Seamus und Dean immer noch deutlich anders war als die, die ihn selbst mit seiner Sklavin verband.

Fiel Dean vor Seamus auf die Knie, so hatte dies nichts von der Gebrochenheit, die Hermione ausgestrahlt hatte, sobald dies von ihr verlangt worden war.

Deans Augen enthielten niemals diesen verwundeten Ausdruck, sobald ihm Seamus irgendetwas befahl - diesen grauenhaft leeren Ausdruck, der Hermiones Augen so oft gezeichnet hatte, und der ihm noch in der Erinnerung ins Herz schnitt.

Und er hatte sich doch so sehr bemüht, ihr immer wieder zu versichern, wie sehr er sie liebte, und sie nicht herumzukommandieren.

Dies allerdings war ihm zu seinem eigenen Entsetzen nicht immer gelungen. Allzu oft hatte er sich dabei erwischt, viel zu streng gewesen zu sein, sie furchtbar eingeschüchtert zu haben, ohne dass das jemals seine Absicht gewesen war.

Auch das war einer der Gründe gewesen, warum er sich schließlich doch dafür entschieden hatte, sie bei Ginny zu lassen.

Eine Entscheidung, die ihm selbst anfangs noch viele schlaflose Nächte bereitet hatte, aber die er nicht bereut hatte; denn er konnte in jenem Teil seines Herzens, der ganz alleine ihrer war, spüren, wie gut es ihr nun ging.

Ihre Freude, die nahezu schmerzhaften Glücksgefühle, die er von ihr empfing, beruhigten ihn wie es nichts anderes gekonnt hätte.

Hermione war in Sicherheit.

Ginny hatte die Wahrheit gesagt... und das bedeutete außerdem, dass es auch in den Kreisen der Deatheater, sogar im Inneren Kreis, Menschen gab,

Deatheater, die keine brutalen Monster waren.

Wenn sogar ein hochgestellter Schwarzmagier wie Peter Pettigrew genug Mitgefühl mit einem 'Schlammblut' wie 'Mione zeigte um ihr ein Leben zu gewähren, in dem es ihr eindeutig gut ging... Hinter wie vielen der gefühllosen Masken der Deatheater mochten vielleicht ebenfalls mitfühlende Menschen verbergen?

Es machte ihm Hoffnung, Hoffnung darauf, selbst mit dem Dunklen Mal seine Persönlichkeit nicht vollständig zu verlieren - nicht automatisch zum grausamen Menschenverächter zu werden, sobald es in seinen Arm gebrannt war.

Als er spürte, dass sein Bein unangenehm zu kribbeln begann, hörte er auf, Dean zu streicheln und sagte leise: "Dean, mein Bein schläft ein..."

Obwohl er immer noch in jenem besonders behutsamen Tonfall gesprochen hatte, der sonst nur Hermiones war, spürte er, wie Dean erschrocken zusammenschrak und beinahe aufsprang um schließlich in einer halb kauernden Position auf dem Boden sitzen zu bleiben.

"Entschuldigung... Es tut mir Leid Herr... Das wollte ich nicht!"

Ihm stand die Panik in den noch immer von Tränen schwimmenden Augen.

Jetzt war es an Ron, zusammenzuschrecken.

Seine Stimme war noch immer rau, als er Dean noch einmal beruhigend über die Wange strich und leise feststellte: 'Du hast wirklich große Angst vor mir, nicht wahr? Angst, dass ich Dich bestrafen könnte..."

Dean wollte ansetzen, etwas sagen - augenscheinlich widersprechen - doch Ron legte ihm einen Finger auf die Lippen und fuhr fort, sehr ernst und sehr leise: "Dean, es ist offensichtlich, und es ist besser, wenn wir uns beide nichts vormachen - Du und ich, wir wissen beide, dass es eines Tages soweit kommen kann."

Er stockte, und sprach dann weiter: "Aber... Dean, ich verspreche Dir hiermit, dagegen anzukämpfen. Ganz egal, was geschehen wird...ich... ich schwöre es Dir bei... bei den Menschen, die wir lieben. Ich werde alles tun, um zu verhindern, dass... Auch wenn es nach heute schwierig sein wird…"

Deans Augen weiteten sich und ihm entfuhr ein Laut des Entsetzens, bevor er leise, zögerlich fragte: "Du hast... Du hast Snape... angeboten... Das Mal? Freiwillig! Und du stehst jetzt in... Zaubererschuld zu ihm... Merlin!"

Nun war es an Ron, große Augen zu bekommen: "Woher weißt du, das es einen Unterschied macht, wenn jemand das Mal aus freiem Willen annimmt? - Und ja... Snape hätte... er hätte ihm nie geholfen, wenn ich ihm nicht auch etwas angeboten hätte, Dean..."

Dean schüttelte unwillkürlich ungläubig den Kopf, doch Ron konnte seine Emotionen leicht lesen - und es ihm nicht verdenken... Es war nicht, dass Dean seine Erklärungen anzweifelte, sondern der Unglauben der furchtbaren Situation gegenüber, in der sich Ron nun befand.

Dann wurde ihm wohl bewusst, dass Ron ihn etwas gefragt hatte, und sagte mit unsicherer Stimme: "Hermione... Sie hat mir erzählt... Es gab nicht viel zu tun für uns... und wir haben uns gegenseitig alles erzählt, was wir wussten. Sie hat... mir von Euren Recherchen erzählt..."

Dean zitterte immer noch, stärker denn je...

Ron fragte sich unwillkürlich, ob aus Angst vor seiner Reaktion, oder einfach aus dieser ungeheuren emotionalen Anspannung heraus.

Wo auch immer seine Fähigkeit zu Mitgefühl zeitweise hin verschwunden war - im Augenblick tat ihm Dean so leid wie noch nie.

Dean war nun den ganzen Tag alleine... Nicht nur er, Ron, vermisste Hermione.

"Dean, steh auf, ich... Es ist vollkommen in Ordnung für mich. Wenn Hermione meinte, das mit Dir teilen müssen, habe ich dafür Verständnis. Ich bin froh, dass sie einen Freund wie Dich hat."

Es stach Ron ins Herz, Dean den Atem ausstoßen zu hören, den dieser unwillkürlich angehalten haben musste.

"Komm, setzt Dich neben mich. Schlafen ist ja sowieso heute Nacht nicht mehr drin, schätze ich. Erzähl mir mal von... von Deiner Familie und... wie Du und Seamus... wie ihr eigentlich zusammengekommen seid - das hat mir Seamus nie erzählt..."

Ron hatte sich bereits auf sein Bett gesetzt und Dean krabbelte nun gehorsam hinterher.

Ron lehnte sich an die Wand und hob den rechten Arm, Dean wortlos dazu auffordernd, sich an seine Schulter zu lehnen.

Als Dean kurz zögerte, lächelte Ron ihn an: "Komm, Dean. Das ist gemütlicher und… so sind wir beide nicht so alleine."

Und innerlich fügte er hinzu: Und wir müssen uns dringend näher kennen lernen, damit ich nie wieder aus den Augen verliere, dass auch Du ein fühlendes Lebewesen bist und nicht nur irgendein Sklave...

Nachdem Dean seinen Kopf an die Schulter des größeren Ron gelehnt hatte, sagte dieser noch einmal mit leiser, beruhigender Stimme: "Erzähl mal... Wie seid ihr beide damals ein Paar geworden...

Ich meine, ihr habt Euch doch vor den Sommerferien damals erst ein halbes Jahr lang ständig gestritten - McGonagall wollte Euch schon in verschiedenen Dormitorien unterbringen, nur Dumbledore hat das noch verhindert! - und dann taucht ihr im September Hand in Hand auf und seid ein Herz und eine Seele..."

Deans Stimme war noch immer etwas unsicher, aber klang in gewisser Weise... lebendiger, als er entgegnete: "Weißt Du... es gibt... gibt da so eine Muggelredensart: Was sich liebt, dass neckt sich.

Ich glaube, das traf auch auf Seamus und mich zu... Am Anfang war mir gar nicht klar, warum ich einfach ständig an ihn denken musste."

Dean lachte ironisch auf: "Ich war fruchtbar verwirrt. Er... Seamus begann merkwürdige Bemerkungen zu machen, die mich einfach rasend machten, weil sie für mich nach Hänseleien klangen - und ich verstand einfach kein einziges Wort davon und habe irgendwie keinen Ton mehr herausbekommen."

Bis ich vor aufgestauter Frustration einfach explodiert bin und wir uns gestritten haben… wobei er fast immer sein nervtötend – aufreibend wissendes Lächeln auf dem Gesicht hatte.

Dean stockte, und sah Ron dann schüchtern an: "Ich meine, wie sollte ich, der bis dahin noch nichtmal eine Freundin, geschweige denn einen Freund gehabt hatte, denn nun wissen, was es bedeutete, wenn er mich in der Umkleide in die Ecke drängte, und mir leise zuflüsterte: "Süßer kleiner Subbie..."

Oder wenn er im Zaubertränkeunterricht unauffällig-auffällig meine Hand streifte, sich direkt hinter mich stellte, mir in den Nacken atmete...

Jetzt lachte Dean auf, scheinbar vollkommen gefangen von dieser Erinnerung.

"Es machte mich einfach rasend - vor allem, weil ich absolut nicht verstand, was mit mir los war. Zumal meine..." Dean biss sich auf die Lippen und blickte auf die Bettdecke: "Zumal meine... Phantasien mich einfach nur verwirrten.

Ich meine... ich hatte einfach keine Ahnung, wie ich meine Veranlagung nennen sollte - ich meine, ich hielt es noch nicht einmal für eine Veranlagung - sondern einfach nur für schlichtweg pervers. Für krank, irgendwie... kaputt...

Ich meine, alle redeten immer von... von dem, was Seamus als 'Blümchensex' bezeichnet, wenn Du verstehst, was ich meine. Und ich... ich träumte von... Du weißt schon... Von Dominance/submission, auch wenn ich das damals noch nicht benennen konnte.

Ron nickte. Ja, Seamus hatte ihm diesen Ausdruck wage erklärt – und von dem, was Ron verstanden hatte, handelte es sich dabei um eine rein psychische Ausprägung des Sadomasochismus.

Außerdem hatte er den Vorteil gehabt, viele ältere Geschwister zu haben, die offen über alles sprachen – offener, als es die meisten Eltern mit ihren Kindern taten.

Auch wenn viel von seiner Aufklärung etwas unkonventionell gewesen war, weil die Erklärungen, die er von Bill und den anderen erhalten hatten, garantiert nicht immer druckreif gewesen waren, hätte er wenigstens nicht Deans Problem gehabt und die eigene Phantasiewelt nicht der des Sm's zuordnen können...

Er konnte sich vorstellen, welche inneren Kämpfe dieser ausgefochten haben musste, wenn man daran dachte, welcher Art die 'Phantasien' waren, von denen Dean sprach.

Doch Dean lächelte, völlig in Erinnerungen versunken, und erzählte weiter: "Seamus Mutter bekam in den letzten Ferienwochen eine Grippe, und so kam er dann zu Besuch zu uns. Und sein für mich so grauenhaft verwirrendes Verhalten setzte sich fort.

Bis er dann eines Abends auf einmal sehr ernst wurde und mir erklärte, was er selbst für mich empfand - und welche Veranlagung er hat.

Er war unheimlich lieb und sagte, er könne verstehen wenn ich nicht so fühlte und wenn ich nicht zu so einer Beziehung bereit wäre. Er hätte... er hätte seine Natur für mich unterdrückt, Ron..." Deans Stimme war leicht wackelig.

„Aber in dem Moment war mir klar, dass es mir ebenso ging... Ich hatte mich schon eine ganze Weile von ihm, seinen... dominanten Anwandlungen, die er sich mir gegenüber erlaubte... angezogen gefühlt, und war zugleich voller Angst zurückgeschreckt, weil ich befürchtete, wie die Motte von der Flamme von der Flamme erfasst und verbrannt zu werden...

Erst als er... Als er da so unsicher vor mir stand, und ich sah, dass Seamus nicht nur humorvoll und... dominant... zugleich, sondern auch sehr liebevoll, und rücksichtsvoll sein konnte... Und so unsicher!... Da konnte ich mir endlich eingestehen, dass ich ihn liebte, und dass schon seit geraumer Zeit... Ich... ich entschloss ich, ihm zu vertrauen und habe es niemals bereut..."

Ron hatte einen dicken Kloß in der Kehle, als er das hörte, und drückte Dean nur an sich.

Wie gerne hätte er gesagt, dass auch Hermione und er eine solche Beziehung führten... doch das wäre pure Augenwischerei gewesen, und Dean Thomas, der ein aufmerksamerer Beobachter war als jeder andere, den Ron kannte, hätte ganz genau gewusst, dass es nicht der Wahrheit entsprach...

Hermiones Unterwerfung unter Ron war weit weniger freiwillig gewesen als er selbst es sich gerne eingeredet hatte.

Sicher, sie hatte freiwillig den Schritt in die Sklaverei getan – sich in seine Hände begeben...

Doch in den Wochen und Monaten danach... es gab keine Sicherheitsworte für Mione, auch wenn Ron mittlerweile schmerzhaft bewusst geworden war, dass diese dringend notwendig gewesen wären...

Er hatte sich so lange eingebildet, er könne erkennen, was sie empfand – und erst an ihrer offensichtlichen Gebrochenheit hatte er gemerkt, dass dem nicht so gewesen war.

Dass sie mehr als einmal nicht „Nein" gesagt hatte, wo sie es hätte tun sollen.

Dies alles war ihm erst wirklich klar geworden, kurz bevor er sie auf Pettigrew Manor zurückgelassen hatte.

Es war ein weiterer Grund für diese schwere Entscheidung gewesen.

Wenn sie nicht mehr fähig war, das dringend notwendige „Nein" auszusprechen oder zu signalisieren, so musste er es für sie beide tun.

Und er wusste, in seinem Alltag in Hogwarts wäre er dazu nicht mehr stark genug gewesen, zu sehr vernebelte das „Dunkle Gift" seinen Verstand, wenn er gezwungen gewesen war, im Unterricht schwarzmagische Flüche anzuwenden, die einen mit Gefühlskälte im Herzen zurückließen und einem jedesmal ein wenig Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen raubten.

Ron hoffte sehr, Hermione würde sich in den Händen seiner Schwester, ihrer Freundin, erholen, und ihn nicht hassen für seine Schwäche...

Für das, war er ihr über ein Jahr lang angetan hatte...

Denn das war seine größte Angst.

So wie es aussah würde sie für immer sein Besitz bleiben, doch es war nicht das, was er sich wirklich, von ganzem Herzen und mit aller Macht wünschte.

Es reichte ihm nicht.

Es war ihre Seele, ihr Herz, ihre ganz und gar freiwillige Zuneigung, die er sich wünschte.

Und nicht dieses verzweifelte Klammern an den Mann, der sich ihr Herr nannte, und auf dessen Gunst sie angewiesen war.

Es war wieder Deans Stimme, die Ron aus diesen Gedanken riss: „Ron.. Wir werden es schaffen... Seamus, Hermione, Du und ich... wir werden es alle schaffen."

Auf einmal erfasste eine Welle von Zuneigung für Dean Ron.

Der Junge hatte Angst vor ihm, wusste ganz genau, wohin seine Entwicklung lief... Was er eines Tages werden würde, wenn nicht ein Wunder geschah – und doch bemühte er sich, ihm, dem zukünftigen Deatheater, Trost zu geben in einer Nacht, in der er selbst vielleicht mit seinem Geliebten seine einzige wirkliche Sicherheit verlieren würde...

Sehr vorsichtig, mit erstickter Stimme, sagte er: „Seamus hätte sich keinen besseren Freund aussuchen können, Dean..."

Und Dean drehte sich halb zu ihm herum, und sagte mit einem Lächeln, das verriet, dass er seine Scheu vor ihm zumindest zeitweise überwunden zu haben schien: „Eben... Du... Du bedeutest ihm auch sehr viel, Ron. Er... Ich glaube, er würde... das alles nicht ertragen, wenn er Dich nicht hätte."

Ron lächelte zurück, wusste nicht mehr, was er sagen sollte.

Aber beide hatten das Gefühl, sich in dieser Nacht der Angst um einen geliebten Menschen wieder etwas näher gekommen zu sein.

Was auch immer geschehen würde...

Wer oder was Ron auch immer werden würde – er würde kämpfen – kämpfen gegen das Dunkel, dass ihn zu verschlingen, zu vereinnahmen drohte – und Dean würde im Gegenzug alles dafür tun, ihm diese Aufgabe zu erleichtern, denn er durchschaute und verstand Ron auf eine unerklärliche Art und Weise so sehr wie es sonst noch nicht einmal Seamus tat.

Das machte es manchmal eher schwerer als leichter – doch es würde Ron helfen, zu erkennen, wo er stand.

tbc

Hallo nochmal :-)

Ich weiß, der Schluss ist unglaublich lahm und ich verspreche auch, dass im nächsten Kapitel erstmal nichts mehr von Dean und Seamus vorkommt – schließlich ist das Thema jetzt ein bisschen erschöpft... (Dann wird es höchstwahrscheinlich um Constantine gehen)

Wenn ich merke, dass Enigma weiterhin gelesen wird – und ich vielleicht ein paar Vorschlage bekomme – am Liebsten Fragen, die beim Lesen in euch aufgekommen sind – werde ich das nächste Kapitel hochladen... Nur dann lohnt es sich ja überhaupt noch etwas hier auf die Seite zu setzen.

Ich bin mir bewusst, das ich Enigma noch überarbeiten muss – sehr sogar – aber dies ist wirklich nur eine Erstversion – deshalb werde ich jetzt meine Entwürfe hier als Kapitel hochladen und hoffe sehr auf eure Tipps.

Also, bitte reviewed und seit ein bisschen sanft dabei – ich bin im Moment ein bisschen zart beseitet. Konstruktive Kritik ist allerdings gerne willkommen!

Danke im Voraus,

Mogli the Witch