Meleth: Du liegst ganz richtig mit deinem ersten Tip, Meleth. Es ist kein Elb, aber er lebt in Bruchtal. Na, wer könnte das wohl sein?

Gwen: Noch hat Boromir keine Zeit, sich um Gwen zu kümmern. Zuviel stürmt momentan auf ihn ein...

Leonel: Ich bin froh, dass deine Verbindung mit ffnet wieder klappt. Auch du liegst mit deinem Tip richtig. Du kannst dir bestimmt Denethors Reaktion vorstellen. Doch dazu mehr im nächsten Kapitel...

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Kapitel 12: Denethors Entscheidung

Denethor empfing den Zauberer diesmal viel freundlicher als sonst. Schließlich setzte er seine ganzen Hoffnungen in die Fähigkeiten Gandalfs. Wenn er Faramir nicht gesund machen konnte, dann konnte es niemand in Mittelerde.

„Habt Ihr Faramir schon gesehen?" fragte der Truchseß neugierig.

Gandalfs Miene wurde ernst.

„Ja, ich habe ihn in den Gärten getroffen. Es schmerzt mich sehr, dass Euer Sohn nicht mehr sehen kann."

„Es ist ein unfassbarer Schicksalsschlag", murmelte Denethor bedrückt und blickte zu Boden.

Dann wandte er sich wieder an den Zauberer.

„Ich habe Euch nicht umsonst nach Minas Tirith bestellt. Ich hoffe, dass Ihr Faramir helfen könnt, schließlich seid Ihr ein Zauberer."

Gandalf lachte bitter auf.

„Ich bin ein Zauberer, aber kein Wunderheiler. Faramir hat eine schwere Kopfverletzung erlitten, die er nur sehr knapp überlebt hat. Seid dankbar, Truchseß, dass Ihr Euer Zweitgeborener überhaupt noch am Leben ist."

„So habe ich Euch also umsonst rufen lassen", murmelte Denethor düster und sein Antlitz verfinsterte sich.

„Noch ist nicht alles verloren", erwiderte der Zauberer gefasst. „Ich kenne jemanden, der Faramir vielleicht helfen kann. Er besitzt die Hände eines Heilers."

Denethor runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, wen Gandalf meinte. Er erhob sich von seinem Truchseß-Stuhl und wanderte vor dem Zauberer auf und ab.

„Von wem sprecht Ihr?"

„Sagt Euch der Name Thorongil etwas?"

Denethor hielt inne und blickte Gandalf böse an:

„Allerdings, Mithrandir. Allerdings. Dieser zerlumpte Waldläufer lebt also noch?"

Gandalf presste die Lippen zusammen: Aragorn alias Thorongil war ein guter Freund von ihm. Ein edler Mann und großer Krieger. Vielleicht der größte Krieger, den Mittelerde je gesehen hatte.

Denethor lachte jetzt leise vor sich hin.

„Seit wann hat Thorongil heilende Hände? Das ist ja wirklich lächerlich."

„Ich denke, so kommen wir nicht weiter", meinte der Zauberer empört. „Wenn Ihr Thorongil ablehnt, dann ist die Sache erledigt."

§

Boromir hatte die ganze Zeit an der Tür gelauscht. Normalerweise tat er so etwas nicht. Aber er wollte unbedingt wissen, was sein Vater zu Gandalfs Vorschlag sagte. Als er hörte, wie drinnen die Stimmen immer lauter und vorwurfsvoller wurden, wusste er, dass sich sein Vater wieder mal stur gestellt hatte.

Was hatte es nur mit diesem geheimnisvollen Thorongil auf sich? Er musste es unbedingt erfahren.

Er hörte von drinnen Schritte nahen und eilig verbarg er sich in einer dunklen Nische. Es war Gandalf, der verärgert den Thronsaal verließ und irgendetwas von „Stolz und Sturheit" vor sich hinmurmelte.

Boromir sprang aus seinem Versteck heraus und fasste Gandalf am Ärmel.

„Was hat mein Vater gesagt – ist er dagegen?"

„Natürlich ist er dagegen, dass ich diesen Mann nach Minas Tirith bringe", meinte der Zauberer schlechtgelaunt. „Er hat Angst, Thorongil könnte sein Erbrecht einfordern: den Königsthron."

„Dieser Thorongil ist Isildurs Erbe?" staunte Boromir.

„Er lebt seit seiner Geburt im Exil", erklärte der Zauberer mürrisch. „Denethor braucht momentan keine Angst um seine Regentschaft haben. Aber dennoch tut er es. Thorongil würde Faramir helfen, aber niemals als Gegenleistung den Thron einfordern."

„Ich will aber, dass Faramir wieder sieht", rief Boromir leidenschaftlich.

„Denkst du, ich nicht?" brummte Gandalf vor sich hin.

„Passt auf, ich habe einen Plan", sagte Boromir plötzlich.

Er nahm den Zauberer mit in seine Gemächer und besprach sich dort leise mit ihm.

§

Gwen hatte inzwischen die Grenze zu Gondor erreicht. Sie überquerte den breiten Meringbach an einer Furt und kam so in die kleine Grenzstadt Meringburg. Die Einwohner der Stadt waren größtenteils Rohirrim, deswegen hatte die Stadt auch einen nordischen Namen.

Da sie Männerkleidung trug, und ihren Haare unter ihrem Mantel verborgen trug, wurde sie von Vielen als junger Mann angesehen.

„Wie weit ist es noch nach Minas Tirith?" fragte sie den Wirt einer kleinen Taverne, in der sie zu Mittag aß.

„Oh, es sind vielleicht noch fünf Tagesritte", meinte der Wirt, der Maradir hieß, und offensichtlich aus Gondor stammte.

„Wißt Ihr schon das Neueste aus Gondor, Fremder?" fragte ein Gast die junge Frau.

„Äh, nein", sagte Gwen mit verstellter, tiefer Stimme.

„Der jüngste Sohn des Truchseß hat während einer Schlacht bei Pelargir einen tragischen Unfall erlitten und ist seitdem blind", erzählte der Gast triumphierend. Offensichtlich liebte es der Mann, Klatsch zu verbreiten.

Gwen war schockiert, als sie das hörte: Faramir war blind? Kein Wunder, dass Boromir momentan andere Sorgen hatte, als sich um sie zu kümmern.

„Der Alte, Denethor, soll seitdem ziemlich durch den Wind sein, sagt man", fuhr der Gast grinsend fort. „Boromir, der Älteste, hat jetzt so ziemlich alle Regierungsgeschäfte in der Hand."

Gwen war jetzt alles klar: innerlich hatte sie Boromir sowieso längst verziehen. Sie hatte geahnt, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Faramir tat ihr schrecklich leid. Er hatte so ein Schicksal nicht verdient. Sie hoffte, bald nach Minas Tirith zu gelangen. Deswegen hielt sie sich auch gar nicht mehr lange in Meringburg auf. Sie sattelte ihr Pferd und ritt noch am gleichen Tag weiter. Sie merkte, dass die Reise ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht gut bekam. Immer wieder verspürte sie ein Ziehen im Unterleib, wenn sie zu schnell ritt.

In der Nähe des Druadan-Waldes geschah es dann: es gab ihr einen furchtbaren Stich durch den Unterleib und ihr wurde totenübel. Sie wusste, dass sie gleich ohnmächtig werden würde. Irgendwie schaffte sie es noch, vom Pferd zu kommen. Dann sank sie zu Boden und alles wurde schwarz um sie herum.

§

Boromir beobachtete, wie Gandalf auf den Balkon trat und mit seinem Stab etwas herumfuchtelte. Er seufzte ungeduldig: was hatte dies nun zu bedeuten? Eigentlich war ausgemacht worden, Thorongil herbeizuholen und ihn heimlich in die Stadt zu lotsen. Plötzlich sah Boromir, wie ein Falke auf dem Balkongeländer landete. Gandalf sprach leise auf den Falken ein . Dann erhob sich der Raubvogel und flog Richtung Norden. Gandalf blickte ihm lächelnd nach.

„Was bedeutet dies nun?" fragte Boromir neugierig. „Was wird der Vogel tun?"

„Er wird Thorongil herbeirufen", meinte der Zauberer lächelnd. „Wenn der Falke zurückkehrt, dann weiß ich, dass Thorongil auf dem Weg hierher ist."

„Sehr gut", nickte Boromir erfreut.

Gandalf schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Komm, wir wollen nach deinem Bruder sehen. Sicher freut er sich, wenn wir uns mit ihm unterhalten."

Auf dem Weg in die Gärten begegneten sie dem Soldaten Irolas.

„Geht schon voraus, Mithrandir", sagte Boromir leise zu dem Zauberer. „Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu klären."

Gandalf nickte und ging weiter. Boromir jedoch hielt Irolas an.

„Du hast mir etwas zu erklären, Irolas: warst du überhaupt in Rohan?"

Der junge Mann sah Boromir furchtsam an und schluckte.

„Nein, das war ich nicht. Euer Vater gab mir einen anderen Auftrag: er nahm mir die Briefrolle ab und befahl mir, Gandalf zu holen. Bitte seid mir nicht böse."

„Das ist nun die Lösung all der Rätsel", flüsterte Boromir wütend.

Er wandte sich noch einmal kurz an Irolas:

„Ist schon gut. Du musstest dem Befehl des Truchsessen gehorchen."

Dann schickte er Irolas weg. Boromir überlegte nun, was er tun sollte, am liebsten wäre sofort zu seinem Vater gerannt, um ihn zur Rede zu stellen. Das war also nun der Dank für die Mühe, die er auf sich nahm, um ihn würdig im Amt des Truchsessen zu vertreten. Doch Boromir beschloß noch zu warten: wenn es diesem Thorongil gelang, Faramir zu heilen, dann würde er mit seinem Vater abrechnen und anschließend nach Rohan reiten.