Und wenn ein Lied…
Ich musterte sie lächelnd. Wie wunderschön sie doch war!
Sanft hauchte ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
Von den Schmerzen, die sie zu leiden hatte, konnte man jetzt nichts sehen.
Friedlich lag sie neben mir.
Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt.
Dann nur damit du Liebe empfängst.
Durch die Nacht und das dichteste Geäst.
Damit du keine Ängste mehr kennst.
Womit hatte sie das verdient?
So viel hatte sie in der letzten Zeit durch machen müssen und jetzt auch noch diese Qualen.
War es denn noch nicht genug, dass sie ihre Familie verloren hatte, dass wir beide unseren besten Freund verloren hatten und noch unzählige weitere Menschen, die uns wichtig waren?
Warum, in Gottes Namen, musste sie jetzt auch noch diese Schmerzen ertragen?
Sag ein kleines Stückchen Wahrheit,
und sieh wie die Wüste lebt.
Schaff ein kleines Stückchen Klarheit.
Sieh wie sich der Schleier hebt.
Eine Wüste aus Beton und Asphalt.
Doch sie lebt und öffnet einen Spalt,
der dir neues zeigt,
zeigt das altes weicht.
Auch dann, wenn dein Schmerz bis an den Himmel reicht.
Langsam öffnete sie ihre wunderschönen Augen.
Ihre wunderschönen haselnussbraunen Augen die ich so sehr liebte.
Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
„Es dauert nicht mehr lange… Dann hat mein Leiden endlich ein Ende!", flüsterte sie und ein hoffnungsvolles und doch zugleich trauriges Funkeln trat in ihre Augen.
„Sag das nicht." Ich hörte selbst wie stark meine Stimme zitterte und mir war auch bewusst, dass sie die Tränen sah, die sich in meinen Augen sammelten.
„Aber es ist so, Harry. Ich liebe dich, und das weißt du. Aber ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus." Ihre Stimme versagte nun gänzlich und sie schloss die Augen.
Ihre Gesichtszüge entspannten sich.
Dieses Lied ist nur für dich.
Schön wenn es dir gefällt.
Denn es kam so über mich.
So wie die Nacht über die Welt.
Schnellt Gefahr aus der Dunkelheit.
Bin ich zum ersten Schlag bereit.
Ich bin der erste der dich befreit.
Und einer der letzten der um dich weint.
„Nein, mein Engel, bitte gib nicht auf! Bitte, ich brauche dich doch."
Die Tränen bahnten sich nun unaufhaltsam ihren Weg über meine Wangen.
„Ich liebe dich, Harry. Erzähl unserem Engel von mir wenn sie größer ist, ja?"
In unsrer Sanduhr fällt das letzte Korn
Ich habe gewonnen und ebenso verloren
Aber missen möchte ich nichts
Es bleibt unser gedanklicher Besitz
Eine bleibende Erinnerung,
zwischen Tag und Nacht legt sich Dämmerung.
Es war nun schon Jahre her, um genau zu sein 14, als sie gestorben war.
Ja, ich hatte ihr ihren letzten Wunsch erfüllt und unserer gemeinsamen Tochter Josefine von ihr erzählt.
Josefine war inzwischen zu einer wunderschönen jungen Dame heran gewachsen, die sämtlichen männlichen Hogwarts Schülern den Kopf verdrehte.
Manchmal, wenn wir abends vor dem Kamin saßen und unseren eigenen Gedanken nachhingen, sagte sie: „Weißt du dad, ich glaube Gott hat alles geplant. Vielleicht hatte er Mum eher als Engel, als Mutter vorgesehen?"
Diese Aussage war nun schon etwas älter, doch sie brachte mich doch jedes Mal wieder zum Lachen.
Vielleicht hatte sie Recht.
Aber ob nun im Himmel oder hier auf Erden: Meine beiden hübschen Mädels waren so oder so Engel…
