Titel: Enemy
Charaktere: Chris, Jay
A/N: Die hier aufgeführten Charaktere gehören nicht mir, sie gehören sich selbst. Die Geschichte ist rein erfunden. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass keine der hier aufgeführten Personen homosexuell ist; sie sind alle verheiratet. Es ist reine Fiktion, meine Phantasie.
Ich laufe durch den Backstagebereich, in meine Umkleidekabine. Dicht gefolgt von Chris Benoit, der mein Tag-Team-Partner war. Wir haben einen Sieg gegen Christian und Tyson Tomko eingefahren. Ich sollte glücklich sein. Ich sollte glücklich sein, dass ich meinen Erzrivalen besiegt habe oder besser gesagt Chris Benoit hat Tyson besiegt, aber wer wird denn kleinlich sein? Der Sieg ist besiegelt.
„Das war ein echt gutes Match, nicht?", versucht mir Benoit ein Gespräch aufzudrücken, wozu ich gerade absolut nicht in Stimmung bin.
„Ja", erwidere ich kurz angebunden, in der Hoffnung, dass er merkt, dass ich meine Ruhe haben will.
Benoit geht unter die Dusche. Ich höre das Wasser rauschen und überlege, wie ich auf andere Gedanken kommen kann. Ich muss aufhören an ihn zu denken. Ich will nicht an ihn denken. Es macht mich krank. Ich will nicht die nächste Nacht wieder schlaflos verbringen.
Ich verlasse den Umkleideraum und laufe ziellos durch die Gänge. Eine Tür öffnet sich und Christian tritt heraus. Am liebsten möchte ich mich umdrehen und einfach weglaufen, aber meine Beine sind schwer wie Blei und ich kann mich nicht von der Stelle rühren.
Er kommt auf mich zu, will wortlos an mir vorbeigehen.
„Jay!", kommt ein unkontrollierter Schrei aus meiner Kehle.
Er bleibt stehen und dreht sich um. Er sagt kein Wort, aber seine Augen fragen in abweisend: „Was willst du, Jericho?"
„Das war eine Supervorstellung heute Abend", mache ich den kläglichen Versuch ihn meinerseits in ein Gespräch zu verwickeln.
Er zuckt desinteressiert mit den Schultern. Er hat verloren, er ist deprimiert und es scheint, als wolle ich in seinen Wunden rumbohren, aber das will ich nicht. Warum begreift er das nicht?
„Hast du heute Abend schon was vor?"
Er schaut mich fragend an, wobei er neugierig seine Augenbrauen hochzieht.
„Ich gebe mit Fozzy noch ein kleines Konzert in einer Bar." Zögerlich frage ich: „Hast du Lust mitzukommen?"
„Warum?", wirft er überraschend den Raum.
Ich weiß nicht was ich sagen soll. Der kleine Bastard! Ich überlege fieberhaft.
„Der alten Zeiten wegen", sage ich dümmlich.
Seine blauen Augen durchdringen mich, er ist unsicher.
„Okay, meinetwegen. Ich hab nichts anderes vor", willigt er schließlich nach den schweigsamen Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, ein.
Tyson tritt aus dem Umkleideraum, aus dem Jay zuvor kam.
"Bist du fertig? Wir müssen los", sagt er an Jay gerichtet und schenkt mir keinerlei Beachtung.
Jay schüttelt den Kopf und erwidert: "Ich geh mit Chris weg."
Tyson zieht die Augenbrauen in Missgefallen hoch und meint: "Du weißt, dass du erwartet wirst!"
"Er kann mich am Arsch lecken!"
"Soll ich das wortwörtlich so ausrichten, wenn er mich fragt?"
Jay schüttelt Kopf und bringt sein unwiderstehliches Grinsen zum Vorschein: "Nicht unbedingt so, wenn es sich vermeiden lässt."
Tyson nickt: "Wir sehen uns dann morgen. Eins ag ich dir aber gleich: Ich halt nicht meinen Arsch für dich hin!"
"Lass das meine Sorge sein."
"Okay."
Tyson macht sich auf den Weg zum Parkplatz.
"Ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst", mache ich Jay wieder auf mich aufmerksam.
"Mach dir um mich mal meine keine Sorgen, ich krieg das schon wieder hin", wehrt er ab, obwohl ich nicht den blasesten Schimmer von was oder wem überhaupt die Rede ist.
Ich stehe auf der Bühne. Meine Hände sind feucht von Schweiß. Mein Herz pocht wie wild. Es ist nicht mein erster Auftritt, aber die Aufregung ist jedes Mal von Neuem da. Meine Augen haben nur ein Ziel. Ihn! Wie er da sitzt in seiner engen Jeanshose und dem schwarzen Hemd, dessen oberste Knöpfe offen sind und Einblick auf seine haarlose, durchtrainierte Brust bieten. Ich stelle mir vor, wie er das Hemd weiter öffnet und über seine Nippel streicht, die hart werden und wie ich ihn ablöse, indem ich mit meiner Zunge darüberfahre. Ich stelle mir vor, wie er dabei leise stöhnt und mit seinen Händen durch meine Haare fährt.
Ich fange an zu singen. Ich singe diesen Song nur für ihn. Meine Augen sind mit Seinen verankert, als ob er genau weiß, dass ich nur für ih singe.
Do you remember me
You can´t see the things
That make me who I am
You´ll never understand
Wir waren Freunde, wir sind nun Feinde. Es ist bekannt, der schmale Grad zwischen Liebe und Hass.
And I gotta keep moving, you´re living off my sweat
Moving, the devil´s on my back
And these are the days that dreamed about
And you´re always there to remind me
Wir kämpfen soviele Kämpfe, dass es scheint, dass jeder Kampf ein Stück von der Erinnerung an unsere vergangene Freundschaft nimmt.
You´re my enemy
All that we had has gone away
There are times that fade away
But you´re still be my enemy
Ja, Jay, du bist mein Feind. Ich habe diese Zeilen nur für dich geschrieben, wie ich sie jetzt nur für dich singe.
The friend you had in me
You turned on so easily
I´m sad to see you go
At least now I now
Warum musste es diese Wendung nehmen? Ich habe getan, als ob es mir egal ist. Ich habe dich in den Glauben gelassen, dass du mir egal ist. Aber ich kann nicht vergessen. Das Vergessen fällt mir so schwer, ist unmöglich. Warum tun wir uns das an? Warum kam es, wie es kam?
Ich würde dir so gerne sagen, wie oft ich alleine in meinem Hotelzimmer sitze, meine Wunden lecke und weine. Ich weine wegen dir, Jay, weil du mein Feind bist, aber du es nicht sein sollst.
And I see clearly now
You tried to bleed me
And I see clearly now
You tried to feed on me
Ich sehe nun klar, die Wahrheit trifft mich wie ein Blitzschlag. Wir können keine Freunde sein, weil ich dich liebe. Ich liebe dich nicht wie einen Freund, sondern wie einen Mann, den ich begehre, den ich besitzen will, der mich besitzen soll.
Das Konzert ist vorbei, aber der Schweiß klebt immer noch an meinem Körper. Der Bass dröhnt immer noch in meinen Ohren. Ich verliere mich immer noch in Jay´s wunderschönen blauen Augen.
Wir sitzen zusammen an der Bar bei einem Glas Bier.
"Eure neuen Songs sind echt cool", holt mich Jay aus meinen Träumen zurück.
Ich bin mir seiner Worte bewusst, aber sie kommen wie aus weiter Ferne. Ich bin mit den Gedanken so weit weg, obwohl der Mann meiner Träume so nah ist.
"Jay", sage ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er es überhaupt wahrgenommen hat, denn er antwortet nicht.
Ich weiß nicht mal was ich sagen wollte. Er macht mich einfach so nervös, dass ich unfähig bin meine Gedanken in klare Worte zu fassen.
"Chris", spricht mich Jay an und ich ertappe mich selbst, wie ich ihn unverhohlen anstarre. "Wir sollten langsam los machen, es ist schon spät."
Ich nicke wie in Trance, lege einen Geldschein auf den Tresen und wir verlassen die Bar, steigen in mein Auto und fahren los. Ich versuche mich krampfhaft auf das Fahren zu konzentrieren, ich spüre Jay´s Blicke auf mir.
"Was ist?", frage ich völlig unsicher.
"Nichts, was soll sein?"
"Du starrst mich an."
"Sorry", sagt er kleinlaut.
"Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen."
"Doch, es gibt eine Menge Dinge, für die ich mich entschuldigen muss."
Wir bleiben an einer roten Ampel stehen und somit bietet sich die Gelegenheit, dass ich ihm nun erneut direkt in die Augen gucken kann.
"Es tut mir leid, dass ich dich hintergangen habe und was in den letzten Monaten zwischen uns vorgefallen ist." Ich weiß nicht ob ich wache oder träume. "Ich möchte, dass es wieder ist wie früher."
Hinter uns hupt ein Auto, ich richte meine Augen auf die Ampel, die wieder auf Grün umgeschalten hat, ich trete auf das Gaspedal. Noch vier Straßen und wir sind an unserem Hotel.
Die restliche Fahrt schweigen wir beide vor uns hin.
Ich fahre auf den Parkplatz und suche nach einer freien Parklücke.
"Dort, ist was frei", meint Jay und deutet in eine Richtung, die ich nun auch anfahre. das Auto ist geparkt, ich stelle den Motor ab. Er steigt nicht aus und ich mache auch keine Anstalten das Auto zu verlassen.
"Jay, ich muss dir was gestehen", fange ich an.
Bevor ich den Staz zu Ende bringen kann legt er mir einen Finger auf die Lippen: "Ssscht, sag nichts."
Ich schaue ihn überrascht an. Bevor ich weiß wie mir geschieht, beugt er sich zu mir rüber und presst seine sanften, weichen Lippen auf meinen Mund. Wie Stromschläge fahren Wärmewellen durch meinen gesamten Körper. Ich öffne meine Lippen leicht und sofort dringt seine warme, feuchte Zunge wohlig in meinen Mund. Eine Hand greift hinter meinen Nacken und er zieht mich noch näher an sich heran. Ich fühle mich dem Himmel ein Stück näher.
Nach Minuten, die wie mir wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, lösen wir uns voneinander.
Wir schauen uns tief in die Augen, ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Gesicht ab.
"Wie...? Woher wusstest du...?", frage ich perplex.
"Ich habe vielleicht eine Menge Fehler gemacht, aber ich bin nicht blind, wie du mich im Club angeschaut hast, da war mir klar, dass du genauso fühlst wie ich?"
Jay fühlt genauso wie ich?
Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und frage ihn: "Willst du noch mit zu mir kommen?"
Er lächelt und erwidert: "Es gibt nichts, was ich lieber täte."
Wer dachte, dass Träume so schnell wahr werden und aus Feinden Liebhaber werden?
