Kapitel 2

Abreiseprobleme


Als Harry am nächsten Morgen von Mrs. Weasley geweckt wurde, war die Sonne bereits seit einigen Stunden am strahlend blauen Himmel zu sehen. Ron, Hermine, Fred, George und Ginny waren allesamt nicht mehr im Zimmer also fragte er Mrs. Weasley wohin seine zeitweiligen Zimmermitbewohner verschwunden waren.

"Die sind schon unten, frühstücken.", sagte sie fröhlich, "Harry Schatz, beeile dich ein bisschen, ja? Wir haben nicht mehr viel Zeit bis deine Verwandten zurückkommen und wir wollen doch nicht, dass sie merken das wir hier waren, nicht wahr?" Sie stellte einen riesigen Wäschekorb auf Harrys Bett, nahm einen verwaschene Jeans und ein rotes T- Shirt aus ihm heraus und legte die Kleidungsstücke auf den Tisch. "Hier, ich habe dir gestern ein paar deiner alten Sachen gewaschen. Zieh dich schnell an und komm dann runter. Weiß Gott, wie untergewichtig du jetzt schon bist! Wir müssen dich päppeln solange wir können."

Harry konnte über ihre Fürsorge nur lächeln und nickte leicht. Mrs. Weasley packte den noch immer vollgeladenen Wäschekorb an den Henkeln und ging zur Tür hinaus. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen stand Harry auf und streckte sich. Anschließend ging er zu dem Fenster, das einstmals vergittert gewesen war, und öffnete es. Sofort blies ihm die angenehm frische und kühle Morgenluft um die Nase herum und Harry winkte den Nachbarskindern, als er diese im Garten entdeckte. Sie starrten verdutzt zu ihm hoch, hatten sie ihn doch seit Sommerbeginn nicht so fröhlich erlebt. Harry grinste und hörte einen Moment lang den Vögeln beim zwitschern zu. Wie schön das Leben doch nur manchmal sein konnte! Er wünschte sich nur Sirius wäre da gewesen...

Ärgerlich schob er diesen Gedanken zur Seite, wollte er doch wenigstens für einen Tag nicht an seinen Paten denken. Schnell trat er von seinem Fenster zurück und zog sich an. Als sein Gürtel zu seiner Zufriedenheit saß (die Hose war eine von Dudleys Alten und er hatte in den Gürtel extra Löcher machen müssen) schloß er geschwind das Fenster und machte sich als Letzter auf den Weg zum Frühstück.

Harry hatte erwartet seine Gäste alle versammelt in der Küche vorzufinden, doch wie sich herausstellte, hatte Mrs. Weasley bereits errechnet, dass niemals fünfzehn Personen in der kleinen Küche der Dursleys Platz finden würden und so hatte sie kurzerhand eine immense Tafel heraufbeschworen und sie in der großen Eingangshalle des Hauses aufgestellt. Die Tafel war so voll von Essen, dass Harry sich wunderte wieso sie um Gottes Willen noch nicht zusammengebrochen war. Durchgebogen war sie ja schon genug und einen Moment bildete sich Harry ein, ein verdächtiges Knarzen wahrzunehmen.

Harry ließ seinen Blick kurz über die Tafel schweifen, bis er Ron und Hermine erblickte und sich flink zu ihnen gesellte. Dann tat er sich eine Portion Würstchen mit Spiegelei auf und begann zu Essen. Dabei fiel sein Blick auf Fred und George und nachdem er einige Bissen hinuntergewürgt hatte fragte er:

"Wie läuft es eigentlich so mit den Scherzartikeln bei ihnen?"

"Wie?", fragten Ron und Hermine.

"Na bei Fred und George.", antwortete Harry und nickte zu ihnen hinüber. "Das letzte was ich von ihnen weiß ist, dass es ganz gut lief und sich sogar Drachenlederjacken leisten konnten. Geht es noch immer so gut oder haben die beiden ihren ersten Tiefpunkt erreicht?"

"Eigentlich geht es ihnen noch immer sehr gut.", sagte Hermine, "Aber in der zweiten Ferienwoche gab es etwas Krach."

"Wieso?", fragte Harry.

"Nun sie hatten vor sich im neuen Hauptquartier ein Labor für ihre Experimente einzurichten. Mum war strikt dagegen. Sie meinte, die beiden hätten es selbst zu verantworten wenn sie sich selbst in die Luft jagen wollten aber sie sollten nicht die anderen Bewohner des Hauptquartiers mitgefährden. Dann gab es Riesenzoff weil Fred und George das nicht einsehen wollten aber du kennst ja Mum. Sie hat ihnen ordentlich die Leviten gelesen.", erzählte Ron.

"Es gibt also ein neues Hauptquartier?", fragte Harry erleichtert. Er war froh, dass er nicht in Sirius' altes Elternhaus zurückgehen musste. Dies wäre einfach schrecklich für ihn gewesen und Harry hätte sich sicherlich strikt geweigert.

"Ja, aber wir dürfen dir nicht sagen wo. Wie beim alten Hauptquartier am Grimmauldplatz gibt es wieder einen Fidelius Zauber auf dem Haus. Du wirst wahrscheinlich wieder einen Zettel von Dumbledore erhalten. Er ist logischerweise wieder der Geheimniswahrer."

"Gut aber was ist mit Vol -", fragte Harry, wurde allerdings von Ron und Hermine unterbrochen.

"Schhh!", sagten sie zugleich.

"Wir erzählen es dir sobald wir im Hauptquartier sind, okay?", fragte Hermine bittend.

"...Na gut.", sagte Harry zögerlich doch Ron und Hermine lächelten erleichtert. Offenbar gab es da etwas, dass seine beiden Freunde Harry nicht sagen wollten.

Gerade wollte Harry das Duo darauf ansprechen als von der Küche her auf einmal ein lauter Knall kam. Blitzschnell fuhr er herum und stürzte, wie beinahe alle anderen der langen Tafel, in Richtung Küche.

Als er in den Zielraum trat wurde er beinahe das Opfer einer Herzattacke. Die Küche war, kurz gesagt, ein totales Desaster. Der Kühlschrank hing wirklich nur noch in Fetzen von der Wand und die Mikrowelle, die gestern noch so brav Harrys Popcorn verkokelt hatte, war schlicht und einfach nicht mehr vorhanden. Der Esstisch wies einige Brandspuren auf während den Sesseln, die in der Nähe der Mikrowelle standen, teilweise die Stuhllehnen fehlten. Hinzu kam, dass es so schien, als würde einiges von Tante Petunias teurem Porzellangeschirr in die Brüche gegangen sein und Dudleys Flachbildschirm Fernseher sah so aus, als würde er von einem Traktor überfahren worden sein.

Mitten in all dem Chaos standen Fred und George, die eine verkokelte Verpackung in der Hand hielten, auf der gerade noch etwas wie 'Weasleys Zauberhaftes explosives Raketenpulver' zu lesen war.

Harry hörte hinter sich ein scharfes einziehen von Luft und drehte sich um, zum Eingang der Küche. Dort stand Mrs. Weasley in ihrer vollen Größe und sah so zornig aus wie eh und je. Harry verzog sich blitzschnell in eine Ecke der Küche. Eine Flucht war nicht möglich da Mrs. Weasley den einzigen Ausgang, die Küchentür, versperrte. Obwohl da gab es immer noch das Fenster...

Harry verwarf diesen Gedanken schnell wieder. So schlimm würde es doch auch nicht werden, oder?

Wie er Mrs. Weasley kannte würde es jedoch sehr, sehr schlimm werden. Er sollte recht behalten.

„SEID IHR ZWEI KOMPLETT ÜBERGESCHNAPPT? WAS BILDET IHR EUCH EIGENTLICH EIN? IHR HÄTTET EUCH SCHRECKLICH VERLETZEN KÖNNEN! UND WAS IST WENN ICH DEN SCHADEN, DEN IHR GERADE VERRICHTET HABT NICHT REPARIEREN KANN? WAS DANN? NUN DAS KANN ICH EUCH SAGEN! IHR WERDET ALLEINE DEN DURSLEYS ALLES ZURÜCKZAHLEN UND EUCH PERSÖNLICH BEI IHNEN ENTSCHULDIGEN!"

Fred und George wurden weiß vor Schreck. „Aber Mum! Das kannst du doch nicht machen! Wer weiß wie viel das alles hier kostet! Du würdest deinen eigenen Söhne doch nicht in den Ruin treiben, oder?", fragte Fred unsicher. Harry hatte wirklich Mitleid mit den beiden. Um nichts in der Welt würde er mit ihnen tauschen wollen.

„IN DEN RUIN TREIBEN! WAS GLAUBT IHR EIGENTLICH WIE EUER VATER UND ICH DAS BEZAHLEN WERDEN? IHR WISST DOCH GENAU, DAS WIR UNS NICHT ALLES LEISTEN KÖNNEN! WAS IST BLOß LOS MIT EUCH?"

Fred und George sahen betreten auf den Boden.

„Geht und wascht euch! Fürs erste habe ich genug von euch beiden!", sagte Mrs. Weasley stinksauer.

Harry machte sich auch auf den Weg aus der Küche. In der Eingangshalle traf er auf seine restlichen Gäste, die das Schauspiel ebenso beobachtet hatten. Prof. McGonagall hatte die Hände vor den Mund geschlagen während Mr. Weasley kreidebleich geworden war. Alle übrigen hatte entweder ähnliche Gesichtsausdrücke oder geschockte Gesten vorzuweisen. Harry wollte nur schnell weg von hier.

Flink kletterte er die Treppe hinauf und packte seine restlichen Sachen ein. Bevor der Explosion in der Küche hatte ihm Mrs. Weasley mitgeteilt, dass sie um zehn Uhr hier abreisen würden. Jetzt war es neun Uhr dreißig und Harry war jede Ausrede recht, zumindest für eine Weile im Zimmer zu bleiben.


Als er fertig gepackt hatte wartete er sicherheitshalber noch ein paar Minuten bevor er es wagte aus dem Zimmer zu treten. Er hatte sich diesmal besonders viel Zeit zum Kofferpacken genommen, hatte sogar die Socken zusammen gefaltet.

Harry packte seinen schweren Koffer beim Griff und hievte ihn langsam die Treppe hinunter. Mehr als einmal drohte das Gepäck einfach hinunterzupurzeln und Harry mit sich zu reißen.

„Brauchst du Hilfe, Harry?", fragte eine Stimme hinter ihm.

Harry drehte sich um und sah Fred und George, wieder gewaschen, vor sich stehen. Irgendwie hatte er das Gefühl sie wollten sich für die Katastrophe in der Küche revanchieren aber Harry war dies im Moment egal. Hauptsache er bekam Hilfe mit dieser Monstrosität von einem Rucksack.

„Ja, bitte!", keuchte Harry als Antwort und gemeinsam schafften sie den Koffer in die Eingangshalle.

Gerade hatten sie sich den Schweiß von der Stirn gewischt als Mrs. Weasley herbeigeeilt kam.

„Ihr beide habt Glück!", sagte sie. „Deinem Vater, Minerva McGonagall und den anderen ist es gelungen den Schaden zu reparieren. Seid froh, aber bitte denkt bevor ihr das nächste Mal so einen Stunt abzieht!"

„Machen wir, Mum!", sagten die Zwillinge im Chor, froh darüber, dass ihre Mutter nicht mehr sauer auf sie war. Als Fred und George um die Ecke verschwunden waren sagte Mrs. Weasley zu Harry:

„Diese beiden! Nur Unsinn im Kopf! Dabei werden sie bald siebzehn! Was habe ich nur falsch gemacht?"

Sie schüttelte den Kopf und ging zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.


Eine Viertelstunde später stand Harry noch immer alleine in der Eingangshalle und wartete darauf, dass die anderen allmählich abreisefertig wurden. Irgendwie schien es, als hätte auf einmal jeder der Anwesenden noch etwas Wichtiges zu erledigen und keiner war bis jetzt mit packen fertig.

Gerade eilte Ron zum fünfzigsten Mal an Harry vorbei als in der Ferne im Wohnzimmer die alte Standuhr zehn Uhr schlug.

„Mist!", tönte vom oberen Stock eine Stimme herab, die verdächtig nach Tonks klang.

Harry seufzte und sah missmutig in Richtung Treppe. Wenn die anderen nicht bald hier bei ihm in der Eingangshalle erschienen, würden die Dursleys im Ligusterweg Nummer vier ankommen, bevor Harry und seine Gäste verschwunden waren und dann würde es Ärger geben!

Plötzlich kamen Mr. und Mrs. Weasley um die Treppe herunter gehechtet. Mr Weasley hatte die alte Handtasche, die die Weasleys als Koffer verwendet hatten, in der Hand und Mrs. Weasley hatte sich ihre Handtasche um die Schulter geschlungen. Sie kamen neben Harry zum Halten und Mr. Weasley keuchte:

„Die anderen kommen auch gleich. Wir sind endlich alle fertig. Wird auch langsam höchste Zeit. Deine Tante und dein Onkel könnten jeden Moment hier ankommen, Harry!"

Harry nickte nervös und starrte die Treppe hinauf und tatsächlich fünf Minuten später waren alle bis auf den großen Halbriesen Rubeus Hagrid in der Eingangshalle versammelt.

Wieder strich Minute um Minute vorbei ohne, dass sich Hagrid blicken ließ. Schließlich riss Harry der Geduldsfaden und gemeinsam mit Ron und Hermine machte er sich auf den Weg, seinen großen zu suchen.

Zuerst suchte das Trio im oberen Stockwerk nach Hagrid. Harry sah in seinem Zimmer und in das Badezimmer hinein während Ron Tante Petunias und Onkel Vernons Zimmer durchsuchte und Hermine einen Blick in das Gästezimmer warf. Systematisch arbeiteten sie sich von oben nach unten durch und waren gerade dabei die Suche aufzugeben und die anderen um Hilfe zu bitten, als Harry die Tür zum unteren Badezimmer aufriss und anfing zu lachen. Ron und Hermine liefen geschwind herbei und auch sie beide brachen in hysterisches Gelächter aus, als sie sahen, was Harry gefunden hatte.

Dort, eingezwängt zwischen Waschbecken und Badewanne, stand Hagrid und versuchte mit aller Macht sich aus seiner verzwickten Lage zu befreien. Als er sah, wie Harry, Ron und Hermine in lautes Gelächter ausbrachen, verzog er schmerzvoll das Gesicht.

„Das ist überhaupt nicht komisch! Stellt euch mal vor ihr wäret hier eingezwängt! Das gut verdammt weh! So helft mir doch und steht nicht bloß so herum!"

Die drei Freunde packten Hagrid an seinen Armen und versuchten ihn heraus zu ziehen. Nach einiger Zeit erfolglosen Versuchens holten sie Moody, Moony und Tonks um ihnen zu helfen und nach ein paar Zaubersprüchen und einigem Ziehen war Hagrid aus seinem Gefängnis befreit.

„Diese Muggel!", entrüstete sich der soeben Befreite. „Also wirklich! So ein beengendes Badezimmer zu bauen! Das grenzt ja schon an Quälerei."

Harry warf schnell einen kurzen Blick hinein und musste zugeben, dass das Badezimmer wirklich verdammt klein war. Kein Wunder dass der arme Hagrid hier stecken geblieben war.

Endlich waren alle vor der Eingangstür versammelt. Harry atmete auf. Endlich konnte er hier verschwinden und hoffentlich den Rest der Sommerferien genießen.

Doch gerade als Mr. Weasley die Hand zum Türknopf ausstreckte, hörte man ein Auto die kurze Auffahrt hinaufrollen. Harry blieb das Herz für einen Moment stehen. Das konnten doch nicht die Dursleys sein oder?

Mr. Weasley trat schnell von der Tür zurück. „Los, versteckt euch! Auf was wartet ihr noch?", zischte er und sah sich hektisch um. Plötzlich fiel ihm der Kleiderschrank ins Auge.

„Da hinein!", flüsterte er. Mit einer schnellen Zauberformel vergrößerte er das Innere des Schrankes und gemeinsam mit Bill, Charlie, Fred, George, Mrs. Weasley, Moody und Minerva McGonagall kroch er in ihn hinein. Ron, Hermine, Moony und Tonks verdrückten sich in den Schrank unter der Treppe während Hagrid, natürlich unter einigem Protestgemurmel, flink wieder zurück in das enge Badezimmer verdrängt wurde.

Na hoffentlich geht das gut!, dachte sich Harry unsicher, sah sich noch einmal um ob noch irgendwo ein Koffer umherlag und baute sich dann vor der Tür auf.

Der Schatten eines großen, bulligen Mannes verdeckte für kurze Zeit das Licht, dass durch das Türglas hereinleuchtete. Dann hörte man Gestocher im Türschloss, als ein Schlüssel versuchte, eine ohnehin schon offene Tür aufzusperren.

Harry schluckte, als wäre er soeben vor Gericht des Mordes befunden worden, und setzte ein gestelltes, aber sehr überzeugendes, heiteres Lächeln auf.

Die Zeit war gekommen, seinen Verwandten gegenüber zu treten.


Kommentar(e) der Autorin von 'Harry Potter und das Geheimnis des Torbogens'

So das wäre es auch schon mit Kapitel 2. Für diejenigen die diese Geschiche lesen. Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber zuerst hat Umstellungen auf der Seite gehabt, dann hat mein Computer mich nicht auf die Seite gelassen (irgendwas von '503 Unvailable, und schließlich hatte einen Virus und hat alles gesperrt. Aber hier ist das Kapitel und ich werde mich sobald als möglich an das dritte setzen. Bis dahin bitte schreibt mir ein paar mächtige Reviews!

Eure,

Mione

P. S.: Für meine Beta- Leserin Lily13

Ich habe ziemlich viel verändert also wirst du wohl, obwohl du die Grundlagen der Geschichte schon kennst, diese Fassung auch nochmal lesen müssen. Sorry! Sonst hättest du wohl ab Kapitel sechs einsetzen können aber so...


Disclaimer: Dieses Disclaimer wird für alle Kapitel der Geschichte 'Harry Potter und das Geheimnis des Torbogens' gelten. Alle Charaktere und die Idee des 'Harry Potter' gehören alleine der unglaublichen Joanne K. Rowling. Ich persönlich habe sie mir nur geliehen um mit ihnen meinen Schabernack zu treiben.

Mione Zoe Ravenclaw