Kapitel 4

Vollmondmoor


„W- w- was?", fragte Harry mit offenem Mund.

„Das da vorne ist mein Haus. Vollmondmoor.", antwortete Lupin.

„Sie leben hier?" Harry konnte nicht anders als seinen ehemaligen Lehrer zu bemitleiden. Er hatte nicht erwartet, dass Lupin in einem Palast wohnen würde, bei der schäbigen Kleidung die er immer trug, aber dieses Haus war wohl der Gipfel.

„Ja.", sagte Lupin etwas kurzangebunden, „Die Stadt ist nun mal kein Lebensort für einen Werwolf." Er lächelte bitter. „Was würde ich denn an den Vollmondnächten machen? Ich könnte mich zwar in meiner Wohnung einschließen aber was würde geschehen, wenn ich es schaffen würde freizukommen? Nicht auszudenken, welchen Schaden ich anrichten würde. Hier, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation, kann ich niemanden etwas zu Leide tun."

Harry verzog das Gesicht. Moony klang beinahe so, als würde er den Schwachsinn, den er da sagte, wirklich glauben. Es musste wirklich hart sein, ein Werwolf zu sein.

Auf einmal wurde Harry bewusst, dass Lupin nun eigentlich der letzte der Rumtreiber war. Harrys Vater und Sirius waren leider beide tot und Peter war eben Peter. Zu den berühmten vier Rumtreibern von Hogwarts, gehörte er schon lange nicht mehr. Moony musste sich ziemlich einsam fühlen. Wie es wohl in den Vollmondnächten war? Lupin hatte in Harrys dritten Schuljahr gesagt, dass er sich menschlicher gefühlt hatte, wenn Krone, Tatze und Wurmschwanz mit ihm um die Häuser gezogen waren. Ob er die Anwesenheit seiner Freunde während dieser Nächte wohl sehr vermisste?

Harry schüttelte sich aus seinen Gedanken und trat näher an Lupin heran. „Falls es Ihnen irgend etwas bedeutet... Ich denke nicht so über Sie."

Lupin lächelte. „Das hätte ich auch nie von dir erwartet Harry. Aber trotzdem... danke. Ich wünschte nur, dass andere Leute auch so denken würden.", flüsterte er, sodass nur Harry seine Stimme wahrnehmen konnte.

Mit diesen ‚anderen Leuten' spielte Lupin wohl auf Menschen wie Dolores J. Umbridge an. Umbridge besaß eine unerschöpfliche Abneigung gegen alle ‚Halbblüter'. Zu diesen zählten eben Werwölfe wie Moony, der Halbriese Rubeus Hagrid, sowie Vampire und überhaupt jegliches andere Geschöpf, dass teilweise ein menschliches Auftreten hatte. Harry hatte am Ende der Sommerferien zur fünften Klasse, als er Umbridge in seiner damaligen Gerichtsverhandlung begegnete, sich eingebildet, er könne diese Frau nicht leiden. Aber das war ein fataler Irrtum. Am Ende des letzten Schuljahres wusste er es besser: Er hasste sie regelrecht. Für all jene Übeltaten die sie in ihrem Leben vollbracht hatte, für all jene, denen sie das Leben zur Hölle gemacht hatte, in dem sie ein Gesetz erfunden hatte, das es schwieriger machte, für Werwölfe Arbeit zu finden und für all jenes was sie ihm letztes Jahr angetan hatte.

„Komm, Harry! Wir wollen dich ein bisschen im Haus herumführen.", sagte Hermine. Ron packte ihn am Arm und zog ihn vorwärts während die anderen hinter ihnen dahin schlenderten, um so unauffällig wie möglich zu wirken, was, Harrys Meinung nach, schwachsinnig war. Wie sollte man mitten in der Einöde bitte unauffällig wirken?

Sie betraten Vollmondmoor und Harry blieb in der Eingangshalle stehen und staunte. Obwohl das offensichtlich alte Haus viele Schäden, welche die Jahre mit sich gezogen hatte, aufzuweisen hatte, war es mit soviel Wärme gefüllt, wie sonst nur das Haus der Weasleys. An den Wänden reihten sich Bilder von Harrys Eltern, Sirius, Moony und sogar Wurmschwanz während ein paar Pflanzen auf dem Vorzimmerschrank deponiert waren. Am gegenüberliegenden Ende der Halle konnte Harry eine alte, teilweise morsche Treppe ausmachen, die auch wiederum mit Fotos und Bildern verziert und dazu noch bunt angemalt war. Zur linken wie auch zu seiner rechten führten jeweils zwei Türen zu anderen Räumen und an der Decke hing eine veraltete Lampe.

„Wir werden jetzt wohl besser gehen."

Harry vernahm hinter sich die Stimme seiner Verwandlungslehrerin Minerva McGonagall und drehte sich um.

Die Professorin unterhielt sich gerade mit Mrs. Weasley.

„Wohin wollen Sie denn gehen?", fragte Harry.

Prof. McGonagall wandte sich ihm zu. „Hagrid, Mr. Moody, Ms. Tonks und ich werden nach Hogwarts zurückkehren um Prof. Dumbledore zu berichten, dass alles glatt gelaufen ist." Wie um ihre Worte zu unterstreichen fuhr sie einmal mit der Hand über ihre Robe bevor sie ihre Brille zurechtrückte und Mrs. Weasley ansah.

„Ich denke wir werden wohl nicht zum Essen bleiben können, Molly. Tut mir leid, aber Albus hat ausdrücklich verlangt das wir ihm vor dem nächsten Ordenstreffen Bescheid geben."

„Das geht schon in Ordnung, Minerva aber vielleicht könntet ihr zum Abendessen vorbeischauen?"

„Aber gerne doch."

Mit einem letzten Wort des Abschiedes verließen Harrys Verwandlungslehrerin, Hagrid und Moody das Haus.

Bill und Charlie beschlossen auf ihre Zimmer zu gehen um noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, während Mrs. Weasley in die Küche davoneilte um ein schnelles Mittagessen vorzubereiten. Fred und George teilten den anderen mit, dass sie sich heute einen Tag frei von ihrem Scherzartikelladen genommen hatten und Ginny verzog sich zusammen mit ihnen und Mr. Weasley nach oben.

Harry sah ihnen nach bis Hermine seinen Gedankenlauf unterbrach. „Kommst du Harry? Wir wollten dir doch das Haus zeigen."

Harry nickte und trottete hinter seinen beiden besten Freunden hinterher. Das Trio ging durch die erste Tür zur linken und betrat somit das Wohnzimmer des Hauses.

Obwohl Harry noch nicht einmal den Rest von ‚Vollmondmoor' gesehen hatte, wusste er schon, dass dieser Raum zweifellos sein Lieblingsraum werden würde. Sonnenlicht filterte durch die teilweise zerrissenen Vorhänge und bildete ein hübsches Muster auf dem Teppich. Der Kamin war von zwei großen Ohrensesseln, einer Couch und einem kleinen, dreibeinigen Kaffeetisch umgeben und auf den Kästen standen die merkwürdigsten Objekte die Harry je gesehen hatte. Der Kasten, der Harry am nächsten stand, enthielt viele interessante Bücher und ein silbernes Instrument, das verdächtig nach einem kaputten Lunaskop aussah.

Harrys Blick schweifte noch einmal über den Kamin und er sah plötzlich, was über diesem hing. Es war ein sehr altes Schwarz- weiß Foto, dass ein Ehepaar mittleren Alters und ihren Sohn, der ungefähr um die sechs Jahre alt war, zeigte.

„Wer ist das?", fragte Harry und deutete auf den Jungen.

Hermine folgte Harrys Zeigefinger. „Oh! Das.. das glaube ich Lupin mit seinen -"

„- Eltern.", beendete eine bekannte Stimme den Satz. Moony hatte sich leise von hinten an die drei Freunde herangeschlichen und starrte nun lächelnd auf das Bild. „Romulus und Lea Lupin, das waren meine Eltern."

Waren? Wieso? Wo sind sie? Sie sind doch nicht etwa... tot?", fragte Harry vorsichtig. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass solche Themen nie angenehm waren.

„Doch Harry, genau das sind sie. Sie sind vor langer Zeit gestorben." Für kurze Zeit erglomm ein Feuer in Lupins Augen, wie man es noch nie bei einer so ruhigen Person erlebt hatte. Offenbar war dieses Thema wirklich eines, welches man besser vermeiden sollte. Trotzdem konnte sich Harry nicht davon abhalte, die nächste Frage zu stellen.

„Was ist mit ihnen passiert?"

Lupin seufzte und setzte sich in einen der Ohrensessel. „Setzt euch doch. Das könnte eine Weile dauern."

Harry, Ron und Hermine setzten sich ebenfalls und verhielten sich völlig ruhig. Harry fragte sich, ob sie die Geschichte nicht auch schon gehört hatten. Lupin begann zu sprechen und die drei Hogwartsstudenten lauschten ihm gebannt zu.

„Ich war damals geraden sechzehn Jahre alt, als es passierte. Voldemort überfiel unser Haus während ich in der Schule war. Ich weiß bis heute nicht wieso er meine Familie tatsächlich umbringen musste aber ich denke, es lag einfach daran, dass meine Familie, genau wie deine Familie Harry und wie nicht sehr viele andere, sich offen gegen ich gewehrt haben. Natürlich hatte ich geahnt, dass etwas ähnliches wie dieser Angriff in absehbarer Zeit passieren würde aber dennoch hatte ich gedacht, uns bliebe noch etwas Zeit. Als die Eule mit der Nachricht des Angriffes an eben jenem Morgen in die Eingangshalle geschwebt kam, war ich zuerst vor Schreck erstarrt."

Hier legte Lupin eine kurze Pause ein, in der er nachdenklich auf den Teppich starrte. „Ihr müsst verstehen, dass meine Eltern damals sehr wichtig für mich waren. Bis auf James, Sirius und Peter hatte ich keine Freunde und davor waren meine Eltern immer der einzige Kontakt gewesen, den ich hatte. Ich schulde ihnen so viel. Sie haben mich nicht wie viele andere als Werwolf abgestempelt und mich zur Seit geschoben, sie sind immer an meiner Seite gewesen. Meine Freunde waren in der Zeit, nach der fatalen Nachricht, sehr hilfreich. Sie bauten mich wieder auf und im Sommer nahm mich die Familie von Krone gemeinsam mit Sirius auf. Es war sehr lustig, den Sommer zu dritt zu verbringen. Diese Ferien werden mir wohl ewig in Erinnerung bleiben."

Lupin seufzte abermals und lehnte sich zurück während Hermine sich die Augen mit einem Taschentuch abtupfte. Harry dachte nach. Eigentlich sollte Lupin doch dann ziemlich gut verstehen, wie er sich fühlte, oder? Plötzlich fühlte er sich viel besser. Das bedeutet gleichzeitig, dass er nicht alleine in seinem Schmerz war!

„Nun, nachdem ich euch nun mit meiner langweiligen Familiengeschichte genervt habe, können wir ja mit unsere kleinen Haustour beginnen. Kommt ihr?"

Moony erhob sich und mit ihm richteten sich auch Ron, Hermine und Harry auf.

„Ihre Geschichte ist aber überhaupt nicht langweilig, Professor.", meinte Hermine.

Lupin lachte, ein Geräusch, das selten bei ihm war, jedoch sehr schön klang. „Danke. Übrigens habe ich eine bitte an euch: Hört auf mich mit ‚Sie' oder Professor anzusprechen. Ich bin nicht mehr euer Lehrer und es ist doch viel angenehmer, die Formalitäten abzulegen. Nennt mich einfach Moony oder Remus."

„Okay.", sagte das Trio im Chor, alle drei von einem Ohr zum anderen grinsend.

„Gut. Nachdem wir das geklärt haben, sollten wir wohl mit der kleinen Hausführung beginnen."

Harry entdeckte, dass die übrigen drei Räume des Erdgeschosses, das Esszimmer, die Küche und ein kleines Badezimmer darstellten. Der Keller des Hauses bestand aus zwei Räumen. Der erste, und merklich kleinere Raum, diente als Abstellkammer für jeglichen Kram, der sich im Laufe der Jahre eben so ansammelte während der große (und mit groß meine ich groß), wie Lupin erklärte, für die Ordenstreffen gebraucht wurde.

„Und er ist absolut sicher gegen jeglichen Abhörversuch.", fügte Lupin mit einem Schmunzeln hinzu. Anscheinend konnte er sich nur allzu gut an die ‚Langziehohren' letzten Sommers erinnern. Harry seufzte. Wie es aussah bestand wirklich keine Möglichkeit, dass er erfuhr, was auf den Treffen passierte.

Der Besichtigung des Kellers folgte die Besichtigung des umgewandelten Dachbodens. Im Angesicht dessen, dass die ganze Weasley Familie in das Hauptquartier einziehen würde, hatten Ordensmitglieder wie Minerva McGonagall beschlossen, den Dachboden ein wenig ‚aufzupäppeln'. Das bedeutete, dass der Dachboden komplett umgekrempelt wurde. Wände wurden errichtet um die neuen Zimmer abzuteilen, der Boden wurde magisch erneuert, Lampen wurden installiert, etc.

Im gesamten befanden sich jetzt acht Zimmer im oberen Geschoß und Harry fragte sich ernsthaft, wie so viele Zimmer hier Platz haben konnten. Von außen hatte Vollmondmoor kleiner als klein gewirkt, aber von innen war es größer als man erwarten konnte. Harry vermutete stark das Magie wieder einmal am Werke war.

Mr. und Mrs. Weasley hatten das Zimmer ganz am ende des engen Ganges bezogen. Gleich daneben hatte sich Bill häuslich eingerichtet und Charlies Raum lag gegenüber dessen seiner Eltern. Ron und Harry hatten das dritte auf der rechten Seite des Stocks bekommen während die Mädchen in dem Zimmer neben Bill schliefen. Lupin lebte in dem Zimmer neben Ron und Harry und Fred und George bezogen das Zimmer daneben. Im letzten Zimmer wohnte immer derjenige, der über eine Nacht zu bleiben Gedachte. Zum Beispiel Tonks oder manchmal sogar Moody.

Als Lupin fertig mit seiner ‚kleinen' Führung war entließ er die drei um auch immer dem nachzugehen, was sie tun wollten.

„So.", sagte Harry nachdem Lupin außer Hörweite war. „Habt ihr das von Lupins Familie schon gewusst? "

„Nein. Wir hatten uns lediglich zusammengereimt, dass das Bild Moony mit seinen Eltern zeigen würde aber weiter waren wir auch noch nicht. Furchtbare Geschichte nicht wahr? Ich frage mich wieso Voldemort sie wirklich umgebracht hat.", sagte Ron.

„Remus glaubt, dass er sie umgebracht hat weil sie gegen Voldemort waren. Aber das glaube ich nicht. Nein, er muss noch viel hinterhältigere Gründe gehabt haben."

Harry nickte. „Jaaah... aber nun sagte einmal was mit Vol -"

In diesem Moment drang Mrs. Weasleys Stimme zu den drei Freunden empor. „Essen ist fertig! Kommt alle!"

Harry grummelte etwas zornig vor sich hin während Ron und Hermine die Treppe hinuntereilten. Wieder waren sie ihm durch die Lappen gegangen. Nach dem Essen aber, dann würde er sie zur Rede stellen, koste es was es wolle!


Kommentar(e) der Autorin von 'Harry Potter und das Geheimnis des Torbogens'

Sorry, sorry und nochmals sorry das dieses Kapitel so verdammt lange gebraucht hat! Ich bin gerade in der berühmt, berüchtigten Testphase und habe gerade mal einen (das heißt diesen) Tag Zeit um mit derGeschichte weiterzumachen. Bitte erwartet nicht zu viel von mir! Ich hatte gerade Geburtstag (Yay! Ich bin 14!) und habe den ganzen damit verbundenen Stress hinter mir gelassen. Ich verspreche euch, dass das nächste Kapitel dafür umso interessanter wird, nachdem ich (glaube ich) von dem Gespräch zwischen Harry, Ron und Hermine berichten werde. Also bis zum nächsten Mal!

Mione


Antworten auf Reviews

Also zuerst wollte ich einmal sagen das es mich wahnsinnig gefreut hat, dass jemand diese Story liest und mir tatsächlich ein Review schreibt! (Vor allem in Angesicht der Menge von Geschichten die es auf gibt) Bitte wiederholt das doch bittte und schreibt mir noch viele, ja?

HarryHermine

Was ich jedoch etwas 'merkwürdig' finde, ist dass Lupin ein eigenes Anwesen hat... Ich dachte immer, dass er nicht viel Geld hat, da er auch schäbige Kleider anhat.

Ähm... nun ja. Ich denke schon das er zumindest ein kleines Haus hat, wie in meiner Geschichte. Wo würde er denn sonst wohnen? Ich glaube nicht das er auf der Straße residiert. Oder meintest du, dass er ein Apartement (Wie, zum Henker, schreibt man das?) hat? Jedenfalls danke für dein Review! Du warst die erste die mir eines geschrieben hat! Yay!

Rudi

Die Freunde die ihn nicht vergessen haben sind gut für ihn. Aber meinst du nicht die Dursleys oder wenigstens die Nachbarn merken etwas? Wie konnte DD dieses Chaos zu lassen! Wann hat Harry zeit mit sienen Freunde zu sprechen?

Keine Sorge, über gute Fragen rege ich mich nie auf und ich bezweifle, dass wenn jemand mir ein negatives Review schreiben würde, mich das aus der Bahn werfen würde. Wahrscheinlich würden die Nachbarn schonetwas bemerken aber in meiner Story tun's sie es eben nicht. Ich nehme an, du meinst mit DD Dudley Dursley, oder? Nun, er hatte ja schlechtEinfluss darauf, dass ihm jemand den Computer abdreht während er weg ist, oder? Harry hat vorausssichtlich im nächsten Kapitel Zeit für DAS Gespräch. Allerdings bin ich mir nicht sicher da immer wieder neue Ideen in meinem Hirn auftauchen. (Dieses Kapitel war eigentlich auch nicht geplant!)

Vielen Dank an Alle die mir geschrieben haben!

HarryHermine, laser-jet, Rudi und Carika. Thanks!


Disclaimer: Dieses Disclaimer wird für alle Kapitel der Geschichte 'Harry Potter und das Geheimnis des Torbogens' gelten. Alle Charaktere und die Idee des 'Harry Potter' gehören alleine der unglaublichen Joanne K. Rowling. Ich persönlich habe sie mir nur geliehen um mit ihnen meinen Schabernack zu treiben.

Mione Zoe Ravenclaw