Kapitel 2: Gefühle
‚Wie kann sie es nur wagen!' Hiead schlug immer und immer wieder auf den Boxsack ein. ‚Diese kleine Schlampe hat es doch tatsächlich geschafft!'
Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und sein Atem ging rasselnd.
‚Was hat sie nur mit mir gemacht?' Erschöpft lies sich Hiead auf den Boden des Trainingraums fallen.
FLASHBACK
Ikuhny arbeitete jetzt schon seit Stunden an den stark beschädigten Pro-Ing.
‚Verdammt! Wieso habe ich überhaupt gefragt ob sie mit den Pro-Ings trainieren dürfen. Es war doch klar, dass sich Hiead auf Zero stürzt. Aber Zero muss ja auch gleich contra geben. Solche Dickschädel. Sie wissen doch ganz genau, dass sie die Kontrolle über ihre EX verlieren.
Ein Glück das sie nur mit ein paar Kratzern davon gekommen sind. Aber die Pro-Ings hat's schlimm erwischt. Und wer darf das alles wieder ausbaden? Natürlich die Lotsen und die Piloten dürfen sich auf die faule Haut legen.'
Seufzend richtete sich Ikuhny auf und betrachtete kritisch den Pro-Ing. Mal abgesehen von ein paar wenigen Kratzern und Dellen, sah die Maschine wieder Topfit aus.
‚Oh man ich schufte hier und Hiead ist bestimmt irgendwo und ruht sich aus. Zero hat Kizna ja geholfen. Er war zwar keine große Hilfe, wie man am Geschrei feststellen konnte…', bei diesem Gedanken musste Ikuhny schmunzeln, ‚aber er hat es wenigstens versucht. Die zwei geben wirklich ein schönes Paar ab.'
Ein Lächeln huschte über Ikuhnys Gesicht. Es erstarb aber sofort wieder als sie an Hiead dachte.
‚Dieser Kerl wird sich nie dazu herablassen mir zu helfen. Was soll's ist sollte hier nicht in Selbstmitleid zerfließen, sondern mich lieber wieder an die Arbeit machen.'
Gesagt, getan. Aber schon nach einer Weile schweiften ihre Gedanken wieder ab zu dem Eisklotz in Person. ‚Ach Hiead, versteckst du deine Gefühle hinter dieser Schicht aus Eis, oder ist das nur ein Wunschgedanke von mir?
Aber deine Augen, diese rubinroten Augen in den frau versinken kö….HALT! Was denke ich denn da?'
Kopfschüttelnd machte sich Ikuhny weiter ans Werk, aber diese Augen wollten einfach nicht mehr aus ihrem Kopf verschwinden.
Nach weiteren 1 ½ Stunden legte sie erschöpft, aber zufrieden, den Schraubenschlüssel bei Seite.
„Fertig!", rief Ikuhny freudestrahlend und betrachtete ihr Werk.
Elegant schlug sie ihr langes Haar, das sie zu einem Zopf trug, nach hinten um besser zu sehen, was sie in die Werkzeugkiste packte. Ein lautes Knurren macht sich bemerkbar. „Oh man hab ich ein Kohldampf…", stöhnte Ikuhny und machte sich, mit der Aussicht auf Essen, frisch an den Werkzeugkasten.
Seit sie Fluglotsin geworden ist, hatte die Brünette viel mehr Selbstvertrauen gewonnen. Sie war nicht mehr so schüchtern und zurückhaltend wie vorher, sondern eine eigene Persönlichkeit mit einem starken Willen. Denn brauchte sie auch, um bei Hiead sich durchsetzen zu können. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich im laufe der Zeit verändert.
Zum positiven hin. Hiead schnauzte sie nicht mehr und Ikuhny sagte ihre Meinung ihm offen ins Gesicht.
Jedoch wird sich etwas nie ändern. Nämlich sein Blick. Dieser Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt und der einem die Luft zum atmen nimmt. Ikuhny traute sich nicht zu dem irgendetwas sagen.
Aber in letzter Zeit war sie davon verschont geblieben.
‚Das sollte auch so bleiben. So nur noch den Bericht bei Hiead abliefern und dann ab zum Essen. Mal gucken vielleicht sind Kizna und Saki noch da.'
In Gedanken vertieft, verlies den Pro-Ing und lief noch einmal zu der blauen Ingrid. „Ach Eeva Leena. Ich hoffe, dass die Kämpfe mit den Victems bald vorbei sind. Ich kann dem Druck bald nicht mehr standhalten, der auf unseren Schultern lastet. Und dein Pilot ist mir dabei auch keine große Hilfe." Liebevoll streichelte Ikuhny die Göttin und mit einem letzten traurigen Blick ging sie in Richtung Kantine.
Auf dem Weg dorthin fiel ihr plötzlich der Bericht für Hiead ein und sie rannte noch mal zurück um ihn zu hohlen.
Auf dem Weg zu Hiead, dem sie im Trainingsraum vermutete, schweiften ihre Gedanken zur besagten Person.
‚Eigentlich ist Hiead ja gar nicht so schlimm und gefühlskalt. Hinter dieser Mauer aus eisigen Blicken, muss doch noch ein anderer Hiead sein. Oder nicht?'
Ein Seufzer entfloh ihren Lippen. ‚Ach Hiead, warum sagst du mir nicht was los ist. Ach ja richtig, ich bin ja nicht SEINE Freundin.' Mit diesem Gedanken setze Ikuhny ihren Weg fort.
Währendessen schlug Hiead immer und immer wieder auf den Boxsack ein.
Er hatte es beim Essen nicht mehr ausgehalten und wollte seinen Zorn und seinen ganzen Frust rauslassen.
‚Wieso unterbrechen sie jedes Mal den Kampf, wenn ich gegen Enna kämpfe.
Erst durften wir nicht, als wir noch Anwärter waren und jetzt sind wir Piloten, haben mehr Feingefühl fürs Kämpfen entwickelt, haben sogar die Erlaubnis bekommen mit den Pro-Ings zu trainieren und dann das!'
Er schlug mit voller Kraft auf den Boxsack ein.
‚Und diese Allecto tut auch nichts um mir zu helfen! Tz und so was nennt sich Fluglotsin. Aber sie war die einzige die es durchbekommen hat, dass wir mit den Pro-Ings kämpfen dürfen. Allecto, ich zieh den Hut vor dir! Wie sie das wohl hinbekommen hat?
Ach verdammt…'
Und wieder schlug Hiead umbarmherzig auf den Boxsack ein.
‚Wieso bekomm ich sie nicht mehr aus meinen Gedanken. Aber eins muss man sagen, einen knackigen Hintern hat sie und erst diese Rehbraunen Augen...
Hiead geht es dir noch ganz gut! Du findest wirklich Ikuhny attraktiv? Ikuhny? Wie komm ich denn jetzt auf ihren Vornamen? Ach verdammt was ich nur mit mir los?'
Ganz in Gedanken vertieft, bekam Hiead nicht mit, wie sich leise zischend die Tür vom Trainingsraum öffnete.
Alk Ikuhny eintrat, merkte sie, dass etwas nicht stimmte.
Es war ungewöhnlich still. Langsam kroch die Angst in Ikuhny hoch.
‚Oh bei Zion, ich hoffe Hiead ist nichts passiert.'
Ihre Rehbraunen Augen, die vor Angst geweitet waren, huschten durch den Trainingsraum.
Bei einer dunklen Ecke blieben sie hängen. Verschwommen erkannte sie Hieads Umrisse.
Ein Glücksgefühl durchströmte ihren Körper. ‚Ein Glück ist er da.'
Sie wollte ihn schon rufen, doch merkte sie, dass etwas merkwürdig war.
Hiead bewegte sich nicht. Er stand ganz starr da und blickte auf einen unbestimmten Punkt.
Wie automatisch bewegten sich Ikuhnys Beine in Richtung der dunklen Ecke.
Hiead war noch immer in Gedanken versunken, als er aus dem Augenwinkel heraus, einen Schatten auf sich zukommen sah. Er wollte sich Bewegen konnte es aber nicht. Er versuchte es noch einmal.
Langsam drehte er den Kopf in Richtung Schatten. Unbewusst schlug sein Herz schneller und bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, spürte er sanfte Lippen auf seinen. Ohne darüber nach zu denken, erwiderte er den Kuss.
Vorsichtig lösten sich die beiden voneinander. Rubinrote Augen trafen Rehbraune Augen und ein unsichtbares Band, verband die beiden mit einander.
Ikuhny fühlte, wie sich eine angenehme Wärme in ihrem Körper breit machte. Dieses Gefühl war seltsam beängstigend, aber doch so vertraut.
Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer Wange und sanfte Lippen auf den ihrigen.
Ein Glücksgefühl durchströmte Hiead als er Ikuhny Lippen fühlte. Sein Herz schlug schneller und die Leere in seinem Herzen floss dahin.
Zärtlich legte er seine Hand auf ihre Wange und küsste sie. Er fuhr mit seiner Zunge die feinen Konturen ihrer Lippen nach.
Aus Reflex heraus öffnete Ikuhny ihre Lippen und Hiead erforschte ihren Mund.
Als sich ihre Zungen berührten, fuhr ein Blitz in die beiden und Ikuhny küsste Hiead mit all ihrer Leidenschaft, aber auch ihren Ängsten und Sehnsüchten.
Das verwirrte Hiead und er öffnete die Augen. Mit einem Mal, sah er alles wieder mit klarem Blick.
Er schubste Ikuhny von sich und wischte sich mit dem Handrücken über seinen Mund.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht, wachte Ikuhny aus ihrem Trance ähnlichem Zustand, auf.
Geschockt über diesen plötzlichen Wandel, saß Ikuhny da und konnte weder sprechen noch irgendetwas tun.
Und da geschah es: Er schaute sie an.
Die ganze Wärme und Liebe, die sie vorher noch in seinen Augen gefunden hatte, waren verschwunden. Das einzige was blieb war Hass und Kälte.
Diese Kälte fraß sich durch ihre Haut, in ihre Venen hinein. Das Glücksgefühl, das sie vorher noch gespürt hatte, war mit einem Mal weg.
Wie pures Gift floss diese Kälte durch ihren Körper.
Abrupt stand Ikuhny auf und versuchte diesem Blick zu entkommen. Ihr einziger Gedanke war: ‚WARUM?'
Ein paar Augenblicke später war sie verschwunden und nur ein paar Tränen zeigten, dass vor kurzem noch jemand da war.
FLASHBACK ENDE
Fortsetzung folgt…
Bitte hinterlasst ein klitze, kleines Kommi...
merle
