Kapitel 5: Erwachen

Dunkelheit.

Stille.

Alles war ruhig. Das dunkle Nichts verschlang jedes Geräusch, jeden Lichtstrahl.

Eine Person schwebte in diesem Nichts.

Ihre langen Haare umschmeichelten ihren blassen, nackten Körper. Ganz ruhig schwebte dieser und es schien, als ob nichts ihn erschüttern könnte.

Ein kleiner Lichtstrahl durchbrach die Dunkelheit. Er wurde immer größer und erfasste den schwebenden Körper.

Dieser zuckte und braune Augen schlugen auf. Starr waren sie nach vorne gerichtet.

Der Lichtstrahl wurde kräftiger und ein leichtes flackern, war in den Augen zu erkennen. Eine rasche Abfolge von Bildern durchzogen die starren, braunen Augen.

Ein Mädchen mit blonden Haaren, liegt in den Armen eines jungen Mannes, dessen Gesicht im Schatten ist.

Eine Person in einem dunklen Raum. Die Tür öffnet sich und eine weitere Person betritt den Raum.

Ein Mädchen steht am Fenster und betrachtet Zion. Eine einzelne Träne tropft zu Boden.

Staub, Steine, Stromkabel, Blut. Eine Person schreit.

Der Wind rauscht durch die Blätter eines Baumes.

Dann erlosch der Lichtstrahl und die braunen Augen schlossen sich.

Dunkelheit und Stille herrschten wieder.

808

Die Schritte von Hiead hallten an den Metallwänden wieder. Seine Gedanken waren nur auf die Person in seinen Armen gerichtet. Er wusste nicht, warum er es tat. Doch das war jetzt nebensächlich. Wichtig war, dass er sie schnellstmöglich auf die Krankenstation brachte.

'Verdammt Allecto, was machst du nur immer wieder für Sachen?'

808

"Schnell kommen Sie. Eine Lotsin braucht Ihre Hilfe und ich glaub' auch meine Freundin! Machen Sie schon.", drängelte Zero.

"Nun mal langsam mit den jungen Sternschnuppen. Was ist denn überhaupt passiert, dass du mich zu so später Stunde weckst?", fragte Dr. Croford müde.

Zero hohle tief Luft um Atem zu schöpfen und sich auch zu beruhigen. Unter Lufthohlen, stammeln und fluchen, erzählte er das Geschehene.

Mit einem Nicken nahm Rill diese Information auf und lief zurück auf die Krankenstation. Als sich die Tür schloss, hörte man nur noch Gepolter und laute Stimmen.

808

'Hoffentlich beieilt sie sich. Ah verdammt!'

Unruhig tigerte Zero vor der verschlossenen Tür auf und ab. Seine Gedanken fuhren Karussell und die Sorge um Kizna wuchs immer mehr.

'Zu all dem Glück fehlt jetzt nur noch ein Angriff. Aber man soll die Victems ja nicht gleich an die Wand malen.' Resigniert schüttelte Zero den Kopf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.

Zischend öffnete sich die Tür und eine genervte Ärztin mit ihren zwei immerfröhlichen Krankenschwestern im Schlepptau, trat auf den Gang. Hinter ihnen kam eine Trage zum Vorschein.

"So junger Mann. Hopp, hopp auf die Beine und zeig' mir das Zimmer deiner Freundin.", fauchte Croford und zog ihn eigenhändig auf die Beine.

"Aua. Nicht so grob! Ich kann selber laufen!", schimpfte Zero und lief schnellen Schrittes den Gang entlang.

808

Die vier Personen, mit Zero an der Spitze, liefen gerade um die Ecke, als ihnen eine Person entgegen kam.

"Hiead!", rief der Toppilot. Sein Blick glitt vom Gesicht der Person hinunter zu seinen Armen. „Du hast ja Ikuhny gleich mitgebracht. Aber wieso? Ich da-" Weiter kam Zero nicht, denn er wurde beiseite geschoben und die Ärztin begutachtete kritisch die bewusstlose Lotsin.

"Hey was soll das?", brüllte er noch, wurde aber schlichtweg übergangen.

"Leg sie auf die Barre. Aber vorsichtig. Ist schon schlimm genug, dass du sie hergebracht hast. Was wenn du durch dein Handeln, ihr noch mehr Schaden zugeführt hast?", herrschte Croford Hiead zornig an.

Dieser schnaubte als Antwort nur. Seine Maske saß wieder perfekt und seine rubinroten Augen durchbohrten die Ärztin kalt. Doch die ließ sich davon nicht beeindrucken und nahm Ikuhny aus seinen Armen.

"Bei Zion noch mal. Ihr jungen Leute seid echt, zu nichts zu gebrauchen. Alles muss man selber machen." Mit diesen Worten legte sie Ikuhny auf die Trage und gab ihren Krankenschwestern ein Zeichen, die sich darauf gleich auf den Rückweg machten.

"So und nun Enna, zeig mir deine Freundin."

Immer noch verwirrt über diesen Vorfall was sich gerade vor seinen Augen abspielte, führte Zero die Ärztin weiter.

808

Hiead blieb an Ort und Stelle stehen. Nur langsam kam wieder Leben in ihn. Kopfschüttelnd ging er seines Weges Richtung Quartier. Heute war definitiv zu viel Aufregung. Eine Mütze schlaf würde ihm bestimmt nicht Schaden.

'Denn der nächste Angriff wartet bestimmt nicht auf sich.'

808

Ihr Kopf schmerzte und ihr tat alles weh. Doch die Kraft, die sie benötigte um ihre Augen zu öffnen, fehlte ihr. So ließ die Lotsin ihre Augen geschlossen.

Ein Piepsen drang an ihr Ohr und sie überlegte was das war.

'Träume ich? In unserem Zimmer piepst doch nichts. Wenn, dann nur der Wecker, aber der piepst nicht so und wenn hätte ihn Kizna sofort an die Wand geschmissen. Komisch.'

Langsam und mit größter Kraftanstrengung öffnete Ikuhny ihre Augen. Das bereute sie aber sofort. Es war viel zu grell und das Licht blendete sie so, dass ihre Augen tränten.

'Wo bin ich? Das ist nicht mein Zimmer. Verdammt mein Kopf dröhnt.'

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schloss sie die Augen wieder. Das Pochen in ihrem Kopf ließ langsam nach. Noch einmal versuchte sie es.

Vorsichtig öffnete Ikuhny einen Spalt ihre Augen. Dann immer weiter. Das Pochen in ihrem Kopf kam wieder zurück, doch sie ignorierte es und öffnete schließlich ganz die Augen.

Weiß. Alles war weiß und so steril. Panik stieg in der Brünetten hoch. Ihren Kopf konnte sie nicht bewegen, er schmerzte zu sehr.

'Was war passiert? Wo bin ich hier und wieso?'

Sie versuchte sich daran zu erinnern was gesehen war und aus welchen Gründen sie hier lag. Wo auch immer dieses hier war.

'Ich hatte den Pro-Ing repariert und wollte dann in die Kantine gehen. Doch ich vergaß den Bericht für Hiead und ging ihn Suchen. Im Trainingsraum fand ich ihn schließlich dann, doch er war so komisch und ich wollte schauen, ob auch wirklich alles in Ordnung war. Doch dann...'

Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und ihr lief es siedend heiß den Rücken hinunter.

'Oh nein! Bitte lass das nicht war sein! Ich habe ihn doch wohl nicht wirklich...Oh bei Zion. Nein!'

Ihre Finger verkrampften sich in der Bettdecke, so dass es schmerzte. Doch sie fühlte den Schmerz nicht. Nicht körperlich. Auch nicht als sie verzweifelt den Kopf schüttelte, um ihre Gedanken zu verbannen, und dabei das Pochen in ihrem Kopf weiter stetig anstieg.

'Scheiße! Was mach ich jetzt? Ich kann ihn doch nie mehr unter die Augen treten. Wieso hab ich das eigentlich gemacht? Aber halt, wo bin ich?'

Ihre Gedanken verdrängend, fixierte Ikuhny den Raum Über die Sache mit Hiead wollte sie jetzt nicht nachdenken. Vorrang hatte jetzt erst einmal die Frage, wo sie überhaupt lag. Vorsichtig drehte Ikuhny ihren Kopf nach rechts, darauf Bedacht ihn nicht zu sehr zu bewegen, um endlich herauszufinden woher dieses nervtötende Piepsen kam.

Es war eine Maschine und dieses Piepsen waren ihre Herztöne. Außerdem zeigte er ihren Puls an. Ein Tropfen ließ ihre Augen zu einer Flasche gleiten, die in einem Ständer unmittelbar neben ihrem Bett stand. Die Flüssigkeit tropfte in einen Schlauch, der sich um den Metallständer schlängelte und schließlich mit ihrer Hand verbunden war.

'Eine Kanüle. Auch das noch, wo ich solche Dinger ja hasse wie Zitronenkuchen. Danach siehst du immer so was von zerstochen aus und behindern tut es dich auch noch.'

Grummelnd drehte sie ihren Kopf wieder zurück und schloss die Augen. Sofort öffneten sie sie wieder, was Ikuhny aber augenblicklich bereute.

'Scheiße. Wenn ich eine Kanüle im Arm habe, kann das nur bedeuten, dass ich auf der Krankenstation liege. Verdammt und mein Kopf tut wieder weh. Was ist nur bloß passiert? Wieso liege ich hier? Und wie kann ich jemals wieder Hiead unter die Augen treten?'

Stöhnend hielt sich Ikuhny den Kopf und versuchte die ganzen Fragen, bezüglich Hiead, aus ihren Gedanken zu verbannen. Doch immer und immer wieder kreisten ihre Gedanken um den Kuss.

Ein lautes Poltern vor der Tür, riss die brünette Lotsin aus ihren Überlegungen.

808

"Wieso darf ich nicht zu meiner Freundin?", donnerte Kizna. Die immerfröhliche Krankenschwester lächelte sie freundlich an und wiederholte ihre Worte: „Tut mir Leid. Aber so lange die Patientin noch nicht wach ist, darf sie keinen Besuch empfangen."

"Ist mir doch egal! Schon seit zwei Tagen immer wieder der gleiche Satz. Mir reicht es. Ich geh da jetzt rein, ob Sie wollen oder nicht!"

Um ihren Worten glauben zu schenken, schob sie die Krankenschwester zur Seite und schritt auf die Tür zu.

"Halt! Sie dürfen da nicht rein. Sonst muss ich Dr. Croford hohlen." „Mir doch egal. Tun Sie, was Sie tun müssen." Und schon stapfte Kizna wütend zur Tür. Einen letzten bitterbösen Blick zur Schwester werfend, betrat sie das Krankenzimmer.

Fortsetzung folgt…


Und es geht weiter +smile+ Kommis immer erwünscht!

merle