Hallöchen!

Wow, ich hab mich echt wie irre über eure Reviews gefreut! Ihr seid klasse! Ich hoffe doch, das bleibt auch so.

Also vielen Dank an: jessy11, darkheart1230, Lady-Claw, il naso, feenian (dann doppelt danke, wenn ich eine der wenigen Glücklichen bin, denen du ein Review schreibst /breitgrins/), Fabeli, Angie, blub, DrusillaWeasley, Dracla (Woher Hermine die Infos hat, wird sich sehr bald zeigen, also schön weiterlesen )und KleenesKnuddelmuff!

Ich hoffe, ich schaffs wieder nächstes Wochenende zu updaten, vorausgesetzt ich bekomme genug Feedback!

Also dann, weiter gehts!


Kapitel 2: Verdrehte Welten

Das Frühstück des nächsten Tages verlief relativ normal in Anbetracht der Lage, was soviel hieß wie Tuscheln an jedem Tisch, sobald er die Große Halle betreten hatte, und Draco Malfoys laszives Grinsen, das das ganze Frühstück über ihm gegolten hatte.

Danach hatten sie Zaubertränke – mit den Slytherins. Harry grauste es jetzt schon davor. Er musste zwar zum Glück nicht die unnötige Nähe der Slytherins und besonders die eines platinblonden ertragen, aber wegen der besonderen Umstände war sogar das schon beinahe zu viel für Harry.

Er fragte sich, wie die anderen Slytherins Malfoys Verhalten wohl fanden. Schließlich waren sie doch auch alle bekennende Harry-Potter-Hasser. Aber wahrscheinlich war noch nichts Auffälliges geschehen, jedenfalls so weit er wusste, weil Malfoy sowieso alles machen konnte, was er wollte ohne dafür schräg angesehen zu werden.

Er brauchte sich im Grunde nicht einmal umzudrehen um zu wissen, dass der Blonde ihn die ganze Zeit über beobachtete. Und auf irgendeine Weise fühlte er sich dabei gut. Dabei klang es doch so absurd! Er genoss Draco Malfoys Blicke, die, seines Erzfeindes. Obwohl... Konnte man ihn als das noch bezeichnen? Er atmete tief ein und aus und schüttelte dann leicht den Kopf.

Wo war er da nur hineingeschlittert?

O0o0O

Endlich hatte auch diese Zaubertränke-Stunde ein Ende und so verließen alle Schüler eiligst den Raum. So auch Harry, Ron und Hermine. Doch plötzlich wurde „Finnigan!" durch den Gang gebrüllt und Seamus, der bis dahin noch ruhig neben den drei Gryffindors lief, drehte sich abrupt um. Harry und Ron folgten seinem Blick, da sie sich sicher war, dass es kein Gryffindor gewesen war und es folglich einer der Slytherins gewesen sein musste. Aber was zu Teufel wollten die von ihrem Freund?

Mit einer hektischen Handbewegung bedeutete Blaise Zabini dem Iren zu ihm zu kommen.

Als nächstes konnten Harry und Ron nur noch fassungslos mit ansehen, wie Seamus zu Zabini lief und sie sich anschließend scheinbar sehr vertraut unterhielten. Zabini sah immer wieder an Seamus vorbei zu Harry. Mehrere Male huschte ihm ein kleines, aber eindeutiges Grinsen über sein Gesicht.

„Was soll das denn bitte?", fragte Ron fassungslos. „Was treibt der mit Zabini?"

„O... mein... Gott..."

Harry war zu dem Zeitpunkt mehr als nur schockiert, denn einen Augenblick später tauchte Malfoy hinter den Beiden, Seamus und Zabini, auf und sagte etwas zu ihnen, dass man sehr gut als eine Art Lob interpretieren konnte. Er klopfte beiden anerkennend auf die Schulter. Dann hob Malfoy den Kopf und warf Harry ein anzügliches Lächeln entgegen. Harrys Gesicht nahm einen tiefroten Farbton an.

Er und Ron beobachteten das ganze mit geöffneten Münder. Harry war der erste, der sich wieder zur Ordnung rief.

„Lass uns gehen", entschied er für Ron mit, drehte sich hastig um und zog seinen Freund ein Stück den Gang entlang, bis Ron von sich aus dem Schwarzhaarigen mit schnellen Schritten folgte.

Schon bald hatten sie Hermine, die zuvor einfach weitergegangen war, eingeholt.

„Wo wart ihr denn, Jungs?", fragte sie.

„Nicht so wichtig", winkte Ron ab und sie gingen weiter ihren Weg durch das Schloss zu Zauberkunst, das sie zusammen mit den Hufflepuff hatten. Ron und Harry genossen die gesamte Stunde eine willkommene Ablenkung, die dadurch zustande kam, dass sie heute einen sehr anspruchsvollen Zauberspruch ausüben sollten, für den sogar Hermine recht lange brauchte, bis er endlich bei ihr klappte.

Harry und Ron beschlossen am Ende, mit Seamus während des Mittagessens in der Großen Halle ein ernstes Wörtchen zu sprechen.

O0o0O

Als Hermine mit ihren zwei besten Freunden die Große Halle betrat, war es erstaunlich ruhig, wenn man es mit dem Morgen an diesem Tag verglich.

Neville, Dean und Seamus saßen schon an ihren Plätzen und winkten den Dreien zu. Sie setzten sich zu ihnen.

Als nächstes erschien das Mittagessen – es gab Kartoffelauflauf mit verschiedenen Soßen - auf den vier Haustischen und alle füllten ihre Teller.

„Seamus?", fragte Ron plötzlich.

„Hm?", machte jener mit vollem Mund.

„Sag mal... Gibt's da zufällig etwas, das wir wissen sollten?" Er sah ihn prüfend an und Seamus erwiderte seinen Blick fragend.

Dann schluckte er und meinte: „Was solltet ihr wissen?"

„Das wollen wir ja gerade von dir wissen."

Harry unterdessen versuchte krampfhaft sich aus der Unterhaltung herauszuhalten, da ihm die ganze Situation sowieso schon sehr unangenehm war.

„Wer ist wir?", wollte Seamus wissen.

„Harry und ich. Äh, Harry? Alles klar?"

Harry konnte nur mit dem Kopf nicken, sah jedoch noch immer nicht auf, sondern beschäftigte sich weiterhin mit seinem Mittagessen.

„Tja, da stehst du wohl alleine da. Harry scheint ja mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein", meinte der Ire und lachte aufgrund Harrys Gesichtsausdruck und der etwas rötlichen Gesichtsfarbe.

Da er dem Rotschopf genau gegenüber saß, dauerte es auch nicht lange, bis Seamus den ersten Fußtritt gegen sein rechtes Schienbein erhielt.

„Au, bist du verrückt?" Mit schmerzerfülltem Gesicht rieb er sich die Stelle, die in den nächsten Tagen ganz sicher eine grün-blaue Färbung erhalten würde.

„Okay, ich seh schon, das wird eh nichts mehr."

Der Rest des Essens verlief ruhig und Harry wagte es am Ende sogar aufzusehen. Sein erster Blick galt jedoch aufgrund der Lage seines Sitzplatzes den Slytherins, besser noch Draco Malfoy. Dieser stocherte in seinem Essen herum und strich sich immer wieder ins Gesicht gefallene Strähnen hinter sein Ohr. Wie gebannt starrte er den Slytherin mit verträumtem Blick an. Zum Glück sah dieser endlich einmal nicht in seine Richtung. Ob dieser Kerl überhaupt wusste, wie umwerfend er heute aussah? Oder sah er nicht nur heute so umwerfend aus und ihm war es vorher nur nie so aufgefallen?

Für einige Momente war es so, als ob er alles um ihn herum vergessen hätte. Er sah nur noch Draco. So hörte er auch nicht Seamus' Spruch, als dieser bemerkte, wen Harry da mit seinem Schmachtblick ansah.

Erst ein Stoß in die Rippen von Rons Ellenbogen holte ihn wieder in die Wirklichkeit.

Er wandte den Blick von Draco ab und rieb sich die malträtierte Stelle.

Die Blicke zweier gewisser Slytherins bekam er nicht mehr mit.

„Was sollte das?", zischte er Ron zu.

„Das könnte ich eher dich fragen! Was ist nur mit dir los?"

„Nichts!", erwiderte Harry gereizt.

„Das sah aber eben ganz anders aus!"

„So? Wonach denn?"

„Du hast Malfoy lüsterne Blicke zugeworfen", schaltete Seamus sich ein und grinste schelmisch.

„Das ist doch wohl...! Hab ich gar nicht!", versuchte Harry sich zu verteidigen, aber Ron und Seamus konnte er so nicht täuschen.

„Ach, ich hab's doch gesehen!", maulte Ron.

„Ach, lasst mich doch alle in Ruhe! Ich warte draußen."

Damit war das Mittagessen für ihn gelaufen und er verließ mit großen Schritten und wehendem Umhang die Große Halle.

Hermine drehte sich unterdessen zu ihrem Freund und Seamus um. „Was sollte das denn?"

„Ach, weißt du, Hermine, Harry weiß einfach nicht, was gut für ihn-"

Ron verpasste ihm einen weiteren Tritt gegen sein immer noch schmerzendes Schienbein.

„Hör nicht auf ihn, er ist heute ein wenig durch den Wind", sagte Ron und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sein Freund sich sein Schienbein unter dem Tisch hielt.

„Das kriegst du zurück", knurrte er leise, wurde jedoch von Ron ignoriert.

Ron hatte doch keinen blassen Schimmer, wie genial ihr Plan eigentlich war! Harry würde am Ende auf allen Vieren zu ihm gekrochen kommen und ihm tausendmal um Entschuldigung beten. Ha! Die würden schon noch sehen!

Seamus Finnigan war sich einer Sache zuvor noch nie so sicher gewesen.

„Irgendwie mach ich mir Sorgen um Harry. Und Malfoy verhält sich im Moment auch so komisch, findest du nicht auch?", meinte Hermine.

„Mehr als komisch...", murmelte Ron und aß weiter.

Hermine seufzte, zuckte mit den Schultern und wartete darauf, dass Ron endlich aufgegessen hatte. Sie ließ ihren Blick durch die Große Halle schweifen und bekam nebenbei mit, wie der blonde Slytherin ihr gegenüber sich erhob. Er wechselte noch kurz ein Wort mit dem Schwarzhaarigen neben ihm, Zabini war wohl sein Name, und verließ kurz darauf die Halle.

Sie beobachtete wieder Ron, wie er das Essen geradezu in sich hineinschaufelte, rollte daraufhin seufzend mit den Augen und stützte ihr Gesicht auf ihre rechte Hand, deren Ellenbogen auf dem Tisch ruhte. Mit der anderen Hand tippelte sie leicht auf der Tischplatte herum ohne es zu bemerken.

Ron kaute gerade seinen letzten Rest, als er seinen Kopf hob und erkannte, dass Malfoy verschwunden war. Zuerst kümmerte er sich nicht weiter darum, doch dann fiel ihm auf, dass Malfoy wohl alleine gegangen sein musste, da die restlichen Slytherins, seine Freunde, die neben ihm gesessen hatten, noch immer auf ihren Plätzen saßen.

„Wo is'n Malfoy?"

„Weiß nicht. Weg? Wieso interessiert dich das?", wollte Hermine wissen.

Okay, Malfoy war weg. Er war allein. Harry war auch vor einiger Zeit gegangen. Er war auch allein. So langsam beschlich ihn eine ganz böse Vorahnung.

Harry lehnte an der Wand ein paar Meter neben dem Eingangsportal der Großen Halle. O nein, war das eben peinlich gewesen! Sonst studierte Seamus ihn doch während des Essens auch nicht so genau! Okay, sonst gab es ja auch keinen besonderen Grund, weshalb man Harry so besonders viel Aufmerksamkeit schenkte. Aber hätte Seamus nicht ein einziges Mal seinen Mund halten können und der ganzen Welt ein einziges Mal nicht erzählen, wen er anstarrte? Schließlich war es doch seine Sache, wenn er Malfoy einfach nicht ignorieren konnte, was sich, nebenbei gesagt, schon in den letzten Stunden als äußerst schwierig erwiesen hatte.

Gerade als er sich fragte, auf wen er eigentlich wartete, erschien der Mensch in seinem Blickfeld, auf den er am meisten hätte verzichten können.

„Hey, Potter! So ganz allein unterwegs?", sprach ihn die Person mit einem eigenartigen Glitzern in den Augen an.

„Was willst du jetzt schon wieder, Malfoy?", fragte er und fühlte sich ganz und gar nicht wohl in seiner Haut.

„Na, sind wir heute schlecht gelaunt? Soll ich es ändern?", bot der Blonde an und kam mit einem, ganz untypisch für ihn, erfreuten Ausdruck im Gesicht auf ihn zu.

Harry machte sich nicht die Mühe seinen jetzigen Standpunkt zu verlassen. Gebracht hätte es ihm jedenfalls herzlich wenig. So versuchte er so selbstbewusst und sicher wie möglich zu wirken und stellte sich seinem Schicksal.

„Ich hab nicht gewusst, dass du schlecht gelaunt bist. Vielleicht solltest du dich ganz schnell in deinem Zimmer verstecken, damit nicht noch andere Leute deine schlechte Laune zu spüren bekommen", antwortete er mit fester Stimme und einer Spur von Spott.

„Hoho, Potter schlägt zurück. Da macht's doch gleich doppelt so viel Spaß."

Draco grinste ihn an und in seinen Augen blitzte es erneut freudig auf. Harry wurde mit jedem Schritt, den der Blonde auf ihn zumachte, mulmiger zumute. Was hatte dieser verfluchte Slytherin jetzt schon wieder vor?

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst, und möchte es auch überhaupt nicht wissen. Also, wärst du jetzt so nett und würdest mich nicht weiter belästigen?" Harry wusste zwei Sekunden später, dass das nicht die richtige Wortwahl gewesen war.

„So so, Belästigung nennst du das also, ja?" Draco stand nun genau vor ihm, Harry konnte die nackte, kalte Wand hinter sich spüren und blickte unsicher zu Draco hinauf, der ihn um einige Zentimeter überragte.

„Äh... ja..."

„Du hörst dich nicht sonderlich überzeugend an, weißt du das?" Lässig stützte er sich mit dem rechten Arm an der Wand neben Harrys Kopf ab.

Was soll ich jetzt nur machen, fragte Harry sich panisch und sah sich suchend um. Er schielte an Malfoys Arm vorbei, doch keiner schien sich aus der Großen Halle bewegen zu wollen und ihn zu retten.

Hilfe, schoss es ihm durch den Kopf.

„Tja, dein Problem", sagte er und schalt sich kurz darauf einen Vollidioten. Diese Aussage war doch kompletter Müll gewesen! Hätte er doch am besten gar nichts mehr gesagt...

„Meins nicht, aber bald deins", erwiderte der Blonde und grinste ihn geheimnisvoll an.

„Ich weiß absolut nicht, was du von mir willst. Also lass mich in Ruhe, kapiert?", versuchte er Malfoy abermals klar zu machen, aber seine zum Teil brüchige Stimme machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Sein Gegenüber beugte sich ohne eine Antwort zu geben zu seinem linken Ohr herunter, sodass Harry schon ganz anders wurde, als er nur dessen Atem an seinem Hals und Nacken spürte, und flüsterte: „Wie der Herr wünscht."

Kurz darauf spürte er für den Bruchteil einer Sekunde eine neckische Zungenspitze an seiner Ohrmuschel entlang gleiten und Malfoy stieß sich von der Wand ab um wenig später den Gang entlang zu verschwinden.

Noch Augenblicke später spürte er ein Kribbeln im ganzen Körper. Es war sogar schon fast so, als stünde sein ganzer Körper in Flammen, und besonders der Teil, der soeben mit Draco Malfoys Zunge Bekanntschaft gemacht hatte. Ohne einen Spiegel zur Hand zu haben wusste der Gryffindor, dass er mit ziemlich hoher Sicherheit so rot wie noch nie in seinem ganzen Leben sein musste.

Sein Herz schlug vor Aufregung fast dreimal so schnell wie normal, so kam es ihm zumindest vor.

Abwesend fuhr er mit seinen Fingerspitzen über die Stelle an seiner Ohrmuschel.

Wieso musste Malfoy auch so wahnsinnig anziehend auf ihn wirken? Was war nur mit ihm los? All die Jahre zuvor war es doch auch niemals so gewesen.

Je mehr Harry jedoch über den kurzen Moment nachdachte, umso mehr Gefallen fand er an dem eben Erlebten.

Und er musste zugeben, dass er vorher auch noch nie daran gezweifelt hatte, dass der Malfoy-Erbe durchaus seine Qualitäten besaß, und das nicht auf den Unterricht bezogen. Man konnte nun einmal nicht bestreiten, selbst Harry nicht, dass der Blonde durchaus attraktiv aussah. Sehr sogar, da war der Schwarzhaarige sich sicher, und dennoch schockierte ihn diese Einstellung plötzlich. Wenn er jetzt einfach plötzlich seine Meinung über Malfoy änderte und ihn als einfach unwiderstehlich statt total verzogen und überhaupt ziemlich arrogant betitelte, dann wüsste er auch nicht mehr, was er noch denken sollte.

Zum Glück tauchte Ron wenig später auf und er konnte diese kleine Diskussion mit sich selbst auf später verschieben.

„Harry! Merlin sei Dank bist du noch da! Ich dachte schon..." Keuchend kam er bei seinem Freund an und lehnte sich an die Wand. „Ich dachte schon, Malfoy würde hie noch auftauchen und dir... na ja... was weiß ich. Kannst dir ja denken, was er hätte machen können", erklärte Ron erleichtert.

Oh ja, das konnte er sich sehr wohl denken und es fühlte sich auch so real an.

„Ja, da hab ich noch mal Glück gehabt. Ist eben an mir vorbei gerannt. Schien es ziemlich eilig gehabt zu haben", log Harry um Ron nicht unnötig zu beunruhigen. Wenn er mit einem Draco Malfoy nicht alleine fertig werden würde, dann müsste schon etwas sehr Schlimmes geschehen sein.

„Boah, ich hab schon das Schlimmste befürchtet, als Hermine plötzlich gesagt hat, dass Malfoy nicht mehr da wäre. Erklärt sie mir einfach seelenruhig, als ob es nichts Besonderes wäre."

„Tja, für sie ist es das ja auch nicht... irgendwie..."

„Wenn sie wüsste... Was willst du jetzt eigentlich machen, wenn er plötzlich anfängt dich ganz übel zu belästigen?"

Bei Rons Worten musste er unwillkürlich grinsen. Belästigen...

„Was ist denn? Harry?", fragte Ron irritiert und sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.

„Ach nichts", versicherte er schnell. „Aber ich weiß noch nicht, was ich dann tun werde. Mal sehen. Mach dir mal um mich keine Sorgen. Den schaff ich auch noch gut allein."

„Na gut, wenn du meinst. Aber du kannst immer auf mich zählen, Kumpel. Ich weiß ja, wie du dich fühlen musst", sagte Ron.

„Glaub mir, du hast nicht die geringste Ahnung davon. Malfoy benimmt sich seitdem wirklich schlimm und das im Gegensatz zu sonst", entgegnete Harry mit einem kleinen Lächeln.

„Ach, Kopf hoch. Das legt sich bestimmt bald wieder."

„Hoffentlich hast du Recht."

Und wie er es hoffte... irgendwie. Oder irgendwie auch nicht. Oder doch? Er wusste einfach nicht mehr, was er noch denken sollte. Vielleicht würde Malfoy ihm sowieso die Entscheidung abnehmen.

So wie es aussah, wurde er ihn jedenfalls nicht mehr so schnell los. Und auf eine gewisse Art und Weise fühlte er sich sogar sehr geschmeichelt. Er war sogar mächtig stolz auf sich. Malfoy verehrte ihn! Und das kam nicht alle Tage vor.

Aber was war, wenn er ihn wieder einmal nur verarschte um ihn dann vor versammelter Mannschaft lächerlich zu machen?

Nein. Dafür war er viel zu aufdringlich. Wenn er es nicht ernst meinte, würde er deswegen nicht so einen Aufriss machen.

Er schüttelte kaum merklich den Kopf, während er neben seinen Freunden hertrottete und den Weg in die Bibliothek einschlug, da sie dringend Bücher für den Zaubertränke-Aufsatz benötigten, den sie am nächsten Tag abgeben sollten, und er noch nicht ein einziges Wort geschrieben hatte. Genau wie Ron und Seamus.

Sie suchten sich einen freien Tisch etwas außerhalb, näher an den Regalen gelegen, aus dem sie ihre Bücher für den Aufsatz benötigten, und fingen an zu arbeiten. Sie waren bis auf zwei Hufflepuffs die Einzigen, die in der Bibliothek zu diesem Zeitpunkt weilten.

Hermine hatten sie ausnahmsweise einmal nicht dazu überreden können doch mit ihnen mitzugehen. Sie hatte ihnen eine ziemlich lahme Ausrede präsentiert, laut welcher sie einfach keine Lust auf Lernen hatte.

Aber Harry und Ron war schon im Unterricht aufgefallen, als sie zusammen mit den Hufflepuffs ‚Zauberkunst' gehabt hatten, dass sie die ganze Zeit nur Augen für diesen Sean Matthews hatte, oder wie auch immer der heißen mochte. Ron hatte schon allein aus Prinzip diesen Namen aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er war ihm erstens irgendwie unsympathisch und zweitens machte er Hermine, seiner Hermine, schon die ganze Zeit schöne Augen und sie musste auch noch auf ihn hereinfallen!

Und wie sie sich schon seit geraumer Zeit immer so zurechtmachte, wenn sie zusammen mit dem Unterricht hatten! Jemand musste ihr einmal demonstrieren, was ein echter Mann war! Und das war garantiert nicht dieser eingebildete Gockel! So wie es schien, musste Ron diesem ganzen Unsinn ein für alle Mal ein Ende setzen und Hermine einfach nach Hogsmeade einladen um ihr zu zeigen, wer für sie der Richtige war. Genau, so würde er es machen und Hermine würde diesen Matthews ganz schnell wieder vergessen haben!

Allerdings musste diese Idee erst noch ausreifen.

Nach drei Stunden, als Harry sich recht sicher war, dass er seinen Aufsatz weder verschlechtern noch verbessern konnte, lehnte er sich, sich ausgiebig streckend, mit dem Stuhl nach hinten und beobachtete eine Weile Ron und Seamus, die noch vollkommen in ihren Recherchen vertieft waren. Dann drifteten seine Gedanken abermals zu Malfoy ab und er erinnerte sich auch an Seamus' seltsames Verhalten nach der letzten Zaubertränke-Stunde an diesem Morgen.

„Du, Seamus?"

Der Ire schrieb noch seinen Satz zuende und sah anschließend zu dem Schwarzhaarigen hoch, der inzwischen wieder normal saß.

„Du... ähm... kann es sein, dass es da vielleicht doch etwas gibt, das wir möglicherweise wissen sollten?", fragte er schließlich gerade heraus.

Zuerst wusste der Ire nicht viel mit Harrys Frage anzufangen, doch dann wurde er ein wenig nervös und spielte nervös an seinem Federkiel in seinen Händen herum.

„Äh... Was genau meinst du?", fragte er und versuchte dabei so unschuldig wie möglich zu klingen, was jedoch auf Grund seiner nicht zu übersehenden nervösen Bewegungen nicht besonders erfolgreich verlief.

Da wurde auch Ron neugierig und hob glücklich, endlich seinen Aufsatz Aufsatz sein lassen zu dürfen, den Kopf.

„Ja, genau, Seamus. Was war das heute Morgen im Kerker, he?"

„Was... äh... wovon redet ihr?"

„Das weißt du doch ganz genau und jetzt tu nicht so unschuldig", meinte Harry und lehnte sich auf der Tischplatte vor.

„Entschuldigt, Jungs, aber ich hab echt keinen blassen Schimmer, was ihr von mir wollt. Entweder ihr sagt mir jetzt genau, wovon wir sprechen, oder ihr lasst mich in Ruhe meinen Aufsatz fertig schreiben. Okay?", erwiderte Seamus auf äußerst genervt klingende Weise.

„Okay. Wollen wir ihm sagen, was wir meinen? Was meinst du, Ron?", fragte der Gryffindor seinen besten Freund.

Der überlegte gespielt lange und kam schließlich zu der Antwort: „Ja, das wollen wir, oder?"

„Ja, bin ich auch der Meinung."

Dann wandten sie sich wieder dem Iren zu, der sich inzwischen wieder einigermaßen in seinen Aufsatz vertieft zu haben schien, in Wirklichkeit aber bloß von seinen Freunden nicht weiter ausgefragt werden wollte und deshalb auf äußerst beschäftigt tat.

„Seamus?"

„Jaah?", fragte dieser unwillig.

„Pass mal auf. Wir haben zwar keine Ahnung, was du genau mit Zabini und Malfoy zu schaffen hast, aber wir wären dir sehr verbunden, wenn du uns jetzt endlich aufklären würdest."

Harry war derjenige, der die Karten auf den Tisch gelegt hatte und zu Recht wissen wollte, was für ein Spiel hier mit ihm gespielt wurde. Denn dass Seamus weitaus weniger unschuldig war, als er vorgab, das war den beiden inzwischen mehr als klar.

„Ich hab nämlich absolut keine Lust hier das Versuchskaninchen für euch zu spielen, verstehst du?", erklärte der Retter der Zaubererwelt ohne große Umschweife und starrte seinen Zimmergenossen mit ziemlich ernster Miene an.

„Ich weiß überhaupt nicht, warum ihr da so einen Aufriss drum macht! Ich werd mir meine Kontakte ja wohl noch selber aussuchen dürfen. Oder steht irgendwo geschrieben, dass ihr dafür zuständig seid? Ich denke nicht, also lasst mich mit diesem Thema endlich in Ruhe! Ich will endlich diesen verdammten Aufsatz fertig kriegen", endete der Rotblonde und führte sich äußerst demonstrativ seinen Aufsatz wieder zu Gemüte.

Harry und Ron tauschten nur ungläubige Blicke aus und beschlossen in stillem Einverständnis Seamus zu einem späteren Zeitpunkt nochmals auf den Zahn zu fühlen, bis dieser ihnen endlich sagte, was sie wissen wollten. Mit dieser lahmen Ausrede konnte er die zwei Gryffindors schließlich nicht so einfach abspeisen.

O0o0O

Der Tag verging ohne weitere Zwischenfälle, Seamus schwieg sich weiterhin über sein Geheimnis aus und am Abend fielen alle erschöpft ins Bett. Einige glücklich, einige weniger glücklich und zwei von ihnen, Harry und Ron, eher eigentlich gar nicht mal erschöpft. Sie lagen noch eine Weile über den Tag nachdenkend im Bett und regten sich im Geiste, beide auf unterschiedliche Art und Weise, über Malfoy auf. Doch dann schliefen auch sie langsam ein.

Der größte Teil von Harrys Träumen, jedenfalls soweit er sich noch an vereinzelte erinnern konnte, – was eigentlich nicht sehr viele waren – war relativ unspektakulär. Dann gab es da jedoch noch den kleineren Teil, der ihm am Morgen darauf schon sehr zu denken gab.

Für kurze Zeit fand er sich in irgendeinem Besenschrank mit Draco Malfoy wilde Zungenküsse austauschend wieder. Zu seinem Glück blieb es dann auch dabei.

TBC