Hallo, ihr Lieben!

Ist leider doch eine Woche später als geplant geworden, ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Ich habe mich wieder riesig über eure lieben Kommentare gefreut! Vielen Dank an EngelKatja, Babsel, feenian, darkheart1230, Sonja (Ja, eigentlich waren 4 Teile geplant, aber da der 4. noch überarbeitet werden muss, könnten es möglicherweise auch 5 werden, was ich jedoch nicht versprechen kann), CitySweeper, Il Naso, Lady-Claw! Macht weiter so und ihr macht mich übelst glücklich /übers ganze gesicht strahl/

Kapitel 3: Kämpfernaturen

Ron konnte mit seinem morgendlichen Weckdienst, bestehend aus einem „Harry! Steh auf! Wir haben verschlafen!", verhindern, dass Harrys Traum in nicht jugendfreie Gefilde abdriften konnte. Es gab selten Tage, an denen er froh war geweckt zu werden. Aber dieser Mittwoch gehörte eindeutig dazu.

Nachdem sie sich fertig gemacht hatten – Ron und Harry hatten als Einzige verschlafen, die Übrigern waren schon unten beim Frühstück – sprinteten sie in die Große Halle, griffen sich jeder ein Brötchen aus dem inzwischen fast leeren Brötchenkorb und verließen die Halle wieder, die übrigens bis auf ein paar wenige Schüler aus Hufflepuff und Slytherin vollkommen leer war, um zu ihrem Unterrichtsraum zu kommen. ‚Geschichte der Zauberei' bei Professor Binns. Jedenfalls konnten sie noch eine Weile vor sich hin dösen, ehe der stressige Schulalltag sie einholte.

In der zweiten Stunde, in der sie Zaubertränke mit den Slytherins hatten, mussten sie diesmal keinen Trank brauen, sondern etwas Theorie zum Thema ‚Falsch gebraute Tränke und ihre verheerenden Folgen' über sich ergehen lassen. Hermine schrieb so schnell sie konnte alles auf, was Professor Snape ihnen über gewisse Tränke erzählte, - Harry war sich sicher, dass er ihn mehr als ein Mal intensiv musterte – und schaffte sogar sich währenddessen an die zehnmal zu melden. Harry dagegen hatte noch nicht einmal annährend die Hälfte von Hermines Notizen zu Papier gebracht, geschweige denn überhaupt richtig begriffen, was so schlimm an zwei Fledermauskrallen mehr oder weniger war, was mit Sicherheit auch daran lag, dass seine Notizen in vielen Fällen nicht wirklich Sinn machten. Wahrscheinlich musste er wohl nach dem Unterricht noch einmal zu Hermine gehen um sich ihre Notizen abzuschreiben, die bis dahin mit Sicherheit mehrere Seiten lang sein würden.

Ron hatte scheinbar auch nicht mehr Erfolg, da er immerzu auf Harrys Pergament starrte, auch wenn er nur wenig entziffern konnte.

Nach einer Weile gaben sie es ganz auf und versuchten sich wenigstens auf Snapes Worte zu konzentrieren, was ihnen mehr oder weniger auch gelang.

Am Ende der Stunde, nachdem alle ihre fertigen Aufsätze vom Vortag auf Snapes Pult gelegt hatten und dieser Harry mit einem ungläubigen Blick bedachte, da er viel mehr geschrieben hatte, als er ihm zugetraut hätte, hatte Harry das erste Mal an diesem Tag Gelegenheit sich etwas genauer mit Malfoy zu beschäftigen. Auch wenn die Zeit dafür ziemlich kurz war, da der Blonde sehr schnell auch wieder verschwunden war, was Harry stutzen ließ. Nicht einmal ein anzüglicher Kommentar oder überhaupt ein interessierter Blick kam von ihm bezüglich Harry. Er ignorierte ihn schlichtweg diesen Morgen.

Was sollte das denn bitteschön? Der kann seine Meinung doch nicht über Nacht geändert haben!, beschwerte Harry sich gedanklich, während er dem Slytherin hinterher starrte, als dieser mit Zabini und einigen anderen Slytherins in den Gängen verschwand.

So sehr ihn Malfoys Verhalten am Vortag auch nervös gemacht hatte, aber über sein Verhalten jetzt ärgerte er sich mindestens genauso, auch wenn er dies nie zugeben würde.

In seinen Gedanken vertieft verließ er neben seinen Freunden die Kerker und erschrak ziemlich heftig, als sich ein Arm um seine Schulter schwang. Sein Herz pochte wegen der Aufregung schnell, als er seinen Kopf zur Seite drehte und in Rons triumphierendes Gesicht sah.

„Siehtse, Kumpel, heute hat er zum Beispiel gar nichts gemacht. Bin mir sicher, dass er schon längst die Lust an dir verloren hat", sagte er siegessicher.

„Soll ich das als Beleidigung auffassen?", fragte Harry, dessen Puls sich wieder normalisierte, scherzend.

Ron sah ihn kurz ungläubig an. „Nein, natürlich nicht! Ich würde das eher als eine Ehre sehen in Anbetracht der derzeitigen Situation. Meinst du nicht auch?"

„Ja, vollkommen!", erwiderte Harry schnell.

„Eben." Rons Arm ruhte auch einige Zeit später noch auf seiner Schulter, bis Harry ihn darauf aufmerksam machte. „Kannst mich jetzt wieder loslassen. Du wirst langsam schwer", meinte Harry höflich.

„Oh", machte der Rothaarige und ließ seinen Arm sinken.

Dann wandte er sich Hermine zu, die die ganze Zeit schweigend neben ihnen her getrottet war. „Was haben wie jetzt, Mine?"

„'Verteidigung gegen die dunklen Künste'", antwortete das sechzehnjährige Mädchen mit den buschigen braunen Haaren.

„Mit wem? Slytherin, oder? Och, nee... Nicht schon wieder", murrte Ron vor sich hin, während Harry eher gespannt auf die folgende Stunde war, was mit Sicherheit nicht zuletzt daran lag, dass Remus, der seit diesem Jahr wieder an der Schule für Zaubere unterrichtete, in der vorherigen Stunde angekündigt hatte, dass sie an diesem Tag die neu erlernten Flüche bei kleineren Duellen ausprobieren durften. Er spielte mit dem Gedanken sich zu melden, wenn er dann gegen den blonden Slytherin, dessen Gegenwart ihn immer unglaublich nervös machte, antreten konnte. Es musste ihm endlich einmal gezeigt werden, wo der Hammer hing, und Harry würde sich dazu bereit erklären. Allerdings befürchtete er, dass ihm sämtliche Flüche, wenn er einmal vor Malfoy stehen würde, buchstäblich im Halse stecken blieben. Und das war es dann auch, warum er sich schlussendlich von dieser hirnrissigen Idee verabschiedete.

Sollten die anderen sich doch verfluchen, wenn sie es unbedingt wollten.

Doch dann lief alles in eine andere Richtung. Da sich jeder an diesem Tag duellieren sollte, damit jeder, wie Remus Lupin gesagt hatte, seine Grenzen erproben sollte, musste auch Harry ran. Doch damit nicht genug. Lupin teilte die Paare selbst und nach Begabung ein, sodass Harry und Malfoy am Ende gegeneinander antreten sollten. Zum Glück verlegte der Professor die Stunde nach draußen auf die Ländereien von Hogwarts, da sie dort viel mehr Platz als in einem kleinen Klassenraum bot. So brauchte Harry sich wenigstens nicht um die geifernde Menge kümmern, die sonst immer zusah, wenn sich jemand duellierte.

„Mein Beileid", meinte Ron noch, bevor sie sich über den Platz verteilten. Die Sonne schien hell am Himmel und die Vögel zwitscherten ihre Lieder von den vereinzelten Baumkronen auf dem relativ kahlen Fleckchen Land. Hermine hatte Lavender Brown als Partnerin zugeteilt bekommen und Ron seinen Zimmernachbarn Dean Thomas.

Wenigstens sie brauchen sich nicht zu beschweren, dachte Harry betrübt, bevor er sich in Angriffsstellung brachte und auf Malfoys Reaktion wartete. So schnell er den ersten Fluch abgefeuert hatte, konnte Harry nicht reagieren, da er viel zu konzentriert in des Blonden Gesicht gestarrt hatte. Die grauen Augen seines Gegenübers funkelten ihn lange Zeit an.

Absichtlich hatte der Fluch Harry verfehlt.

„So macht das keinen Spaß, Potter. Konzentrier dich mal oder willst du, dass ich dich mit einem einzigen Fluch umgenietet habe?"

„Davon träumst du wohl!", höhnte der Schwarzhaarige und durchwühlte sein Gedächtnis nach einem wirksamen Fluch.

„Ich träume da von ganz anderen Sachen, Liebster", antwortete der Slytherin anzüglich grinsend, sodass Harry erneut um seine Fassung ringen musste. So hatte er sich das ganz und gar nicht vorgestellt.

„Die brauchst du mir jetzt aber nicht zu erzählen. Und nenn mich gefälligst nicht ‚Liebster'! Du weißt ganz genau wie ich, dass das ein bedeutungsloser One-Night-Stand war!", zischte Harry ebenso leise zurück, bevor sie von Lupin belauscht werden konnten, der im Übrigen drei Sekunden später bei ihnen ankam.

„Was ist los? Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?"

„Alles bestens, Professor", antwortete Malfoy für Beide und lächelte ihn besonders fröhlich an.

Harry war für einen Augenblick wie hin und weg. Wenigstens weiß ich jetzt, was mich zu dieser Tat getrieben hat, musste er sich eingestehen. Ihm war vorher noch nie so richtig aufgefallen, was für ein wunderschönes Lächeln Draco Malfoy eigentlich hatte. Nun, das könnte auch daran gelegen haben, dass er sich früher auch nie mehr als nötig für den verwöhnten Kotzbrocken, der er damals war, interessiert hatte.

„Nun denn", sagte Lupin und riss den Gryffindor somit aus seinen Gedanken, „dann üben sie weiter, los!" Dann ging er auf andere Schüler zu, die offensichtlich so ihre Probleme mit der Kontrolle eines ziemlich schwierigen Fluches hatten, der nur wenige Meter neben dem Blonden und dem Wunder der Zaubererwelt in einen Baumstumpf einschlug.

„Anfänger...", spöttelte Draco und hob erneut seinen Zauberstab.

„Soweit wieder gefangen, dass ich das von eben endlich zu Ende bringen kann?"

Harry hob nur verwirrt eine Augenbraue, woraufhin Malfoy ihn mit „Expelliarmus!" und einem leichten Schwenker seines Zauberstabs zu Boden beförderte.

Er fing Harrys Zauberstab mit einem kleinen Sprung zur Seite gekonnt auf.

„Also wirklich, Potter...", meinte er kopfschüttelnd, während Harry damit beschäftigt war wieder auf die Füße zu kommen.

„Ist das wirklich alles, was du kannst, Malfoy?", höhnte Harry, riss sich seinen Zauberstab aus den samtenen, blassen Händen seines Gegenübers, der daraufhin ein wenig überrumpelt aussah, und brachte sich wieder in Kampfposition. So schnell würde er sich nicht geschlagen geben. Schon gar nicht bei Malfoy!

O0o0O

Der Rest der Stunde verlief für Harry insofern erfolgreich, dass er Malfoy mit wenigen gekonnten Flüchen immer wieder zu Boden schickte. Angestachelt von den Kommentaren des Malfoy-Erben schoss er zweimal sogar über sein Ziel hinaus, sodass Malfoy für einen kurzen Moment scheinbar ohnmächtig zu Boden sank. Doch noch bevor Harry besorgt vor ihm auf die Knie gehen konnte, hatte Malfoy sich wieder aufgerappelt.

„Nicht schlecht, Potter. Ich wusste doch, dass du mehr kannst", sagte er, bevor die Schüler nach Unterrichtsschluss wieder zum Schloss liefen.

Jetzt warf der auch noch mit Komplimenten um sich! Wo sollte das nur enden, fragte Harry sich verzweifelt, ehe er seine Tasche erhob und in Richtung schloss marschierte.

„Harry, warte mal!", rief Ron ihm plötzlich hinterher. Auch Hermine gesellte sich schnell zu ihnen.

„Und, wie war's? Hast du Malfoy endlich mal gezeigt, wer hier der Boss ist?", plapperte der Rothaarige sofort los. „Ich habe gesehen, wie du ihn ein paar Mal auf die Matte geschickt hast! Das war einfach großartig! Glückwunsch, Kumpel!"

„War ganz okay...", antwortete Harry lässig. „Nichts Besonderes, weißt du? Das schaff ich locker beim nächsten Mal auch."

„Nein, wirklich, Harry! Das war richtig gut!", schloss Hermine sich Ron an. „Immerhin ist Malfoy ja auch nicht gerade unerfahren in solchen Dingen. Das war wirklich klasse!"

„Jetzt übertreibt's mal nicht, ja? So toll war's nun auch wieder nicht. Es war okay...", sagte Harry.

Kurze Zeit später erreichten sie als eine der Letzten das große Eingansportal. Dann blieb Harry plötzlich stehen, woraufhin Hermine und Ron geradewegs in ihn hineinliefen.

„Autsch! Mensch, Harry! Kannst du nicht..." Ron sah über Harrys Schulter hinweg und erstarrte aufgrund des Bildes, das sich vor ihnen bot. Auch Hermine, die sich ein wenig nach vorne gedrängelt hatte, traute ihren Augen kaum, als sie Zabini und Seamus an der Wand im Schatten einer Ritterrüstung gelehnt sah. Sie küsste sich innig.

„Oh... Gott...", war alles, was die Drei synchron sagen konnten.

Ron ließ seine Tasche abrupt auf den Boden aufschlagen, was zur Folge hatte, dass die beiden Liebenden sich erschrocken umdrehten.

„Harry, Ron… Hermine... Schön euch zu sehen", stammelte Seamus, während er sich elegant von seinem Freund entfernte.

„Ja... in der Tat", erwiderte Harry.

Zabini stellte sich hinter Seamus und flüsterte „Du hast doch gesagt, es kommt keiner mehr!" in dessen Ohr.

Seamus konnte daraufhin nur entschuldigend mit den Schultern zucken.

„Wie auch immer. Wir sehen uns später. Ich muss zum Unterricht", sagte der Ire und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuss von Zabini. Mit einem letzten Blick über die Schulter verschwand er langsam in den Gängen.

„Dann hätten wir das ja jetzt auch geklärt", stellte Harry fest und setzte sich wieder in Bewegung.

„Wo gehst du hin, Harry?", fragte Ron und hob seine Tasche wieder auf..

„Zum Unterricht höchstwahrscheinlich. Komm jetzt", erklärte Hermine und zog ihn am Arm hinter sich her. „Natürlich...", murmelte Ron und folgte den Beiden..

O0o0O

Nachdem auch die letzte Stunde an diesem Tag endlich vorbei war, schlenderten Hermine und Harry gemächlich zum Mittagessen. Ron war schon mit Dean und Neville vor einigen Minuten aus ihren Sichtfeldern verschwunden, da Ron schon während der Stunde über entsetzlichen Hunger geklagt hatte.

„Und, was habt ihr heute Nachmittag noch so vor?", fragte die Braunhaarige den Schwarzhaarigen kurz vor der Großen Halle.

„Eigentlich noch nichts. Wieso fragst du?", erwiderte er neugierig.

„Na ja, ich dachte mir, dass ich nachher noch mal in die Bibliothek gehe. Vielleicht möchtet ihr ja mitkommen? Ich wollte mal was wegen ‚Zaubertränke' nachschlagen", erklärte sie beiläufig.

Da fiel es ihm wieder ein. „Du, ähm, du hast doch sicher noch die Notizen von der letzten Stunde wegen den Folgen falsch gebrauter Tränke und so, stimmt's? Ron und ich bräuchten da mal so ein paar Sachen. Wir sind am Ende nicht mehr so richtig mitgekommen. Ja? Bitte."

Hermine seufzte, als sie an ihrem Tisch entlanggingen und sich ihre Plätze bei Ron und den anderen suchten. „Da kann ich wohl schlecht nein sagen, oder? Ja, okay. Ihr könnt sie haben. Aber demnächst versucht doch einfach mal besser aufzupassen, in Ordnung?" An ihrem Gesichtsausdruck konnte man dennoch mehr als deutlich erkennen, dass es ihr eigentlich doch nicht ganz so recht war, wenn sie ihre Notizen immer an andere Leute weitergeben musste.

„Danke, Hermine. Du bist die Beste", sagte Harry erleichtert, setzte sich neben Ron und erzählte ihm von ihrem Vorhaben am Nachmittag.

Ron stimmte nach einiger Zeit Mosern doch zu und so war es beschlossene Sache.

Während des Essens sahen Ron und Harry Seamus, der es vorgezogen hatte etwas abseits der Gruppe bei Lavender und Parvati zu sitzen, ein paar Mal schief an, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen.

Nachdem sie ziemlich früh mit Essen fertig waren, stand das Trio von der Bank auf.

„Wo wollt ihr denn so früh schon hin?", fragte Dean neugierig.

„In die Bibliothek. Und von wollen kann hier nicht die Rede sein", antwortete Ron, woraufhin Hermine genervt erwiderte: „Keiner zwingt dich mitzukommen, Ronald!"

Der Angesprochene rollte nur kurz mit den Augen und folgte dann seinen besten Freunden, die inzwischen schon fast am Tischende angekommen waren und dort auf ihn warteten.

„Willst du jetzt mit oder nicht? Dann beeil dich bitte auch! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit", drängte Hermine ihn, während er sich durch die Menge von essenden und schwatzenden Schülern zwängte.

„Ich mach ja schon!", antwortete Ron genervt. „Und überhaupt, wie lange willst du denn bitte da verbringen, wenn du nicht den ganzen Tag dafür Zeit hast?"

„Tja, ich hab eben auch noch andere Sachen zu erledigen", entgegnete sie, als Ron endlich bei ihnen angekommen war.

„Und die wären?", fragte Ron.

„Du musst nicht immer alles wissen", erklärte Hermine lächelnd.

Wenn die sich nachher mal nicht mit diesem bekloppten Hufflepuff trifft, dachte er ärgerlich, als sie aus der Halle traten und in Richtung Bibliothek gingen.

Sie suchten sich einen freien Tisch in der Nähe der Fenster und legten ihre Taschen auf dem Boden ab.

„Und jetzt? Wonach willst du eigentlich suchen?", fragte Harry und kramte sein Pergament mit den angefangenen Notizen der Theorie-Zaubertränke-Stunde hervor.

„Lass das mal meine Sorge sein. Kümmert ihr euch erst mal um eure Sachen." Sie durchsuchte ihre Ledertasche nach dem Pergament und hielt es den beiden, die es sich vor ihr auf den Stühlen bequem gemacht hatten, vor die Nase. „Hier. Ich gehe mich jetzt mal hier umsehen." Sie sah die Zwei durchdringend an.

Damit legte sie das Pergament auf den Tisch und verschwand für lange Zeit hinter den Regalen der großen Bibliothek.

„Puh, na dann wollen wir mal", murmelte Harry, nachdem er das Pergament, dass in Wirklichkeit aus zwei Rollen Pergament, wie sich herausstellte, bestand, kurz überflogen hatte.

„Ich frage mich, wie sie das immer wieder schafft" meinte Ron anerkennend und fing an sein ziemlich spärlich beschriebenes Pergament aufzufüllen.

Nach einer knappen Viertelstunde tauchte Hermine wieder hinter den Bücherregalen auf – mit einem sehr dicken und mit Sicherheit auch genauso schweren Buch, das einen braunen, ledernen Einband besaß.

Mit ihrem Unterarm räumte sie den Tisch ein wenig freier und ließ anschließend das Buch mit einem dumpfen Schlag auf die Tischplatte fallen. Da es schon einige Zeit nicht mehr benutzt worden sein musste, wirbelte in dem Moment eine beträchtliche Menge Staub über den Tisch. Harry und Ron lehnten sich ein wenig zurück und verzogen angeekelt das Gesicht.

„Boah, wo hast du das denn her?", fragte Ron.

Falsch gebraute Tränke und ihre verheerenden Folgen", las Harry den Titel vor. „von Catherine Jamie"

„Nicht schlecht. Und was genau suchst du jetzt darin?", wollte Ron wissen. „Ich dachte, du hast dir alles hier aufgeschrieben."

„Alles nicht!", schnappte sie ärgerlich.

„Wie denn? Ich bin zwar eine Hexe, aber alles kann ich nun auch wieder nicht", verteidigte sie sich und setzte sich an den Tisch. Dann drehte sie das Buch zu sich und schlug das Inhaltsverzeichnis auf.

Ron und Harry sahen sich skeptisch an, ehe sie sich wieder ihrer Schreibarbeit zuwandten.

„Hier steht zum Beispiel, dass man… Wow! Wenn man in diesen speziellen Beruhigungstrank zu viel Drachenwurz gibt, kann es dazu kommen, dass man ins Koma fällt! Wow, dieses Buch ist wirklich klasse, Harry! Das musst du dir bei Gelegenheit auch mal durchlesen!", schwärmte Hermine aufgeregt. „Es würde dir bestimmt enorm dabei helfen deine Noten zu verbessern!"

„Ja ja, bei Gelegenheit. Wenn ich mal Zeit für diesen dicken Schinken finde", erwiderte Harry langsam, während er sich aufs Schreiben konzentrierte.

„Ich wette, Neville würde hiervon auch ziemlich profitieren. Meint ihr nicht auch?", fragte sie und holte ein Pergament hervor.

„Ja, absolut", erwiderten ihre besten Freunde halbherzig.

„Und für Snape wäre das Buch sicherlich auch recht hilfreich."

„Bestimmt", war die Antwort von Ron.

„Und ich habe gehört, dass er sich extra die Haare gewaschen hat, weil er mit Professor Lupin ausgehen wollte."

„Hm." Harry und Ron nickten als Bestätigung.

„Ihr hört mir ja gar nicht zu", meinte Hermine gekränkt.

„Mine, wir müssen hier was abschreiben, da müssen wir uns voll und ganz drauf konzentrieren", meinte Ron entschuldigend und sah dabei noch nicht mal von seinem Blatt auf, sondern schrieb nebenbei weiter.

„Dann eben nicht", erwiderte die Muggelgeborene schnippisch.

Nach einigen Minuten Stille sah Hermine auf ihre Armbanduhr und verkündete: „Schon so spät? Jungs, ich muss los. Man sieht sich dann später im Gemeinschaftsraum."

Sie schlug das Buch wieder zu, woraufhin wieder eine Menge Staub aufgewirbelt wurde und Ron sie ärgerlich anschaute, und stellte es wieder an seinen Platz.

„Bis später! Das Pergament könnt ihr mir dann später noch wiedergeben", rief sie über die Schulter hinweg und verließ fröhlich den großen Raum.

„Möchte echt mal gern wissen, was sie so heimlich treibt und weshalb sie uns davon nicht erzählen möchte", sagte Ron ärgerlich, ehe er seine Schreibutensilien beiseite legte und verkündete: „Ich hab dann wohl auch noch was zu erledigen. Man sieht sich dann später, Harry."

Schnell verstaute er alles wieder in seiner ledernen Tasche und verließ die Bibliothek ohne auf Harrys Frage zu antworten.

„Was hast du vor? Du willst ihr doch nicht etwa hinterher spionieren?" Der Rest des Satzes wurde immer leiser, bis Harry ergeben seufzte und ein „Na schön, dann lasst mich eben alle hier allein" vor sich hin murmelte.

Dann ergriff er wieder seine Feder und schrieb weiter Hermines sauberen Notizen ab.

Eine ihm sehr vertraute Stimme ließ ihn nach einem halben Satz in seiner Tätigkeit innehalten.

„Vielleicht kann ich dir ja Gesellschaft leisten. Dann bist du nicht mehr ganz so allein."

Harry hob den Kopf und sah geradewegs in Draco Malfoys Gesicht, das mit einem geheimnisvollen Grinsen verziert war.

„Du hast mir gerade noch gefehlt", murmelte Harry mehr zu sich selbst als zu dem Slytherin.

Dieser schob den Stuhl, der Harry gegenüber war, zur Seite und setzte sich lässig darauf.

„Danke. Du hast mir auch gefehlt", erwiderte er dann keck.

Harry fuhr sich einmal mit der Hand die Schläfen entlang und stützte seinen Kopf anschließend so auf seine Hand, dass sein Gesicht halb davon verdeckt war. Er atmete tief durch. Den Slytherin innerlich verfluchend versuchte er sich wieder auf das Abschreiben zu konzentrieren. Als er seinen Federkiel wieder auf das Pergament ansetzen wollte, sagte der Blonde schließlich: „Als Begrüßung hätte ich mehr erwartet."

„Was willst du denn von mir hören, Malfoy? Oder willst du sogar, dass ich dir ohne irgendwelche Worte gleich um den Hals falle? Darauf kannst du lange warten."

„Och, die Idee ist doch eigentlich nicht schlecht, findest du nicht auch? Ich meine, einmal hat es ja schon geklappt."

„Da hab ich aber auch nicht nachgedacht", erwiderte Harry so kühl wie möglich.

„Jetzt hör doch endlich mal auf hier so rumzuzicken. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass du mir früher oder später sowieso nicht mehr widerstehen kannst", sagte der Slytherin und lehnte sich weiter zu Harry auf den Tisch vor.

„Da bist du aber der Einzige, der so denkt", entgegnete Harry und packte seine Sachen zusammen. So eine Unterhaltung brauchte er heute auf gar keinen Fall mit dem Blonden zu führen.

Er stand auf und wollte an Malfoy vorbei zum Ausgang eilen. Doch plötzlich fühlte er, wie sich eine Hand, Malfoys Hand, um seine Handgelenke legte und ihn so zum Stehenbleiben zwang.

„Was soll das? Lass mich... mh!" Der Rest seines Protestes blieb unausgesprochen, als eine weitere Hand ihn schließlich an seinem Hemdkragen nach unten zog und Draco seine Lippen auf Harrys presste.

Sein erster Gedanke ging in Richtung Flucht. Doch je länger er diese sanften, weichen Lippen auf seinen spürte, desto mehr verschwand auch dieser Gedanke aus seinem Hirn und wie abwesend ließ er seine Tasche auf den Boden fallen und führte seine nun freie Hand zu Dracos Nacken. Er konnte spüren, wie Draco auf Grund dessen anfing leicht zu lächeln. Dann ließ Draco auch sein anderes Handgelenk wieder frei und zog ihn mit beiden Armen um Harrys Taille und Rücken noch näher zu sich. Harrys andere Hand fand inzwischen ihren Weg um Dracos Schultern und er ließ sich vorsichtig auf den Schoß des Blonden sinken.

Kurz unterbrach Draco ihren Lippenkontakt um zu murmeln: „Wie war das noch gleich mit dem um den Hals fallen?"

Harry grinste ihn daraufhin nur kurz an um ihn dann wieder stürmisch zu küssen. Bald darauf fühlte er, wie Dracos vorwitzige Zunge über seine Lippen strich. Dieses Angebot ließ er sich nicht zweimal machen und öffnete bereitwillig seine Lippen einen Spalt. In dem Moment, als ihr Zungenspitzen sich berührten, meinte er fast spüren zu können, wie sich die in ihnen aufgestaute Energie explosionsartig in seinem Körper entlud. Tausende kleine Blitze schienen in jeden noch so kleinen Winkel seinen Körpers vordringen zu wollen. Es war ein atemberaubendes Gefühl Dracos Zunge an seiner spüren zu können. Ihre Lippen bewegten sich beinahe lautlos aneinander, während ihre Zungen einen regelrechten Kampf ausfochten, bei dem es am Ende keinen Gewinner gab. Sie tanzten förmlich miteinander.

Beinahe vorsichtig ließ Draco seine Hand an Harrys Rücken hinter dessen schwarzen Umhang gleiten und zupfte dann Millimeter mehr Stoff des weißen Hemdes aus Harrys Hosenbund, das ihm bis dahin noch den Weg zur wunderbar sanften Haut versperrte. Mehr brauchte der Schwarzhaarige nicht um wieder zu klarem Verstand zu kommen. So sollte das hier eigentlich nicht ablaufen.

Abrupt stieß er sich von dem Blonden ab um im nächsten Moment seine Tasche zu greifen und aus der Schulbibliothek zu hasten.

„Verdammt!", fluchte der Slytherin leise und schlug seine Faust auf den Tisch. Dann vergrub er sein Gesicht in beiden Händen und raufte sich die Haare. „Verdammt...", flüsterte er ärgerlich und verließ dann nach einer Weile auch den großen Raum.

Harry eilte die Gänge entlang zum Gryffindor-Turm um nur Minuten später aufgebracht in seinen Schlafsaal zu stürmen, seine Schultasche mit aller Kraft und ohne Rücksicht in die nächste Ecke zu schleudern und sich ohne sich vorher umgesehen zu haben, wer noch im Raum verweilte, bäuchlings auf sein Bett zu werfen.

„Harry? Was ist los? Ist was passiert?", hörte er Ron fragen.

Abrupt setzte er sich auf und starrte geradewegs in des Rothaarigen besorgte Augen.

Er ließ sich wieder nach hinten auf sein Bett fallen und atmete ein paar Male tief ein und aus, in der Hoffnung, sein Herz würde sich wieder einigermaßen beruhigen und nicht wie wild in seiner Brust pochen.

„Was ist denn los?", wiederholte Ron und beugte sich sorgvoll über Harry.

„Ich wette, er hat Liebeskummer", hörte er Seamus sagen, den er bis jetzt noch gar nicht wahrgenommen hatte.

Er hob seinen Kopf ein wenig an und erspähte den Rotblonden auf der Fensterbank sitzend.

„Seamus! Könntest du solche Unterstellungen vielleicht einmal für dich behalten?", zischte Ron verteidigend in dessen Richtung.

„Erstens: Nein", erwiderte dieser frech, „und zweitens: Es sind keine Unterstellungen, glaub ich zumindest. Oder Harry? Stimmt doch, oder?" Harry funkelte ihn nur böse an und ließ sich wieder aufs Bett sinken.

Er schwieg eisern.

Er beschloss seinen Freunden nichts von dem Kuss mit Draco vor einigen Minuten zu erzählen. Und wenn doch, dann so, dass Seamus es nicht mitkriegen würde. Er konnte sich dessen Reaktion schon sehr genau vor seinem geistigen Auge vorstellen. Wahrscheinlich würde er gleich am nächsten Tag in der ganzen Schule verbreiten, dass „Malfoy und Potter ab sofort ein Paar wären und ihre Machtspielchen ins Bett verlegt hätten". Genau so und mit diesen Worten würde der Ire es höchstwahrscheinlich formulieren.

„Harry, wenn du mir nicht sagst, was eben war, dann kann ich dir auch nicht helfen", erklärte Ron.

Harry dagegen hielt es für äußerst hilfreich auf ein anderes Thema abzulenken. „Wieso bist du eigentlich schon wieder da? Ich dachte, du hättest noch was vor?"

Ron seufzte ergeben und ließ sich zu Harry aufs Bett sinken.

„Tja... weißt du... Hermine hat mir sozusagen einen Strich durch die Rechnung gemacht."

„Soll heißen, sie hat dich beim Spionieren erwischt?", fragte Harry und grinste erheitert.

„Ich hab nicht spioniert!", entrüstete Ron sich.

„Und was dann?"

„Na ja... ich war eben neugierig... und da bin ich ihr eben mal gefolgt. Aber ich hab ihr nicht nachspioniert oder so was Ähnliches."

„Ja sicher. Aber das hättest du dir von vornherein denken können. War sowieso eine Wahnsinnsidee deine platonische", Harry betonte dieses Wort ziemlich stark, „Freundin zu beschatten."

„Ja ja, mach du mich mal auch noch blöd an", meinte Ron beleidigt.

„Geschieht dir jedenfalls recht", sagte Harry.

„Bitte was!", rief Ron entrüstet.

„Ach nichts. Gar nichts", meinte Harry schnell und konnte nur mit Mühe ein aufkeimendes Grinsen in ein Lächeln verwandeln, woraufhin er einen beleidigten Blick seitens Ron kassierte.

TBC

Also dann bis zum nächsten Kapitel! Und vergesst nicht mir ein Review zu schreiben!

P.S. : Das nächste und letzte Kapitel kommt wahrscheinlich eher etwas später, da ich es wie erwähnt noch überarbeiten muss. Ich hoffe, ich finde schnellstmöglich Zeit dafür.