Tja, was soll ich dazu sagen. Ein neuer Anfang – genau das, was ich noch brauchte:-) Aber meine eigene Geschichte erregte meine Neugier (nennt mich ruhig pervers, das tu ich selber :-). Severus – Sklaverei – Rudolf Nurejew als Wüstenprinz. Nicht dass ich SOOO alt bin, davon hab ich nur Bilder gesehen. Tja, und da ich dem Deutschen und dem Herbergsvater im Moment ETWAS untreu geworden bin (bedankt euch bei einer rücksichtslosen Herausforderin auf dem "Dripping Quill", die eine Zeile in den Raum schmiss, um die sich dann in meinem – Hirn - eine Geschichte wand. Natürlich auch noch nicht fertig. Buhuhu), schmeisse ich mal diese Idee in den Raum. Als – Zuckerle. Ähm, zum Trost und zur Anpeitschung für mich: ich habe NOCH NIE eine angefangen gepostete Geschichte nicht beendet. Bisher:-) Aber ich könnte ganz schön in Schwulitäten geraten. Nun ja. Sei's drum:-)
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Dance the Valentino
Severus blinzelte. Sein Kopf schmerzte wie die Hölle. Das Licht war – grell. Das war ungewohnt. Er lebte nicht im Licht, zumindest nicht in so gleißendem. Was war passiert?
Und was passierte jetzt? Er bewegte sich, nein, er wurde bewegt. Und es stank. Bestialisch. Er musste würgen, aber nichts kam. Wann hatte er das letzte Mal gegessen? Nun, woher sollte er das wissen? Er hatte ja keine Ahnung, wie spät es war. Was für ein Tag. Ein Monat. Ein Jahr.
Dann mal zurück zum Anfang. Was war der Anfang?
Lucius. Ihm wurde kalt. Entsetzlich kalt. Obwohl ihm eben noch, ohne dass er es bisher bemerkt hatte, der Schweiß über die Stirn gelaufen war. Lucius. Alles begann und endete mit Lucius. Kalte graue Augen hatten ihn angesehen. Wie ein aufgespießtes Insekt. Und dann war ihm schlecht geworden. Und schwindelig. Und er war weg gewesen.
Nun gut. Damit würde er sich später befassen. Das war also das ‚Wie'. Das ‚Warum' – das würde er später ergründen. Vielleicht. Das ‚Was' war näher. Sehr viel näher und es stank und war staubig und heiß und er hatte Durst, solchen Durst. Seine Nase hing in irgendwas Wolligem. Das Wollige stank und bewegte sich. Und er hing überkopf auf dem Wolligen. Sein Gehirn versorgte ihn mit Bildern. Sie waren alle komplett lächerlich. Rudolf Nurejew, der Valentino spielte, in der Wüste. Kamele. Araber. Prinzen.
Ja. Klar.
Es war wirklich ein Kamel. Oder ein Dromedar, er hatte die zwei nie auseinander halten können. Und es hatte angehalten. Er sah nichts. Außer Sand. Jede Menge Sand. Er war noch nie sehr für Sand gewesen, nicht einmal für Erde. Sein Element war das Wasser. Das Wasser und die Nacht. Hier war er völlig fehl am Platz.
Jemand stieß ihn in die Seite. Oder war es ein Tritt? Es tat weh. Er hob den Kopf, um zu protestieren. So behandelte man Severus Snape nicht. Sein Kopf tat zu weh, und das Licht war zu gleißend, er ließ ihn wieder fallen.
Dann musste er wieder weg gewesen sein. Als er zu sich kam, lag er im Sand, auf dem Rücken, zusammengekrümmt wie ein Embryo. Jemand mit groben Händen versuchte, ihm Wasser einzuflößen. Es schmeckte brackig. Er trank gierig. Und war dankbar. Und hasste sich selbst dafür.
Er merkte, wie das Wasser langsam durch seinen ganzen Körper floss und jede einzelne Zelle belebte. Er spürte seinen Körper und den Boden auf dem er lag. Sein Körper schmerzte, die Kleidung, die er trug kratzte und war schmutzig. Der Sand scheuerte. Und es war so heiß.
Er öffnete die Augen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie geschlossen hatte. Das Licht blendete immer noch, aber direkt vor ihm war ein Schatten. Ein Mensch. Oder ein Geist? Severus zwinkerte. Eine Mumie? Nein, er hatte das schon gesehen. Das war ein Targi, oder jedenfalls ein Wüstenbewohner. Er trug einen schmutzigen Turban, der beinahe das ganze Gesicht bedeckte. Und ein Kleid. Jedenfalls ein langes einteiliges Kleidungsstück. Severus sah an sich entlang. Er trug das gleiche. Das erklärte zumindest, warum sich sein Kopf so sonderbar anfühlte, von den Kopfschmerzen abgesehen. Severus hob eine Augenbraue und starrte den Mann an.
Schwarze Augen blitzten auf und weiße Zähne. Severus starrte weiter, während der andere Mann anfing, wie ein Idiot vor sich hinzubabbeln. In einer Sprache, die Severus nicht verstand. Er hob die Augenbraue höher. Das Gebabbel wurde zu Geschrei und er wurde in die Seite gestoßen. Oder getreten. Wieder. Von einem anderen Mann. Severus starrte wütend und wollte sich erheben. Da bekam er einen Schlag auf den Kopf und war wieder weg.
Lucius. Lucius. Lucius. Seidenweiche silberne Haare. Das arroganteste Grinsen auf allen sieben Weltmeeren. Und der knackigste Arsch ebenfalls, ein Arsch, über den man Sonette schreiben oder auf dem man ein Tablett abstellen konnte. Severus hatte beides nicht getan, ihm waren andere Dinge näher gelegen. Der stolze arrogante Herr des Imperiums, sein Liebhaber. Es war immer Kampf gewesen. Herausforderung, ein Messen ebenbürtiger Kräfte. Wann hatte sich das geändert? Ab wann war es schief gelaufen? So schief, dass Lucius ihn verkauft hatte? Und warum hatte er das nicht bemerkt? Nicht rechtzeitig? Hätte er etwas tun können? Sich schützen? Weglaufen?
Snape bleckte die Zähne. Er war ein Idiot gewesen. Er allein war schuld an seinem Schicksal. Er hätte nicht weich werden dürfen, Lucius nicht trauen dürfen, nicht glauben dürfen, dass ihre Intimität etwas bedeutete. Lucius hatte ihn nur so lange gewollt wie er eine Herausforderung war. So lange er nicht wissen konnte, dass Snape ihm gehörte. Als er das wusste – hatte er ihn loswerden wollen. Sein Fehler. Sein eigener dummer idiotischer Fehler.
Der ihn nun auf einen Sklavenmarkt irgendwo in der arabischen Welt gebracht hatte. Ja, er wusste, dass Sklaverei verboten war. Offiziell. Aber er hatte als erster Offizier auf Lucius' Schiffen genug mitbekommen, um daran nicht zu glauben. Alle, alle, hatten sich verkauft, und die unglücklichsten hatten es nicht selbst getan. Und nun stand er hier. Einstmals Lucius' Statthalter auf seinem Flagschiff, der stolze Severus Snape, außergewöhnlich begabt für den Kampf mit der Natur und in der Unterdrückung von Menschen, die seinen Zwecken dienten, frei geboren und frei gelebt seit er alt genug war, für sich selbst zu sorgen, was mit 14 der Fall gewesen war, frei, bis er Lucius getroffen hatte, und nun – stand der selbe Mann in glühender Sonne unter einem Baldachin, der anscheinend den vielversprechenderen unter den Sklaven vorbehalten war, und musste sich von neugierigen zahnlosen Turban tragenden stinkenden Kameltreibern begaffen lassen.
Aber nicht befingern. Er trat nach einem, der die Dreistigkeit besaß, an seinem gefesselten Arm zu zupfen. Der Alte sprang zurück, so schnell ihn seine dünnen Beine trugen und brüllte ihn an. Severus grinste, verstehen konnte er ihn ohnehin nicht. Das Zetern ging weiter. Und Severus spürte einen brennenden Schmerz auf dem Rücken. Er fuhr herum. Hinter ihm stand der Mann, der ihn schon mal geschlagen hatte, bis er ohnmächtig wurde, und ließ eine Peitsche knallen. Auf ihn, Severus Snape.
Snape brüllte, bis er heiser war. Brüllte den Mann an, in einer Sprache, die der natürlich nicht verstand, aus Wut, aus Zorn, aus Verzweiflung, wenn er das auch nie zugegeben hätte. Brüllte, während die Peitschenhiebe auf ihn niederzischten, dass er fühlte, wie die Haut seines Rückens aufsprang und sein Blut in den Boden lief. Was sollte ihm schon noch passieren? Sollte er ihn totschlagen.
Doch so weit kam es nicht. Die Peitsche hörte auf, als Severus kaum noch bei Sinnen war, auf dem Sand zusammengebrochen, in zerfetzten Kleidern, blutend, kauernd, lauernd, und nur noch murmelnd, statt schreiend. Die Peitsche hörte auf, weil ein irgendwie besser angezogener Mann, über den ein Schirm gehalten wurde, gegen die gleißende Sonne, zu ihm trat, sein nasses Gesicht in die Hände nahm und lächelte. Severus war zu schwach um zu beißen, musste sich auf böses Starren beschränken und fiel in eine gnädige Ohnmacht.
Aus der er in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht erwachte. Er war frisch – gewaschen, gekleidet, frisiert und manikürt. Fassungslos und äußerst mißtrauisch starrte er auf seine Nägel. Er hatte immer Wert auf gepflegte Hände gelegt, eine seiner wenigen Eitelkeiten, und nicht leicht zu verfolgen, auf einem Schiff, aber das war – lächerlich. Seine Nägel glänzten so, dass er sich darin spiegeln konnte. Seine Haare waren ölig, aber nicht fettig, ungewaschen, wie es auf einem Schiff schon mal vorkommen konnte, wenn sie nicht verfilzt vom ewigen Wind waren, nein, irgendein nach Rosen riechendes Öl war darüber gegossen worden. Snape krauste die Nase und sah an sich hinunter. Er trug sonderbare Puschen an den Füßen, an den Spitzen gebogen, aus Samt. Logischerweise nicht gemacht, um damit draußen rumzulaufen. Sein Mund zuckte. Seine Beine ragten aus einem dunkelgrünen, mit silber abgesetzten Kleid aus einem Stoff, der seiner Haut schmeichelte, heraus. Und sie sahen irgendwie nicht wie seine Beine aus. Snape fuhr hoch, von dem sonderbaren, weichen Möbelstück auf dem er lag. Hölle und Verdammnis, seine Beine waren nackt. Haarlos. Rasiert. Wer konnte das getan haben, ohne dass er es merkte? Und – warum?
Er sah sich mit gesenkten Augen um, konnte aber niemand entdecken. Er war in einem kleinen Zimmer, das nur mit Kissen und Decken in allen Farben des Orients ausgestattet war. Ein Fenster ging auf einen Innenhof, in dem ein Springbrunnen plätscherte. Von irgendwoher kam menschlicher Lärm, aber niemand war zu sehen. Gut. Severus zog das lächerliche Kleidungsstück höher und entdeckte, dass es wirklich stimmte. Irgendwer musste ihn rasiert haben, am ganzen Körper, während er nicht bei sich gewesen war. Und sogar seine Zehennägel waren poliert und lackiert. Und unter dem Kleid trug er nichts als ein lächerliches Kettchen um die Taille, mit einem Anhänger, der tief genug baumelte, um beim Laufen zu stören. Nicht dass er in diesen Schuhen laufen konnte. Severus beugte sich ein wenig vor und schnüffelte an seinem haarlosen Körper. Eingeölt hatten ihn seine unbekannten Körperpfleger auch. Mit dem gleichen Rosenöl, wie es schien. Er stank wie ein ganzer Rosengarten. Er berührte den Anhänger, der über seiner empfindlichen nackten Scham baumelte und suchte nach dem Verschluss. Es gab keinen, das Schmuckstück schien an ihm festgeschweißt zu sein. Seufzend legte Severus sich zurück und schloss die Augen. Er konnte jetzt nichts tun, warum also sich aufregen?
