Die liebe Shelley hat bemerkt, dass ein Logikfehler drin ist. Severus springt erst auf und dann wird er vom Lager gezogen. Pfui! So geht das natürlich nicht!

Vielen Dank, Shelley!

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Ein Geruch weckte ihn. Seine Nase zuckte. Sein Gehirn versuchte rauszufinden, was es war, bevor er noch richtig wach wurde. Mit geschlossenen Augen blieb er still liegen. Wenn er ein Tier gewesen wäre, hätten seine Ohren gezuckt. So zuckten seine Nasenflügel. Keine Rosen, nein, das hätte er nicht mehr gerochen, er war von seinem eigenen Geruch schon wie betäubt. Dieses war stärker, weniger süß, irgendwie orientalisch, würzig – überwältigend. Mit einem Ruck riss Severus seine Augen auf und setzte sich auf. Patchouli! Natürlich! Neptun und seine Töchter! Ausgerechnet Patchouli!

Der Träger dieses überwältigenden Duftes stand in der Tür und lächelte ihn freundlich und ein wenig zurückhaltend an. Soweit man ein Lächeln zurückhaltend nennen konnte, das mehr weiße Zähne zeigte, als Snape je auf einem Haufen gesehen hatte. Hinter ihm bewegte sich etwas. Aha. Der Prinz war nicht mutig genug, um sich seiner Neuerwerbung allein zu nähern. Vernünftig von ihm. Leider.

Severus bewegte sich nicht, nur mit den Augen folgte er dem anderen Mann, der nun ins Zimmer trat. Und ihn begutachtete. Severus fühlte, wie sich seine Lippen verzogen. Begutachtet wie ein Stück Vieh, ein Pfingstochse, und geschmückt war er auch so. Ein Sklave. Ein Sexsklave. Er ließ seine Lippen sich zu einem wirklich gemeinen Grinsen verziehen. Nicht so leicht, mein Prinz, dachte er. Oh nein. Gar nicht so leicht.

Der Prinz zuckte zusammen. Angewidert, wie Snape hoffte. Doch, er hoffte. Lieber in die Wüste verstoßen, um zu sterben, zu verdursten, von den Geiern gefressen zu werden, als -. Nun ja. Du bist ein solcher Heuchler, Severus, sagte er zu sich. Verächtlich. So schlecht sah der Mann wirklich nicht aus. Kein Vergleich mit Lucius, natürlich, aber wer ließ sich schon mit dem vergleichen? Niemand, und das hatte Severus ja erst in diese Lage gebracht. Sein Mund verzog sich ohne sein Zutun. Wunderbar, ganz wunderbar. In diesem Zustand war er als Sexsklave überhaupt nicht zu gebrauchen. Er musste sich keine Sorgen machen. Der Prinz würde ihn einfach raussetzen. Oder Schlimmeres. Nein, Besseres. Schließlich hatte ihn sein Trieb erst in diese Lage gebracht. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, ihn los zu sein. Keine verzweifelten Versuche mehr, jemand ins Bett zu kriegen. Keine Unverschämtheiten dulden, nur weil man geil war. Kein Verrat möglich. Statt dessen – Wache stehen vor dem Frauengefängnis, dem Harem, Entschuldigung, und den Weibern dabei zusehen, wie sie fetter und fetter wurden weil ihnen nichts blieb, als Süßigkeiten in sich reinzustopfen während sie auf den Herrn warteten. Dazu das Gekreisch von kleinen Kindern, und das Gekeife der Frauen, die eifersüchtig aufeinander waren und versuchten, die Kinder zur Ruhe zu bringen. Severus schauderte. Nein, er hatte kein besonders positives Frauenbild, das wusste er. Es hatte ja schließlich Gründe, dass er den Fluss überquert hatte. Gründe, die vor der Anziehungskraft von Lucius und seinem Hintern, seinen Augen und dem ganzen Rest gewesen waren. Nun, vielleicht würde er es doch schaffen, das zu tun, was von einem guten Sexsklaven erwartet wurde. Er konnte ein erneutes Schaudern nicht verhindern, zwang sich aber, den Prinzen anzusehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das hatte er sich in den Jahren auf See angewöhnt. Untergebene und Vorgesetzte reagierten eingeschüchtert auf den Blick. Und der Prinz war auch nur ein Mann. Snape grinste. Innerlich. Und was erwartete ein Prinz jetzt von einem Sexsklaven? Das war bisher nicht sein Fachgebiet gewesen. Obwohl – was war er denn anderes gewesen, als Lucius' Sklave?

Snape merkte, wie sich seine Zähne wieder aufeinanderpressten, nicht ohne den weichen Teil seiner Mundhöhle mitzuquetschen. Es tat angenehm weh und machte den Kopf klar. Was also wurde von ihm erwartet? Unterwürfigkeit? Sollte er sich sofort auf den Mann stürzen? Ihm zu Diensten sein? So viele Möglichkeiten gab es ja eigentlich nicht. Und doch erstaunlich viele, wenn man mal so darüber nachdachte. Was wollte der Prinz? Was konnte jemand, der einen Harem von Frauen und Männern hatte, noch antörnen? So dass er Snape nicht gleich rauswarf und er Zeit hatte, sich eine Fluchtmöglichkeit auszudenken? Snape kniff die Augen zusammen und sah den Mann an. Richtig an. Das erste Mal.

Nein, wirklich nicht schlecht. Der gleiche alberne Aufzug in dem er selber steckte, nur mit mehr Pracht. Aber dem stand das ja auch zu, der war ja in dieser Welt geboren. Severus schnaubte nicht. Er verengte seine Augen. Ölig glänzendes langes schwarzes Haar. Er hatte nichts gegen langes Haar, bisher war blond eher seine Farbe gewesen, aber warum bei den Segeln auf allen sieben Meeren mussten diese Leute es in Öl tränken? Passierte das nicht von allein? Also er hatte da nie Schwierigkeiten mit.

Eine lange gebogene Nase, so richtig arabisch-semitisch. Klischeehaft. Nun ja, er selber war weder Araber noch Jude, und trotzdem ...

Braune Haut. Sehr schöne, unverschämt reine braune Haut. Severus hatte immer gesagt bekommen, er sei zu blass. Natürlich war ihm das egal gewesen, völlig egal. Aber dennoch, eine solche Haut löste ein ungutes Gefühl in der Magengegend bei ihm aus. Seine Oberlippe zuckte. Nun ja, der Mann hatte die sengende Sonne seiner Heimat sicher noch nie ohne Schutz gesehen. Schutz, der hinter ihm hergetragen wurde.

Gute Figur. Schlank. Nicht verweichlicht. Er schien sich noch selbst zu bewegen, bei welcher Tätigkeit auch immer. Nun ja, bis alle Pferde bewegt waren, die so ein Herrscher hatte – Snape merkte, wie sich sein Mund wieder verzog. Die schwarzen Augen sahen ihn aufmerksam an und dann zwinkerten sie. Severus hob eine Augenbraue. Vielleicht, ganz vielleicht hatte dieses andere Geschöpf ja recht. Und die – Arbeit würde nicht ganz fürchterlich werden. Er war es schließlich seit frühester Jugend gewöhnt, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Und diese Leute hatten ihn gekleidet, nicht nach seinem Geschmack, natürlich, und ihn gepflegt, noch weniger nach seinem Geschmack, und sie hatten ihm zu essen und trinken gegeben, das war lecker gewesen. Dass er nicht freiwillig hier war, dafür konnten sie ja nichts. Eigentlich.

Der Mann kam näher. Severus merkte, dass es ihm nicht gelungen war, sich selbst zu überzeugen. Sein ganzer Körper schrak zurück vor dem anderen Mann und dem gierigen Glanz in dessen Augen. Sollte er sich jetzt geschmeichelt fühlen, dass er dem Prinzen anscheinend gefiel? Ein Mann, der, wenn er seinen Informationen trauen durfte, eben schon mindestens eine Frau besucht und einen ganzen Stall von Männern und Frauen zu seiner Verfügung hatte, reagierte natürlich nicht mit so direkten Zeichen wie dem Heben des Kleides auf den Anblick eines Neuen, aber das Glänzen der Augen sprach Bände. Severus kannte Männer. Ziemlich gut. Doch, er gefiel. Und das gefiel ihm nicht.

Wie kam dieser Mann dazu, andere Menschen zu kaufen? Als sei das selbstverständlich? Wie konnte dieser Typ annehmen, dass irgend jemand noch Spass daran haben konnte, mit ihm zu schlafen, wenn er keine andere Wahl hatte? Severus schüttelte den Kopf. Spass? Wie kam er denn darauf, dass es dem Prinzen wichtig war, dass der andere – Partner Spass hatte? Gut, es ging leichter, wenn Mann oder Frau oder was auch immer sich nicht wehrte, aber vielleicht reizte gerade Widerstand eine Mann, der alles hatte oder haben konnte? Und der sicherlich über Möglichkeiten verfügte, Widerstand zu brechen. Ja. Oh ja. Auf mehrere Arten.

Severus leckte sich die Lippen. Lucius hatte ihn durchaus auf den Geschmack gebracht. Severus war schon immer ein stolzer Mann gewesen. Ein mächtiger Mann – so hatte er jedenfalls gedacht. Und Lucius ebenso. In ihrer – Beziehung hatte sich alles um Dominanz und Unterwerfung gedreht. Zunehmend auch mit diversen Hilfsmitteln. Severus schluckte, während seine Augen ohne zu blinzeln auf dem Prinzen ruhten, der ihn seinerseits anstarrte und sich die Lippen leckte. War der Mann nervös? Konnte der noch nervös sein, bei so vielen untergebenen Geschöpfen? Severus schaute während seine Gedanken wieder in der Vergangenheit spazieren gingen. Ja, er hatte es genossen, von Lucius unterworfen zu werden. Er hatte es genossen, von ihm gequält zu werden, nach langen harten Kämpfen um Überlegenheit. Er hatte es ebenso genossen, wenn er der Stärkere gewesen war, wenn sich der stolze Lucius keuchend und stöhnend unter ihm befand, sich ihm hingab, obwohl er es nicht wollte, so tat, als ob er nicht wolle, bis zum letzten Moment kämpfte und erst in der Erlösung, der unausweichlichen, nachgab und schwach wurde. Für einen kostbaren Moment.

Er kannte sich also aus, bei allem was ihn erwarten mochte. Aber es war Spiel gewesen, damals mit Lucius. Dies hier war kein Spiel. Der Mann hatte sein Leben in der Hand. Und er schien nicht geneigt, wenn der Gorilla, der in der Tür stand, auch nur ein kleines Anzeichen war, diese Macht aus der Hand zu geben.

Der andere Mann nickte kurz und scharf. Anscheinend war ihm Schauen nicht mehr genug. Und Severus hatte sich immer noch nicht gerührt. Es war ihm bewusst, dass er ungeheuer arrogant wirkte, wie er hier so lag, ausgestreckt auf den Kissen, und der Prinz vor ihm stehend. Anscheinend reichte es dem jetzt. Er hatte genug von Snape gesehen, was nicht schwierig war, in der Haltung, und bei der dünnen Kleidung, und fing nun mit der Erziehung seines neuen Spielzeugs an. Der Gorilla bewegte sich schnell. Snape wurde von dem Kissen gezogen, nicht zu zärtlich, und vor den Prinzen geworfen. Scheinbar von selbst nahm er die angemessene Position ein, er wusste nicht, woher er sie kannte. Er kniete vor dem stehenden Potentaten und senkte demütig das Haupt.