AN : Das Kapitel ist mir persönlich wichtig gewesen , weil es irgendwie Vergangenheit , Gegenwart und vielleicht eine nahe Zukunft indirekt beschreibt ( keine Ahnung , ob ihr es auch so nachvollziehen könnt oder versteht , worüber ich da eigentlich rede ;-)
NosebitingTeacup - Eine Debatte , bei der ich dabei bin , ist Sirius Tod/Leben , ich äußere mich später darüber . Das Kapitel 45 war auch dazu da , eine gewisse Entspannung zu erzeugen ( bevor's weitergeht ) . Und die Rechtschreibung ... wie gesagt , es wurde sehr spät ;-)
Bele - Ist doch genau das , was ich will : Weiterleser !
Six83 - Stimmt , der Großteil ist vorbei und die Fortsetzung spielt ´mehr oder weniger´ im sechsten Jahr . Harrys love ? Du wirst sehen ...
Und danke an : Rapunzelou , Eile , YanisTamiem , auxia , laser-jet , new , Tatze
46 KAPITEL : THE VOICE OF TRUTH
Harry klopfte an , trat ein .
Dumbledore saß im fahlen Schein der Kerze und laß ein Stück Pergament . Er wirkte etwas müde , aber immer noch wach genug , sein silbernen Bart schimmerte bei der kleinsten Bewegung . Er hob seine Hand und wies auf den Sessel vor dem Schreibtisch , auf den sich Harry niederließ . Zunächst war es ihm unangenehm gewesen , um diese späte Nachtzeit zu erscheinen , aber es war die einzige Zeit , wo nicht zehn andere zuhörten .
"Harry ." Der Direktor legte das Pergament weg und schob sich seine Brille zurecht . "Ich weiß nicht , wie oft du es schon von mir oder von anderen gehört hast , aber du hast dich in dieser Nacht gut geschlagen . Es tut mir wirklich Leid , dass dein Geburtstag auf diese Weise verlaufen musste ."
Er sagte vorerst nichts , sondern sah den Alten Mann vor sich in aller Ruhe an .
"Helen sagte , Sie seien Riddle in die Quere gekommen , als er geflohen ist ." , sagte Harry schließlich langsam , ohne auf seinen Geburtstag einzugehen . "Was ist passiert ? Warum haben Sie ihn nicht getötet ? Sie sind ihm ebenbürtig . Ist es , weil er früher ihr Schüler war ? Sie verstehen mich doch - weil Sie gewissermaßen nachsichtig mit ihm sind ."
Dumbledore blinzelte zuerst einige Male , bevor er antwortete .
"Ich bin in keiner Weise nachsichtig mit ihm , Harry ." , sagte er leise . "Es ist nicht mehr Tom , so sehr ich mir auch zu Anfang wünschte , es wäre so . Und vergiss nicht : Ebenbürtig zu sein , heißt bis in die Ewigkeit zu Kämpfen und nie zu Siegen . Du bist der Einzige , der es mit ihm aufnehmen kann . Und das hast du ihm oft genug bewiesen ."
"Dann bin ich ihm auch e-b-e-n-b-ü-r-t-i-g ." , entgegnete Harry trotzig und verschränkte die Arme . "Ich kämpfe schon lange mit ihm , aber habe ich ihn je besiegt ?"
"Du solltest nicht vergessen , dass du noch in der Ausbildung bist und bereits enorme Kräfte aufweist . Darauf solltest du Stolz sein ."
"Ja ." Harry hörte seine Stimme plötzlich wie aus der Ferne antworten . "Das bin ich ."
Eine Weile schwiegen sie , eine goldenen Feder wog sich sanft auf dem Tisch , als ein leichter Wind durch das Fenster aufkam .
"Wo ist sein Zauberstab ? Ich glaube , er hat ihn fallen lassen ."
"Fallen lassen ?" Der Direktor lächelte mild . "Du hast ihn ihm entrissen , unterspiel das nicht . Niemand anders konnte das tun , denn Voldemort und sein Stab sind fest und magisch miteinander verbunden . Leider ist er seinem Meister durch eben diese Magie gefolgt ."
"Wo sind die Todesser ?"
"Alle in Verwahrung des Ministeriums ."
"Und McGuire ?" , fragte Harry . "Ich meine ...ich kannte ihn nicht so sehr , aber ..."
"Odeon wird auf einem Friedhof außerhalb beigesetzt ." , erklärte Dumbledore gelassen . "Er hatte , fürchte ich, Anwandlungen von Schizophrenie , war teilweise unzurechnungsfähig . Am Tag war er Odeon McGuire , der Freund der Familie , in der Nacht war er ein Mann ohne Gesicht , verborgen hinter eine weißen Maske , inmitten von Voldemorts Armee ."
"Es wundert mich nicht . Immerhin kann er nicht ganz schlecht gewesen sein ... er hat Helena aufrichtig geliebt ...." Er blickte kurz aus dem Fenster .
Der Direktor sah ihn über den Rand seiner Halbmondbrille an .
"Was du letzte Nacht getan hast , war sehr Richtig . Dass du Bellarix hast überleben lassen , zeigt , wie sehr du doch deinen Eltern ähnelst ."
"Hagrid ..." , murmelte Harry in Gedanken versunken . "Er hat das zu mir als Erster gesagt ... und im dritten Schuljahr war es Remus ... Er hat gesagt , ich würde ihnen ähnlich sein . Nur wie sehr , würde mir erst später klar werden ."
"Bereits im dritten Schuljahr hast du Peter vor dem Tod bewahrt ." , erinnerte ihn Dumbledore . "Obwohl er Lily und James und all die anderen verraten hatte . Und das Selbe hast du wieder mit Bellatrix getan . Das ist etwas Wunderbares , was nicht jeder kann - einer Person , die man so sehr hasst , Gnade erweisen oder sogar darüber hinwegsehen ."
"Ich sehe darüber nicht hinweg , Professor ." , entgegnete Harry kühl . "Ich kann auf keinen Fall vergessen , was sie beide getan haben . Und ich kann es erst recht nicht verzeihen . Das einzig Wunderbare daran ist , dass ich meinen Hass soweit hinunterschlucken kann , dass er nicht ausbricht ."
Dumbledore musterte ihn schweigend .
"Was ist mit Draco ? Oder mit Severus ?"
"Was soll mit ihnen sein ?"
"Waren es nicht Personen , die du aus deinem Umkreis so sehr gehasst hast ?" , fragte er weiter . "Vielleicht nicht so sehr wie Peter oder Bellatrix , aber du bist ihnen täglich über den Weg gelaufen, es gab aufbrausende Meinungsverschiedenheiten , Streit und der Hass wurde immer wieder neu entfacht. Kannst du das jetzt auch noch behaupten ? Kannst du jetzt sagen , du hasst Draco - oder Severus Snape ?"
Harry blinzelte seinen Schulleiter an . Nein , das konnte er nicht . Auf einmal war da nichts . Zaubertrankstunden oder vorgelesene Artikel aus dem Tagespropheten ... beides hatte enorm an Wert und Gewicht verloren . Als wären da noch zu viele andere Dinge, die an ihre Stelle traten . Mitleid . Oder Toleranz .
"Was ist mit Wurmschwanz ?" , fragte er plötzlich und setzte sich gerade auf .
"Peter befindet sich immer noch in Haft und es wird auch für eine lange Zeit so bleiben ." Dumbledore faltete seine Finger in einander . "Aber ich nehme an , du willst wissen , wann es die anderen erfahren?"
"Ja ." Er nickte . "Was nützt es , wenn er gefangen ist und niemand davon weiß ?"
"Da stimme ich dir zum Teil zu , aber das Ministerium war schon immer recht holprig , wenn es darum ging , die eigenen Fehler einzugestehen ... Ich rede schon die ganze Zeit mit Cornelius , aber er ist stur wie eh und je ."
"Wie geht's Mark ?"
"Er schläft die meiste Zeit ." , erklärte der Direktor . "Hat vieles Durchgemacht . Er wird wohl morgen nach Hogwarts kommen , dort kann ihn Poppy sicher gut versorgen und er kann sich ein bisschen an die Umgebung gewöhnen ." Er räusperte sich . "Versuch , etwas Schlaf zu finden , mein Junge ."
Harry stand auf . Für ihn schien das Gespräch beendet . Er trat wieder hinaus in den Gang und sah sich unentschlossen um . Ihm war nicht nach Schlafen zumute . Er wünschte , er hätte ein Denkarium und nahm sich vor , eines zu besorgen , wenn er erwachsen war . Wenn er es wirklich brauchte . Vorsichtig schlich er die Treppe hinunter und trat in den Salon , wo er prompt auf Sarah stieß , die in einem alten Photoalbum blätterte . Er setzte sich ihr gegenüber .
"Wie geht's dir ?"
"Ganz gut ." Sie lächelte ihn an , dann sah sie noch einmal auf die lachenden Bilder vor ihr . "Die habe ich noch nie gesehen , weißt du ? Ich meine die Bilder . Und ich wollte noch die Zeit nutzten , die ich hier bin , um sie mir anzusehen ."
"Was soll das heißen , die Zeit nutzten ?" Harry sah sie verwirrt an , dann begriff er . "Oh - du möchtest zu deiner Tante ..."
Sarah klappte das Buch zu und sah ihn an . Sie wirkte müde und ausgelaugt .
"Ja ." , sagte sie ruhig . "Und ich werde die Ferien nicht mehr hier verbringen . Ich bin nicht wie du , Harry . Unsere Eltern waren hier vielleicht alle Mitglieder , aber du bist damit viel näher verbunden , als ich . Du empfindest die Anwesenheit in diesem Haus als angenehm . Ich bin ständig darauf gefasst, dass etwas passiert . Dass kann ich nicht ertragen ."
"Ist nicht jedermanns Sache ." Er versuchte zu lächeln . "Ich denke , es ist auch besser so . Ich meine , dass du jetzt weniger damit zu tun hast ... Aber wirst du eines Tages hierher wiederkommen ?"
"Vielleicht , ich würde sagen wahrscheinlich ." , antwortete sie . "Ich bin auf Dumbledores Seite und wenn er mich braucht , werde ich da sein . Aber noch nicht jetzt ... Weißt du , in dem Labyrinth , in dieser Dunkelheit , da werden einem so viele Dinge klar ..."
Harry beobachtete sie , während sie nach den richtigen Worten suchte .
"Ich freue mich auf Hogwarts und ich habe noch viel vor . Ich möchte später im St. Mungo arbeiten , Alesander zur Hand gehen und so . Ich möchte keine Aurorin werden , das wollte ich nie. Man muss doch nicht immer den selben Weg einschlagen , wie seine Eltern .."
"Irgendwie passen wir doch nicht so ganz zusammen ." , rutschte es ihm plötzlich heraus . Dafür hätte er sich Ohrfeigen können . "Entschuldige ... ich meine ... Also ich - ich fand es ..."
"Es war schön ." , beendete sie den Satz für ihn und fasste ihn kurz am Knie an . "Sehr schön ."
"Ja ." Er seufzte und lächelte verlegen . "Ich glaube , die anderen haben davon nicht so viel mitgekriegt ."
"Es war auch gut so . Aber ich kann als Freundin ohnhin nicht gegen andere ankommen . Zum Beispiel gegen Ron .... oder gegen Hermine ..."
"Gegen Hermine ?" Harry sah sie überrascht an . "Was soll denn mit Hermine sein ?"
"Ach Harry !" Sie seufzte . "Ihr seid seit dem elften Lebensjahr befreundet , habt so viel zusammen durchgemacht ! Egal , wie lange wir zusammen waren ... diese Zeit werde ich nicht aufholen können . Sie kennt dich viel besser als ich , vielleicht besser , als du selbst . Du , Ron und sie - ihr seid so nah beieinander . Zwangsläufig muss sich was anbannen . Zwischen dir und ihr , meine ich ."
"Was ?" , unterbrach er sie hastig und schüttelte abwehrend die Hände , wobei Blut in seine Wangen schoss . "Sarah , dass siehst du jetzt total falsch . Hermine und ich - wir sind nur Freunde ! Sie ist fast wie eine Schwester für mich ! Ich könnte nie mit ihr ...."
"Aber nur fast wie eine Schwester ." , entgegnete sie . "Sie und Ron ? Eher nicht . Aber du ..." Eine Weile schwiegen sie sich an . "Wir sind doch .... zusammen auseinder gegangen oder ? Ich - ich meine -" Sie stotterte verlegen . "Es ist doch nicht so , dass ich dich ... oder du mich ....?"
"Nein , nein ." , versicherte er hastig und grinste . "Zusammen ." Dann stand er auf und gähnte . "Hör mal , ich glaub , ich leg mich hin . Bleib nicht zu lange auf , sonst kippst du noch um ."
"Klar ." Sarah lächelte ihn an . Kurz bevor er die Tür erreichte , hielt sie ihn noch zurück . "Es ist schön mit dir gewesen . Wirklich . Lass dir von niemandem was anderes einreden . Du bist ein wunderbarer Freund für mich . Auch jetzt ."
"Du auch , Sarah . Ich bin froh , dass wir uns damals über den Weg gefallen sind . Bis dann ."
Harry trat gähnend aus dem Salon und war ziemlich dankbar , heute keine weiteren Gespräche führen zu müssen . Ihm schwirrten noch Wortfetzten im Kopf herum , die anscheinend noch nicht den Platz gefunden hatten , sich hinzulegen .
Alles war so schnell vorbeigewesen , wie es angefangen hatte . Still und leise . Auf und ab . Hin und zurück . Ron und Hermine hatte sie erwähnt . Würde ihre Freundschaft immer ein Dorn im Auge mancher Menschen sein ? Er schüttelte den Kopf . Nie im Leben und für niemanden würde er es aufgeben . Er , Ron und Hermine waren unzertrennlich , fast wie Geschwister . Sie waren für einander da , erzählten sich alles . Wer damit nicht klar kam , hatte nichts an ihrer Seite verloren .
Müde stampfte er die Treppe wieder hoch , wollte gerade in sein Zimmer treten , als er noch etwas bemerkte . Es hörte sich wie ein leises Wimmern an . Und es kam - ausgerechnet - aus Hermines Zimmer .
Nervös öffnete er die Tür einen Spalt breit und trat hinein .
"Hermine ?" , flüsterte er . "Alles in Ordnung ?"
Auf dem Bett warf sich jemand herum . Vorsichtig schlich er sich zu der Kommode , schüttelte an der Energiekugel , die sofort sanftes , oranges Licht durchs Zimme warf und lehnte sich über das Bett . Hermine schlief ziemlich unruhig , aus ihren Augenwinkeln rannten Tränen , sie warf ihren Kopf hin und her . Harry zögerte, berührte sie aber schließlich an der Hand , erschrocken feststellend , wie kalt sie war .
"Hey , wach auf ... Es ist nur ein Alptraum ..."
"HARRY !" Sie fuhr kerzengerade aus dem Bett , ihr Brust hob und senkte sich wieder , die Augen starr nach vorne gerichtet . Ihre Finger gruben sich in seine Hand . "Harry ..." , keuchte sie wieder . "Bitte nicht ...."
"Hermine ." Er setzte sich vor sie , nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und drehte es zu sich hin . "Hermine . Ich bin hier . Es ist alles in Ordnung ." , redete er ruhig auf sie ein . "Sieh mich an . Es ist alles gut . Ich bin hier ."
Eine Weile sagte sie nichts , dann blinzelte sie ihn an . Er lächelte erleichtert und wischte ihr die Tränen weg .
"Alles klar ?"
"Oh Harry ..." , schluchzte sie leise und nahm ihn in den Arm . "Ich hatte solche Angst ..." Als er die Umarmun zögernd erwiderte , bebte ihr Körper . "Ich wollte es in dem Labyrinth nicht sagen , wegen Ginny und Luna ... und Ron und den ganzen Mitgliedern .... Ich wollte nicht , dass sie meinen würden ... ich sei dumm oder sowas .... Aber ich ...ich ... ich hatte solche Angst .... Ich hatte solche Angs um uns alle .... Solche Angst - um dich ..."
Während er sie noch fest im Arm hielt und ihr beruhigend über den Rücken strich fragte er sich , warum er das nicht bemerkt hatte . Er kannte Hermine so lange schon , warum hatte er nicht bemerkt , wie sehr sie litt ? Wieso hatte er sie nicht getröstet ? Eine Weile saßen sie noch eng aneinder , dann ließ sie ihn los , schniefte , zog ein Taschentuch hervor , putzte sich die Nase und versuchte ein tapferes Grinsen .
"Entschuldige ." , murmelte sie und wurde rot . "Ich glaub ,der Alptraum war etwas heftig ."
"Schon ok ." Er lächelte sie unsicher an . "Ich bleib einfach noch eine Weile hier und warte, bis du wieder schläfst ."
Unter ihrem verwunderten Blick schob er einen weichen Sessel an den Bettrand , ließ sich darauf nieder , wobei er seinen Kopf auf die Matraze bettete , schüttelte noch kurz die Kugel und tauchte das Zimmer wieder in Dunkelheit .
"Bist du sicher ?" , fragte sie leise . "Du solltest selbst schlafen gehen , Harry . Ich bin doch kein kleines Kind mehr ."
"Um Himmels Willen , Hermine !" Er schlug die Augen auf . Durch das Licht des Vollmondes , welches durch das Fenster fiel , waren seine grünen Augen das einzig leuchtende . "Was wäre ich für ein guter Freund , wenn ich dich noch alleine ließe ? Komm schon . Wenn du nicht schlafen willst , dann lass uns ein bisschen reden."
"Moment noch ." Sie nahm ihre Zweitdecke und ließ sie über ihn gleiten .
Harry verfolgte sie mit seinem Blick , während sie schließlich selbst in ihr Bett zurücksank und ein wenig nach unten rutschte , um besser mit ihm reden zu hören . Aber kaum war es leise , waren beide eingeschlafen .
TBC
NosebitingTeacup - Eine Debatte , bei der ich dabei bin , ist Sirius Tod/Leben , ich äußere mich später darüber . Das Kapitel 45 war auch dazu da , eine gewisse Entspannung zu erzeugen ( bevor's weitergeht ) . Und die Rechtschreibung ... wie gesagt , es wurde sehr spät ;-)
Bele - Ist doch genau das , was ich will : Weiterleser !
Six83 - Stimmt , der Großteil ist vorbei und die Fortsetzung spielt ´mehr oder weniger´ im sechsten Jahr . Harrys love ? Du wirst sehen ...
Und danke an : Rapunzelou , Eile , YanisTamiem , auxia , laser-jet , new , Tatze
46 KAPITEL : THE VOICE OF TRUTH
Harry klopfte an , trat ein .
Dumbledore saß im fahlen Schein der Kerze und laß ein Stück Pergament . Er wirkte etwas müde , aber immer noch wach genug , sein silbernen Bart schimmerte bei der kleinsten Bewegung . Er hob seine Hand und wies auf den Sessel vor dem Schreibtisch , auf den sich Harry niederließ . Zunächst war es ihm unangenehm gewesen , um diese späte Nachtzeit zu erscheinen , aber es war die einzige Zeit , wo nicht zehn andere zuhörten .
"Harry ." Der Direktor legte das Pergament weg und schob sich seine Brille zurecht . "Ich weiß nicht , wie oft du es schon von mir oder von anderen gehört hast , aber du hast dich in dieser Nacht gut geschlagen . Es tut mir wirklich Leid , dass dein Geburtstag auf diese Weise verlaufen musste ."
Er sagte vorerst nichts , sondern sah den Alten Mann vor sich in aller Ruhe an .
"Helen sagte , Sie seien Riddle in die Quere gekommen , als er geflohen ist ." , sagte Harry schließlich langsam , ohne auf seinen Geburtstag einzugehen . "Was ist passiert ? Warum haben Sie ihn nicht getötet ? Sie sind ihm ebenbürtig . Ist es , weil er früher ihr Schüler war ? Sie verstehen mich doch - weil Sie gewissermaßen nachsichtig mit ihm sind ."
Dumbledore blinzelte zuerst einige Male , bevor er antwortete .
"Ich bin in keiner Weise nachsichtig mit ihm , Harry ." , sagte er leise . "Es ist nicht mehr Tom , so sehr ich mir auch zu Anfang wünschte , es wäre so . Und vergiss nicht : Ebenbürtig zu sein , heißt bis in die Ewigkeit zu Kämpfen und nie zu Siegen . Du bist der Einzige , der es mit ihm aufnehmen kann . Und das hast du ihm oft genug bewiesen ."
"Dann bin ich ihm auch e-b-e-n-b-ü-r-t-i-g ." , entgegnete Harry trotzig und verschränkte die Arme . "Ich kämpfe schon lange mit ihm , aber habe ich ihn je besiegt ?"
"Du solltest nicht vergessen , dass du noch in der Ausbildung bist und bereits enorme Kräfte aufweist . Darauf solltest du Stolz sein ."
"Ja ." Harry hörte seine Stimme plötzlich wie aus der Ferne antworten . "Das bin ich ."
Eine Weile schwiegen sie , eine goldenen Feder wog sich sanft auf dem Tisch , als ein leichter Wind durch das Fenster aufkam .
"Wo ist sein Zauberstab ? Ich glaube , er hat ihn fallen lassen ."
"Fallen lassen ?" Der Direktor lächelte mild . "Du hast ihn ihm entrissen , unterspiel das nicht . Niemand anders konnte das tun , denn Voldemort und sein Stab sind fest und magisch miteinander verbunden . Leider ist er seinem Meister durch eben diese Magie gefolgt ."
"Wo sind die Todesser ?"
"Alle in Verwahrung des Ministeriums ."
"Und McGuire ?" , fragte Harry . "Ich meine ...ich kannte ihn nicht so sehr , aber ..."
"Odeon wird auf einem Friedhof außerhalb beigesetzt ." , erklärte Dumbledore gelassen . "Er hatte , fürchte ich, Anwandlungen von Schizophrenie , war teilweise unzurechnungsfähig . Am Tag war er Odeon McGuire , der Freund der Familie , in der Nacht war er ein Mann ohne Gesicht , verborgen hinter eine weißen Maske , inmitten von Voldemorts Armee ."
"Es wundert mich nicht . Immerhin kann er nicht ganz schlecht gewesen sein ... er hat Helena aufrichtig geliebt ...." Er blickte kurz aus dem Fenster .
Der Direktor sah ihn über den Rand seiner Halbmondbrille an .
"Was du letzte Nacht getan hast , war sehr Richtig . Dass du Bellarix hast überleben lassen , zeigt , wie sehr du doch deinen Eltern ähnelst ."
"Hagrid ..." , murmelte Harry in Gedanken versunken . "Er hat das zu mir als Erster gesagt ... und im dritten Schuljahr war es Remus ... Er hat gesagt , ich würde ihnen ähnlich sein . Nur wie sehr , würde mir erst später klar werden ."
"Bereits im dritten Schuljahr hast du Peter vor dem Tod bewahrt ." , erinnerte ihn Dumbledore . "Obwohl er Lily und James und all die anderen verraten hatte . Und das Selbe hast du wieder mit Bellatrix getan . Das ist etwas Wunderbares , was nicht jeder kann - einer Person , die man so sehr hasst , Gnade erweisen oder sogar darüber hinwegsehen ."
"Ich sehe darüber nicht hinweg , Professor ." , entgegnete Harry kühl . "Ich kann auf keinen Fall vergessen , was sie beide getan haben . Und ich kann es erst recht nicht verzeihen . Das einzig Wunderbare daran ist , dass ich meinen Hass soweit hinunterschlucken kann , dass er nicht ausbricht ."
Dumbledore musterte ihn schweigend .
"Was ist mit Draco ? Oder mit Severus ?"
"Was soll mit ihnen sein ?"
"Waren es nicht Personen , die du aus deinem Umkreis so sehr gehasst hast ?" , fragte er weiter . "Vielleicht nicht so sehr wie Peter oder Bellatrix , aber du bist ihnen täglich über den Weg gelaufen, es gab aufbrausende Meinungsverschiedenheiten , Streit und der Hass wurde immer wieder neu entfacht. Kannst du das jetzt auch noch behaupten ? Kannst du jetzt sagen , du hasst Draco - oder Severus Snape ?"
Harry blinzelte seinen Schulleiter an . Nein , das konnte er nicht . Auf einmal war da nichts . Zaubertrankstunden oder vorgelesene Artikel aus dem Tagespropheten ... beides hatte enorm an Wert und Gewicht verloren . Als wären da noch zu viele andere Dinge, die an ihre Stelle traten . Mitleid . Oder Toleranz .
"Was ist mit Wurmschwanz ?" , fragte er plötzlich und setzte sich gerade auf .
"Peter befindet sich immer noch in Haft und es wird auch für eine lange Zeit so bleiben ." Dumbledore faltete seine Finger in einander . "Aber ich nehme an , du willst wissen , wann es die anderen erfahren?"
"Ja ." Er nickte . "Was nützt es , wenn er gefangen ist und niemand davon weiß ?"
"Da stimme ich dir zum Teil zu , aber das Ministerium war schon immer recht holprig , wenn es darum ging , die eigenen Fehler einzugestehen ... Ich rede schon die ganze Zeit mit Cornelius , aber er ist stur wie eh und je ."
"Wie geht's Mark ?"
"Er schläft die meiste Zeit ." , erklärte der Direktor . "Hat vieles Durchgemacht . Er wird wohl morgen nach Hogwarts kommen , dort kann ihn Poppy sicher gut versorgen und er kann sich ein bisschen an die Umgebung gewöhnen ." Er räusperte sich . "Versuch , etwas Schlaf zu finden , mein Junge ."
Harry stand auf . Für ihn schien das Gespräch beendet . Er trat wieder hinaus in den Gang und sah sich unentschlossen um . Ihm war nicht nach Schlafen zumute . Er wünschte , er hätte ein Denkarium und nahm sich vor , eines zu besorgen , wenn er erwachsen war . Wenn er es wirklich brauchte . Vorsichtig schlich er die Treppe hinunter und trat in den Salon , wo er prompt auf Sarah stieß , die in einem alten Photoalbum blätterte . Er setzte sich ihr gegenüber .
"Wie geht's dir ?"
"Ganz gut ." Sie lächelte ihn an , dann sah sie noch einmal auf die lachenden Bilder vor ihr . "Die habe ich noch nie gesehen , weißt du ? Ich meine die Bilder . Und ich wollte noch die Zeit nutzten , die ich hier bin , um sie mir anzusehen ."
"Was soll das heißen , die Zeit nutzten ?" Harry sah sie verwirrt an , dann begriff er . "Oh - du möchtest zu deiner Tante ..."
Sarah klappte das Buch zu und sah ihn an . Sie wirkte müde und ausgelaugt .
"Ja ." , sagte sie ruhig . "Und ich werde die Ferien nicht mehr hier verbringen . Ich bin nicht wie du , Harry . Unsere Eltern waren hier vielleicht alle Mitglieder , aber du bist damit viel näher verbunden , als ich . Du empfindest die Anwesenheit in diesem Haus als angenehm . Ich bin ständig darauf gefasst, dass etwas passiert . Dass kann ich nicht ertragen ."
"Ist nicht jedermanns Sache ." Er versuchte zu lächeln . "Ich denke , es ist auch besser so . Ich meine , dass du jetzt weniger damit zu tun hast ... Aber wirst du eines Tages hierher wiederkommen ?"
"Vielleicht , ich würde sagen wahrscheinlich ." , antwortete sie . "Ich bin auf Dumbledores Seite und wenn er mich braucht , werde ich da sein . Aber noch nicht jetzt ... Weißt du , in dem Labyrinth , in dieser Dunkelheit , da werden einem so viele Dinge klar ..."
Harry beobachtete sie , während sie nach den richtigen Worten suchte .
"Ich freue mich auf Hogwarts und ich habe noch viel vor . Ich möchte später im St. Mungo arbeiten , Alesander zur Hand gehen und so . Ich möchte keine Aurorin werden , das wollte ich nie. Man muss doch nicht immer den selben Weg einschlagen , wie seine Eltern .."
"Irgendwie passen wir doch nicht so ganz zusammen ." , rutschte es ihm plötzlich heraus . Dafür hätte er sich Ohrfeigen können . "Entschuldige ... ich meine ... Also ich - ich fand es ..."
"Es war schön ." , beendete sie den Satz für ihn und fasste ihn kurz am Knie an . "Sehr schön ."
"Ja ." Er seufzte und lächelte verlegen . "Ich glaube , die anderen haben davon nicht so viel mitgekriegt ."
"Es war auch gut so . Aber ich kann als Freundin ohnhin nicht gegen andere ankommen . Zum Beispiel gegen Ron .... oder gegen Hermine ..."
"Gegen Hermine ?" Harry sah sie überrascht an . "Was soll denn mit Hermine sein ?"
"Ach Harry !" Sie seufzte . "Ihr seid seit dem elften Lebensjahr befreundet , habt so viel zusammen durchgemacht ! Egal , wie lange wir zusammen waren ... diese Zeit werde ich nicht aufholen können . Sie kennt dich viel besser als ich , vielleicht besser , als du selbst . Du , Ron und sie - ihr seid so nah beieinander . Zwangsläufig muss sich was anbannen . Zwischen dir und ihr , meine ich ."
"Was ?" , unterbrach er sie hastig und schüttelte abwehrend die Hände , wobei Blut in seine Wangen schoss . "Sarah , dass siehst du jetzt total falsch . Hermine und ich - wir sind nur Freunde ! Sie ist fast wie eine Schwester für mich ! Ich könnte nie mit ihr ...."
"Aber nur fast wie eine Schwester ." , entgegnete sie . "Sie und Ron ? Eher nicht . Aber du ..." Eine Weile schwiegen sie sich an . "Wir sind doch .... zusammen auseinder gegangen oder ? Ich - ich meine -" Sie stotterte verlegen . "Es ist doch nicht so , dass ich dich ... oder du mich ....?"
"Nein , nein ." , versicherte er hastig und grinste . "Zusammen ." Dann stand er auf und gähnte . "Hör mal , ich glaub , ich leg mich hin . Bleib nicht zu lange auf , sonst kippst du noch um ."
"Klar ." Sarah lächelte ihn an . Kurz bevor er die Tür erreichte , hielt sie ihn noch zurück . "Es ist schön mit dir gewesen . Wirklich . Lass dir von niemandem was anderes einreden . Du bist ein wunderbarer Freund für mich . Auch jetzt ."
"Du auch , Sarah . Ich bin froh , dass wir uns damals über den Weg gefallen sind . Bis dann ."
Harry trat gähnend aus dem Salon und war ziemlich dankbar , heute keine weiteren Gespräche führen zu müssen . Ihm schwirrten noch Wortfetzten im Kopf herum , die anscheinend noch nicht den Platz gefunden hatten , sich hinzulegen .
Alles war so schnell vorbeigewesen , wie es angefangen hatte . Still und leise . Auf und ab . Hin und zurück . Ron und Hermine hatte sie erwähnt . Würde ihre Freundschaft immer ein Dorn im Auge mancher Menschen sein ? Er schüttelte den Kopf . Nie im Leben und für niemanden würde er es aufgeben . Er , Ron und Hermine waren unzertrennlich , fast wie Geschwister . Sie waren für einander da , erzählten sich alles . Wer damit nicht klar kam , hatte nichts an ihrer Seite verloren .
Müde stampfte er die Treppe wieder hoch , wollte gerade in sein Zimmer treten , als er noch etwas bemerkte . Es hörte sich wie ein leises Wimmern an . Und es kam - ausgerechnet - aus Hermines Zimmer .
Nervös öffnete er die Tür einen Spalt breit und trat hinein .
"Hermine ?" , flüsterte er . "Alles in Ordnung ?"
Auf dem Bett warf sich jemand herum . Vorsichtig schlich er sich zu der Kommode , schüttelte an der Energiekugel , die sofort sanftes , oranges Licht durchs Zimme warf und lehnte sich über das Bett . Hermine schlief ziemlich unruhig , aus ihren Augenwinkeln rannten Tränen , sie warf ihren Kopf hin und her . Harry zögerte, berührte sie aber schließlich an der Hand , erschrocken feststellend , wie kalt sie war .
"Hey , wach auf ... Es ist nur ein Alptraum ..."
"HARRY !" Sie fuhr kerzengerade aus dem Bett , ihr Brust hob und senkte sich wieder , die Augen starr nach vorne gerichtet . Ihre Finger gruben sich in seine Hand . "Harry ..." , keuchte sie wieder . "Bitte nicht ...."
"Hermine ." Er setzte sich vor sie , nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und drehte es zu sich hin . "Hermine . Ich bin hier . Es ist alles in Ordnung ." , redete er ruhig auf sie ein . "Sieh mich an . Es ist alles gut . Ich bin hier ."
Eine Weile sagte sie nichts , dann blinzelte sie ihn an . Er lächelte erleichtert und wischte ihr die Tränen weg .
"Alles klar ?"
"Oh Harry ..." , schluchzte sie leise und nahm ihn in den Arm . "Ich hatte solche Angst ..." Als er die Umarmun zögernd erwiderte , bebte ihr Körper . "Ich wollte es in dem Labyrinth nicht sagen , wegen Ginny und Luna ... und Ron und den ganzen Mitgliedern .... Ich wollte nicht , dass sie meinen würden ... ich sei dumm oder sowas .... Aber ich ...ich ... ich hatte solche Angst .... Ich hatte solche Angs um uns alle .... Solche Angst - um dich ..."
Während er sie noch fest im Arm hielt und ihr beruhigend über den Rücken strich fragte er sich , warum er das nicht bemerkt hatte . Er kannte Hermine so lange schon , warum hatte er nicht bemerkt , wie sehr sie litt ? Wieso hatte er sie nicht getröstet ? Eine Weile saßen sie noch eng aneinder , dann ließ sie ihn los , schniefte , zog ein Taschentuch hervor , putzte sich die Nase und versuchte ein tapferes Grinsen .
"Entschuldige ." , murmelte sie und wurde rot . "Ich glaub ,der Alptraum war etwas heftig ."
"Schon ok ." Er lächelte sie unsicher an . "Ich bleib einfach noch eine Weile hier und warte, bis du wieder schläfst ."
Unter ihrem verwunderten Blick schob er einen weichen Sessel an den Bettrand , ließ sich darauf nieder , wobei er seinen Kopf auf die Matraze bettete , schüttelte noch kurz die Kugel und tauchte das Zimmer wieder in Dunkelheit .
"Bist du sicher ?" , fragte sie leise . "Du solltest selbst schlafen gehen , Harry . Ich bin doch kein kleines Kind mehr ."
"Um Himmels Willen , Hermine !" Er schlug die Augen auf . Durch das Licht des Vollmondes , welches durch das Fenster fiel , waren seine grünen Augen das einzig leuchtende . "Was wäre ich für ein guter Freund , wenn ich dich noch alleine ließe ? Komm schon . Wenn du nicht schlafen willst , dann lass uns ein bisschen reden."
"Moment noch ." Sie nahm ihre Zweitdecke und ließ sie über ihn gleiten .
Harry verfolgte sie mit seinem Blick , während sie schließlich selbst in ihr Bett zurücksank und ein wenig nach unten rutschte , um besser mit ihm reden zu hören . Aber kaum war es leise , waren beide eingeschlafen .
TBC
