A/N: Ron ist hier nicht im Quidditch-Team

11. Fruchtsalat

"Drei von fünf sind bereits verloren", stammelte Hermione. "Wenn es so weitergeht, werden wir morgen überhaupt keine Phiole mehr haben!" Die Burschen mussten fast laufen, um mit ihrem brüsken Schritt mitzuhalten.

"Muss er den Trank eigentlich wirklich trinken?" fragte Ron ein wenig atemlos; er war schließlich nicht im Quidditch-Team. Er fragte sich kurz, wo Hermione ihre Ausdauer herhatte, dann schloss er, dass das ganze Augentraining in der Bücherei wohl effizienter war als er gedacht hatte. "Würde es denn nicht genug sein, wenn es mit seiner Haut in Verbindung kommt?"

"Nein!" schnappte Hermione ungeduldig. "Hörst du denn nie zu, wenn ich etwas sage?"

"Im Allgemeinen oder in letzter Zeit?"

"Ron!"

"Ja...?"

"Komm wieder runter, Ron", ging Harry endlich dazwischen. "Wir kämpfen alle auf der selben Seite... sozusagen."

"Also war's ich wieder?" verlangte Ron; seine Ohren wurden schon wieder knallrot. "Ich hab' nur eine einzige verdammte Frage gestellt und sie", er schoss Hermione einen dreckigen Seitwärtsblick, "tut so als wäre ich ein totaler Idiot!"

"Ein 'alberner Depp' wäre passender", sagte Hermione, verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust und forderte den Rotschopf mit einem Blick, den sie offensichtlich vor dem Spiegel geübt hat, auf, etwas gegen sie zu sagen.

"W-was!" stammelte Ron.

"Das war echt nicht nötig, Herm-"

"Oh, beruhig dich, Ron, wirklich. Wenn du mir zugehört hättest, würdest du wissen, dass der Trank oral eingenommen werden muss, um ordentlich zu wirken. Aber das hast du nicht – wie immer – oder etwa doch?"

"Ich bin mir sicher, dass Ron immer zuhört", versuchte Harry zu vermitteln. Er mochte es nicht, wie die Dinge sich jetzt entwickelten; als ob er in ein paar Minuten alles selber machen müsste. "Würdet ihr jetzt bitte auf MICH hören? Alle beide... danke." Harry schob seine Brillen zurück auf seine Nase und nahm einen beruhigenden Atemzug. Es war wahr, dieser Spruch, wenn man bestimmte Freunde hatte, dann brauchte man keine Feinde mehr; sie hielten einen immer auf Trab – wenn es doch nicht so verdammt ermüdend wäre. "Könnten wir, vielleicht, auf das Hauptthema zurückkommen? Snape, Liebestrank, zwei weitere Versuche? Euer kindisches Geplänkel kann etwas ablenkend sein, wisst ihr? Könnten wir das sein lassen, zumindest für jetzt?"

Hermione seufzte und ließ ihre Arme fallen. "Du hast Recht", sagte sie leise und wurde wegen ihres kindischen Verhaltens rot.

"Ich weiß, dass ich Recht habe", grinste Ron. "Und du hast angefangen."

"W-was?" Hermione war an der Reihe zu stottern. "Ich habe nur- du bist unmöglich!"

"Nur Spaß! Ha! Du hättest dein Gesicht sehen sollen... Ganz sprachlos und-"

"Ron", sagte Harry und schüttelte seinen Kopf überfordert.

"In Ordnung", murrte Ron und zog eine Grimasse. "Egal, ich hab' nur gefragt, ob der Trank auch durch die Haut wirkt, weil wir dann ja schon fertig wären..." Er schoss einen verschmitzten Blick in die Richtung seines Freundes. "Ehrlich, Harry, du hast zwei Phiolen in weniger als einer Stunde verschwendet..."

"Ich - was? Es hätte funktionieren können! Der Plan war gut! Wie hätte ich auch wissen sollen, dass Snape sich mit dem 'Wasser' die Hände waschen würde? Ich bin ja kein Hellseher..."

Hermione schnaubte. "Offensichtlich. Dann hättest du Wahrsagen wohl nicht aufgeben sollen, was?"

"Ja", stimmte Ron zu. "Trelawney hätte das sicher gefallen. Sie hätte wohl nicht Gesehen, dass Snape sich den Trank über die Hände leert, sondern dass er daran erstickt, oder dass er eines langsamen, sehr schmerzvollen Todes sterben würde, aufgrund der Blasen, die sich sicher auf seiner Haut gebildet hätten..."

"Ha. Ha."

Severus starrte die Tür zur Freiheit sehnsüchtig an. Die letzten Lehrer hatten das Lehrerzimmer vor Minuten verlassen (obwohl es sich eher nach Stunden anfühlte); er wünschte sich, dass er das auch getan hätte. Dann wäre er hier nicht mit Nymphadora Tonks, die technisch gesehen nicht mal ein richtiger Lehrer war. Snape musste zwischen zwei Übeln wählen. Alleine mit dieser verrückten Hexe sitzen oder aber dem Unbekanntem in Hogwarts' Gängen entgegentreten, wo noch immer der böse Liebesbriefschreiber herumlungern konnte. Es war eine schwierige Entscheidung, aber eine, die gefällt werden musste.

Das Treffen war purer Horror gewesen. Jeder hatte so viele unwichtige Fragen für den Interimsschulleiter gehabt ("Sind zwei Wochen Strafarbeiten wirklich genug für einen Brandanschlag?", "Bevorzugst du die Slytherins jetzt nicht vielleicht ein wenig zu sehr?", "Sollten wir die Pflichtuniformen abschaffen?"), dass Snape sich gefragt hatte, wie er sich jemals hatte freuen können, dass er der zeitweilige Interimsschulleiter war. Manchmal bemitleidete er Dumbledore. Jahrelang war er Voldemorts kleiner Tränkemeister gewesen, hatte all den Schmerz und die Erniedrigung ertragen, und es war nicht halb so nervenaufreibend gewesen. Armer Albus. Vielleicht war das der Grund, warum er den ganzen Zucker brauchte? Um ihn am Laufen zu halten. Armer Albus, in der Tat.

Severus seufzte und konzentrierte sich wieder auf Tonks, die bei weitem die meisten Fragen hatte. Ihre knallgrünen Haare waren genug, um ihn bei Bewusstsein zu halten und ihn nicht gänzlich einschlafen zu lassen.

"Uh, ich hab' nur noch eine Frage", sagte Nymphadora und rutschte in ihrem Sitz herum, "aber ich bin mir nicht sicher, ob das hierher gehört..."

"Wenn es die letzte ist, schieß gleich los", meinte Severus mit einem leichten Höhngrinsen.

"Okay... wenn du braune Haare hast", Tonks ignorierte die gehobenen Augenbrauen des ihr gegenüber sitzenden Zauberers und fuhr hastig fort, "bist du eine Brünette, richtig? Und wenn du blonde Haare hast, bist du eine Blondine. Aber ich habe gerade limonenfarbene Haare. Heißt das, dass ich eine Limette bin?"

Severus war für eine sehr lange Zeit still als er diese Frage überdachte. Dann antwortete er, und es war absolut keine Herablassung in seiner Stimme. "Ja."