Disclaimer: Alles gehört dem unglaublichen Prof. Tolkien bzw. seinen Erben. Ich habe es mir ausgeliehen und muss es leider wieder abgeben.
2. Kapitel: Reisen bildet
Die Herrin des Goldenen Waldes löste ihren Blick von der eben noch so bewegten Oberfläche ihres Spiegels, die nun mit einem letzten Zittern zur Ruhe kam.
„Jugend ist eine gefährliche Zeit", erklärte sie seufzend. „Und wohl ein Konzept, das mir schon lange fremd geworden ist. Kommt näher, Hauptmann."
Wortlos folgte er der Aufforderung. Mit ‚Jugend' konnte sie ihn jedenfalls nicht meinen, diese Zeit lag schon einige Jahrtausende hinter ihm. Er erinnerte sich auch nicht unbedingt gerne daran. Unsicherheit hatte diese Jahre begleitet und es gab kaum einen Gemütszustand, den er so sehr verabscheute wie diesen.
Eine Weile stand Galadriel nur schweigend da. Das kannte Haldir zur Genüge. Celeborn hatte ihm vor langer Zeit nach einem späten Glas Wein verraten, dass er gewöhnlich vor sich hindöste oder in Gedanken handfestere Belange Loriens zu lösen versuchte, wenn sie ihre schweigsamen Phasen hatte. Haldir machte es mittlerweile ähnlich. Diesmal ging er die Einteilung der Grenzwachen an der Südgrenze durch.
„Ich bitte Euch um einen Gefallen", sagte Galadriel unvermittelt und lächelte ihn an.
Kein gutes Zeichen, erkannte Haldir wachsam. Jemand wie Galadriel bat selten um etwas. „Herrin?"
„Unternehmt eine Reise."
„Eine Reise?"
„Den Anduin hinauf."
„Den Anduin?"
„Bis zur Alten Furt müsst Ihr reisen."
„Zur Alten Furt?"
Misstrauisch runzelte sie die Stirn. „Haldir, habt Ihr mit Celeborn gesprochen?"
„Herrin?"
„Er redet immer genauso mit mir", erklärte sie und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Wie ein Echo!"
Haldir lächelte unschuldig. „Ich spreche oft mit Eurem Gemahl."
„Ja und meistens habt ihr beide dabei einen Weinpokal in den Händen", grollte sie, um unvermittelt eine Wanderung über die kleine Lichtung aufzunehmen. Immer fünf Schritte hin und fünf Schritte wieder zurück. „Also gut, um es kurz zu machen. Ich möchte, dass Ihr den Anduin bis zur Alten Furt hinaufreist. Und zwar alleine. Was Ihr macht, wenn Ihr an der Furt angekommen seid, bleibt Euch überlassen. Ihr werdet unterwegs auf einige Fremde treffen, auch wenn Ihr von einem davon zumindest schon gehört habt. Seid nett zu diesen Reisenden, es ist wichtig, dass sie an ihrem Bestimmungsort ankommen."
„Ist das alles?"
„Stellt es Euch nicht zu leicht vor, mein lieber Freund."
„Und wann reise ich ab?"
Sie stoppte ihre Wanderung. „Morgen natürlich."
„Natürlich", murmelte er und verneigte sich. „Dann entschuldigt mich, Herrin, es ist noch einiges zu erledigen."
„Gebt auf Euch Acht, Haldir."
„Ich werde mich bemühen."
Der erste Teil der Reise war ja noch ganz angenehm gewesen. Das Tal des Anduin gehörte zu den schönsten und fruchtbarsten Landschaften Mittelerdes. Haldir hatte einige davon bereist. Irgendwie war man bei den Galadhrim nämlich der Auffassung, dass ausgerechnet er am besten für solche Unternehmungen geeignet sei. Er fragte sich, wer jemals dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte und verdächtigte nicht zum ersten Mal seine beiden Brüder.
Mit dem Auftauchen Estels und der Orkhorde brach nun offenbar der zweite Teil der Reise an. Haldir hätte ihn zwar auch nicht diesen mörderischen Kreaturen überlassen, wenn er nicht Estel gewesen wäre, doch kaum hatte der Sterbliche seinen Namen genannt, war dem Galadhrim klar, wen Galadriel gemeint hatte. Estel…den Namen konnte er rückwärts pfeifen, um es so auszudrücken. Arwen erwähnte ihn betont beiläufig bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Celeborn und Haldir sahen sich dann meistens an und rollten unauffällig mit den Augen, während Galadriel ihrer Enkelin immer ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.
„Der Platz ist ideal", verkündete der Sterbliche gerade und deutete begeistert auf eine Uferbucht mit sanft abfallendem Rand. „Wir können rasten und ein Bad nehmen. Es ist sowieso zu heiß, um weiter zu gehen."
„Fabelhafte Idee", nickte Haldir.
Er meinte es ehrlich. In den vergangenen Tagen hatte er mehrfach das Bedürfnis gehabt, Estel einfach einen kräftigen Stoß in den Rücken zu verpassen und ihn so in den Anduin zu befördern. Die Orks hätten der Sterblichen eigentlich gar nicht bemerken dürfen – er roch genauso wie sie und war ebenso schmuddelig.
Elronds Ziehsohn stürmte das Ufer hinunter. Dabei schälte er sich sein Gepäck und seine Kleidung vom Leib, sehr zu Haldirs Bedauern. Gerade dieser unsägliche Ledermantel hätte etwas Wasser und womöglich eine Behandlung mit Sand und Kräutern gut vertragen können.
„Was ist mit Euch?" erkundigte sich Estel vom Wasser aus. „Wollt Ihr nicht reinkommen?"
Und das nannte sich also Waldläufer. Er konnte erst am Anfang seiner Laufbahn stehen. „Nicht jetzt, Estel. Wir sind hier nicht in Bruchtal. Ich möchte nicht im Wasser überrascht werden, wenn Eure Orkfreunde doch wieder auftauchen. Später dann."
„Im Moment scheint alles friedlich zu sein."
„Das scheint es immer", erklärte der Galadhrim und schritt am Ufer entlang, sorgsam darauf bedacht, nicht mit Estels Habseligkeiten in Kontakt zu kommen.
Auf einem flachen Stein sitzend beobachtete er, wie sich Estel im Wasser vergnügte. Dachte man sich die ganzen Schmutzschichten weg, war der junge Dúnedan jedenfalls kein Schwächling. Haldir begutachtete prüfend die Schultern und Arme des Menschen. Muskeln, wie sie sich nur bei Schwertkämpfern fanden. Auch die kraftvolle Eleganz seiner Bewegungen zeugte von einer langen, sicherlich nicht einfachen Ausbildung zu einem Krieger. Das war wohl das Werk der Bruchtal-Elben, allen voran Lord Glorfindels, dessen Ruf als Schwertkämpfer und Lehrmeister schon legendär war.
Außerdem besaß er Ausdauer. Das hatte Haldir schon festgestellt, als er ihn während der Stunden der hastigen Flucht vor den hungrigen Orks beobachtet hatte. All das, um an einen Haselnussstrauch zu kommen. Kopfschüttelnd nahm Haldir die mittlerweile geröstete Haselnuss aus der Gürteltasche, die ihm Estel beinahe feierlich zum Geschenk gemacht hatte. Wenn man bedachte, dass der Sterbliche dafür sein Leben riskiert hatte, war es eine sehr großzügige Gabe. Er hatte schließlich nur drei ergattern können, bevor ihn die Orks bemerkten.
Estel kam wieder aus dem Wasser und begann, seine Kleidungsstücke aufzusammeln. In seinem Blick auf Haldir lag ein mutwilliges Funkeln. „Ich schätze, ich versuche sie zu säubern. Nachher bekommt Ihr noch Albträume davon."
„Es könnte zumindest nicht schaden", antwortete der Galadhrim kühl.
„Elben sind alle gleich", murmelte Estel, während er die Kleidung im Wasser herumdrückte und mit Sand abrieb.
„Nicht gleich", korrigierte Haldir von oben herab. „Aber zumindest sauber."
„Jaja", winkte Estel ab. „Die Sprüche kenne ich zur Genüge. Aber ich habe auch schon Eldar gesehen, die nicht ganz so rein waren."
„Dann waren es sicher keine Galadhrim."
Estel grinste nur und beendete sein Werk. Er breitete seine Kleidung zum Trocknen aus und ließ sich dann auf seiner ausgerollten Decke nieder. „Wo wollt Ihr eigentlich hin, Haldir?"
„Zur Alten Furt." Haldir zog sein Schwert aus der Scheide und betrachtete eingehend die Klinge.
„Aber dann reist Ihr jetzt in die falsche Richtung", rief Estel verwundert. „Die Furt liegt im Norden und die Schwertelfelder im Süden."
„Ich weiß", nickte der Elb. Die Klinge war so gepflegt wie immer. Dennoch holte er einen schmalen Wetzstein aus seinem Gepäck. „Vielleicht möchte ich noch etwas Gesellschaft haben. Ich habe keine Eile."
„Nein, wohl nicht." Estel richtete sich auf und sah ihm aufmerksam zu. „Ist der Stein gut?"
„Hmhm", machte Haldir, dem Estels Faszination nicht entgangen war. „Habt Ihr keinen eigenen?"
„Doch, hatte ich zumindest. Ich muss ihn verloren haben."
„Wenn Ihr wollt, könnt Ihr meinen benutzen." Was sage ich da gerade? Wahrscheinlich bekomme ich ihn verklebt zurück. Den Wetzstein würde er jedenfalls ohne vorherige Reinigung nicht mehr anrührenDie Valar sollten seine ausufernde Hilfsbereitschaft verdammen! „Was wollt Ihr an der Schwertel?"
„Mich umsehen", erklärte Estel ausweichend. „Ich war noch nie dort."
„Ich schätze, es gibt viele Orte, an denen Ihr noch niemals ward." Haldir beendete die Pflege seines Schwertes und reichte Estel den Wetzstein. „Aber es wird Euch gefallen, denke ich. Weite Felder voller Rietgras und Schwertlilien. Sie blühen gerade und es hängt ein wundervoller Geruch über dem Land."
„Dann sollte ich mich wohl besser dort fernhalten", lachte Estel laut auf. „Nicht, dass ich die Idylle störe."
…
Es war ein Glück, sozusagen eine große Gnade Erus, dass diese Besprechung nicht in Thranduils Beratungssaal stattfand, sondern in seinem Arbeitszimmer. Nach Varyas Überzeugung war der Beratungssaal nichts anderes als ein Außenposten Mordors. Man musste eine zutiefst schwarze Seele haben, um den ungemütlichsten, dunkelsten, zugigsten und kältesten Felsensaal des gesamten Palastes für Besprechungen auszuwählen.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, wäre sie davon ausgegangen, dass nach wenigen Stunden in diesem Hort der Unbequemlichkeit sich auch der unsterblichste Elb eine schwere Lungenentzündung eingefangen und daran verstorben wäre.
Oropher konnte nicht wirklich Wertschätzung für seine Berater empfunden haben, sonst hätte er sie nicht dorthin verbannt. Thranduil hielt auch nicht viel mehr von seinen Beratern, denn er hatte die Anordnung seines Vaters in den letzten Jahrtausenden schließlich nicht rückgängig gemacht.
Da diesmal jedoch von allen nützlichen oder auch überflüssigen Beratern des Königs nur Berelion, der Seneschall des Palastes, von Thranduil zu ihrer Besprechung hinzugezogen worden war, hatte der König die eigene Bequemlichkeit hoch genug eingeschätzt und die Versammlung in sein Arbeitszimmer verlegt. Außerdem war Berelion mehr ein Freund denn ein Berater wie die anderen und da machte Thranduil eben Zugeständnisse.
Varya saß mit angezogenen Beinen in ihrem Lieblingssessel vor dem Kamin und hörte ruhig zu, wie alle anderen sich die Köpfe darüber zerbrachen, was mit Leiloss wohl geschehen war. Thranduil hatte seine düsterste Königsmiene aufgesetzt und die günstige Gelegenheit genutzt, über Sinn und Unsinn der Handlungen junger Elbinnen zu spekulieren.
Mittlerweile war er damit auch endlich fertig und suchte so wie Legolas und Galen nach einer Lösung ihres Problems.
„Nirgendwo!" Forlos schüttelte den Kopf. „Nach allen Meldungen, die in den letzten zwei Tagen eingetroffen sind, ist sie nicht bis Düsterwald gekommen."
„Muss sie aber", behauptete Galen. „Wir haben ihre Reiseroute noch einige Tage von Ilegond aus verfolgen können. Sie wurde zusammen mit Hinner vom Celduin aus gesehen. Erst als der Fluss abschwenkte, verschwanden die beiden."
Gilnín stand vor der großen Landkarte, die an einem der Bücherregale befestigt worden war und fuhr mit dem Finger die Strecke entlang. Ab und zu schüttelte er den Kopf und seufzte tief. „Es wird ein Unglück passiert sein."
Varya fing einen spöttischen Blick von Thranduil auf und zuckte die Achseln. Sie konnte nichts dafür, dass Gilnín so war, wie er nun einmal war. Außerdem schätzte sie den leicht verwirrten Heiler für seine Gabe, die kompliziertesten Heiltränke absolut perfekt zusammenbrauen zu können.
„Bitte!" knirschte Galen. „Das sagt Ihr nun schon, seit wir aufgebrochen sind. Nehmt Euch zusammen, Gilnín, oder ich vergesse mich doch noch."
„Nur ruhig", ließ sich Legolas vernehmen. „Die Grenzen des Düsterwaldes sind lang. Nur weil wir sie nicht gesehen haben, heißt dies nicht, dass die beiden nicht durchgekommen sind."
Genau! Varya hätte beinahe applaudiert. Nicht, dass Thranduil solche Äußerungen gerne hörte, besonders nicht vom eigenen Fleisch und Blut, aber es stimmte nun mal. Zwei einzelne Personen konnten jederzeit unbemerkt in den Düsterwald eindringen, sie mussten nur die richtige Stelle erwischen.
Berelion beugte sich von seinem Platz aus leicht zu ihr herüber. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wollt Ihr Euch nicht auch an den Vermutungen beteiligen, Heilerin? Ihr seid so still."
„Genau", meinte Thranduil und musterte sie durchdringend. „Ungewöhnlich genug. Also, meine Liebe, da du hier bei weitem die Jüngste bist, solltest du noch am besten wissen, was im Hirn dieses Kükens vorgeht."
„Varya würde bestimmt nie eine solche Dummheit begehen", stammelte Gilnín und gestikulierte dabei recht heftig in seiner Empörung.
Thranduils leuchtendblauer Blick richtete sich kurz auf den Heiler, der augenblicklich in sich zusammenfiel. Gilnín war nun wirklich nicht der Richtige, um ausgerechnet mit dem Waldelbenkönig die Klingen zu kreuzen.
„Ich schätze, Varya ist bei weitem die einzige hier, die genau das machen würde", ließ sich auch Legolas vernehmen. Aber er lächelte dabei und nahm den Worten die Spitze.
Varya warf eines der kleinen Zierkissen aus ihrem Sessel nach ihm. Legolas fing es auf, ohne wirklich hinzusehen. Sein Lächeln wurde breiter. „Wie Galen mal sagte, du triffst auch noch schlecht."
„Galen hat bislang nur Glück gehabt", murrte sie.
„Deine Zielgenauigkeit ist jetzt nicht das Thema", erinnerte Thranduil sie streng. „Du hast also eine Ahnung, wo Leiloss hergewandert sein kann?"
Einen Moment überlegte Varya noch, ob sie diese Ansammlung männlicher Überheblichkeit noch eine Weile zappeln lassen sollte, doch dann dachte sie an Leiloss, die wahrscheinlich wirklich in Schwierigkeiten steckte. „Sie wird an der Ostbucht durch sein. Ich würde jedenfalls diesen Weg wählen."
Stille folgte ihren Worten, in deren Verlauf sich Thranduil mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch stützte, als wollte er sich erheben, es dann aber mit einem Kopfschütteln bleiben ließ. Legolas, der von Innen an der Tür lehnte, legte eine Hand über die Augen und Forlos machte den Eindruck, dass er in Gedanken ein Bittgesuch an Mandos verfasste.
„Die Ostbucht", sagte Galen schließlich gedehnt und nickte. „Die schmalste Stelle Düsterwalds. Das macht Sinn."
„Macht es das?" erkundigte sich Thranduil irgendwie zähnefletschend. „Erinnert Ihr Euch an unseren letzten Ausflug in diesen Teil des Düsterwalds? Dol Guldur ist quasi in Sichtweite. Sie ist tot, wenn sie es versucht hat."
„Nicht unbedingt", widersprach Galen und sprang auf. „Leilo mag ja ein Kindskopf sein, aber sie ist in unserem Wald aufgewachsen. So schnell geschieht ihr nichts. Sie kann sich ungesehen bewegen und ist durchaus nicht wehrlos. Leilo ist um Längen besser mit Pfeil und Bogen als Varya oder ich es je sein werden. Wir müssen dorthin."
„Nein!" Thranduils Antwort kam ohne Zögern und ließ keinen Platz für Diskussionen.
Varya jedenfalls hätte sich jetzt nicht mit ihm angelegt - Galen war da mangels Erfahrung etwas anders veranlagt. Er baute sich auf der anderen Seite von Thranduils Schreibtisch auf und starrte wütend auf den Elbenkönig herunter. Das wirkte solange gut, bis Thranduil aufstand. Es sah aus, als würde ein Löwe sich vor einem Schneehasen aufrichten.
„Ich werde sie suchen", erklärte Galen dennoch tapfer. „Ihr braucht mich nicht zu unterstützen. Ich nehme Amonir und Gilnín mit."
„Äh", kam es zögerlich vom dritten anwesenden Heiler, der bislang mit der Nase an der Karte gehangen und den tiefen Einschnitt der Ostbucht in den Düsterwald begutachtet hatte. „Meister Galen, also dieser Einfall..."
„...ist der schlechteste überhaupt", erklärte Legolas und schlenderte an die Seite seines Vaters.
Im Zweifel hielten die beiden sowieso immer zusammen. Das war Varya auch schon manches Mal in den vergangenen zwei Jahren klar geworden. Galen würde keinen Schritt aus dem Palasttor herauskommen, wenn König und Prinz dagegen waren.
Galen schluckte heftig. „Ihr könnt mich hier nicht einsperren."
Orophers Nachfahren lächelten synchron. Selbst bei diesem Warglächeln hatten sie bemerkenswert schöne Zähne, meinte jedenfalls Varya. Sie hatten überhaupt perfekte Gesichtszüge, atemberaubend sozusagen. Aber sie war eindeutig voreingenommen. Sie seufzte unterdrückt.
„Wenn sie es nicht tun, dann sorge ich dafür", grollte jetzt auch noch Forlos aus dem Hintergrund.
„Erlaubt mir eine Bemerkung, Meister Galen", ließ sich Berelion vernehmen. Er erhob sich mit einem Blinzeln in Varyas Richtung und stellte sich an Galens Seite, die Hand begütigend auf den Arm des Ithildrim gelegt. „Wenn Eure kleine Freundin die Durchquerung Düsterwalds überlebt hat, und irgendwie bin ich sogar davon überzeugt, dann wird sie wieder die Richtung Bruchtals einschlagen. Sie wird also den Anduin hinaufziehen."
„Und?" erkundigte sich Galen misstrauisch.
„Überqueren kann sie ihn nur an der Alten Furt."
Mit einem deutlichen Geräusch piekste Gilnín seinen Zeigefinger auf den Punkt der Karte, der die Alte Furt markierte. „Da müsste es sein. Das ist gar nicht so weit entfernt. Nicht wahr, Prinz Legolas?"
„Ein Steinwurf", murmelte Legolas und bekämpfte ein Lachen. „Ein Steinwurf von mindestens einer Woche Ritt über die Alte Waldstraße."
Thranduil verschränkte die Arme und musterte seinen Berater mit hochgezogenen Brauen. „Ihr wollt andeuten, dass wir sie dort abfangen sollen."
„So ähnlich, Hoheit", bestätigte Berelion unbeeindruckt.
„Nur auf eine Vermutung hin sollen wir also an der Alten Furt eine Zeit herumstehen und auf das Erscheinen einer halbwüchsigen Ithildrim warten, die eine Tracht Prügel verdient hat."
„Ihr trefft wie immer genau den Punkt jeder Erklärung." Berelion neigte leicht den Kopf. „Warum ist mir diese Formulierung nicht eingefallen?"
„Tja, warum bloß?" spöttelte Legolas. „Der Vorschlag ist gut. Wir könnten auch an der Westgrenze nachfragen, ob man sie nicht dort erblickte. Bislang hatten wir nur die Ostgrenze kontrolliert. Ich kümmere mich sofort darum. Galen, du kommst mit."
„Wir brechen morgen auf", rief Thranduil ihnen nach. „Morgen früh."
„Wir?" wiederholte Forlos, woraufhin sein König stumm nickte. „Dann bereite ich alles vor."
„So hatte ich es eigentlich nicht gemeint", erklärte Berelion seufzend. „Aber es überrascht mich auch nicht. Ihr erwartet aber kaum, dass ich Euch begleite."
Thranduil entspannte sich etwas. „Nein, mein Freund. Als Ihr dies das letzte Mal tatet, brachten wir sie da mit. Eure Begleitung ist also nicht unbedingt ein gutes Omen."
‚Sie da' wartete, bis Berelion den Raum verlassen hatte und erhob sich mit langsamen Bewegungen aus ihrem Sessel, um sich genüsslich zu recken. „Dann ist das also unsere letzte Nacht in deinem gemütlichen Palast, nicht wahr?"
Thranduils Augenfarbe war ohnehin schon ein tiefes Blau, aber in Augenblicken wie diesen wurde es noch dunkler. Varya liebte es, der Grund dafür zu sein. Langsam schlenderte sie zur Tür. Sie war gerade angekommen, als er neben ihr auftauchte.
Im nächsten Moment sprang sie mit einem leisen Aufschrei ihrem König fast an die Brust, weil wie ein dunkler Geist Gilnín vor ihr war und beflissen die Tür aufriss.
„Sucht Ihr noch das Verlies auf, Varya?" erkundigte er sich.
„Ich glaube kaum", fauchte statt ihrer Thranduil, ergriff dabei ihre linke Hand und zog sie mit sich.
„Zu schade", meinte Gilnín. Unbeeindruckt von Thranduils düsterer Miene trabte er locker neben ihnen her. „Es interessiert mich wirklich, ob Ihr die gleiche Zusammensetzung für den Nârandir-Qualm gefunden habt wie ich. Es war wahrlich nicht einfach."
„Nein", murmelte Varya einsilbig. Thranduil durchquerte mit recht eiligen, großen Schritten den um diese Nachtzeit nicht sehr bevölkerten Palast. Sein Ziel waren seine Privatgemächer und ihm stand sicher nicht der Sinn danach, mit Gilnín Konversation zu betreiben. Varya im Übrigen auch nicht.
Gilnín schwatzte einfach weiter, ohne darauf zu achten, wohin die beiden Elben an seiner Seite strebten und ohne auch nur im Geringsten zu bemerken, dass er eindeutig ein Störfaktor war. Varya hätte ihn am liebsten erdrosselt. Ab morgen würden sie irgendwo in der Wildnis übernachten, umgeben von einer entschlossenen Horde Leibwachen, die sie keine Minute unbewacht lassen würden. Wochenlang kein Spaß, wochenlang kein Waldelbenkönig, dessen langes Leben ihm nicht nur ausufernde Erfahrung in der Kampfkunst beschert hatten.
Thranduil schienen ähnliche Gedanken zu bewegen, denn seine Finger trommelten einen gereizten Rhythmus auf Varyas Handrücken. Seine Schritte beschleunigten sich merklich und gelegentlich bedachte er den Rhunar-Heiler mit einem mordlustigen Blick.
„Wir sehen uns morgen früh!" blaffte er den Heiler an, kaum waren sie an ihrem Ziel angekommen. Dann stieß er die Tür auf, schubste Varya hinein und schlug sie dem verdutzten Gilnín vor der Nase wieder zu.
Beide standen sie einen Moment still und bewegungslos da. Gilnín murmelte auf der anderen Seite der Tür noch unverständliches Zeug vor sich hin, bevor er für einen Elben ungemein laut davon schlurfte.
„Er ist weg", meinte Thranduil gedämpft und lehnte sich aufatmend gegen die Tür.
„Das ist er, mein König", flüsterte sie zurück und rückte entschlossen den manchmal recht aufwendigen Verschlüssen seiner Robe zu Leibe. „Sprich mit deinem Schneider. Es kostet einfach zuviel Zeit, dich aus deinen Kleidern zu befreien."
„Soll ich dir ein Messer leihen?" erkundigte er sich mit einem unterdrückten Lachen.
„Nicht nötig", erklärte sie und nach einem entschlossenen Ruck flogen silberne Knöpfe mit einem hellen Klingen auf den Steinboden.
Der Elb hastete über den breiten, nur mäßig erleuchteten Gang. Noch wenige Schritte und er war um die Gangbiegung verschwunden, hinter der die breite geschwungene Treppe hinunter in die Kaminhalle führte. Die schlanke, bewegungslose Gestalt im Schatten hatte er in seiner Eile nicht bemerkt.
Langsam sammelten sich die Bewohner Bruchtals nun – wie beinahe jeden Abend. Ein ausgesprochen glücklicher Umstand, den Elladan im Augenblick gerade sehr begrüßte. Es würde gar nicht auffallen, wenn er nicht da wäre. Von niemandem wurde Anwesenheit erwartet und in der Vergangenheit hatte er schon oft genug gefehlt. Aus den unterschiedlichsten Gründen, deren Angabe auch nicht von ihm erwartet wurde. Das Alter, in dem sein Vater mit hochgezogenen Brauen jede Verspätung seiner Söhne registrierte und Rechenschaft verlangte, war schon lange vorbei. Jetzt forschte er nur noch gelegentlich nach, um der Wahrheit die Ehre zu geben.
Schon sehr lange vorbei, lächelte er still in sich hinein, während er weiterhin unbeweglich im Schatten einer kleinen Nische abwartet, dass die Geräusche aus dem Erdgeschoss den endgültigen Beginn des Abends anzeigten. Elladan hatte für diesen Abend dunkle Kleidung gewählt, nichts Glänzendes oder sonstige Details, die ihn verraten könnten. Er hatte eine besondere Gabe, sich ungesehen an den seltsamsten Orten zu bewegen, ebenso Elrohir. Eine Gabe, die ihrer Mutter das Leben gerettet hatte in den Tiefen der Erde, in Gefangenschaft.
Die altvertrauten Schatten legten sich auf Elladans Gemüt. Keine Erinnerung hatte ihn so geprägt wie diese. Er machte eine regelrechten Satz nach vorne, als er eine leichte Berührung an der Schulter fühlte.
„Etwas schreckhaft heute?" erklang Elrohirs Stimme neben ihm.
„Bruder!" zischte Elladan und es klang wie ein besonders übles Schimpfwort. „Bist du lebensmüde? Ich hätte dich abstechen können."
„Womit?" fragte Elrohir spöttisch. „Deinem Zeigefinger?"
„Unterschätz nicht meinen Zeigefinger", grollte Elladan. Er spähte den Gang hinunter. „Mittlerweile dürfte er unten sein. Er kommt nie zu spät."
„Und was genau suchen wir?" erkundigte sich Elrohir, der sehr viel weniger unauffällig hinter seinem Bruder hermarschierte.
„Indizien", schnappte Elladan. Seine Augen waren nur noch auf die dunkle Holztür gerichtet, in die eine Ansicht Bruchtals geschnitzt war. Wie oft hatte er in der Vergangenheit mit etwas klammen Fingern davor gestanden, weil er wegen irgendeines Unfugs zu dem Elb bestellt worden war, der dort hinter sein Arbeitszimmer hatte.
„Wahrscheinlich liegen sie direkt auf seinem Schreibtisch", spottete sein Zwilling gnadenlos. „Ein Foliant mit Goldschrift ‚Erestors geheimes Tagebuch' oder etwas in der Art."
Elladan beschloss, den Zweifler schlicht und ergreifend zu ignorieren. Diesmal würde er herausfinden, was an Erestor so besonderes war. Dieser Elb, den er lange genug für einen der ganz ruhigen Vertreter ihrer Art gehalten hatte, verbarg etwas. Etwas sehr Interessantes und sowohl sein Vater als auch Glorfindel wussten genau darüber Bescheid. Elladan konnte Geheimnisse nicht ausstehen, wenn es nicht seine eigenen waren.
Entschlossen, aber vorsichtig drückte er die geschwungene Klinke herunter und schob die Tür auf, die sich geräuschlos in den Angeln bewegte. Durch den Spalt fiel sofort das sanfte Licht einer einzelnen Lampe, die auf Erestors ausladendem Schreibtisch noch brannte. Der hohe Lehnstuhl dahinter war jedoch leer und der Schreibtisch selber penibel aufgeräumt. Ein verlässliches Zeichen, dass Bruchtals Seneschall die Arbeit vorerst eingestellt hatte.
„Und?" erkundigte sich Elrohir jetzt sehr leise.
„Keiner da", murmelte Elladan und schob die Tür etwas weiter auf. Die hohen Terrassenfenster auf der anderen Seite des Raumes waren geöffnet. Im Augenblick war es jedoch so windstill, dass sich die zimtfarbenen Vorhänge davor nicht ein bisschen bewegten. Langsam machte Elladan einen Schritt in den Raum hinein.
Elrohir, eine Hand auf seine Schulter gelegt, folgte ihm dichtauf. „Ich hätte mir ja nie träumen lassen, dass ich einmal freiwillig sein Arbeitszimmer betreten würde."
„Ich mir allerdings auch nicht", ertönte eine fatal bekannte Stimme von der anderen Seite der Tür, die sofort danach weiter aufgezogen wurde.
„Erestor!" ächzten die Zwillinge synchron.
„Du hier?" ergänzte Elladan noch impulsiv. „Um diese Uhrzeit?"
Der Noldo musste auf sie gewartet haben, denn hinter der Tür war nicht einmal ein Bücherregal, nur die leere Wand mit einem Fresko, auf dem eine Waldlandschaft zu sehen war. Jetzt stieß er sich langsam von der Wand ab und baute sich vor ihnen auf. Seine dunklen Augen bohrten sich erst in die Elrohirs und dann in die Elladans. Wie ein Stilett fanden sie irgendwie einen Weg in die geheimsten Gedanken der beiden. Ein Stilett mit glühender Klinge natürlich, Erestors Spezialität. „Und ihr schleicht euch in mein Arbeitszimmer? Um diese Uhrzeit?"
„Wir schleichen nicht!" fauchte Elladan mit verzweifelter Empörung. Was machte der Noldo hier? Er war eindeutig schon für das Abendessen umgezogen, die aufwendige schwarze Robe und die blutrote Tunika darunter bewiesen es.
„Wir haben uns gewundert, wo du bist", kam Elrohir zur Rettung. „Du bist spät dran."
„Eure Besorgnis rührt mein Herz", lächelte Erestor Unheil verkündend.
Er hat gar keins, schoss es Elladan durch den Kopf. Und wenn doch, dann ist es ein schwarzer Diamant.
„Nicht wahr?" kam es etwas lahm von Elrohir.
Erestor machte einen Schritt auf sie zu und sie wichen vorsichtshalber zurück. Er war zornig, das konnte man merken, wenn man ihn so lange kannte wie sie.
„Da ihr nun wisst, dass ich wohlauf bin", sagte er und betonte jedes Wort mit beißendem Sarkasmus, „solltet ihr besser wieder gehen. Sofort!"
Einen Lidschlag später war die Tür wieder geschlossen und die Zwillinge lehnten etwas atemlos auf der anderen Seite des Ganges an der Wand.
„Soviel zu deinen Plänen", schnaubte Elrohir nach einer Weile. „Das nächste Mal sammelst du deine Indizien alleine. Wahrscheinlich fällt ihm morgen ganz spontan ein, dass die Bibliothek mal wieder abgestaubt werden müsste und wir ihm dabei helfen können."
„Wir haben es nur falsch angepackt", verteidigte sich Elladan. „Einer hätte ihn bewachen müssen, während der andere sich dort umsieht."
„Lass es, Bruder!"
Elladans Gedanken rasten. Eine neue Idee formte sich sogleich in seinem Kopf. „Ich hab es. Wenn er in seinem Arbeitszimmer ist, kann er nicht in seinen Gemächern sein. Selbst Erestor ist nicht an zwei Orten gleichzeitig."
„Sicher?" Dann begriff Elrohir, was sein Bruder da vorhatte. Hastig streckte er die Arme aus und wedelte mit den Händen. „Oh nein, ohne mich. Ich schleiche mich doch nicht in seine Privaträume. Nicht heute und nicht in tausend Jahren. Gib es auf, Elladan. Irgendwann kommen wir schon dahinter und den Tag möchte ich nicht als Krüppel erleben."
„Elrohir, das ist Erestor, unser Lehrer, Adars Seneschall und nicht Sauron selbst. Er würde uns niemals etwas antun."
„Erestor, unser Lehrer, der Elb, gegen den Glorfindel nur antreten würde, wenn er einen Schwertkampf verlieren will." Elrohir packte seinen Bruder am Kragen und schüttelte ihn leicht. „Das hat der Vanya selbst zugegeben."
„Wann?"
„Letztes Jahr bei der Weinprobe."
„Kann ich mich nicht dran erinnern. Wo war ich da?"
„Unter dem Tisch." Elrohir seufzte und ließ ihn wieder los. „Du sabberst übrigens, wenn du betrunken schläfst. Aristil hat sich ausgeschüttet vor Lachen."
Erschüttert starrte Elladan seinen Zwilling an. „Sie hat mich so gesehen? Warum hast du das nicht verhindert?"
Ungerührt erwiderte Elrohir seinen Blick. „Warum sollte ich?"
„Wir sind Zwillinge. Wir teilen ein Leben, eine Seele", rief Elladan etwas melodramatisch.
„Mag sein", sagte Elrohir. „Aber deswegen teilen wir noch lange nicht unsere Liebschaften."
Zum Glück verhinderte ein ganz anderes Ereignis einen Ringkampf zwischen den Brüdern. Wenn man bedachte, dass eigentlich ganz Bruchtal mittlerweile in der Kaminhalle sein sollte, waren noch eine Menge Elben in den Gängen unterwegs. Den Eindruck hatte Elladan jedenfalls, als Glorfindel mit schnellen Schritten um die Gangecke bog und Erestors Tür ansteuerte. Kurz davor stutzte Bruchtals oberster Krieger.
„Was macht ihr hier?" bellte er die Zwillinge an.
„Nichts", antwortete Elladan standardmäßig. „Was machst du hier?"
„Zieht euch um", überging Glorfindel die Frage. „Wir treffen uns in fünf Minuten unten im Hof."
Elronds Söhne ersparten sich großes Rätselraten. Wenn Glorfindel derartig angespannt war, gab es Schwierigkeiten. Es war nicht die Zeit, jetzt herumzuplänkeln.
„Wer?" wollte Elrohir nur noch wissen.
„Orks!" lautete die überraschende Antwort. Glorfindel hämmerte gegen Erestors Tür. „Eine Sichtung an der Bruinen-Furt.""
Fünf Minuten später stürmten die Zwillinge in robuste Lederkleidung gehüllt und voll bewaffnet durch die Eingangshalle. Vorbei an Erestor und ihrem Vater, die auf dem Absatz der großen Hoftreppe standen und den Aufmarsch eines guten Dutzends Krieger unter Glorfindels Führung im Hof beobachteten. Zeit für große Abschiede hatte keiner von ihnen. Sie winkten den beiden Bruchtal-Lords kurz zu, dann schwangen sie sich auf ihre bereits von Stallburschen herangeführte Pferde und setzten sich mit Glorfindel an die Spitze des Trupps.
Eine Stunde dauerte der Ritt vom Haus bis zur Bruinen-Furt. Eine Stunde, in der eher wenig gesprochen wurde, der Trupp war insgesamt sehr angespannt. So weit westlich gab es normalerweise keine Orks. Kein Wunder, dass die Wachen an Bruchtals Grenze sofort Alarm geschlagen hatten. Zu befürchten hatten sie dabei eigentlich nichts. Elrond und Vilya schützten das Tal. Die Orks würden den Bruinen nicht überqueren können. Das Problem war nur, dass sie das auch gar nicht mussten. Es reichte schon, wenn sie die Zugänge blockierten, sodass jeder Kontakt nach Bruchtal oder von dort in die Welt hinaus ein halbes Selbstmordunterfangen würde.
Elladan fluchte gelegentlich vor sich hin. Er verabscheute Orks aus tiefster Seele. Nach allem, was sie seiner Mutter angetan hatten, was er hatte mit ansehen müssen, bevor es ihnen gelang, Celebrian zu befreien, empfand er tiefsten Hass für diese Geschöpfe. Es würde ihm ein Vergnügen sein, die Kreaturen an der Furt in Stücke zu hacken.
„Halt dich zurück", wies ihn Glorfindel an, kurz bevor sie die Furt erreichten. „Elrond glaubt nicht, dass wirklich eine Ork-Horde vor der Furt steht. Er würde es sonst spüren."
„Und selbst wenn", meinte Elladan mit einem bösen Lächeln. „Sie werden den Morgen nicht erleben."
Elladan war sich nicht ganz klar, was er eigentlich erwartet hatte, aber eine friedlich im Mondlicht daliegende Furt jedenfalls nicht. Am Ufer des Bruinen stand einer der Bruchtal-Krieger mit einen etwas kritischen Gesichtsausdruck wegen des Aufmarsches seiner Lords.
„Wo sind sie?" fragte Glorfindel und sprang von Asfaloth' Rücken.
„Sie?" echote der Krieger und rieb sich das Kinn.
„Die Orks!" zischte Glorfindel. „Deswegen wurde das Haus doch alarmiert."
„Hm", machte der Elb und deutete auf ein kleines Wäldchen auf der anderen Seite. „Da drüben."
Elladan und Elrohir tauschten einen irritierten Blick. Das alles klang nicht so, als sammelte sich eine immense Bedrohung auf dem gegenüberliegenden Ufer.
„Moment", sagte der Krieger und trat etwas näher ans Ufer, um mit einem Arm rüberzuwinken. „Du kannst jetzt rauskommen."
Vor den erstaunten Blicken der Neuankömmlinge kam Bewegung zwischen den Bäumen auf. Zögerlich verließ ein einzelner Ork den Waldrand und stapfte auf den schmalen Weg herunter bis ans Ufer. Eine Weile herrschte absolutes Schweigen, nur untermalt vom wie immer sanften Rauschen des Bruinen.
„Und wo sind die anderen?" erkundigte sich Glorfindel dann betont freundlich bei seinem Krieger. „Ihr wisst schon, die tödliche Bedrohung für Bruchtal, eine Horde Orks, Kreaturen der Dunkelheit, bewaffnet und blutrünstig...
„Es gibt keine anderen."
Elladan musterte den Ork näher. Normalerweise waren sie für ihn alle gleich, sie variierten nur im Körperbau abhängig von ihrer Stammeszugehörigkeit. Es interessierte ihn einfach nicht und er merkte sich niemals ihre hässlichen Gesichter. Bislang hatten nur wenige von ihnen einen etwas nachhaltigeren Eindruck bei ihm hinterlassen. Nur wenige...
„Das darf nicht wahr sein", murmelte neben ihm Elrohir. „Den kennen wir."
Glorfindels Kopf schnappte zu ihm herum. „Ihr kennt Orks?"
„Mit Namen", nickte Elrohir langsam.
„Elben", schnarrte es vom anderen Ufer in Westron. „Ich bin Borzo!"
„Elbereth", stöhnte Elladan auf. „Der Ork mit Familienangelegenheiten. Wir hätten ihn damals wirklich töten sollen."
„Borzo?" Glorfindel runzelte die Stirn. „Ist das der, dem ihr auf dem Weg nach Rhûnar begegnet seid?"
Die Zwillinge nickten.
„Habt ihr ihn etwa eingeladen?"
„Glorfindel!" empörte sich Elladan.
Der Elbenfürst bedachte ihn nur mit einem düsteren Blick und marschierte ebenfalls näher ans Flussufer. „Was willst du hier, Borzo?"
„Asyl", kam es von drüben.
„WAS?"
„Asyl!" brüllte Borzo lauter. „Ihr Elben seid Schuld, dass ich mich zuhause nicht mehr blicken lassen kann. Jetzt müsst ihr mir Asyl gewähren."
Glorfindel fehlten ausnahmsweise die Worte. Er drehte sich wieder vom Ufer weg, absolute Ratlosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht. „Wovon redet der?"
Seine gesamte Begleitung hob ebenso ratlos die Schultern.
„Sehr hilfreich", knurrte der Vanya. „Das gab es noch nie. Jemand soll Elrond holen."
tbc
- Ithiliell: Huhu, schön, dass du auch wieder da bist. Haldir reinzubekommen war gar nicht so einfach. Ist ja prima, wenn es dir gefällt. Die Reise der beiden geht noch eine Weile weiter, bis was passiert.
- Mystic Girl: Doch und ob man das ein Review nennen kann. Hetzt du wieder gegen meinen Galadhrim? Du willst nur verschleiern, dass du ihn magst – Hah! Die Negerküsse aus Saurons Schlafzimmer sind gut, echt. Wenn ich das bloß irgendwie einbauen könnte –kicher-. Und sei nicht so gemein zu Erestor, der muss hier ja auch noch einiges aushalten.
- Pauleschwein: von einem Erestor-Fan zum anderen, huhu –tröt zurück- die Augenbrauen von Haldir find ich auch gut – kicher – Estel wohl weniger, die erste Begegnung unterscheidet sich aber irgendwie nicht von der später mal. Orks an den Fersen und irgendwie nicht sehr heldenhaft
- Sarah: Hallo, so viele Fragen. Ein paar kann ich dir sogar beantworten. Estel hat nun mal eine Schwäche für Haselnüsse. Eine Leidenschaft sozusagen. Die Lossidil sind sozusagen vom Aussterben bedroht, Erestor hatte ganz spezielle Gründe, sich Figwit auszusuchen, das kommt noch. Hm, was war noch?...Der Elb hat Disziplin und einen Empfang zu schwänzen kommt für ihn nicht in die Tüte. Die Sache mit den drei Monaten: Man erzählt A, dass man bei B ist, B erzählt man, dass man zu C geht und C sagt man, dass man bei D ist. Dann macht man sich vom Acker. Bis A merkt, dass man nicht bei B ist, dauert es und C und D brauchen auch eine Weile. Nie so gemacht? Und ja, eigentlich jeden Freitag, aber wegen der Con diesmal schon so früh!
- Feanen: Wo sind denn die Photos geblieben? Hast du mich vergessen? Will Island-Bilder sehen!
- Airihnaa: - klugscheiß zurück – ja, wenn man ganz vorsichtig den Fremdkörper drin lässt, bestimmt. Man sollte nur nicht stundenlang durchs Gelände reiten, rumrennen und den großen Helden markieren. Da blutet man dann doch irgendwann. Dachte ich mir zumindest so…Herz für Erestor ist gut, viel hat er bislang nicht davon –grins-
- Shelley: Eine Geistergeschichte sozusagen –grins- Doch, du hast die Sternchen noch, ich nicht mehr – plärr – Och, lass mal mit dem Seneschall. Elrond brauch ja einen, der ihm die ganze Arbeit abnimmt, delegieren ist doch immer nett. Naja, was Haldir angeht, soll er ja Celeborn den obersten Rang auch nicht streitig machen, aber wie krieg ich sonst einen vom Bundesgrenzschutz als wichtigen Krieger umgestrickt. Ist halt zweiter Elb nach Celeborn. Galadriel lassen wir mal außen vor.
- Laurelin: Welchen Elb hast du denn erwartet? – sehr neugierig ist – Noch eine Geschichte ohne Haldir hätte ich eben nicht verkraftet. Da tröstet dann auch Thranduils Anwesenheit nicht mehr genug. Der es ja nun wahrlich nicht leicht hat mit der verrückten Palasthexe, finde ich. Und Figwit ist wirklich süß, ich mag ihn.
- Lord Elo: Hm, an der Fortsetzung von Arenor arbeite ich. Aber eine Freundin für Elrond? Sicher? Wo soll ich die denn her nehmen? Er hat eine in Arenor bekommen – mehr stehen ihm Dienstgradmäßig gar nicht zu – grins-
- Donnfindel: Gilnín ist doch putzig. Der wird noch seine große Stunde haben, da muss Erestor eben durch. Welchen Elb hattest du denn in Verdacht? Bitte verraten. Estels Haselnüsse sind eben was Besonderes – grins – wenn man so ein Lieblingsessen hat – zu Toffifee schiel -
