Dies claimer ist: Alles gehört Prof. Tolkien und seinen Erben (diese Glücklichen). Mir gehört nix, ist nur geliehen und wird wieder abgegeben.
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5. Kapitel: Flussfahrt mit Ithildrim
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„Wir haben einen wirklich friedlichen Ort geschaffen", überlegte Elrond. Die Bank war genau an der richtigen Stelle angelegt worden, so dass man einen ausgiebigen Blick auf fast ganz Bruchtal genießen konnte. Das Tal funkelte regelrecht im Sonnenlicht. Beinahe schon etwas zuviel, wie der Erbauer Bruchtals blinzelnd feststellte.
„Perfekt", bestätigte Erestor, der ihn auf diesen Spaziergang begleitete. „Hier gibt es alles, was man braucht - sogar einen Ork."
„Borzo fällt kaum auf", grollte Elrond und ließ sich auf der Bank nieder.
„Das stimmt allerdings", war die spöttische Erwiderung. „Man merkt es nur daran, dass die Ratten immer weniger werden. Heute Morgen vermeinte ich sogar einen Zug dieser Tiere zu entdecken, der Richtung Bruinen emigrierte. Sehr intelligente Spezies."
„Du sollst ihn nicht in deine Familie aufnehmen. Lass ihn einfach zufrieden. Wer weiß, wofür wir ihn noch brauchen können."
„Aber sicher doch, mein Freund. Ein Ork hat uns hier schon immer gefehlt. Es ist so eine unglaublich nützliche Rasse, finde ich." Erestors Miene wurde kalt. „Hast du etwa schon vergessen, was diese Geschöpfe deiner Familie angetan haben?"
„Wie könnte ich?" war Elronds ebenso kalte Gegenfrage. „Jeden Tag denke ich an Celebrian und in jedem Ding hier lebt die Erinnerung an sie. Aber ich hasse nicht so wie du."
Erestor lächelte und Elrond fröstelte leicht. „Ich hasse nicht, ich töte sie nur. Das weißt du genau. Außerdem musst du zugeben, dass ich auf meine Art sehr gerecht bin. Mich interessiert nicht, ob es nun Orks oder Menschen oder sonst was sind, die Imladris bedrohen, ich behandle sie alle gleich."
„Auf deine Art."
„Nun, sie hat sich bewährt", meinte Erestor mit einer lässigen Handbewegung.
„Kein Wunder, dass du mit Glorfindel so gut befreundet bist", sagte Elrond kopfschüttelnd. „Ihr seid euch wirklich zu ähnlich in manchen Dingen."
„Dann bist du der einzige, der das annimmt."
„Ich kenne euch eben."
„Auch darin bist du der einzige", nickte Erestor. Er lehnte sich gemütlich auf der Bank zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. „Glorfindel müsste bereits im Nebelgebirge angekommen sein. Denkst du wirklich, diese Rhûnar-Elbin hat es bis dahin geschafft?"
„Ich hoffe es zumindest." Elrond horchte in sich hinein. So ganz stimmte die Antwort nun wieder nicht. „Nun ja, eigentlich hoffe ich vielmehr, dass Thranduil sie noch abfangen konnte. Und dann hoffe ich ganz besonders, dass er sie nach Osten zurückschickt und nicht persönlich hereskortiert."
„So schlimm fand ich Galen damals gar nicht", erklärte Erestor zweifelnd.
„Du hast ihn nicht erlebt, wenn er Verstärkung hat", belehrte ihn Elrond. Schon bei dem Gedanken daran bekam er leichte Kopfschmerzen. „Galen, Varya und dieses Mädchen machen aus Imladris mit ihren Experimenten ein rosa Puppenschloss."
„Und davor steht dann wieder ein blauer Asfaloth", amüsierte sich Erestor. „Glorfindel hat das bis heute nicht verkraftet. Ich habe schon überlegt, ein Bild malen zu lassen. So ein schönes und sehr großes Gemälde extra für die Eingangshalle. Asfaloth in Himmelblau und auf seinem Rücken Glorfindel in voller Rüstung."
„Es würde keine zwei Minuten hängen, bevor er es im Kamin vernichtet."
„Wahrscheinlich hast du Recht. Ein so feuriges Schicksal hat kein Bild verdient."
Wobei Elrond im Stillen eingestehen musste, dass er ein derartiges Gemälde zu gerne sehen würde. Energisch schob er den Gedanken wieder beiseite. Wenn er sich nur das Geringste anmerken ließ, würde Erestor das Vorhaben nämlich in die Tat umsetzen. Am besten war ein Themenwechsel. „Ich habe mir die Probe dieses Krauts näher angesehen, das du von deinem letzten Ausflug mitgebracht hast."
„Ach ja?" machte Erestor mit nur mäßigem Interesse. „Es ist ein Rauschmittel."
„Es nimmt auch Schmerzen", erklärte Elrond. „Das hängt ganz davon ab, wie man es anwendet. Die Bauern haben es wie Pfeifenkraut benutzt und das war der Fehler. Macht man jedoch daraus eine Paste, lindert es wie ein Einreibemittel den Schmerz."
„Dann solltest du es hier anbauen lassen", sagte Erestor boshaft. „Deine Söhne werden es dir danken. Dieses fürchterliche Zeug, das dir die Rhûnar-Heilerin gegeben hat, erfreut sich nicht gerade großer Beliebtheit."
Elrond setzte zu einer verärgerten Antwort an, doch er hatte eine nur allzu vertraute Gestalt ausgemacht, die den schmalen Pfad heraufhastete. „Dein Gehilfe..."
„Unheil naht", murmelte Erestor nur und erhob sich vorsichtshalber.
Figwit hatte es wirklich eilig. Seine Robe leicht gerafft, rannte er regelrecht die letzten Meter. Nach seiner panikerfüllten Miene zu urteilen, stand Sauron an der Bruinenfurt – mindestens. Elrond fragte sich erneut, wie ein Noldo von mehreren Jahrhunderten Lebensspanne noch immer soviel Hektik verbreiten konnte.
„Gut, dass ich Euch finde!" keuchte der Elb bereits von weitem. „Ihr müsst sofort ins Haus kommen. Es ist grauenhaft."
„Was?" Erestors Einsilbigkeit brachte seinen Gehilfen wenigstens etwas zur Ruhe.
„Gildor!" Figwit gestikulierte ins Tal herunter. „Gildor ist wieder da!"
„Jetzt schon?" wunderte sich Erestor und setzte sich in Bewegung. Elrond folgte ihm automatisch. Figwit schien diesmal wirklich eine schlechte Nachricht zu überbringen. „Er müsste noch einige Wochen unterwegs sein."
„Überfall!" stieß Figwit hervor und seine Gesten wurden noch lebhafter. „Sie wurden überfallen."
Bis sie das Haus erreichten, hatte Figwit nach einer sehr scharfen Zurechtweisung von Erestor genug Selbstbeherrschung erreicht, eine zusammenhängende Lagebeschreibung abzugeben. Danach war Gildor völlig überraschend und ohne sein Pferd an der Bruinen-Furt aufgetaucht. Obwohl er selber eine schwere Kopfverletzung hatte, war es ihm gelungen, Avathim in Sicherheit zu bringen. Er musste den Lossidil mehrere Tage getragen haben, denn Avathims Verletzungen waren schwer und es ohnehin ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
Eine zutreffende Einschätzung, erkannte Elrond, kaum hatte er den weitläufigen Teil seines Hauses erreicht, in dem die Heilkünste gepflegt und die Kranken behandelt wurden. Um Gildor kümmerte man sich bereits und der zuständige Heiler beschied Elrond mit einer Geste, dass er nicht dort, sondern bei dem Lossidil gebraucht wurde, der einen Raum weiter dem Tod entgegenglitt.
Erestor warf nur einen Blick auf Avathim, der auf blutüberströmten Laken völlig reglos dalag, dann schüttelte er leicht den Kopf. „Wenn überhaupt, könntest nur du ihm noch helfen, aber ich denke, selbst dir sind hier Grenzen gesetzt."
Elrond versuchte es dennoch. Er warf in die Waagschale von Leben und Tod, was immer ihm zur Verfügung stand. Avathims Verletzungen rührten von Messern und Schwertern her. Er hatte starke innere Blutungen und noch während Elrond darum kämpfte, die Wunden aufzuspüren und ihre Heilung voranzutreiben, versagten mehr und mehr seiner Organe.
„Ihr könnt niemanden halten, der ohnehin bereits auf dem Weg in eine friedlichere Welt war", meinte irgendwann einer seiner Helfer, der ihm dabei zur Seite gestanden hatte und nun wohl voller Besorgnis die zunehmende Erschöpfung seines Herrn bemerkte. „Lasst ihn gehen, Meister Elrond. Die Grauen Anfurten oder Mandos' Hallen...für Avathim scheint es da wenig Unterschied zu geben."
Elrond bedachte den Elb zuerst mit einem finsteren Blick, dann erkannte er, wie Recht der andere Heiler hatte. Erschöpft zog er sich aus den Lebenslinien des Sterbenden zurück und es waren nur Minuten, bis das Licht der Eldar verblasste und Avathims lange Reise auf Mittelerde ihr Ende gefunden hatte. Elrond konnte es nur auf seine Erschöpfung schieben, dass er nicht schon eher zu dieser Erkenntnis gekommen, sondern so verbissen weiter um ihn gekämpft hatte.
„Ihr müsst ruhen", meinte der andere Heiler dann.
Elrond winkte ab und erhob sich, um mit schleppenden Schritten den Nebenraum aufzusuchen. Um Gildor hatte man sich gut gekümmert. Noch blass und etwas schwach, aber deutlich bei klarem Geist ruhte er in den Kissen und unterhielt sich leise mit Erestor. Beide verstummten, als Elrond eintrat und senkten nach einem einzigen Blick auf ihn in stiller Trauer den Kopf, um des Toten zu gedenken.
„Könnt Ihr mir berichten, was geschehen ist?" fragte Elrond schließlich.
Gildor öffnete den Mund, doch Erestor kam ihm zuvor. „Ich habe bereits alles erfahren. Begleite mich, Elrond, dann erzähle ich es dir. Gildor braucht wohl jetzt etwas Ruhe."
Sie legten schweigend den langen Weg von den Krankenzimmern bis zu dem abgeschiedenen Teil des Gastlichen Hauses zurück, in dem die Privaträume der ständigen Bewohner untergebracht waren. Unterwegs kamen sie an der Tür zu Elronds eigenen Gemächern vorbei und eine aus Erschöpfung geborene Sehnsucht überfiel ihn, sich einfach auf sein Bett zu legen, die schmerzenden Glieder auszustrecken und lange Stunden tief und traumlos zu ruhen.
Es würde ihm nicht vergönnt sein. Es genügte, neben Erestor herzugehen, um bereits die wachsende Spannung zu spüren, die sich in dem schwarzhaarigen Noldo aufbaute. Erestor musste von Gildor Dinge erfahren haben, die ihn zutiefst beunruhigten. Tote Elben waren auch so schon schrecklich genug, aber noch mehr schien sich ergeben zu haben und Erestor war offenbar bereit, dem Ganzen nun auf den Grund zu gehen.
Kaum war die Tür zu Erestors mit irgendwie karger Eleganz eingerichtetem Gemach hinter ihnen zugefallen, begann Elronds Seneschall, sich aus seiner aufwendigen Robe zu schälen.
„Sie wurden an den Trollhöhen überfallen", berichtete Erestor, während er eine kaum bemerkbare Verzierung in der Reliefleiste des Kamins berührte. Ein Teil der dunklen Wandvertäfelung glitt zurück und gab den Blick frei auf einen nicht sehr großen Raum, in den Erestor sofort hineinging.
Elrond ließ sich in einem der hochlehnigen Sessel vor dem Kamin nieder. „Von wem?"
„Gildor meint, es wären Menschen gewesen", erklang es aus der Geheimkammer. „Sehr viele, zu viele für ihn und die Lossidil. Es war ein Angriff am helllichten Tag. Sie kamen aus dem Wald wie ein Schwarm Hornissen und stürzten sich auf die Wanderer. Genaueres konnte er nicht erkennen, denn sie waren alle wohl recht sorgfältig vermummt und sprachen nicht."
„Wegelagerer?" überlegte Elrond angewidert. „Wagen sie sich jetzt schon so weit vor?"
„Jetzt?" Erestor erschien wieder im Wohnraum. Wenig war von Elronds zurückhaltendem Seneschall geblieben, außer der tiefschwarzen Farbe seiner Kleidung, die nun aus robustem Lederzeug bestand. Selbst das Schwert an seiner Seite ließ die geschwungene Form und den langen Griff vermissen, der elbische Waffen von allen anderen unterschied. Es wirkte, als wäre es aus einer Schmiede der Sterblichen gekommen. So wirkte es allerdings nur, wie Elrond wusste, der dabei gewesen war, als Erestor und Glorfindel persönlich diese Waffe gefertigt hatten. Alles Tarnung, hatte Glorfindel erheitert dabei festgestellt. „Ich befürchte vielmehr, dass dies nicht der erste Angriff auf Reisende zu den Grauen Anfurten war."
Elrond hob nur fragend eine Braue, Worte fehlten ihm plötzlich. Was Erestor da andeutete, war einfach zu schrecklich.
„Gildor meinte, sie hätten alle Toten in den Wald geschleppt und in eine Schlucht geworfen." Erestors Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. „Gildor und Avathim hielten sie auch für tot, sonst hätten die beiden nicht entkommen können. Gildor konnte den Sturz in den Abgrund abfangen und sich auf einen Felsvorsprung mit Avathim retten. Sie haben die Toten natürlich zuvor ausgeplündert. Du weißt, dass diese Reisenden kostbare Geschenke mit auf die Schiffe nehmen. Sie sind eine lohnende Beute."
„Im letzten Jahr sind drei Mal solche Karawanen zu den Grauen Anfurten aufgebrochen", überlegte Elrond und die Kälte in seinem Innern verdichtete sich. „Ich habe Círdan niemals gefragt, ob sie bei ihm ankamen."
„Warum auch?" bestätigte Erestor. Er legte einen ebenfalls schwarzen Umhang an und streifte Handschuhe über. „Ich werde herausfinden, ob sich etwas bei den Trollhöhen breitgemacht hat. Wenn dem so sein sollte, haben wir ein Problem."
Elrond erhob sich langsam. „Das du diesmal nicht alleine lösen wirst. Dies ist kein guter Rat, Erestor, sondern ein Befehl. Egal, was du herausfindest, du kehrst zunächst nach Imladris zurück. Solange wird niemand die Große Oststraße Richtung Westen bereisen. Dafür sorge ich."
Einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke wie Klingen, aber Elrond war nicht gewillt, auch nur einen Fußbreit nachzugeben. Schließlich senkte Erestor die Augen und verneigte sich leicht.
„Wie du es wünschst", sagte er widerstrebend. „Ich bringe in Erfahrung, was immer an Gerüchten umgeht und kehre dann zurück."
„Mit etwas Glück ist Glorfindel dann auch wieder hier", nickte Elrond. „Dann werden wir beraten, was als nächstes zu tun ist."
„Es gibt da immer nur eine Lösung." Mit diesen Worten wandte sich der Noldo um und verschwand in der Kammer, die eigentlich nur ein Vorraum zu einem der Geheimgänge war, die Erestor an den Rand Bruchtals führen würden.
Elrond blieb noch einen Moment, bis die Tür wieder geschlossen war und machte sich dann auf den Weg in sein Gemach. Der verzweifelte Versuch, Avathim zu retten, hatte ihn viel Kraft gekostet. Nur selten in seinem Leben hatte er sich bislang so müde und schwach gefühlt. Er brauchte Schlaf und wenn es nur einige Stunden waren. Wie er Erestors plötzliches Verschwinden erklären sollte, würde er später bedenken.
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„Wir können Euch einfach nicht genug danken."
Zum wiederholten Male schüttelte Warrick Estels Hand. Eine Geste, die er bei Haldir bisher nicht versucht hatte, wie Estel nicht ohne Grimm feststellte. Die Dankesbezeugungen des Mannes, den sie zusammen mit fast zwei Dutzend anderer aus dem Rumpf des Schiffes befreit hatten, wurden ihm langsam peinlich.
„Wir haben nur angegriffen, weil eine Elda an Bord war", erklärte Haldir mit der Liebenswürdigkeit eines Scharfrichters in bedächtigem Westron.
Warrick schluckte etwas, fing sich aber wieder. „Das Ergebnis zählt. Wie können wir Euch unsere Freiheit vergelten?"
„Das ist nicht nötig", wehrte Aragorn ab.
„Rudert uns hoch zur Alten Furt", verlangte Haldir gleichzeitig.
„Äh...", machte Warrick und sah verwirrt zwischen den beiden so ungleichen Rettern hin und her.
„Nein!" rief Leiloss spontan und vergaß, sich weiter um Hinners fürchterlich zugerichtete Handgelenke zu kümmern. „Das brauchst du nicht. Wir können ganz ohne Schwierigkeiten laufen."
„Können wir?" Aragorn runzelte nachdenklich die Stirn. Die Alte Furt wurde von der Alten Oststraße gekreuzt. Auf ihr kam man ohne Probleme nach... „Gute Idee, Haldir. Würdet Ihr das machen, Warrick?"
„Wo immer Ihr und Eure Freunde hinwollt, Streicher", lächelte der Mann mit einer kleinen Verbeugung. „Gebt uns nur noch einen Moment, uns zu stärken und zu säubern, dann besetzen wir die Ruderbänke und los geht es. Ohne Ketten und Hiebe diesmal."
Er stapfte zum Heck des Schiffs, wo sich die anderen Gefangenen eingerichtet hatten. Holzeimer mit Wasser aus dem Anduin wurden dort immer wieder an der Bordwand hochgezogen, um den ehemaligen Gefangenen die Annehmlichkeit zu geben, den Dreck wochenlanger Gefangenschaft unter Deck auf den Ruderbänken von der blassen Haut zu waschen. Außerdem hatten einige von ihnen in den Kajüten der Sklavenhändler die Kleidertruhen geplündert und ein reger Tauschhandel war im Gange, die schmutzstarrenden Fetzen endlich gegen saubere, intakte Kleidung auszuwechseln.
Aragorn bewunderte die Männer dafür, mit welcher Schnelligkeit sie sich zu erholen schienen. Als er vor erst so wenigen Stunden das Ruderdeck betreten hatte, waren sie noch beinahe leblose Geschöpfe mit seltsam blicklosen Augen gewesen, die jede Hoffnung verloren hatten. Doch kaum waren die Ketten gefallen, durch die sie auf die harten Ruderbänke in ihrem eigenen Unrat gefesselt waren, schien ein Licht erneut in ihnen zu erstrahlen und nun bekam er langsam wieder eine Ahnung, was und wer sie einst gewesen waren. Unabhängige Bauern und Handwerker, die das Unglück gehabt hatten, den Häschern dieser Sklavenhändler in die Hände zu fallen und ihren Stolz tief in ihrem Innern hatten begraben müssen. Die Aussicht, bald ihre Heimat weiter im Süden und vor allem ihre Familien wiederzusehen, gab ihnen alle verlorene Kraft wieder, selbst wenn sie jetzt zuerst noch in die entgegen gesetzte Himmelsrichtung unterwegs sein würden.
„Ich finde ja..." begann Leiloss mit schmollend vorgeschobener Unterlippe.
„Ihr solltet besser Eure Wünsche für Euch behalten", wurde sie von Haldir unterbrochen, bevor er sich abwandte, um an die Reling zu treten und den Waldrand zu beobachten, in dem immer noch eine Handvoll lebende Sklavenhändler lauern konnten, die sicher nicht begeistert von der Übernahme ihres Schiffes waren.
„Ich glaube, der Hauptmann hat Recht", murmelte Hinner recht leise. „Wir hatten ein riesiges Glück, dass wir aus dem Schlamassel wieder rausgekommen sind, Leilo."
„Bah", machte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ich hätte schon einen Weg gefunden, uns zu befreien."
Aragorn unterdrückte einen Seufzer. „Was macht ihr eigentlich hier?"
Die Ithildrim lief rot an und nestelte etwas unruhig an den arg strapazierten Säumen ihrer Tunika. „Reisen?"
„Sie lügt", kam es von Haldir, der sich nicht einmal umwandte.
Das wusste Aragorn auch. „Nur mit Hinner als Begleitung? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Indaris oder Faronar so etwas gestatten würden."
Leiloss beugte sich wieder tief über Hinners Handgelenke und murmelte etwas Undeutliches vor sich hin.
„Leilo?" forschte Aragorn, obwohl ihn bereits eine sehr ungute Ahnung überkam.
„Sie wollte nach Imladris", erzählte stattdessen ihr ilegondischer Begleiter und stellte sich tapfer Leiloss' bösem Blick. „Euretwegen!"
„Verdammt, Leilo!" Aragorn rang die Hände. „Ich dachte, das hätten wir hinter uns."
Haldir gab ein seltsames Geräusch von sich, ähnlich einem Lachen.
„So ist es doch gar nicht", heulte das Mädchen auf.
„Du hast mich angelogen!" empörte sich Hinner und boxte sie gegen den linken Oberarm. Ihren Schmerzensschrei ignorierte der Junge in seiner Wut. „Die ganze Zeit hast du mir weisgemacht, er würde auf dich warten."
„Ich?" Aragorn ließ sich auf eine Taurolle fallen. „Ich bin aber schon...ich meine, ich habe doch bereits eine..."
„Arwen", half Haldir mit einem boshaften Lächeln aus. Das Geschehen schien ihm jetzt wohl weitaus faszinierender als die Beobachtung der Bucht.
„Ihr seid alle so gemein!" schluchzte Leiloss und die großen, grünen Augen füllten sich mit Tränen.
„Mach das jetzt nicht", warnte Aragorn sie schluckend. „Heul bloß nicht, Leilo."
„Hmhm", machte Haldir bestätigend. „Ich würde mir auch die Tränen lieber aufsparen, wenn Ihr dem Tawarwaith-König gegenübersteht. Vorausgesetzt, er lässt sich davon beeindrucken, immerhin hat er Erfahrung mit Ithildrim."
Bei so wenig Mitleid versiegte der Tränenstrom abrupt. Mit einem Fußstampfen, gefolgt kurz darauf von lautem Türenschlagen verschwand die Quelle allen Ärgers vorerst unter Deck. Aragorn trug diesen Abgang mit Fassung. Elbinnen konnten das ganz gut, bei Arwen kam noch immer ein heftiges Armwedeln und ein heller Wutschrei dazu. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder Hinner zu, der nun frustriert an den Verbänden um seine Handgelenke herumzerrte.
„Und du hast ihr wirklich geglaubt?" wollte er von dem Jungen wissen, der in den vergangenen zwei Jahren deutlich erwachsener geworden war.
„Bis eben schon", nickte Hinner düster. „Sie hat gesagt, Lady Indaris hätte sie gezwungen, erst noch einige Jahre zu warten und Ihr hättet Euch dieser Anordnung gebeugt, um keinen Ärger auszulösen. Aber Leiloss meinte, sie würde lieber sterben, als noch länger von Euch getrennt zu sein."
„Wie romantisch", kommentierte Haldir boshaft. „Rumil wäre wirklich von ihr begeistert."
„Ich konnte sie doch nicht alleine gehen lassen", erzählte Hinner mit einem verwirrten Blick auf den Galadhrim weiter. „Wegen der Geschichte mit Varya hatte ich noch soviel gut zu machen und da bin ich einfach mitgegangen. Das war auch gut so. Wir sind ein paar Mal ziemlich in Schwierigkeiten geraten."
„Ach wirklich?" Aragorn bleckte die Zähne. „Das ist wohl eine Untertreibung. Ihr wart hier gefangen und standet kurz davor, in Sklaverei verkauft zu werden. Du wärst in irgendwelchen Bergwerken gelandet und was mit Leiloss passiert wäre, will ich mir lieber gar nicht erst vorstellen."
„Am Ende haben sie uns gekriegt", nickte Hinner mit hängendem Kopf. „Dabei waren sie auch nicht schlauer als die Räuberbande im Ödland, die uns gejagt hat. Aber wir dachten, das hier sind einfache Händler. Sie waren auch sehr freundlich, als wir in die Handelsstation gekommen sind."
„Ware auf zwei Beinen", murmelte Haldir. „Wo am Anduin seid ihr auf sie gestoßen?"
„Eine Woche flussabwärts", antwortete Hinner leise. „Wir waren noch so erschöpft von dem Weg durch den Düsterwald, dass wir einfach nur froh über diese Händler waren. Die Ostbucht zu durchqueren war anstrengender als wir dachten."
„Ostbucht?" echote Aragorn und schüttelte sich. „Ihr müsst mehr Glück als Verstand gehabt haben."
„Leilo ist sehr gut mit Pfeil und Bogen", sagte Hinner und streifte Haldir mit einem trotzigen Blick. „Sie ist es wirklich. Ein paar Mal hat sie mir das Leben gerettet."
Aragorn schnaubte. „Es wäre gar nicht in Gefahr gewesen, wenn sie nicht auf diese fürchterliche Idee gekommen wäre, mir zu folgen."
„Und nun?" wollte Hinner nach kurzer Pause wissen.
„Was wohl?" fuhr Aragorn ihn an. Fürs Erste verabschiedete er sich vom Besuch der Schwertelfelder. „Wir verlassen das Schiff an der Alten Furt und wandern dann über die Alte Waldstraße zum Reich König Thranduils. Soll er entscheiden, was mit euch beiden geschieht."
„Thranduil?" hauchte Hinner mit wachsendem Entsetzen. „Er ist noch wütend auf mich wegen Varya."
„So ein Pech aber auch." Aragorns Mitleid hielt sich in Grenzen.
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„Oh nein!" fauchte Glorfindel. „Ihr werdet jetzt nicht weitersingen. Wenn ich noch eine Strophe über Mädchen in Ithilien oder sonst wo höre, erschlage ich euch alle beide."
Die Zwillinge sahen ihn mit übertriebenem Erstaunen an. „Wir dachten, das Lied gefällt dir", sagten sie synchron.
Glorfindel sah sie über das abendliche Lagerfeuer hinweg böse an. „Es gefiel mir auch in den ersten drei Tagen unserer Reise. Die nächsten zwei Tage fand ich es dann ein wenig ermüdend, selbst wenn ihr neue Strophen hinzudichtetet, aber seit genau vorgestern erzeugt es in mir Hitzewallungen."
„Ach?" machte Elrohir und hob anzüglich die Brauen.
„Ja, die gleichen, die ich verspürte, kurz bevor ich mich auf den Balrog stürzte." Glorfindel ignorierte das unterdrückte Lachen der anderen Krieger. „Es begleitete mich auch noch, als ich ihn tötete."
„Und dich mit dazu", erinnerte ihn Elladan. „Aber da deine Nerven offenbar nicht wirklich stark genug für diese bildhaften Lieder der Sterblichen sind, könnten wir auch etwas anderes zum Besten geben."
„Seid einfach still."
Elrohir tauschte einen Blick mit seinem Bruder. Wahrscheinlich war es wirklich besser, jetzt etwas den Mund zu halten. Glorfindel wirkte seltsam angespannt, seit sie die Ausläufer des Nebelgebirges erreicht hatten. Dabei bestand eigentlich kein greifbarer Grund dazu. Ihre Reise war angenehm ereignislos verlaufen. Sie hatten zwar unterwegs die Augen aufgehalten, ob ihnen vielleicht die Ithildrim mit ihrem sterblichen Begleiter bereits in die Arme lief oder irgendwo Spuren von den beiden zu entdecken waren, doch dem war nicht so.
Ob zum Glück oder leider nicht, war nicht genau zu bestimmen. Es gab vielfältige Möglichkeiten, was der Grund dafür war. Elrohir bevorzugte die Variante, dass die beiden Kindsköpfe einfach noch nicht den Hohen Pass überquert hatten.
„Eigentlich schade", murmelte er unterdrückt in Richtung seines Zwillings, der es sich neben ihm am Stamm einer etwas schwächlichen Kiefer gemütlich gemacht hatte. „Irgendwie hätte ich die Kleine gerne wieder getroffen."
„Wer sagt, dass du das Vergnügen nicht haben wirst?" grinste Elladan. „Für meinen Geschmack ist sie zwar etwas jung, aber langweilen würdest du dich nicht."
„Ich meinte das jetzt rein freundschaftlich, Bruder."
„Hab ich etwas anderes behauptet?"
„Nicht wörtlich."
„Der Rest zählt nicht."
„Seit wann?"
Elladan winkte in einer knappen Geste ab. „Im Ernst, Elrohir. Ich bin mir fast sicher, dass sie bald hier auftauchen werden. Wahrscheinlich hat sie sogar noch den halben Hofstadt Thranduils einschließlich den König selbst im Schlepptau."
„Meinst du?" zweifelte sein Zwilling und konnte nicht verhindern, dass er einen Funken zusätzliche Freude spürte. Eigentlich fehlte dann nur noch Estel und sie hätten mit Sicherheit eine fantastische Zeit zusammen.
„Sollen wir wetten?" schlug Elladan vor.
„Und worum?" Elrohir blieb eher misstrauisch bei solchen Vorschlägen seines Bruders. Elladan kannte wenig Blutsbande, wenn er irgendwo gewinnen konnte.
„Nur einen Gefallen", meinte Elladan etwas verschwommen. „Du schuldest mir dann einfach einen kleinen Gefallen."
„Mach es nicht", kam es warnend von Glorfindel, der eigentlich die ganze Zeit ausgesehen hatte, als würde er schlafen. „Du weißt, dass man ihm nicht trauen kann."
„Ich schwöre, dass ich nichts von ihm verlange, das schwierig, gefährlich oder peinlich ist", ergänzte Elladan mit einem bösen Blick auf den Vanya.
„Du schwörst?" Elrohir zögerte noch. „Und wenn ich gewinne, schuldest du mir einen Gefallen?"
„Genau, egal welchen."
„Also gut."
„Elrohir", seufzte Glorfindel. „Wie alt musst du eigentlich werden, um endlich nicht mehr auf deinen eigenen Bruder reinzufallen?"
Im gleichen Moment war weiter über ihnen aus den felsigen Abhängen zu den Seiten der Passstraße ein Poltern zu hören. Steine waren losgetreten worden, noch weit über ihnen, aber trotzdem war es ein alarmierendes Geräusch. Weder die Zwillinge, noch Glorfindel, noch ihre fünfzehn wirklich gut ausgebildeten und bewaffneten Begleiter lagen oder saßen jetzt mehr. Die Waffen griffbereit standen sie da und lauschten hinaus in die Dunkelheit, die sich um sie legte, nachdem einer der Krieger noch den Topf voller Tee über das Feuer geschüttet hatte.
Ein seltsamer Geruch breitete sich aus. Die Mischung der Holzscheite zusammen mit den Kräutern aus dem Tee umhüllte die angespannt Wartenden und gaukelte die friedliche Atmosphäre eines Herbstabends am Kamin im Gastlichen Haus vor. Es war ein befremdlicher Gegensatz zu den lauter werdenden Geräuschen der Steine aus dem Hang. Es wurden auch immer mehr, eine ganze Lawine schien sich gelöst zu haben und nun auf dem Weg nach unten zu sein.
„Was ist das?" zischte Elladan und fasst unbehaglich seinen Bogen etwas fester. „Ein Steinschlag?"
„Nur ein kleiner", antwortete Glorfindel ebenso leise. „Fragt sich nur, was ihn ausgelöst hat."
Rechts von ihnen polterte der erste Stein heran. Groß war er wirklich nicht, aber er reichte, dass einer der Krieger sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Der Elb hinter ihm hatte nicht so viel Glück. Genau gegen das rechte Schienbein traf ihn der kaum faustgroße Stein und der Elb gab einen erstickten Laut von sich. Er hielt sich mit beiden Händen das verletzte Bein und hüpfte auf dem noch intakten herum, um die Schmerzen zu verdrängen.
„Trampel!" schimpfte Glorfindel verärgert. „Wir brauchen Deckung. Alle, jetzt sofort."
Die ganze Truppe stob auseinander und verschanzte sich auf dem halben Dutzend Kiefern, das einen Teil ihres Lagerplatzes umgab. Angenehm war es nicht, sich durch die dichten, nadelbewehrten Äste zu hangeln und Elrohir fluchte leise vor sich hin. Ähnliche Laute kamen von Elladan, der auf der anderen Seite hinaufkletterte und ebenso wenig daran gedacht hatte, wenigstens Handschuhe anzuziehen. Es waren nicht nur die Nadeln, die sich in ihre Haut bohrten, auch das frische, aromatische Harz war nicht gerade ein Vergnügen. Es verklebte ihre Haare, ihre Kleidung und bedeckte ihre Finger, die daraufhin an allem hafteten, was sich auf einem Baum so ansammelte. Außerdem brannte es in den unzähligen Kratzern, die jeden Zentimeter unbedeckte Haut zierten.
Unter ihnen versank ihr Lagerplatz in Trümmern. Unzählige Steine rollten nun über ihn hinweg und zertrümmerten, was auch immer dort liegen geblieben war. Mit einem Scheppern wurde der Topf in den felsigen Fluten ertränkt, die Schlafdecken in Fetzen gerissen und auch alle andere Habseligkeiten zerkleinert, zerdrückt oder einfach nur davongetragen. Gleichzeitig legte sich eine Staubwolke darüber, die immer dichter wurde.
Weiter entfernt waren die Laute der Pferde über dem Gepolter zu hören. Die Tiere waren klug genug gewesen, sich beim ersten Anzeichen dieses Steinschlages davonzumachen. Ihnen würde nichts geschehen. Für sich selbst sah Elrohir die Lage nicht ganz so rosig. Die Steine schlugen mit beunruhigender Kraft gegen den Stamm der Kiefer, in der er sich über und über mit abgestorbenen Nadeln, kleinen Federn längst geflohener Vögel und noch ganz anderen, unappetitlichen Dingen beklebt an den Stamm klammerte. Der ganze Baum erzitterte recht bedenklich und Elrohir schätze bereits die Entfernung zum nächsten Baum ein, um sich zur Not mit einem Sprung retten zu können.
„Langsam hört es auf", stellte Elladan plötzlich fest. Er saß etwas weiter unter auf einem Ast und war in keinem besseren Zustand als Elrohir. Eher im Gegenteil…
„Auf deiner linken Schulter klebt ein Vogelnest", informierte ihn sein Bruder.
Elladan schielte zur Seite. „Mit oder ohne Inhalt?"
„Ohne. Ist das wichtig?"
„Ja." Mit einer lässigen Bewegung wischte Elladan es von der Schulter. Das grazile Nest blieb an seinen noch klebrigeren Fingern hängen und Elronds Erstgeborener begann, wild die Hand zu schütteln, um es loszuwerden.
„Das hat uns gerade noch gefehlt", war es von Glorfindel auf der Nachbarkiefer zu vernehmen.
Bevor Elrohir ihn nach dem Grund für diesen Stoßseufzer fragen konnte, hörte er es ebenfalls. Der Auslöser der Lawine näherte sich nun mit lauten Schritten und dröhnendem Gelächter. Genau das hatte ihnen wirklich noch gefehlt. Kein Wunder, dass Glorfindel so aufstöhnte und auch kein Wunder, dass sie beinahe alle von dieser Lawine erschlagen worden waren.
Ungelenk, aber nicht unsicher, stampften drei massive Gestalten den Hang herunter. Sie waren noch einige hundert Meter entfernt, aber ihre Silhouette war unverwechselbar. Auch die lauten, unangenehm rauen Stimmen machten recht schnell klar, mit wem die Elben es da zu tun hatten.
„Trolle", ächzte Elladan. „Und ich dachte, wir wären sie hier auf dieser Seite erst mal los."
„Waren wir auch", flüsterte Elrohir. „Jedenfalls die in den Trollhöhen. Glorfindel, greifen wir sie an?"
Der Vanya überlegte zwar einen Moment, schüttelte dann aber stumm den Kopf.
Niemand legte sich gerne mit Trollen an. Sie waren nicht nur groß und dumm, sondern auch noch extrem stark. Auch die Elben würden Schwierigkeiten haben, gleich drei von ihnen zu töten. Die Pfeile richteten nur wenig Schaden in der dicken Haut dieser Geschöpfe an und eben weil sie so primitiv waren, scheuten sie keinen Kampf und keine Übermacht.
Elrohir fragte sich, was diese drei hier überhaupt wollten. Vielleicht hatten sie erfahren, dass ihre Artgenossen in den Trollhöhen dank Gandalf zu Stein erstarrt waren und ihr Territorium nun verwaist war. Sie schlugen jedenfalls ohne zu Zögern den Weg nach Westen ein, der sie an Bruchtal vorbei genau dorthin bringen würde. Die Überreste des Elbenlagers waren unter einer dicken Schicht Geröll und Steine verschwunden, sodass den drei riesigen Kreaturen gar nicht auffiel, an was sie da gerade vorbeiliefen. Einer kam so dicht an der Kiefer der Zwillinge vorbei, dass sie schon befürchteten, er würde die Äste wegreißen, auf denen sie immer noch hockten.
Es war ein Höhlentroll, was Elrohir zu Denken gab. Wahrscheinlich stammte er direkt aus den Eingeweiden des Nebelgebirges, in dem Orks erst kurz zuvor wieder einen Tunnel hinaus auf den Hohen Pass geöffnet hatten und nun Reisenden das Leben schwer machten. Offenbar wollte der Dunkle Herrscher seinen Einflussbereich wieder ausdehnen.
„Gefällt mir hier!" dröhnte wie zur Bestätigung einer der drei in Westron. Er war der Größte von ihnen und sie waren alle nicht gerade klein.
„Wir sind aber noch nicht da, Raff", gab der Troll zu seiner Linken zurück und Elrohir hätte fast laut gelacht. Ein Wesen wie ein Fels und eine Stimme wie ein Eichhörnchen so fiepsig.
„Klappe, Iff!" schnauzte der erste wieder. „Hier ist es überall so und keiner, der uns stört."
„Und die Langhaarigen, Raff?" war nun der letzte im Bunde zu vernehmen. „Die sind auch hier."
„Die stören nicht, Dom", fiepte Iff. „Sag ihm, dass sie keine Menschen fressen, Raff. Für uns bleibt genug über."
„Blödmann!" Der Riesentroll namens Raff versetzte Iff einen wuchtigen Schlag auf den flachen Schädel. „Geh schneller. Ich hab Hunger."
Elladan und Elrohir tauschten einen langen Blick. Sie würden sich um diese Trolle kümmern müssen. Aber nicht jetzt, dafür waren wirklich nicht der Ort und die Zeit. Es blieb nur zu hoffen, dass Leiloss ihnen nicht in die Hände gefallen war. Raff hatte zwar von Hunger gesprochen, aber für diese drei Kreaturen wäre die kleine Ithildrim nicht mehr als ein Happen zwischen den Mahlzeiten gewesen.
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tbc
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Eirien: Wo er doch die fiesen Typen so gaanz ohne Haldirs Hilfe kaltgemacht hat (kicher). Schönen Urlaub wünsch ich dir (neidisch bin)
Shelley: ff ist etwas eigentümlich, um es mal milde zu formulieren. Ich wunder mich auch immer, warum was nicht ankommt oder gar doppelt (seufz). Merkt man, dass ich Tierfreund bin? (grins). Ohne die fröhlichen kleinen Krabbelviecher komm ich nicht aus, jaja.
Elbenwissenschaftler? Das ist gut. Klingt wie lauter, kleine Frankensteins (johl). Mal sehen, was sie noch alles Interessantes finden. Übrigens hab ich zuerst Schlaganfall statt Schlafanfall gelesen. Armer Legolas.
Iary: Es muss wohl erblich sein (grins) Ich hab aber auch beim Schreiben dauernd die drei Hochelben vor Augen gehabt, in Gil-Galads Zelt, er marschiert um sie rum und mokiert sich über die versifften Klamotten, die sie wahrscheinlich bei toten Orks geklaut haben und die schwarzgemalten Gesichter. Und am Zelteingang zwei Wachen, die sich halb tot lachen.
Serena: Ich schätze ja auch, dass sie Borzo vorerst nicht mehr loswerden. Irgendwann kriegt er noch einen grauen Hausmeisterkittel mit seinem Namen auf der Brusttasche. Haldir muss da durch. Dann ist es später nicht mehr so schlimm, wenn die Gefährten anreisen.
Sarah0683: Nein, den Rothemden werden keine Namen gegeben (wild entschlossen ist). Hm, diese Sache mit dem Keuschheitsgürtel…und für wen? Die Damen wären sicher nicht gerade begeistert und Glorfindels Kenntnisse, Schlösser zu knacken, würden sich wahrscheinlich sprunghaft erhöhen. Ich denke, damit muss BRuchtal leben und den Ladies gefällt es sicher ganz gut (Augenbrauenwackel)
Das mit Gilnín war ein Fehltritt, ich geb es zu (schluchz). Aber dafür sind Reviewer ja da, um so was zu finden. Ausrede erfinde: er verträgt es in winzigen Mengen (räusper verlegen). Meldis hatte ich übrigens auch nicht übersetzt. Heißt Freundin, wenn mich das Sindarin-Lexikon nicht trügt.
Elrond war damals eben noch jung – verhältnismäßig – und Elladan ihm wohl wirklich sehr ähnlich. Vielleicht hat Ada deswegen immer die Ruhe weg mit seinem Ältesten. Er erinnert sich an seine Jugend. Heutzutage geht er eben mit Weinkaraffen auf Orks los, aber damals…haha! Das waren noch Zeiten.
Haldir ist eben Haldir. Der hat seine eigene, liebenswürdige Art. So übel ist er ja gar nicht, oder? Was die Sklavenhändler angeht, da hat sich wohl einfach mal einer umgedreht und den Blick schweifen lassen. Haldir war es wohl nur recht, dem alten Schlawiner.
Michiru-Chan (Herzattacke überlebt hat) Huhu, wie hast du die vielen Ausflüge überstanden? Alles in Ordnung bei dir? Hauptsache, du hast weiter Spaß an der Story. Mit Aragorn und Leilo muss ich mir noch was einfallen lassen. Sonst kommt Arwen noch vorbei und hackt die Kleine in Stücke.
Ithiliell: Ist sogar doch noch angekommen. Ff ist manchmal wirklich sonderbar. Ich mag Ionnin auch, aber jetzt muss er erstmal etwas zurückhaltender sein. Ein peinlicher Auftritt von Legolas reicht. Ich schätz schon, dass sie Ratten haben, auch wenn sie das gar nicht gerne hören werden. Elbische Ratten eben, die leben länger (kicher). Lt. Varya gibt es in Düsterwald ja auch Flöhe. Und Haldir ist sowieso nur der Elb, der zwei Drittel der Bösewichter ausgelöscht hat, was ist der schon gegen Aragorn?
Donnfindel: Ja, als Bruchtaler bist du natürlich dankbar, dass endlich einer die Ratten wegfängt. Was Erestor angeht, eigentlich ist es ihm sogar sehr recht, dass Figwit so ein Herzchen ist. Der Bursche kommt dann als Letzter drauf, was sein Chef so alles treibt (nach oben auf Kapitel zeigt).
Elronds Jugend war halt eine bewegte Zeit. Da kommt man eben auf seltsame Ideen. Und die vererbt man doch auch. Aber nicht von Celebrian (böser Blick von Galadriel aus Lorien nach Bruchtal geschossen wird). Die Herrin ist die Ruhe in Person, frag ihren Ehemann, der im Übrigen auch die Ruhe in Person ist (hust).
Lord Elo: Immer noch keine Lust, selber zu schreiben? (grins). Naja, zu dem Buch sag ich noch nix. Und die Bewaffnung von Elrond? Der Elb ist da zuhause, der hat quasi Pantoffeln und Jogginghose an. Es rechnet doch keiner damit, dass ein Ork aus dem Schrank springt. Außer Glorfindel und Erestor, aber die sind eben etwas anders. So wie Haldir, den erschüttert auch nix mehr. Einen Ork umbauen? Da muss schon einiges zusammen kommen. Einiges! Das ist sonst Melkors Spezialität.
Feanen: mail ist unterwegs. Die Rhûna sind eben ein bisschen schräg auf ihre Art. Thranduil hat sich wohl dran gewöhnt. Bleibt ihm ja auch nichts anderes übrig.
