DisclaimerAlles gehört Prof. Tolkien und seinen Erben. Mir gehört nix, ist nur geliehen und wird wieder abgegeben. Ehrlich.
A/N: Amélie, ich hab diesmal aber eine Menge Fehler reingesetzt. Echt nachlässig von mir. Dank dir ganz besonders für deine Mühe diesmal.
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13. Kapitel: Elben im Sturm
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„Seid so nett und blinzelt wenigstens. Glorfindel geht mir wirklich auf die Nerven mit seinen dauernden Nachfragen, ob Ihr schon erwacht seid."
Erestor war sich nicht sicher, ob diese Stimme wieder zu den seltsamen, bizarren Träumen gehörte, aus denen er scheinbar nicht loszukommen schien, oder diesmal aus der Wirklichkeit stammte. Er entschloss sich, es einfach mal zu versuchen und hob die Lider, die entgegen jeden Elbenschlafs geschlossen gewesen waren.
„Oh, Ihr habt mich also gehört." Große, sehr grüne Augen leuchteten voller Genugtuung auf ihn herunter. Eine Elbin hatte sich über ihn gebeugt. „Wie fühlt Ihr Euch, Lord Erestor?"
Gute Frage, befand er. Besser als noch vor dem Öffnen der Augen jedenfalls. Vielleicht lag es an der Elbin, die sich jetzt wieder in dem Stuhl zurücklehnte, der neben seinem Bett stand, ihn dabei aber weiterhin aufmerksam beobachtete. Irgendwie kam sie ihm vertraut vor, ihre Gegenwart jedenfalls. Unterschiedliche und nicht sehr genaue Erinnerungen begleiteten diese Empfindung. In erster Linie war es wohl Schmerz und das Gefühl, völlig den Halt verloren zu haben. Dann mischte sich ein silbriges Schimmern dazu, das in dem ganzen Chaos verblüffend energisch die Kontrolle übernommen und ihn mit sich gezogen hatte.
„Ich lebe also noch?" Seine Stimme klang etwas rau, als hätte er doch eine ganze Weile nicht mehr gesprochen.
„Scheint so", lächelte sie. „Aber Ihr habt es mir nicht gerade leicht gemacht."
„Wer…?"
„Varya Ithilfin", stellte sie sich vor.
Also Thrandulils neue Gefährtin. Erestor hatte den Eindruck, dass der Sinda diesmal eine sehr viel bessere Wahl getroffen hatte.
„Wollt Ihr Euch vielleicht hinsetzen?"
„Gerne", nickte er, auch wenn er sich nicht sicher war, ob das nicht wieder mit neuen Schmerzen verbunden sein würde.
„Dann versucht es." Ihr Lächeln hatte etwas Mutwilliges, trotzdem war es recht entwaffnend.
„Solltet Ihr mir nicht dabei helfen?"
„Ich bin eine Rhûnar-Heilerin bin. Wir heilen nur, wir helfen nicht auch noch."
Oh ja, Thranduils Wahl war geradezu gespenstisch treffend. Wenn eine zu ihm passte, dann diese junge, bildschöne und außerdem gnadenlose Elbin. „Einen Versuch war es wert."
„Jaja, 1. Zeitalter gibt die Hoffnung nie auf", amüsierte sie sich. „Also, was ist nun? Ihr wolltet Euch hinsetzen."
Sehr misstrauisch stützte er sich auf die Ellenbogen und richtete sich dann auf. Zu seiner absoluten Verblüffung blieb ihm eine Schmerzwelle erspart. In seiner Hüfte, wo ihn Marsdens Dolch getroffen hatte, war nur noch ein leichtes Ziehen… und der Rest seines Körpers schien unter einer Art Muskelkater zu leiden. Ein Blick in Varyas fröhliches Gesicht zeigte ihm, dass sie genau das erwartet hatte. Entgegen ihrer vorherigen Worte stopfte sie ihm zumindest ein Kissen in den Rücken und reichte ihm ein Glas Wasser.
„Eigentlich verdankt Ihr Euer Leben Mornen und schließlich Hanne", plauderte sie dabei. „Eurem Pferd, weil es Euch hierher gebracht hat und dieser Wirtin natürlich, weil sie zumindest die Infektion etwas verlangsamt hat. Was war an diesem Messer dran? Der Dreck von Jahrhunderten?"
„Eher der Hass davon." Erestor trank in kleinen Schlucken und ließ dabei seinen Blick durch den Raum schweifen. Er war also im ‚Krummen Hund'. Mornen musste es so entschieden haben und hatte eine sehr gute Wahl getroffen. Wie allerdings die Heilerin Thranduils hierher kam, war ihm noch nicht ganz klar.
„Eine lange Geschichte", erriet sie seine Gedanken. „Aber die werde nicht ich Euch erzählen. Draußen lungern noch mehr Elben aus dem 1. Zeitalter rum, die Euch unbedingt wieder unter den Lebenden begrüßen wollen."
„Ich bin nicht aus dem 1. Zeitalter", korrigierte er sie süffisant.
„Etwa noch älter?" Spöttisch hob sie die Brauen. „Elbereth, das erklärt einiges."
„Varya, mit wem redest du da eigentlich?" kam es von der anderen Seite der geschlossenen Zimmertür und verhinderte, dass Erestor ihrer Bemerkung auf den Grund gehen konnte.
„Mit wem wohl?" rief sie und war schon halb durch den Raum. „Erestor ist wach!"
Sie hatte kaum ausgesprochen, da wurde die Tür auch schon aufgerissen. Glorfindels vertraute Silhouette malte sich vor dem hellerleuchteten Gang ab. Betont gelassen schlenderte der Vanya ans Bett und sah auf Erestor hinunter. Es waren seine Augen, die ihn verrieten. Das Leuchten in ihnen ließ keinen Zweifel, wie sehr es ihn erleichterte, den Freund wieder unter den Lebenden zu sehen.
„Du hast dein Glück für die nächsten hundert Jahre in den letzten Tagen restlos aufgebracht", meinte er schließlich mit einem tiefen Seufzer und sank auf die Bettkante. „Wirklich, Erestor, das war alles mehr als knapp."
„Ich warte dann draußen", sagte Varya. „Er ist noch nicht wirklich wieder auf den Beinen, Glorfindel, überanstreng ihn nicht. Und was willst du hier drin?"
Letzteres war an Thranduil gerichtet, der Glorfindel langsam gefolgt war. Der Sinda verdrehte nur leicht die Augen und schob sie hinaus. Dann folgte er Glorfindel und setzte eine undurchdringliche Miene auf. Erestor hob die Brauen. Thranduil hatte seit Jahrtausenden nicht mehr mit ihm geredet. Ihn jetzt direkt vor sich zu haben, war schon etwas gewöhnungsbedürftig.
„Hm", machte Thranduil und ließ sich in den Stuhl fallen, indem zuvor seine Heilerin gesessen hatte. „Wenn man Varyas bildhafter Schilderung glauben darf, stand ein Teil deiner Eingeweide kurz davor, sich in eine schleimige Masse aufzulösen."
Erestor verzog nicht einmal das Gesicht. Nichts anderes hatte er von Orophers Sohn erwartet. „Solange keine wichtigen Teile dabei waren."
„Was verstehst du unter wichtig, Noldo?"
„Seid ihr beide jetzt fertig?" erkundigte sich Glorfindel zähneknirschend. „Dann würde ich gerne auf die Gegenwart zu sprechen kommen, auch wenn dies nicht gerade ein angenehmer Platz ist zurzeit."
Erestor vergaß die Plänkelei mit Thranduil, kaum waren die Worte gefallen. Sein Freund wirkte müder, als er es selbst angesichts dieses unglücklichen Zwischenfalls mit der Stichwunde in Erestors Hüfte sein sollte. Jetzt bemerkte er auch, dass direkt über dem Haus ein Gewitter in einem Ausmaß tobte, wie es um diese Jahreszeit ausgesprochen selten war. „Was ist passiert, Glorfindel?"
„Elrond…" Glorfindel schluckte und setzte nochmals an, um den Satz zu Ende zu bringen.
„Er ist schwer erkrankt", nahm ihm Thranduil diese Aufgabe nach einem kurzen Seitenblick ab. „Und bislang kennt niemand die Ursache dafür."
Erestor ersparte sich die Bemerkung, dass Elben gewöhnlich nicht krank wurden. Mit einem tiefen Atemzug, der reichte, um das plötzliche Zittern seiner Hände unter Kontrolle zu bringen, setzte er sich noch weiter auf und schwang die Beine über die Bettkante. „Worauf warten wir dann noch?"
„Du bist zu schwach", wehrte Glorfindel mit einem Kopfschütteln ab.
„Für den Ritt nach Imladris reicht es." Erestor fischte bereits nach seinen Kleidern, die neben dem Bett auf einem Hocker lagen und einen frisch gesäuberten Eindruck machten.
„Sagt wer?" Varya lehnte im Türrahmen.
„Wenn Ihr Eure Sache gut gemacht habt, dürfte ich keine Schwierigkeiten haben", erklärte Erestor von oben herab.
„Ich habe meine Sache sogar sehr gut gemacht", zischelte sie und kam ein paar Schritte näher. „Und genau deswegen werdet Ihr jetzt nicht alles wieder ruinieren."
„Wollt Ihr mich davon abhalten?"
„Das brauch ich gar nicht. Die beiden machen das schon." Mit einer Hand zeigte sie auf Glorfindel und Thranduil, mit der anderen langte sie überraschend schnell zu und riss seine Hose aus dem Kleiderbündel, um sie hinter sich in den Gang zu werfen. „Und ohne Hose geht Ihr schon mal nirgendwo hin."
Erestor war zu alt, um sich von einem Küken wie ihr etwas befehlen zu lassen. Mochte Thranduil seinen Spaß daran haben, er sicher nicht. Betont langsam stand er auf, bis die Bettdecke endgültig von seinem Körper gerutscht war. „Und das glaubt Ihr wirklich?"
Jede andere Elbin mit guter Erziehung und Schamgefühl hätte sich jetzt zumindest weggedreht, aber Varya verschränkte die Arme und bedachte ihn mit einem harmlosen Lächeln. „Das glaube ich sogar ganz fest, Lord Erestor. Und bevor Ihr Euch noch länger wundert, warum ich nicht schamrot in Ohnmacht falle, solltet Ihr Euch fragen, wer hier in den letzten Stunden Eure Verletzung geheilt hat. Denkt Ihr denn, ich hätte dabei eine Augenbinde aufgehabt?"
„Guter Einwand", murmelte Glorfindel. „Leg dich wieder hin, Erestor, sie hat vielleicht Angst vor Spinnen, aber nicht vor nackten Elben. Heilerin, schon vergessen?"
„Wir sind dran gewöhnt", nickte Varya boshaft. „Jetzt ist auch Ende der Diskussion. Außerdem solltet Ihr Euch beruhigen. Um Elrond kümmern sich bereits andere, die mehr Ahnung als Ihr haben und auch sehr viel besser dafür geeignet sind. Ihm wird nichts geschehen."
„Galen ist dabei", ließ sich Glorfindel leise vernehmen. „Du weißt, wie viel Elrond von seinen Qualitäten als Heiler hält. Leg dich wieder hin, Erestor, du wirst bereits kalkweiß."
„Erfahrungsgemäß ziehst du hier den kürzeren", ergänzte Thranduil geradezu unerträglich gelassen.
„Ihr beide lasst euch tatsächlich von so einem winzigen Geschöpf tyrannisieren?" Erestor konnte es nicht fassen.
Thranduil schmunzelte unerwartet. „Gelegentlich jedenfalls."
Jemand anderer nahm ihm die Entscheidung ab. Erestor war noch nicht wirklich bereit, sich in die Rolle des Verlierers zu fügen, da wurde auf der anderen Seite des Ganges die Tür aufgerissen und ein Mann stürzte heraus. Erestor blinzelte leicht, als er Halbarad erkannte. Der Waldläufer war bereits einige Male Gast in Imladris gewesen und es stellte sich die Frage, was er hier im ‚Krummen Hund' machte.
„Lady Varya!" Mit allen Anzeichen von Panik umklammerte er Varyas Arme. „Marain sagt, es fängt an und es geschehen seltsame Dinge mit ihr."
„Elbereth, das wird eine lange Nacht", seufzte die Rhûnar-Heilerin. „Halbarad, beruhigt Euch. Das sind keine seltsamen Dinge – sie bekommt ein Kind."
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Der Sturm, der über Imladris tobte, war unbeschreiblich. Das Tal war ein natürlicher Kanal, in dem sich seine Geschwindigkeit noch verstärkte und alles mit sich riss, was nicht ordentlich befestigt oder sicher im Boden verwachsen war. Um das Ganze noch zu verschlimmern, begleitete ihn ein richtiges Unwetter, das ganze Ströme von Regen aus tiefschwarzen Wolken ausgoss, ab und zu erhellt von starken Blitzen.
Und ausgerechnet jetzt musste diese verdammte Krähe Gilnín dringend alle möglichen Kräuter haben, die irgendwo hinter den Gärten in den Wäldern wuchsen. Leilo war in sehr mörderischer Stimmung, während sie sich weit nach vorne gelehnt durch die Böen kämpfte. Sie war bis auf die Haut durchnässt, ihre Kleidung auch noch dreckig und zerrissen und ihre Augen tränten in einem fort.
An ihrem Gürtel hing Hinner. Anders konnte man es nicht mehr bezeichnen. Irgendwann in der letzten Stunde hatte er seine Hand in ihren Gürtel gehakt und versuchte, so wenigstens nicht den Anschluss zu verlieren und womöglich weggeweht zu werden. Ein Schicksal, das Leiloss eher für sich befürchtete.
„Wir müssen wieder rein!" schrie sie Hinner zu, aber der Sturm riss die Laute von ihrem Mund fort und trug sie davon.
Leiloss gestikuliert heftig in die Richtung, in der sie das Haus vermutete. Der Stoffbeutel, in dem die magere Ausbeute ihrer Kräuterjagd aufbewahrt wurde, flatterte gefährlich in der Luft und sie drückte ihn wieder hastig an sich.
Hinner nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Blutige Kratzer bedeckten sein Gesicht, wo ihn die losgerissenen Äste getroffen hatten. Leiloss war sich sicher, dass sie kaum besser aussah. Sie würde Gilnín wirklich dafür büßen lassen. Strafe hin oder her, aber dazu gehörte nicht, dass sie zu Tode kam. Die Ohrfeige von Varya und die damit verbundene öffentliche Demütigung hatten ihr schon gereicht.
Natürlich war es ein Fehler gewesen, einfach aus der Quellstadt zu türmen. Ein ganz großer Fehler sogar, wenn sie sich Estel jetzt mal genauer betrachtete. Andererseits war Elrohir sehr nett und seltsamerweise fand sie Haldir auch faszinierend. Letzterer sie aber wohl nicht, wenn sie seine Reaktionen richtig deutete.
Dabei bin ich mindestens so hübsch wie Varya, grollte sie im Stillen vor sich hin und leitete ein Wendemanöver ein. Wobei sie nicht unbedingt mit Varya tauschen wollte. Dieser Waldelbenkönig war ja einschüchternder als ein Berglöwe. Dann schon lieber Elrohir. Der hatte im Moment allerdings ganz andere Probleme. Leiloss stiegen unwillkürlich neue Tränen in die Augen, die mal nichts mit dem beißenden Wind zu tun hatten. Es war fürchterlich, was Elrond gerade widerfuhr und sie hatte die letzten Tage damit verbracht, recht bedrückt durch Imladris zu schleichen.
Der tiefe Seufzer und die kurze Unaufmerksamkeit reichten, ihren Untergang einzuleiten. Leiloss stieß mit der Fußspitze gegen einen großen Ast, der mitten auf dem Weg lag, blieb daran hängen und fiel nach vorne. Sie kam nie auf dem Boden vor ihr an. Der Sturm erfasste sie, drückte sie noch ein ganzes Stück nach vorn und brachte damit Hinner zum Stolpern. Einen Atemzug später wurden beide von einer Sturmböe vor sich her getrieben, über Stock und Stein sozusagen. Sie überschlugen sich, wurden voneinander getrennt und Leiloss machte enge Bekanntschaft mit windzerzausten Büschen, einer Gartenbank, einem umherfliegenden Korb, der seltsam roch und sich außerdem erst einen Moment über ihr Gesicht stülpte, bevor er weitergetrieben wurde.
„Mach, dass es aufhört!" flehte sie.
Der verantwortliche Valar reagierte sofort. Leiloss prallte mit der Körpermitte gegen eine schlanke Birke. Bewegliche Dinge, die auf unbewegliche Dinge trafen, zeigten gelegentlich ungewöhnliche Reaktionen. Leiloss' bestand darin, dass sie sich wie ein Haken um den Birkenstamm bog und sich fast noch die Nase an ihren eigenen Knien eingeschlagen hätte. Recht verkrümmt, den Birkenstamm vor ihrem Bauch, den Beutel mit den Kräutern noch immer fest umklammert, blieb sie erst einmal liegen und versuchte, wieder Luft in ihre Lungen zu bekommen, ohne jedes Mal vor Schmerzen aufzuheulen.
Leiloss wollte nicht mehr weiter. Sie wollte einfach nur noch liegen bleiben und vielleicht sterben. Angenehmer würde es in Mandos' Hallen allemal sein. Insbesondere nicht so windig. Wie sollte sie zum Haus zurückkommen, wenn ihr jeder Knochen wehtat, der Sturm nur darauf wartete, sie gegen das nächste Hindernis zu schleudern und auch sonst das ganze Leben nur aus Enttäuschungen bestand?
Hinner!
Sie schluchzte noch einmal wehmütig und rappelte sich dann soweit auf, dass sie zumindest auf Händen und Knien weiter krabbeln konnte. Hinner konnte schließlich nichts dafür, dass sie in dieser verfahrenen Lage waren. Der Junge hatte ihr nur helfen wollen und ein paar Mal war er sogar sehr hilfreich gewesen auf der langen Reise von Ilegond bis zum Anduin.
Leilo kam ein paar Meter weit, bevor sich ihr der Magen umdrehte und sie erstmal die Reste ihres Frühstücks in die Sturmböen spuckte. Ihre Eingeweide hatten den Kontakt mit dem Birkenstamm offensichtlich als Beleidigung gewertet und die Arbeit eingestellt. Es war eklig und erzeugte einen neuen Tränenausbruch.
Überraschend wurde ihr leichter. Dann merkte sie, dass jemand sie am Kragen gepackt hatte und jetzt neben sich herschleifte. Leilo sah zu ihrem Retter hoch und schrie laut auf. „Ork!"
Das Monster warf ihr einen bösen Blick aus rötlichen Augen zu, die sehr gespenstisch in diesem Sturmdunkel leuchteten und bleckte die Zähne. „Ich bin Borzo und du bist eine dumme Elbin, hier draußen rumzulaufen!"
Also war tatsächlich ein Ork in Bruchtal. Bislang hatte sie es nicht glauben wollen und gedacht, die Zwillinge machten sich nur über sie lustig. Sie brauchte ihn also nicht zu töten und er würde sie nicht fressen. Sehr beruhigend und Grund genug, nicht mehr entsetzt zu sein, sondern wütend, weil er sie wie einen Mehlsack noch immer neben sich herzerrte. Sie kam wieder auf die Beine und schlug nach seinem Arm. „Lass mich sofort los!"
„Nein!" giftete er sie an. „Dann fliegst du weg und alle sagen, es ist meine Schuld. Es ist sowieso immer alles meine Schuld, egal worum es geht. Ich bring dich jetzt ins Haus. Und den da auch."
Es beeindruckte ihn wenig, dass Leiloss auf seinem Arm herumschlug. Vor sich hin schimpfend stapfte er durch den Sturm und las unterwegs auch noch Hinner auf, der reglos vor der niedrigen Begrenzung eines Zierteiches lag. Leiloss konnte nur erkennen, dass Borzo den Felssockel ansteuerte, auf dem Bruchtal errichtet war. Sie hatte keine Ahnung, was dieser Ork vorhatte, als er sie durch ein paar dichte Büsche zerrte. Natürlich Büsche mit langen Dornen. Es ratschte und riss an ihrer Kleidung, ihre Haare verfingen sich in den dünnen, peitschenden Ästen und dann war plötzlich Ruhe.
Dunkelheit umfing sie und Windstille.
„Geheimgang", erklärte Borzo und versetzte Hinner ein paar saftige Ohrfeigen.
Die Orkmethode, Bewusstlose wieder aufzuwecken, war noch viel schlimmer als die Heilmethoden ihrer heimischen Heiler. Leiloss fiel ihm in den Arm. „Lass das! Du brichst ihm das Genick."
„Bah!" machte Borzo. Er spuckte voller Geringschätzung auf den Boden, drehte sich um und marschierte tiefer in den sehr niedrigen Tunnel.
Einen Moment war Leiloss unschlüssig, was sie nun unternehmen sollte. Aus diesem Tunnel heraus konnte sie auch nicht mehr. Der Zugang war einfach verschwunden. Nun, sie war sich sicher, dass er noch da war – nur wo? Schließlich fiel ihr Blick auf Hinner, der stöhnend wieder zu Bewusstsein kam.
„Ich hatte einen Albtraum", ächzte er. „Wir wurden von Orks angegriffen, die mich verprügelten."
„So was aber auch", murmelte Leiloss und half ihm auf die Beine.
„Wo sind wir hier?" Für Hinner musste die Dunkelheit noch schlimmer sein. Nur aus den Tiefen des Tunnels drang ein matter Lichtschein, der nicht wirklich von Nutzen war, um Einzelheiten zu erkennen. „Ist die Welt untergegangen?"
„Fast." Die Ithildrim griff nach seiner Hand. „Ich bring dich hier raus. Und sollten wir Orks begegnen, bleib ganz ruhig."
Ihr Weg führte sie schon nach wenigen Schritten in eine Art kleine Grotte, die von lichtgebenden Algenflecken auf der Wand und in den Wassermulden auf dem Boden in einen grünlichen Schimmer gehüllt war. Mitten drin saß Borzo auf einem Stein und brummelte irgendetwas vor sich hin. Womöglich zählte er die Rattenkadaver, die er hinter sich aufgeschichtet hatte. Leiloss war froh, nichts mehr im Magen zu haben. Ein grünlich beleuchteter Ork in einem Haufen toter Ratten war nichts, was ihr Magen besonders beruhigend fand.
„Ork!" quiekte Hinner und versuchte, sofort wieder in den Tunnel zu türmen.
„Alle gleich", meckerte Borzo sofort. „Ich habe die Erlaubnis, hier zu sein. Fragt den Halbelb."
„Der ist schwer krank!" giftete Leiloss zurück.
Zu ihrer Verblüffung ließ Borzo die Schultern hängen und zog ein etwas unglückliches Gesicht. „Ich weiß. Das ist nicht gut. Ohne Elrond werden sie mich hier rausschmeißen."
„Wir suchen nach den Zutaten für ein Heilmittel", kam es etwas zögerlich von Hinner. „Dann kannst du bleiben."
Leiloss bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. Hatte dieser Bursche den Verstand verloren, den Ork auch noch zu trösten?
„Worauf wartet ihr dann noch? Verschwindet wieder nach draußen und sucht weiter!" Borzo drehte ihnen den Rücken zu und scharrte mit den Füßen in dem Rattenhaufen. Er fischte eine Schnur aus den Überresten seiner verdreckten Kleidung und begann dann, Ratten an ihren Schwänzen daran aufzufädeln. Es war so widerlich! „Macht schon! Das bisschen Regen könnt ihr aushalten."
„Wir haben ja schon alles!" schrie Leiloss empört.
„Bis auf den Frosch", ließ sich Hinner altklug vernehmen. „Den komischen Frosch finden wir einfach nicht."
„Da draußen sind im Moment keine Frösche", herrschte Leiloss ihn an. „Entweder haben sie sich verkrochen oder der Sturm hat sie einfach weggeweht."
„Was für einen Frosch?" erkundigte sich Borzo über die Schulter.
„Cabecab", zitierte Leiloss unwillkürlich den Namen, den Gilnín ihr genannt hatte.
„Kenn ich nicht." Borzo kratzte sich mit einer seiner krallenähnlichen Fingernägel am Kopf. Es klang schauderhaft. „Wie sieht der aus?"
„Grün mit gelben Punkten", wiederholte Hinner, was ihnen vor einigen Stunden auch Gilnín an Beschreibung nur hatte geben können. Die menschliche Eigenschaft, sich an die irrwitzigsten Situationen wie zum Beispiel die Unterhaltung mit einem dürren, stinkenden Ork zu gewöhnen, machte Leiloss fast sprachlos. „Und nicht sehr groß. Der Name bedeutet wohl Sprungfrosch, aber das können schließlich alle Frösche. Springen, mein ich."
„Grün mit gelben Punkten?" schnarrte Borzo, dann sprang er auf und marschierte in seiner leicht gebeugten Haltung durch einen Zugang am anderen Ende der Grotte hinaus.
Die Schnur, an der erst zwei Ratten aufgefädelt waren, zog er nachlässig hinter sich her. Die Kadaver tanzten über den Boden wie ein Kinderspielzeug der ganz besonderen Art. Leiloss war schon wieder froh, dass ihr Magen leer war. Irgendwie fühlte sie sich etwas überfordert von dem allen hier.
„Nu bewegt euch schon!" giftete es unfreundlich aus dem Gang.
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Satt und zufrieden hatte sich Ionnin halb auf Legolas' Bett zusammengekringelt. Bruchtals Betten waren zum Glück sehr groß, sonst hätten er und der Elb darauf wohl kaum Platz gefunden. Der Bergsalamander maß ausgestreckt von der runden Schnauze bis zur Schwanzspitze mittlerweile gute drei Meter. Er wuchs zwar langsam, aber noch war kein Ende abzusehen.
Ionnin hatte sich einen ganzen Korb Salatblätter einverleibt, die Legolas aus der Küche organisiert hatte, mit der ihm eigenen Geduld hingenommen, abgetrocknet zu werden und sich dann ohne die geringsten Hemmungen ins Schlafgemach verzogen, um auf das Bett zu krabbeln und mit einem genüsslichen Seufzer ein Nickerchen zu machen. Normalerweise bevorzugte er dafür einen Platz an irgendwelchen Zimmer- oder Höhlendecken, aber wahrscheinlich war die Verfolgung seines Prinzen durch den Anduin, über das Nebelgebirge und bis hinein nach Bruchtal selbst für ihn etwas anstrengend gewesen.
Legolas konnte den Burschen verstehen. Die letzten Wochen waren nun wirklich kein Zuckerschlecken gewesen. Selbst er spürte den dringenden Wunsch nach etwas Erholung. Ein paar Stunden würde er womöglich ergattern können und so lag er nun mit hinter dem Kopf verschränkten Händen neben Ionnin und versuchte, ebenfalls etwas Schlaf zu finden. Einfach war es nicht. Zuviel war passiert und nichts davon irgendwie sehr beglückend.
Legolas' Herz blutete angesichts des Leids, das Elladan und Elrohir ertragen mussten. Auch wenn sich langsam ein Silberstreif am Horizont zeigte, so war ihre Lage nach wie vor schrecklich. Noch nie hatte sich Legolas selbst mit dem Gedanken wirklich befassen müssen, dass sein Vater mit dem Tod rang. Thranduil mochte seinen Teil an Verletzungen bei den dauernden Kämpfen in Düsterwald davongetragen haben, aber keine einzige war lebensbedrohlich gewesen.
Es war seltsam, erkannte er mit leichtem Erstaunen. Er lebte bereits seit Beginn dieses Zeitalters, war nun wahrlich kein Junge mehr und dennoch hatte die Gewissheit, dass Thranduil da war, etwas Beruhigendes. Legolas war ein Krieger und hatte in den vergangenen Jahrtausenden so manche Kämpfe angeführt in seiner Heimat. Es gab wenig, dass ihn wirklich überraschen konnte. Trotzdem erschreckte ihn der Gedanke, Thranduil würde so wie Elrond geschwächt oder gar nicht mehr da sein .
Ionnin rührte sich leicht und legte seinen schweren Kopf auf Legolas Bauch ab. Der Bergsalamander schien zu spüren, dass seinen Elb düstere Gedanken bewegten und er beäugte ihn sorgenvoll. Dieses Tier war eindeutig ein komisches Geschöpf. Viel sensibler, als man bei einer überdimensionalen Eidechse vermuten sollte.
Legolas streckte den Bauch raus und zog ihn dann wieder ein. Der Kopf des Bergsalamanders hüpfte hoch und runter, dabei gab er eine Art leises Fauchen von sich, das bei ihm das Äquivalent zu einem vergnügten Glucksen war. Ionnins besonderes Vergnügen bestand immer darin, wenn man seinen Kopf auf und ab bewegte. Dabei war egal, ob man ihn energisch tätschelte oder das auf diese Methode wie gerade eben machte. Legolas hatte mit Thranduil schon stundenlang über die Eigenarten seines vierbeinigen Anhängsels schwadroniert.
Die beinahe träge Stimmung fand ein jähes Ende, als ein gellender Schrei den Gebäudeflügel durchzog. Ionnin schrak so zusammen, dass er vom Bett kippte und einen Moment auf dem Rücken liegen blieb. Düsterwalds Prinz streifte ihn nur mit einem kurzen Blick, während er schon auf dem Weg zur Tür war. Im Vorbeilaufen packte er eines seiner Langmesser, die er im Wohnraum auf dem Tisch abgelegt hatte und stürmte dann auf den Gang hinaus.
Er war nicht der einzige, den dieser fürchterliche Entsetzensschrei auf die Beine gebracht hatte. Elladan und Elrohir stürmten gerade um die Gangbiegung, beide auf das Schlimmste gefasst und beide mit Waffen in den Händen. Legolas korrigierte sich bei näherem Hinsehen: zumindest mit dem bewaffnet, was wohl gerade griffbereit gewesen war. In Elladans Fall war das ein Kerzenständer aus Silber und in Elrohirs Fall…
„Sag nichts!" knurrte Elrohir beim Näherkommen. „Auch eine Gabel kann tödlich sein."
„Ah ja", machte Legolas nur. „Wisst ihr, wo genau der Schrei herkam?"
Das aufkommende Gezeter am Ende des Ganges befreite die Zwillinge von der Notwendigkeit einer Antwort. Die Geräuschquelle kam eindeutig aus dem Bereich, in dem Erestors Gemächer lagen. An und für sich ein Grund zur Besorgnis, denn der Seneschall war schließlich nicht da. Andererseits aber auch das Zeichen, wieder etwas zur Ruhe zu kommen, da sich nunmehr unterschiedliche Stimmen ausmachen ließen, von denen allen eindeutig keine unmittelbare Bedrohung für Bruchtal ausging.
Als die drei die weit offen stehende Tür erreichten, hatte der Anblick, der sich ihnen in Erestors Wohnraum bot, etwas Unwirkliches. Figwit stand mitten im Raum und schwenkte hektisch eine Gießkanne, aus der sich bei jeder Bewegung ein paar Wassertropfen bogenförmig vor ihm verteilten. „Dies ist Lord Erestors Gemach!" rief er dabei aufgeregt. „Ihr könnt nicht einfach-„
„Es ist mir egal, wer hier sonst lebt!" Eindeutig Leiloss' Stimme, mit einem unüberhörbar hysterischen Unterton.
„Und dann schleppt Ihr auch noch Orks mit!" Wieder Figwit, recht empört diesmal.
„Wer schleppt wen mit?" schnarrte es prompt.
Die drei Neuankömmlinge schoben sich unbemerkt von den Streitenden weiter in den Raum hinein. Vor Figwit, dem Urheber des Entsetzensschreis, in Höhe des offenen Kamins auf der linken Stirnwand des Raumes standen Leiloss und Hinner, während hinter ihnen in einer Art Türöffnung mitten in der eigentlich nicht für eine Tür gedachten Wand Elronds Hausork herumlungerte.
„Elbereth!" seufzte Legolas unwillkürlich. Mitgenommen war noch der harmloseste Ausdruck für Leiloss und Hinner. Ihre Kleidung hing in Fetzen, war schlamm- und blutverschmiert, Leiloss Haare sahen auch noch aus, als hätte sie sie seit Jahren nicht mehr gekämmt und außerdem war ihr gesamtes Gesicht von Kratzern und eigentümlichen roten Punkten übersät. Außerdem roch sie etwas seltsam. Streng, um genau zu sein.
„Ich geh wieder!" brummte Borzo und ehe jemand ihn aufhalten konnte, war er in der dunklen Kammer verschwunden, deren Tür sofort hinter ihm zuglitt. Die Wand sah aus, als hätte es dort niemals einen Durchgang gegeben.
„Ein Geheimgang", murmelte Elladan verblüfft. „Dieser Noldo hat tatsächlich einen Geheimzugang in seinem eigenen Gemach. Wo führt der hin?"
„Nach Mordor", kam es mit überschnappender Stimme von Leiloss. „Da unten war es schrecklich und vorher draußen in den Gärten auch."
„Ich wurde fast weggeweht!" erklärte Hinner mit unerklärlichem Stolz. „Der Sturm war ganz schön stark."
„ICH wurde fast weggeweht!" schrie Leiloss und der hysterische Unterton von vorhin verstärkte sich noch ein gutes Maß. „Weggeweht, gegen Bäume geschleudert, von Ästen verkratzt und dieser fürchterliche Ork war auch noch unfreundlich! Außerdem hat er Ratten an einer Schnur, die er hinter sich herzieht!"
„Das ist alles kein Grund, einfach in Erestors Gemächer einzufallen!" Figwit wandte sich anklagend an Elronds Söhne. Dabei schwenkte er wieder seine Gießkanne und Legolas duckte sich hastig, um einer Ladung Wasser zu entgehen. „Sie sind beide so dreckig und nass, dass sie den guten Teppich ruinieren."
Das würde wahrscheinlich Erestors geringste Sorge sein. Ein Geheimgang, der nicht länger geheim war, sondern sogar von einem Ork benutzt wurde, dürfte ihm doch schon mehr Kopfzerbrechen bereiten. Aber Figwit war irgendwie nicht wirklich im Zentrum der Erkenntnisse, soviel hatte Legolas schon festgestellt.
„Ihr wart diese Kräuter suchen?" erkundigte sich Elrohir bei Leiloss und Hinner.
„Ja!" Die Ithildrim drückte unwillkürlich einen etwas mitgenommenen Stoffbeutel gegen ihre Brust. „Und wir haben alle gefunden."
„Sogar den Frosch", ergänzte Hinner freudig. „Der war am schwierigsten zu finden. Borzo hat uns geholfen."
Unerklärlicherweise füllten sich Leiloss' Augen mit Tränen und sie sank auf die Knie.
Figwit stieß einen spitzen kleinen Wutschrei aus. „Steh sofort wieder auf. Deine Hose ist völlig verdreckt und nass. Du machst noch mehr Flecken auf den Teppich!"
„Figwit, es reicht!" befahl Elladan. „Nehmt lieber den Beutel an Euch und bringt ihn zu Meister Gilnín. Er braucht die Sachen, um den Heiltrank für unseren Vater herstellen zu können."
„Aber-„ Figwit konnte sich irgendwie nicht entschließen, die Gemächer seines Herrn unbewacht zu lassen.
„UND ZWAR JETZT GLEICH!" schnauzte Elladan ungeduldig.
Leiloss' Tränenausbruch verstärkte sich.
„Was hat sie denn nur?" wunderte sich Elrohir.
Legolas zuckte die Schultern. Ithildrim waren nicht wirklich zu verstehen. Sehr emotionale Elben, hatte er festgestellt. Unberechenbar, um genau zu sein. „Die Nerven?"
Eindeutig in seiner Ehre als Gemachwächter gekränkt entriss Figwit den Stoffbeutel den etwas verkrampften Händen der Elbin und rauschte dann hinaus. Die Gießkanne nahm er mit.
„Und jetzt würde ich zu gerne wissen, warum ihr so ausseht, wie ihr nun mal ausseht und was das ganze Geschrei soll!" verlangte Elladan finster.
Der Tränenausbruch wurde zu Heulen und Wehklagen. Hinner verdrehte die Augen, Elladan rang die Hände und Legolas amüsierte sich. Einzig Elrohir schien noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Er ging vor Leiloss in die Hocke und nahm ihre Hände.
„Nicht weinen, pen'tithen", meinte er freundlich. „Du warst also draußen in diesem Sturm, um die Kräuter zu sammeln, die unser Vater so dringend braucht?"
So langsam und mit Hinners Hilfe entrollte sich dann die ganze tragische Gesichte mit halbweggewehten Elben, einer Birke, einem Ork, Geheimgängen, Ratten an einer Schnur und noch mehr, noch längeren Geheimgängen, die in seltsame Höhlen führten, in denen widerspenstige Frösche lebten, die sich einfach nicht fangen lassen wollten.
„Sie springen", erklärte Hinner, der das Abenteuer sehr viel leichter zu verkraften schien als die Elbin. „Ziemlich weit und hoch."
„Ich bin hinter ihnen hergejagt", erzählte Leiloss und schniefte recht undamenhaft. „Und in so seltsames Zeug gefallen und dann sind sie mich auch noch angesprungen."
„Sind daher die roten Punkte in deinem Gesicht?" fragte Legolas ganz ahnungslos.
„Rote Punkte?" Leiloss' Stimme war erstaunlich hoch. Sie entriss Elrohir ihre Hände und tastete in ihrem Gesicht herum, in dem diese zu Halbkreisen angeordneten Nesselflecken wie kleine Inseln hervorstanden. Nach kurzem Schreck heulte sie wie ein mondsüchtiger Wolf auf.
„Leiloss!" Galens Stimme war laut und mitleidlos. Der Rhûnar-Heiler war unbemerkt von den anderen am Tatort eingetroffen und wirkte mehr als nur ungeduldig. „Du benimmst dich wie eine hirnlose Ziege. Das ist eine harmlose Hautreaktion, die wir mit einer Salbe schnell beheben können."
Nach Legolas' laienhafter Einschätzung hatte die junge Elbin schlicht und ergreifend eine Art Nervenzusammenbruch. Bei Elben ein recht seltener Gemütszustand, andererseits war sie ja auch noch sehr jung. Galens mangelndes Mitgefühl war nicht gerade hilfreich, diesen Zustand zu beheben, auch wenn er ihm Respekt zollte, dass er offenbar niemanden bevorzugte – ob nun Ithildrim oder nicht. Für Galen waren solche Kleinigkeiten wie Hautausschläge nicht mal eine Erwähnung wert.
„Vielleicht sollten wir sie…" Legolas gestikulierte unauffällig Richtung Ausgang.
Elrohir tauschte einen Blick mit ihm und nickte kaum merklich. Er zog Leiloss auf die Beine, legte ihr einen Arm um die Schultern und dirigierte sie zur Tür. „Wir beide gehen jetzt mal in das Arbeitszimmer meines Vaters und suchen was, das diese Flecken wegzaubert. Ist ja gut, Mädchen, das kriegen wir wieder hin."
Sie hörten ihn noch eine Weile auf dem Gang auf Leiloss einreden, deren Schniefen zum Glück abebbte. Elrohir sprach zwar zu ihr wie zu einem verwirrten Haustier, aber das schien genau die richtige Mischung aus sinnlosem Trost zu sein, die die Ithildrim-Seele jetzt benötigte.
„Habt ihr die Kräuter gefunden?" erkundigte sich Galen bei Hinner.
„Ja." Der Junge war eine Handbreit größer vor Stolz, weil er sich sehr viel besser hielt als die Elbin. „Und auch den Frosch."
„Was hat es eigentlich mit diesem verdammten Frosch auf sich?" fragte Elladan stirnrunzelnd.
„Gilnín meint, der Frosch bindet durch einen Wirkstoff in seinem Blut die anderen Gifte, sodass sie diese verheerende Wirkung haben." Galen betrachtete geistesabwesend die Kaminwand. „Da ist ein Geheimgang? Figwit stammelte so was."
„Der Frosch!" erinnerte ihn Elladan.
„Es ist nicht wirklich das Gift, das Meister Elrond so in Gefahr bringt", deklamierte Galen weiter und schlenderte auf die Wand zu. „Das schwächt ihn letztendlich nur. Und es verschleiert, dass hier Zauberei eingesetzt wurde. Du musst dir das so vorstellen, als öffnet ein Schlüssel einen Zugang in die dunkleren Bereiche dieser Welt und lässt Kräfte frei, die sich auf das Opfer stürzen. Ein schwächerer Elb als dein Vater wäre ihnen schon lange unterlegen."
„Und wofür braucht Gilnín den Frosch? Er will doch ein Gegenmittel finden." Elladan folgte Galen, der nun mit den Fingern vorsichtig die Kaminumrandung abtastete.
„Im Gift selbst liegt zumeist auch sein eigenes Gegengift." Galen drückte auf den Reliefs herum. „Das solltest du als Elronds Sohn aber eigentlich wissen."
Legolas zwinkerte Hinner zu und gesellte sich dann zu dem Rhûna, um ebenfalls herumzuprobieren, wie man diese Tür wieder öffnen konnte. Es interessierte ihn schließlich ungemein, was Erestor mit einem Geheimgang anfing. Das hätte er dem Seneschall gar nicht zugetraut.
„Hah!" Triumphierend schob Galen ein winziges Detail eines der Blumenreliefs zur Seite und schon öffnete sich der Zugang wieder.
Drei Elben und ein Sterblicher betrachteten etwas unbehaglich die Dunkelheit dahinter. Natürlich hatten Geheimgänge immer so ihre eigene Faszination, aber Geheimgänge, die Erestor benutzte trugen auch eine Art unsichtbares Siegel mit der Aufschrift ‚Zutritt verboten, sonst gewaltsamer Tod'.
Elladan räusperte sich schließlich. „Vielleicht später", meinte er dann mit einem etwas schiefen Lächeln. „Wer weiß, wo wir landen."
„Bei Borzo", murmelte Hinner nicht sehr begeistert.
„Und seinen Ratten", ergänzte Galen.
„Gehen wir nachsehen, was Gilnín erreicht hat", erklärte Elladan und zog wieder an dem Reliefvorsprung, um den Zugang zu schließen.
„Gute Idee." Legolas beschloss, dass ihn Erestors Geheimgänge doch nicht wirklich interessierten. Jedenfalls jetzt nicht.
o
tbc
Ithiliell: Komische Sache mit dem Review, was? Ich wunder mich ja bekanntlich über nix mehr, was die hier so veranstalten. Danke für die gekürzte und auch für die lange Version.
Den Frosch haben sie nun gefunden, wenn auch unter großen persönlichen Opfern, um es mal so zu formulieren. Jetzt kommt er nur leider ab in den Mixer. Ende von Frosch! Aber wenigstens geht er dahin für einen guten Zweck, was will man mehr – wenn man ein Frosch ist.
Iary: So, Borzo auf Silbertablett überreich, da ist der Ork und er ist sogar nützlich. Man sollte glatt annehmen, dass Elrond eine Vorahnung hatte, als er Borzo reingelassen hat. Ork gleich Frosch gleich Gegenmittel.
Bring mich bloß nicht auf dumme Ideen, sonst buddel ich die Lorien-Brüder aus und schick sie zusammen mit E² auf Chaos-Tour durch Mittelerde.
Moja: Das ist ein echt nettes Kompliment von jemandem, der sonst keine Humor-ff liest. Ich hab die Mail übrigens bekommen und es folgt auch noch eine lange Antwort, versprochen. Die Charakterisierung der Elben ist manchmal recht schwer und ich hab ständig Panik, dass sie mir zu verwaschen wird oder doch zu einseitig.
Alidaja: Also…jetzt müsstest du aber zufrieden sein. Es war wirklich ALLES von Erestor zu sehen. Und was schielende Salamander angeht – meine Echse damals, Eru hab sie inzwischen selig, konnte wirklich schielen, wenn sie sich wohlfühlte. Also wenn sie auf meinem Kopf hockte oder auf ihrem Stein direkt unter der brüllend heißen Wärmelampe. Sie sah dann ausgesprochen geistig herausgefordert aus, aber irgendwie nett.
Und der Frosch? Galens Erklärungen kann ich mich nur anschließen –hüstel-
Shelley: Die Reihenfolge ist prima. Wie du möchtest. Erestor ist bereits zusammengeflickt, an dem Kind wird bereits gearbeitet und ein paar Wegelagerer treib ich ohne Probleme auch noch auf. Eure Bestellung wird ausgeführt, werte Herrin –verbeug-
Feanen: ich drück dir jedenfalls die Daumen und schick mal vorsichtshalber ein Fass Eiswein und eine sprechende Autogrammkarte des einzigen, unvergleichlichen Elbenkönigs zur Entspannung rüber, damit der Abistress dich nicht völlig fertig macht.
Serena: Also gut, ich wollte es ja nicht schreiben, wie Thranduil reagiert, aber am Ende bleibt mir wohl keine Wahl. Irgendwann in den nächsten Kapiteln wird der arme Legolas sich also mit seinem Adar auseinandersetzen müssen. Dabei ist der Salamander doch so harmlos und unauffällig.
Laurelin: Huhu, ich freu mich über das Review. –umärmel- Und du hast mich mit der Frage nach der Kapitelzahl kalt erwischt. Normalerweise weiß ich das vorher, aber diesmal bin ich mir echt nicht sicher. Zwanzig werden es wohl werden, schätze ich. So, wie beim Geister-Heiler. Ich hoffe, ich mach die Kapitel zum Schluss nicht wieder länger und länger, weil ich unbedingt diese Grenze einhalten will.
Sarah0683: Elladan ist doch ein nettes Diskussions-Thema, netter als zum Beispiel Sauron oder so. Gelle? Er stirbt jedenfalls nicht, nein, nein, nein. Die Ratsmitglieder auch nicht, zukünftige Könige auch nicht. Tja, hm, bleiben echt nicht mehr viele. Die armen Kerle ducken sich schon.
Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Gilnín und Galen sich immer geIhrt haben. Sollte das zwischenzeitlich mal anders gewesen sein, war es ein Fehler von mir, denn es war immer Absicht, dass zwischen den beiden eine gewisse Distanz besteht. Gilnín ist was Besonderes, etwas seltsam, aber doch nicht blöd. Wenn er Kräuter braucht, schickt er jetzt bei Orkan seine Laufburschen (Leilo und Hinner). Der geht nicht selber. Außerdem muss er Tränke mixen und Calagad ist wirklich das Zeug, das Eldarion bekommen hat. Es hilft, wenn noch ein bisschen Hoffnung besteht, aber auch nur dann. Deswegen war es auch so ein Teufelszeug bei dem Kleinen. – seufz-
Elrond oder Adar – ich wechsel dazwischen. Nach fast einem ganzen Zeitalter dürfte auch das Vater-Sohn-Verhältnis nicht immer so eindeutig mehr sein. Legolas denkt auch gelegentlich von Thranduil eben als Thranduil. Das ist wirklich immer Absicht, wenn ich das so schreibe. Dann sind die Jungs mal wieder auf dem Erwachsenen-Trip, was man von fast 3tsd. Jahre alten Elben doch gelegentlich erwarten kann.
Über den Streicher-Namen hab ich eine Weile gegrübelt. Andererseits ist Estel schon seit ein paar Jahren bei den Waldläufern des Nordens, zufällig dem Volk, dessen Anführer er eigentlich durch Geburt ist, auch wenn seine Mama und der Rest der Verwandtschaft den Job noch vertretungsweise schmeißen, solange der Jung-König Erfahrungen sammelt. Klingt das logisch? –fragend guck-
Elrond wird sich wahrscheinlich gefragt haben, warum er nicht auf die Idee mit den Stoppern gekommen ist. Ich meine – aber ganz persönliche Meinungsbildung ohne Anhaltspunkte im Werk des Meisters – dass die Erziehung dieser hochrangigen Elben eine durchaus harte Sache gewesen ist und sie nicht mit Samthandschuhen angefasst wurden. Die Jungs sind Krieger und gefährlich wie wütende Löwen, auch wenn sie es meistens recht gut verbergen.
Und last but not least – Glorfindel…lächel…ein jeder hat halt so seine Hobbys und seine tragen zumeist Kleider und liegen ihm zu Füßen.
Amélie: Die gesammelten Legenden der Menschen über das Elbenvolk…das wär doch auch mal ein nettes Projekt. Wer weiß, was für Zauber- und Horrorgeschichten da am Ende bei rum kommen würden. Meldest du dich freiwillig?
Und seit wann hast du Mitleid mit den Zwillingen? Für sie hat sich wenigstens der Traum vom Fliegen kurz erfüllt…-grins-
