DisclaimerWie bereits erwähnt, liegen sämtliche Urheberrechte bei Tolkien oder seinen Erben. Mir gehören ein paar Charas, die jedoch nicht sehr lukrativ sind, sondern eher meinen Schlaf behindern. Naja, nix für ungut, ich hab es mir jedenfalls nur geliehen.
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17. Kapitel: Rettung naht
Ordnung…
Zufrieden ließ Figwit seinen Blick durch das Arbeitszimmer schweifen. Es war alles erledigt. Auf Erestors Schreibtisch lag eine prall gefüllte Ledermappe mit absolut aktuellen Listen sämtlicher Lagerbestände und Bewohner einschließlich der zurzeit hier eingekehrten Gäste des Hauses. Briefe, soweit sie hatten erledigt werden müssen, waren geschrieben, unterschrieben – mit einer schwungvollen Signatur hatte Figwit sie selber als Vertretung abgezeichnet – und bereits fertig versiegelt. Der nächste Bote brauchte sie nur noch abzuholen.
Figwit runzelte ein wenig die Stirn und rückte die Mappe zurecht, damit sie auch wirklich gerade auf dem Schreibtisch lag. Dann strich er mit dem Finger einen Fussel vom Glasschirm der Lampe und trat wieder einen Schritt zurück, um sein Werk nochmals genauer zu betrachten.
Ja, Erestor würde keinen Grund zu klagen haben. Wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, brauchte er sich nämlich keine wirklichen Sorgen um seinen Herrn zu machen. Elrond hatte wohl bestätigt, dass es dem Seneschall gut ging. Woher der Peredhel diese Sicherheit nahm, außer vielleicht aus seinem bemerkenswerten Bluterbe, war zwar nicht so ganz klar, aber Figwit würde Elronds Feststellung nicht in Zweifel ziehen.
Irgendwie beneidete er die alten Noldo-Linien um ihre Gaben, er selber konnte nicht einmal die Gedanken und Gefühle eines Elben erfassen, der nur einen Schritt neben ihm stand. Andererseits war dies vielleicht auch ganz gut so.
Mit einem Seufzer ergriff Figwit die Gießkanne, die er versehentlich aus Erestors Gemächern mitgenommen hatte. Versehentlich…etwas unelbenhaft schnaufte er. Diese fürchterliche Person hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Tauchte einfach in den Räumen des Seneschalls auf, schleppte auch noch einen Ork und einen sterblichen Jungen mit und verdreckte den Teppich. Ithildrim! Grauenhaft!
„DA seid Ihr!"
Gleichzeitig mit diesem Ausruf wurde die Tür des Arbeitszimmers aufgerissen. Figwit zuckte so zusammen, dass ihm die Gießkanne aus den Fingern glitt, im hohen Bogen durch den Raum segelte und dann den Weg hinaus auf die Terrasse nahm. Es klirrte entsetzlich, denn die Fenstertüren waren leider verschlossen. Danach schepperte es nochmals auf dem Steinboden der Terrasse und schließlich erhaschte Figwit entsetzt den Schatten eines Elben, der gerade schnellen Schrittes des Weges kam, dem silbernen Objekt ausweichen wollte und armwedelnd in einem bereits vom Sturm zerzausten Hibiskus-Busch landete.
„Sie sind verschwunden!" Der Auslöser dieser Katastrophe baute sich vor ihm auf und durchbohrte ihn mit einem zornigen Blick. „Hört Ihr mir eigentlich zu? Elrohir, Elladan und Galen sind weg!"
Figwit war kein gewalttätiger Elb, nie gewesen, aber er hätte Leiloss in diesem Moment zu gerne die Kehle zugedrückt, bis auch der letzte Rest ihrer unsterblichen Seele endlich bei Mandos war und dem auf die Nerven ging.
„Sie werden sich ausruhen", erwiderte er trotzdem halbwegs gesittet.
Draußen auf der Terrasse kämpfte sich der Elb aus dem Hibiskusbusch. Orodan, der Stallmeister von Imladris! Er war nicht gerade bekannt für sein sanftes Gemüt.
„Hah!" machte die Rhûna und stemmte die Fäuste in die Hüften.
Eine fürchterliche Geste für eine Elbin, fand Figwit. Aber diese Elbinnen aus dem Osten waren alle merkwürdig. So völlig unweiblich in ihren Gesten und der Kleidung. Sogar König Thranduils Gefährtin zeigte wenig Sinn für angemessene Kleidung. Die wenigen Male, die Figwit sie erblickt hatte, war sie immer in Hosen gekleidet gewesen.
„Sie sind seit vorgestern nirgendwo mehr aufgetaucht. Als ich gestern Morgen aufwachte, war Elrohirs Gemach verlassen." Leiloss seufzte. „Ich hab ihn überall gesucht. Aber er ist weg! Genau wie Elladan und Galen."
Figwit bewegte die Worte ein wenig in seinem Geist hin und her, so wie ein Zuckerstück im Mund. Es dauerte, bis sich die volle Wirkung entfaltete, dann lief er rot an. Als einziger, wie er bemerkte, denn dieser sterbliche Junge, der hinter Leiloss an der Tür rumlungerte, kaute eher gelassen auf einem Apfel herum. „In seinem Gemach…? Wie konntet Ihr nur…!"
„Was?" Ihre Brauen zogen sich plötzlich drohend zusammen. „Habt nicht immer so schmutzige Gedanken, Figwit. Also, wollt Ihr noch weiter Eure schamlosen Phantasien pflegen oder unternehmen wir jetzt endlich etwas?"
Orodan sah sich gerade mit wildem Blick auf der Terrasse um. Nicht mehr lange und er erspähte die Scherben, das zerschlagene Fenster und damit auch Figwit in Erestors Arbeitszimmer. Alles weitere erforderte nicht mehr viel Scharfsinn. Das würde nicht angenehm werden, bestimmt nicht. Orodan war immer so unbeherrscht, fand Figwit. Zumindest für einen Elben. „An was hattet Ihr denn gedacht?"
„Wir suchen sie natürlich, wenn sich hier schon sonst niemand Sorgen um sie macht", erklärte sie etwas ungeduldig und wandte sich zur Tür. „In zehn Minuten in Lord Erestors Gemach. Gilnín kommt auch. Zieht Euch etwas Vernünftiges an, Figwit, und bringt Waffen mit. Komm schon, Hinner, wir müssen noch was holen."
Figwit befand sich in einem Zwiespalt. Er wollte eigentlich überhaupt nicht mit diesen seltsamen Personen mehr Zeit als erforderlich verbringen. Aber sie würden Erestors Gemächer betreten, ob er nun dabei war oder nicht. Eru allein wusste, was sie alles anstellten, um diesen eigentümlichen Geheimgang wieder zu öffnen, über dessen Funktion er sich immer noch nicht klar war. Er konnte die drei, insbesondere diese Rhûnar-Person nicht einfach alleine dort herumschnüffeln lassen.
„Figwit!" dröhnte es von der Terrasse. „Ist die Gießkanne etwa von Euch?"
Orodan hatte er kurzfristig vergessen. Figwit starrte ihn einen Moment grübelnd an. Orodan oder Leiloss – die Entscheidung war plötzlich nicht mehr ganz so schwierig. „Welche Gießkanne, Meister Orodan? Entschuldigt mich, ich muss weg."
Zehn Minuten, um die eigene Unterkunft zu erreichen, angemessene Kleidung für diesen Ausflug zu finden und insbesondere Waffen, war nicht unbedingt eine lange Zeit. Figwit legte widerstrebend seine Robe ab und warf sich die ungeliebte Reitkleidung über, die wohl am ehesten vor Leiloss' kritischen Augen standhalten würde. Er hatte sie eigentlich auch nur, weil Erestor ihn gelegentlich zwang, ihn auf die Besuche zu den Elben in den entlegenen Teilen des Tales zu begleiten und sich trotz Figwits ständiger Bitten nicht erweichen ließ, dies zu Fuß zu machen.
Bei den Waffen wurde es dann ganz schwierig. Figwit hatte vor langer Zeit zwar von seinen Brüdern gelernt, wie man mit einem Schwert und einem Bogen umging. Er korrigierte sich: sie hatten zumindest versucht, ihm die Kampfkunst beizubringen und schließlich aufgehört, weil er sich als hoffnungslos untalentiert herausgestellt hatte. Seine Auswahl war also dementsprechend beschränkt. Ein Jagdmesser trieb er schließlich in den Tiefen seines Schrankes auf, das er einen Moment inspizierte, ob es überhaupt noch scharf war.
Natürlich ist es das, schalt er sich sofort. Seine Familie hatte es ihm zum Abschied geschenkt und sich wirklich nicht lumpen lassen. Nimm es zum Briefe öffnen, hatte sein ältester Bruder eher gutmütig gespottet.
Derartig gewappnet eilte Figwit also Richtung Erestors Gemächer. Zu seiner Verwunderung war nur dieser andere Rhûnar-Heiler schon vor der Tür. Einen Moment glaubte Figwit sogar, Erestor selber wäre wieder heimgekehrt, doch dann war der Eindruck auch schon wieder dahin, als der Rhûna unglücklich die Schultern hängen ließ und seufzte. Das wäre bei Erestor sicher undenkbar. Die ganze Ähnlichkeit war trotzdem unheimlich und Figwit war nicht der einzige in Imladris, der sich fragte, ob es vielleicht eine enge Verwandtschaft zwischen Erestor und diesem Elb gab.
Gilnín, derjenige, von dem alle raunten, dass er wahre Wunder bei der Rettung Elronds vollbracht hatte. Auf ihn hatte Leiloss wohl auch Eindruck gemacht, denn Figwit konnte sich nicht erinnern, ihn zuvor in dieser grau-schwarzen Lederkleidung erblickt zu haben, in der er nun etwas unbehaglich vor der hohen Eichentür stand. Außerdem hielt er ein seltsames Objekt in den Händen.
„Zum sprühen", erklärte Gilnín auf Figwits fragenden Blick hin und schwenkte dieses unterarmlange Messing-Rohr mit dem Stab am Ende, das vorne spitz zulief.
„Ah", machte Figwit nicht sehr viel klüger.
„Mit dem Pulver von Flapsis Flügeln."
„Flapsi?"
Gilníns Gesichtsfarbe wurde eine Spur röter. „Ein schwarzer Schmetterling. Ich habe ihn gefangen. Sagt es nicht, Figwit, dieser Name ist natürlich nicht angemessen, ich weiß."
„Hm", machte Figwit und dachte ernsthaft über den Namen nach. Der Klang war ihm nicht geläufig, andererseits weckte er die Vorstellung eines flatternden Dings, das ebenso ungewöhnlich war.
„Leiloss hat bereits darüber einige Bemerkungen gemacht und auch Meister Galen war nicht sehr erbaut", sprach Gilnín unglücklich weiter.
„Ich finde den Namen völlig in Ordnung", erklärte Figwit überzeugt.
„Wirklich?" Neue Hoffnung brachte ein Leuchten in diese eigentlich so vertrauten und dennoch sehr fremden Augen des Heilers. „Ich danke Euch, Figwit."
Bevor dieser die Gunst der Stunde nutzen und Gilnín nach einer möglichen Verwandtschaft mit Lord Erestor befragen konnte, bog diese bösartige, kleine Kreatur um die Ecke, die Figwits Leben so schwer machte. Figwit traute seinen Augen kaum, als er ihre Bewaffnung bemerkte. „Ziehen wir in einen Krieg?"
„Eigentlich nicht", kommentierte Gilnín betrübt. „Aber ich hatte so etwas schon befürchtet. Ithildrim sind immer etwas übermotiviert."
„Sie übertreibt!"
„Das meinte ich damit."
Leiloss trug auf dem Rücken einen Bogen und einen prall gefüllten Köcher mit Pfeilen. An ihrem Gürtel hing ein Schwert, das eindeutig für einen größeren Elb gemacht war. Zwei Dolche steckten in ihrem Gürtel und sie hatte sich noch zwei weitere Schwerter unter den Arm geklemmt, die Figwit irgendwie bekannt vorkamen. Hinner folgte ihr dichtauf mit einer Streitaxt beladen, die eindeutig aus Lord Glorfindels Waffensammlung stammte. Sie hatten wirklich die Waffensammlung geplündert! Figwit freute sich schon, wenn Bruchtals oberster Krieger sie dafür wortgewaltig und vor allen Dingen sehr laut in wimmernde, kleine Würmer verwandeln würde. Glorfindel verlieh nichts aus seiner Sammlung. Da war er eigen.
„Elladans und Elrohirs Schwerter", erklärte Leiloss ungefragt. „Ich bin mir sicher, sie werden sie brauchen. Hier, nehmt solange eines, Figwit. Mit Eurem Obstmesser könnt Ihr nicht einmal eine Maus erschrecken."
Überrumpelt ergriff er gehorsam die dargebotene Waffe. Sie war ein Kunstwerk und gehörte eindeutig in die Hände eines Meisters – bei ihm war das Schwert also irgendwie falsch aufgehoben.
„Also wirklich", schnaufte Leiloss. „Haltet es nicht wie eine Pergament-Rolle. Das ist ein Schwert. Man packt es oben am Griff, zieht es raus und sticht mit der scharfen Seite alles ab, was irgendwie gefährlich aussieht."
Die Versuchung, diese beleidigende Anweisung sofort an Leiloss auszuprobieren, die nun wirklich gefährlich für sein Gemüt war, wurde recht groß. „Ich weiß, wie man ein Schwert führt", knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Wunderbar", grinste sie und klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. Als nächstes drehte sie sich zu Gilnín um und hielt ihm ebenfalls ein Schwert hin. Beinahe gleichzeitig erblasste der Rhûna, streckte abwehrend die Hände aus und Leiloss zog das Schwert auch schon wieder zurück. „Verzeiht mir, Gilnín."
„Ich hab ja die hier", murmelte der Heiler und hob etwas diese Metallspritze an. „Es ist schon gut, Leiloss."
„Warum muss ich ein Schwert nehmen und er nicht?" wollte Figwit verblüfft wissen.
Leiloss zog eine böse Grimasse. „Darum eben. Das geht Euch nichts an!"
„Leiloss", sagte Gilnín beschwichtigend. „Die Frage ist sicher berechtigt."
„Ist sie nicht!"
Gilnín ignorierte sie. „Viele von uns Rhûna haben eine dunkle Vergangenheit, Figwit. In meiner gibt es soviel Blut und Verderben, dass ich es nicht mehr ertrage, eine Waffe in die Hand zu nehmen."
Figwit schluckte. In Gilníns Augen spiegelte sich ein unendlicher Schmerz wieder, der ihm fast das Herz brach. Von einem Atemzug zum anderen bedauerte er es, früher die böswilligen Gerüchte über die Verdammten Rhûnars überhaupt zur Kenntnis genommen zu haben. Ihre Schicksale mussten voller Tragik sein, auch wenn sie nicht darüber redeten.
„Außerdem kann er kein Blut sehen", war es von Leiloss zu hören. „Dann fällt er einfach um."
„Ja, das auch", seufzte Gilnín und rollte leicht mit den Augen, die nun gar nicht mehr voller Tragik waren. „Und was jetzt?"
„Jetzt retten wir die Jungs!"
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Lass es uns überleben, flehte Varya zum wohl hundertsten Mal innerhalb der letzten paar Stunden. Lass es IHN überleben. Wenigstens ihn!
Varya befand sich in einem Stadium mittelprächtiger Panik, die sich auch irgendwie nicht legen wollte. Sie waren alle immer noch auf der Flucht, ihre Verfolger zwar etwas abgeschlagen, aber unbeirrbar und Thranduil war verletzt.
Letzteres sorgte dafür, dass die Panikgefühle gelegentlich von Wut überdeckt wurden. Sie richtete sich gegen diese unverschämten Sterblichen, die es wirklich gewagt hatten, eine Waffe gegen ihren Waldelbenkönig einzusetzen. Hauptsächlich grollte Varya jedoch besagtem König selbst.
So dicht, wie sie vor ihm auf dem Pferd saß, hatte sein Blut mittlerweile ihre Kleidung durchtränkt. Sie spürte es auf der Haut. Es prickelte regelrecht, wo es ihren Rücken bedeckte. Auch wenn die Wunde wohl seit kurzem begonnen hatte, sich wieder zu schließen und der Blutstrom trotz der dauernden Anstrengung dieses Rittes versiegt war, ärgerte sich Varya maßlos, dass sie einfach nichts unternehmen konnte. Und sie starb fast selber vor Sorge, wenn sie daran dachte, was diese verdreckten Messer der Sterblichen bei Erestor angerichtet hatten.
„Thranduil…", versuchte sie es erneut.
„Nein!" blaffte er ihr ins Ohr. „Nicht jetzt!"
Diese Sturheit war auch der Grund, warum sie jetzt vor ihm auf dem Pferd saß. Es wäre gar nicht schwer gewesen, als sie noch hinter ihm gesessen hatte, wenigstens die Hände auf die Wunde zu legen und ein bisschen die Heilung zu beschleunigen. Mit etwas Mühe und Aufbietung ihrer fast erschöpften Reserven hätte sie es sogar zustande gebracht, diese Messerwunde komplett zu heilen.
Thranduil war so stur…
Ein paar Mal hatte er ihre Hände einfach abgefangen, zunehmend unfreundlicher in der Stärke des Griffs um ihre Handgelenke, bis er schließlich zu radikaleren Maßnahmen übergegangen war. Varya konnte sich immer noch nicht so richtig erklären, wie er sie mitten im vollen Ritt plötzlich gepackt, aus dem Sattel gehoben und wieder vor sich platziert hatte wie eine Puppe.
„Lange halten die Pferde das nicht mehr durch", verkündete Glorfindel, der sich weiter vor ihnen befand.
„Um die mache ich mir die wenigsten Sorgen", knurrte Erestor neben Thranduil und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Wirtsleute, die schon wieder ein Stück zurückgefallen waren. Selbst das Fohlen machte noch einen frischeren Eindruck als das ältere Paar, das zudem noch Halbarads Kind bei sich hatte. Varya verbot sich, an Marain zu denken, deren Ende mit diesem Ritt endgültig besiegelt sein musste.
Es war ohnehin ein Wunder, dass sie überhaupt so weit gekommen waren. Durch den Wald war es schon fast Irrsinn gewesen, so schnell zu reiten. Varya hatte einen Augenblick gehofft, dass sie mit Erreichen der Oststraße sicherer waren, doch ohne ausdrücklichen Befehl hatte Haldir das Tempo verschärft.
Aus gutem Grund, wie sich bald herausstellte. Unmittelbar hinter der Abzweigung zum ‚Krummen Hund' waren neue Reiter zu dem schon stark dezimierten Trupp Marsdens gestoßen. Sie waren ihnen eigentlich nur knapp entwischt und jetzt hingen diese elenden Strauchdiebe ihnen an den Fersen wie ein Schwarm Aasgeier. Der Ritt war ein Albtraum. In der Dunkelheit glitt die Landschaft anfangs eher wie eine Ahnung aus den sich verändernden Geräuschen oder Bewegungen der Luft an ihnen vorbei. Die Welt war ein Kaleidoskop von Grau, das Varya eigentlich vertraut war und dennoch diesmal völlig fremd vorkam. Unheimliche Schatten tauchten auf, manchmal ganz unvermittelt, manchmal wie ein lichtloses gefräßiges Nichts, das sich dann ganz harmlos als Baum oder Strauch entpuppte.
„Hoheit!" kam ein Ruf von Forlos und der Hauptmann deutete aufgeregt auf eine Gestalt, die weiter vorne auf den Weg getreten war und heftig winkte. Silberne Ornamente einer Rüstung schimmerten sogar in diesem schwachen Licht auf.
„Gildor!" Glorfindel stieß einen triumphierenden Schrei aus. „Das ist Gildor! Reitet langsamer, damit Marsden zu uns aufschließen kann, bis wir bei ihm angekommen sind."
„Wie bitte?" heulte Varya auf.
„Vertrau uns", sagte Thranduil in sehr viel ruhigerem Ton, als in den Stunden davor und er drückte sie einmal kurz an sich. „Mach genau, was dir gleich gesagt wird."
„Aber…" Varya stellte mit Entsetzen fest, dass die Pferde wirklich langsamer geworden waren. Sie sah an Thranduil vorbei und erkannte im trüben Licht der gerade eben einsetzenden Dämmerung die deutlichen Umrisse der sie verfolgenden Räuberhorde.
„Ich bitte dich, Varya, gehorche ein einziges Mal." Eine Bitte sprach für den Ernst der Lage. Orophers Sohn bat gewöhnlich nicht, sondern forderte oder befahl. Manchmal griff er auch zu Bestechung oder er warf seinen sonst gut unter Verschluss gehaltenen Charme in die Waagschale, seine bislang erfolgreichste Waffe, wenn Varya recht überlegte. Thranduil war umwerfend, wenn er es darauf anlegte. Varya war zwar mit der Zeit etwas widerstandsfähiger dagegen geworden, aber am Ende erreichte er doch immer sein Ziel. Eine Bitte war allerdings extrem selten und ausgesprochen verheerend in der Schnelligkeit ihrer Wirkung.
„Was immer du sagst", hauchte sie kraftlos. „Versprich mir nur, dass du nicht stirbst."
„Lirimaer." Er lachte tatsächlich laut auf. „Wir sind noch nicht dazu gekommen, die Qualität von Bruchtals Schlafmöbeln auszuprobieren. Natürlich sterbe ich nicht vorher."
„Und wenn du es nicht schaffst, vertrete ich dich", amüsierte sich Glorfindel.
Thranduil knurrte kurz. „Übertreib es nicht, Vanya. So tot kann ich gar nicht sein, dass ich dir nicht das Genick breche."
Varya spielte ernsthaft mit dem Gedanken, sich einen hysterischen Nervenzusammenbruch zu genehmigen, zumal das Tempo zu einem gemütlichen Trab gedrosselt worden war. Von wem genau, konnte sie noch nicht ausmachen, aber sie würde mit dem Verantwortlichen noch ein Wörtchen wechseln. Forlos und Haldir standen ganz oben auf ihrer Liste. Wirklich ganz oben!
„Wenn wir gleich anhalten-„ begann Thranduil leise.
„Anhalten?" unterbrach sie ihn sofort.
„Wenn wir gleich anhalten", wiederholte er scharf, „steigst du sofort ab und rennst rüber zwischen die Bäume. Dort wird jemand sein, der dich in Sicherheit bringt."
„Habt ihr das etwa so geplant?" Sollte es so sein, würde sie zuerst Haldir, dann Forlos, dann Glorfindel und zum guten Schluss und mit den größten Vergnügen auch Thranduil selbst eine wirklich fiese Krankheit anhängen. Gilnín kannte da bestimmt einen passenden Trank, den man wunderbar ins Essen mischen konnte.
„Nein, aber Gildor wird schließlich nicht alleine gekommen sein."
„Das sind alles nur Vermutungen?" Sie hatte Gildor auf der Liste vergessen. „Weil Gildor da in einer Rüstung steht?"
„Genau deswegen. Jetzt steig ab!"
„Vielleicht steht er auch dauernd da in Rüstung. Es könnte ihm gefallen, einmal in der Woche an der Straße herumzustehen und imposant auszusehen."
„Hexe, steig ab!"
Warum befahl er ihr, abzusteigen, wenn er sie sowieso wie ein Lumpenbündel einfach in die Büsche warf? Mit vor Empörung erfrischten Lebensgeistern fing Varya den unvermeidlichen Kontakt mit einem ebenso unvermeidlichen Brombeerstrauch oder sonstigem Dornbusch ab. Man landete sowieso niemals in weichen Sträuchern, das war ein Gesetz der Valar, auf das man sich verlassen konnte. Sie kam halb in der Hocke auf dem Boden auf und brauchte nur kurz die Hand aufstützen, bis sie sich gefangen hatte. Immerhin war sie in ihrem Leben schon von genug Bäumen, Felsen und sonstigen erhabenen Punkten der Landschaft gefallen, um wenigstens etwas Geschick darin zu entwickeln.
Anderen erging es nicht so gut. Haldir ließ Linde neben ihr fallen wie einen Sack Kartoffeln. Die Wirtshaushure wollte aufschreien, aber Varya war geistesgegenwärtig genug, ihr die Hand auf den Mund zu legen. „Einen Ton und ich verwandele dich in eine Kröte!"
Solche Drohungen wirkten einfach immer. Sterbliche waren einfach so leichtgläubig. Mit weit aufgerissenen Augen krabbelte das Mädchen rückwärts von ihr weg zwischen die Büsche. Brombeeren, wie Varya mit einiger Genugtuung feststellte. Linde würde eine Weile auf Kundschaft verzichten müssen. Viel Zeit blieb ihr allerdings nicht, sich darüber zu amüsieren. Zwei Pferde trampelten sie fast über den Haufen. Eher aus den Augenwinkeln erkannte sie das mit den Wirtsleuten und dem Baby, das von dem anderen Reiter am Zügel gepackt worden war und nun in Sicherheit dirigiert wurde. Das hässliche Gesicht des Hausknechts, noch verzerrter von Sorge um die Sicherheit der drei flackerte in ihrer Wahrnehmung auf wie der kurzlebige Schein einer Kerzenflamme im Sturm.
Auf der anderen Seite der Straße trieben Estel und Halbarad ihre Tiere ebenfalls in den sicheren Schatten der Bäume. Es dauerte nicht lang und sie kamen beide wieder zurück. Halbarad musste Marain dort im Schutz abgelegt haben in der Hoffnung, dass ihre Chancen stiegen, wenn er nur diesen Kampf überlebte und so den Rückweg sicherer und schonender für sie machen konnte. Varya biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie vorsichtig war, konnte sie es auf die andere Seite schaffen, bevor das Gemetzel losging. Marain brauchte dringend Hilfe. Thranduil hatte schließlich nicht gesagt, auf welcher Seite der Straße sie sich verstecken sollte. Da konnte sie genauso gut die wenigen Schritte machen und der geschwächten Frau beistehen.
Eine Hand schloss sich wie eine Eisenklammer um ihren rechten Oberarm, dann wurde sie hart von der Straße weggezogen. Varya stolperte, wurde wieder hochgerissen und sah genau in zwei sehr vertraute, zornige Augen.
„Beweg dich!" herrschte Legolas sie an. „Und zwar plötzlich!"
Und da er ihr offenbar nicht traute, hielt er sie gleich weiter fest, während er zielsicher einen Baum mit tief zum Boden reichenden Ästen ansteuerte. Varya konnte sich noch nicht so recht entscheiden, ob sie ihm um den Hals fallen sollte, weil Gildor wohl wirklich nicht alleine gekommen war und sie sich ohnehin freute, ihn zu sehen oder besser als vorbeugende Maßnahme auf ihn einschlug, weil er langsam etwas zuviel Thranduil-Herrschsucht zeigte.
„Da rauf!" befahl er, bevor sie zu einer Entscheidung gekommen war und schubste sie gegen den Baum. „Und rühr dich nicht runter."
„Ach ja?" Varya streckte zwar schon die Arme nach dem untersten Ast aus, aber das würde sie nicht kommentarlos hinnehmen. „Und wenn doch?"
„Dann wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein." Legolas deutete nochmals den Baum hinauf. „Ich meine es ernst, Varya. Thranduil wird mich sicher nicht zurückhalten, wenn ich dir dafür Prügel verpasse."
„Ist mir klar. Beide vom gleichen Schlag", sagte sie sehr leise und zog sich auf den Ast. Murrend stieg sie noch etwas höher in die Krone, weil sich Legolas' Augenbrauen drohend zusammenzogen.
Endlich war er zufrieden. Mit einem leichten Nicken drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte dann Richtung Straße zurück. Varya blieb auf dem Baum wie ein vereinsamtes Eichhörnchen. Aber sie hatte einen guten Ausblick. Einen zu guten, befand sie, als sie beinahe das Weiße im Auge der Angreifer erblickte, die den wartenden Elben auf der Straße schon gefährlich nahe gekommen waren.
Der Mann auf dem vordersten Pferd konnte nicht Marsden sein. Erestor hatte ihn beschrieben und so suchte Varya eingehend die wieder auf mehr als drei Dutzend angewachsene Horde der Räuber ab, bis sie fast schon als Schlusslicht der Reiter einen entdeckte, der sein Dunedain-Erbe kaum verleugnen konnte. Seine linke Schulter war notdürftig verbunden und Blut färbte seine gesamte Brusthälfte. Derartig verletzt hielt er sich also zurück. Ganz in der Nähe ritt eine Frau, bei der es sich nur um diese Hestia handeln konnte.
„Ihr könnt nicht ewig wegrennen!" brüllte der vorderste Reiter. „Feiges Elbenpack!"
Die Verfolgten waren ohnehin nur noch einige Meter geritten, mehr geschlichen. Jetzt drehten sie alle wie auf ein vorher abgesprochenes Zeichen bei diesen Worten auf der Stelle um und formierten sich zu einer dichten Linie.
„Wie hat er uns genannt?" war Glorfindel zu hören.
„Feiges Elbenpack", zitierte Erestor sehr ruhig, während er sein Schwert ebenso ruhig zog. Varya schauderte leicht. Der Seneschall würde diesen Ort nicht mehr verlassen, ohne viele Leben zu beenden.
„Niemand nennt Thranduil Oropherion einen Feigling", bekräftigte der einzige König im Feld die Kampfentschlossenheit der nun ehemaligen Verfolgten.
„Ich hasse ihn", murmelte Varya nervös und fing an, auf ihren Daumennagel zu beißen, weil ihre Unterlippe inzwischen durch und der Geschmack von Blut nicht wirklich angenehm war. Die Seele eines Löwen im perfekten Äußeren eines königlichen Kriegers. Sie hätte ihr Herz lieber an einen Apotheker verlieren sollen wie Gilnín, dann würde ihr Leben in friedlicheren Bahnen verlaufen.
Unten auf der Straße waren die beiden Kampflinien nur noch knapp zwanzig Schritte von einander entfernt. Jeden Moment würden sie aufeinander treffen und das Blutbad beginnen.
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Elladan besaß als einziger der Zwillinge eine ganz besondere Gabe. Nicht etwa die, dass seine Pläne und Strategien immer missverstanden wurden von seiner Umwelt – das war eher ein Fluch, unter dem sein Vater nach eigener Aussage früher auch zu leiden gehabt hatte. Nein, es war das Geschenk eines absolut präzisen Orientierungssinnes. Präziser noch, als er bei den Erstgeborenen ohnehin üblich war. Instinktiv wusste er, an welcher Stelle er sich befinden musste, soweit ihm das Gelände nur entfernt bekannt war und wenn es nur ein einziger Blick zuvor auf eine Karte gewesen war.
Instinktiv sagte dieser Orientierungssinn ihm nun auch, dass das stundenlange Marschieren durch den Tunnel sie weder ins Freie noch an einen Punkt bringen würde, an dem sie auf Erestors Geheimgang treffen würden. Eine ganz andere Befürchtung verdichtete sich stattdessen. Seine Schritte wurden langsamer.
„Was ist los?" erkundigte sich Elrohir über Galens Kopf hinweg.
Anfangs hatten sie den immer noch etwas angeschlagenen Rhûnar-Heiler zwischen sich genommen, doch schon eine ganze Weile war dieser Tunnel so schmal geworden, dass sie nur noch hintereinander gehen konnten.
„Ich bin mir nicht sicher", murmelte Elladan und bedeutete seinem Bruder, besser anzuhalten. „Warte hier, ich sehe nach."
„Gute Idee", sagte Galen und ließ sich an Ort und Stelle auf den Boden sinken. „Eine Pause ist ganz nett."
Elrohir ging neben ihm in die Hocke und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Ruh dich aus, Galen. Schlaf am besten etwas. Ich wecke dich, wenn Elladan wieder zurück ist."
Die beiden Brüder tauschten einen besorgten Blick. Galen war zu Tode erschöpft. Keiner von ihnen beiden hatte daran gedacht, dass Elronds Rettung ihn vielleicht bis an seine Grenzen gebracht hatte. Er hatte so einen gelassenen Eindruck gemacht danach. Galens Heilkräfte waren ihnen bislang immer wie eine unversiegbare Quelle vorgekommen, aber so war es offenbar nicht. Oder der Feind, den er in Elrond bekämpft hatte, war noch weit schrecklicher gewesen, als sie sich überhaupt hatten ausmalen können. Was auch der Grund war, ihr Freund brauchte Ruhe und die war hier unten nicht zu finden. Sie mussten so schnell wie möglich wieder ins Haus zurück.
Elladan stellte die Laterne auf den Boden und rückte dann weiter in diesem Tunnel vor. Der leichte Schein begleitete ihn noch eine ganze Weile und für den Rest der Strecke würde er sich auf seine anderen Sinne verlassen müssen. Aber wenn seine Ahnungen stimmten, war es kein langer Weg mehr bis zum Endpunkt dieses Tunnels.
Es sei denn natürlich, auch seine Decke war eingebrochen und sie saßen endgültig fest. Dieser Gang war uralt, das war Elladan mittlerweile klar. Er musste schon existiert haben, lange bevor über ihm Imladris in die Felsen gebaut wurde. Ein großer Teil war offenbar natürlichen Ursprungs, zumeist die schmaleren Stellen so wie diese hier. Ein anderer Teil zeigte Spuren von Bearbeitung, ohne dass die Natur der Bergleute sich erkennen ließ. Zwerge vielleicht, aber Elladan bezweifelte es. Jedenfalls keine von denen, die heute noch existierten, dafür war die Arbeit zu primitiv.
Der Lichtschein der Laterne erreichte seine Grenze und Elladan ließ leicht eine Handfläche über die Wand gleiten, um ein Gefühl für die Richtung des Ganges zu bekommen. Er brauchte nicht wesentlich langsamer zu gehen. Die einzige Gefahr war, dass die Decke womöglich zu niedrig würde. Das würde er ja dann deutlich spüren.
Sie hatten einen wahren Irrweg hinter sich, der mehr als einmal an Abzweigungen zu anderen, noch niedrigeren Gängen geendet hatte, die schon lange eingestürzt waren. Das ungute Gefühl verdichtete sich zunehmend. Mit jedem Schritt sozusagen, auch wenn es nicht mehr allzu viele in der Dunkelheit waren, bis sich ein erneuter Lichtschein vor ihm an den zerklüfteten Tunnelwänden abzeichnete. Langsam, sehr langsam jetzt und noch mehr um Geräuschlosigkeit bemüht, als es ihm ohnehin zu Eigen war, näherte er sich der Lichtquelle.
Ein Ausgang zeichnete sich schon nach der nächsten Gangbiegung vor ihm ab. Dem flackernden Schein nach zu urteilen, brannte dahinter ein Feuer. Schritt für Schritt schob er sich weiter heran. Es war tatsächlich ein Lagerfeuer. Ein sehr großes sogar, das aus ein paar Holzstämmen zusammengeschichtet war. Elladan versuchte, den Wechsel zwischen Licht und Schatten mit leicht zusammen gekniffenen Augen auszugleichen, um mehr erkennen zu können. Es blieb bei den Bewegungen der Flammen, mehr war nicht auszumachen.
Elladan wusste trotzdem, wo er sich befand. Sie waren im Grunde nur einen großen Halbkreis gelaufen. Er wusste ebenfalls, wer dieses Feuer entzündet hatte. Einen Moment lehnte er sich gegen die Tunnelwand, spürte die scharfen Kanten der Felsen in seinem Rücken und rieb sich müde über die Augen. Es half nichts, sie mussten unbedingt hier raus. Elladan seufzte unmerklich und schob sich dann vorsichtig an den Tunnelausgang heran. Er hätte Galens Stab mitnehmen sollen, die einzige Waffe, die sich wirklich im Moment so bezeichnen ließ. Stattdessen zückte er seinen Dolch und kam sich reichlich lächerlich dabei vor.
Noch war alles ruhig vor dem Ausgang. Nicht einmal ein Schnaufen war zu hören. Vielleicht hatten sie ja Glück. Noch einmal zögerte er etwas und trat dann einen halben Schritt auf den Sims hinaus. Er hätte es beinahe nicht gehört, weil im Feuer einer der Holzscheite knackte. Eigentlich war es mehr eine Ahnung.
Sie rettete ihm das Leben.
Er sprang wieder zurück, machte einige hastige Schritte. Im nächsten Moment sauste an der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, eine mächtige Keule nieder und landete dröhnend auf dem Boden.
„Schade!" quietschte Iff und versuchte, seinen massigen Körper in den Tunnel zu zwängen.
Elladan stolperte noch einige Meter rückwärts, bis die herumtastenden Pranken des Trolls ihn auf keinen Fall mehr erreichen konnten. Der Koloss steckte bis zu den Schultern im Gang fest und wedelte erbost vor ihm herum.
„Vergiss es, Dicker!" schnauzte Elladan ihn böse an. „Heute wirst du keine Elben fressen!"
„Irgendwann kommt ihr raus!" zischelte Iff. „Ihr müsst rauskommen."
„Ach ja?"
„Ja!" Iff versuchte, sich noch weiter vorzuschieben. „Sonst wärst du nicht hier, wenn da ein anderer Weg wäre."
Wortlos drehte sich Elladan um und machte sich auf den Rückweg. Soviel Logik hätte er dem schwachsinnigen Troll gar nicht zugetraut. Es konnte natürlich auch ein Glückstreffer sein. Wie auch immer, ihre Optionen hatten sich gerade so ziemlich in Nichts aufgelöst.
„Die Trolle?" fragte Elrohir leise, als sein Bruder wieder bei ihm angelangt war.
Elladan nickte nur. Elrohir wusste es sowieso. Er musste Iff gehört haben und außerdem spüren, was in seinem Zwilling vorging. Umgekehrt war es schließlich genauso. Elrohir machte sich Sorgen um den Ithildrim, der sich wie ein Kind auf dem Boden zusammen gekauert hatte und mit halbgeschlossenen Augen tief schlief.
„Wir können nicht ewig hier bleiben", sagte Elrohir nach einer Weile. „Selbst wenn man uns vermisst, bezweifle ich, dass sie uns ausgerechnet hier suchen."
„Sicher nicht." Elladan ergriff Galens Kampfstab und wog ihn prüfend in der Hand. „Wir warten noch, bis Galen sich etwas erholt hat, dann versuche ich, den beiden Idioten da draußen zu entwischen und Hilfe zu holen. Ihr zwei müsst sie etwas ablenken."
„Klingt gut."
Misstrauisch musterte Elladan seinen Bruder. „Ist das dein Ernst?"
„Ja, besser jedenfalls, als Erestors Geheimgang näher zu untersuchen."
„Ich hab nicht mit Trollen hier rechnen können, oder?"
„Weißt du, Bruder, bei deinem Geschick haben wir richtig Glück, dass es nicht eine ganze Horde Warge ist, in die du uns geführt hast."
„Hab ich dich etwa gezwungen, mitzumachen?"
„Nein, aber Adar wäre nicht sehr begeistert, wenn dir was passiert. Einer muss schließlich auf dich aufpassen."
„Und das bist dann du?"
„Ich bin es immer."
Elladan grinste. „Wir sind schließlich nicht umsonst Zwillinge."
„Das sagst du jedes Mal", schmunzelte Elrohir und zog die Beine an, damit sich Elladan ihm gegenüber an die Gangwand setzen konnte. „Wir müssen Galen hier heil rausbringen. Adar würde es uns nie verzeihen, wenn ihm was passiert."
„Und Varya auch nicht", ergänzte Elladan grimmig.
„Legolas."
„Forlos."
Elrohir seufzte. „Adar und er zusammen sind allerdings ein Problem. Dieser Hauptmann hat so eine dunkle Aura."
„Er ist Thranduils Gardekommandant. Du weißt doch, wie das mit diesen Burschen ist. Alle etwas ungewöhnlich."
„Wie Haldir."
„Wie Haldir." Elladan lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Er würde eine Menge dafür geben, wenn auch nur einer von dieser Liste nun in der Nähe wäre – ausgenommen Varya vielleicht.
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Thranduil hatte kaum ausgesprochen, als der Wortführer der Räuber regelrecht von seinem Pferd gehoben wurde. Ein Pfeil steckte in seiner Brust. Der Mann fiel zwischen seine Begleiter, riss einen zweiten mit sich aus dem Sattel und sie landeten auf dem Boden. Erestor vernahm mit einer gewissen Genugtuung die Schreie des Mannes, der von den Hufen der Pferde zertrampelt wurde.
Von beiden Seiten der Straße strömten jetzt die Bruchtalgardisten heran. Sie erreichten die vorher so bedrängten Elben einen Moment, bevor dies Marsdens Männern gelang. Keine Überzahl mehr für die Räuber. Das Blatt hatte sich gewendet.
Erestor trieb Varyas Pferd, das eine geradezu überirdische Gelassenheit in dem ausbrechenden Kampfgetümmel bewies, voran. Er wollte einen bestimmten Räuber haben. Marsdens Blut gehörte Erestor und Naurcrists Klinge. Ungeduldig hieb er zu beiden Seiten auf die ein, die eindeutig keine Elben oder Waldläufer waren. Dabei suchten seine Augen unablässig das Gesicht Marsdens.
Seinen Begleitern war egal, wen sie mit ihren Schwertern erwischten. Thranduil hatte offenbar nicht wirklich verwunden, dass er zur Flucht gezwungen worden war und der erste Räuber, der ihm vor das Schwert kam, verlor im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf. Danach schien es dem Waldelb etwas besser zu gehen und er beschränkte sich darauf, seine Gegner zu töten, ohne Teile ihrer Körper auf der Straße zu verstreuen.
Neben Erestor tauchte ein Räuber mit einer Art Speer auf. Der Seneschall hob sein Schwert, um die Waffe abzuwehren, als der Gesichtsausdruck des Angreifers von Mordlust zu purer Überraschung wechselte. Er ließ den Speer fallen und sah an sich herunter. Die Spitze eines Schwertes ragte aus seiner Brust, wurde dann zurückgezogen und der Kerl fiel langsam zur Seite. Damit gab er den Blick frei auf Thranduils Hauptmann, der kurz den Kopf neigte und sich dann wortlos wieder seiner Hauptaufgabe zuwandte, nämlich seinen König zu schützen.
Pfeile schwirrten aus den Bäumen am Wegesrand heran. Grau befiedert für Imladris und Grün und Golden befiedert für Düsterwald.
„Da hinten ist er", rief Gildor und zeigte die Straße herunter, wo sich Marsden ein gutes Stück hinter seinen Männern noch in relativer Sicherheit befand.
Erestors Augen wurden schmal. Nicht nur Marsden, sondern auch Hestia warteten dort ab, wie dieser Kampf sich wenden würde. „Er gehört mir!" donnerte Erestor Richtung Bogenschützen, die die beiden mit Sicherheit schon ins Visier genommen hatten.
„Dann nehme ich das Mädchen", verkündete Glorfindel, der gerade mit einem eleganten Schwung einen der Angreifer entwaffnete, bevor er ihm die Schwertspitze über die Kehle zog.
„Was auch sonst?" lächelte Erestor schmal. Er konzentrierte sich eher darauf, einen Weg durch das Getümmel zu finden, ohne zuviel Energie darauf zu verschwenden, diesen Räubern das Lebenslicht auszublasen. Wirkliche Gegner waren sie im direkten Zweikampf nicht und er hasste es, sich mit Dilettanten abgeben zu müssen.
Marsdens Blick lag jetzt genau auf Erestor. Es war keine Angst, die sich darin spiegelte, nur abgrundtiefer Hass. Dann sagte er etwas zu Hestia und beide wendeten ihre Pferde, um sich davonzumachen. Erestor sandte ihnen einen stillen Fluch nach. Eine Verfolgung unter umgekehrten Vorzeichen war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten. Dennoch glitten seine Augen prüfend über die Kämpfenden, um abschätzen zu können, ob man ihn wirklich noch hier brauchte. Er stutzte, als er wieder dieses bekannte Gesicht entdeckte. Diesem Mann verdankte er das Fiasko der vergangenen Tage.
„Das erklärt einiges", war es von Gildor zu vernehmen. „Leg die Waffe weg, Tormsen. Sofort!"
Tormsen! Erestor hätte sich fast vor die Stirn geschlagen. Der Stallbursche, den Orodan vor ein paar Jahren fast totgeschlagen hatte, weil er ihn dabei erwischte, wie er sich an einem der sterblichen Küchenmädchen hatte vergehen wollen. Kein Wunder, dass Tormsen ihn erkannt hatte. Vor den Augen von Elrond und Erestor hatte man ihn regelrecht aus Imladris herausgeprügelt.
Tormsen sah sich hektisch um, als die Elbenfürsten auf ihn zu rückten. Genau wie sein Anführer und die meisten anderen, die überhaupt noch am Leben waren, suchte er sein Heil jetzt lieber in der Flucht. Glorfindel machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Ein gezielter Griff in den Nacken, ein kurzer Ruck und dieser Abschaum landete auf dem Boden.
Ohne weiter auf das Getümmel um ihn herum zu achten, hielt Erestor neben ihm an und stieg ab. Marsden war nun ohnehin außerhalb seiner Reichweite, Hestia auch und es blieb nur noch dieser Kerl.
„Steh auf!" befahl er ruhig. „Ich töte niemanden, der vor mir wie ein Wurm im Staub herumkriecht."
„Ich schon", erklärte Glorfindel fröhlich. „Nur für den Fall, dass er nicht aufstehen will, mein ich."
Die Gefahr bestand jedoch nicht. Mit einer für einen Sterblichen sicherlich erstaunlichen Gewandtheit sprang der Mann hoch und stürmte mit einem Messer in der Hand auf Erestor zu. Bei einem anderen Sterblichen hätte er vielleicht sogar eine Chance gehabt, bei einem elbischen Krieger kam dieses Verhalten Selbstmord gleich. Zu schnell für Tormsens Wahrnehmung war die Bewegung, mit der Erestor den Schwertarm streckte. Einen kurzen Moment schien Naurcrist wie aus dem Nichts zwischen ihnen zu schweben, dann war Tormsen vom eigenen Schwung vorwärts getragen direkt in die Klinge hineingerannt.
„Viel zu schneller Tod", befand Erestor mit leichtem Widerwillen in der Stimme und zog das Schwert wieder aus dem Toten heraus.
„Du hast zu hohe Ansprüche." Glorfindel ließ sich von Asfaloth' Rücken gleiten und stellte sich an Erestors Seite. Mit dem Fuß drehte er Tormsen auf den Rücken. „Wir hätten ihn damals schon töten sollen. Aber ich schätze, die Kleine, an der er sich vergreifen wollte, wird sich trotzdem über die Neuigkeit freuen."
Auch die letzten von Marsdens Kumpanen gaben nun Fersengeld. Sie hatten den Kampf verloren. Aber sie lebten noch und das war ein unhaltbarer Zustand.
„Keine Verfolgung." Thranduils Stimme hing wie ein leises Donnergrollen über der Straße. „Durch niemanden. Nicht jetzt!"
„Er mag keine Verfolgungen", murmelte Glorfindel grinsend. „Gleich droht er mit Exil in Imladris."
„Da bin ich aber beeindruckt", erwiderte Erestor kopfschüttelnd.
Ein schneller Rundblick ergab, dass der Kampf nicht nur beendet, sondern auch ohne Verluste für die Erstgeborenen verlaufen war. Die meisten waren jetzt abgestiegen, einige hatten kleinere Blessuren. Erestor suchte kurz die Menge ab und war zufrieden, als er Estel unversehrt bei Halbarad erblickte. Aus einem Baum am südlichen Straßenrand ließ sich gerade Legolas zu Boden, aus einem am nördlichen Straßenrand ein Bruchtaler Bogenschütze.
Der Moment der Desorientierung, der jedem Ende eines Kampfes folgte, wurde hier hoch begleitet von der Erschöpfung derjenigen, die so lange auf der Flucht gewesen waren. Die Pferde schnaubten noch immer etwas heftiger, einige von Thranduils Leibwachen waren regelrecht auf ihnen zusammen gesackt. Andere standen vorne übergebeugt auf dem Boden, die Hände auf die Knie gestützt und versuchten, den abrupten Gegensatz aus stundenlanger Anstrengung und plötzlicher Ruhe auszugleichen.
In dieser irgendwie verlangsamten Atmosphäre fiel umso mehr auf, dass die Rhûnar-Heilerin wie ein Irrlicht auf die Straße gelaufen kam, sich prüfend umsah und dann Thranduil beinahe umrannte, so heftig fiel sie ihm um den Hals.
Glorfindel seufzte. „Warum hab ich keine Heilerin, die den Boden anbetet, auf dem ich schreite?"
„Weil Heilerinnen wahrscheinlich zu intelligent sind, um sich mit dir einzulassen", erklärte Erestor boshaft. „Außerdem scheint mir, dass man Nerven aus Granit braucht, um diese Art Elbin zu überleben."
Varya verschwand jetzt auf der anderen Seite der Straße wieder zwischen den Bäumen, dichtauf gefolgt von Halbarad und Estel. Erestor runzelte leicht die Stirn. Er hatte den Gedanken verdrängt, wie die Frau des Waldläufers diese höllische Nacht wohl überstanden hatte. Langsam und beinahe gegen seinen Willen setzte er sich in Bewegung.
Weit führte ihn der Weg nicht in den Wald hinein. Am Fuße eines Baumes, zwischen zwei Wurzeln, hatte Halbarad seine Frau auf den weichen Boden gebettet. Varya kniete bereits neben ihr. Sie hatte diese sonst so voll heilender Kraft fast überfließenden Hände untätig im Schoß liegen, den Blick auf Marain gerichtet. Beinahe ausdruckslos war ihr Gesicht, das sie jetzt zu Halbarad hob, der auf der anderen Seite stand, den Abklang von Hoffnung noch auf den müden, blutbespritzten Zügen.
Die Gegenwart von Leben war für jeden Erstgeborenen ein spürbarer Zustand, fast wie ein milder Lufthauch, der ihn umgab. Aber genauso war es mit der Abwesenheit von Leben. Kälte schien mit jedem Atemzug Erestors Lungen zu füllen, während er den Blick nicht von den so jungen, hübschen Zügen der Sterblichen abwenden konnte, die die Erfüllung ihres Schicksals irgendwo auf einer staubigen Landstraße gefunden hatte.
„Es ist nicht deine Schuld", raunte Glorfindel ihm kaum hörbar zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Erestor musterte den Freund einen Moment. „Vielleicht nicht. Ich weiß aber, wer dafür verantwortlich ist."
„Marsden wird sterben", erklang Halbarads vor mühsamer Selbstbeherrschung beinahe flache Stimme.
„Du musst an deine Tochter denken", schluchzte Hanne verängstigt, die sich wohl instinktiv allen angeschlossen hatte, die nun den Platz unter dem Baum bevölkerten.
„Genau das mache ich", sagte der Waldläufer grimmig. „Keine Sorge, Frau, ich werde nicht den Verstand verlieren. Aber ich werde auch nicht untätig bleiben. Lord Erestor?"
Abwehrend verschränkte dieser die Arme vor der Brust. Er würde nicht zulassen, dass jetzt eine überstürzte Entscheidung getroffen wurde, nur weil dieser Mann in Trauer beinahe umkam. „Wir müssen erst nach Imladris zurück und unsere Kräfte wieder erneuern. Wenn das geschehen ist, werden wir Euch jede Hilfe zuteil werden lassen, Halbarad. Vorher jedoch nicht."
Der Dunadan winkte mit einer knappen Bewegung ab. „Darum wollte ich nicht bitten. Ihr seid mir nichts schuldig, aber dennoch…"
„Was?"
„Bringt meine tote Frau nach Imladris und bestattet sie. Und achtet auf meine Tochter." Halbarad machte keine Anstalten, sich seiner Frau oder seiner Tochter zu nähern. Er schien sich beinahe davor zu fürchten. Seine Hände lagen verkrampft auf dem Griff seines Schwertes. „Und erweist mir und Marain die Ehre, ihr einen Namen zu geben."
Erestor erstarrte förmlich, bis er schließlich langsam nickte.
„Gut", meinte Halbarad erleichtert. „Ich werde wohl nicht lange brauchen."
„Und ich begleite dich", war es zur Überraschung aller von Estel zu hören. Nach seinem störrischen Gesichtsausdruck zu urteilen, würde er sich kaum in dieser Entscheidung umstimmen lassen.
Glorfindel wollte zwar etwas sagen, schloss den Mund aber wieder und schüttelte nur leicht den Kopf. „Keine Risiken, Estel. Elrond würde es uns nie verzeihen."
Als die beiden mit den sehr viel frischeren Pferden der Bruchtalgardisten ausgestattet die Straße Richtung Westen davon ritten, stand Erestor noch eine ganze Weile da und sah ihnen nach. Eine dunkle Flamme war in ihm entbrannt, die erst dann wieder verlöschen würde, wenn Marsdens Blut über seine Hände rann.
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Kaya Unazuki: Äh, ich habe noch nicht so die rechte Ahnung. Eigentlich sollten es zwanzig werden, aber mich dünkt, es werden noch ein oder zwei mehr. Immerhin ist Marsden noch auf freiem Fuß, die Trolle lungern noch in Imladris rum und überhaupt.
Ithiliell: Marain ist tot, tut mir leid. Ging aber nicht anders. Irgendwie lief es ja auch darauf hinaus, oder? Das mit den verschiedenen Schauplätzen ist noch so ein Fluch. Kaum hab ich es geschafft, sie zusammenzuführen, tauchen in meinem Hirn wieder neue auf und ich verstreu die Truppe in alles Winde.
Hm, ein bisschen Varya und Thranduil ist diesmal auch wieder drin. Kommt jetzt eigentlich fast jedes Kapitel vor. Beziehungsprobleme sind doch was sehr ergiebiges –grins-
Serena: Um es mit einem bekannten Hologramm zu sagen: Benennen Sie bitte die Art des äh elbischen Notfalles! Ohne Bezeichnung kann er ja nix machen.
Ha, auch Trolle haben ihre Sternstunden der Logik und auch Elronds Erben kommen gelegentlich zu ihrem Ziel, wenn auch auf Umwegen. Elladan wird mal ein ganz, ganz Großer. Elrond hat auch klein angefangen.
Iary: ‚Oh, äh, Iary, hallo.' Haare sortiert und sich ordentlich hinsetzt. Methos Klamotten unter den Tisch schiebt mit dem Fuß. ‚Ja, wie geht es denn so? Methos? Nein, den hab ich gar nicht gesehen – räusper – muss wohl schon bei Cirdan sein.'
‚Nicht ganz' Grummeln aus dem Hintergrund. ‚Wo sind meine Stiefel?'
‚Ignorier das, Iary. Es ist nicht so, wie es aussieht, ganz ehrlich.' Leichtes Scheppern der Hintertür abwartet.
So, den Begriff ‚Fluchtweg' kann man doch beliebig dehnen. Theoretisch war es erstmal eine Möglichkeit, den Trollen zu entkommen. Was später dann passiert, konnte niemand wissen. Blöde Tunnel, dauernd stürzen irgendwelche Abzweigungen ein. Aber Elladan macht das schon.
Snapes-Praline Hallo erstmal, schön von dir ein Review zu bekommen. Schön auch, dass dir die Heiler und…Reihe so gut gefällt. Zum Glück hat mich ja noch niemand gefragt, wer mein Lieblingscharakter ist. Diese Liste würde wahrscheinlich ewig lang werden. Selbst bei den Bösewichtern erwische ich mich immer wieder selbst, dass ich mir denke, so durch und durch böse ist doch wirklich keiner. Auch der oder der muss irgendwo eine nette Ader haben. Oder irgendwas, das ihn für jemand anderen sympathisch macht.
Natürlich hab ich auch Favoriten. Thranduil zum Beispiel –grins zustimmend-. Ja, den alten, grummeligen Waldelbenkönig mit der ansprechenden Optik mag ich doch sehr. Wobei ich manchmal ganz tief in mir feststelle, dass Glorfindel wahrscheinlich einen echten Stein im Brett bei mir hat. So kann es einem gehen (Glorfindel-Story vormerkt). Der Balrogtöter verdient einen Solo-Auftritt.
Ein dickes Lob für mich ist, wenn du sagst, dass die Charaktere in die Story passen und sich auch entsprechend benehmen. Sozusagen ihren eigenen Charakter auch mit Leben füllen. Anders kann ich es nicht formulieren. Irgendwann haben sich die kleinen Teufel nämlich alle mehr oder weniger selbständig gemacht und diktieren mit elbisch eingebildet, was sie gerne nun machen würden. Naja, was macht man nicht alles für die Erstgeborenen.
Lacci-knuddel zurück- Ich weiß ja, du und Haldir seid eine ganz große Hassliebe –gacker-. Der Elb ist nun mal ein Galadhrim, die haben alle einen an der Schüssel, zu viele Bäume eben. Aber die Exzentriker unter den Elben haben es ja auch nicht leicht. Dauernd stolpern irgendwelche Touristen durch ihre Vorgärten, die kontaminierte Ringe mit sich rumschleppen.
Mit einer Ionnin-Zucht könnte ich wahrscheinlich richtig Geld machen, fällt mir so langsam auf. Der Bursche ist ja richtig vielseitig einsetzbar. Das einzige Problem, was noch gelöst werden müsste, wären die äh natürlichen Hinterlassenschaften eines 3 Meter langen Salamanders. Solche Katzenklos gibt es einfach noch nicht.
Du weißt doch, wie diese Elben sind. Wenn sie einmal ihr Herz verschenkt haben, ist nix mehr drin. Thranduil wäre wohl einfach nur anstrengend und würde dauernd deinen Taschenrechner blockieren, weil er überlegt, wie viel von seinem schönen Staatsschatz die Elbin seiner Träume gerade mal wieder im nächsten Apotheken-Großhandel lässt.
Erestor ist sicher gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache. Zumeist hat man sich ja so ein Charakter-Bild zurecht gelegt. Da hatte ich wiederum Glück, weil ich mich vor Heiler und Geister überhaupt nicht mit ihm befasst hatte und dann kamen diese Anmerkungen über ihn und es fing an, in meiner Gehirnskiste zu brodeln. Patsch, war das Unglück passiert. Der ‚sich selbst reinschreibende Elb' – ein Story-Virus, gegen den ich noch nie ein Kraut gefunden habe.
Feanen: Ein FASS von dem Obstbrand? Willst du mir einen Mordversuch anhängen? Das verkraftet keiner, nicht mal jemand im Abi-Stress. Wie wäre es für den Anfang mit einer kleinen Flasche? Und wenn es nicht schmeckt, steckst du eben die Prüfungsarbeit damit in Brand. Soll ja bekanntlich für vieles taugen.
Erunya: Stell dir nur mal vor, du fällst in so einen Hexenkessel voll Krabbeltiere. Da wird man nachher eigen, was alle Arten dieser Viecher angeht. So ein Kindheitstrauma haut den stärksten Elb aus den Socken. Ich hab mir vorher ein paar Bilder von den Viechern angesehen, also mein Fall sind sie auch nicht. Außerdem gibt es auch noch Ausschlag. Bäh, Gildor tat mir beim Schreiben beinahe leid. Beinahe…
Die Matrix-Szene, ja, die Ähnlichkeit will ich ja auch nicht abstreiten. Aber wie bereits erwähnt, gab es diese Bewegungen auch schon vor Neo und ich hatte sie da so vor Augen mit diesem beeindruckenden, eleganten Elb, dessen hellgoldene Haare sich dann noch entsprechend bewegen…äh, ich konnte nicht anders. Hey, auf die Zeitlupe hab ich aber verzichtet.
Sarah0683: Mensch, überall wohin ich blicke, ist der Klausurenstress ausgebrochen. Mein Mitleid ist jedem bedauernswerten Geschöpf in dieser Lage gewiss.
Hm, gibt es eigentlich jemanden, der Elrond nicht leiden kann? Was hat der Elb nur an sich? Hat jemand eine Antwort darauf? Mir geht es nämlich genauso. Da verzeiht man ihm doch auch, dass seine Söhne gelegentlich etwas ungewöhnlich agieren. Sie sind halt noch unternehmungslustiger als der liebe Ada. Wobei der ja wohl auch seinen Anteil an Abenteuern in der Jugend gehabt hat.
Keine Sorge wegen Elrohir, der hat die Kurve noch mal gekriegt. Freundschaft geht eben sehr weit und Rhûnar-Heiler haben ohnehin immer ein kleines Problem damit, mit ihren Kräften zu haushalten. Es soll auch normale Behandlungsmethoden geben, Mordor-Paste oder ähnliches. Eine Aspirin und drei Tage Ruhe, das Übliche eben.
Die Trolle kriegen sie schon noch in den Griff. Es wird verstärkt daran gearbeitet. Wenn der Hilfstrupp erstmal da ist, ja dann! Wobei sie zurzeit noch den Weg suchen. Kann also noch etwas dauern. Aber die Jungs halten schon durch. Wäre doch gelacht, wenn Elladan es am Ende nicht wieder hinbiegt. Es könnte allerdings auch daran liegen, dass Manwe Mitleid mit Elrond hatte und dem Burschen einen persönlichen Schutz-Valar zugeteilt hat. Puck, den Vielbeschäftigten, oder so.
MoJa Darüber, wie die Trolle reingekommen sind, hab ich mir so meine Gedanken gemacht. Das meiste erklärt sich im nächsten Kapitel und auch, wo denn der Dritte abgeblieben ist. Die Riesenspinnen wollte ich nicht überstrapazieren. Es wäre auch noch ein Problem gewesen, zu erklären, wie sie überhaupt bis nach Imladris gekommen sind. Eigentlich halten sie sich eher östlich des Anduin auf und das mit der Wanderschaft wäre etwas abrupt in der Storyline aufgetaucht. Die Trolle waren schon drin, anfangs zwar nicht unbedingt mit dem Hintergedanken, dass sie direkt in Imladris auftauchen, aber einen Zusammenstoß hatte ich von Anfang an geplant.
Eigendynamik ist gut. Es fehlt eigentlich nur noch, dass sich Elrond auch noch eben auf die Socken macht, um mal nachzuschauen, ob auch alle den Heimweg gefunden haben. Aber keine Sorge, der muss sich immer noch was ausruhen. Ich kann mich also beherrschen.
Hatten sie jetzt genug zu tun? Und sie sind immer noch nicht fertig! –grins- Noch lebt Marsden und das gefällt mir ebenso wenig wie es wohl Erestor in den Kram passt.
Leute! Kann hier denn niemand mehr einem feindlichen Objekt ausweichen, ohne dass alle sofort Neo erkennen? Der Kerl hat die Bewegung schließlich auch geklaut – ich sag nur Jackie Chan. Da ich sie auch geborgt hab, ist das jetzt wohl: Diebe unter sich! Aber sie ist elegant und sie ist herrliche, ich konnte nicht anders, Herr Richter. Ich bitte um Milde!
Legolas ist im Vergleich zu den anderen auch so angelegt, wenn ich ehrlich bin. Ganz zu Beginn der Heiler-Storys konnte ich nicht so viel mit ihm anfangen. Ich wusste nicht so recht, wie ich ihn einschätzen soll. Aber ziemlich bald wurde aus ihm eine Art von Vernunft erleuchteter Gegenpol zu den anderen. Der Elb hat die Ruhe weg. Außerdem ist er zukünftiger König, das macht selbstbewusst und gelassen, denk ich mir.
