Wai ich hab Kommis :D
Thx an Sarah126 : ) Leider muss ich dich enttäuschen, Johnny kommt bei mir zwar vor aber eher im Hintergrund. Eigentlich mag ich ihn ja super gerne aber irgendwie war mir in dieser FF nicht danach, ihn irgendwie einzubauen, tut mir Leid / Hoffe du liest trotzdem weiter
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Es verging fast eine Woche ohne dass sich etwas tat. Aber dann, eines Tages beim Abendessen, teilte Darry uns stolz mit, dass er endlich einen neuen Job gefunden habe und bereits am Montag anfangen könne. Und das Beste sei, dass es kein Job war wie sonst, mit harter, körperlicher Arbeit, sondern etwas mehr für den Kopf. Endlich konnte er seine Intelligenz unter Beweis stellen und zeigen, dass er nicht nur große Muskeln sondern auch Grips hatte. So ganz verstanden Pony und ich den Job nicht aber im Großen und Ganzen ging es darum, dass Darry für einen Landschaftsarchitekten Aufmessungen machte, beziehungsweise den Papierkram erledigte, Rechnungen und so weiter. Na ja, Hauptsache Darry wusste etwas damit anzufangen.
„Und das Beste, sie bezahlen mir den Sprit für die Fahrten zu den Plätzen, die ich vermessen soll", erzählte er.
„Cool! Da hast du ja echt Glück gehabt", freute ich mich und Pony nickte zustimmend.
„Und Dally hat dir diesen super Job verschafft? Ich kann's nicht glauben"
„Ja, da arbeitet ein Kumpel von ihm und der schuldete ihm noch einen Gefallen. Also hat er beim Chef ein gutes Wort für mich eingelegt, der hat mich getestet und war zufrieden mit mir".
„Und jetzt schuldest du Dally einen Gefallen…"
„Ja…" Die Antwort kam zögerlich. Es war nicht vorteilhaft Dally einen Gefallen schuldig zu sein und wir hofften alle, dass Darry diese Schuld bald begleichen konnte. Denn Dally hatte so eine Art immer in den unpassendsten Momenten mit den unpassendsten Wünschen anzukommen. Und wenn du dich dann weigertest… autsch. Keine gute Idee. Aber immerhin hatten wir wieder ein gesichertes Einkommen.
„Und jetzt können wir auch wieder Limo kaufen?", fragte Pony freudig, aber Darry schüttelte den Kopf. „Vorerst nicht. Wir haben noch zu viel Miese von den letzten Monaten". Pony ließ betrübt die Mundwinkel hängen.
„Aber keine Angst, morgen holen wir wieder welche, zur Feier des Tages. Zufrieden?", schlug Darry vor und bekam von uns beiden laute Jubelschreie als Antwort.
An diesem Abend zogen wir mit Darry um die Häuser. Es war wundervoll und Darry war außergewöhnlich gut gelaunt. Erst da merkten wir, wie sehr in die ganze Sache bedrückt haben musste und wie erleichtert er jetzt war. Er trank, was er sonst sehr selten tat, und ließ auch Pony regelmäßig einen großen Schluck nehmen. Ich hielt mich wie immer zurück, ich bin kein großer Trinker. Darry ließ sich sogar dazu überreden mit uns zur Skaterbahn zu gehen, wo wir uns unters Volk mischten und eine Menge Spaß hatten. Wir merkten, dass wir schon sehr lange nicht mehr zu dritt unterwegs gewesen waren. Nach der harten Arbeit war Darry gewöhnlich so erschöpft, dass er nur noch sehr selten etwas mit uns unternahm.
An dem Abend war er ganz anders. Was uns aber am meisten überraschte war die Tatsache, dass er sich wie selbstverständlich an wildfremde Mädchen heran machte. Und er stellte sich wirklich nicht dumm an. Bis dahin hatte ich es gar nicht in Betracht gezogen, dass Darry vielleicht auch eine eigene Sexualität haben könnte und dass er vielleicht auch gerne eine Freundin gehabt hätte. Aber… immerhin war er ja schon 23. Da sollte uns das vielleicht nicht so überraschen.
Der Hammer für uns war dann aber ohne Zweifel, als Darry ein Mädchen ernsthaft so weit gebracht hatte, dass sie mit ihm mitgehen wollte. Als er uns dann irgendwann, schon ein ganzes Stück angetrunken, erklärte, er würde mit ihr verschwinden und wir sollten uns ruhig noch eine Weile amüsieren, wäre uns beinahe die Kinnlade herunter geklappt. Aber wirklich. Ich meine, es war ja nicht so, dass wir es ihm nicht gönnten, aber… wir konnten uns einfach nicht vorstellen dass Darry Sex mit einem Mädchen hatte. Ziemlich naiv eigentlich, vor allem wenn man bedachte, dass Darry wirklich verdammt gut aussah. Er hatte mit Sicherheit keine großen Probleme ein Mädchen zu finden.
Also versicherte ich Darry, dass ich gut auf Pony aufpassen und ihn nicht zu spät nach Hause bringen würde und Darry zog mit dem rothaarigen Mädchen ab. Ich musste unweigerlich an Dally denken und die Art wie er mit Mädchen umging und über sie redete. Ich glaube, es hatte Darry nicht gut getan so lange mit ihm zusammen zu sein die letzten Tage, er begann schon auf ihn abzufärben. Eins musste ich meinem Bruder aber lassen, er hatte Geschmack.
Pony und ich machten noch eine ganze Weile Witze über das, was wir gerade über unseren großen Bruder herausgefunden hatten und konnten es nicht lassen, es auch Dally und Steve zu erzählen, die uns zufällig über den Weg liefen. Auch Dally kam grinsend zu dem Schluss, dass er wohl einen schlechten Einfluss auf Darry gehabt haben musste.
Da Dally und Steve noch zu irgendeiner Party ganz in der Nähe wollten, waren Pony und ich bald wieder alleine. Wir setzten uns auf eine der Bänke und beobachteten die Leute um uns herum.
Mit der Zeit wurde ich nachdenklich. Mir ging Darry einfach nicht aus dem Kopf. Und plötzlich wusste ich, warum ich die ganze Zeit über an ihn denken musste: ich war eifersüchtig. Eifersüchtig darauf, dass er sich einfach irgendein Mädchen nehmen konnte, wenn ihm danach war. Zwar waren es keine festen Beziehungen, nur One-night-stands, aber wenn er eine Beziehung wollte, wäre es für ihn ein Leichtes. Für mich jedoch… ich hatte zwar eine Beziehung, aber nicht nur dass ich es geheim halten musste, ich konnte nicht mal mit Pony schlafen. Erstens war bei mir die Hemmschwelle noch zu groß, schließlich war er immer noch mein Bruder, mein minderjähriger Bruder, zweitens wusste ich nicht, ob Pony es überhaupt wollte und ich wollte ihn auf keinen Fall drängen und dann hatten wir ja auch nirgendwo die Gelegenheit dazu. Außerdem wusste ich, dass es schwer sein würde, sich zurück zu halten, wenn wir erst einmal so weit gegangen waren. Und dann wurden wir eventuell unvorsichtig und wurden erwischt. Man konnte es fast mit einer Affaire vergleichen, die geheim gehalten werden musste und wo sich die Leute nur ab und zu heimlich trafen. Und eine Affaire kam über kurz oder lang trotzdem ans Licht…
Verstohlen sah ich zu meinem Bruder herüber. Er schien meinen Blick nicht zu bemerken, er beobachtete eine Gruppe von Jungs, die feixend auf der anderen Seite der Bahn standen. Aber als ich genau hinsah, bemerkte ich, dass er eigentlich einen ganz bestimmten Jungen ansah. Er war groß, schlank, trug zerschlissene Jeans und eine Lederjacke, sein Gesicht war kantig und seine schwarzen Haare mit viel Pomade streng zurück gegelt. Gerade wollte ich Pony ärgerlich in die Seite stoßen für sein ungeniertes Starren, als er plötzlich aufstand.
„Ich bin sofort wieder da", sagte er und bevor ich noch etwas erwidern konnte, war er in der Menge verschwunden. Es dauerte nicht lange und er tauchte auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf. Mit großen Augen sah ich, wie er schnurstracks auf den Lederjackentypen zuging. Als dieser ihn bemerkte setzte er ein breites Lächeln auf und schlug Pony freundschaftlich auf den Rücken. Auch Pony lachte ihn fröhlich an. Sie unterhielten sich lange, machten Scherze und einmal nahm der Lederjackentyp meinen Bruder sogar auf den Arm! Zwar bekam er von Pony dafür einen Schlag auf den Kopf, aber es war offensichtlich, dass es ihm nicht wirklich etwas ausmachte, von ihm hochgehoben zu werden.
Fieberhaft überlegte ich, ob ich diesen Kerl schon mal irgendwo gesehen hatte. Vielleicht war er ja nur aus Ponys Klasse dachte ich, aber dafür sah er viel zu alt aus. Der Typ war mindestens schon 20, wenn nicht älter. Als er dann plötzlich den Arm um Ponys Schultern legte und Pony keine Anstalten machte, ihn ab zu schütteln, war es vorbei. Ich stieß einen wütenden Laut aus und stand auf. Was zur Hölle sollte das werden da drüben!
Kurzerhand fasste ich einen Entschluss. Im Nachhinein betrachtet den dümmsten, den man in meiner Situation fassen konnte. Denn, anstatt einfach zu ihm herüber zu gehen und heraus zu finden, wer der Typ eigentlich war, was aus heutiger Sicht natürlich die einzig logische und vernünftige Reaktion gewesen wäre, entschied ich mich, einen Fehler zu machen, den schon tausend Leute vor mir gemacht hatten und auch noch tausend nach mir noch begehen würde: ich versuchte ihn eifersüchtig zu machen. Ich suchte mir das erst beste Mädchen, dass bereit war, mit mir mit zu kommen, hackte mich bei ihr ein und bahnte mir meinen Weg zu Pony. Direkt vor seiner Nase fasste ich das Mädchen an den Händen und küsste sie. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie Ponys Augen größer und größer wurden und sah den Schock in seinem Gesicht. Ich jubilierte innerlich. Um sicher zu gehen, dass es auch wirklich Wirkung zeigte, küsste ich sie gleich noch ein zweites Mal. Und als sie plötzlich anfing, ihr Bein an mir zu reiben, fasste ich eine folgenschwere Entscheidung.
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„Pony? Weißt du eigentlich wie spät es ist? ... Was ist denn mit dir los?"
„Kann ich rein kommen…"
„Klar… was ist denn passiert? Du hast ja ganz rote Augen. Hast du geheult?"
„Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?"
„Öhm, ja sicher… aber warum denn?"
„Ich will nicht nach Hause. Darry und Soda brauchen das Haus um irgendwelche Mädchen flach zu legen, da bin ich nur im Weg…"
„A…aber… Darry? Und… und Soda? Aber ich dachte Soda und du… Hey Pony, ist ja gut, heul doch nicht… Komm rein!"
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„Wo ist er? Verdammt, ich habe dir doch gesagt, du sollst auf ihn aufpassen!", schrie Darry mich an.
„Ich… ich weiß auch nicht, wir waren zusammen, dann wollte er mit irgendwem reden und plötzlich war er weg".
„Ich glaub das ja nicht! Wir gehen ihn suchen. Sofort!" Mit vor Wut blitzenden Augen drängte sich Darry an mir vorbei zur Haustür. Das Mädchen, ihr Name war Lizzy… glaube ich, oder Lucy?... nun, jedenfalls hatte sie mich, nachdem wir fertig waren, mit dem Wagen zurück nach Hause gefahren. Es war bereits 3 Uhr gewesen. Ich hatte inzwischen ein schlechtes Gewissen bekommen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen Pony alleine mit diesem Kerl dort zurück zu lassen… und vielleicht hätte es auch gereicht wenn ich das Mädchen nur geküsst hätte, ich hätte ja nicht gleich mit ihr schlafen müssen nur um Pony eifersüchtig zu machen. Aber jetzt war es halt passiert und ich wollte nur so schnell wie möglich nach Hause um nach ihm zu sehen und mich, wenn nötig, bei ihm zu entschuldigen. Aber als ich ins Schlafzimmer kam war außer Darry niemand da. Der schlief tief und fest und wäre wohl auch nicht aufgewacht, wenn die dumme Pute draußen nicht zum Abschied ein Mal voll auf die Hupe gehauen hätte. Blöde Gans.
Na ja, jedenfalls war Darry wach geworden und wollte natürlich wissen, wo ich Pony gelassen hatte. Als ich ihm sagte, dass ich es nicht wüsste, ist er total ausgerastet.
Während wir nun also mit dem Wagen die Straße zu Johnnys Haus entlang fuhren, dachte ich bei mir, dass wir Pony dort mit Sicherheit nicht finden würden. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen als mir klar wurde, dass Pony eigentlich nur an einem Ort sein konnte: bei diesem Lederjackentyp. Vermutlich lagen sie gerade zusammen im Bett und… verdammt! Und das nur, weil ich lieber mit irgend so ner Tussi rummachen musste, anstatt ihn und diesen schmierigen Typen im Auge zu behalten. Und jetzt war Darry auch noch fuchsteufelswild. Ich sparte mir daher lieber den Kommentar, dass er eigentlich zu viel getrunken hatte um jetzt schon wieder Auto zu fahren.
Wie erwartet schüttelte Johnny nur verwirrt mit dem Kopf als wir ihn fragten, ob Pony bei ihm sei. Wütend fauchte Darry mich an, dass er mich umbringen würde, falls dem Kleinen etwas passiert sei. Danke, aber ich glaube, das wäre nicht nötig gewesen. Denn falls Pony wirklich etwas passiert sein sollte, würde ich mir das nie verzeihen. Ich würde mir die nächste Brücke suchen.
Auch bei Steve Fehlanzeige. Er war vollkommen besoffen und es dauerte ewig bis er überhaupt kapierte, was wir von ihm wollten. Jetzt gab es nur noch zwei Möglichkeiten wo wir suchen konnten: Dally und Witz. Wenn er nicht bei einem der beiden war, dann…
Wir fuhren als erstes zu Witz. Darry klingelte Sturm bis ein vollkommen verpennter, zerzauster Witz endlich in der Tür erschien.
„Sag mal habt ihr sie nicht alle? Meine Mutter schläft! Hat das nicht Zeit bis morgen?"
„Ist Pony hier?", fragte Darry, ohne auf Witz Frage einzugehen.
„Ja, ist er. Aber er schläft", erklärte er und sah mich finster an. Ich fragte mich was ich ihm getan hatte. Aber ich entschied, das hatte Zeit bis später.
„Wo ist er? In deinem Zimmer?", fragte Darry und drängte sich bereits an Witz vorbei die Treppen hinauf.
„Ja… aber…"
„Halt die Klappe Matthews!", fuhr Darry ihn an und Witz schwieg. Ich musste zwei Stufen auf einmal nehmen um mit Darrys Tempo mithalten zu können.
Oben in Witz Zimmer angekommen ging Darry schnurstracks zum Bett, wo Pony noch immer lag und friedlich schlief. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. War er vielleicht doch nicht mit diesem Kerl mitgegangen? Aber warum war er dann hier bei Witz und nicht zu Hause? Langsam wurde mir immer bewusster, dass ich mit meiner Aktion wohl doch ziemlich daneben gehauen hatte.
„Hey Pony, wach auf!", rief Darry und schüttelte Pony grob am Arm. Langsam öffnete Pony die Augen und sah Darry an. Als er ihn erkannte sprang er auf. Dann sah er sich im Zimmer um und sah mich an. Der Blick, den er mir zu warf war nicht mit Worten zu beschreiben. Aber ich denke feindselig, fast hasserfüllt, kommt der Sache schon ziemlich nahe.
„Warum bist du nicht zu Hause?", fuhr Darry Pony an. Aber der schwieg.
„Äh, Darry vielleicht solltet ihr…"
„Ich hab dir gesagt du sollst dich da raus halten!"
„Also", fuhr er unwirsch fort, „was hast du hier zu suchen? Warum bist du nicht zu Soda zurückgekommen?"
„Ich bin… ich wollte… ich wollte euch nicht im Weg sein".
„Wie, im Weg? Was meinst du?"
„Na ja, wo ihr doch beide beschäftigt wart. Ich dachte da ist es besser, ich lasse euch alleine", presste Pony hervor.
„Soll das heißen Soda… DAS NENNST DU AUF DEINEN BRUDER AUFPASSEN?"
„Ich…" ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich denken sollte. Alles war durcheinander. Aber eins begriff ich, Pony war wirklich verletzt. Aber, er war doch selber schuld! Doch, je länger ich versuchte mir das ein zu reden, desto weniger glaubte ich es. Am Ende fühlte ich mich nur noch mies.
„Es tut mir Leid, Pony…", flüsterte ich.
„Ja, das sollte es auch!", knurrte Witz plötzlich. Was mischte der sich denn jetzt bitte ein! Aber ich verstand… Pony wird ihm erzählt haben was passiert war. Das erklärte auch die bösen Blicke die ganze Zeit… verdammt.
„Nein… kein Problem. Ich versteh das schon… war es schön?"
„Pony!", schrie ich fast. Ich wollte ihm sagen wie Leid es mir tat, dass es nicht schön gewesen war, dass ich die ganze Zeit nur an ihn hatte denken müssen, dass ich ein Riesenarschloch war und dass ich ihn liebte wie nichts auf der Welt. Aber ich konnte nicht, wegen Darry.
„Ich bin ein Idiot. Bitte verzeih mir. Ich habe es nicht gewollt. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist…", versuchte ich mich zu verteidigen. Aber Ponys Blick blieb kalt. Das brach mir das Herz.
„Darry, ich glaube die beiden müssen mal eben etwas klären. Lass uns in die Küche gehen, ich hab durst. Wir ham auch Limo", meinte Witz und tippte Darry auf die Schulter. Der blickte nur verwirrt zwischen Pony, mir und Witz hin und her. Er wollte wissen, was hier los war. Aber Witz ließ nicht locker, so lange, bis Darry nachgab und mit ihm hinunter ging. Ich warf Witz einen dankbaren Blick zu aber er sah mich weiterhin nur kühl an.
„Pony…"
„Soso, du wolltest das nicht… so sah das aber nicht aus!"
„Ich war… ich wollte dich doch nur eifersüchtig machen. Weil du da mit diesem Kerl… wer zur Hölle war das!"
„… das war ein Junge aus meiner Schule. Er ist ein guter Kumpel, wir sitzen in Bio neben einander. Was hast du denn geglaubt wer das ist?"
„Er ist doch viel zu alt! Der war doch mindestens 20! Wie kann der mit dir in einer Klasse sein!"
„Er ist erst 18", meinte Pony ruhig. Ich glaube, langsam verstand er was in mir vorgegangen war. Was war ich doch für ein Schaf…
„Ich dachte… ich dachte… er hat dich umarmt und ihr habt gelacht, und… verdammt guck nicht so! Ja, ich war eifersüchtig, ich geb's ja zu!"
„Du kannst nicht auf alle Leute eifersüchtig sein mit denen ich rede oder die mich irgendwie berühren…"
„Ich weiß. Ich war ein Vollidiot. Und es tut mir unendlich Leid", erklärte ich betreten.
„Hasst du dieses Mädchen deshalb geküsst?" Ich nickte.
„Habt ihr… hast du mit ihr geschlafen?" Ich schwieg.
„Verstehe… ich hab's mir schon gedacht".
„Bitte Pony, du musst mir glaube, ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich war so sauer! Sie hat mir nichts bedeutet und es war auch nicht schön! Ich musste die ganze Zeit an dich denken. Bitte glaub mir", flehte ich.
„Weißt du, wie sehr du mir wehgetan hast? Kannst du dir auch nur im Ansatz vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?", fragte Pony tonlos.
„Es tut mir so Leid… ich weiß, ich kann's mir nicht vorstellen. Und ich kann's auch nicht wieder rückgängig machen. Ich kann dir nur bitten, mir zu verzeihen. Aber wenn du mich jetzt hasst, verstehe ich das…"
Eine ganze Weile herrschte Schweigen. Pony sah mich nur an und es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis er endlich sprach. Aber dann hellte sich meine Miene mit jedem Wort auf.
„Ich hasse dich nicht. Obwohl du es verdient hast. Du bist ein Riesenmistkerl, aber ich hasse dich nicht".
„Du vergibst mir?"
„Ja. Dieses eine Mal".
„Oh Pony, ich liebe dich!" überglücklich fiel ich meinem Bruder um den Hals und zu meiner unendlichen Erleichterung versuchte er nicht, mich weg zu stoßen. Im Gegenteil. Als ich Anstalten machte, ihn zu küssen, versuchte er auch nicht, mich auf zu halten. Ich war so glücklich, ich hätte ihn noch ewig im Arm halten können. Aber dann fiel mir ein, dass Darry ja noch da war und ich löste mich schnell wieder von ihm.
„Ich liebe dich auch, Soda", flüsterte Pony und drückte mir noch einen langen Kuss auf die Wange.
„Wir sollten besser runter gehen, sonst rastet Darry noch ganz aus. Wie Witz ihn so lange da unten behalten hat, ist mir ein Rätsel".
Als wir die Küche betraten, saßen Darry und Witz am Küchentisch und tranken Limonade.
„Na endlich! Ich wollte euch gerade holen kommen! Klärt mich jetzt bitte mal einer auf, was hier läuft? Was musstet ihr klären?", fragte Darry.
„Wir… es ist privat. Es ging um Ponys Freundin… du verstehst…", log ich.
„Oh…", Darry stutzte. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Und habt ihr alles geklärt?", fragte Witz Pony. Der lächelte Witz gelassen an und nickte. Ich sah Witz unsicher an. Aber nach einem letzten Blick auf Ponys lächelndes Gesicht seufzte er und setzte ebenfalls ein Lächeln auf.
„Ich hoffe nur, dass ich so etwas nicht noch einmal zu Ohren bekomme!", mahnte er. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ich denke nicht". Sollte heißen: Auf keinen Fall, nie wieder! Und ich weiß, dass Witz mich verstanden hatte.
Zurück zu Hause ging Darry sofort ins Bett. Er war wirklich keinen Alkohol mehr gewöhnt. Ich hatte mich gerade umgezogen als Pony meinte: „Ich komme gleich. Ich muss noch mal ins Bad. Ihr zwei hattet immerhin schon euren Spaß heute. Ich nicht…"
Ich errötete leicht und meinte: „Tut mir Leid…"
„Jaja, ich weiß. Vergiss es einfach!"
„Soll ich… mitkommen?" Pony lachte.
„Ich denke, ich kann das schon alleine. Bin ja schon ein großer Junge. Ein andermal vielleicht". Er zwinkerte mir zu und verschwand im Bad. Ich seufzte und ging ins Schlafzimmer zurück, wo Darry bereits fest schlief.
Kurze Zeit später kam auch Pony zurück und ich nahm ihn unter der Decke fest in die Arme. Ich küsste ihn flüchtig auf den Kopf und wir schliefen beide glücklich lächelnd ein.
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„Hey ihr Schlafmützen! Was ist denn mit euch los?" Es war Steves Stimme, die mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss.
„Wir versuchen zu schlafen", kam Darrys grummelige Antwort irgendwo aus dem anderen Bett.
„Aber es ist doch schon Mittag. Raus aus den Federn, die Sonne lacht!"
„Halt die Klappe, Steve!", knurrte auch ich und warf ein Kissen nach ihm. Leider verfehlte ich ihn um mindestens einen ganzen Meter und traf stattdessen Darry mitten ins Gesicht.
„Verdammt, lern endlich mal zielen!", rief Darry und schmiss das Kissen mit voller Wucht zurück. Und wenn Darry etwas schmiss, sah man zu, dass man möglichst nicht getroffen wurde. Er konnte selbst aus einem harmlosen Kissen ein tödliches Geschoss machen. Natürlich war ich wieder nicht schnell genug und bekam das Kissen in den Bauch. Mir blieb für einen Augenblick die Luft weg, aber dann ging es richtig zur Sache und binnen weniger Sekunden war die schönste Kissenschlacht im Gange. Aber Steve, der Verräter, stellte sich auf Darrys Seite. Und so was nannte sich nun bester Freund. Pony war mir leider auch keine große Hilfe, der lag noch fast fünf Minuten einfach nur da und döste vor sich hin. Den Jungen konnte echt nichts aus der Ruhe bringen, wenn der erst einmal schlief. Und da er hinter mir an der Wandseite lag, konnte ich ihn nicht einmal als Schutzschild benutzen.
Aber irgendwann schien Pony dann doch endlich den Ernst der Lage zu erkennen und kam mir zur Hilfe. Zwar hatten wir auch zusammen gegen Darry und Steve keine Chance, aber immerhin gaben wir unser Bestes. Außerdem hatten wir alle einen Riesenspaß.
Ich kann nicht genau sagen, wie lange die Schlacht dauerte, aber am Ende lagen wir alle vollkommen erschöpft und nach Atem ringend auf den Betten. Ich hätte kein Kissen mehr werfen können und wenn es um mein Leben gegangen wäre. Und ausnahmsweise war es mir auch egal, dass Darry sich als erster wieder erhob um das Frühstück zu machen, was bedeutete, dass Pony und ich abwaschen mussten. Ich hasse Abwaschen. Aber heute war es mir egal, denn so konnte ich mich noch eine Weile zurück lehnen und mich später an einen gedeckten Tisch setzen. Auch Steve erhob sich nun von Darrys Bett, wo er am Fußende gegen die Wand gelehnt hatte, um Darry in der Küche Gesellschaft zu leisten.
„Komm Pony, lass uns auch aufstehen", meinte ich, während ich mir überlegte, wo ich meine Klamotten von gestern Abend gelassen hatte.
„Lass dir ruhig Zeit im Bad", murmelte Pony und kuschelte sich wieder in die Decke. Ich grinste und gähnte einmal herzhaft, bevor ich mich schwerfällig aus dem Bett quälte und im Bad verschwand.
Als ich mit meinen Klamotten unter dem Arm wieder kam, war Pony bereits wieder fest eingeschlafen. Ich schüttelte den Kopf.
Die lockere Stimmung blieb auch am Frühstückstisch noch erhalten. Steve hatte sich zu uns gesellt, begnügte sich jedoch mit einer Tasse Kakao, wohingegen Darry, Pony und ich richtig rein hauten. Ein Außenstehender hätte denken könne, wir hätten seit Tagen nichts zu Essen bekommen. Aber wir waren halt einfach alle so gut drauf, und da aß man halt mehr als sonst. Mittendrin kam auch noch Johnny rein. Pony und er wollten ins Einkaufszentrum gehen und ein Buch kaufen, für das Pony schon seit einer Weile gespart hatte. Er stand noch im Wohnzimmer, als er sich plötzlich bückte und etwas aufhob. Als er in die Küche kam, hob er es mit einem fragenden Gesichtsausdruck hoch, so dass wir alle erkennen konnten was es war: ein Haarband.
„Wem von euch gehört das denn?", fragte er und sah uns der Reihe nach irritiert an. Zu erst herrschte völliges Schweigen im Raum, dann begann Steve plötzlich breit zu grinsen und auch Pony und ich mussten uns ein Grinsen verkneifen.
„Das fragst du am besten unseren Casanova da drüben", meinte Steve und deutete auf Darry. Der blickte Steve fassungslos an und meinte: „Woher…". Aber dann fiel der Groschen und er drehte sich mit einem vernichtenden Blick zu Pony und mir.
„Sorry…", meinte ich und sah ihn entschuldigend an.
„Ich dreh euch den Hals um, ihr verdammten kleinen Klatschtanten!", knirschte er und wollte gerade aufstehen um uns die Ohren lang zu ziehen, als Steve neben ihm in hysterisches Lachen ausbrach und beinahe von Stuhl gefallen wäre.
„Was gibt's da zu lachen!", fauchte Darry ihn an, aber Steve konnte sich nicht beruhigen. Und seine Lache war so ansteckend, dass auch Pony und ich uns irgendwann nicht mehr zurück halten konnten. Selbst Johnny brachte ein wissendes Grinsen zustande, nachdem er verstanden hatte, was los war.
„Ach, ihr habt sie doch nicht mehr alle", knurrte Darry und ließ sich mit finsterer Miene wieder zurück auf seinen Stuhl fallen. Aber ich merkte, dass es er nicht wirklich sauer war, er musste nur seinem Image gerecht werden.
Wir neckten Darry noch eine ganze Weile weiter und er drohte uns zwar ständig Prügel und Schlimmeres an, aber er tat nichts dergleichen. Und ein Mal brachten wir ihn sogar dazu, leicht verlegen zu lächeln. Hätte ich einen Photoapparat gehabt, ich hätte es photographiert! Dieser Anblick war einfach traumhaft. Ich hatte meinen Bruder noch nie so lächeln gesehen.
Aber irgendwann wurde es ihm zu viel und er scheuchte uns alle aus dem Haus. Da wir jetzt also nichts zu tun hatten, beschlossen Steve und ich, mit Pony und Johnny zusammen zum Einkaufszentrum zu gehen.
Pony und Johnny waren bereits seit über einer halben Stunde in die Bestseller eines Buchladens vertieft, während Steve und ich durch diverse Klamottenläden schlenderten und die Auslagen betrachteten. Ab und zu nahmen wir etwas aus den Regalen um es uns anzuhalten aber wir hatten nicht vor, etwas zu kaufen. Wovon auch. Außerdem waren unsere Klamotten alle noch gut. Natürlich wusste auch die Verkäuferin, dass Leute wie wir nicht das Geld hatten um ihre piek feinen Hosen zu kaufen und so ließen sie uns nicht aus den Augen. Sie befürchteten wir könnten etwas klauen oder kaputt machen. Keine ganz abwegige Vermutung, manchmal taten wir so was, wenn uns langweilig war. Aber heute nicht. Wir wollten einfach nur gucken.
„Meine Fresse", stöhnte Steve plötzlich, „wie lange brauchen die denn!" Ich zuckte die Schultern. So beschlossen wir – sehr zur Erleichterung der Verkäuferin – mal rüber in den Buchladen zu gehen und nachzusehen wo die beiden so lange steckten. Die kritischen Blicke der Verkäuferin verfolgten uns noch bis aus dem Laden und um die nächste Ecke. Es störte mich nicht, wir waren an solche Blicke gewöhnt.
Wir fanden Pony und Johnny, die gerade ein dickes Buch vor der Nase hatten und den Klappentext lasen. Allein der Anblick eines solchen Buches löste bei mir ja schon Magenschmerzen aus. Als ich noch zur Schule gegangen war, hatte man mich auch ständig gezwungen irgendwelche Bücher zu lesen. Ich hatte es gehasst. Wenn Pony nicht gewesen wäre, hatte ich nicht eines davon gelesen. Aber er war immer sofort angekommen, hatte mir das Buch förmlich aus den Händen gerissen und war ins Schlafzimmer oder sonst wohin verschwunden um es in Ruhe zu lesen. Später am Abend war er dann freudig angelaufen gekommen und hatte mir mit glänzenden Augen vorgeschwärmt, wie toll das Buch doch gewesen sei und dass ich es unbedingt sofort lesen müsste. Als ich mich dann immer noch weigerte, verlor er die Geduld und begann, mir das Buch vorzulesen. Und so schön es auch jedes Mal war, ihm dabei zuzuhören, es reizte mich dennoch nicht, selber mal ein Buch in die Hand zu nehmen. Ich wusste, dass ihn diese Tatsache traurig stimmte, aber er akzeptierte es.
„Hey ihr kleinen Scheißer, seid ihr bald mal fertig hier?", meinte Steve und nahm Johnny das Buch weg. Er musterte es kritisch und hielt es dann mir hier.
„Guck dir das an. So was lesen die, nicht zu fassen", meinte er. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich hatte den Titel noch nie gehört.
„Gib es wieder her, Steve!", forderte Pony und versuchte, nach dem Buch zu greifen. Aber Steve fand es lustiger, es immer wieder über seinen Kopf zu halten, so dass Pony nicht dran kam. Zur Not hätte Pony so hoch springen und es ihm abnehmen können. Aber er wollte kein Aufsehen erregen und ich war froh darüber. Eine Prügelei in einem Buchladen konnten wir jetzt nicht gebrauchen. Und Pony würde es Steve auch nie verzeihen wenn er seinetwegen hier Hausverbot erhielt. Also begnügte er sich damit, Steve ein paar schmutzige Worte an den Kopf zu werfen und sich wieder dann dem Regal zuzuwenden. Aber Steve fand es nicht so toll, dass er nun ignoriert wurde und begann Pony mit dem Buch in die Seiten zu pieken oder es ihm auf den Kopf zu hauen. Ich musste dazwischen gehen, sonst wäre es wohlmöglich doch noch zu einem Streit gekommen. Auch einer der Verkäufer sah schon zu uns herüber. Als ich Steve das Buch wegnahm und ihm sagte er solle sich benehmen, zog dieser eine Grimasse und lief gelangweilt an den Regalen entlang, ohne die Bücher ernsthaft anzusehen. Ich seufzte.
„Seid ihr dann endlich fertig? Steve und ich langweilen uns. Wir wollen was essen", sagte ich und gab Pony das Buch zurück. Aber er stellte es nicht ins Regal zurück sondern sah es sehnsüchtig an.
„Was, willst du es kaufen?"
„Schon… aber ich habe kein Geld. Ich will mir schon das hier – er hielt mir ein anderes Buch unter die Nase – kaufen. Aber der Junge von gestern, der aus meinem Biokurs, du erinnerst dich, der hat gesagt es soll sehr gut sein…" Ich verzog schmerzhaft das Gesicht. Wieder kam eine neue Welle Schuldgefühle in mir hoch. Also überlegte ich nicht lange, griff in meine Hosentasche und holte einen zehn Dollar Schein hervor.
„Na meinetwegen", murmelte ich und drückte Pony die zehn Dollar in die Hand. Er strahlte mich an und bedankte sich ausgiebig. Johnny zog ungläubig eine Augenbraue hoch und sah mich an. Aber er sagte nichts.
„Komm!", rief Pony und zog Johnny hinter sich her zur Kasse, wo er die beiden Bücher bezahlte. Während er weg war überlegte ich, ob Pony den Lederjackentypen wohl absichtlich erwähnt hatte, damit ich ihm das Buch bezahlte. Durchtriebenes kleines Ding, dachte ich, aber ich konnte es ihm nicht wirklich übel nehmen.
Als Pony dann mit einer kleinen Plastiktüte in der Hand zurückkam, klatschte Steve erleichtert in die Hände und meinte: „Na endlich! Das hat ja ewig gedauert! Können wir jetzt was essen?"
Wir stimmten alle zu und so machten wir uns alle auf den Weg ins hauseigene Fastfood Restaurant, wo wir uns Hamburger, Pommes und Cola bestellten. Kein wirklich nahrhaftes Essen, aber lecker.
Nach dem Essen schlenderten wir noch fast zwei Stunden lang im Einkaufszentrum umher, gingen durch die Geschäfte und trafen auch ein paar alte Freunde, mit denen wir uns eine ganze Weile unterhielten. Aber als einer von ihnen einen kleinen Klau-Wettkampf vorschlug, lehnten wir dankend ab und sahen zu, dass wir weiter kamen. Pony war kurz davor gewesen einzuwilligen, denn unter den Typen war auch Curly Shepard und Pony ließ kaum eine Gelegenheit aus, um sich mit dem Jungen zu messen. Aber Darry würde uns mächtig den Arsch versohlen wenn wir uns auf solchen Blödsinn einließen.
Also beendeten wir damit unsere Shoppingtour und machten auf dem Rückweg nur noch kurz am Supermarkt halt um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Aber da ich Pony ja die Hälfte meines Geldes für das Buch gegeben hatte, konnten wir nicht alles kaufen. So mussten wir zum Beispiel – sehr zu meinem Bedauern – auf eine neue Packung Fischstäbchen verzichten und auch für ein neues Stück Seife reichte es nicht mehr ganz, obwohl das bitter nötig gewesen wäre, denn unser altes Stück bestand eigentlich nur noch aus einem kleinen Häufchen etwa fingerdicken Resten. Es war wirklich schwer sich damit die Hände zu waschen, geschweige denn zu duschen. Aber wir würden es Darry sagen, dann konnte der das nächste Mal ein neues Stück mitbringen. So lange würde es schon noch reichen. Worauf wir natürlich nicht verzichteten war die Limonade, die Darry uns versprochen hatte.
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