Liderphin: Hehe, im spannendsten Moment aufhören mache ich seeeeehr gerne...

Alana: Freude, endlich! Dann schieb ich auch schnell ein Kapitel hinterher...


Furcht

Brennender Schmerz jagte durch seinen Körper, als er im vollen Galopp aus dem Sattel gestoßen wurde und stürzte. Der harte Aufschlag aus dem Boden presste ihm die Luft aus den Lungen und raubte für einen Moment seine Sinne... nur ein winziger Wimpernschlag der Finsternis, doch es war zu lang. Als er sich aufrichten wollte, spürte er die kalte Schneide eines Schwertes an seiner Kehle, erstarrte, ließ sich vorsichtig wieder zurücksinken auf den feuchten Boden und versuchte durch die Dunkelheit etwas zu erkennen.

„Wen haben wir denn da?", fragte eine heisere Stimme über ihm, von der er nicht mehr als einen schwarzen Schatten sehen konnte. Dem Gestank nach zu urteilen jedoch handelte es sich um einen Uruk-hai.

Legolas musste sich sehr beherrschen, um nicht über sich selbst zu fluchen. Wie... unvorsichtig... wie dumm konnte er sein, sich von einem Uruk-hai überwältigen zu lassen? Hatte er sie denn nicht gehört, nicht gespürt, dass er in Gefahr war? Aber ja, das hatte er. War geflohen – und ihnen, die dies erwarteten, direkt in die Arme geritten. Er hörte Sinye ängstlich wiehern, gar nicht weit entfernt, dann Hufgetrappel... seine kleine Stute verschwand zwischen den Bäumen im Dunkel des Waldes, in Richtung Eryn Lasgalen. Normalerweise wäre er jetzt erleichtert gewesen, denn es hätte die Wachen der Grenze alarmiert, wenn das Pferd ohne Reiter zurückgekommen wäre – doch konnte er nicht aufatmen.

Die Schatten der Nacht schienen sich ihm mit einem Mal zu nähern, erstickten das ohnehin schon schwache Licht von Mond und Sternen, erdrückten ihn beinahe. Im ersten Moment konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, warum ihm das Atmen plötzlich so schwer fiel, warum seine Kehle sich trocken anfühlte und sein Kopf so leer...

... bis der Uruk-hai über ihm das Schwert bewegte, ein feines Blutrinnsal seine Kehle hinablief und im Waldboden versickerte, bis dieses abscheuliche Wesen über ihm etwas in seiner Schwarzen Sprache knurrte zu den Orks, die es begleiteten... und er mit einem Mal wusste, was es war... was er heute zum ersten Mal in seinem Leben so stark fühlte, dass es jede Vernunft zu rauben schien...

„Erschieß ihn. Jetzt.", flüsterte Elrohir seinem jüngeren Bruder ins Ohr.

Elladan nickte kaum merklich und ließ sich noch zwei Sekunden Zeit, um sorgfältig zu zielen. Der Pfeil auf der silbernen Sehne seines Bogens zitterte nicht im mindesten.

Die Brüder kauerten hinter einem Gebüsch und hatten die Szene, die sich ihnen bot, einige Augenblicke lang beobachtet – im ersten Moment hatten sie Legolas nicht bemerkt in der Dunkelheit. Doch sie wussten, dass er hier irgendwo sein musste, denn ihnen war seine reiterlose Stute entgegengekommen. Ihr Blick folgte dem Schwert des Uruks, und mit einiger Mühe sahen sie durch die Schwärze einen hellen Schatten schimmern – Legolas.

Elladan wartete noch einen Sekundenbruchteil ab und ließ dann die Sehne des Bogens singen.

Vorsichtig wandte er den Kopf, als der Uruk nicht hinsah. Er meinte, leise Stimmen zu vernehmen, gar nicht einmal so weit von ihm entfernt... obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob er es sich nicht vielleicht nur einbildete, ein Hirngespinst geboren aus Furcht – denn Furcht war es, die ihn umfangen hielt wie niemals zuvor. Warum, konnte er sich nicht erklären, hatte er doch schon schlimmeres durchstanden... wenn auch niemals allein...

Immer noch sprach der Uruk, gab den leise quiekenden Orks Anweisungen.

Legolas merkte auf, als er das leise Knarren einer sich spannenden Bogensehne zu hören glaubte... leise Worte von Stimmen, die ihm bekannt vorkamen... immer begleitet von der Angst, dass sich all dies als Illusion erweisen könnte...

Dann sang ein Bogen.

In dem Moment, als der Uruk-hai zusammenbrach, spannte er sich, sprang auf, als das Schwert nicht mehr an seiner Kehle lag. Er schaffte es noch, den ersten ungezielten Angriffen der Orks auszuweichen, wich zurück, zog ein kleines Messer aus seinem Gürtel und setzte zur Verteidigung an. Weit kommen würde er damit nicht, hoffte aber, es auch nicht zu müssen – denn weitere Pfeile teilten die Dunkelheit und fanden ihr Ziel, kurz bevor die Zwillinge zu ihm stießen. Wortlos setzten sie sich gegen die Orks zur Wehr, die zwar in der Überzahl, allerdings keine wirklichen Gegner waren... dachten sie.

Legolas fühlte, wie die Furcht langsam aber sicher wich, er wieder in der Lage war frei zu atmen, wieder Herr seiner Sinne und Taten. Es bereitete ihm keinerlei Probleme mehr, zu sehen, zu hören, zu atmen...

Er fuhr zurück, als ein besonders großer Ork auf ihn zusprang, und schaffte es in letzter Sekunde, ihm die Kehle durchzuschneiden. Kaum lag das Wesen vor ihm auf dem Boden, spürte er es. Nur ein Gefühl, nicht mehr, doch er wusste, dass jemand hinter ihm war. Noch im Umdrehen begriffen stieß er einen Ruf aus, um die Zwillinge zu warnen, doch es war zu spät.

Mit einem erstickten Schrei sank Elrohir langsam in sich zusammen, Blut benetzte seine Kleider. Sein Bruder tötete den kleinen Ork hinter ihm mühelos, hastete dann zu ihm herüber und fing ihn auf, bevor er unsanft auf dem Boden aufschlagen konnte.

„Wir müssen hier weg..."

Legolas nickte und befand dann, dass sie einen Rückzug durchaus riskieren konnten. Er pfiff nach Sinye. „Ost-Lórien liegt am nächsten.", meinte er, während er und Elladan den Verletzten zwischen sich nahmen und sich in ein Gebüsch schlugen. Er hörte, dass einige der Orks ihnen offenbar folgten, und bedeutete Elladan mit einer Kopfbewegung, sich um diese zu kümmern, während er Elrohir vorsichtig half, in Sinyes Sattel zu kommen. In der Hoffnung, dass die kleine Stute auch das Gewicht von zwei Elben würde tragen können, schwang er sich anschließend hinter Elrohir auf ihren Rücken.

„Elladan!", rief er hastig.

Der unverletzte Zwilling stieß dem letzten Ork seinen Dolch ins Herz und rannte zu ihnen herüber, war im Nu auf seinem Pferd und führte das seines Bruders am Zügel mit sich.

Kurz darauf hatten sie die Orks abgehängt und waren wieder auf dem Weg nach Ost-Lórien, mit Absicht einen Umweg reitend, um der anderen Gruppe von Orks zu entgehen.

Zwei Tage später hatten sie die Grenzen passiert, nach fünf Tagen erreichten sie Caras Calen, die Grüne Stadt. Im Schlosshof kamen ihnen sofort einige Elben entgegen, von den Grenzwächtern verständigt, um sich um Elrohir zu kümmern. Sein Bruder hatte während der Reise nach seiner Wunde gesehen und diese notdürftig versorgt; dennoch war es ihm zusehend schlechter gegangen innerhalb dieser Tage der Reise.

Nun ging Legolas unruhig in der Silbernen Halle auf und ab, darauf wartend, dass einer der Heiler ihm Bericht erstattete. Währenddessen schweiften seine Gedanken ab, zurück in die Tage, als es noch Celeborn war, der hier wanderte, wenn Sorgen ihn bedrückten, zurück in die Tage, als dieser sich mit seinem Vater traf, um zu sagen, dass er Galadriel in den Westen folgen würde und ihn bat, Ost-Lórien an seiner statt zu regieren. Besonders genau war ihm die hitzige Diskussion im Gedächtnis geblieben, die dem Ausspruch dieser Bitte gefolgt war; sein Vater war vehement dagegen gewesen, Celeborn sah kaum eine andere Möglichkeit, tagelang hatten die beiden geredet und sich gestritten, diskutiert, diese und jene Variante erörtert... schlussendlich war genau das eingetreten, was Legolas bereits damals hatte kommen sehen: Sein Vater war kein sonderlich guter Diplomat, und am Ende gab er Celeborns Argument nach, dass Elladan und Elrohir nicht genug Soldaten hatten, um die Grenzen eines solch großen Reiches zu bewachen und zu verteidigen, geschweige denn die nötige Erfahrung. Bruchtal war klein, Lothlórien war klein – Ost-Lórien war ungeheuer groß im Gegensatz zu diesen beiden Reichen und ungleich schwerer zu verteidigen, trieben sich doch dort immer noch Unmengen an Orks herum, besonders in der Umgebung von Dol Guldur.

„Sie kommen.", riss Elladan, der etwas abseits an einem langen Tisch saß, ihn schließlich aus seinen Gedanken und Grübeleien. Er sah blass aus, besorgt, müde, eher seelisch als körperlich. Die letzten Jahre hatten auch ihn Kraft gekostet, wie beinahe alle diejenigen, die sich mit ihm entschlossen hatten, das verlassene Lothlórien wieder zu alter Blüte zurückzuführen. Dazu kam noch die Angst um seinen Bruder, dessen Zustand zwischenzeitlich mehr als ernst gewesen war...

Legolas bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick, den er zum Glück nicht bemerkte, und ging dann dem Heiler entgegen, der die Halle betrat und eine Verbeugung andeutete. Auf einen auffordernden Blick hin begann er zu sprechen.

„Herrn Elrohir geht es den Umständen entsprechend erstaunlich gut.", meinte er, halb zu Legolas, halb zu Elladan gewandt. „Er wird bald schon wieder vollkommen genesen sein."

Erleichtert blickte Elladan ihm hinterher, als er kurz darauf wieder zu dem Verletzten zurückkehrte. Auf Legolas' Gesicht jedoch konnte er neben Erleichterung auch noch etwas anderes ablesen.

„Was hast du jetzt vor?", fragte er, obwohl er die Antwort bereits erahnte.

„Ich werde weiterreisen nach Ithilien – ich muss herausfinden, woher die Orks von meinen Plänen wussten und vor allen Dingen, wer solches Interesse daran hat, mich tot zu sehen."

„Das ist nicht weiter schwer zu erraten."

Legolas bedachte seinen bissigen Kommentar mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Durchaus nicht.", stimmte er dennoch zu. „Aber niemals zuvor sind sie so präzise vorgegangen, jede Möglichkeit einzuplanen... da steckt mehr dahinter, und ich will herausfinden, was."

TBC...

Würde mich über Reviews freuen, dann geht's auch schnell weiter!