LadyAdamas: Freut mich, dass dir der Prolog gefällt... und ich hoffe, dass deine Fragen alle beantwortet werden...
Longing for peace
„Wenn ich dich fragte, ob du mit mir in den Westen gehen würdest – was würdest du sagen?"
„Ja."
Legolas wandte den Blick von den mondbeschienenen Pelennorfeldern ab und sah Gimli an, der neben ihm stand und sein Kinn auf das Geländer gelegt hatte. Der Zwerg erwiderte seinen Blick fest und absolute Entschlossenheit stand in seinen Augen. Legolas blickte wieder hinab auf die leeren Felder.
„Du weißt, worauf du dich einlassen würdest."Eine Feststellung, keine Frage.
„Nur noch Elben, für den Rest eines ewigen Lebens. Ja, das weiß ich. Aber es wäre auch ein Abenteuer, Legolas, und für Abenteuer bin ich immer zu haben.", antwortete Gimli dennoch. „Aber bevor wir das ausdiskutieren, mein Freund, lass mich erst einmal etwas anderes klären: Du willst in den Westen gehen?", fragte der Zwerg lauernd und sah zu seinem Freund auf.
Legolas nickte langsam, beinahe zögernd. Er versuchte die richtigen Worte zu finden für das, was er fühlte.
„Ja, Gimli, das will ich. Es gibt zu wenig, das mich hier hält, und zu viel, das mich wegzieht von hier, aus diesen Landen. Ich will Valinor sehen, mein kleiner Freund. Weiße Strände und dunkle Wälder, silberne Berge. Ich will an der Reling stehen und in der Ferne am Horizont die Hafenstadt Alqalonde glitzern sehen, mit weißen Türmen aus Kristall und Perlen und Silber. Ich will die Glückseligkeit der Unsterblichen Lande kennen lernen und den Frieden wiederfinden, der mein Herz vor viel zu langer Zeit verlassen hat mit dem Schrei der Möwen und dem ersten Anblick des Meeres... ich will gehen."
„Dann werde ich mitkommen. Wann willst du los?"
Überrascht schaute Legolas auf den Zwerg herunter. Dann überlegte er. „Das Schiff wartet bereits.", antwortete er schließlich. „Ich habe mich bereits vor Wochen von meiner Familie und meinen Freunden verabschiedet. Ich könnte schon heute gehen. Aber du..."
„Ich auch.", fiel Gimli ihm lächelnd ins Wort. Auf Legolas' fragenden Blick hin fügte er hinzu: „Ich habe dies kommen sehen, mein Freund. Halte mich nicht für blind, nur weil ich nicht so weitsichtig bin wie das Volk der Elben."
Der Elb erlaubte sich ein feines Lächeln. „Entschuldige, Gimli... hast du dir das auch wirklich überlegt?", hakte er dann noch einmal nach.
„Ja, wenn ich es dir doch sage!", antwortete Gimli laut. „Ja. Wenn du gehst, gehe ich auch, Legolas."
„Ihr wollt aufbrechen?", fragte eine immer noch leicht bebende Stimme hinter ihnen.
Die beiden fuhren herum, der Zwerg verneigte sich leicht. Legolas dagegen trat besorgt einen Schritt vor. „Arwen...", begann er leise, brach aber ab, als Elronds Tochter leicht den Kopf schüttelte.
„Es ist in Ordnung, Legolas.", meinte sie sanft in ihrer Muttersprache. „Geh nur. Ich werde dein Pferd satteln lassen. Tu, was du tun musst."
Legolas schien etwas erwidern zu wollen, brachte aber nur ein Nicken zustande. Arwen lächelte leicht und wandte sich wieder ab.
Obwohl Gimli so gut wie gar nichts von ihrem Gespräch verstanden hatte, spürte er einfach, um was es ging. „Können wir sie so einfach alleine lassen...?", murmelte er.
Legolas lächelte bitter und nickte. „Wir können, Gimli.", erwiderte er knapp.
Kopfschüttelnd sah der Zwerg zu ihm hoch. Unverständnis lag in seiner Stimme, als er sprach. „Sag mal...", begann er. „Aragorn ist erst einen Sonnenumlauf lang tot, und du willst Arwen hier einfach so zurücklassen? Ein guter Freund bist du mir..."
„Gimli, Gimli.", versuchte Legolas den aufgebrachten Zwerg zu beschwichtigen. „Es tut mir im Herzen weh, das jetzt sagen zu müssen: Es würde keinen Unterschied für sie machen. Niemand, auch nicht wir, können den Schmerz lindern, den sie empfindet. Wir würden es eher noch schlimmer machen, weil wir sie an Aragorn erinnern... es ist besser so, glaube mir."
Der Zwerg starrte ihn an. „Was wird aus ihr werden?", fragte er schließlich tonlos, die Antwort schon kennend.
Legolas wandte sich zu ihm um. „Sie wird sterben."
Blassgoldenes Licht beleuchtete Minas Tirith.
Legolas und Gimli standen im Hof und warteten auf Arwen. Die verwitwete Königin hatte sie gebeten, noch einen Moment zu warten.
Laure scharrte mit den Hufen. Während Legolas ihm beruhigend über die Nase strich, hörte er Arwen kommen. Ihre Schritte waren schwer, nicht mehr leicht und lautlos wie es für Elben üblich war.
„So ist nun die Zeit des Abschieds gekommen.", sagte sie leise und sah ihm in die Augen. „Aragorn wollte, dass du dies trägst.", fügte sie hinzu und griff nach Legolas' Hand. Verwundert spürte er, wie sie etwas Kühles hineinlegte.
„Das kann ich nicht annehmen.", wisperte er.
Bestimmt schloss sie seine Hand. „Es war Aragorns Wille.", sagte sie, wohl wissend, dass Legolas sich dann nicht mehr weigern konnte, dieses Geschenk anzunehmen. „Nimm ihn. Er wird über dich und Gimli wachen auf eurer Reise in den Westen... Lebt wohl."Mit diesen Worten ließ sie Legolas los, nickte Gimli zu und trat zurück.
Zwerg und Elb blickten sich kurz an. Sie wussten, Arwen würde nicht zulassen, dass sie noch länger blieben. Sie wollte, dass die beiden gingen. Dass sie taten, was sie tun mussten. Dass sie nicht hier verweilten, nur wegen ihr. Sie wusste, wie es enden würde – und dass niemand etwas daran ändern konnte. Auch nicht Legolas und Gimli. Sie wollte nur noch allein sein, in Erinnerungen schwelgen... aber nicht erinnert werden.
Legolas verstand sie. Sie wusste nicht, warum, konnte er doch nicht nachvollziehen, wie es ihr erging – aber er verstand. Auf irgendeine verquere Art und Weise verstand er sie dennoch.
Arwen zwang sich zu einem Lächeln, als die beiden besten Freunde Aragorns aus dem Hof hinausritten – um niemals mehr zurückzukehren. Bald würde auch sie gehen. Aber noch war es noch nicht an der Zeit für sie... für Legolas schon. Die Sehnsucht nach dem Meer zehrte an seinem Herzen. Es war das beste, das beste für sie alle. Jeder musste seinem Herzen folgen. Ihn würde es über das Meer führen. Gimi würde es bei Legolas halten. Sie, Arwen, würde es schließlich wieder zu Aragorn geleiten. Sie würden sich wiedersehen, eines Tages.
Als Legolas und Gimli am Horizont verschwunden waren, spürte sie dennoch eine Träne ihre Wange hinab rinnen. Aragorn war fort, für immer gegangen, und nun auch die letzte Erinnerung an ihn.
„Was hat sie dir gegeben?", fragte Gimli, als er mit Legolas am Hafen von Ithilien stand. Der Anduin glitzerte mittlerweile gleißend hell im Licht der Mittagssonne.
Wortlos zeigte Legolas ihm den grünen Stein.
„Oh. Elessar.", sagte der Zwerg gedehnt. Dann wanderte sein Blick wieder zu dem grauen Schiff, das auf den sanften Wellen schaukelte. Einige Diener beluden es gerade mit den letzten Vorräten. Jemand führte Laure unter Deck – der Hengst schien alles andere als begeistert. Am Kai standen einige Seeleute Mithlonds, die sich angeregt unterhielten.
„Sie sind soweit.", sagte Legolas schließlich leise. „Es beginnt, Gimli. Bist du bereit?"
„Wenn du es bist, mein Freund. Wenn du es bist."
„Das bin ich. Ich will diese Lande verlassen..."Er zögerte leicht. „Immer noch hängt mein Herz an diesen Wäldern, Gimli. Aber die Sehnsucht nach dem Meer ist stärker, jetzt, wo Aragorn gegangen ist..."
Wieder stockte er. Unsicherheit stieg in ihm auf. Tat er wirklich das Richtige...? Er hatte Gimli den Grund genannt, warum er Arwen hier zurücklassen konnte... aber war er selbst auch davon überzeugt? Hätte er ihr den Abschied nicht doch leichter machen können?
Beinahe sah er sie vor sich, ihren entschlossenen Blick – und das gebrochene Herz hinter den grauen Augen. Dennoch strahlte sie Kraft aus und eine Entschlossenheit, der er sich nicht zu widersetzen vermochte. Beinahe hörte er ihre von tiefer Trauer erfüllte Stimme, die zu ihm sprach... mach dir um mich keine Sorgen...
„... und ich will ihr folgen.", beendete er seinen Satz, so bestimmt er es vermochte.
In Gimlis Augen schimmerte dennoch ein leiser Zweifel. „Nun gut.", sagte der Zwerg jedoch. „Dann... dann lass uns nun gehen."
Die beiden sahen sich kurz an und betraten schließlich über eine lange hölzerne Planke das Schiff. „Merwürdiges Gefühl.", kommentierte Gimli, während sie an die Reling traten und beobachteten, wie die Taue gelöst wurden. „Schwer vorstellbar, diese Lande niemals wiederzusehen... du wirst mir Elbisch beibringen müssen, Legolas."
Der Angesprochene seufzte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund fühlte er sich plötzlich seltsam befreit, als das Schiff ablegte und langsam auf den Anduin hinaustrieb.
„Das werde ich wohl, Gimli. Dann fangen wir gleich mit dem ersten Wort an, dass sogar du kennen wirst: Namárië."
„O ja, das kenne ich wohl...", erwiderte Gimli und sah zurück zum Ufer.
„Namárië..."
TBC...
Hoffe auf Reviews, ich hab im Moment irgendwie keine Motivation weiterzuschreiben...
