Liderphin: Hach, was freue ich mich, wenn ich was von dir höre ;-) ... und wie gewünscht, hier kommt das nächste Kapitel - ein paar hab ich noch auf Vorrat...
Till death us do apart
„Na bitte, Gimli, es geht doch.", meinte Legolas lächelnd.
Der Zwerg neben ihm brummte unwillig. „Diese Aussprach ist schwierig..."Er lehnte sich an die Reling und sah hinab auf die tiefblauen Wellen, die das graue Schiff mühelos durchpflügte. „Sag mal, Legolas.", begann er dann.
„Ja?"Der Elb lehnte sich neben ihm an und ließ seinen Blick über die fast vollkommen glatte Wasserfläche vor sich schweifen.
„Wer ist dieser Elb eigentlich?"Er deutete mehr auffällig als unauffällig hinter sich.
Verwundert warf Legolas einen Blick in die angegebene Richtung. Dann runzelte er die Stirn. „Beriod? Er ist mein Leibwächter... hast du ihn noch nie bemerkt?"
„Ich hab ihn schon mal gesehen... aber auffallen tut mir das erst jetzt, wo er niemals mehr als ein paar Schritte von dir entfernt ist. Aber sag mal, warum das ganze?", fragte er und warf dem silberhaarigen, breit gebauten Elben noch einen Blick zu. Der schien dies nicht zu bemerken, starrte stur und absolut regungslos hinaus aufs Meer. Dennoch zweifelte Gimli nicht daran, dass er absolut aufmerksam war.
„Ich meine, wir sind hier auf hoher See – was soll hier passieren?", fügte er hinzu, als Legolas nicht sofort antwortete.
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Es ist seine Aufgabe und er erfüllt sie nun einmal gewissenhaft... aber Recht hast du trotzdem. Ich werde nachher mit ihm reden – wieso, ist es dir unangenehm?", erkundigte er sich dann lächelnd.
„Nun...", begann Gimli zögernd.
„Er hört uns nicht zu, keine Sorge."Legolas' Lächeln wurde noch etwas breiter.
„... ich finde ihn merkwürdig. Ich meine, er steht die ganze Zeit nur da, gleich wo du bist, zuckt nicht mit einer Wimper und spricht kein Wort... ist er immer so schweigsam?"
„Er redet nicht, wenn es nicht wirklich nötig ist – das ist alles."
„Das tust du auch nicht.", brummte der Zwerg, unzufrieden mit dieser Erklärung.
„Lass ihn, Gimli. Du wirst ihn wohl noch besser kennen lernen..."
„Was?", fragte er lauernd, als er das Zögern in Legolas' Stimme vernahm. „Die Sache hat einen Haken, nicht wahr?"
Legolas machte eine vage Bewegung mit dem Kopf. „Er ist nicht gut auf Zwerge zu sprechen.
„Warum überrascht mich das jetzt nicht."
„Ich meine es ernst, Gimli. Strapazier seine Nerven bitte nicht unnötig."
Gimli prustete abfällig. „Warum nicht? Hast du Angst, dass er aus seinem Dienst entlassen werden will?"
„Das kann er nicht.", erwiderte der Elb ernst. „Er ist mein Leibwächter seid meiner Geburt. Nicht einmal ich selbst kann ihn entlassen... er beschützt mich mit seinem Leben, bis in den Tod."
„Hm.", kommentierte der Zwerg. „Und wenn du eher stirbst als er?"Der Ausdruck auf Legolas' Gesicht gefiel ihm gar nicht. Fragend sah er ihn an.
„Das bedeutet auch seinen Tod. Nicht wie du denkst...", unterbrach er Gimli, der gerade lautstark auffahren wollte. „Er wird nicht bestraft werden. Aber die meisten Leibwächter wollen nicht mit der Schande leben, versagt zu haben.", erklärte er.
„Na, da hat er ja Glück, dass du auf dich selbst aufpassen kannst.", brummte der Zwerg und warf dem regungslosen Elben einen weiteren Blick zu. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger. Ich werfe mal einen Blick in die Kombüse."Mit diesen Worten verschwand er unter Deck.
Legolas sah ihm lächelnd nach. „Beriod?", wandte er sich dann an den Elben, der augenblicklich aus seiner Starre erwachte, einen Schritt auf ihn zu trat und den Blick senkte.
„Herr?"
Aufmerksam sah Legolas ihn an. „Hast du gehört, worüber Gimli und ich gesprochen haben?", fragte er dann.
„Herr, es steht mir nicht zu, Euren Gesprächen zu... lauschen.", erwiderte der Elb. Leise Empörung über diese Unterstellung lag in seiner Stimme.
„Du hast es gehört.", stellte Legolas amüsiert fest. Er sah, wie sein Gegenüber schluckte.
„Herr, es ist meine Aufgabe, für Eure Sicherheit zu sorgen, gleich wo wir sind."
„Mitten auf dem Meer? Ich bitte dich, Beriod."
Der Elb sah auf. Wie die meisten Nandor hatte er durchdringend grüne Augen. Es überraschte Legolas ehrlich, dass er dies tat – selten zuvor hatte er ihn direkt angesehen in den Tausenden von Jahren, die er bereits in seinen Diensten stand. So gut wie immer hatte er den Blick gesenkt gehalten, wenn Legolas zu ihm sprach.
„Vergebt mir, wenn ich offen spreche...", begann er und fuhr auf Legolas' Nicken hin fort: „Aber auch eine Seefahrt birgt Gefahren. Meutereien kann niemand ausschließen – wir sind noch einen Monat unterwegs. Und auch von Piraten spricht man in diesen verlassenen Gewässern. Ich..."
„Beriod.", unterbrach Legolas ihn. „Ich denke, diese beiden Gefahren kannst du auch bemerken, wenn du nicht Tag und Nacht an meiner Seite wachst. Diese Gefahren künden sich an. Tust du mir den Gefallen und gehst deine Aufgabe – wenigstens für die Dauer unserer Reise – ein wenig... nun, lockerer an?"
„Herr... Ihr könnt mich um jeden Gefallen ersuchen, aber nicht um diesen einen, ich bitte Euch. Es ist mir unmöglich, Euch diesen zu erfüllen.", entgegnete sein Leibwächter mit einem bittenden Unterton in der Stimme.
Legolas seufzte. „Ich will dich zu nichts zwingen. Aber ich bitte dich dennoch... übertreibe es nicht."Er lächelte ihn an und entließ ihn mit einer Handbewegung.
Beriod neigte den Kopf und entfernte sich wieder um einen Schritt, um dort an der Reling wieder reglos zu verharren.
„He!", rief Gimli.
Legolas wandte sich um und fing im letzen Moment den Apfel auf, den der Zwerg ihm zuwarf. „Danke.", meinte er und biss hinein.
„Hast du mit ihm geredet?"
„Ja – und ich sage nur eins: Er kann genauso stur sein wie du.", bemerkte der Elb.
„Für wen das jetzt wohl die größere Beleidigung ist?"Gimli stieß ein dröhnendes Lachen aus. „Wie auch immer."Er wurde wieder ernst. „Noch einen Monat, nicht wahr? Weißt du, ob Gandalf und die Hobbits von unserer Reise in Kenntnis gesetzt wurden?"
„Nein, aber ich denke schon, dass sie uns erwarten werden. Gandalf weiß alles.", antwortete Legolas. Er seufzte. „Hoffentlich auch, warum wir erst jetzt kommen... mir ist unwohl bei dem Gedanken daran, ihnen von Aragorns Tod berichten zu müssen."Ein Hauch von Trauer huschte über sein Gesicht.
„Ganz meine Meinung. Solch eine Nachricht zu überbringen ist das Schlimmste, was einem passieren kann.", stimmte Gimli zu.
Der junge Elb, der hoch oben den Ausguck besetzte, stieß einen Ruf aus.
„Was sagte er?"
„Ein Schiff ist in Sicht.", übersetzte Legolas für Gimli, schirmte die Augen mit einer Hand ab und blickte in Richtung Süden. „Ja, ich sehe es. Es nähert sich schnell..."
Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Beriod einen halben Schritt näher an ihn herantrat. Einige der Seeleute sammelten sich an Deck. Nicht alle sahen ruhig aus. Unbehagen spiegelte sich auf vielen Gesichtern. Gemurmel ertönte unter ihnen.
„Zwei Schiffe wurden hier schon überfallen..."
„... Piraten..."
TBC...
Liest noch jemand außer Liderphin?
