Vieeeelen lieben Dank für eure Reviews, ich hoffe, ihr macht fleißig weiter so... hihi.
Cirya
Verwundert wandte Legolas sich um, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Selten hatte Beriod erhobenen Hauptes zu ihm gesprochen, noch seltener hatte er ihn berührt.
"Herr, bitte geht unter Deck."
Legolas war so überrascht, dass er beinahe dem sanften Druck nachgegeben hätte, mit dem Beriod ihn in Richtung Luke schieben wollte. Gerade noch rechtzeitig besann er sich darauf, dass der Elb damit eindeutig seine Grenzen überschritt. Normalerweise hätte ihm dies nichts ausgemacht - nicht einmal, wenn Beriod ihn angeschrieen hätte - aber in diesem Moment tat es das. Unter Legolas' scharfem Blick ließ sein Leibwächter ihn augenblicklich los und senkte die Augen. Zusammen mit den Seeleuten, die sich an Deck versammelt hatten, beobachtete er das näherkommende Schiff. Es war schneeweiß, somit nicht anders als die anderen Elbenschiffe, die Legolas kannte. Am Bug stand in schön geschwungenen Buchstaben der Name ‚Cirya'. Elben sahen zu ihnen herüber, wirkten freundlich und alles andere als bedrohlich. Zu diesem Schluss schien auch Hísië zu kommen, der Kapitän ihres Schiffes. Er begrüßte den Kapitän des anderen Schiffes. Nachdem einige Worte gewechselt worden waren, kam dieser, ein großer und schwarzhaariger Elb, an Bord. "Wohin des Weges? Nach Alqalonde, nehme ich an?", fragte er lächelnd.
"Schiff in Sicht!", rief der Mann im Ausguck und deutete in die entsprechende Richtung.
"Sanye?"
"Beidrehen.", beantwortete der Kapitän der Cirya die Frage. "Woher kommt es?", rief er dann.
"Scheint aus Mittelerde zu kommen. Allerdings ist es grau und nicht weiß... aber ansonsten... ich denke schon.", kam die wenig hilfreiche Erwiderung.
"Das hilft mir jetzt weiter, danke auch.", meinte Sanye bissig und sah sich kurz an Deck um. Das Schiff war sauber, seine Leute sahen vertrauenserweckend aus - alles in allem boten sie keinen bedrohlichen Anblick. Genauso sollte es sein.
"Wir suchen ein Handelsschiff, das vor kurzem in dieser Gegend verschwunden ist.", entgegnete Sanye augenblicklich. "Ihr seid diesem nicht zufällig begegnet? Das dachte ich mir..." Er seufzte. "Gefährlich sind diese Gewässer. Piraten sollen hier ihr Unwesen treiben." Er trat unauffällig ein paar Schritte vor. Augenblicklich bewegte sich auch der Nando, trat näher an den Sinda heran.
Hísië nickte. "Wir haben davon gehört." "Wer hat das nicht? Trotzdem geht ihnen immer wieder leichtsinnige Beute ins Netz...." Er wanderte mit einem bedauernden Kopfschütteln weiter. "Wahrscheinlich auch das Schiff, das wir suchen..."
Bei Eru, warum war dieser Elb so misstrauisch? Sanye beobachtete ihn so unauffällig wie möglich. Mit Sicherheit war er schnell und gewandt... doch er war sich fast sicher, dass er schneller sein konnte.
Auch Hísië schien das merkwürdige Verhalten Beriods zu bemerken und runzelte die Stirn. "Ich bitte Euch - wozu der Argwohn?", fragte er den Nando, der ihn wiederum nur anfunkelte und nichts erwiderte.
Sanye lachte leise. "Ach, lasst ihn doch.", meinte er gutmütig und machte eine kurze Pause. Er liebt Pausen, er liebte es sowieso möglichst dramatisch. "Er hat ja Recht."
"Er hat ja Recht."
Mit diesen Worten sprang der Kapitän der Cirya vor und zog gleichzeitig ein feines weißes Messer aus seinem Gürtel. Bevor Legolas - komplett überrascht - reagieren konnte, stand Sanye hinter ihm, einen Arm fest um seinen Hals gelegt. Er fühlte kühles Metall über die dünne Haut seiner Kehle ritzen. Auf Beriods Gesicht stand ein undeutbarer Ausdruck, irgend etwas zwischen ‚Ich habe es gewusst!', Was nun?' und Wehe dir...'. Doch der Leibwächter rührte sich um keinen Schritt von der Stelle, er wandte nicht einmal den Kopf, als auf der Cirya geräuschvoll Schwerter und Messer gezogen wurden. Unverwandt sah er Sanye an, der Legolas in seiner Gewalt hatte.
Sanye grinste ihn an. Na, was jetzt? Was tust du nun?', wollte er fragen, unterließ es aber. Keine Zeit für Spielchen. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er seinen Leuten, dass sie auf der Cirya bleiben sollten. "Ihr werdet uns ein Stück weit begleiten, edler Herr.", meinte er betont freundlich zu Legolas, der sich nicht dazu herabließ, etwas zu erwidern.
Gimli stand nur wenige Schritte von ihm entfernt, immer noch fassungslos über das Geschehene. Er beobachtete Legolas, der vollkommen ruhig zu bleiben schien angesichts des Messers an seiner Kehle und dem feinen Blutrinnsal, das bereits seinen Hals hinablief. Einen Moment lang fragte er sich, ob der Elb vielleicht unter Schock stand - dann sah er das kalte Glitzern in seinen Augen, bemerkte, wie er jeden einzelnen Muskel spannte. Und er registrierte den kurzen Blick, den sein Freund ihm zuwarf. Gimli verstand. "Das war so was von klar!", begann er lautstark zu wettern. "Dass du auch immer in Schwierigkeiten geraten musst! Ich war auf eine ruhige Reise gefasst, aber nein, der Herr Elb zieht Probleme ja magisch an. Ich hätte es wissen müssen! Nichts als Ärger mit den verdammten Elben..." Die dröhnende Stimme, die neben ihm Verwünschungen über Elben in ziemlich schlechtem Sindarin ausstieß, ließ Sanye kaum eine andere Wahl, als den Kopf zu dem Zwerg zu wenden. Es war nur ein winziger Blick, mit dem er dieses polternde Etwas bedenken wollte - doch er war zu lang. Schneller, als er es jemals für möglich gehalten hätte - bevor er auch nur wusste, wie ihm geschah - hatte Legolas sich aus seinem Griff gewunden, ihm einen Schlag vor die Brust versetzt, der ihn taumeln ließ, und ihn entwaffnet. Sanye zog das zweite Messer, das er mit sich führte, ein genauer Zwilling des ersten. Darauf wiederum war Legolas nicht vorbereitet.
"Ich habe etwa doppelt so viele Männer wie Ihr, schätze ich.", meinte Sanye leise.
"Ich bin etwa doppelt so schnell wie Ihr, schätze ich.", hielt Legolas ebenso gedämpft dagegen.
Verwundert sah Gimli, was er mit seiner Schimpftirade im Endeffekt bewirkt hatte. Still und regungslos standen Sanye und Legolas sich gegenüber, die Messer jeweils an der Halsschlagader des anderen. Sie starrten sich an, ohne zu blinzeln. Jeder versuchte zu ahnen, was der andere dachte und vorhatte. Ein leises Poltern auf dem Deck ließ alle außer den beiden und Beriod aufsehen.
Bevor jemand reagieren konnte, gab es einen lauten Knall - und dicker, dunkler Rauch hüllte das graue Schiff ein. Legolas sah nichts mehr, versuchte sich auf sein Gehör zu konzentrieren - was schwer war angesichts des panischen Lärms um ihn herum. Gleichzeitig realisierte er, dass dies geplant gewesen war. Eine gezielte Ablenkung. Er wich zur Seite aus, als Sanye sich plötzlich auf ihn stürzte. Der Rauch war zu dick, als dass er hätte sehen können, wie der Elb mit dem Griff seines Messers ausholte. Der Schlag an die Schläfe traf ihn völlig unvorbereitet, ihm wurde schwarz vor Augen. Wieder legte sich der Arm um seinen Hals, drückte unbarmherzig zu.
"So einen Fang lasse ich mir doch nicht entgehen!", zischte Sanye an seinem Ohr und versuchte ihn mitzuschleifen. Er hatte nicht mit Legolas' Hartnäckigkeit gerechnet. Dieser hielt nämlich immer noch das Messer in der Hand und stach nun so gezielt wie eben möglich hinter sich - er traf auf einen weichen Widerstand, dann bohrte sich die schlanke Klinge in Fleisch. Sanye keuchte auf. "Wie Ihr wollt - ich kann auch anders.", schnappte er und versetzte dem Elben vor ihm einen gezielten Schlag in den Nacken - Legolas brach zusammen. Er fing ihn auf, bevor er hart auf dem Deck aufschlagen konnte, und versuchte sich in dem dicken Rauch zu orientieren... vor allen Dingen herauszufinden, wo dieser Nando war. Dann stieß er einen Pfiff aus, das Zeichen für seine Leute. Es gab noch einen Knall, noch lauter als zuvor. Das graue Schiff erbebte heftig, kaum jemand konnte sich auf den Beinen halten, als die Explosion ihre volle Kraft entfaltete. Zu dem dicken Rauch kam noch die schier unerträgliche Hitze von Feuer hinzu. Es regnete feine Holzsplitter. Feine, extrem spitze Holzsplitter. Sie ritzten Gimlis Gesicht auf, seine Arme und Hände. Er spürte, wie seine Füße nass wurden, er das Gleichgewicht verlor... dann traf ihn etwas hartes am Kopf, und Dunkelheit umfing ihn.
TBC...
