Liderphin: Gerne doch ;-)
Lady Adamas: Ich lieeeebe Cliffhanger.. und wenn du die geänderte Inhaltsangabe bemerkt hast: Ich hab meine Meinung geändert, ein kleines bisschen bittersüße Romantik kommt doch vor ;-)
Alana: ... und weiter geht's!
Pirates
Nicht halb so zufrieden, wie er es sich gewünscht hatte, beobachtete Sanye die immer kleiner werdenden, rauchenden Trümmer des grauen Schiffes am Horizont.
„Schickt einen Vogel nach Alqalonde, sie können die Überrest aufsammeln.", meinte er zu Tinwe, seinem Diener. Der Junge war vielleicht fünfzehn Jahre alt. Der kleine Elb nickte artig und machte sich auf den Weg, die Nachricht zu schreiben. Sanye stellte sich die Gesichter der zuständigen Elben in Alqalonde vor, wenn sie erfuhren, dass die Cirya schon wieder zugeschlagen hatte.
„Ihr müsst Euch schon schlauer anstellen, wenn Ihr uns fassen wollt...", flüsterte er selbstzufrieden vor sich hin. „Piraten, meine Herren. Piraten. Wir halten uns nicht an Eure Regeln..."Warum wollte sich das Gefühl der Genugtuung heute nicht einstellen? Sie hatten mit Sicherheit einen guten Fang gemacht, der Sinda würde ihnen eine Menge Lösegeld bringen – und darum allein ging es.
Als von dem grauen Schiff nichts weiter als eine hohe Rauchsäule mehr zu sehen war, wandte er sich ab und stellte fest, dass Faire, die einzige Frau an Bord, gerade wieder an Deck kam.
„Wie geht es unserem Gast?", rief Sanye zu ihr hinüber und bahnte sich seinen Weg zu ihr.
Die Halbelbe strich sich einige wirre Haarsträhnen aus der Stirn und sah den Kapitän stirnrunzelnd an. „Du hast ihm einen ziemlichen Schlag versetzt. Sobald wird er nicht mehr aufwachen – und wenn, wird er noch lange Zeit Kopfschmerzen haben. Musste das wirklich sein?"
„Der edle Herr war ziemlich hartnäckig.", verteidigte Sanye sich zynisch und zog sein Hemd ein Stück hoch, so dass Faire die üble Fleischwunde an seiner Seite sehen konnte. „Anders konnte ich ihn nicht überwältigen. Hätte nicht gedacht, dass ein Krieger in diesen eleganten Kleidern steckt."
„Du hast auch noch eine Menge zu lernen. Das war ersichtlich.", meinte Faire. „Ich habe von hier aus gesehen, wie er dich entwaffnet hat. Das hätte dich schon stutzig machen können, meinst du nicht?"Ein Brummen war die einzige Antwort, die sie bekam. „Wie dem auch sei: Diese Wunde muss behandelt werden. Komm mit."
„He, ich habe hier das Kommando, meine Liebe!"
Faire hielt mitten in der Bewegung inne und funkelte ihn an. „Nicht mehr lange, wenn ich mich nicht um diese Verletzung kümmere. Du kommst mit, auf der Stelle!", zischte sie in einem Ton, bei dem Sanye das Gefühl hatte es wäre besser, ihr nicht zu widersprechen. Ergeben folgte er ihr und blickte seine Männer wütend an, die ein Grinsen nicht unterdrücken konnten.
Zum Glück war das Wasser warm. Ansonsten wären sie wahrscheinlich bereits alle jämmerlich erfroren, dachte Gimli sich und klammerte sich an die Planke mit dem Gefühl, jeden Moment abzurutschen und auf Nimmerwiedersehen in den Tiefen des Meeres zu verschwinden – wie in den letzten drei Tagen auch. Langsam begann er zu glauben, dass er hier draußen irgendwo im nirgendwo sterben würde. Die anfängliche Hoffnung, dass ein Schiff sie auflesen würde, war Resignation gewichen.
Die Elben um ihn herum, in auch keiner besseren Lage als er selbst, sprachen leise miteinander. Gimli verstand nur wenig, von wegen Strömung, Winde und ähnliches. Niemand machte sich die Mühe, mit ihm zu reden – was er sogar verstehen konnte. Er war nicht sonderlich gut gelaunt – verständlicherweise – und wusste selbst, dass er dann unausstehlich war.
Ansonsten war Beriod der einzige, der beharrlich gemieden wurde. Legolas' Leibwächter schien komplett verstummt zu sein. Er starrte nur vor sich hin, und Gimli meinte leise Verzweiflung in seinen Augen zu sehen. Er hatte versagt. Dreitausend Jahre lang hatte er seinen Herrn vor jeglicher Gefahr beschützt – und nun, auf dieser letzten Reise in den ewigen Frieden Valinors, versagte er. Legolas war fort.
Anfänglich hatten sie noch nach ihm gesucht, es jedoch bald aufgegeben. Entweder hatten die Piraten ihn verschleppt – oder er lag, zusammen mit dem Schiff, auf dem dunklen Meeresgrund... wie beinahe die Hälfte der Besatzung. Keine Variante gefiel Gimli, denn – soviel hatte er aus den Gesprächen der Piraten heraus gehört – selten bis niemals kamen Gefangene der Piraten wieder lebend zurück. Und angeblich war Ertrinken dem langsamen Tod durch einen Piraten vorzuziehen.
Gimli erlaubte sich ein leises Seufzen. Dass es so enden musste... er war für jedes Abenteuer zu haben, hatte er Legolas vor ihrer Abreise erzählt. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, in Mittelerde zu bleiben. Für sie beide... obwohl er wusste, dass es Legolas zerrissen hätte, seiner Sehnsucht nicht nachgeben zu können. Vielleicht war es doch besser so.... immerhin, sie hatten schon schlimmeres durchgestanden. Sie hatten den Ringkrieg durchgestanden. Der Gedanke machte ihm nicht viel Mut, aber es half ein wenig.
„Ein Schiff!"
Hatte er schon Halluzinationen? Nein, eindeutig hatte einer der Elben das Wort ‚Schiff' ausgesprochen. Hastig sah er auf und blickte sich um. Sogar er konnte es erkennen. Angesichts des aufgefrischten Windes dauerte es nicht lange, bis es so nahe war, dass er sogar die Besatzung sehen konnte. Und den Namen, der in goldenen Buchstaben am Bug stand: ‚Elerína'
Gimli schluckte. Elerína. Die Seeleute hatten sich während ihrer Überfahrt von diesem Schiff erzählt, mit Furcht in ihren Augen.
Piraten.
Ein leichtes Schunkeln. Es war einschläfernd. Angenehm warme, frische Luft, die nach Meer und Salz roch. Er erwachte.
Er zuckte zusammen, als stechender Schmerz in seinem Kopf zu toben begann. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm, und er kniff die Augen zusammen. Selbst das dämmrige Licht des Raumes stach ihm in den Augäpfeln. Schließlich, als die Schmerzen wieder erträglicher wurden, versuchte er es noch einmal.
Eine Weile starrte er einfach nur an die hölzerne Decke über ihm und versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war.
„Ah, der hohe Herr ist erwacht."
Legolas zuckte erneut zusammen. Die Stimme dröhnte in seinen Ohren. Und ihm fielen die vergangenen Ereignisse unangenehm wieder ins Gedächtnis.
„Verzeihung.", meinte Sanye belustigt, doch mit scheinbar ehrlicher Besorgnis in der nun gedämpften Stimme. „Ich hatte nicht vor, so fest zu zu schlagen... aber Ihr habt mir keine Wahl gelassen, muss ich dazu sagen."
„Wer hat wem keine Wahl gelassen?", fragte Legolas bissig und richtete sich vorsichtig auf. „Immerhin habt Ihr versucht..."Er brach ab, als eine erneute Welle des Schmerzes durch ihn fuhr.
„... Euch zu entführen, wie Recht Ihr habt. Und wenn Ihr Euch umseht werdet Ihr feststellen, dass es uns trotz Eurer massiven Gegenwehr doch gelungen ist.", erzählte Sanye zufrieden und trat einige Schritte vor, so dass Legolas ihn ansehen konnte, ohne den Kopf viel zu bewegen.
Er lehnte sich, nachdem er sich komplett aufgerichtet hatte, vorsichtig mit dem Rücken an die Wand, an der sein Bett stand, und schloss einen Augenblick lang erneut die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er direkt in Sanyes grinsendes Gesicht, was seine Laune nicht gerade besserte.
„Unsere Heilerin meinte, die Kopfschmerzen müssten innerhalb der nächsten Tage verschwinden. Und falls es Euch beruhigt: Ich werde auch noch ein Weilchen mit der Wunde zu tun haben, die Ihr mir zugefügt habt." Legolas starrte ihn einfach nur an. Sanye seufzte. „Natürlich beruhigt Euch das überhaupt nicht. Warum sollte es auch."
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Aber dies sollte Euch beruhigen: Sobald wir das Lösegeld für Euch bekommen haben, seid Ihr wieder ein freier Mann."Er hatte sich leicht vorgebeugt und schlug einen freundschaftlichen Tonfall an.
Legolas lehnte sich ebenfalls vor und fragte in dem gleichen Ton: „Wer sollte Lösegeld für mich zahlen?"
Einen Moment lang schien er Sanye mit dieser Frage ehrlich zu verdutzen. Dann fasste sich der schwarzhaarige Elb wieder. „Nun, der Herr – ich nehme doch an... was heißt hier, ich nehme an... ich bin mir sicher, dass Ihr von edler Herkunft seid... will meinen, nicht gerade aus ärmlichen Verhältnissen stammt.", sagte er dann. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eben solche Familien viel Geld zu bezahlen bereit sind, wenn es um das Leben ihrer Mitglieder geht. Bis jetzt musste ich zumindest noch niemanden umbringen."
Legolas erlaubte sich ein schiefes Grinsen, dass den Kapitän der Cirya ehrlich zu verunsichern schien. „Nun, der Herr.", begann er, ihn imitierend. „Dann nehmt Ihr falsch an. Ich stamme zwar nicht aus ärmlichen Verhältnissen, aber Ihr werdet Euch schwer tun jemanden zu finden, der Lösegeld zu bezahlen bereit ist – denn zum einen befindet meine Familie sich in Mittelerde, zum anderen ist mein Vater in Valinor fast so verhasst wie ein Zwerg.", erzählte er.
Das Grinsen wich langsam von Sanyes Gesicht. Abrupt stand er auf. „Wir werden sehen.", meinte er und wandte sich zum Gehen. „Übrigens... diese Tür ist nicht verschlossen. Ihr könnt Euch frei auf dem Schiff bewegen, solange wir nicht in die Nähe von Land oder einem anderen Schiff kommen."
„Zu gütig.", kommentierte Legolas.
Sanye rollte genervt mit den Augen und verließ den Raum. Langsam aber sicher hatte er das Gefühl, einen schweren Fehler begangen zu haben.
TBC...
Reviews? Ich bin auch gaaaanz brav und poste weiter...
