Alana: Ui, das will ich natürlich net... hier kommt das neue Kapitel... ;))

das Einhorn: Hehe... danke ;-)

Sirina: Mein Name bedeutet 'Juwel des Mondes' (wenn's dich interessiert, schau mal bei meiner Story 'Zwielicht' rein, da stammt der Charakter her...) Fühl dich geknuddelt für dein liebes Review!


Turning point

Das selbst für einen Elben kaum wahrnehmbare Geräusch der Luft, die von Mithril durchschnitten wurde, war Legolas vertraut geworden in den langen Jahren seines Lebens. Seine Reflexe waren geübt und war auf den Angriff vorbereitet – was Sanye nicht ahnte.

Scheinbar mühelos blockte er den Angriff ab, und schneller als Sanye gucken konnte, hatte er ihm das Messer abgenommen. Der Elb schluckte und riss überrascht die Augen auf, als er das kühle Metall plötzlich in seinem Nacken spürte.

„Kann es sein, dass ihr ein wenig schwer von Begriff seid? Oder einfach nur überheblich?", fragte Legolas leise und mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme.

„Beides.", meinte Faire.

„He, könntet Ihr vielleicht mal die Güte haben, mir zu helfen?", beschwerte Sanye sich und warf autoritäre Blicke um sich, die niemanden wirklich zu beeindrucken schienen. Seine Leute standen ruhig da und beobachteten die Szene, die sich ihnen bot.

„Du prahlst doch immer damit, was für ein großes Talent du für Verhandlungen hast... ich schätze, jetzt wird es Zeit, dies einzusetzen..."

„Ihr verdammten....", begann der Pirat. Dann stieß er geräuschvoll Luft aus und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Hätte der werte Herr vielleicht die Güte, mich loszulassen?", fragte er dann zähneknirschend.

„Nennt mir einen guten Grund, warum ich das tun sollte."

„Weil Ihr dann vielleicht doch am Leben bleiben werdet...?"

„Dann vielleicht doch?", hakte Legolas leicht entnervt nach.

Sanye grummelte leise. „In Ordnung, schon gut, niemand wird mehr versuchen Euch umzulegen. Aber denkt ja nicht, dass ich extra einen Hafen anlaufe, um Euch abzusetzen!", fügte er herrisch hinzu.

„Würde es Eurem zweifelhaften Ansehen als Kapitän dieses Schiffes sehr schaden, wenn ich Euch dazu überreden würde? Ihr müsst wissen, ich habe auch ein gewisses ‚Talent' für Verhandlungen..."

„Kann es sein oder amüsiert Ihr Euch gerade prächtig darüber, dass Ihr mich an den Haken bekommen habt?", brummte Sanye, der Legolas' Gesicht nicht sehen konnte.

„Die Möglichkeit besteht.", entgegnete dieser und ließ ihn los. Dann untersuchte er kurz das Messer, das er in der Hand hielt. „Wem habt Ihr das denn gestohlen? Kommt mir bekannt vor."

„Was weiß ich, ist schon ein Weilchen her…", grummelte Sanye und rieb sich die Stelle im Nacken, wo Legolas die Schneide des Messers unangenehm fest eingedrückt hatte.

„Celeborn." Legolas fiel wieder ein, woher er die feinen Gravierungen auf der Schneide kannte.

„Großartig. Jetzt sind wir schlauer… Was steht ihr hier so rum? Wollt ihr nun zurück zur Handelsroute oder nicht?" Der missmutige Kapitän der Cirya sah sich um, blickte in grinsende Gesichter. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Legolas das Messer in seinen Gürtel steckte und sich gemächlich zurück zur Reling bewegte, um dort wieder genauso regungslos zu verharren wie zuvor. Er war noch in Hörweite, doch dass schien seine Leute nicht weiter zu stören.

„Sanye… du weißt schon, dass du gerade von deinem eigenen Gefangenen überwältigt wurdest.", bemerkte Faire schließlich. „Ehrlich gesagt: Peinlicher Auftritt."

Legolas konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen, als er ihre Worte hörte. Er hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, dass diese Piraten nicht so gefährlich waren, wie sie taten – jedenfalls nicht für jemanden wie ihn, der sich zu wehren wusste, trotz seiner edlen, ruhigen Erscheinung. Er strich über die vom Salzwasser langsam steif werdenden Ärmel seiner Robe und tastete sich langsam bis zum Kragen des Gewandes vor. Eine Erinnerung stieg in ihm hoch. Leise Panik überkam ihn, als er nichts weiter als seine eigene Haut ertasten konnte.

Wie hatte er das nur vergessen können…?

Dann lenkte ihn ein lautes, hektisches Klopfen ab. Kurz darauf ertönte etwas, dass wie ein unwilliges Wiehern klang. Legolas fuhr herum.

„Laure…?"

„So ein Pferd. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass wir so ein Tier einfach ersaufen lassen würden, oder?", schnappte Sanye. „Tut mir wenigstens den Gefallen – geht runter und bringt ihn zur Ruhe, dieser Lärm ist ja unerträglich…"

Legolas sah ihn schief an und überlegte, ob er sich vielleicht über den respektlosen Ton des Elben beschweren sollte, verzichtete aber schließlich darauf. Er sollte die Geduld Sanyes nicht unnötig strapazieren – wer weiß, vielleicht schätzte er den Elben falsch ein und würde eines morgens nicht mehr aufwachen… und das wollte er auf alle Fälle vermeiden.

Er seufzte tief, während er die engen Treppen hinab bis auf das unterste Deck stieg. So lächerlich die Situation eben noch gewesen war – er durfte nicht vergessen… konnte gar nicht vergessen, dass er noch immer ein Gefangener war… Gefangener und Geisel. Wenn er diese Chance verspielte, würde er niemals nach Valinor gelangen, in diese Lande, nach denen sich sein Herz so sehr sehnte. Das war sein einziges Ziel – die Unsterblichen Lande. Zusammen mit Gimli.

Er murmelte beruhigende Worte, während er sich den Weg zu der Box suchte, die Laure gerade zu Feuerholz verarbeitete. Das Pferd stellte die Ohren auf, hielt inne und wandte ihm schließlich den Kopf zu. „Ich bin es, Laure. Komm, ganz ruhig… alles in Ordnung…", flüsterte ihm in die Ohren.

‚Natürlich ist nichts in Ordnung.', dachte er sich dann und ließ sich, plötzlich merkwürdig erschöpft, gegen den Holzverschlag und in das weiche Stroh sinken. ‚Nichts ist in Ordnung. Ich sollte gar nicht hier sein. Nicht auf diesem Schiff.' Er seufzte und schloss kurz die Augen.

Gegen seinen Willen musste er lächeln, als Laure ihm mit seiner weichen Nase über das Gesicht fuhr, als wollte er ihn trösten. Das Pferd schnaubte leise und ging schließlich in die Knie, legte sich in die Box, genauso erschöpft wie sein Herr. Legolas bemerkte blutende Kratzer an seinen Beinen und kraulte ihn vorsichtig hinter den Ohren.

„Wir kommen hier schon wieder heraus, mein Guter. Wir schaffen das.", versuchte er Laure und sich selbst Mut zu machen. Vergeblicher Mut, wurde ihm bewusst. Die Situation war aussichtslos, das musste er sich eingestehen. So schnell würde er dieses Schiff nicht mehr verlassen. Er war erst einen Tag lang hier, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit – und jeder weitere Tag wurde eine Ewigkeit, je länger er den Unsterblichen Landen fern blieb. Sehnsucht zehrte wieder an seinem Herzen. Die altbekannte Trauer kehrte zurück. Über Aragorns Tod. Über den Verlust von Mittelerde, Ithilien, das er so sehr geliebt hatte. Leere machte sich in ihm breit. Sein Herz schmerzte.

So in sich zusammengesunken fand Faire ihn am Abend. Sie räusperte sich vorsichtig um auf sich aufmerksam zu machen, denn Legolas schien schon halbwegs in den traumähnlichen Zustand hinübergeglitten zu sein, den die Elben Schlaf nannten. Seine Augen waren trüb und leer, er starrte an die gegenüberliegende Wand. Laure lag ihm Stroh und sah Faire neugierig an. Er schnaubte leise.

Legolas schreckte hoch und schien augenblicklich seine würdevolle Erscheinung zurückgewinnen zu wollen, als er Faire bemerkte. Doch nach Augenblicken gab er es auf und ließ sich zurücksinken. Er fühlte sich schwach, nicht in der Lage den Schein zu wahren. Warum auch?

„Herr, wir essen jetzt zu Abend… falls ihr Hunger habt…", sagte sie leise.

Als Legolas schwach nickte, entfernte sie sich wieder. Besorgt stieg sie zurück an Deck, wo Sanye hoch aufgerichtet am Steuerrad stand und grimmig dreinschaute. „Was?", fragte er, als er Faire bemerkte, die in einiger Entfernung stand und ihn anstarrte.

„Ich mache mir Sorgen um den Herrn.", erwiderte sie nüchtern.

Sanye schnaubte abfällig und wich ein Stück beiseite um Tinwe Platz zu machen, der gerade zusammen mit einigen anderen das Deck schrubbte. „Warum das denn? Du scheinst mir einen Narren an diesem Elben gefressen zu haben, meine Liebe. Aber er ist ein Gefangener, denk daran."

Faire sah ihn schief an und seufzte dann. „Ich meinte einfach, dass es ihm nicht gut geht.", setzte sie gereizt dagegen. „Er scheint einer der Elben zu sein, die Mittelerde verließen, weil ihr Herz sie danach verlangte – nicht aus anderen Gründen. Sein Zustand wird sich verschlechtern, mit jedem Tag, den er Valinor fernbleibt." Sorge klang durch ihre Stimme.

„Warum kümmert dich das?", erkundigte Sanye sich mit einem anzüglichen Lächeln.

Faire funkelte ihn an. „Wenn du's wirklich wissen willst – weil du eine Menge von ihm lernen kannst.", zischte sie zurück.

„Ich? Lernen? Von ihm?", grollte der Kapitän und malträtierte das Steuerrad bei dem Versuch, den richtigen Kurs zu finden. „Was sollte ich von ihm lernen? Wie man arrogant guckt und sich überheblich benimmt?"

„Offensichtlich ist er ein exzellenter Kämpfer und sehr redegewandt, Sanye, das kannst du nicht abstreiten.", fauchte die Elbenfrau zornig. „Und im Übrigen.", fügte sie mit einem überlegenen Lächeln hinzu. „Im Übrigen sieht er besser aus als du."

„Wie bitte?", brüllte Sanye. „Bist du völlig verrückt geworden, Faire? Wir kannst du… was ist?", fuhr er Tinwe an, der aufgeregt neben ihm auf und ab hüpfte.

„Schaut mal, was ich gefunden habe…."

TBC...

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