Liderphin: Danke erstmal... aber irgendwie verstehe ich nicht, was du an dem Satz nicht verstehst...

LadyAdamas: Dankö... fühl dich geknuddelt :) Naja, niemand ist perfekt, und wenn jemand einen schlechten Tag hat (zum Beispiel, weil dieser jemand entführt wurde) kann man vielleicht schon mal ein bisschen von seinem 'Charme' verlieren... ist doch nur realistisch :)) Und ja, generell schreibe ich nur HdR-FFs... abgesehen von meinen eigenen Geschichten natürlich...


Pain

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Schwer atmend lehnte Faire sich an die gegenüberliegende Wand und starrte auf die Tür, aus der sie gerade getreten war. Tränen traten ihr in die Augen. Warum? Warum schmerzte es sie, dass Legolas so abweisend war?

Vielleicht….

Irgend etwas war ihm eigen, das sie faszinierte. Diese Ausstrahlung. Die Weisheit, die durch seine noch so jungen Augen schien. Vielleicht war es einfach das Wissen darum, wer er war. Ein König. Gefährte des Rings. Ein Held – den sie verehrt hatte von der Minute an, in der sie die Geschichte gehört hatte von der Gemeinschaft der Neun, die aufgebrochen waren, um den Einen Ring zu vernichten.

War es das, das sie so sehr schmerzte? Die plötzliche Erkenntnis, dass diese Person jenseits der Tür so ganz anders war, als sie es sich vorgestellt hatte? Abweisend, kühl, unfreundlich? All das, was sie niemals vermutet hätte…?

Anders konnte es nicht sein. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, dem man gerade gesagt hatte, dass ein Märchen nur ein Märchen war und keine Realität. Dass es die strahlenden Helden und schönen Königstöchter niemals wirklich gegeben hatte. Als wären ihr mit einem Schlag sämtliche Träume genommen worden.

Wie ein kleines Kind fühlte sie sich, als sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Vielleicht war es auch einfach nur die Hoffnung gewesen, diesem Leben hier entkommen zu können. Sie liebte die See, und nur die See. Doch obwohl sie es akzeptiert hatte, Piratin zu sein, konnte sie dies nicht lieben.

Immer noch, nach all den Jahren, wollte sie weg hier, von diesem Schiff. Schon oft hatte sie die Möglichkeit gehabt, doch immer war sie geblieben – denn sie wusste, die ‚Cirya' war ihre einzige Chance, ein halbwegs angenehmes Leben zu führen. Ein Teil von ihr wollte auch einfach ihr Gewissen Sanye gegenüber beruhigen, der sie aufgelesen hatte in den Straßen Alqalondes, mittellos, hoffnungslos, vor langen Jahren.

„Mach dir nichts vor.", wisperte sie unhörbar und kämpfte die Tränen nieder, die sich einen Weg ihre Wangen hinab suchen wollten. Was hatte sie einfach erwartet? Dass Legolas sie mit sich genommen hätte, weg von diesem Dasein als Piratin? Das war ein Witz, und sie hätte das eigentlich ganz genau wissen müssen.

Zitternd rappelte sie sich hoch, sich an der Wand abstützend. Die Holzbohlen unter ihren Füßen schwankten im leichten Wellengang und aus irgendeinem Grund hatte sie nach all den Jahren plötzlich Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Faire schleppte sich, immer noch bebend, zurück in ihr Zimmer und ließ sich dort auf ihr Bett fallen.

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Mit versteinertem Gesichtsausdruck trat Sanye aus einer schattigen Ecke und starrte einen Moment auf die Tür, durch die Faire gerade verschwunden war. Dann wandte er sich kurz um und blickte zurück in die Richtung von Legolas' Zimmer.

Was war hier gerade passiert?

Er klopfte kurz an Faires Tür. Als keine Antwort kam, trat er ein.

„Raus!", fauchte sie ihm entgegen. „Ich kann mich nicht erinnern, dich herein gerufen zu haben!"

Sanye kümmerte sich nicht darum, sondern drückte die Tür ins Schloss – nebenbei registrierte er, dass er heute nur irgendwelche Türen auf- und zugehen hörte – und setzte sich langsam auf die Bettkante. Faire sah ihn beinahe hasserfüllt an, mit geröteten Augen und blassen Wangen. „Verschwinde!", zischte sie und sah demonstrativ aus dem Bullauge hinaus auf die See, leicht golden glänzend im blassen Morgenlicht. Sie spürte heißen Zorn in sich aufsteigen – zum einen darüber, dass Sanye komplett ignorierte, was sie sagte; zum anderen, dass sie nicht genug Selbstbeherrschung besaß, um ihre Tränen zurückzuhalten. Sie hasste sich selbst dafür in diesem Moment. Und sie hasste ihn dafür, dass er sie so sah, in diesem Augenblick, wo sie sich schwächer fühlte als kaum jemals zuvor in ihrem Leben.

„Legolas ist daran Schuld." Eine Feststellung, keine Frage.

Faire hielt inne. „Nein.", erwiderte sie schließlich mit zitternder Stimme. „Es ist meine Schuld, und nur die meine."

„Das glaube ich dir nicht.", gab Sanye laut zurück und berührte vorsichtig ihre tränennasse Wange. Sie zuckte zurück. „Das kannst du mir nicht erzählen, Süße. Du weinst, und ich will wissen, warum."

„Das geht dich nichts an."

„Doch, das tut es.", hielt Sanye leiser, aber bestimmt dagegen. „Dies ist mein Schiff. Du bist ein Teil meiner Mannschaft. Und ich – wir – können es uns einfach nicht leisten, dass du aus irgendeinem Grund nicht in der Lage bist, deiner Aufgabe vernünftig nachzugehen. Sag mir, was passiert ist. Was hat er getan?"

„Nichts." Faire versuchte, möglichst abweisend zu klingen. Irgendwie gelang es ihr nicht ganz, bemerkte sie, als sie Sanyes graue Augen sah – er war nicht einmal annähernd daran, aufzugeben.

„Wenn du es mir nicht sagst, werde ich ihn fragen."

„Tu, was du nicht lassen kannst.", entgegnete sie patzig. „Wenn du nur verschwindest."

„Wie du willst." Sanye klang etwas zornig und schlug die Tür heftig hinter sich zu.

Faire sah ihm besorgt und wütend zugleich hinterher. Sie hätte sich ohrfeigen können, als sie begriff, dass Sanye jetzt auf dem Weg zu Legolas war, um ihn auszufragen – und dabei wahrscheinlich nicht gerade zimperlich sein würde.

„Was habt ihr Faire angetan?"

„Wie bitte?", fragte Legolas mit einer hochgezogenen Augenbraue, als der Kapitän der Cirya wutschnaubend in das kleine Zimmer gestürmt kam, ohne vorher angeklopft zu haben. Er beobachtete den dunkelhaarigen Elben im Spiegel, während er sich seelenruhig weiter die kleinen Zöpfe in die Haare flocht, die ihn früher als Krieger gekennzeichnet hatten – die er so lange nicht mehr getragen hatte.

„Ihr wisst ganz genau, was ich meine!"

Betont langsam drehte er sich um. „Nein, weiß ich nicht.", gab er kühl zurück und sein Gesichtsausdruck zeigte nur allzu deutlich, was er von dem Benehmen Sanyes hielt. Um keinen Schritt zurückweichend oder auch nur mit einer Wimper zuckend verharrte er, als der andere mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen auf ihn zutrat und sein Messer zog.

„Ich warne Euch.", wisperte Sanye voller Zorn. „Ich warne Euch. Wenn ich herausfinde, dass…"

„Dass was?", unterbrach Legolas ihn ruhig. „Ich habe sie gebeten mich allein zu lassen, das ist alles gewesen, falls ihr dies meinen solltet." Er schien nicht im Mindesten beeindruckt von dem Messer, das wiedereinmal nahe an seiner Kehle lag. Nicht einmal das empörte, herablassende Funkeln in seinen Augen konnte Sanye erkennen.

Einen Moment lang sah er Legolas nur an, nicht wissend, ob er seinen Worten wirklich glauben schenken sollte. Schließlich kam er wohl zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagte, und stieß den viel zierlicher gebauten Elben ein Stück von sich weg.

„Meine Warnung gilt dennoch.", zischte er.

„Dann fühle ich mich gewarnt.", entgegnete Legolas, der nur einen Sekundenbruchteil lang getaumelt war, als Sanye ihn stieß. Mit leicht zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie der Kapitän der Cirya das Zimmer verließ.

TBC...