Siri: Ach du... hast Morgen wieder vergessen gelesen? Interessant... ;-) Und naja... wenn du meinst... ;) Dann warte ich mal, wie lange du es durchhältst... aber ich freu mich wie blöd, dass dir meine Geschichten so gut gefallen! Ja, es gibt noch mehr Stories... und weißt du was? Jemand, der in den nächsten Kapiteln von Hên en anor auftaucht, heißt auch Siri :)) Dass dir die Charaktere gefallen, freut mich auch, ich war mir bis jetzt immer noch nicht so ganz sicher, ob sie gut getroffen sind, aber da du ja... ich freu mich einfach über dein Review, sowas liest man gerne ;-)

Elf of Darkness: Danke schön!

LadyAdamas: Hach ja, lass dich überraschen, was noch so passiert! Ansonsten schreibe ich nur Fantasy, manchmal mit einem Tick Romantik, aber im Allgemeinen kann ich Romanzen nicht ausstehen... bin mehr der Action-Typ ;-)


Abduction

Wutschnaubend stapfte Sanye, mehr oder weniger unelbisch, zurück an Deck. Er hatte das Gefühl, furchtbare Kopfschmerzen zu bekommen, wenn er noch länger versuchte zu verstehen, was in Faire vorging – und beschloss, es vorerst aufzugeben. Wenn sie sich wieder beruhigt hatte, würde er es schon erfahren, versuchte er sich zu beruhigen. Es gelang ihm nicht vollständig, aber wenigstens hatte er sich wieder einigermaßen gefasst, als er das Deck betrat und in die grelle Sonne blinzelte, die sich gerade eben erst vom Horizont gelöst hatte.

Mit einem knappen Nicken begrüßte er seine Leute, die sich gerade daran gemacht hatten, die Segel zu setzen. Einer von ihnen kletterte hinauf in den Ausguck.

Legolas erlaubte sich ein tiefes Seufzen, nachdem Sanye gegangen war. Die heftige, besorgte Reaktion um Faire hatte er nicht erwartet, musste er sich selbst eingestehen. Das hatte ihn überrascht… nachdenklich betrachtete er wieder sein Spiegelbild und begann schließlich, die gerade erst geflochtenen Zöpfe wieder zu lösen. Dies war weder der Ort noch die Zeit für die Wiedererweckung vergangener Heldentaten. In erster Linie musste er darauf achten, am Leben zu bleiben – gleichgültig wie. Und wenn es bedeutete, sich dem Kapitän der Cirya unterzuordnen. Denn dass Sanye durchaus gefährlich werden konnte, hatte er zu spüren bekommen. Und herausfordern wollte er ihn nicht. Noch nicht.

So konnte sie sich unmöglich zeigen, vor der restlichen Mannschaft.

Faire beobachtete, immer noch teils wütend, teils einfach nur elend, ihre rotgeweinten Augen im Spiegel und tauchte ihr Gesicht schließlich in die Schüssel kalten Wassers auf ihrer Kommode. Wie Nadeln stach die Kälte auf ihrer Haut, schmerzte. Aber es vertrieb, wenigstens für den Moment, die selbstmitleidigen Gedanken aus ihrem Kopf. Das brachte sie nicht weiter, nicht jetzt, versuchte sie sich einzureden. Es funktionierte – nicht viel, aber ein bisschen. Die Frage war nur, wie lange… sie würde Legolas ständig über den Weg laufen und verspürte allein bei dem Gedanken an einer erneute Begegnung ein schmerzhaftes Stechen in der Brust.

Sie wandte den Blick ab von ihrem Spiegelbild und horchte auf, als entsetzte Rufe ertönten.

„Was?", brüllte Sanye in Richtung Ausguck. „Was sagtest du?"

„Die Elerína!", rief der junge Elb zurück und schirmte seine Augen mit einer Hand gegen die Sonne ab. „Sie holt unheimlich schnell auf!"

Sanye stürzte zur Reling und blickte in die angegebene Richtung – und tatsächlich. Die Elerína verfolgte sie, holte auf – und sie würden ihr nicht mehr entkommen können. Das Schiff Néndils war einfach schneller als die Cirya.

„Macht euch bereit, bewaffnet euch!", wies er seine Männer an. „Und ihr zwei", er deutete auf die beiden Männer, die ihm am nächsten standen, „geht hinunter und haltet vor der Tür unseres Gefangenen Wache. Néndil ist hinter ihm her – er darf ihm um keinen Preis in die Hände fallen, klar?" Er wartete das Nicken der beiden nicht ab, wusste er doch, dass sie absolut zuverlässig waren. „Er darf ihm nicht in die Hände fallen…", wisperte er unhörbar für andere. Er kannte Néndil. Das durfte nicht geschehen.

Schwärze kroch auf ihn zu, unaufhaltsam. Eine eiskalte Hand umfasste sein Herz.

Legolas keuchte auf. „Was, bei Ilúvatar…", brachte er noch hervor, ehe ihm der Atem zu einem weiteren Wort genommen wurde. Der Raum um ihn herum verschwamm, das Licht, welches durch das Bullauge schien, wurde blass und fahl, die zuvor angenehm warme Luft kalt und klamm. Er sank auf die Knie.

Was ging nur mit ihm vor? Was passierte mit ihm….?

Mühsam schleppte er sich zu seinem Bett, mehr kriechend als gehend, und ließ sich darauf fallen. Jeder einzelne Knochen und Muskel schmerzte, wollte ihn nicht mehr aufrecht halten. Hinter seinen Augen pochte es, in seinen Ohren rauschte es, als befände er sich in einem Wald, mitten im Sturm.

Eine Weile kämpfte er noch gegen die schwarzen Schatten an, die vom Rande seines Bewusstseins auf ihn zu krochen. Dann verließen ihn die Kräfte, und er sank hinab in die Dunkelheit.

Dumpfe Rufe drangen an sein Ohr, als er erwachte. Doch Erwachen konnte man es nicht nennen – er glitt aus tiefer Bewusstlosigkeit langsam in einen Zustand zwischen Schlafen und Wachen, weder noch, keines von beidem. Als er die Augen aufschlug, war die Welt um ihn herum verschwommen, wie durch einen Schleier Nebel erkannte er das Zimmer, in dem er nun lebte.

Was war nur geschehen? So etwas war ihm noch nie passiert. Es war, als ob alle Lebenskraft in auf einen Schlag verlassen hätte... er fühlte sich schwach. Und ihm war kalt.

Mühsam erhob er sich von seinem Bett und stand zitternd auf. Wankend schaffte er es bis zu der Schüssel mit Wasser, die auf einer Kommode stand, und tauchte schon die Hände ein, als die Rufe lauter wurden, Gepolter und Schreie ertönten. Direkt vor seiner Tür.

Holz zersplitterte, als diese mit einem Schlag aufgestoßen wurde und einer von Sanyes Männern hereingestürzt kam.

Einen ewigen Moment lang sah Legolas ihn an, in die leeren Augen, die ihn voller Entsetzen ansahen, sah das Funkeln, dass diese für immer verließ, als der Mann zusammenbrach und den Blick freigab auf den schwarzhaarigen Elben, der mit erhobenem Schwert hinter ihm stand und auf dessen Gesicht sich ein Grinsen schlich, als er den verwirrten, hilflos scheinenden Sinda erblickte.

Legolas' Blick huschte zum anderen Ende des Zimmers, wo Celeborns Messer lag. Dann wieder zu dem Elben, der auf ihn zugeschritten kam. Er wich zurück, soweit der schmale Raum es erlaubte – obwohl er genau wusste, dass dies wirklich, absolut sinnlos war… doch es verschaffte ihm einige Sekunden mehr Zeit zum Nachdenken. Und diese brauchte er, denn jedes Mal, wenn er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, kehrte der pochende Schmerz zurück und raubte ihm beinahe den Verstand.

Deswegen spürte auch kaum etwas, als der Elb ihn ergriff und ihm brutal die Arme auf den Rücken drehte. „Schaut mal, was ich gefunden hab!", rief er dann und stieß Legolas durch die Tür nach draußen auf den Gang. „Nette Beute, was?"

„Freu dich nicht zu früh.", ertönte eine andere Stimme. „Néndil hat uns gerade angewiesen, ihn zu suchen. Bring ihn rüber auf die Elerína."

„Wenn du den als ‚nette Beute' bezeichnest, schau dir mal an, was ich gefunden habe!", rief ein dritter, der durch den Gang auf sie zukam und Faire mit sich zerrte.

Legolas schluckte. Das Gesicht Faires zeugte nicht gerade von zimperlicher Behandlung – Blut verklebte ihre Schläfe und ihre Lippen. Sie schien sich heftig gewehrt zu haben.

„Nehmt beide mit, macht schon."

TBC...