Liderphin, Elf of Darkness und Samusa: Danke!

Mingchen: Tja. Ich richte mein Updatetempo nach den Reviewern :) Außerdem habe ich mich erst vor Kurzem hier angemeldet, schneller konnte es gar nicht gehen. Aber das Updaten auf anderen Sites wird jetzt ebenfalls gestoppt, bis ich a) Zeit zum Weiterschreiben habe und b) die Motivation dazu - welche ich wiederum durch Reviews bekomme :)


Rescue

Legolas schlug die Augen auf.

Verwundert starrte er eine lange Zeit an die schön geschnitzte Holzdecke über ihm. Feine weiße Vorhänge wehten leise im der Brise, die durch die geöffneten Bullaugen in den Raum strömte; das leise Murmeln der Wellen und das Geschrei der Möwen waren lange Zeit das einzige Geräusch, das er hören konnte. Er blickte sich um, stellte fest, dass er in einem großen Bett lag, in einem geräumigen Zimmer – und nicht allein war. Ein leises Schnarchen zerstörte die Ruhe.

Als er den Kopf wandte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. In einem viel zu großen Stuhl neben dem Bett saß Gimli und schlief. Der Zwerg schien den Blick des Elben zu spüren und grummelte leise, bevor er verschlafen die Augen öffnete.

„Du bist wach!"

„Offensichtlich", erwiderte Legolas, amüsiert über seinen Freund, der beinahe vom Stuhl rutschte vor Überraschung, und er versuchte, sich aufzusetzen. Bei dem Versuch blieb es allerdings auch; er hatte nicht bemerkt, wie geschwächt er war – jeder einzelne Muskel schien ihm zu schmerzen, sein Mund war trocken, die Augen brannten. Schwer stöhnend ließ er sich wieder zurückfallen. „Gimli... was ist geschehen? Ich erinnere mich nur noch an... Néndil..."

Er brach ab, als sein Gegenüber besorgt die Stirn runzelte. „Du warst bewusstlos... tagelang... wir wussten nicht, ob du überleben würdest – und auch nicht, was dir fehlte."

Legolas entging nicht der fragende Unterton in seiner Stimme. Er schüttelte bedauernd den Kopf, erinnerte sich zu spät an seinen Zustand und zuckte zusammen, als sein Hals schmerzhaft protestierte. „Ich kann dir auch nicht sagen, was es war... ich erinnere mich kaum, nur an seltsame Träume...", brachte er mühsam hervor und legte den Kopf vorsichtig wieder zurück in das weiche Kissen. „Aber... wo sind wir hier überhaupt?"

In diesem Moment klopfte es. Nach einem vorsichtigen Nicken von Legolas stand Gimli auf und öffnete die geschnitzte Tür des Zimmers – herein traten Hísië, ein fremder Elb und Beriod.

„Ah, ihr seid wach... sagt, wie geht es Euch?" fragte der Kapitän des Grauen Schiffs sofort, ohne eine Begrüßung, was Legolas ein leichtes Lächeln entlockte. Während er bedächtig antwortete, beobachtete er unauffällig Beriod, der sich im Hintergrund hielt. Sein Leibwächter sah mitgenommen aus, blass, Ausgezehrtheit stand in seinen Augen... wenn er es sich recht überlegte, hätte er nichts anderes erwarten dürfen. Beriod musste seine persönliche Hölle durchlebt haben in diesen Tagen; Legolas kannte ihn gut genug um zu wissen, wie gewissenhaft er war, gut genug um zu wissen, dass sein eigener Tod auch ihn mit sich gerissen hätte.

Hísië nickte, als Legolas geendet hatte, und deutete auf den Elben neben ihm. „Mýlhîr ist der Kapitän dieses Schiffes. Er wurde von den Zuständigen in Alqalonde ausgeschickt, um nach uns zu suchen... nun, grundsätzlich nach allen Vermissten... und hat vor wenigen Tagen einen Angriff auf die Elerína befohlen, bei dem Ihr und eure Begleiter befreit wurden", berichtete er. „Er wird uns nach Valinor bringen."

„Er wird uns nach Valinor bringen."

Die Worte klangen noch lange in seinen Ohren, nachdem seine Besucher gegangen waren und auch Gimli sich verabschiedet hatte. Valinor. Die Unsterblichen Lande, nach denen sein Herz sich so sehr gesehnt hatte... so sehr, dass er beinahe daran zerbrochen wäre...

Daran zerbrochen? War es etwa das gewesen, was ihn so geschwächt hatte? Die aufkeimende Befürchtung, die Lande der Valar niemals erreichen zu können? Niemals an weißen Stränden zu stehen, am blauen Meer, unter immergrünen Bäumen zu wandern, in den Gärten eines unendlich scheinenden, blühenden Traumlandes... Eine milde, strahlende Sonne, sanfte Sommerwinde wehend über goldene und silberne Blüten, die sich über die Weiten bis zum Horizont erstrecken, darüber ein Himmel, so weit und so blau wie das Meer, die Melodie der Vögel im Wind und das Murmeln von kristallklaren Quellen der Glückseligkeit...

„Das war es... das war der Grund...", murmelte er nachdenklich vor sich hin und setzte sich vorsichtig auf, um aus dem Bullauge hinaus aufs Meer zu blicken. Es schien später Vormittag zu sein; die Sonne schien grell vom blassblauen Himmel und brachte das ruhige Meer zum Glänzen als bestünde es aus tausend geschliffenen Edelsteinen, sanfte Wogen brachten das mächtige Schiff zum Schaukeln, vor seinem inneren Auge glaubte er, die Segel zu sehen, sich aufblähend im Wind, weiß und unberührt wie Schnee an einem Wintermorgen.

Mit einem Knall flog die Tür hinter ihr ins Schloss. Es kümmerte sie nicht.

Tränen der Wut verschleierten ihren Blick, als sie sich auf dem schmalen Bett in der Kabine niederließ, die ihr zugewiesen worden war. Tränen der Wut und der Verzweiflung.

Die Worte Mýlhîrs schwirrten in ihrem Kopf umher.

‚... Gefahr für meine Männer... keinen Grund... nur Piraten...'

Nur Piraten. Sie waren es nicht wert, gerettet zu werden. Wen würde es schon kümmern, wenn sie dort verdursteten auf der Insel der Klage? All diese Männer, ein Kind war sogar unter ihnen.... und Sanye. Sanye, der bisher jeder Gefahr getrotzt hatte wie ein Felsen in der Brandung, eine hundertjährige Eiche im Sturm, würde auf dieser Insel sterben, hilflos ausgeliefert einem Schicksal, dem er so lange entronnen war, dem er so lange ins Gesicht gelacht hatte.

Faire schlug wütend auf ihr Kissen ein. Wertlos. Räuber und Diebe in den Augen der stolzen Elben Valinors. Kein Recht auf Leben gestanden sie den Piraten zu. Obwohl sie nicht weit von Nirnaeth entfernt waren, waren ihnen ein paar Verbrecher den Umweg nicht wert...

Sie stockte in ihren Gedanken.

Hatte sie nicht damals genauso gedacht? In Zeiten, als Piraten noch Mörder waren in ihren Augen, die Geschichten über sie nichts als Märchen, erfunden für Kinder und Leichtgläubige... das hatte sie geglaubt, bevor sie selbst eine Piratin geworden war, wenn auch mehr unfreiwillig als aus Überzeugung wie manch andere. Und froh war sie, froh, dass sie Sanye getroffen hatte, der nicht so skrupellos war wie manch andere, der Opfer vermied, wenn sie unnötig waren, dem es in erster Linie darum ging, seine Männer durchzubringen und sein geliebtes Schiff. Die Cirya war sein Leben, das Meer seine Bestimmung...

‚Wofür lebe ich? Was wird mein Schicksal sein...?' dachte sie sich wütend. ‚Nichts, ich werde angeklagt werden wenn wir in Alqalonde sind, verurteilt wegen Piraterie... Sanye wird elendig sterben auf dieser verfluchten Insel... und der werte Herr kehrt in sein angenehmes Leben zurück als wäre niemals etwas geschehen, errettet von den Seinen... aber wo ist meine Rettung?'

TBC...