Mingchen: Danke :) Allerdings habe ich im Moment wenig Zeit... achtzehn Kapitel sind insgesamt fertig, ich werd - bei entsprechenden Reviews - soweit alle online stellen... was danach kommt, kann ich nicht sagen, ich bräuchte eigentlich 48 Stunden pro Tag... :(


A song of liberty

Faire schreckte aus unruhigem Schlaf auf, als das Schloss an ihrer Tür knarrte. Wie so oft hatte sie geträumt, geträumt von ihrem Leben auf der Cirya und den Jahren des Elends zuvor, von ihrer ersten Begegnung mit den Piraten und mit Sanye... ein Kratzen riss sie aus diesen Gedanken.

„Wer ist dort?" fragte sie müde und verwirrt, während sie sich aufrichtete und die dünne Decke um sich zog.

Sie erhielt keine Antwort.

Stattdessen öffnete sich die Tür, ein undefinierbarer Schatten trat ein und drückte sie hinter sich in Schloss... Faire meinte zu hören, wie sich der Schlüssel leise quietschend umdrehte. Ein mehr als mulmiges Gefühl beschlich sie.

„Wer ist dort?"


„He... wacht auf!"

Sanye schreckte aus den Alpträumen, die ihn bereits seit Tagen verfolgten, aus denen er jedoch keinen Ausweg gefunden hatte. Erst, als ihn nun jemand unsanft rüttelte, schwanden die schwarzen Bilder vor seinen Augen und machten grellem Sonnenlicht Platz.

„Was... wo...", murmelte er benommen und blinzelte, als das Licht schmerzhaft in seine Augäpfel stach. Erst nach wie Ewigkeiten scheinenden Augenblicken schwanden die bunten Punkte in seinem Blickfeld, verwandelten sich in ein ernst schauendes Gesicht.

„Wer seid Ihr?" fragte Sanye, nicht mehr ganz so verwirrt wie er tat, und sah sich vorsichtig um. Er lag immer noch auf den spitzen Felsen der Nirnaeth, in der prallen Sonne des Tages; das Meer rauschte leise und die Möwen schrieen immer noch... in seinem Arm lag immer noch Tinwe, blass und regungslos, um ihn herum seine Männer, in keinem besseren Zustand als er selbst. Doch auch sie bewegten sich langsam wieder, der kleine Elbenjunge regte sich und krallte seine Finger schmerzhaft fest in seinen Arm, als er langsam aus seinen Träumen erwachte.

Mühsam setzte Sanye sich auf, als der Mann, der sich über ihn gebeugt hatte, zu einer Antwort ansetzte. „Wir sahen vom Wasser aus jemanden hier auf den Felsen liegen und wurden misstrauisch... was tut Ihr hier?"

„Das ist eine sehr lange Geschichte...", erwiderte der Angesprochene ausweichend.

„Kommt, unser Kapitän hat Anweisungen gegeben, euch auf unser Schiff zu bringen", rief ein anderer Mann. Sanye spürte die Blicke seiner Leute auf sich; dadurch, dass er Tinwe auf die Arme nahm und aufstand, bedeutete er ihnen eindeutig, dem Aufruf zu folgen – nicht ohne Hintergedanken.

Was in seinem Kopf vor sich ging, konnten seine Gefolgsmänner eindeutig an dem ihnen wohlbekannten Glitzern in seinen Augen ablesen – sie kannten sich lange genug um zu wissen, was es bedeutete. Schweigend und in stiller Erwartung folgten sie ihm in die kleinen, schwankenden Beiboote, die sie rasch hinüber zu dem silberweißen Schiff brachten, das erhaben auf den sanften Wellen schwankte.

Kaum betrat er die sauber geschrubbten Planken des Schiffs, war der Plan in seinem Kopf bereits fertig ausgearbeitet. Kaum sichtbare und noch weniger verdächtige Zeichen gab er seinen Leuten, die längst bereit waren.


Schreie rissen ihn aus seinem merkwürdig erholsamen Schlaf, das Klirren von Schwertern, ein bekannt scheinendes Donnern...

„Nicht schon wieder...", murmelte Legolas, während er aufsprang und sich ankleidete, ahnend, was soeben auf dem obersten Deck geschah. Seltsamerweise spürte er keine Panik oder ein anderes Gefühl in sich aufsteigen, abgesehen von leichter Resignation. Noch einmal fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar, während vor seiner Tür lautes Gepolter ertönte.

Keine Überraschung, nur Arroganz schien durch seine Augen, als jemand von außen die Tür öffnete und Sanye eintreten ließ, mit einem breiten, unelbischem Grinsen auf dem Gesicht. „So sieht man sich wieder", bemerkte er überflüssigerweise. „Ihr werdet sicherlich wissen wollen, wie Ihr zu der Ehre kommt, uns wieder einmal ein Stück weit begleiten zu dürfen."

„Eigentlich nicht."

„Ich werde es Euch dennoch erzählen – aber nicht hier. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet..." Sanye ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern deutete nachdrücklich auf den Gang. Widerwillig, aber einsehend, dass er keine Wahl hatte in seinem schlechten Zustand, verließ Legolas den Raum und ließ sich auf das Schiff führen, von dem aus die Piraten sie überfallen hatten.

Was hätte er auch anderes tun können? Unbewaffnet, geschwächt aus einem Grund, den noch nicht einmal er selbst kannte... das Schiff schien bereits in der Hand der Piraten zu sein. „War ich Euch bei meinem letzten Besuch nicht lästig?"

„Das schon", gab Sanye zu, der einige Schritte hinter ihm ging. „Aber ich kann keine zwei Schiffe gebrauchen und schon gar nicht so viele Gefangene. Ich dachte, Ihr würdet lieber mit uns kommen als auf einer Insel auf Rettung zu warten. Langweilen werdet Ihr Euch nicht, ich habe ein Schiff zurück zu erobern und den Abgesandten Alqalondes zu entkommen...", berichtete der Kapitän der Piraten mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme.

„Da könntet Ihr sogar Recht haben", gestand Legolas ein. Er konnte kaum verhehlen, wie wenig er dieses Schiff und seine Besatzung mochte – ihre Überheblichkeit, aufgesetzte Freundlichkeit, so bedacht auf die korrekte Befolgung jeder noch so kleinen Regel... „Tut Ihr mir einen Gefallen?" bat er dann etwas leiser. Als keine Antwort von Sanye kam, fuhr er fort: „Nehmt Beriod und Gimli ebenfalls mit."

„Den Zwerg?" kam es überrascht von dem schwarzhaarigen Elben. „Ich kann verstehen, dass Ihr Euren Leibwächter bei Euch haben wollt... aber einen Zwerg?" wiederholte er ungläubig, als Legolas nickte. Schließlich zuckte er jedoch mit den Schultern. „Wenn Ihr meint... aber sorgt dafür, dass er mir nicht auf die Nerven fällt, sonst darf er nach Alqalonde schwimmen."

„Wo Ihr gerade von Alqalonde sprecht...", überlegte Legolas, während er die schmale Treppe zum obersten Deck hinaufstieg. „Ihr..."

„Ich werde Euch in der Nähe absetzen... sobald ich wieder auf meinem eigenen Schiff bin und das Lösegeld bekommen habe", versetzte der Dunkelhaarige. „Bringt ihn hinüber."

Die Piraten wiesen ihm einen kleinen Raum zu, den sie jedoch nicht von außen absperrten. Selbst erstaunt über seine eigene Gelassenheit angesichts seiner erneuten Entführung wanderte er durch das kleine Zimmer, nicht wissend, worauf er eigentlich wartete. Je länger er dort war, wieder in Gefangenschaft – wenn auch etwas freiwilliger als beim letzten Mal – desto klarer schienen ihm seine irgendwie... betäubten Gefühle, die schleichende Kälte in ihm. Schwäche drohte in ihn zurückzukehren.

Abrupt blieb er stehen, starrte durch ein beschlagenes Bullauge hinaus auf die friedlich scheinende See, plötzlich verstehend... er zwang sich selbst zu dieser Gefühlskälte, weil die Sehnsucht ihn sonst zerreißen würde... aber was war daran so schlimm? Solange er nicht vergaß, wohin sein Herz ihn führte, war dies die beste Möglichkeit, dieses ungewollte Abenteuer zu überleben. Untätig bleiben wollte und konnte er nicht, früher oder später würde er Néndil wieder gegenüberstehen, das sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl. Und seine Gefühle hatten ihn selten getrogen.


„Der Zwerg und der Nando sind auf das unterste Deck gebracht worden", berichtete einer der Piraten Sanye später. Dieser nickte langsam, während der Mann fortfuhr: „Damit sind alle Räume belegt, wohin sollen wir..."

„Hierher", fiel er ihm ins Wort, wissend, was er hatte fragen wollen.

Seine Männer brachten das Schiff auf einen vorher besprochenen Kurs, das andere Schiff folgte, ebenfalls gelenkt von einigen Piraten. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, war an und für sich zufriedenstellend verlaufen für Sanye.

An und für sich.

Jetzt saß er im Dunkel, die Asche glimmend in der Feuerstelle des Raumes, lauschte dem sehnsüchtigen, aber nicht traurigen Lied, das jemand irgendwo sang... selten geschah es, dass Piraten sangen, auch wenn es ihnen als Elben im Blut lag wie keinem anderen Volk unter der Sonne.

Ein kaum wahrnehmbares Geräusch mischte sich mit dem Gesang, ein leises Stöhnen, erfüllt von Schmerz. Sanye stand langsam auf von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, und ging hinüber zum Bett.

Hochschreckend aus einem Alptraum schlug Faire die Augen auf.

TBC...

Vielleicht können mir hübsche Reviews helfen, ein wenig meiner nicht vorhandenen Zeit für neue Kapitel abzuknöpfen :)