Liderphin: Wow, du scheinst dir ja echt Gedanken zu der Story zu machen :) Freut mich, dass es dir gefallen hat...
Beta: Erráme
Words of Sorrow
Still und regungslos saß Faire auf einem Stuhl am Fenster, starrte hinaus auf die unruhige See. Das fahle Licht im Raum und ihr weißes Kleid unterstrichen noch ihr blasses Gesicht, die geröteten Augen. Obwohl ihr Blick hinaus auf das graue Meer gerichtet war, nahm sie genauestens war, wie Sanye hinter ihrem Rücken auf und ab ging, wie er sie anstarrte. Schließlich brach er das Schweigen, das inzwischen seit Stunden zwischen ihnen herrschte.
„Was ist dein Problem, Faire? Erkläre es mir endlich!", verlangte er zu wissen.
„Mein Problem?", fragte sie langsam zurück. „Mein Problem ist, dass ich in all den Jahren vergessen hatte, dass du nichts weiter als ein gesetzloser Pirat bist und dass du dich niemals ändern wirst", antwortete sie schließlich.
Sie hörte, wie Sanye überrascht stehen blieb, sah aus den Augenwinkeln, wie er sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Zorn anblickte. „Seit wann hast du ein Problem damit, dass ich Pirat bin?"
„Das hatte ich schon immer, wie du wissen müsstest. Ja, ich weiß, ich habe dein Angebot damals angenommen, hatte kaum eine andere Wahl... aber ich weiß auch, dass ich mich niemals mit dem Leben hier abfinden konnte."
Sie zuckte leicht zusammen, als er plötzlich zu ihr trat und die Hände auf ihre Schultern legte. „Dass du niemals gutheißen konntest, was es bedeutet, Pirat zu sein, weiß ich", meinte er leise. „Doch darum geht es nicht, Faire. Es geht einzig und allein darum, wieder gut zu machen, was dir angetan wurde."
„Glaubst du, dass es mir besser geht, wenn du ihn tötest?", wollte sie bitter wissen, entwand sich seinem Griff und stand auf.
„Nein", sprach er, blickte ihr mit traurigen Augen hinterher. „Ich weiß, dass es dir nicht hilft. Halte mich nicht für geistesarm, nur weil ich Pirat bin, Kleine. Ich weiß, dass nichts und niemand dir helfen kann, nur du dir selbst. Aber ein Mann, der zu solch einer Tat fähig ist, würde in Alqalonde strengstens bestraft werden, sollte er einem Gericht vorgeführt werden. Auf See, zwischen den Piraten jedoch, gelten unsere Gesetze, wie du weißt. Und unser Gesetz verlangt seinen Tod", schloss er, sehend, wie Faire bei seinen Worten leicht in sich zusammensank, wie ein leises Zittern sie überkam.
„Was weißt du denn schon von den Gesetzen Valinors...", murmelte sie kopfschüttelnd.
„Mehr, als du denken magst", erwiderte er. „Ich weiß, wie du denkst, und oft wünschte ich mir, ich hätte dich nicht in dieses Leben hier gezwungen, Faire. Und vieles bereue auch ich heute..."
„Du hast mich nicht gezwungen, es war meine Entscheidung... und ich bin es, die bereuen muss...", wisperte sie, den Tränen nahe.
Sanye nahm sie trotz ihrer leichten Gegenwehr in den Arm. „Sag das nicht, auch ich bereue. Es gab auch für mich ein Leben vor der Piraterie und mich quälten die gleichen Probleme damals wie dich heute... nein, ich lass dich nicht los", fügte er lachend hinzu und strich ihr sacht über den Rücken. Ein leises Grummeln war die Antwort.
„Du verfluchter...", begann sie, stockte dann jedoch. „Sag, Sanye... wer warst du, bevor du Pirat wurdest? Habe ich dich das jemals gefragt?"
„Nein, genauso wenig, wie ich dich jemals nach deiner Herkunft gefragt habe", entgegnete er ernst und ließ sie los, wandte sich von ihr ab und ließ sich schwerfällig auf dem Stuhl nieder, wo sie zuvor gesessen hatte. Für eine Weile herrschte Stille im Raum, bevor Faire wisperte: „Verzeih, ich wollte dich nicht verärgern." Als keine Antwort kam, ging sie langsam zur Tür.
Unruhig betrachtete Legolas sein Gesicht im Spiegel. Der Raum war nur durch schwaches Licht erhellt, kaum mehr als eine sternhelle Dämmerung. Draußen herrschte schwerer Seegang, der den Aufenthalt unter Deck nicht gerade angenehm gestaltete. Gimli hatte notgedrungen das oberste Deck aufsuchen müssen, jedoch darauf bestanden, dass Legolas ihn nicht begleitete. Missmutig war er daraufhin in dem kleinen Raum geblieben, den er sich mit dem Zwerg und Beriod teilte, stand nun hier und besah sich sein Spiegelbild. Dann hob er eine Hand und fuhr sich langsam durch das Haar, das im Kerzenlicht rötlich schimmerte, bevor er schließlich anfing, langsam wieder die kleinen Zöpfe hinein zu flechten, die er als Krieger getragen hatte. Als er sich endlich zufrieden abwandte, fiel ihm Beriod ins Auge.
Der Nando saß zusammengesunken auf der schmalen Pritsche, die seine Schlafstätte war, und starrte ins Leere. Er trug nur ein einfaches weißes Hemd, die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt; seine Unterarme waren überzogen von verheilenden Schnitten und Brandwunden, doch offenbar hatte seine Kraft nicht im Mindesten gelitten durch die lange Zeit der Gefangenschaft. Immer noch war jede seiner Bewegungen gefasst und angespannt, wähnte er auch nur die geringste Gefahr in seiner Nähe. Doch in diesem Moment verließ sogar ihn die Konzentration; sein Kopf war nach vorne gesunken, feine silbrige Haarsträhnen hatten sich gelöst und fielen in sein Gesicht. Legolas meinte förmlich zu spüren, wie er in Zweifeln und Selbstmitleid versank.
„Beriod."
Er schreckte auf, schneller als man blicken konnte hatte er sich gefasst, die breiten Schultern gespannt, den Blick jedoch weiterhin zu Boden gerichtet, wie es einem Leibwächter gebührte. Nur, dass er nicht aufstand, zeigte eine gewisse Erschöpfung; hätte Legolas sein Verhalten nicht lang und genau kennen gelernt, wäre ihm dies jedoch niemals aufgefallen.
„Herr?", fragte er leise, der Enge des Raumes angemessen.
Legolas ließ sich auf seinem eigenen Bett nieder, so dass er ihm gegenüber saß. „Was soll ich nur mit dir machen", meinte er ebenso gedämpft. „Was soll ich nur machen." Obwohl Beriod ihn nicht ansah, bemerkte er Schuld und leise Verzweiflung, die in seinen grünen Augen aufstiegen – und musste lachen. „Bei Eru, Beriod, glaubst du im Ernst, ich würde deine Fähigkeiten kritisieren? Meine Worte bezogen sich auf den Zustand, in dem du dich zu befinden scheinst. Etwas überdeckt dein Gemüt und dies bereitet mir Sorgen", sprach er dann, sich vergewissernd, dass er die Aufmerksamkeit seines Gegenübers hatte. Als sein Leibwächter nicht antwortete, fuhr er fort: „Hör mir zu und hör auf mich, Beriod. Deine Dienste habe ich stets hoch in Ehren gehalten und mehr als einmal verdankte ich dir mein Leben; diesen einen Zwischenfall solltest du dir nicht zu Herzen nehmen. Alleine bin ich in den Ringkrieg gezogen und zurückgekehrt, meine Kampfeskunst steht der Deinen in Nichts nach. Es gibt keinen Grund für Schuld."
Zuerst glaubte er, Beriod würde wieder schweigen, doch schließlich begann der Nando zu sprechen. „Verzeiht, wenn ich Euch widerspreche, Herr; aber kein früherer Erfolg vermag mein Versagen aufzuwiegen. Und selbst Eure Worte vermögen die Schuld nicht zu tilgen."
Legolas seufzte schwer, schüttelte resignierend den Kopf. „Was soll ich nur mit dir machen, Beriod. Ich weiß genau, dass meine Worte keine Wirkung zeigen, dennoch versuche ich es immer und immer wieder... aber eines noch will ich dir dieses Mal sagen und ich bitte dich, diese Worte zu dir vordringen zu lassen: Ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast in der Vergangenheit und was du tun wirst in der Zukunft, Beriod. Niemals kannte ich jemanden, der ohne Lohn soviel Pein auf sich nahm."
Da schüttelte Beriod den Kopf und lächelte, ein winziges, feines, trauriges Lächeln, er wandte sein Gesicht der Wand hinter Legolas zu, ohne seinen Herrn jedoch anzusehen. „Ich sagte es Euch niemals, doch nicht ohne Eigennutz war meine Entscheidung, Euch zu dienen. Vielmehr war es ein Versuch, dem Fluch zu entgehen, der auf meiner Familie ruht. Seht nur meinen Bruder an, was aus ihm geworden ist. Ich hoffte, dem Schicksal
meiner Vorfahren entgehen zu können... bisher ist mir dies auch gelungen, und ich hoffe, dass der Fluch mich niemals einholen wird. Keine edlen Gründe bewegten mich zum Treueschwur, nur Furcht und Feigheit... vergebt mir, Herr, vergebt mir", schloss er, seine Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern gesenkt.
Überrascht und bewegt von dem, was ihm soeben berichtet wurde, starrte Legolas ihn eine Weile nur stumm an, wohl wissend, welche Qualen er ihm damit auferlegte; als er jedoch schließlich wieder zu sprechen anhob, war seine Stimme gedämpft und sanft. „Ein großes Geheimnis hast du mir anvertraut", begann der bedacht. „Ich weiß genau, was du mir damit sagen wolltest, aber ich muss dich enttäuschen, Beriod; es kümmert mich nicht im Geringsten, welches deine Beweggründe waren. Für mich zählt einzig und allein, wie du deine Aufgabe erfüllst. Und ich würde mir niemals jemand anderen zu meinem Schutz wünschen, selbst, wenn ich könnte", schloss er lächelnd, wusste er doch, dass Beriod trotz seiner Regungslosigkeit jedes Wort vernommen hatte... sah er doch die Erleichterung in den Augen seines Gegenübers.
„Dieses verfluchte Wetter...", polterte Gimli in diesem Moment und fiel beinahe durch die Tür in den Raum, denn das Schiff bäumte sich protestierend im Wind auf. Der Zwerg war blass im Gesicht und legte sich schnell in sein Bett, ohne Beriod eines Blickes zu würdigen, was diesen nicht weiter zu stören schien.
TBC...
Würde mich über Reviews sehr freuen!
