Liderphin: Lass dich überraschen :) Danke für dein Review!
Beta: ErrámeThe truth behind the masquerades
„Wer? Sprich mit mir, Faire, wer von ihnen war es? Du hast ihn gesehen, ich weiß, dass du ihn gesehen hast!"
„Ihr müsst mir helfen", wisperte Sanye kaum hörbar, erntete einen überraschten Blick von Legolas. „Es geht um Faire. Einer der werten Männer des Schiffes, das Euch aus Néndils Händen befreite, hat sich an ihr vergriffen, während sie auf dem Schiff weilte. Ich muss herausfinden, wer es war." Er beobachtete das Unglauben, das bei seinen Worten in Legolas' Augen stieg, und unterdrückte ein Seufzen. Er hatte erwartet, dass der Sinda ihm nicht glauben würde; schließlich stand er auf der Seite derer, die ihn gerettet hatten, hielt nicht zu denen, die ihn einst entführten.
„Warum will sie es Euch nicht sagen?", fragte er doch zu seiner Überraschung. „Sie sollte sich doch wünschen, dass Ihr denjenigen... findet."
Sanye merkte wohl, welche Betonung er auf sein letztes Wort legte; ihm schien klar zu sein, was der Pirat mit diesem bestimmten Mann vorhatte. Seine Stimme wurde leiser bei seinen Worten, er drehte den Kopf beiseite, so dass Beriod, Gimli und die Elben in der Nähe nicht mithören konnten. „Das dachte ich auch", flüsterte er zurück, „aber dem ist nicht so, im Gegenteil. Sie weigert sich, mit mir zu reden. Aber ich bezweifle, dass es schwer sein wird, den Schuldigen zu finden."
„Wie soll ich Euch dabei helfen?"
Der Kapitän der Cirya stand auf und bedeutete Legolas, ihm zu folgen. Als die beiden das oberste Deck erreicht hatten, das still in der Dunkelheit vor ihnen lag, wandte er sich wieder um und seufzte leise. Zwar schien Legolas seinen Worten Glauben zu schenken, doch dies musste nicht bedeuten, dass er ihm auch half – andererseits würde er es ihm durchaus zutrauen.
„Ihr habt einen genauen Plan, oder nicht?", fragte der blonde Elb mit einer Sicherheit, die sagte, dass er die Antwort bereits kannte.
„Natürlich... ich dachte mir, Ihr könntet..." Sanye senkte verschwörerisch die Stimme. Wind kam auf, während er sprach, ließ die Wellen im fahlen Licht glitzern als wäre das Meer mit Juwelen gespickt. Feine Wolkenschleier umspielten Sterne und Mondsichel, der Wind sang über dem Wasser. Ruhig schlummerten die beiden weißen Schiffe auf der ruhigen See; hin und wieder durchbrach die unmutige Stimme eines Gefangenen das Schweigen der Nacht.
„... aus diesem Grund habe ich viele der Männer aus Alqalonde auf dieses Schiff bringen lassen; hier kann ich sie besser im Auge behalten", endete Sanye schließlich.
Legolas nickte verstehend und lächelte leicht. „Ich wunderte mich schon, warum Beriod, Gimli und ich uns plötzlich ein kleines Zimmer teilen mussten. Das erklärt einiges. Aber nun gut. Helfen werde ich Euch natürlich, allerdings habe ich meine Zweifel, dass sich der Gesuchte durch Euren Plan zu erkennen gibt. Er wird kaum so leichtsinnig sein, offen über seine Tat zu sprechen."
„Wahrscheinlich; aber ich traue Euch einiges an Feingefühl zu. Ihr werdet hoffentlich merken, wenn er Euch gegenüber steht", hielt Sanye dagegen, die Stimme etwas erhoben.
Der Angesprochene sah ihn einen Moment lang an, die Stirn leicht gerunzelt, und nickte dann zustimmend. Ihm war vollkommen klar, dass Sanye eigenmächtig über den Schuldigen richten wollte und auch, wie sein Urteil ausfallen würde. Gleichzeitig wusste er, dass dies die einzige Möglichkeit war, den Täter zu bestrafen; niemand würde ihn in Alqalonde für seine Tat verurteilen. Schmerzlich wurde Legolas mit einem Mal bewusst, dass es selbst in den Unsterblichen Landen keine Gerechtigkeit für jeden gab. Hatte er nicht früher geglaubt, nur Menschen seien zu Betrug und Lügen fähig? Hatte er nicht geglaubt, die Erstgeborenen wären über Gewalt gegen Unschuldige erhaben? Natürlich, es hatte Sippenmorde gegeben und Verrat unter den Völkern der Sternenkinder, doch ihm schienen die Geschichten alter Zeiten immer unendlich fern.
Niemals hatte er die Abneigung seines Vaters gegen die Zwerge und die Noldor verstanden, niemals verstehen wollen. Verbohrt und stur war es ihm erschienen, als hielte er absichtlich an dem alten Hass fest, lang vergangen und doch unvergessen. Aber nun, nachdem er die Elben aus Alqalonde kennen gelernt hatte, begannen leise Zweifel an ihm zu nagen.
Überheblich schienen sie gewesen, geblendet von dem Lichte Valinors. Weise, ja, und auch gelehrt, alt und schön wie die Sterne selbst – aber über ihre Künste und ihre Weisheit hatten sie vergessen, was Mitleid bedeutete und Respekt. Das Leben der Piraten zählte nicht für sie, die Würde einer Frau erst recht nicht, besonders, da sie nicht reinen elbischen Blutes war.
Er merkte aus seinen Gedanken auf, als er Sanyes Blick auf sich spürte. Der Schwarzhaarige sah ihn stumm an, aus ungewöhnlich klugen Augen, hell und ohne all die Vorurteile, die bei ihrer ersten Begegnung darin gestanden hatten.
„Ihr seid ein Noldo", sagte Legolas leise in die Stille hinein. „Dies ist der Grund, warum Ihr ein Pirat seid. Euer Blut."
Sanye nickte überrascht. „Ich bin alt, viel älter, als Ihr vielleicht denkt", sprach er bedächtig. „Zu der Zeit meiner Jugend lebte es sich nicht gut als Noldo unter den Sindar in Alqalonde. Wenn man nur Abneigung begegnet, wohin man auch geht, beginnt man irgendwann an sich selbst zu zweifeln." Er stutzte, fragte sich plötzlich, warum er dies erzählte – war es doch ein Teil seiner Vergangenheit, den er sonst immer gehütet hatte wie seinen Augapfel. Außerdem fürchtete er, Legolas könnte nachforschen, mehr wissen wollen als diesen scheinbar oberflächlichen Grund. Zu seiner Erleichterung tat er es nicht, sondern erlaubte sich ein feines Lächeln; Verstehen schimmerte durch seine Augen, eine Akzeptanz, die er nicht erwartet hätte.
„Es ist traurig, dass diese alte Blutfehde noch immer das Schicksal jedes Einzelnen zu bestimmen scheint...", murmelte er, ließ die Gedanken schweifen. Ja, er war sich sicher. Dies war es, was ihn mit Sanye verband, mit ihm und seinen Piraten – der Wille nach einer Freiheit, nicht gebunden an Blut und Volk.
„Wir belassen es dabei?", hakte Sanye noch einmal nach und fügte auf Legolas' Nicken hinzu: „Dann werde ich mich daran machen, Néndil zu verfolgen. Sucht ihr auf den Schiffen, ich suche auf den Meeren."
„Ich werde Euch Beriod schicken; er kennt Néndil und wird Euch vielleicht helfen können... erlaubt Ihr mir nur, Euren kleinen Diener in Euren Plan mit einzubauen", bat Legolas ernst. „Kinder sind sehr empfindsam; er wird mir sicherlich helfen können."
„Passt nur gut auf ihn auf", meinte der Pirat, stimmte aber mit einem Nicken zu.
TBC...
Wenn ich noch ein nettes Reviewlein bekommen würd (dürfen auch mehr sein :)), kommt bald schon das nächste Kapitelchen...
