Kapitel 5
Anpassung
Hermine öffnete die Augen und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Irgendwie hatte sie es geschafft, voll bekleidet ins Bett zu klettern und nicht einmal die Umhänge geschlossen zu haben.
„Guten Morgen"sagte eine sanfte weibliche Stimme in ihrer Nähe.
Hermine sah langsam auf und hätte beinahe aufgeschrieen. Da war Harrys Mutter- Lily Evans. Sie sah so schön aus mit ihrem langen, roten Haar und ihren tiefgrünen Augen.
"Ich denke mal du bist eine Austauschschülerin, obwohl es mir recht spät im Jahr dafür erscheint" sagte Lily und setzte sich auf das Bett das Hermines Bett gegenüberstand.
"Ich...äh...ja, ich bin eine Austauschschülerin, so könnte man das nennen."
"Bist du gestern spät angekommen?" fragte Lily und betrachtete Hermine, wobei sie bemerkte, dass diese keinen Pyjama trug.
Hermine lachte nervös als sie sich im Bett aufsetzte. „Ja. Ich war fix und fertig als ich gestern Abend hier ankam"sagte sie ehrlich. „Ich denke mal, ich sollte vor dem Frühstück noch duschen."
„Ich glaub, das ist ne gute Idee", sagte Lily und lächelte freundlich. „Ach ja, ich bin Lily Evans."Lily streckte ihre Hand aus und Hermine griff vorsichtig danach. Heimlich wünschte sie, Harry könnte hier sein, um sie zu sehen.
"Jane....Jane Doe," sagte Hermine blöde und schüttelte Lilys Hand.
„Jane Doe?"fragte Lily und zog die Nase kraus. „Das ist irgendwie..."
„Oh es ist eine Kurzform für...etwas längeres. Mein Großvater war Deutscher und der Name ist so furchtbar lang. Doe geht einfach leichter von der Zunge."plapperte sie schnell und fühlte sich nur noch dämlicher.
"Oh" , sagte Lily und nickte. „Schon klar. Nun, das macht doch Sinn. Schön, dich kennen zu lernen, Jane Doe."Lily lächelte und Hermine entspannte sich sofort. „Es ist schön, eine neue Gryffindor hier zu haben. Ich glaube, du wirst dich hier schnell wohl fühlen."Hermine lächelte zu Lily hinauf bevor sie ihre Sachen zusammensuchte und sich auf den Weg zu den Duschräumen machte.
* * * *
Nach einer langen, heißen Dusche zog Hermine sich an und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Er hatte sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert, und das tröstete sie ein wenig. Der Gemeinschaftsraum war voller Schüler, die sich auf den Weg zum Frühstückssaal machen wollten, aber als sie die Rumtreiber erblickte, war sie immer noch nicht darauf vorbereitet und das traumähnliche Gefühl überkam sie wieder.
Lily, die neben James stand, hob ihren Arm und winkte ihr zu. „Jane, hier drüben!"
Hermine sah unauffällig in eine andere Richtung und fragte sich, ob sie sich trauen sollte - Ach was sollte das Ganze, sie war noch immer eine Gryffindor - dann ging sie auf die Gruppe zu. „Guten Morgen"sagte sie, stellte sich unsicher neben Lily und spürte, wie die anderen sie ansahen.
"Jane, ich möchte dich meinen Freunden vorstellen", sagte Lily und fasste Hermine freundschaftlich am Arm. Hermines Augen weiteten sich.
Na das ist mal wieder typisch. Tu so, als wäre es das erste Mal, dass du sie triffst.
"Das ist Sirius Black", begann sie und zeigte auf ihn.
Sirius nickte Hermine zu und zwinkerte. Mann, sah der gut aus. Sie versuchte, nicht rot zu werden als sie Hallo sagte. Er hatte ein Lächeln, dass selbst eine alte Hexe verzaubert hätte.
"Das ist James Potter", sagte sie und lehnte sich näher zu Hermine herüber. „er ist mein Freund."
"Schön dich kennen zu lernen" sagte Hermine und fühlte sich, als würde sie Harry die Hand schütteln.
"Das ist Peter Pettigrew."
Hermine biss die Zähne zusammen. Peter sah unsicher und nervös aus. Was zwickt dich, Peter? Sie fragte sich ob sie es herausfinden würde.
"Und das ist Remus Lupin," sagte Lily und deutete auf ihn.
Hermine lächelte und Remus wurde rot.
Wird er tatsächlich rot? Ich hätte Remus nie für einen von der schüchternen Sorte gehalten.
"Guten Morgen", sagte er und reichte ihr zögernd die Hand. Er war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt berühren sollte. Da war etwas zwischen ihnen- er hätte es selbst aus einer Meile Entfernung wahrgenommen und es machte ihn nervös. Hermine schüttelte ihm die Hand und erlaubte es sich, dass ihre Augen sich etwas länger begegneten, als es nötig gewesen wäre, bevor sie sich wieder Lily zuwandte.
"Und das ist Jane Doe", fügte Lily hinzu und lächelte Hermine an.
"Jane Doe?" fragte James und versuchte, nicht zu lachen. „Das hört sich so....allgemein an."
„So was ähnliches habe ich auch gesagt", gab Lily zu. „Aber es ist eine Abkürzung für irgendetwas, stimmt´s Jane?"
"Ja..." Sie erinnerte sich an die Lüge von vorhin. „Es ist eine Abkürzung. Mein Großvater war Deutscher also ist es ein langer deutscher Name, schwer auszusprechen und so", sagte sie und nickte dabei wie eine Idiotin.
"Eine Abkürzung für was?" fragte Remus.
Verdammt. Denk nach, Hermine, denk nach.
"Ähm—Doechenbacher—hauf," plapperte sie. "Ja, das ist es, Doechenbacherhauf."
„Woh, das IST lang", sagte Sirius und hob die Brauen. „Ich nenn dich einfach Jane Doe, wenn du nichts dagegen hast", sagte er, ging zu ihr hinüber und legte ihr den Arm um die Schulter. „Willkommen in Hogwarts. Erlaube mir.."Remus räusperte sich. „Erlaube UNS dich ein wenig herumzuführen. Wir kennen uns hier besser aus, als irgendwer sonst."
"Ist das so?" fragte Hermine, der der verspielte Sirius gefiel.
"Wart´s ab", sagte er, zwinkerte ihr erneut zu und sah Remus über die Schulter hinweg an.
* * * *
Die Rumtreiber und Hermine betraten das Klassenzimmer für Verwandlung vor der ersten Unterrichtsstunde; sie fühlte sich nur noch ein wenig nervös, denn Verwandlung war immer eines ihrer besten Fächer gewesen.
Das Klassenzimmer war ein wenig anders, als sie es kannte. Es gab keine Schreibtische; an ihrer Stelle standen Tische, an denen jeweils drei Schüler Platz nehmen konnte. Erwartungsvoll sah sie Lily an.
"Wir sitzen immer hier hinten", sagte sie und deutete auf zwei Tische nahe dem Raumende. „Sirius glaubte, dass das Professor McGonagal davon abhalten könnte, mitzubekommen, was er tut, aber jetzt beobachtet sie ihn doppelt so viel."lachte Lily.
James und Peter hatten sich bereits an den Tisch vor den Tisch gesetzt, den Sirius ausgesucht hatte. Lily setzte sich neben James. Also blieb ihr der Platz am Tisch mit Sirius und Remus, der zurückgeblieben war, so als wolle er sich woanders hinsetzen.
Und das war GENAU das was ihm durch den Kopf ging. Er sah von den zwei leeren Stühlen auf und sein Blick wanderte durch den Raum. Würden sich die anderen wundern, wenn er sich woanders hinsetzte? Natürlich würden sie das; sie waren ja nicht blöd. Sie würden sein seltsames Verhalten sofort durchschauen- er befürchtete, dass Sirius das bereits getan hatte und das er aus diesem Grund so offen mit Jane flirtete – nur um ihn damit aufzuziehen.
Hermine zuckte die Schultern und ließ sich auf den Stuhl neben Sirius fallen.
„Gute Wahl"sagte er, um sie aufzuziehen.
Sie sah zu Remus hinauf; er stand immer noch da und sah sich im Raum um.
"Na los, Prof...Remus" verbesserte sie sich schnell und kam sich seltsam dabei vor, ihn beim Vornamen anzureden; "Du kannst dich ruhig hierher setzen; ich beiße nicht."
Remus zuckte leicht zusammen. Zu spät, dachte er. Er seufzte und setze sich neben Jane. So schlimm konnte es nicht sein, oder... sie lächelte ihn an, als er sich setzte... oder konnte es doch? Wenn er Jane nur ansah, fühlte er, wie seine Eingeweide sich umdrehten. Wenn sie ihn ansah, hatte er das Gefühl, dass sie Dinge WUSSTE; er fühlte sich entblößt und das war er nicht gewöhnt. Nur seine engsten Freunde kannten seine Geheimnisse und selbst sie wussten nicht alle. Ihm war es lieber so- sein Leben blieb geheimnisvoll und ließ keinen Raum für jegliche Art von Intimität. Und er hatte keinen Platz mehr in seinem Leben für Jane... also warum hatte er dann das Gefühl, als versuche er, Platz für sie zu schaffen?
Hermine fühlte sich neben Remus geborgen. Er war der einzige aus ihrer Zukunft, den sie auf dieses verrückte Abenteuer mitgebracht zu haben schien- auch wenn er erst 17 war. Er war immer noch Remus Lupin und auf seine ganz eigene Art WAR er sogar sexy. Er war nicht so umwerfend gutaussehend oder so draufgängerisch attraktiv wie James; er sah einfach ganz gut aus... und diese Augen... wie hatte sie wissen können, dass sie so blau waren? In der Zukunft war ihr an seinen Augen nie etwas anderes aufgefallen, als das sie ständig traurig waren. Aber als 17-jähriger verströmte er einen Charme, der jedem Romantiker auffallen musste. Man wusste, dass er ein ehrlicher Mensch war, ohne auch nur mit ihm gesprochen zu haben und Hermine WUSSTE, dass er freundlich und sanft war und sieh die nur diese Hände an...
Hör auf damit, dachte sie sofort. Sie grinste Remus unbeholfen zu, bevor sie sich umdrehte um zu hören, was Sirius sagte.
"...nein James, nicht heute Abend... wir haben Quidditschtraining..."
Hermine verdrehte die Augen. Sogar in der Vergangenheit konnte sie Quidditsch nicht entfliehen. Das Leben war WIRKLICH unfair. Sie wandte sich wieder Remus zu.
"Also...", sie wusste nicht, was sie sagen sollte und war erleichtert, dass McGonagall den Raum betrat und sie erlöste.
"Guten Morgen Klasse. Wenn Sie bitte Ihre Bücher herausnehmen und sie auf Seite 374 öffnen würden.. Heute werden wir lernen, wie man Kerzen in Kanarienvögel verwandelt. Evans, können Sie bitte nach vorn kommen und die Kerzen verteilen?"sagte Professor McGonagall.
"Oh, daran erinnere ich mich" sagte Hermine gedankenverloren.
„Du hast das schon durchgenommen?"fragte Sirius rasch.
„Äh... nun .. ja."
„Also a deiner anderen Schule?"fragte Remus und blätterte durch sein Buch auf der Suche nach der richtigen Seite.
"Hm..." sagte Hermine und sah Lily zu, die durch den Raum schritt und die Kerzen verteilte.
„Wo bist du denn zur Schule gegangen? War es da wie auf Hogwarts?"fragte Sirius.
"Oh... na ja, es war ziemlich wie Hogwarts, nur etwas älter", antwortete sie ehrlich.
Lily blieb vor ihrem Tisch stehen und gab jeder nahm sich eine Kerze. „Viel Glück", flüsterte sie Jane zu.
"Okay, Ruhe bitte. Danke, Miss Evans", sagte sie und nahm Lily die leere Kiste aus der Hand. „Lesen Sie sich den Abschnitt durch und wenn Sie fertig sind, sollten Sie dazu in der Lage sein, die Verwandlung durchzuführen. Ich werde herumgehen."
"Könnte ich mir dein Buch ausleihen... mit reinschauen?"fragte Hermine Remus und bemerkte nicht dass Sirius sein Buch immer näher zu ihr heranschob."
"Äh..."
"Na ja, wenn du mich nicht reinsehn lassen willst ist das okay." sagte sie, als sie bemerkte, dass es ihm unangenehm war.
„Nein, nein, es ist... ähm.. schon okay."sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. Sirius sah Remus zu und grinste, wobei er versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Er hatte schon lange nicht mehr diesen Ausdruck auf Remus´ Gesicht gesehen.
"Danke", sagte sie und lehnte sich hinüber um das Buch einsehen zu können. Ihr Arm berührte seinen und wenngleich es ihr nicht auffiel, so viel es IHM doch auf. Er wurde durch ihre Anwesenheit so sehr abgelenkt, dass er sich nicht einmal auf das Lesen konzentrieren konnte. Er musste immer daran denken, wie sie roch... er wusste einfach nicht, woran es ihn erinnerte. Sein Arm kribbelte dort, wo sie ihn berührte; er sah sie aus den Augenwinkeln heraus an, aber sie war zu sehr mit Lesen beschäftigt um es zu bemerken. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht in seiner Werwolfgestalt neben ihr saß, hatte er dennoch die Sinne eines Werwolfes. Er konnte ihren leisen, regelmäßigen Atem hören und das versetzte ihn in eine Art seltsamer Trance, so dass sie ihn zweimal ansprechen musste, bis er wieder daraus erwachte.
"Remus?" fragte sie. Hermine sah ihn an; in seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. „Remus?"
"W...was?" Er schüttelte seinen Kopf und sah auf.
"´Tschuldige, wenn ich dich störe, aber Sirius will irgendetwas", sagte sie und lächelte.
"Was ist?" fragte er und sah zu Sirius hinüber, der eine Hand über den Mund gepresst hielt um sein Lachen zu ersticken. Sirius deutete auf James, der seine Verwandlungskerze in der Hand hielt, allerdings hatte sich diese nicht in einen Kanarienvogel sondern in ein genaues Abbild von Severus Snape verwandelt, der mit dem Kopf nach unten hing, den Umhang über der Brust.
Endlich lächelte Remus und Hermine atmete innerlich auf, als sie das sah. Remus hörte, wie sie lese ausatmete und sah sie kurz an.
"Was?"
"Es ist schön, dich lächeln zu sehen", sagte sie und dachte darüber nach, wie lange es TATSÄCHLICH her war, seit sie ein Lächeln auf seinem müden Gesicht gesehen hatte.
"Danke", sagte er zögernd.
"Sie sollte Ihre Kerzen mittlerweile alle verwandelt haben", sagte Professor McGonagall laut vom vorderen Ende der Klasse. „James Potter, das habe ich gesehen". Sie sah warnend zu James hinüber, zwinkerte jedoch.
Hermine hielt ihren Zauberstab hoch, deutete damit auf die Kerze und murmelte. „Candelanthis". Ihre schwarze Kerze verwandelte sich hübsch in einen hellgelben Kanarienvogel der fröhlich zwitscherte, bevor er von ihrem Tisch aufflog. Sie deutete mit dem Zauberstab auf den Vogel. „Candelanthis."Der Kanarienvogel verschwand und eine schwarze Kerze viel zurück in Hermines ausgestreckte Hand.
„Wow", sagte Sirius langsam. „Potter, du hast Konkurrenz um den Titel für den besten Verwandlungsschüler."
Hermine war das so peinlich, dass ihre Wangen ein helles pink annahmen, aber sie war dennoch stolz auf ihr Können.
Neben ihr schluckte Remus schwer. Konnte sie nicht einfach eine schrecklich schlechte Schülerin sein? Musste sie wirklich attraktiv UND klug sein? Er sah stirnrunzelnd auf seine eigene Kerze; sie hatte bloße ein paar gelbe Flügel bekommen und versuchte verzweifelt sich von der Tischplatte zu erheben.
* * * *
Der Rest des Tages verlief für Hermine recht ereignislos. Sie brachte die täglichen Unterrichtsstunden in Hogwarts hinter sich und war erfreut als sie herausfand, dass sie weder hinter den anderen zurücklag, noch den anderen Siebtklässlern besonders überlegen war.
Nach dem Abendessen hatte sie es sich in einem der gemütlichen Armsessel im Gryffindorgemeinschaftsraum bequem gemacht. Ein großes Feuer brannte im Kamin und während sie anfing ihr Buch zu lesen bemerkte sie, dass sie bereits damit begonnen hatte, sich in ihr neues Leben einzufinden – selbst, wenn es nur vorübergehend war.
"Sieh mal wer auf deinem Platz sitzt, Moony" sagte James, kam herüber und stellte sich hinter den Sessel in dem Hermine saß. Lily warf sich auf die Couch, während Peter und Sirius sich auf den Boden und nahe dem Feuer niederließen.
"Was? Ich sitze in deinem Sessel?" fragte sie und sah direkt zu Remus hinauf, der hinter der Couch stand.
"Woher wusstest du, dass ER Moony ist?" fragte Peter neugierig.
Verdammter spitzelnder kleiner Nerver! dachte sie während sie Peter flüchtig ansah. Die anderen betrachteten sie und fragten sich sicher dasselbe, obwohl sie es nicht bemerkt hatten, bevor Peter gefragt hatte
"Oh... ich...ähm... ich hab vorhin gehört, dass einer von euch ihn so genannt hat", log sie
Sie murmelten zustimmend. Sie nannten einander so häufig bei ihren Spitznamen, dass sie darin nicht einmal eine Lüge erkannten. Sie entspannte sich in ihrem Sessel und sah wieder zu Remus auf.
"Ist das dein Platz? Ich kann aufstehn", sagte sie, schloss sanft das Buch und stand dann auf.
"Nein, das ist nicht mein Sessel", sagte er und scharrte mit den Füßen.
„Doch, ist er", warf Sirius ein und achtete nicht darauf, dass sich sein Freund offensichtlich gar nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte.
"Nun ja, manchmal schon, aber du kannst da sitzen bleiben" sagte er und wagte es, sie anzusehen.
"Nein, ist schon okay. Ich wollte sowieso gerade ins Bett gehen. Gute Nacht."
"Gute Nacht, Jane. Ich komme auch in ner Minute hoch", sagte Lily bevor sie aufstand und James einen Kuss auf die Wange gab. „Bringt euch nicht in Schwierigkeiten."
"Du kennst mich doch" sagte er und fasste ihre Hand.
"Ja, das tue ich und deswegen sage ich, bringt euch nicht in Schwierigkeiten. Gute Nacht James. Gute Nacht", sagte sie und drehte sich zu den anderen herum.
Als die beiden Mädchen fort waren streckte sich James auf dem Sofa aus und Remus ließ sich auf dem Sessel nieder, in dem zuvor Hermine gesessen hatte.
„Also, Moony, willst du uns vielleicht etwas sagen?"fragte Sirius, hob die Augenbrauen und stupste dabei Peter mit dem Ellbogen in die Seite.
„Nein", erwiderte Remus leise.
„Komm schon, Remus. Du kannst uns nicht belügen."sagte James und nahm dabei Sirius´ Hinweis auf. Remus war schon immer zu verschlossen gewesen, immer mussten sie ihm die Informationen aus der Nase ziehen."
„Irgendwas, das mit dem neuen Mädchen zu tun hat?"fuhr Sirius fort.
„Nein,"sagte Remus wieder, errötete leicht und rutschte auf seinem Sessel herum.
„Moony", sagte Sirius lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und lachte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du empfindest etwas für das neue Mädchen."James und Peter kicherten.
„Das ist absurd. Ich kenne sie doch nicht mal"sagte er und wagte es nicht, sie anzusehen aus Angst dass Wort LÜGNER würde ihm auf der Stirn geschrieben stehen.
„Nur ein kleines bisschen"sagte James und zwinkerte Sirius und Peter zu.
„Ich habe gesehen, wie du sie angesehen hast und du hast seit Patricia Harden im dritten Jahr kein Mädchen mehr so angesehen."sagte Sirius und sah Remus ernsthaft an. Er vermied Augenkontakt – ein deutliches Zeichen dafür, dass er unehrlich war.
"Patricia Harden?" sagte Peter und lachte laut.
„Na und", sagte Remus. „Sie war das heißeste Mädchen an der Schule und ihr alle wisst das!"
„Das war sie", nickte James. „Aber sie war 17 und du 13!"Er lachte leise.
„Wann hat Alter jemals eine Rolle gespielt"widersprach Remus. „Remus ist mit jedem 17-jährigen Mädchen ausgegangen, als er 15 war."
"Ja, Sirius, das bist du", stimmte James zu.
"Tja, wir hatten immer Glück bei den Ladies" sagte er in seiner besten "arroganter Bastard" Stimmlage. „Aber zurück zu Jane"sagte er und sprach ihren Namen unnötig lang aus.
„Was ist mit ihr", fragte Remus und starrte ins Feuer.
„Was hältst du von ihr?"fragte James.
„Ja, was hältst du von ihr?"ahmte Peter ihn nach.
„Ich halte sie für sehr klug."erwiderte Remus ruhig.
"Jaaa... und weiter?"
„Und... attraktiv"fügte er noch ruhiger hinzu.
"Also machst du den ersten Schritt?" fragte Remus weiter, lehnte sich nahe zu Remus hinüber und sah ihn an.
„Nein."
"Warum nicht?" fragte James verwirrt.
„Weil sie nie mit mir ausgehen würde.
"Ach was Remus, du hast nicht genügend Selbstvertrauen. Du bist doch ein gutaussehender Kerl..."
"Aber falls ihr es nicht vergessen habt", sagte er düster, stützte die Ellbogen auf seine Knie und flüsterte so leise, dass nur seine Freunde ihn verstehen konnten, „ich bin ein verdammter Werwolf!"
Und mit diesen Worten stand Remus auf und ging seufzend davon. Er dachte an Jane und verdrängte die Gedanken rasch. Sein Leben war anders als das der anderen. Es endete doch alles immer gleich... er war ein Werwolf, Ende der Geschichte.
* * * *
Eine ganze Weile später öffnete Sirius die Tür zum Schlafraum, den er mit den anderen Gryffindor Siebtklässlern teilte. Bisher lag noch niemand im Bett, außer Remus.
Sirius ging hinüber und setzte sich auf die Ecke seines Bettes, das direkt neben dem von Remus stand. Der Mond war kaum eine Sichel breit und Sirius konnte ihn durch das Fenster hindurch sehen. Remus hatte die Vorhänge um sein Bett nicht geschlossen aber er lag still da und mit geschlossenen Augen. Sirius hatte den dringenden Verdacht, dass er nicht schlief.
"Moony? Schläfst du?"
"Ja!"
Sirius grinste. „Du weißt doch, dass wir wegen Jane nur Spaß gemacht haben, oder?"sagte Sirius mit überraschend sanfter Stimme.
„Ich will wirklich nicht darüber reden", antwortete er und Sirius konnte die Traurigkeit in seiner Stimme hören, obwohl Remus sicher dachte, dass er sie sehr gut verbarg.
„Ich hab kein Problem damit, wenn du sie nicht magst", sagte Sirius ehrlich.
„Ich sagte, ich will nicht darüber reden", wiederholte Remus, erhob dabei die Stimme, öffnete seine Augen aber noch immer nicht.
„Hör zu, Moony, was ist dein Problem? Ich meine, du bist doch ein perfekt toller Kerl und sie scheint ein nettes Mädchen zu sein... wo liegt das Problem?"Sirius sprang leicht zurück, als Remus abrupt aufsprang und ihn anfunkelte.
„Sirius, ich will nicht darüber reden", knurrte Remus durch seine zusammengepressten Zähne „aber weil du offensichtlich nicht die Klappe halten willst, werde ich es dir erzählen. Ich WEIß nicht, ob ich Jane mag oder nicht, klar? Und willst du wissen, warum? Es liegt daran dass ich nicht einmal mag wie es sich ANFÜHLT, wenn man ein Mädchen WIRKLICH mag. Und willst du wissen wie das kommt? Ich bin ein Werwolf. Ich verbringe jeden Moment meines Lebens damit, diese simple Tatsache zu verbergen- diese simple Tatsache, die ALLES komplizierter macht. Ich werde niemals so sein, wie du und James, immer die Gewinner bei den Mädels...."
„Du hast nie versucht, ein Gewinner bei den Mädels zu sein, Remus" unterbrach Sirius ihn.
„Na und? Sie würden mich nicht wollen und du weißt das", sagte er, schwang die Beine aus dem Bett und ging zum Fenster. Er sah hinauf zum Mond, der kaum sichtbar war. „Wie könnte ein Mädchen bei mir bleiben wollen, wenn sie die schreckliche Wahrheit herausfinden würde?"
„Auch wir haben dich nicht verlassen, als wir die Wahrheit herausgefunden haben. Wie kommst du dann darauf, das ein Mädchen das tun würde?"
„Und wie kommst du darauf, dass Jane die RICHTIGE für mich ist?"fragte er und sah Sirius an.
„Ich sage nicht, dass sie es ist. Ich sage nur, dass du, wenn du sie nicht an dich heranlässt , oder irgendeine andere, es niemals wissen wirst."
Remus hörte, wie Sirius aufstand und den Raum verließ. Er stand am Fester und dachte immer wieder über Sirius Worte nach. Vielleicht hatte er recht. Wie sollte er herausfinden, ob ein Mädchen wirklich vor ihm Reißaus nehmen würde, wenn sie es herausfand, wenn er ihr niemals die Chance gab, die Wahrheit herauszufinden? Der bloße Gedanke machte ihm Angst, denn er fühlte, dass ein Teil von ihm nicht wissen wollte, was dann passierte... er konnte sich das Ende selbst ausmalen.... ein Ende, in dem das Mädchen nicht mehr vorkam, weil es ihn längst verlassen hatte.
Anpassung
Hermine öffnete die Augen und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Irgendwie hatte sie es geschafft, voll bekleidet ins Bett zu klettern und nicht einmal die Umhänge geschlossen zu haben.
„Guten Morgen"sagte eine sanfte weibliche Stimme in ihrer Nähe.
Hermine sah langsam auf und hätte beinahe aufgeschrieen. Da war Harrys Mutter- Lily Evans. Sie sah so schön aus mit ihrem langen, roten Haar und ihren tiefgrünen Augen.
"Ich denke mal du bist eine Austauschschülerin, obwohl es mir recht spät im Jahr dafür erscheint" sagte Lily und setzte sich auf das Bett das Hermines Bett gegenüberstand.
"Ich...äh...ja, ich bin eine Austauschschülerin, so könnte man das nennen."
"Bist du gestern spät angekommen?" fragte Lily und betrachtete Hermine, wobei sie bemerkte, dass diese keinen Pyjama trug.
Hermine lachte nervös als sie sich im Bett aufsetzte. „Ja. Ich war fix und fertig als ich gestern Abend hier ankam"sagte sie ehrlich. „Ich denke mal, ich sollte vor dem Frühstück noch duschen."
„Ich glaub, das ist ne gute Idee", sagte Lily und lächelte freundlich. „Ach ja, ich bin Lily Evans."Lily streckte ihre Hand aus und Hermine griff vorsichtig danach. Heimlich wünschte sie, Harry könnte hier sein, um sie zu sehen.
"Jane....Jane Doe," sagte Hermine blöde und schüttelte Lilys Hand.
„Jane Doe?"fragte Lily und zog die Nase kraus. „Das ist irgendwie..."
„Oh es ist eine Kurzform für...etwas längeres. Mein Großvater war Deutscher und der Name ist so furchtbar lang. Doe geht einfach leichter von der Zunge."plapperte sie schnell und fühlte sich nur noch dämlicher.
"Oh" , sagte Lily und nickte. „Schon klar. Nun, das macht doch Sinn. Schön, dich kennen zu lernen, Jane Doe."Lily lächelte und Hermine entspannte sich sofort. „Es ist schön, eine neue Gryffindor hier zu haben. Ich glaube, du wirst dich hier schnell wohl fühlen."Hermine lächelte zu Lily hinauf bevor sie ihre Sachen zusammensuchte und sich auf den Weg zu den Duschräumen machte.
* * * *
Nach einer langen, heißen Dusche zog Hermine sich an und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Er hatte sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert, und das tröstete sie ein wenig. Der Gemeinschaftsraum war voller Schüler, die sich auf den Weg zum Frühstückssaal machen wollten, aber als sie die Rumtreiber erblickte, war sie immer noch nicht darauf vorbereitet und das traumähnliche Gefühl überkam sie wieder.
Lily, die neben James stand, hob ihren Arm und winkte ihr zu. „Jane, hier drüben!"
Hermine sah unauffällig in eine andere Richtung und fragte sich, ob sie sich trauen sollte - Ach was sollte das Ganze, sie war noch immer eine Gryffindor - dann ging sie auf die Gruppe zu. „Guten Morgen"sagte sie, stellte sich unsicher neben Lily und spürte, wie die anderen sie ansahen.
"Jane, ich möchte dich meinen Freunden vorstellen", sagte Lily und fasste Hermine freundschaftlich am Arm. Hermines Augen weiteten sich.
Na das ist mal wieder typisch. Tu so, als wäre es das erste Mal, dass du sie triffst.
"Das ist Sirius Black", begann sie und zeigte auf ihn.
Sirius nickte Hermine zu und zwinkerte. Mann, sah der gut aus. Sie versuchte, nicht rot zu werden als sie Hallo sagte. Er hatte ein Lächeln, dass selbst eine alte Hexe verzaubert hätte.
"Das ist James Potter", sagte sie und lehnte sich näher zu Hermine herüber. „er ist mein Freund."
"Schön dich kennen zu lernen" sagte Hermine und fühlte sich, als würde sie Harry die Hand schütteln.
"Das ist Peter Pettigrew."
Hermine biss die Zähne zusammen. Peter sah unsicher und nervös aus. Was zwickt dich, Peter? Sie fragte sich ob sie es herausfinden würde.
"Und das ist Remus Lupin," sagte Lily und deutete auf ihn.
Hermine lächelte und Remus wurde rot.
Wird er tatsächlich rot? Ich hätte Remus nie für einen von der schüchternen Sorte gehalten.
"Guten Morgen", sagte er und reichte ihr zögernd die Hand. Er war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt berühren sollte. Da war etwas zwischen ihnen- er hätte es selbst aus einer Meile Entfernung wahrgenommen und es machte ihn nervös. Hermine schüttelte ihm die Hand und erlaubte es sich, dass ihre Augen sich etwas länger begegneten, als es nötig gewesen wäre, bevor sie sich wieder Lily zuwandte.
"Und das ist Jane Doe", fügte Lily hinzu und lächelte Hermine an.
"Jane Doe?" fragte James und versuchte, nicht zu lachen. „Das hört sich so....allgemein an."
„So was ähnliches habe ich auch gesagt", gab Lily zu. „Aber es ist eine Abkürzung für irgendetwas, stimmt´s Jane?"
"Ja..." Sie erinnerte sich an die Lüge von vorhin. „Es ist eine Abkürzung. Mein Großvater war Deutscher also ist es ein langer deutscher Name, schwer auszusprechen und so", sagte sie und nickte dabei wie eine Idiotin.
"Eine Abkürzung für was?" fragte Remus.
Verdammt. Denk nach, Hermine, denk nach.
"Ähm—Doechenbacher—hauf," plapperte sie. "Ja, das ist es, Doechenbacherhauf."
„Woh, das IST lang", sagte Sirius und hob die Brauen. „Ich nenn dich einfach Jane Doe, wenn du nichts dagegen hast", sagte er, ging zu ihr hinüber und legte ihr den Arm um die Schulter. „Willkommen in Hogwarts. Erlaube mir.."Remus räusperte sich. „Erlaube UNS dich ein wenig herumzuführen. Wir kennen uns hier besser aus, als irgendwer sonst."
"Ist das so?" fragte Hermine, der der verspielte Sirius gefiel.
"Wart´s ab", sagte er, zwinkerte ihr erneut zu und sah Remus über die Schulter hinweg an.
* * * *
Die Rumtreiber und Hermine betraten das Klassenzimmer für Verwandlung vor der ersten Unterrichtsstunde; sie fühlte sich nur noch ein wenig nervös, denn Verwandlung war immer eines ihrer besten Fächer gewesen.
Das Klassenzimmer war ein wenig anders, als sie es kannte. Es gab keine Schreibtische; an ihrer Stelle standen Tische, an denen jeweils drei Schüler Platz nehmen konnte. Erwartungsvoll sah sie Lily an.
"Wir sitzen immer hier hinten", sagte sie und deutete auf zwei Tische nahe dem Raumende. „Sirius glaubte, dass das Professor McGonagal davon abhalten könnte, mitzubekommen, was er tut, aber jetzt beobachtet sie ihn doppelt so viel."lachte Lily.
James und Peter hatten sich bereits an den Tisch vor den Tisch gesetzt, den Sirius ausgesucht hatte. Lily setzte sich neben James. Also blieb ihr der Platz am Tisch mit Sirius und Remus, der zurückgeblieben war, so als wolle er sich woanders hinsetzen.
Und das war GENAU das was ihm durch den Kopf ging. Er sah von den zwei leeren Stühlen auf und sein Blick wanderte durch den Raum. Würden sich die anderen wundern, wenn er sich woanders hinsetzte? Natürlich würden sie das; sie waren ja nicht blöd. Sie würden sein seltsames Verhalten sofort durchschauen- er befürchtete, dass Sirius das bereits getan hatte und das er aus diesem Grund so offen mit Jane flirtete – nur um ihn damit aufzuziehen.
Hermine zuckte die Schultern und ließ sich auf den Stuhl neben Sirius fallen.
„Gute Wahl"sagte er, um sie aufzuziehen.
Sie sah zu Remus hinauf; er stand immer noch da und sah sich im Raum um.
"Na los, Prof...Remus" verbesserte sie sich schnell und kam sich seltsam dabei vor, ihn beim Vornamen anzureden; "Du kannst dich ruhig hierher setzen; ich beiße nicht."
Remus zuckte leicht zusammen. Zu spät, dachte er. Er seufzte und setze sich neben Jane. So schlimm konnte es nicht sein, oder... sie lächelte ihn an, als er sich setzte... oder konnte es doch? Wenn er Jane nur ansah, fühlte er, wie seine Eingeweide sich umdrehten. Wenn sie ihn ansah, hatte er das Gefühl, dass sie Dinge WUSSTE; er fühlte sich entblößt und das war er nicht gewöhnt. Nur seine engsten Freunde kannten seine Geheimnisse und selbst sie wussten nicht alle. Ihm war es lieber so- sein Leben blieb geheimnisvoll und ließ keinen Raum für jegliche Art von Intimität. Und er hatte keinen Platz mehr in seinem Leben für Jane... also warum hatte er dann das Gefühl, als versuche er, Platz für sie zu schaffen?
Hermine fühlte sich neben Remus geborgen. Er war der einzige aus ihrer Zukunft, den sie auf dieses verrückte Abenteuer mitgebracht zu haben schien- auch wenn er erst 17 war. Er war immer noch Remus Lupin und auf seine ganz eigene Art WAR er sogar sexy. Er war nicht so umwerfend gutaussehend oder so draufgängerisch attraktiv wie James; er sah einfach ganz gut aus... und diese Augen... wie hatte sie wissen können, dass sie so blau waren? In der Zukunft war ihr an seinen Augen nie etwas anderes aufgefallen, als das sie ständig traurig waren. Aber als 17-jähriger verströmte er einen Charme, der jedem Romantiker auffallen musste. Man wusste, dass er ein ehrlicher Mensch war, ohne auch nur mit ihm gesprochen zu haben und Hermine WUSSTE, dass er freundlich und sanft war und sieh die nur diese Hände an...
Hör auf damit, dachte sie sofort. Sie grinste Remus unbeholfen zu, bevor sie sich umdrehte um zu hören, was Sirius sagte.
"...nein James, nicht heute Abend... wir haben Quidditschtraining..."
Hermine verdrehte die Augen. Sogar in der Vergangenheit konnte sie Quidditsch nicht entfliehen. Das Leben war WIRKLICH unfair. Sie wandte sich wieder Remus zu.
"Also...", sie wusste nicht, was sie sagen sollte und war erleichtert, dass McGonagall den Raum betrat und sie erlöste.
"Guten Morgen Klasse. Wenn Sie bitte Ihre Bücher herausnehmen und sie auf Seite 374 öffnen würden.. Heute werden wir lernen, wie man Kerzen in Kanarienvögel verwandelt. Evans, können Sie bitte nach vorn kommen und die Kerzen verteilen?"sagte Professor McGonagall.
"Oh, daran erinnere ich mich" sagte Hermine gedankenverloren.
„Du hast das schon durchgenommen?"fragte Sirius rasch.
„Äh... nun .. ja."
„Also a deiner anderen Schule?"fragte Remus und blätterte durch sein Buch auf der Suche nach der richtigen Seite.
"Hm..." sagte Hermine und sah Lily zu, die durch den Raum schritt und die Kerzen verteilte.
„Wo bist du denn zur Schule gegangen? War es da wie auf Hogwarts?"fragte Sirius.
"Oh... na ja, es war ziemlich wie Hogwarts, nur etwas älter", antwortete sie ehrlich.
Lily blieb vor ihrem Tisch stehen und gab jeder nahm sich eine Kerze. „Viel Glück", flüsterte sie Jane zu.
"Okay, Ruhe bitte. Danke, Miss Evans", sagte sie und nahm Lily die leere Kiste aus der Hand. „Lesen Sie sich den Abschnitt durch und wenn Sie fertig sind, sollten Sie dazu in der Lage sein, die Verwandlung durchzuführen. Ich werde herumgehen."
"Könnte ich mir dein Buch ausleihen... mit reinschauen?"fragte Hermine Remus und bemerkte nicht dass Sirius sein Buch immer näher zu ihr heranschob."
"Äh..."
"Na ja, wenn du mich nicht reinsehn lassen willst ist das okay." sagte sie, als sie bemerkte, dass es ihm unangenehm war.
„Nein, nein, es ist... ähm.. schon okay."sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. Sirius sah Remus zu und grinste, wobei er versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Er hatte schon lange nicht mehr diesen Ausdruck auf Remus´ Gesicht gesehen.
"Danke", sagte sie und lehnte sich hinüber um das Buch einsehen zu können. Ihr Arm berührte seinen und wenngleich es ihr nicht auffiel, so viel es IHM doch auf. Er wurde durch ihre Anwesenheit so sehr abgelenkt, dass er sich nicht einmal auf das Lesen konzentrieren konnte. Er musste immer daran denken, wie sie roch... er wusste einfach nicht, woran es ihn erinnerte. Sein Arm kribbelte dort, wo sie ihn berührte; er sah sie aus den Augenwinkeln heraus an, aber sie war zu sehr mit Lesen beschäftigt um es zu bemerken. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht in seiner Werwolfgestalt neben ihr saß, hatte er dennoch die Sinne eines Werwolfes. Er konnte ihren leisen, regelmäßigen Atem hören und das versetzte ihn in eine Art seltsamer Trance, so dass sie ihn zweimal ansprechen musste, bis er wieder daraus erwachte.
"Remus?" fragte sie. Hermine sah ihn an; in seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. „Remus?"
"W...was?" Er schüttelte seinen Kopf und sah auf.
"´Tschuldige, wenn ich dich störe, aber Sirius will irgendetwas", sagte sie und lächelte.
"Was ist?" fragte er und sah zu Sirius hinüber, der eine Hand über den Mund gepresst hielt um sein Lachen zu ersticken. Sirius deutete auf James, der seine Verwandlungskerze in der Hand hielt, allerdings hatte sich diese nicht in einen Kanarienvogel sondern in ein genaues Abbild von Severus Snape verwandelt, der mit dem Kopf nach unten hing, den Umhang über der Brust.
Endlich lächelte Remus und Hermine atmete innerlich auf, als sie das sah. Remus hörte, wie sie lese ausatmete und sah sie kurz an.
"Was?"
"Es ist schön, dich lächeln zu sehen", sagte sie und dachte darüber nach, wie lange es TATSÄCHLICH her war, seit sie ein Lächeln auf seinem müden Gesicht gesehen hatte.
"Danke", sagte er zögernd.
"Sie sollte Ihre Kerzen mittlerweile alle verwandelt haben", sagte Professor McGonagall laut vom vorderen Ende der Klasse. „James Potter, das habe ich gesehen". Sie sah warnend zu James hinüber, zwinkerte jedoch.
Hermine hielt ihren Zauberstab hoch, deutete damit auf die Kerze und murmelte. „Candelanthis". Ihre schwarze Kerze verwandelte sich hübsch in einen hellgelben Kanarienvogel der fröhlich zwitscherte, bevor er von ihrem Tisch aufflog. Sie deutete mit dem Zauberstab auf den Vogel. „Candelanthis."Der Kanarienvogel verschwand und eine schwarze Kerze viel zurück in Hermines ausgestreckte Hand.
„Wow", sagte Sirius langsam. „Potter, du hast Konkurrenz um den Titel für den besten Verwandlungsschüler."
Hermine war das so peinlich, dass ihre Wangen ein helles pink annahmen, aber sie war dennoch stolz auf ihr Können.
Neben ihr schluckte Remus schwer. Konnte sie nicht einfach eine schrecklich schlechte Schülerin sein? Musste sie wirklich attraktiv UND klug sein? Er sah stirnrunzelnd auf seine eigene Kerze; sie hatte bloße ein paar gelbe Flügel bekommen und versuchte verzweifelt sich von der Tischplatte zu erheben.
* * * *
Der Rest des Tages verlief für Hermine recht ereignislos. Sie brachte die täglichen Unterrichtsstunden in Hogwarts hinter sich und war erfreut als sie herausfand, dass sie weder hinter den anderen zurücklag, noch den anderen Siebtklässlern besonders überlegen war.
Nach dem Abendessen hatte sie es sich in einem der gemütlichen Armsessel im Gryffindorgemeinschaftsraum bequem gemacht. Ein großes Feuer brannte im Kamin und während sie anfing ihr Buch zu lesen bemerkte sie, dass sie bereits damit begonnen hatte, sich in ihr neues Leben einzufinden – selbst, wenn es nur vorübergehend war.
"Sieh mal wer auf deinem Platz sitzt, Moony" sagte James, kam herüber und stellte sich hinter den Sessel in dem Hermine saß. Lily warf sich auf die Couch, während Peter und Sirius sich auf den Boden und nahe dem Feuer niederließen.
"Was? Ich sitze in deinem Sessel?" fragte sie und sah direkt zu Remus hinauf, der hinter der Couch stand.
"Woher wusstest du, dass ER Moony ist?" fragte Peter neugierig.
Verdammter spitzelnder kleiner Nerver! dachte sie während sie Peter flüchtig ansah. Die anderen betrachteten sie und fragten sich sicher dasselbe, obwohl sie es nicht bemerkt hatten, bevor Peter gefragt hatte
"Oh... ich...ähm... ich hab vorhin gehört, dass einer von euch ihn so genannt hat", log sie
Sie murmelten zustimmend. Sie nannten einander so häufig bei ihren Spitznamen, dass sie darin nicht einmal eine Lüge erkannten. Sie entspannte sich in ihrem Sessel und sah wieder zu Remus auf.
"Ist das dein Platz? Ich kann aufstehn", sagte sie, schloss sanft das Buch und stand dann auf.
"Nein, das ist nicht mein Sessel", sagte er und scharrte mit den Füßen.
„Doch, ist er", warf Sirius ein und achtete nicht darauf, dass sich sein Freund offensichtlich gar nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte.
"Nun ja, manchmal schon, aber du kannst da sitzen bleiben" sagte er und wagte es, sie anzusehen.
"Nein, ist schon okay. Ich wollte sowieso gerade ins Bett gehen. Gute Nacht."
"Gute Nacht, Jane. Ich komme auch in ner Minute hoch", sagte Lily bevor sie aufstand und James einen Kuss auf die Wange gab. „Bringt euch nicht in Schwierigkeiten."
"Du kennst mich doch" sagte er und fasste ihre Hand.
"Ja, das tue ich und deswegen sage ich, bringt euch nicht in Schwierigkeiten. Gute Nacht James. Gute Nacht", sagte sie und drehte sich zu den anderen herum.
Als die beiden Mädchen fort waren streckte sich James auf dem Sofa aus und Remus ließ sich auf dem Sessel nieder, in dem zuvor Hermine gesessen hatte.
„Also, Moony, willst du uns vielleicht etwas sagen?"fragte Sirius, hob die Augenbrauen und stupste dabei Peter mit dem Ellbogen in die Seite.
„Nein", erwiderte Remus leise.
„Komm schon, Remus. Du kannst uns nicht belügen."sagte James und nahm dabei Sirius´ Hinweis auf. Remus war schon immer zu verschlossen gewesen, immer mussten sie ihm die Informationen aus der Nase ziehen."
„Irgendwas, das mit dem neuen Mädchen zu tun hat?"fuhr Sirius fort.
„Nein,"sagte Remus wieder, errötete leicht und rutschte auf seinem Sessel herum.
„Moony", sagte Sirius lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und lachte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du empfindest etwas für das neue Mädchen."James und Peter kicherten.
„Das ist absurd. Ich kenne sie doch nicht mal"sagte er und wagte es nicht, sie anzusehen aus Angst dass Wort LÜGNER würde ihm auf der Stirn geschrieben stehen.
„Nur ein kleines bisschen"sagte James und zwinkerte Sirius und Peter zu.
„Ich habe gesehen, wie du sie angesehen hast und du hast seit Patricia Harden im dritten Jahr kein Mädchen mehr so angesehen."sagte Sirius und sah Remus ernsthaft an. Er vermied Augenkontakt – ein deutliches Zeichen dafür, dass er unehrlich war.
"Patricia Harden?" sagte Peter und lachte laut.
„Na und", sagte Remus. „Sie war das heißeste Mädchen an der Schule und ihr alle wisst das!"
„Das war sie", nickte James. „Aber sie war 17 und du 13!"Er lachte leise.
„Wann hat Alter jemals eine Rolle gespielt"widersprach Remus. „Remus ist mit jedem 17-jährigen Mädchen ausgegangen, als er 15 war."
"Ja, Sirius, das bist du", stimmte James zu.
"Tja, wir hatten immer Glück bei den Ladies" sagte er in seiner besten "arroganter Bastard" Stimmlage. „Aber zurück zu Jane"sagte er und sprach ihren Namen unnötig lang aus.
„Was ist mit ihr", fragte Remus und starrte ins Feuer.
„Was hältst du von ihr?"fragte James.
„Ja, was hältst du von ihr?"ahmte Peter ihn nach.
„Ich halte sie für sehr klug."erwiderte Remus ruhig.
"Jaaa... und weiter?"
„Und... attraktiv"fügte er noch ruhiger hinzu.
"Also machst du den ersten Schritt?" fragte Remus weiter, lehnte sich nahe zu Remus hinüber und sah ihn an.
„Nein."
"Warum nicht?" fragte James verwirrt.
„Weil sie nie mit mir ausgehen würde.
"Ach was Remus, du hast nicht genügend Selbstvertrauen. Du bist doch ein gutaussehender Kerl..."
"Aber falls ihr es nicht vergessen habt", sagte er düster, stützte die Ellbogen auf seine Knie und flüsterte so leise, dass nur seine Freunde ihn verstehen konnten, „ich bin ein verdammter Werwolf!"
Und mit diesen Worten stand Remus auf und ging seufzend davon. Er dachte an Jane und verdrängte die Gedanken rasch. Sein Leben war anders als das der anderen. Es endete doch alles immer gleich... er war ein Werwolf, Ende der Geschichte.
* * * *
Eine ganze Weile später öffnete Sirius die Tür zum Schlafraum, den er mit den anderen Gryffindor Siebtklässlern teilte. Bisher lag noch niemand im Bett, außer Remus.
Sirius ging hinüber und setzte sich auf die Ecke seines Bettes, das direkt neben dem von Remus stand. Der Mond war kaum eine Sichel breit und Sirius konnte ihn durch das Fenster hindurch sehen. Remus hatte die Vorhänge um sein Bett nicht geschlossen aber er lag still da und mit geschlossenen Augen. Sirius hatte den dringenden Verdacht, dass er nicht schlief.
"Moony? Schläfst du?"
"Ja!"
Sirius grinste. „Du weißt doch, dass wir wegen Jane nur Spaß gemacht haben, oder?"sagte Sirius mit überraschend sanfter Stimme.
„Ich will wirklich nicht darüber reden", antwortete er und Sirius konnte die Traurigkeit in seiner Stimme hören, obwohl Remus sicher dachte, dass er sie sehr gut verbarg.
„Ich hab kein Problem damit, wenn du sie nicht magst", sagte Sirius ehrlich.
„Ich sagte, ich will nicht darüber reden", wiederholte Remus, erhob dabei die Stimme, öffnete seine Augen aber noch immer nicht.
„Hör zu, Moony, was ist dein Problem? Ich meine, du bist doch ein perfekt toller Kerl und sie scheint ein nettes Mädchen zu sein... wo liegt das Problem?"Sirius sprang leicht zurück, als Remus abrupt aufsprang und ihn anfunkelte.
„Sirius, ich will nicht darüber reden", knurrte Remus durch seine zusammengepressten Zähne „aber weil du offensichtlich nicht die Klappe halten willst, werde ich es dir erzählen. Ich WEIß nicht, ob ich Jane mag oder nicht, klar? Und willst du wissen, warum? Es liegt daran dass ich nicht einmal mag wie es sich ANFÜHLT, wenn man ein Mädchen WIRKLICH mag. Und willst du wissen wie das kommt? Ich bin ein Werwolf. Ich verbringe jeden Moment meines Lebens damit, diese simple Tatsache zu verbergen- diese simple Tatsache, die ALLES komplizierter macht. Ich werde niemals so sein, wie du und James, immer die Gewinner bei den Mädels...."
„Du hast nie versucht, ein Gewinner bei den Mädels zu sein, Remus" unterbrach Sirius ihn.
„Na und? Sie würden mich nicht wollen und du weißt das", sagte er, schwang die Beine aus dem Bett und ging zum Fenster. Er sah hinauf zum Mond, der kaum sichtbar war. „Wie könnte ein Mädchen bei mir bleiben wollen, wenn sie die schreckliche Wahrheit herausfinden würde?"
„Auch wir haben dich nicht verlassen, als wir die Wahrheit herausgefunden haben. Wie kommst du dann darauf, das ein Mädchen das tun würde?"
„Und wie kommst du darauf, dass Jane die RICHTIGE für mich ist?"fragte er und sah Sirius an.
„Ich sage nicht, dass sie es ist. Ich sage nur, dass du, wenn du sie nicht an dich heranlässt , oder irgendeine andere, es niemals wissen wirst."
Remus hörte, wie Sirius aufstand und den Raum verließ. Er stand am Fester und dachte immer wieder über Sirius Worte nach. Vielleicht hatte er recht. Wie sollte er herausfinden, ob ein Mädchen wirklich vor ihm Reißaus nehmen würde, wenn sie es herausfand, wenn er ihr niemals die Chance gab, die Wahrheit herauszufinden? Der bloße Gedanke machte ihm Angst, denn er fühlte, dass ein Teil von ihm nicht wissen wollte, was dann passierte... er konnte sich das Ende selbst ausmalen.... ein Ende, in dem das Mädchen nicht mehr vorkam, weil es ihn längst verlassen hatte.
