Hey Leute,
erst mal sorry, dass ich euch so lang hab warten lassen, aber ich hatte
viel zu tun und das Kapitel war auch noch ziemlich lang. *g*
Danke für die netten Reviews *froi*
Nili
Furcht und Flucht
Kapitel 9
"Please forgive me if I act a little strange for I know not what I do. Feels like lightening running through my veins every time I look at you, every time I look at you." – David Gray
(Bitte vergib mir, wenn ich mich ein wenig seltsam verhalte, denn ich weiß nicht, was ich tun soll. Es fühlt sich an wie ein Blitz, der durch meine Venen rast, jedes Mal, wenn du mich ansiehst, jedes Mal, wenn ich dich ansehe.)
Januar 1978
Hermine saß zusammengekuschelt in einem der übergroßen Sessel im Gryffindorgemeinschaftsraum nahe dem Feuer und las ein Buch. Das Knacken des Feuers war entspannend. Lily lungerte auf der Couch herum und Hermine wusste, dass die Rumtreiber draußen waren, verstrickt in die größte Schneeballschlacht, die man je auf den Gründen von Hogwarts gesehen hatte – zumindest hatte sie so etwas noch nie gesehen. Sie und Lily hatten von Zeit zu Zeit aus dem Turmfenster geschaut um nachzusehen, ob der Kampf noch immer weiterging; sie hatten schon länger nicht mehr hinausgeschaut. Hermine unterbrach ihr Lesen und lächelte. Gedanken an Remus erfüllten sie mit stiller Freude.
„Worüber lächelst du?"fragte Lily und streckte ihre Beine aus.
„Oh.."Sie seufzte. „Nichts."
„Ja sicher, es sieht auch so aus als wäre es nichts", stichelte Lily.
„Okay, gut, ich denke über Remus nach,"gab Hermine zu und fühlte sich irgendwie zusammengehörig mit ihrer neuen Freundin – Harrys Mutter.
„Wirklich?"fragte sie mit hoher Stimme.
„Ach, hör auf damit", lachte Hermine.
„Habt ihr euch gestern Abend geküsst? James hat mir gegenüber beim Frühstück etwas erwähnt, aber ich musste ihm schwören, dass ich weder dir noch Remus etwas davon erzähle."sagte Lily, setzte sich auf dem Sofa auf und schlug die Beine übereinander.
Hermine sah zu Boden, nickte mit dem Kopf und lächelte breit. „Ja."
Lily klatschte ein paar Mal in die Hände und sie kicherten, wie nur Mädchen kichern, die über Jungs reden. „Oh ich wusste es! Ich wusste, ihr beiden würdet wunderbar zusammenpassen. Du bist wirklich das perfekte Mädchen für ihn"sagte Lily zuckersüß.
Hermine sah zu ihr auf und lächelte, obwohl sich etwas in ihrem Herzen zusammenzog. Ich kann unmöglich das perfekte Mädchen für Remus sein. In der Zukunft kennt er mich nur als Harrys Freundin... nichts weiter. Sie schob diese Gedanken beiseite und wusste, dass sie sich später mit ihnen auseinandersetzen musste, aber nicht heute – heute wollte sie noch immer ein wenig in dem Glück schwelgen, dass sie gefunden hatte.
Das Portraitloch öffnete sich und Hermine konnte seltsame schlurfende Geräusche hören, die in den Gemeinschaftsraum kamen.
„Was ist denn das?"fragte Lily und brach dann in Gelächter aus.
James, Sirius, Peter und Remus traten in den Gemeinschaftsraum und boten einen tollen Anblick.
„Das ist nicht lustig", gab Remus trocken zurück. Seine Brille saß ihm schief auf der Nase. Sein Haar war tropfnass und stand noch mehr ab als gewöhnlich- aber Hermine bemerkte dass es gefroren war; sie lachte. Seine Umhänge sahen mitgenommen aus und waren voller Matsch und er war nicht einmal derjenige, der am schlimmsten aussah. „Ich glaub meine Brille ist kaputt."
„Oh, Liebling, komm her", säuselte Lily. Das war alles, was James brauchte. Er schlurfte zu ihr hinüber und setzte sich auf die Couch. „Nicht auf die Couch, James."Er runzelte die Stirn, ließ sich dann aber neben ihr zu Boden fallen. Sie holte ihren Zauberstab hervor und begann damit, ihn zu trocknen.
Remus sah nicht so schlimm aus wie James, aber er war patschnass und hatte Schmutzstreifen im Gesicht. Aber das war nicht, was Hermine zuerst auffiel- er sah viel bleicher aus als gewöhnlich und seine Augen blickten erschöpft. Als er sie ansah formte sie mit dem Mund die Worte „Bist du okay?"
Er nickte langsam und ging zu ihr hinüber. Er kniete sich vor ihr hin und zögernd reichte sie nach ihm und fuhr mit den Fingern durch sein eisnasses Haar. Er legte seinen Kopf gegen ihr Knie und Hermine war sich ziemlich sicher dass sie ihn seufzen und murmeln hörte. „Das ist schön."
Peters Wangen waren so rot, dass er beinahe so aussah, als hätte er einen Sonnenbrand. Hermine fragte sich ob er Blasen hatte. Er hatte immer noch berge von Schnee auf seinen Schuhen und verteilte diesen im ganzen Gemeinschaftsraum bis hoch zu den Treppen, die zu den Schlafräumen der Jungs führten.
Sirius sah bei weitem am schlimmsten aus, grinste aber auch am breitesten. Sein Haar hing ihm klatschig ins Gesicht, festgepappt von etwas, von dem Hermine vermutete, dass es Dreck und Schnee war. Ein ganzer Ärmel seiner Roben fehlte. Sein Arm sah aus als habe er einen Schnitt erhalten und nichts getan, ihn zu behandeln- eine Linie trockenen Blutes klebte daran. Hermine konnte sehen, wie sich langsam eine Pfütze geschmolzenen Schnees und Eises um seine Füße zu bilden begann.
„Habt ihr gewonnen?"fragte Lily James, der beinahe vollständig aufgetaut war.
„Natürlich!"antwortete er.
„Ach wirklich?"fragte Hermine überrascht. Remus nickte. Als sie die hand aus seinem Haar nahm hörte sie ihn murmeln. „Hör nicht auf"und sie lächelte, bevor sie fortfuhr, ihre Finger sanft durch sein Haar fahren zu lassen.
„Dann will ich nicht die sehen, die verloren haben", sagte Lily.
„Da bin ich mir sicher Lily. War ein ganz schöner Anblick, nichts für unschuldige Augen", sagte er und wrang seinen Ärmel aus.
„Weißt du, dass du blutest?"fragte Hermine.
„Was ist ein Krieg ohne ein paar Narben?"fragte er und grinste zu ihr hinüber. Sie nickte nur mit dem Kopf und sah ihm zu, wie er durch den Raum stakste und die Treppen hinauf verschwand.
„Ich denke ich geh mal hoch und dusche", sagte Lily, stand auf und half James auf die Füße.
„Mit mir?"fragte er scherzhaft.
„In deinen Träumen", antwortete sie und sah in von der Seite an.
„Woher hast du das gewusst?", ärgerte er.
„Ach James", sagte sie mit gespielter Empörung. „Ich komm später wieder runter, Jane."
„Okay", sagte Hermine.
Remus sah zu ihr hinauf und lächelte sie müde an. „Ich denke, ich geh mich auch mal waschen. Bist du noch hier, wenn ich fertig bin?"
„Ich denke schon", sagte sie und hielt ihr Buch hoch. „Ich werde wahrscheinlich noch ein wenig hier sitzen und lesen.
„Gut", sagte er und stand langsam auf. „Bis gleich", murmelte er bevor er die Treppen hinaufschlurfte.
Hermine sah ihm nach und lächelte. Wie seltsam es sich doch anfühlte, sich 1978 zu Hause zu fühlen- sie fühlte sich so sehr zu Hause, dass es Momente gab, in denen sie ihr normales Leben vergaß... ein anderes Leben dass sie wieder von dieser neuen Art der Behaglichkeit fortbringen würde, dieser neuen Art der Liebe. Es würde schwer sein, zu gehen und sie fragte sich ob sie würde fortgehen können, wenn die Zeit kam.
*****
Remus, nur mit seinen Boxershorts bekleidet, ging zurück in den Schlafsaal und rubbelte sein Haar trocken. Er fühlte sich besser, jetzt, wo er sauber war, aber seine Muskeln schmerzten. Die Nacht brach herein, zusammen mit dem Vollmond und er konnte fühlen, wie es seinen Körper von Minute zu Minute mehr strapazierte. Er hatte keine Ahnung, warum er sich von den anderen dazu hatte überreden lassen, den ganzen Morgen eine Schneeballschlacht zu veranstalten- er war vollkommen verausgabt.
„Fertig für heute Nacht, Moony?"fragte Sirius als er bemerkte, dass Remus den Raum betrat.
„Sicher", gab er zurück und griff nach frischen Klamotten aus seiner Truhe.
„Mich juckt´s nach einem Abenteuer. Wir sind den ganzen Monat hier eingeschlossen gewesen. Zeit für etwas Spaß. Ich bin froh, dass endlich Vollmond ist", sagte James und zog sich einen Pulli über den Kopf.
„Du vielleicht", sagte Remus düster und rieb sich seinen rechten Arm- er tat so verdammt weh.
„Wo ist mein Zauberstab?"fragte James.
„Woher soll ich das wissen, Krone?"fragte Sirius, lehnte sich auf seinem Bett zurück und spielte mit den Umhängen.
James begann damit, alles aus seiner Truhe zu werfen um den Zauberstab zu finden. Er gab die Karte des Rumtreibers an Remus weiter. „Hier, halt das mal. Das brauchen wir heute Nacht."Er wühlte mit den Händen auf dem Boden seiner Truhe herum. „Verdammt. Wo ist er?"
Peter kam in den Schlafsaal, sein Haar tropfnass. „James, ich glaub ich hab deinen Zauberstab gefunden. Zumindest sieht er wie deiner aus", sagte er und hielt ihn ihm sehr nah vor die Augen.
„Danke Peter"sagte James und blickte zu ihm auf. „Du bist ein Lebensretter. Hier, ein Schokoladenfrosch für dich."James warf einen quer durch den Raum zu Peter hinüber, der ihn dankbar schnappte.
Remus blickte auf die Karte hinab. Er konnte ihre kleinen Punkte sich durch den Jungenschlafsaal bewegen sehen. Ein Punkt war im Gemeinschaftsraum; er lehnte sich hinab und führte die Augen ganz nah an das Pergament heran.
Das ist seltsam, dachte er. Wer ist Hermine Granger?
„Hey Krone, kann ich mir das mal eine Minute leihn?"fragte Remus und sah zu James hinüber, der seine Truhe gerade wieder einräumte.
„Ja sicher", antwortete dieser gedankenverloren.
Remus hielt die Karte in seiner Hand und ein seltsames Gefühl erfüllte seinen Kopf. Er ging die Treppen hinab und betrat zögernd den Raum
Er schien völlig leer zu sein, abgesehen von einer Person, die auf SEINEM Lieblingsstuhl vor dem Feuer saß. Es war Jane. Er konnte sehen, wie ihr langes Bein vor und zurück schwang- er wusste, dass sie das immer tat, wenn sie besonders in ein Buch vertieft war. Er sah wieder auf die Karte. Da waren zwei Punkte im Gemeinschaftsraum. Einer hieß Remus Lupin, der andere Hermine Granger.
*****
Remus führte die Karte näher an sein Gesicht heran, gerade so, als wolle er den Namen in Jane Doe umwandeln. Das musste irgendein Fehler sein. Vielleicht stimmte etwas mit der Karte nicht? Er sah wieder auf die Karte hinab – nur um völlig sicher zu gehen – und tat das einzige, was ihm einfiel.
„Hermine?"rief er zu Jane hinüber. Und zu seinem Schrecken sah sie zu ihm auf.
„Ja?"fragte sie bevor sie sich die flache Hand über den Mund schlug, offensichtlich zutiefst schockiert. Das offene Buch auf ihrem Schoß glitt zu Boden und schlug in dem ruhigen Raum unnatürlich laut auf den Steinen auf.
Remus stand vollkommen still da, nicht sicher, ob seine Füße es ihm erlauben würden, sich zu bewegen. Er hielt die Karte von sich weg, und sagte noch immer nichts.
Hermine sah ihn weiterhin an, erschrocken, und Remus glaubte, es in ihren Augen schimmern zu sehen.
Als er endlich die Stärke fand durchmaß er den Raum und fühlte, wie sein herz nervös gegen seine Brust schlug. Er ließ die Karte fallen und sah zu, wie sie ihn ihren Schoß fiel.
„Sieh darauf", sagte er heiser. Er wandte sich von ihr ab und ging zum Sofa hinüber. Er setzte sich hin und stützte seine Ellbogen auf die Oberschenkel, lehnte sich vornüber und ließ den Kopf singen.
Hermine war zu entgeistert um zu sprechen. Sie wollten die Karte nicht einmal ansehen. Sie WUSSTE, was darauf stand- wie hatte sie nur so dumm sein können?
„Sieh sie dir an", wiederholte Remus, der wusste, dass sie das Pergament nicht angerührt hatte.
Hermine nah die Karte mit zitternden Fingern und warf einen Blick darauf. Sie konnte zwei kleine Punkte im Gryffindorgemeinschaftsraum sehen. Remus Lupins und ihre- den von Hermine Granger. Der Knoten in ihrem Hals sprang ein Stück nach oben und es war schwer, daran vorbei zu schlucken. Was konnte sie sagen. Sie wollte nicht, dass er sie hasste- würde er?
„Was steht da?"fragte er und sah sie nur aus den Augen heraus an; dunkle Schatten lagen auf seinem Gesicht, was seine ganze Erscheinung nur noch düsterer erscheinen ließ.
„Da steht Remus Lupin", sagte sie ruhig und die Karte zitterte in ihren Händen.
„Und?"
„Und H...Hermine Granger."
„Wo ist der Punkt von Jane Doe?"fragte Remus düster. Hermine hatte keine Antwort darauf. Sie sah von ihm weg. Remus seufzte und ließ wieder den Kopf hängen, dabei rieb er sich mit der Hand den Nacken.
„Erzähl mir irgendetwas Jane, denn ich will dir so gerne glauben", sagte Remus mit einem heiseren Flüstern aber sie konnte ihn klar hören.
„Mein zweiter Name ist Jane", sagte sie ehrlich.
„Ist er das?"fragte er nach und sah sie an; sein Gesicht hatte ein wenig von seiner Anspannung verloren.
„Ja. Mein Name ist Hermine Jane."
„Hermine Jane Granger."
„Er war es"sagte sie und wandte ihren Blick von Remus bohrenden blauen Augen ab. Er sah so betrogen aus; ihr Herz tat ihr davon weh. „Er WAR es, bevor ich hierher kam", sagte sie. Und das entsprach ebenfalls der Wahrheit.
Remus richtete sich wieder auf und seufzte erneut. Er sah so müde aus. Dunkle Ringe waren um seine Augen und erinnerten sie an sein zukünftiges Selbst.
„Warum hast du mir....ALLEN erzählt, dass dein Name Jane Doe ist?"fragte er sie, und seine Augen enthielten ein Flehen, dass sie die Schmerzen in seinem Herzen lindern möge.
„Ich...ich wollte neu anfangen", antwortete sie und fühlte sich, als wäre dies gar nicht einmal so unwahr. „Ich wollte dich nicht verletzen, Remus."
Remus erhob sich von der Couch und ging zu ihr hinüber. Er kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. Hermine hielt den Atem an, sie hatte Angst etwas zu sagen. Er umwand ihre Finger mit den seinen und sah zu ihr auf; der erschöpfte Ausdruck in seinem Gesicht brach ihr fast das Herz.
„Du hast so viele Geheimnisse, Jane oder Hermine.... oder WER IMMER du auch bist, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du mir gegenüber nicht ehrlich bist. Ehrlichkeit ist für mich sehr wichtig..."
„Mir ist es auch wichtig!"
„Dann solltest du mir gegenüber ehrlich sein", sagte er leise und fuhr mit seinem Daumen sanft über ihre Hand. Er sah zu ihr auf und sie konnte den Zweifel in seinem Blick sehen.
„Okay", flüsterte sie nervös.
„Wie heißt du wirklich?"
„Hermeine Jane"
„Granger?"
"Nicht hier."
"Warum nicht hier."
„Ich habe meinen Namen geändert."
„Warum?"
„Um die Unschuldigen zu schützen?"sagte sie.
Remus lachte leise. Nun, das ist immerhin besser, dachte sie.
„Möchtest du Jane oder Hermine genannt werden?"
„Ich werde auf beides hören", gab sie zurück.
„Wo warst du, bevor du nach Hogwarts kamst?"
„In der Schule."
„Wo?"
„In England."
„Das weiß ich schon, Jane. Wo?"
„Ich kann es dir nicht sagen", erwiderte sie traurig.
„Warum nicht?"
„Weil..."Weil du mich dann später zu leicht wieder erkennen würdest.
Remus seufzte erneut. „Okay. Sind deine Eltern wirklich Muggel?"
„Ja."
„Wo leben sie?"
„Außerhalb von London."
„Wann ist dein Geburtstag?"
„Am 19. September 198..."sie stoppte und versuchte, die Jahre zu berechnen, die weniger absurd klingen würden als die Wahrheit. „...1960"
„Dafür hast du etwas länger gebraucht, als nötig gewesen wäre, denkst du nicht auch?"sagte Remus skeptisch.
„Ich bin nervös, Remus", sagte sie ein wenig aufgebracht.
„Warum bist du nach Hogwarts gekommen?"
„Ich habe einen Brief von Dumbledore bekommen."
„Du hast an deiner anderen Schule einen Brief von Dumbledore bekommen?"
„Nicht direkt."
„Wie war es denn dann DIREKT?"
„Ich KANN nicht darüber reden."
„Warum?"
„Ich kann es einfach nicht", sagte sie, stand abrupt auf und ging an Remus vorbei. Er stand sofort auf.
„Warum?", fragte er wieder. „Rennst du vor irgendetwas davon?"
Sie seufzte. „Nein."
„Versteckst du dich?"
„Nein."
„Also warum bist du dann hier?"
„Ganz ehrlich, Remus", sagte sie traurig. „Ich weiß es nicht einmal genau."
„Wirst du bleiben?"
„Wo?"fragte sie und drehte sich herum, um ihn anzusehen.
„Hier"erwiderte er mit Nachdruck. Sein Hals hörte sich trocken an.
„Ich kann nicht für immer bleiben."
„Für wie lange denn?"fragte Remus und fühlte Übelkeit in sich aufsteigen bei dem Gedanken, Jane zu verlieren- oder WER AUCH IMMER sie war. Es war ihm egal; er wusste nur dass er nicht mehr ohne sie sein wollte.
„Ich weiß es nicht", sagte Hermine und blickte zu Boden.
Remus trat zu ihr heran. Es war offensichtlich, dass sie mit irgendetwas kämpfte; er konnte es an ihrem Gesicht sehen und in ihrer Stimme hören. Sanft griff er nach ihren Oberarmen.
„Was ist es, das du vor mir versteckst? Rede mit mir Jane. Erzähle mir, was es ist."Sagte er sanft.
„Ich kann es nicht", sagte sie wenig zu harsch und wich vor ihm zurück.
„Wenn du mit mir nicht ehrlich sein kannst", sagte er frustriert und auf einem Gesicht spiegelte sich plötzlich etwas, dass sie bei ihm noch nie gesehen hatte.... Wut. „Wenn du vor mit Geheimnisse haben musst, dann kann ich mit dir nicht zusammen sein. Ich kann nicht mit einer unehrlichen Person zusammen sein."
Hermine fühlte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Sie schüttelte den Kopf und wich vor Remus zurück. „Ich- ich KANN es dir nicht sagen."Und mit diesen Worten drehte sie sich herum und lief die Treppe zu den Schlafsälen hinauf.
Remus sah ihr schweren Herzens nach. Was wusste er mehr? Dass sie ihn wegen ihres Nachnamens angelogen hatte? Spielte das wirklich eine Rolle. Er nahm die Karte des Rumtreibes zur Hand, wo Hermine sie hatte fallen lassen und ging die Treppe zu seinem Schlafsaal hinauf.
Sirius, James und Peter saßen auf dem Boden und spielten Snape explodiert. Peter schien zu gewinnen – manchmal ließ Sirius Peter gewinnen, sonst würde er NIE gewinnen. James sah auf, als Remus die Karte des Rumtreibers in ihren Kreis fallen ließ.
„Was ist los, Moony?"fragte James.
„Nichts", grummelte er und ließ sich mit dem Gesicht voran auf sein Bett fallen.
Sirius warf James einen blick zu und drehte sich dann zu Remus um. „Remus, bist du okay?"
„Nein", sagte er, nicht einmal sicher, WAS er war. Er drehte sich auf den Rücken. „Können wir schon heute Nachmittag in die Hütte gehen?"
„Warum so früh?"fragte Peter.
„Ich will nur genügend Zeit haben, bevor der Mond aufgeht."Ansonsten würde ich hier liegen und mich den ganzen Nachmittag über wie der letzte Dreck fühlen, fügte er in Gedanken hinzu."
„Okay Moony, wir spielen nur die Runde noch zuende und dann können wir gehen", sagte James.
Remus schloss die Augen und versuchte sich über das Gespräch mit Jane klar zu werden. Was war es, dass sie ihm NICHT sagte? Und was noch wichtiger war, änderte das irgendetwas daran, wie er über sie dachte? Die Antwort war leicht – nein.
*****
Gegen Mitte des Nachmittags und nach FÜNF weiteren Runden Snape explodiert waren die Rumtreiber bereit, sich auf ihren monatlichen Trip in die Heulende Hütte zu machen. Und Remus war ebenfalls bereit- zumindest so bereit wie irgendjemand sein konnte, wenn er wusste was ihn erwartete, sobald der Mond mit voller Kraft hervorkam. Remus ganzer Körper schmerzte so sehr, dass er sich selbst wie einen einzigen großen Schmerz wahrnahm. Langsam folgte er den drei anderen, die sich immer auf diese nächtlichen Ausflüge freuten. Wenn sie in meiner Haut stecken würden, dachte Remus bitter, fühlte sich aber sogleich schuldig. Seine Freunde hatten viel zeit damit verbracht, Animagi zu werden als sie herausgefunden hatten, dass er sich einmal im Monat in einen Werwolf verwandelte und er WAR dankbar dafür, vor allem aber dafür, dass sie immer noch seine FREUNDE gewesen waren, als sie es herausfanden.
Remus war fast zu müde auch nur an Hermine Jane Granger Doeirgendwerodersonstwas zu denken- FAST. Er bekam noch einen weiteren Grund, über sie nachzudenken als er den Gemeinschaftsraum betrat und sie dort stehen sah; sie sah ihm entgegen.
„Remus?"fragte sie leise. Ein wissender Blick wurde unter den anderen Rumtreibern ausgetauscht und sie gingen zum Sofa hinüber um sich zu setzen. Remus blieb stehen und scharrte nervös mit den Füßen. „Tut mir leid wegen vorhin", sagte Hermine ehrlich und Remus dachte, dass sie so aussah, als habe sie geweint.
„Wir können später darüber reden", sagte er und fühlte sich nicht in Stimmung für eine weitere emotional anspruchsvolle Unterhaltung.
„Willst du ausgehn?"fragte sie und hatte den Vollmond völlig vergessen.
„Äh...ja", sagte er schnell.
„Wo gehst du hin?"
„Aus."
„Ja, das ist offensichtlich", sagte sie sich verteidigend. „WOHIN gehst du."Und dann traf sie die Erkenntnis. Sie erinnerte sich an den Vollmond. Wie hatte sie das nur vergessen können- sieh dir doch nur sein Gesicht an. Sie drehte sich herum und sah aus dem Fenster. Langsam verschwand die Sonne und erleuchtete den Himmel in Purpur und Orange.
„Wir...I... Wir gehen einfach aus, okay?"sagte er und wurde ungeduldig, jedoch nicht wegen ihr und ihrer Fragen... er WOLLTE es ihr nicht sagen. Nicht nach ihrem Streit, oder der Meinungsverschiedenheit oder was zur Hölle es war. Er dachte daran, ehrlich zu sein. Hey, Hermine Jane Granger Doeirgendwerodersonstwas, ich bin ein Werwolf. Ist das nicht toll? Er lachte über seine eigene Dummheit.
„Was ist so lustig?"fraget sie und sah ihn stirnrunzelnd an.
„N- nichts", stammelte er und hatte nicht einmal bemerkt dass er laut gelacht hatte.
„Also, erzählst du mir wo ihr hingeht, Remus?"fragte sie und versuchte IHN dazu zubringen, die Wahrheit zu sagen.
„Ich...ich kann es nicht", flüsterte er.
„Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden"
„Ich kann's nicht, okay?"sagte er laut genug, dass sich die Rumtreiber auf der Couch herumdrehten und sie beide ansahen.
„Wer hat hier Geheimnisse, Remus?"erwiderte sie kalt. Es fühlte sich gut an, die Karten neu gemischt zu sehen.
Verdammt, warte ne Minute. Was tu ich eigentlich? fragte sie sich selbst. Warum war sie so feindselig? Sie kannte Remus Geheimnis- er war ein Werwolf. Vielleicht lag es nur daran dass ER es ihr nicht erzählt hatte; er hatte ihr einen Vorwurf gemacht, dafür, dass sie ihm Dinge vorenthielt und nun tat er genau dasselbe. Sie drehte sich um und ging mit einem triumphalen Gefühl davon- wie eine siegreiche Schlange.
„Ach, Scheiße"sagte Remus wütend. Er trottete zur Couch hinüber und ergriff die Rückenlehne; er presste so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
„Irgendwann wirst du ihr die Wahrheit sagen müssen, Moony"sagte Sirius ohne zu ihm aufzusehen.
„Ich WEIß"erwiderte er. „Aber nicht heute."
„Du solltest ihr nachgehen. Das weißt du, oder? Ich weiß nicht viel über Mädchen, aber ich weiß, dass das letzte was du jetzt gebrauchen kannst ist, sie so gehen zu lassen", fügte James hinzu.
„Die Sonne geht unter, James."
„Na und? Sie kann noch nicht weit sein. Wenn du deinen müden Hintern in Bewegung setzt, kannst du sie sicher auf den Gängen noch abfangen.", fuhr James fort.
„Okay. In spätestens 10 Minuten bin ich zurück", sagte Remus und eilte aus dem Gemeinschaftsraum.
Aber Hermine war nicht direkt draußen auf dem Gang. Sie war sicher kein ursprünglicher Rumtreiber, aber sie kannte die Wege in und um die Schule genauso gut wie sie alle. Und wenn Hermine nicht gefunden werden wollte, würde man sie auch nicht finden.
*******
Drei Stunden später betrat Remus wieder den Gemeinschaftsraum und sah schlimmer aus, als er es bereits den ganzen Tag über getan hatte. Sirius sprang auf und schrie ihn an.
„Wo zur Hölle hast du gesteckt, Moony? Es ist schon dunkel!"
„Ich weiß", erwiderte Remus elend.
„Was soll das heißen, DU WEIßT? Der verdammte Mond geht auf. Du hast verdammtes Glück dass es draußen wolkig ist und wir eine gute Chance haben, zur Weide zu kommen, bevor du dich verwandelst."sagte James erzürnt.
„Hast du sie gefunden?"fragte Peter leise.
„Nein", gab Remus knapp zurück. „Lasst uns gehen."
James griff nach der Karte des Rumtreibers und blickte Remus noch immer stirnrunzelnd an, dann machten sie sich auf den Weg durch das Schloss und hinaus auf das Gelände. Peter stieß eine Seitentür auf, die sie neben dem großen Haupttor ins freie entließ. Er blickte hinaus und dann hinauf zum Mond.
„Er ist bedeckt. Ich verwandel mich gleich hier und renne zum Baum."
„Okay Peter, geh nicht im Schnee verloren", scherzte Peter. „Okay, da geht er."
„Dann los", flüsterte James als er sah, dass die Zweige der Peitschenden Weide erstarrten, wie sie es bereits gewohnt waren.
James, Sirius und Remus begannen rasch auf den Baum zuzugehen, ihre Füße knirschten im gefrorenen Gras und Schnee aber Remus sah hinunter und hielt ein. Vor ihm sah er ein einzelnes Paar Fußabdrücke, die vom Haupttor zum See hin führten. Aber noch etwas anderes machte ihn nervös aufgrund dieser Fußspuren. Er schloss seine Augen und atmete tief ein- ja, es war da aber es war schwach. Er konnte sie riechen. Seine Brust zog sich zusammen.
„Remus, komm schon"wisperte James drängend. „Der Mond kommt wieder raus."
„Jane?"sagte Remus leise.
„Was?"fraget James.
Und als könne sie seine Stimme im Wind hören, wandte sich Hermine vom stillen Wasser des Sees ab und drehte sich herum. Gegen den Schnee hoben sich die Umrisse zweier Jungen ab-, nein, drei; sie waren nahe der Peitschenden Weide. Die Rumtreiber. Unkwillkürlich begann Hermine auf sie zuzugehen.
„Was zur Hölle tust du da, Remus?"fragte James und ergriff seinen Arm.
Im Laufe von Sekunden bemerkte Remus dass sie in seine Richtung ging und Panik ergriff ihn.
„Oh Scheiße, nicht jetzt. Sie darf mich so nicht sehen. Geh schon James!" schrie er beinahe.
James, der mittlerweile vollkommen verwirrt war, bewegte sich nicht.
Remus schubste ihn hart gegen die Brust. „GEH!"Hermine schien sich ihnen zu nähern, und zwar viel schneller als er gewollt hätte und dann passierte es.
Der Wind blies. Die Wolken verschoben sich. Der Vollmond erschien, hell und groß am nächtlichen Himmel. Remus stolperte. Zuerst dachte er, er sei gestrauchelt, doch in Wirklichkeit verwandelten sich seine Beiden. Er hielt die Hände vor das Gesicht; die Fingernägel wuchsen und wurden zu Klauen. Der Schmerz war unerträglich. Seine Kleidung zerriss unter dem Druck seines sich verändernden Umrisses.
„Lass sie mich nicht sehen!"schrie er aber was herauskam war mehr ein ersticktes Jaulen.
„SIRIUS!"schrie James und verwandelte sich in einen großen Hirsch. Ein großer schwarzer Hund sprang ihm in Sekundenbruchteilen zur Seite. Hermine sah einfach zu, versteinert und SCHOCKIERT.
Remus schlanker Körper und seine breiten Schultern verschwanden und machten einem gekrümmten Rücken und dicken muskulösen Hinter und Vorderbeinen Platz. Sein Gesicht verlängerte sich in eine Schnauze und als er heulte, schnitt dieses Geräusch hindurch bis zu ihrem Innersten. Es war ein gequälter laut und ohne zu bemerken, dass sie weinte, fühlte sie plötzlich kalte Tränen auf ihrem Gesicht.
Sie beobachteten wie James und Sirius in ihren Animagusgestalten Remus drückend, tretend und schubsend in den Gang neben der Peitschenden Weide beförderten. Sie war sich nicht sicher wie lang sie dort im Schnee gestanden hatte nachdem sie verschwunden waren. Sie war sich nicht einmal sicher ob sie sich BEWEGEN konnte. Doch bald schon war sie zu sehr durchgefroren um weiter dort zu stehen und machte sich auf den Weg zurück zum Gryffindorgemeinschaftsraum.
Lily saß auf dem Sofa und las ein Buch. Sie sah auf als Hermine eintrat.
„Was ist los?"fragte sie, nachdem sie Hermines Gesicht gesehen hatte. Schnell schloss sie ihr Buch und stand auf.
„Ich....ich hab Remus gesehn..."stotterte Remus und fühlte wieder warme Tränen auf ihren Wangen.
„Was? Komm her zum Feuer. Du erfrierst ja", sagte Lily und scheuchte Hermine hinüber zum Kamin. Sie griff eine Decke vom Sofa und legte es Hermine um die Schultern.
„D...danke", sagte sie mit schnatternden Zähnen.
„Also, was ist los?"fragte Lily und kniete sich neben Hermine hin.
„Ich hab Remus gesehn", sagte sie leise und erinnerte sich wieder daran wie er sich von einem Menschen in einen Werwolf verwandelt hatte, erinnerte sich an sein scherzhaftes Jaulen...der Schrei einer gemarterten Seele. Sie schauderte.
„Das hast du schon gesagt. Ist er okay?"
„Nein... Lily", sagte sie und sah in die grünen Augen der Freunden- sie waren genau wie die von Harry „ ich habe gesehen, wie er sich VERWANDELT hat."
Die Bedeutung dieser Worte blieb Lily nicht verborgen. Ihre Augen weiteten sich. „Oh je. Und die anderen?"
"Sie waren bei ihm."
„Oh Jane", sagte Lily besorgt. „Er wollte nicht, dass du es auf diese Weise herausfindest. Er würde es dir eines Tages ERZÄHLT haben. Er hatte Angst, was du denken würdest. Oh, weine nicht, Jane. Es ist nicht so schlimm, wirklich. Er ist immer noch ein großartiger Mensch."Sagte Lily und missverstand dabei Hermines Emotionen.
„Lily", sagte Hermine und fuhr sich über die nassen Wangen. „Es ist mir EGAL, dass er ein Werwolf ist.."
„Ist es?"fragte sie, offensichtlich überrascht.
„Ja, aber wenn du GESEHEN hättest, was es ihm antut. Es war GRAUENVOLL", flüsterte Hermine und schauderte wieder.
„Oh, das tut es. Er sagte mir einmal, es sei unglaublich schmerzhaft. Oh Jane", sagte sie und ergriff Hermines Hand. „weißt du, was das bedeutet?"
„Was?"
„Es bedeutet, dass Remus endlich jemanden gefunden hat, dem er etwas bedeutet, EGAL WAS ER IST."
Hermine lächelte. „Wie lange werden sie fortbleiben?"
"Für den Rest der Nacht. Sie werden am morgen zurück kommen, bis zum Mittagessen schlafen und dann können Remus und du vielleicht miteinander reden."
„Das wäre schön."
„Es ist spät. Was denkst du, gehen wir schlafen?"
„Ich denke, das ist eine gute Idee", gab Hermine zurück. „Danke Lily."
„Oh, schon gut. Ich sollte dir danken", sagte sie, als sie die Steintreppen zu den Schlafsälen emporstiegen.
„Wofür?"
„Dafür, dass du Remus liebst."
********** Ein mitgenommener Umhang hing schief von einem rostigen Nagel und erlaubte einem Fetzen Sonnenlicht, durch die schlammigen Fenstersimse in das Innere der Heulenden Hütte zu fallen. Remus öffnete die Augen und stöhnte. Sein Kopf dröhnte, schmerzte, pumpte... und die Liste hätte noch weiter gehen können, aber er war zu müde, um sich weitere Worte auszudenken. Langsam brachte er seine Hand an seine linke Wange; es schmerzte, wenn er die Gesichtsmuskeln bewegte. Er zuckte zusammen als er die Schramme fühlte, die ihm als ein Souvenir der letzten Nacht geblieben war. Für einen Moment war das Licht vor ihm verdunkelt; er sah hin und sah Sirius, der sich über ihn gebeugt hatte und lächelte.
„Du siehst furchtbar aus, Moony. Wie fühlst du dich?"fragte er.
„Wie Scheiße."Sagte Remus und seine Stimme war heiser und rau.
„Hey James. Bring mal das Zeug rüber, dass wir bei Madam Pomfrey haben mitgehen lassen", rief er zu James hinüber. Remus konnte nicht einmal genügend Kraft aufbringen, um seinen Kopf zu bewegen.
„Okay", gab James zurück. Und nach einer Minute konnte Remus James´ Schritte hören. „Na los Moony. Mach auf."
Remus öffnete den Mund ohne auch nur zu fragen, was es war. Er schauderte, als die kalte Flüssigkeit seinen Hals benetzte. Es schmeckte wie verfaulter Fisch- nicht dass er jemals verrotteten Fisch gegessen hätte, aber jeder mit ein wenig Vorstellungskraft, konnte sich den Geschmack schließlich vorstellen. Zu seiner Freunde begann er sich besser zu fühlen.
„Danke", murmelte er als Sirius ihn in eine sitzende Position aufrichtete. Er stützte seinen Kopf auf den Knien und seufzte, wobei er langsam bemerkte, wie der Kratzer an seiner Wange heilte.
„Willst du uns erzählen, was letzte Nacht passiert ist?"fragte Sirius.
„Nein."
„Remus", sagte James ernst und setzte sich auf den Boden neben seinen Freund. „Ich weiß dass DU weißt, dass Jane letzte Nacht da war und sehr wahrscheinlich hat sie alles gesehen."
„Ich will nicht darüber reden", sagte Remus als er fühlte, dass sein Herz wieder zu schmerzen begann.
„Moony, du willst NIE über etwas reden. Wir sind deine Freunde", sagte Sirius frustriert.
„Bitte, Sirius", sagte Remus traurig und sah zu ihm auf. „Ich brauche etwas Zeit um über ein paar Dinge nachzudenken."
„Okay Moony, wir geben dir etwas Zeit, aber wir müssen zurück ins Schloss" sagte James und stand auf.
Remus fühlte Panik in sich aufsteigen. Zum Schloss zurück zu gehen würde bedeuten, Jane zu sehen. Was würde er zu ihr sagen? Wie würde sie reagieren. Hatte sie bereits der ganzen Schule erzählt, was er war. Wusch sie sich ihren Mund mit einem Scheuerzauber aus?
„W...wartet Jungs!"sagte Remus und stellte sich neben Sirius und James. „Was haltet ihr davon, wenn wir den Nachmittag in Hogsmeade verbringen?"
„Was? Das können wir nicht machen", erwiderte James.
„Seit wann hat dich das jemals von etwas abgehalten?"fragte Remus und rieb sich vorsichtig die wunde Brust.
„Und wir tun was genau den ganzen Nachmittag?"
„Mir egal. Wir können ja bummeln...oder gehen auf nen Drink in die Drei Besen"sagte Remus hoffnungsvoll.
„Du trinkst doch gar nicht, Moony"sagte Sirius flach und beäugte seinen Freund, sehr wohl wissend, warum er WIRKLICH nicht zum Schloss zurück wollte.
„Aber DU", gab er zurück.
„Okay Moony, wenn du dich dann besser fühlst, gehen wir für den Nachmittag nach Hogsmeade. Aber du weißt, dass wir irgendwann zurück müssen. Wir können nicht für immer abhaun", antwortete Sirius.
„Lily bringt mich um", murmelte James.
„Danke Jungs. Oh, und wo ist Peter?"fragte Remus.
„Du weißt ja, er hat's so mit Schneemännern. Er ist draußen und baut grade einen", sagte James giggelnd.
Die drei Jungen spähten durch die Löcher in den Bohlen, die vor einem der Rückfenster der heulenden Hütte hingen und sagen, dass Peter nicht nur einen sondern VIER Schneemänner gebaut hatte. Er hatte die vier Rumtreiber gemacht und sie lachten darüber, wir frustriert er aussah als er versuchte, den kleineren am anderen Ende hinzubekommen. Der Schneemann, der ihn darstellen sollte, schmolz andauernd.
Furcht und Flucht
Kapitel 9
"Please forgive me if I act a little strange for I know not what I do. Feels like lightening running through my veins every time I look at you, every time I look at you." – David Gray
(Bitte vergib mir, wenn ich mich ein wenig seltsam verhalte, denn ich weiß nicht, was ich tun soll. Es fühlt sich an wie ein Blitz, der durch meine Venen rast, jedes Mal, wenn du mich ansiehst, jedes Mal, wenn ich dich ansehe.)
Januar 1978
Hermine saß zusammengekuschelt in einem der übergroßen Sessel im Gryffindorgemeinschaftsraum nahe dem Feuer und las ein Buch. Das Knacken des Feuers war entspannend. Lily lungerte auf der Couch herum und Hermine wusste, dass die Rumtreiber draußen waren, verstrickt in die größte Schneeballschlacht, die man je auf den Gründen von Hogwarts gesehen hatte – zumindest hatte sie so etwas noch nie gesehen. Sie und Lily hatten von Zeit zu Zeit aus dem Turmfenster geschaut um nachzusehen, ob der Kampf noch immer weiterging; sie hatten schon länger nicht mehr hinausgeschaut. Hermine unterbrach ihr Lesen und lächelte. Gedanken an Remus erfüllten sie mit stiller Freude.
„Worüber lächelst du?"fragte Lily und streckte ihre Beine aus.
„Oh.."Sie seufzte. „Nichts."
„Ja sicher, es sieht auch so aus als wäre es nichts", stichelte Lily.
„Okay, gut, ich denke über Remus nach,"gab Hermine zu und fühlte sich irgendwie zusammengehörig mit ihrer neuen Freundin – Harrys Mutter.
„Wirklich?"fragte sie mit hoher Stimme.
„Ach, hör auf damit", lachte Hermine.
„Habt ihr euch gestern Abend geküsst? James hat mir gegenüber beim Frühstück etwas erwähnt, aber ich musste ihm schwören, dass ich weder dir noch Remus etwas davon erzähle."sagte Lily, setzte sich auf dem Sofa auf und schlug die Beine übereinander.
Hermine sah zu Boden, nickte mit dem Kopf und lächelte breit. „Ja."
Lily klatschte ein paar Mal in die Hände und sie kicherten, wie nur Mädchen kichern, die über Jungs reden. „Oh ich wusste es! Ich wusste, ihr beiden würdet wunderbar zusammenpassen. Du bist wirklich das perfekte Mädchen für ihn"sagte Lily zuckersüß.
Hermine sah zu ihr auf und lächelte, obwohl sich etwas in ihrem Herzen zusammenzog. Ich kann unmöglich das perfekte Mädchen für Remus sein. In der Zukunft kennt er mich nur als Harrys Freundin... nichts weiter. Sie schob diese Gedanken beiseite und wusste, dass sie sich später mit ihnen auseinandersetzen musste, aber nicht heute – heute wollte sie noch immer ein wenig in dem Glück schwelgen, dass sie gefunden hatte.
Das Portraitloch öffnete sich und Hermine konnte seltsame schlurfende Geräusche hören, die in den Gemeinschaftsraum kamen.
„Was ist denn das?"fragte Lily und brach dann in Gelächter aus.
James, Sirius, Peter und Remus traten in den Gemeinschaftsraum und boten einen tollen Anblick.
„Das ist nicht lustig", gab Remus trocken zurück. Seine Brille saß ihm schief auf der Nase. Sein Haar war tropfnass und stand noch mehr ab als gewöhnlich- aber Hermine bemerkte dass es gefroren war; sie lachte. Seine Umhänge sahen mitgenommen aus und waren voller Matsch und er war nicht einmal derjenige, der am schlimmsten aussah. „Ich glaub meine Brille ist kaputt."
„Oh, Liebling, komm her", säuselte Lily. Das war alles, was James brauchte. Er schlurfte zu ihr hinüber und setzte sich auf die Couch. „Nicht auf die Couch, James."Er runzelte die Stirn, ließ sich dann aber neben ihr zu Boden fallen. Sie holte ihren Zauberstab hervor und begann damit, ihn zu trocknen.
Remus sah nicht so schlimm aus wie James, aber er war patschnass und hatte Schmutzstreifen im Gesicht. Aber das war nicht, was Hermine zuerst auffiel- er sah viel bleicher aus als gewöhnlich und seine Augen blickten erschöpft. Als er sie ansah formte sie mit dem Mund die Worte „Bist du okay?"
Er nickte langsam und ging zu ihr hinüber. Er kniete sich vor ihr hin und zögernd reichte sie nach ihm und fuhr mit den Fingern durch sein eisnasses Haar. Er legte seinen Kopf gegen ihr Knie und Hermine war sich ziemlich sicher dass sie ihn seufzen und murmeln hörte. „Das ist schön."
Peters Wangen waren so rot, dass er beinahe so aussah, als hätte er einen Sonnenbrand. Hermine fragte sich ob er Blasen hatte. Er hatte immer noch berge von Schnee auf seinen Schuhen und verteilte diesen im ganzen Gemeinschaftsraum bis hoch zu den Treppen, die zu den Schlafräumen der Jungs führten.
Sirius sah bei weitem am schlimmsten aus, grinste aber auch am breitesten. Sein Haar hing ihm klatschig ins Gesicht, festgepappt von etwas, von dem Hermine vermutete, dass es Dreck und Schnee war. Ein ganzer Ärmel seiner Roben fehlte. Sein Arm sah aus als habe er einen Schnitt erhalten und nichts getan, ihn zu behandeln- eine Linie trockenen Blutes klebte daran. Hermine konnte sehen, wie sich langsam eine Pfütze geschmolzenen Schnees und Eises um seine Füße zu bilden begann.
„Habt ihr gewonnen?"fragte Lily James, der beinahe vollständig aufgetaut war.
„Natürlich!"antwortete er.
„Ach wirklich?"fragte Hermine überrascht. Remus nickte. Als sie die hand aus seinem Haar nahm hörte sie ihn murmeln. „Hör nicht auf"und sie lächelte, bevor sie fortfuhr, ihre Finger sanft durch sein Haar fahren zu lassen.
„Dann will ich nicht die sehen, die verloren haben", sagte Lily.
„Da bin ich mir sicher Lily. War ein ganz schöner Anblick, nichts für unschuldige Augen", sagte er und wrang seinen Ärmel aus.
„Weißt du, dass du blutest?"fragte Hermine.
„Was ist ein Krieg ohne ein paar Narben?"fragte er und grinste zu ihr hinüber. Sie nickte nur mit dem Kopf und sah ihm zu, wie er durch den Raum stakste und die Treppen hinauf verschwand.
„Ich denke ich geh mal hoch und dusche", sagte Lily, stand auf und half James auf die Füße.
„Mit mir?"fragte er scherzhaft.
„In deinen Träumen", antwortete sie und sah in von der Seite an.
„Woher hast du das gewusst?", ärgerte er.
„Ach James", sagte sie mit gespielter Empörung. „Ich komm später wieder runter, Jane."
„Okay", sagte Hermine.
Remus sah zu ihr hinauf und lächelte sie müde an. „Ich denke, ich geh mich auch mal waschen. Bist du noch hier, wenn ich fertig bin?"
„Ich denke schon", sagte sie und hielt ihr Buch hoch. „Ich werde wahrscheinlich noch ein wenig hier sitzen und lesen.
„Gut", sagte er und stand langsam auf. „Bis gleich", murmelte er bevor er die Treppen hinaufschlurfte.
Hermine sah ihm nach und lächelte. Wie seltsam es sich doch anfühlte, sich 1978 zu Hause zu fühlen- sie fühlte sich so sehr zu Hause, dass es Momente gab, in denen sie ihr normales Leben vergaß... ein anderes Leben dass sie wieder von dieser neuen Art der Behaglichkeit fortbringen würde, dieser neuen Art der Liebe. Es würde schwer sein, zu gehen und sie fragte sich ob sie würde fortgehen können, wenn die Zeit kam.
*****
Remus, nur mit seinen Boxershorts bekleidet, ging zurück in den Schlafsaal und rubbelte sein Haar trocken. Er fühlte sich besser, jetzt, wo er sauber war, aber seine Muskeln schmerzten. Die Nacht brach herein, zusammen mit dem Vollmond und er konnte fühlen, wie es seinen Körper von Minute zu Minute mehr strapazierte. Er hatte keine Ahnung, warum er sich von den anderen dazu hatte überreden lassen, den ganzen Morgen eine Schneeballschlacht zu veranstalten- er war vollkommen verausgabt.
„Fertig für heute Nacht, Moony?"fragte Sirius als er bemerkte, dass Remus den Raum betrat.
„Sicher", gab er zurück und griff nach frischen Klamotten aus seiner Truhe.
„Mich juckt´s nach einem Abenteuer. Wir sind den ganzen Monat hier eingeschlossen gewesen. Zeit für etwas Spaß. Ich bin froh, dass endlich Vollmond ist", sagte James und zog sich einen Pulli über den Kopf.
„Du vielleicht", sagte Remus düster und rieb sich seinen rechten Arm- er tat so verdammt weh.
„Wo ist mein Zauberstab?"fragte James.
„Woher soll ich das wissen, Krone?"fragte Sirius, lehnte sich auf seinem Bett zurück und spielte mit den Umhängen.
James begann damit, alles aus seiner Truhe zu werfen um den Zauberstab zu finden. Er gab die Karte des Rumtreibers an Remus weiter. „Hier, halt das mal. Das brauchen wir heute Nacht."Er wühlte mit den Händen auf dem Boden seiner Truhe herum. „Verdammt. Wo ist er?"
Peter kam in den Schlafsaal, sein Haar tropfnass. „James, ich glaub ich hab deinen Zauberstab gefunden. Zumindest sieht er wie deiner aus", sagte er und hielt ihn ihm sehr nah vor die Augen.
„Danke Peter"sagte James und blickte zu ihm auf. „Du bist ein Lebensretter. Hier, ein Schokoladenfrosch für dich."James warf einen quer durch den Raum zu Peter hinüber, der ihn dankbar schnappte.
Remus blickte auf die Karte hinab. Er konnte ihre kleinen Punkte sich durch den Jungenschlafsaal bewegen sehen. Ein Punkt war im Gemeinschaftsraum; er lehnte sich hinab und führte die Augen ganz nah an das Pergament heran.
Das ist seltsam, dachte er. Wer ist Hermine Granger?
„Hey Krone, kann ich mir das mal eine Minute leihn?"fragte Remus und sah zu James hinüber, der seine Truhe gerade wieder einräumte.
„Ja sicher", antwortete dieser gedankenverloren.
Remus hielt die Karte in seiner Hand und ein seltsames Gefühl erfüllte seinen Kopf. Er ging die Treppen hinab und betrat zögernd den Raum
Er schien völlig leer zu sein, abgesehen von einer Person, die auf SEINEM Lieblingsstuhl vor dem Feuer saß. Es war Jane. Er konnte sehen, wie ihr langes Bein vor und zurück schwang- er wusste, dass sie das immer tat, wenn sie besonders in ein Buch vertieft war. Er sah wieder auf die Karte. Da waren zwei Punkte im Gemeinschaftsraum. Einer hieß Remus Lupin, der andere Hermine Granger.
*****
Remus führte die Karte näher an sein Gesicht heran, gerade so, als wolle er den Namen in Jane Doe umwandeln. Das musste irgendein Fehler sein. Vielleicht stimmte etwas mit der Karte nicht? Er sah wieder auf die Karte hinab – nur um völlig sicher zu gehen – und tat das einzige, was ihm einfiel.
„Hermine?"rief er zu Jane hinüber. Und zu seinem Schrecken sah sie zu ihm auf.
„Ja?"fragte sie bevor sie sich die flache Hand über den Mund schlug, offensichtlich zutiefst schockiert. Das offene Buch auf ihrem Schoß glitt zu Boden und schlug in dem ruhigen Raum unnatürlich laut auf den Steinen auf.
Remus stand vollkommen still da, nicht sicher, ob seine Füße es ihm erlauben würden, sich zu bewegen. Er hielt die Karte von sich weg, und sagte noch immer nichts.
Hermine sah ihn weiterhin an, erschrocken, und Remus glaubte, es in ihren Augen schimmern zu sehen.
Als er endlich die Stärke fand durchmaß er den Raum und fühlte, wie sein herz nervös gegen seine Brust schlug. Er ließ die Karte fallen und sah zu, wie sie ihn ihren Schoß fiel.
„Sieh darauf", sagte er heiser. Er wandte sich von ihr ab und ging zum Sofa hinüber. Er setzte sich hin und stützte seine Ellbogen auf die Oberschenkel, lehnte sich vornüber und ließ den Kopf singen.
Hermine war zu entgeistert um zu sprechen. Sie wollten die Karte nicht einmal ansehen. Sie WUSSTE, was darauf stand- wie hatte sie nur so dumm sein können?
„Sieh sie dir an", wiederholte Remus, der wusste, dass sie das Pergament nicht angerührt hatte.
Hermine nah die Karte mit zitternden Fingern und warf einen Blick darauf. Sie konnte zwei kleine Punkte im Gryffindorgemeinschaftsraum sehen. Remus Lupins und ihre- den von Hermine Granger. Der Knoten in ihrem Hals sprang ein Stück nach oben und es war schwer, daran vorbei zu schlucken. Was konnte sie sagen. Sie wollte nicht, dass er sie hasste- würde er?
„Was steht da?"fragte er und sah sie nur aus den Augen heraus an; dunkle Schatten lagen auf seinem Gesicht, was seine ganze Erscheinung nur noch düsterer erscheinen ließ.
„Da steht Remus Lupin", sagte sie ruhig und die Karte zitterte in ihren Händen.
„Und?"
„Und H...Hermine Granger."
„Wo ist der Punkt von Jane Doe?"fragte Remus düster. Hermine hatte keine Antwort darauf. Sie sah von ihm weg. Remus seufzte und ließ wieder den Kopf hängen, dabei rieb er sich mit der Hand den Nacken.
„Erzähl mir irgendetwas Jane, denn ich will dir so gerne glauben", sagte Remus mit einem heiseren Flüstern aber sie konnte ihn klar hören.
„Mein zweiter Name ist Jane", sagte sie ehrlich.
„Ist er das?"fragte er nach und sah sie an; sein Gesicht hatte ein wenig von seiner Anspannung verloren.
„Ja. Mein Name ist Hermine Jane."
„Hermine Jane Granger."
„Er war es"sagte sie und wandte ihren Blick von Remus bohrenden blauen Augen ab. Er sah so betrogen aus; ihr Herz tat ihr davon weh. „Er WAR es, bevor ich hierher kam", sagte sie. Und das entsprach ebenfalls der Wahrheit.
Remus richtete sich wieder auf und seufzte erneut. Er sah so müde aus. Dunkle Ringe waren um seine Augen und erinnerten sie an sein zukünftiges Selbst.
„Warum hast du mir....ALLEN erzählt, dass dein Name Jane Doe ist?"fragte er sie, und seine Augen enthielten ein Flehen, dass sie die Schmerzen in seinem Herzen lindern möge.
„Ich...ich wollte neu anfangen", antwortete sie und fühlte sich, als wäre dies gar nicht einmal so unwahr. „Ich wollte dich nicht verletzen, Remus."
Remus erhob sich von der Couch und ging zu ihr hinüber. Er kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. Hermine hielt den Atem an, sie hatte Angst etwas zu sagen. Er umwand ihre Finger mit den seinen und sah zu ihr auf; der erschöpfte Ausdruck in seinem Gesicht brach ihr fast das Herz.
„Du hast so viele Geheimnisse, Jane oder Hermine.... oder WER IMMER du auch bist, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du mir gegenüber nicht ehrlich bist. Ehrlichkeit ist für mich sehr wichtig..."
„Mir ist es auch wichtig!"
„Dann solltest du mir gegenüber ehrlich sein", sagte er leise und fuhr mit seinem Daumen sanft über ihre Hand. Er sah zu ihr auf und sie konnte den Zweifel in seinem Blick sehen.
„Okay", flüsterte sie nervös.
„Wie heißt du wirklich?"
„Hermeine Jane"
„Granger?"
"Nicht hier."
"Warum nicht hier."
„Ich habe meinen Namen geändert."
„Warum?"
„Um die Unschuldigen zu schützen?"sagte sie.
Remus lachte leise. Nun, das ist immerhin besser, dachte sie.
„Möchtest du Jane oder Hermine genannt werden?"
„Ich werde auf beides hören", gab sie zurück.
„Wo warst du, bevor du nach Hogwarts kamst?"
„In der Schule."
„Wo?"
„In England."
„Das weiß ich schon, Jane. Wo?"
„Ich kann es dir nicht sagen", erwiderte sie traurig.
„Warum nicht?"
„Weil..."Weil du mich dann später zu leicht wieder erkennen würdest.
Remus seufzte erneut. „Okay. Sind deine Eltern wirklich Muggel?"
„Ja."
„Wo leben sie?"
„Außerhalb von London."
„Wann ist dein Geburtstag?"
„Am 19. September 198..."sie stoppte und versuchte, die Jahre zu berechnen, die weniger absurd klingen würden als die Wahrheit. „...1960"
„Dafür hast du etwas länger gebraucht, als nötig gewesen wäre, denkst du nicht auch?"sagte Remus skeptisch.
„Ich bin nervös, Remus", sagte sie ein wenig aufgebracht.
„Warum bist du nach Hogwarts gekommen?"
„Ich habe einen Brief von Dumbledore bekommen."
„Du hast an deiner anderen Schule einen Brief von Dumbledore bekommen?"
„Nicht direkt."
„Wie war es denn dann DIREKT?"
„Ich KANN nicht darüber reden."
„Warum?"
„Ich kann es einfach nicht", sagte sie, stand abrupt auf und ging an Remus vorbei. Er stand sofort auf.
„Warum?", fragte er wieder. „Rennst du vor irgendetwas davon?"
Sie seufzte. „Nein."
„Versteckst du dich?"
„Nein."
„Also warum bist du dann hier?"
„Ganz ehrlich, Remus", sagte sie traurig. „Ich weiß es nicht einmal genau."
„Wirst du bleiben?"
„Wo?"fragte sie und drehte sich herum, um ihn anzusehen.
„Hier"erwiderte er mit Nachdruck. Sein Hals hörte sich trocken an.
„Ich kann nicht für immer bleiben."
„Für wie lange denn?"fragte Remus und fühlte Übelkeit in sich aufsteigen bei dem Gedanken, Jane zu verlieren- oder WER AUCH IMMER sie war. Es war ihm egal; er wusste nur dass er nicht mehr ohne sie sein wollte.
„Ich weiß es nicht", sagte Hermine und blickte zu Boden.
Remus trat zu ihr heran. Es war offensichtlich, dass sie mit irgendetwas kämpfte; er konnte es an ihrem Gesicht sehen und in ihrer Stimme hören. Sanft griff er nach ihren Oberarmen.
„Was ist es, das du vor mir versteckst? Rede mit mir Jane. Erzähle mir, was es ist."Sagte er sanft.
„Ich kann es nicht", sagte sie wenig zu harsch und wich vor ihm zurück.
„Wenn du mit mir nicht ehrlich sein kannst", sagte er frustriert und auf einem Gesicht spiegelte sich plötzlich etwas, dass sie bei ihm noch nie gesehen hatte.... Wut. „Wenn du vor mit Geheimnisse haben musst, dann kann ich mit dir nicht zusammen sein. Ich kann nicht mit einer unehrlichen Person zusammen sein."
Hermine fühlte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Sie schüttelte den Kopf und wich vor Remus zurück. „Ich- ich KANN es dir nicht sagen."Und mit diesen Worten drehte sie sich herum und lief die Treppe zu den Schlafsälen hinauf.
Remus sah ihr schweren Herzens nach. Was wusste er mehr? Dass sie ihn wegen ihres Nachnamens angelogen hatte? Spielte das wirklich eine Rolle. Er nahm die Karte des Rumtreibes zur Hand, wo Hermine sie hatte fallen lassen und ging die Treppe zu seinem Schlafsaal hinauf.
Sirius, James und Peter saßen auf dem Boden und spielten Snape explodiert. Peter schien zu gewinnen – manchmal ließ Sirius Peter gewinnen, sonst würde er NIE gewinnen. James sah auf, als Remus die Karte des Rumtreibers in ihren Kreis fallen ließ.
„Was ist los, Moony?"fragte James.
„Nichts", grummelte er und ließ sich mit dem Gesicht voran auf sein Bett fallen.
Sirius warf James einen blick zu und drehte sich dann zu Remus um. „Remus, bist du okay?"
„Nein", sagte er, nicht einmal sicher, WAS er war. Er drehte sich auf den Rücken. „Können wir schon heute Nachmittag in die Hütte gehen?"
„Warum so früh?"fragte Peter.
„Ich will nur genügend Zeit haben, bevor der Mond aufgeht."Ansonsten würde ich hier liegen und mich den ganzen Nachmittag über wie der letzte Dreck fühlen, fügte er in Gedanken hinzu."
„Okay Moony, wir spielen nur die Runde noch zuende und dann können wir gehen", sagte James.
Remus schloss die Augen und versuchte sich über das Gespräch mit Jane klar zu werden. Was war es, dass sie ihm NICHT sagte? Und was noch wichtiger war, änderte das irgendetwas daran, wie er über sie dachte? Die Antwort war leicht – nein.
*****
Gegen Mitte des Nachmittags und nach FÜNF weiteren Runden Snape explodiert waren die Rumtreiber bereit, sich auf ihren monatlichen Trip in die Heulende Hütte zu machen. Und Remus war ebenfalls bereit- zumindest so bereit wie irgendjemand sein konnte, wenn er wusste was ihn erwartete, sobald der Mond mit voller Kraft hervorkam. Remus ganzer Körper schmerzte so sehr, dass er sich selbst wie einen einzigen großen Schmerz wahrnahm. Langsam folgte er den drei anderen, die sich immer auf diese nächtlichen Ausflüge freuten. Wenn sie in meiner Haut stecken würden, dachte Remus bitter, fühlte sich aber sogleich schuldig. Seine Freunde hatten viel zeit damit verbracht, Animagi zu werden als sie herausgefunden hatten, dass er sich einmal im Monat in einen Werwolf verwandelte und er WAR dankbar dafür, vor allem aber dafür, dass sie immer noch seine FREUNDE gewesen waren, als sie es herausfanden.
Remus war fast zu müde auch nur an Hermine Jane Granger Doeirgendwerodersonstwas zu denken- FAST. Er bekam noch einen weiteren Grund, über sie nachzudenken als er den Gemeinschaftsraum betrat und sie dort stehen sah; sie sah ihm entgegen.
„Remus?"fragte sie leise. Ein wissender Blick wurde unter den anderen Rumtreibern ausgetauscht und sie gingen zum Sofa hinüber um sich zu setzen. Remus blieb stehen und scharrte nervös mit den Füßen. „Tut mir leid wegen vorhin", sagte Hermine ehrlich und Remus dachte, dass sie so aussah, als habe sie geweint.
„Wir können später darüber reden", sagte er und fühlte sich nicht in Stimmung für eine weitere emotional anspruchsvolle Unterhaltung.
„Willst du ausgehn?"fragte sie und hatte den Vollmond völlig vergessen.
„Äh...ja", sagte er schnell.
„Wo gehst du hin?"
„Aus."
„Ja, das ist offensichtlich", sagte sie sich verteidigend. „WOHIN gehst du."Und dann traf sie die Erkenntnis. Sie erinnerte sich an den Vollmond. Wie hatte sie das nur vergessen können- sieh dir doch nur sein Gesicht an. Sie drehte sich herum und sah aus dem Fenster. Langsam verschwand die Sonne und erleuchtete den Himmel in Purpur und Orange.
„Wir...I... Wir gehen einfach aus, okay?"sagte er und wurde ungeduldig, jedoch nicht wegen ihr und ihrer Fragen... er WOLLTE es ihr nicht sagen. Nicht nach ihrem Streit, oder der Meinungsverschiedenheit oder was zur Hölle es war. Er dachte daran, ehrlich zu sein. Hey, Hermine Jane Granger Doeirgendwerodersonstwas, ich bin ein Werwolf. Ist das nicht toll? Er lachte über seine eigene Dummheit.
„Was ist so lustig?"fraget sie und sah ihn stirnrunzelnd an.
„N- nichts", stammelte er und hatte nicht einmal bemerkt dass er laut gelacht hatte.
„Also, erzählst du mir wo ihr hingeht, Remus?"fragte sie und versuchte IHN dazu zubringen, die Wahrheit zu sagen.
„Ich...ich kann es nicht", flüsterte er.
„Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden"
„Ich kann's nicht, okay?"sagte er laut genug, dass sich die Rumtreiber auf der Couch herumdrehten und sie beide ansahen.
„Wer hat hier Geheimnisse, Remus?"erwiderte sie kalt. Es fühlte sich gut an, die Karten neu gemischt zu sehen.
Verdammt, warte ne Minute. Was tu ich eigentlich? fragte sie sich selbst. Warum war sie so feindselig? Sie kannte Remus Geheimnis- er war ein Werwolf. Vielleicht lag es nur daran dass ER es ihr nicht erzählt hatte; er hatte ihr einen Vorwurf gemacht, dafür, dass sie ihm Dinge vorenthielt und nun tat er genau dasselbe. Sie drehte sich um und ging mit einem triumphalen Gefühl davon- wie eine siegreiche Schlange.
„Ach, Scheiße"sagte Remus wütend. Er trottete zur Couch hinüber und ergriff die Rückenlehne; er presste so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
„Irgendwann wirst du ihr die Wahrheit sagen müssen, Moony"sagte Sirius ohne zu ihm aufzusehen.
„Ich WEIß"erwiderte er. „Aber nicht heute."
„Du solltest ihr nachgehen. Das weißt du, oder? Ich weiß nicht viel über Mädchen, aber ich weiß, dass das letzte was du jetzt gebrauchen kannst ist, sie so gehen zu lassen", fügte James hinzu.
„Die Sonne geht unter, James."
„Na und? Sie kann noch nicht weit sein. Wenn du deinen müden Hintern in Bewegung setzt, kannst du sie sicher auf den Gängen noch abfangen.", fuhr James fort.
„Okay. In spätestens 10 Minuten bin ich zurück", sagte Remus und eilte aus dem Gemeinschaftsraum.
Aber Hermine war nicht direkt draußen auf dem Gang. Sie war sicher kein ursprünglicher Rumtreiber, aber sie kannte die Wege in und um die Schule genauso gut wie sie alle. Und wenn Hermine nicht gefunden werden wollte, würde man sie auch nicht finden.
*******
Drei Stunden später betrat Remus wieder den Gemeinschaftsraum und sah schlimmer aus, als er es bereits den ganzen Tag über getan hatte. Sirius sprang auf und schrie ihn an.
„Wo zur Hölle hast du gesteckt, Moony? Es ist schon dunkel!"
„Ich weiß", erwiderte Remus elend.
„Was soll das heißen, DU WEIßT? Der verdammte Mond geht auf. Du hast verdammtes Glück dass es draußen wolkig ist und wir eine gute Chance haben, zur Weide zu kommen, bevor du dich verwandelst."sagte James erzürnt.
„Hast du sie gefunden?"fragte Peter leise.
„Nein", gab Remus knapp zurück. „Lasst uns gehen."
James griff nach der Karte des Rumtreibers und blickte Remus noch immer stirnrunzelnd an, dann machten sie sich auf den Weg durch das Schloss und hinaus auf das Gelände. Peter stieß eine Seitentür auf, die sie neben dem großen Haupttor ins freie entließ. Er blickte hinaus und dann hinauf zum Mond.
„Er ist bedeckt. Ich verwandel mich gleich hier und renne zum Baum."
„Okay Peter, geh nicht im Schnee verloren", scherzte Peter. „Okay, da geht er."
„Dann los", flüsterte James als er sah, dass die Zweige der Peitschenden Weide erstarrten, wie sie es bereits gewohnt waren.
James, Sirius und Remus begannen rasch auf den Baum zuzugehen, ihre Füße knirschten im gefrorenen Gras und Schnee aber Remus sah hinunter und hielt ein. Vor ihm sah er ein einzelnes Paar Fußabdrücke, die vom Haupttor zum See hin führten. Aber noch etwas anderes machte ihn nervös aufgrund dieser Fußspuren. Er schloss seine Augen und atmete tief ein- ja, es war da aber es war schwach. Er konnte sie riechen. Seine Brust zog sich zusammen.
„Remus, komm schon"wisperte James drängend. „Der Mond kommt wieder raus."
„Jane?"sagte Remus leise.
„Was?"fraget James.
Und als könne sie seine Stimme im Wind hören, wandte sich Hermine vom stillen Wasser des Sees ab und drehte sich herum. Gegen den Schnee hoben sich die Umrisse zweier Jungen ab-, nein, drei; sie waren nahe der Peitschenden Weide. Die Rumtreiber. Unkwillkürlich begann Hermine auf sie zuzugehen.
„Was zur Hölle tust du da, Remus?"fragte James und ergriff seinen Arm.
Im Laufe von Sekunden bemerkte Remus dass sie in seine Richtung ging und Panik ergriff ihn.
„Oh Scheiße, nicht jetzt. Sie darf mich so nicht sehen. Geh schon James!" schrie er beinahe.
James, der mittlerweile vollkommen verwirrt war, bewegte sich nicht.
Remus schubste ihn hart gegen die Brust. „GEH!"Hermine schien sich ihnen zu nähern, und zwar viel schneller als er gewollt hätte und dann passierte es.
Der Wind blies. Die Wolken verschoben sich. Der Vollmond erschien, hell und groß am nächtlichen Himmel. Remus stolperte. Zuerst dachte er, er sei gestrauchelt, doch in Wirklichkeit verwandelten sich seine Beiden. Er hielt die Hände vor das Gesicht; die Fingernägel wuchsen und wurden zu Klauen. Der Schmerz war unerträglich. Seine Kleidung zerriss unter dem Druck seines sich verändernden Umrisses.
„Lass sie mich nicht sehen!"schrie er aber was herauskam war mehr ein ersticktes Jaulen.
„SIRIUS!"schrie James und verwandelte sich in einen großen Hirsch. Ein großer schwarzer Hund sprang ihm in Sekundenbruchteilen zur Seite. Hermine sah einfach zu, versteinert und SCHOCKIERT.
Remus schlanker Körper und seine breiten Schultern verschwanden und machten einem gekrümmten Rücken und dicken muskulösen Hinter und Vorderbeinen Platz. Sein Gesicht verlängerte sich in eine Schnauze und als er heulte, schnitt dieses Geräusch hindurch bis zu ihrem Innersten. Es war ein gequälter laut und ohne zu bemerken, dass sie weinte, fühlte sie plötzlich kalte Tränen auf ihrem Gesicht.
Sie beobachteten wie James und Sirius in ihren Animagusgestalten Remus drückend, tretend und schubsend in den Gang neben der Peitschenden Weide beförderten. Sie war sich nicht sicher wie lang sie dort im Schnee gestanden hatte nachdem sie verschwunden waren. Sie war sich nicht einmal sicher ob sie sich BEWEGEN konnte. Doch bald schon war sie zu sehr durchgefroren um weiter dort zu stehen und machte sich auf den Weg zurück zum Gryffindorgemeinschaftsraum.
Lily saß auf dem Sofa und las ein Buch. Sie sah auf als Hermine eintrat.
„Was ist los?"fragte sie, nachdem sie Hermines Gesicht gesehen hatte. Schnell schloss sie ihr Buch und stand auf.
„Ich....ich hab Remus gesehn..."stotterte Remus und fühlte wieder warme Tränen auf ihren Wangen.
„Was? Komm her zum Feuer. Du erfrierst ja", sagte Lily und scheuchte Hermine hinüber zum Kamin. Sie griff eine Decke vom Sofa und legte es Hermine um die Schultern.
„D...danke", sagte sie mit schnatternden Zähnen.
„Also, was ist los?"fragte Lily und kniete sich neben Hermine hin.
„Ich hab Remus gesehn", sagte sie leise und erinnerte sich wieder daran wie er sich von einem Menschen in einen Werwolf verwandelt hatte, erinnerte sich an sein scherzhaftes Jaulen...der Schrei einer gemarterten Seele. Sie schauderte.
„Das hast du schon gesagt. Ist er okay?"
„Nein... Lily", sagte sie und sah in die grünen Augen der Freunden- sie waren genau wie die von Harry „ ich habe gesehen, wie er sich VERWANDELT hat."
Die Bedeutung dieser Worte blieb Lily nicht verborgen. Ihre Augen weiteten sich. „Oh je. Und die anderen?"
"Sie waren bei ihm."
„Oh Jane", sagte Lily besorgt. „Er wollte nicht, dass du es auf diese Weise herausfindest. Er würde es dir eines Tages ERZÄHLT haben. Er hatte Angst, was du denken würdest. Oh, weine nicht, Jane. Es ist nicht so schlimm, wirklich. Er ist immer noch ein großartiger Mensch."Sagte Lily und missverstand dabei Hermines Emotionen.
„Lily", sagte Hermine und fuhr sich über die nassen Wangen. „Es ist mir EGAL, dass er ein Werwolf ist.."
„Ist es?"fragte sie, offensichtlich überrascht.
„Ja, aber wenn du GESEHEN hättest, was es ihm antut. Es war GRAUENVOLL", flüsterte Hermine und schauderte wieder.
„Oh, das tut es. Er sagte mir einmal, es sei unglaublich schmerzhaft. Oh Jane", sagte sie und ergriff Hermines Hand. „weißt du, was das bedeutet?"
„Was?"
„Es bedeutet, dass Remus endlich jemanden gefunden hat, dem er etwas bedeutet, EGAL WAS ER IST."
Hermine lächelte. „Wie lange werden sie fortbleiben?"
"Für den Rest der Nacht. Sie werden am morgen zurück kommen, bis zum Mittagessen schlafen und dann können Remus und du vielleicht miteinander reden."
„Das wäre schön."
„Es ist spät. Was denkst du, gehen wir schlafen?"
„Ich denke, das ist eine gute Idee", gab Hermine zurück. „Danke Lily."
„Oh, schon gut. Ich sollte dir danken", sagte sie, als sie die Steintreppen zu den Schlafsälen emporstiegen.
„Wofür?"
„Dafür, dass du Remus liebst."
********** Ein mitgenommener Umhang hing schief von einem rostigen Nagel und erlaubte einem Fetzen Sonnenlicht, durch die schlammigen Fenstersimse in das Innere der Heulenden Hütte zu fallen. Remus öffnete die Augen und stöhnte. Sein Kopf dröhnte, schmerzte, pumpte... und die Liste hätte noch weiter gehen können, aber er war zu müde, um sich weitere Worte auszudenken. Langsam brachte er seine Hand an seine linke Wange; es schmerzte, wenn er die Gesichtsmuskeln bewegte. Er zuckte zusammen als er die Schramme fühlte, die ihm als ein Souvenir der letzten Nacht geblieben war. Für einen Moment war das Licht vor ihm verdunkelt; er sah hin und sah Sirius, der sich über ihn gebeugt hatte und lächelte.
„Du siehst furchtbar aus, Moony. Wie fühlst du dich?"fragte er.
„Wie Scheiße."Sagte Remus und seine Stimme war heiser und rau.
„Hey James. Bring mal das Zeug rüber, dass wir bei Madam Pomfrey haben mitgehen lassen", rief er zu James hinüber. Remus konnte nicht einmal genügend Kraft aufbringen, um seinen Kopf zu bewegen.
„Okay", gab James zurück. Und nach einer Minute konnte Remus James´ Schritte hören. „Na los Moony. Mach auf."
Remus öffnete den Mund ohne auch nur zu fragen, was es war. Er schauderte, als die kalte Flüssigkeit seinen Hals benetzte. Es schmeckte wie verfaulter Fisch- nicht dass er jemals verrotteten Fisch gegessen hätte, aber jeder mit ein wenig Vorstellungskraft, konnte sich den Geschmack schließlich vorstellen. Zu seiner Freunde begann er sich besser zu fühlen.
„Danke", murmelte er als Sirius ihn in eine sitzende Position aufrichtete. Er stützte seinen Kopf auf den Knien und seufzte, wobei er langsam bemerkte, wie der Kratzer an seiner Wange heilte.
„Willst du uns erzählen, was letzte Nacht passiert ist?"fragte Sirius.
„Nein."
„Remus", sagte James ernst und setzte sich auf den Boden neben seinen Freund. „Ich weiß dass DU weißt, dass Jane letzte Nacht da war und sehr wahrscheinlich hat sie alles gesehen."
„Ich will nicht darüber reden", sagte Remus als er fühlte, dass sein Herz wieder zu schmerzen begann.
„Moony, du willst NIE über etwas reden. Wir sind deine Freunde", sagte Sirius frustriert.
„Bitte, Sirius", sagte Remus traurig und sah zu ihm auf. „Ich brauche etwas Zeit um über ein paar Dinge nachzudenken."
„Okay Moony, wir geben dir etwas Zeit, aber wir müssen zurück ins Schloss" sagte James und stand auf.
Remus fühlte Panik in sich aufsteigen. Zum Schloss zurück zu gehen würde bedeuten, Jane zu sehen. Was würde er zu ihr sagen? Wie würde sie reagieren. Hatte sie bereits der ganzen Schule erzählt, was er war. Wusch sie sich ihren Mund mit einem Scheuerzauber aus?
„W...wartet Jungs!"sagte Remus und stellte sich neben Sirius und James. „Was haltet ihr davon, wenn wir den Nachmittag in Hogsmeade verbringen?"
„Was? Das können wir nicht machen", erwiderte James.
„Seit wann hat dich das jemals von etwas abgehalten?"fragte Remus und rieb sich vorsichtig die wunde Brust.
„Und wir tun was genau den ganzen Nachmittag?"
„Mir egal. Wir können ja bummeln...oder gehen auf nen Drink in die Drei Besen"sagte Remus hoffnungsvoll.
„Du trinkst doch gar nicht, Moony"sagte Sirius flach und beäugte seinen Freund, sehr wohl wissend, warum er WIRKLICH nicht zum Schloss zurück wollte.
„Aber DU", gab er zurück.
„Okay Moony, wenn du dich dann besser fühlst, gehen wir für den Nachmittag nach Hogsmeade. Aber du weißt, dass wir irgendwann zurück müssen. Wir können nicht für immer abhaun", antwortete Sirius.
„Lily bringt mich um", murmelte James.
„Danke Jungs. Oh, und wo ist Peter?"fragte Remus.
„Du weißt ja, er hat's so mit Schneemännern. Er ist draußen und baut grade einen", sagte James giggelnd.
Die drei Jungen spähten durch die Löcher in den Bohlen, die vor einem der Rückfenster der heulenden Hütte hingen und sagen, dass Peter nicht nur einen sondern VIER Schneemänner gebaut hatte. Er hatte die vier Rumtreiber gemacht und sie lachten darüber, wir frustriert er aussah als er versuchte, den kleineren am anderen Ende hinzubekommen. Der Schneemann, der ihn darstellen sollte, schmolz andauernd.
