Sie wird geliebt werden Kapitel 10

"I know I tend to get insecure It doesn't matter anymore It's not always rainbows and butterflies It's compromise that moves us along My heart is full and my door's always open You can come anytime you want I don't mind spending every day Out on your corner in the pouring rain Look for the girl with the broken smile Ask her if she wants to stay awhile And she will be loved She will be loved"—Maroon 5

(ich weiß, ich tendiere dazu, unsicher zu sein/ aber das macht nicht mehr./ Es kann nicht immer Regenbögen und Schmetterlinge geben/es ist der Kompromiss, der uns voran treibt / mein Herz ist voll und meine Tür ist immer geöffnet / du kannst kommen, wann immer du willst / mir macht es nichts aus jeden Tag / mit dir in einer Ecke im Regen zu verbringen / Suche nach dem Mädchen mit dem gebrochenen Lächeln / frage sie, ob sie eine Weile bleiben möchte / und sie wird geliebt werden / sie wird geliebt werden)

Februar 1978

Am nächsten morgen erwachte Hermine auf dem Bauch liegend, ihre Schreibfeder steckte ihr im Haar und Pergamentblätter kräuselten sich unter ihren Wangen. Sie hatte nicht einschlafen können, nachdem sie Remus am Abend zuvor gesehen hatte und sie hatte beschlossen, aufzuschreiben, was sie dachte und fühlte. Unbemerkt war sie mitten im Satz eingeschlafen. Sie setzte sich langsam auf, nahm die Feder aus dem Haar und faltete die Pergamentseiten halb zusammen, bevor sie sie zwischen die Seiten eines Buches stopfte.

Sie schubste sich aus dem Bett und trottete langsam zu den Duschen. Sie versuchte nicht daran zu denken, Remus wieder zu sehen, denn dies schien die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu irritieren und sie zu veranlassen so wild herumzuflattern, dass sie alles andere vergaß... wie etwa das man sich das Shampoo aus dem Haar wusch, bevor man das Wasser abstellte.

„Ugh", stöhnte sie frustriert und fuhr sich mit den Finger durch die nassen Locken und betrachtete die weißen Flocken auf ihrer Hand. Sie verdrehte die Augen und verfluchte im geheimen die Rumtreiber dafür, dass sie dass Buch verhext hatten und Ron und Harry dafür, dass sie über Quidditch diskutiert hatten... und Dean und Seamus, dass sie sich mit Ron und Harry gestritten hatten... und da sich selbst dafür, dass sie an diesem Abend, an dem sie eindeutig zu müde war um am Kamin zu bleiben und sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen, nicht früher zu Bett gegangen war... und sie verfluchte Professor Binns dafür dass er ihnen eine Hausaufgabe gegeben hatte, die das benutzen von „Eine Geschichte Hogwarts´"beinhaltete... und Susan Bones dafür, dass sie sich ihre Aufgabe geliehen hatte... und sich selbst, dafür, dass sie so besserwisserisch war was das Arbeiten in der Bibliothek anging, dass sie den Standort beinahe jedes Buches wusste, so dass Harry und Ron SIE an ihrer Stelle geschickte hatten... und...

Wow, dachte sie, während sie sich die Seife aus dem Haar wusch. Da sind ja einige Dinge zusammengekommen, die dazu geführt haben, dass ich das Buch fand, dass die Rumtreiber 20 Jahre zuvor verzaubert hatten. Ich denke, Dumbledore könnte recht behalten, wenn er meint, es gebe einen Grund für mein Hiersein... Mal angenommen es wäre bestimmt, das ich mich in Remus verlieben sollte...warte, lachte sie zweifelnd. Ich bin nicht in Remus verliebt. Nein, definitiv nicht. Wenn kümmert es, wie er küsst? Sie schwankte und griff nach den Ecken der Duschkabine um ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen. Oh, ich bin doch lächerlich, dachte sie wütend, als sie das Wasser abstellte und sich ein Handtuch um den Körper wand. Ohne nachzudenken machte sie sich auf den weg zum Schlafsaal und trocknete nicht einmal die Füße ab, weswegen sie auf dem gesamten Weg dorthin wässrige Fußspuren hinterließ.

Remus ordnete den Tag als unspektakulär ein. Er hatte mit Jane reden wollen; er hatte mit Jane reden MÜSSEN, aber er hatte nicht eine einzige Gelegenheit dazu gehabt. Er hatte geglaubt beim Mittagessen ein paar Worte mit ihr wechseln zu können, aber sie war nicht aufgetaucht und das hatte ihn enttäuscht. Zur Abendessenszeit als der Gryffindortisch sich rasch füllte und er immer noch nichts von ihr sah, fragte er sich, ob sie ihn mied.

Er starrte auf das Hühnchen auf seinem Teller hinab, seufzte und ließ die Schultern hängen. Er war kurz davor, seinen Teller von sich zu schieben, als er auf der anderen Seite des Tisches eine bekannte Stimme vernahm.

„Tschuldige dass ich spät bin", sagte Hermine und setzte sich neben Lily, Remus gegenüber.

Er sah rasch auf und ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte ihm zu, bevor sie sich wieder Lily zuwandte.

„Das ist schon in Ordnung. Gut, dass du angekommen bist, als du angekommen bist; ich glaube Sirius und James machen eine Art Wettbewerb, um herauszufinden, wer von beiden die meisten Hühnchen essen kann, bevor der andere aufgibt... oder ihnen schlecht wird"sagte Lily und griff nach einer Karaffe mit Kürbisssaft, um Hermines Glass zu füllen.

„Danke"erwiderte sie lächelnd. „Ich hab mich in der Bibliothek verzettelt als ich nach Informationen für unser nächstes Zaubertrankprojekt gesucht habe."Hermine hatte sich so selbstverständlich in die tägliche Routine des Jahres 1978 eingelebt, dass ihr anderes Leben Lichtjahre entfernt schien an einem fernen Ort, und die Erinnerung daran schwand mit jedem Tag ein wenig mehr.

„Aber wir fangen doch erst nächste Woche damit an", sagte Lily und gab Hermine ein Brötchen.

„Ich weiß, aber ich bin gern vorbereitet", sagte Hermine und errötete, als sie sah, dass Remus ihr über den Tisch hinweg zugrinste.

Irgendwie gelang es Hermine etwas zu essen und ihre Mahlzeit herunterzuwürgen, was sie selbst beeindruckte, wenn sie bedachte wir zappelig und nervös sie sich fühlte. Remus gegenüber zu sitzen hieß, ihm näher zu sein, als sie dies für eine ganze Weile gewesen war. Sie hatte nicht vorgehabt, ihm aus dem Weg zu gehen, aber sie konnte nicht klar denken, wenn er in der Nähe war und sie brauchte ihre Fähigkeit, sich konzentrieren zu können; das war immer die einzige Konstante in ihrem Leben gewesen.

Nach dem Abendessen sprang Hermine auf und versuchte sich durch die Menschenmenge hindurch auf den Weg zum Gemeinschaftsraum zu machen. Bevor sie jedoch die Türen der großen Halle erreicht hatte, fühlte sie, wie jemand ihr Handgelenk ergriff. Sie hielt an und drehte sich herum. Remus hielt sie zurück und lächelte schüchtern. Sie sah auf seine Hand an ihrem Handgelenk hinunter und dann rasch wieder zu ihm hinauf. Er berührte sie; sie könnte nicht klar denken.

Er nahm die Hand zurück. „Oh...äh...tschuldige. Ich wollte nur wissen..." er stoppte und sah zu Boden, bevor er fortfuhr. „Ich wollt nur wissen ob du vielleicht ein bisschen mit mir spazieren gehen möchtest damit wir...reden können?"

Hermine konnte nicht anders als trotz ihres zitternden Inneren zu lächeln. Remus sah einfach so schüchtern und liebenswürdig aus. „Sicher".

„WIRKLICH? Ich meine, toll. Wir könnten ja zum See runtergehn", sagte er.

„Es ist schrecklich kalt draußen", sagte Hermine und zog die Augenbrauen hoch.

„Ich kann einen kleinen unauffälligen Wärmezauber beschwören, der die Kälte fernhält."

Hermine zuckte mit den Schultern. „Okay."

Remus strahlte sie an und drängte sich durch die Schüler hindurch, Hermine folgte ihm.

Kurz fragte sie sich, ob es eine gute Idee sei, ALLEIN mit Remus nach draußen zu gehen, aber eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie, wenn sie jetzt nicht gehen würden, sie es für immer bereuen würde. Als er sich herumdrehte, um sicherzugehen, dass sie noch immer hinter ihm war und sie anlächelte, wusste sie, dass sie an keinem anderen Ort lieber sein wollte, als mit ihm zusammen zu sein.

Remus blieb genau neben den Türen im Inneren der Eingangshalle stehn. Er zog seinen Zauberstab heraus und deutete damit auf Hermine. Instinktiv schloss sie fest die Augen und verzog das Gesicht. Remus lachte leise.

„Ich tu dir nicht weh", sagte er sanft.

„Oh", sagte Hermine peinlich berührt. „Natürlich nicht. Tut mir leid. Ich hatte nur grad Ron vor Augen, der mich mit einem Zauber belegen wollte..."

„Ron?"fragte Remus rasch und ein skeptischer Ausdruck erlangte einen kurzen Moment Kontrolle über seine Mundwinkel.

„Oh...äh", stammelte sie. „Einer meiner Freund zuhause."

„Ist er dein fester Freund?"

„Oh nein. Eigentlich ist er mein bester Freund. Ein großartiger Mensch... einer meiner Lieblingsleute, aber wir zoffen uns dauernd", sagte sie und dachte lächelnd an Ron, dann an Harry- gerade bemerkte sie, wie sehr sie die beiden eigentlich vermisste. „Aber wir sind nur Freunde."

„Oh", sagte Remus leise. Sie hatte noch niemals von ihrem Leben gesprochen, dort wo auch immer sie herkam. Ein kleiner Schritt, dachte er, bevor er seinen Zauberstab erneut auf sie deutete. „Calefacio"sprach er leichtweg.

Sofort bemerkte Hermine, wie ihr Körper sich aufwärmte und eine geregelte Temperatur erreichte. Sie lächelte ihn an. „Alles warm und kuschelig. Danke."

„Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite", sagte er scherzhaft und belegte sich selbst mit dem Zauber. „Okay, fertig?"

„Absolut."

Remus stieß die Tür auf und schloss sie dann wieder, als Hermine draußen war. Er war dankbar zu sehen, dass es aufgehört hatte zu schneien und die Schlossgründe trotzdem immer noch von einer weißen Decke überzogen waren.

Ein Pfad führte zum See hinunter, also benutzen Hermine und Remus diesen, anstatt sich durch den tiefen Schnee zu kämpfen. Sie gingen schweigend – Remus überlegte, wie er mit der Unterhaltung beginnen sollte, - Hermine dachte noch immer an Harry Ron und ihr früheres Leben... die Realität, das ihr Verbleib im Jahr 1978 zeitlich begrenzt war, bekümmerte sie auf eine Art und Weise die sie nie für möglich gehalten hätte.

Als sie am Ufer des Sees standen streckte Remus seine Handfläche aus und ein sanftes knisterndes Geräusch erfüllte die Luft um ihn her, gefolgt von einem zitternden Licht in seiner Hand.

„Ohh", sagte Hermine überrascht. Dann erinnerte sie sich, dass Remus denselben Zauber im Hogwartsexpress zu Beginn ihres dritten Jahres verwendet hatte. „Ich erinnere mich"flüsterte sie leise.

„Woran erinnerst du dich?"fragte Remus, als er sich niederkniete und die seltsame Flamme auf den Boden zu ihren Füßen legte. Eine Sekunde später hielt er eine weitere handvoll knisternder Lichterflammen. Wieder beugte er sich vor und ließ die beiden Flammen miteinander verschmelzen.

„Oh, ich habe nur jemanden zuvor diese Art Magie benutzen sehen"sagte sie sanft und betrachtete die tanzenden Flammen.

„Es ist ziemlich selten. Nicht viele hier in der Schule können es. Meine Mutter hat es mir beigebracht, als ich klein war weil... na ja, ich hatte oft Angst im Dunkeln."Er lächelte scheu.

Hermine lächelte ihn an. „Sie sind sehr hübsch"gab sie zurück und setze sich auf dem Rasen nahe den Flammen nieder.

„Es ist praktisch. Es strahlt Licht und Wärme aus, wenn du es brauchst, aber es verbrennt dich nicht."Remus setzte sich sehr nah neben sie.

„Ja, es ist SEHR praktisch."

Ein paar weitere Minuten saßen die beiden schweigend nebeneinander, ehe Remus den Mut fasste über ernsthaftere Dinge zu reden. Er sah zu ihr hinüber. Sie starrte in die tanzenden Flammen, das Licht spiegelte sich in ihrem Gesicht und zauberte Muster, die Sonne ging rasch unter.

Er holte tief Luft, stützte sich auf die Handflächen, verlagerte das Gewicht seines Oberkörpers auf seine Arme und starrte auf den See hinaus.

„Ich war noch ein sehr kleiner Junge, als ich gebissen wurde. Ich war jung und leichtsinnig. Es war alles allein meine Schuld"Er erschauderte und holte nochmals tief Luft. Hermine warf ihm einen Blick zu, sagte jedoch nichts. Sie fühlte, dass er das Bedürfnis hatte, ihr diese Geschichte zu erzählen, selbst wenn sie sich daran erinnerte, da er es bereits in ihrem dritten Jahr in der heulenden Hütte erzählt hatte.

„Meine Eltern waren verzweifelt und wussten keinen Ausweg, was sie tun sollten. Sie versuchten alles. Mein Vater war immer der intellektuelle der Familie und suchte immer nach Wegen mich zu heilen, sei es mit moderner Muggelmedizin oder mit Magie. Er hatte keine Vorurteile darüber, woher die Hilfe kam, so lange sie denn kam. Meine Mutter...sie war anders. Sie war immer eine Romantikerin, sie glaubte immer an Hoffnung und Trost. Bald nachdem ich gebissen worden war nahm sie mich mit zu dieser alten Kathedrale außerhalb der Stadt. Sie suchte nach Trost."Er erzählte sehr ruhig, doch seine Worte wahren voller tiefer Emotionen. Hermine konnte seine Worte beinahe FÜHLEN... konnte die Traurigkeit in ihnen beinahe fühlen.

„Erzähl mir von der Kathedrale"flüsterte Hermine und berührte seine Hand. Sie legte ihre Hand sanft auf die seine und fühlte das Bedürfnis Remus wissen zu lassen dass sie zuhörte und es ihr wichtig war, was er erzählte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie vielleicht Dinge hörte, die er niemals jemand anderem erzählt hatte.

„Ich erinnere mich an das erste Mal, als sie mich dorthin mitnahm, als wäre es gestern gewesen. Er erinnere mich, wie groß und bedrohlich es von außen wirkte, sehr stark und Respekt heischend."Er begann ihr zu erzählen, als er sich erinnerte....

Seine Mutter stieß die großen hölzernen Tore der Kathedrale auf. Sie sahen stark aus und Remus fragte sich, ob dieser Ort seiner Mutter Trost würde spenden könne. Er sah zu ihr auf. Sie sah mitgenommen aus; die Linien um ihren Mund zogen ihn hinab und tiefer Schmerz schien stets zwischen ihren Augenbrauen eingegraben zu sein.

Er schlug seine Hand gegen die dunklen hölzernen Rücklehnen, als sie den langen Mittelgang entlanggingen. Ihn fröstelte- es war kalt und leer innerhalb dieser Zufluchtsstätte.

„Komm weiter Remus"sagte sie streng und zog ihn an der hand den Gang entlang wie es nur eine Mutter tut, wenn sie vergisst, wie kurz die Beine ihres Kindes sind. Remus wusste, dass sie nicht böse mit ihm war; sie war aufgeregt. Das war sie schon seit Tagen.

Am Ende des Mittelganges stand ein großer steinerner Altarblock. Er war mit einem dunklen Tuch bedeckt; Remus lehnte sich näher daran. Ja, es war rot, entschied er. Der Altar war mit kleinen Kerzen geschmückt. Einige brannten, andere nicht.

„Knie dich hin", sagte seine Mutter und er gehorchte. Sie kniete sich neben ihm und begann ein selbst ersonnenes gebet zu murmeln, von dem Remus nur Bruchstücke verstand. Er war zu sehr damit beschäftigt sich umzusehen und die Wunder eines solch riesigen Ortes zu betrachten.

Die Decke schien endlos hoch über ihnen zu liegen und kurz fragte er sich ob es überhaupt eine Decke gab. Es war dunkel und zwielichtig hier. Es gab auch mitgenommene Glasfenster die reich mit den Bildnissen von Personen und Gegenständen verziert waren. Er kannte nicht alles was sie zeigten, doch er war sich sicher, dass seine Mutter es tat. Sie kam immer an diesen Ort, wenn sie Frieden brauchte. Remus wusste das und er war traurig, weil er wusste, dass sie heute seinetwegen hier war.

„Zünde deine Kerze an, Remus"sagte sie leise und unterbrach seine Gedanken. Plötzlich fühlte er sich schuldig, weil er dem Gebet seiner Mutter nicht aufmerksamer gelauscht hatte.

„Warum zünde ich diese Kerze an, Mum"fragte er mit der unschuldig neugierigen Stimme, die nur ein Kind hervorbringen kann.

„Weil, Remus"sagte sie sanft und strich ihm das Haar aus dem Gesicht „Weil das Leben für dich nun viel schwerer sein wird, nach dem, was passiert ist."Remus zuckte zusammen. Er wusste, dass sie auf den Werwolfsbiss ansprach; sie verstand die Dinge zu diesem Zeitpunkt viel klarer als er es tat – aber er würde noch lernen. „Und weil ich will, dass der Himmel auf dich achtgibt. Ich will auch, dass du etwas sehr, sehr wichtiges verstehst. Hörst du mir zu?"fragte sie und Remus nickte. „Du musst verstehen, dass, solltest du jemals einen anderen Menschen beißen, während du verwandelt bist, deine Seele für alle Ewigkeit verdammt sein wird. Verstehst du das?" Wieder nickte Remus und fühlte, wie sich in seiner Brust etwas zusammenzog. „Entzünde deine Kerze und wir werden dafür beten, dass der Himmel dich behüten und leiten möge."

Seine Mutter reichte ihm ein langes Streichholz. Sie entzündete es an ihrem bereits brennenden Zündholz und zusammen entzündeten sie die Kerzen.

„Mum?"flüsterte Remus.

„Ja, Liebes?"

„Werde ich für den Rest meines Lebens allein sein?"fragte er, langsam verstehend welche Auswirkungen das, was geschehen war, auf ihn haben würde.

„Nein. Dein Vater und ich werden bei dir sein". Sie lächelte, als ihre Augen sich mit Tränen füllten.

„Aber wenn ihr einmal fort sein werdet? Wer wird dann bei mir sein?"fragte er weiter.

„Ich zweifele in meinem Herzen nicht daran, dass du jemanden finden wirst, der dich zu sehr liebt, wie ich dich liebe."Sagte sie und strich ihm erneut das Haar beiseite. „Wie könnte jemand dich nicht lieb haben?" lächelte sie unter Tränen und zog Remus an sich.

„Wein nicht Mum", flüsterte er.

Nach ein paar Momenten des Schweigens löste seine Mutter die Umarmung. „Okay. Zeit um zu gehen."sagte sie, stand auf und holte tief Luft. Sie ergriff Remus´ Hand und sie gingen durch den Mittelgang zurück. Er drehte sich noch einmal um und sah über die Schulter zu den beiden kleinen Kerzen hin, die sie als ein stilles Gebet zurück gelassen hatten.

„Fühlst du dich besser, Mum?"fragte Remus.

„Ja Liebling. Ich fühle mich beruhigt. In meinem Herzen weiß ich, dass die Dinge in Ordnung sind...irgendwie". Sie flüsterte den letzten Teil, stieß die Türen der Kathedrale auf und ließ das Sonnenlicht herein; Remus blinzelte in der Helligkeit mit den Augen und fragte sich, als sie davongingen, wie lange ihre Kerzen brennen würden....

„Als ich älter wurde, gewöhnten meine Familie und ich uns daran, was einmal im Monat mit mir geschah und meine Mutter hörte auf, ich in die Kathedrale mitzunehmen, doch manchmal ging ich selbst dahin, setzte mich in eine der hintersten Reihen ... und dachte nach.

„Um Trost zu finden?"fragte Hermine und sah zu ihm auf.

Remus setze sich auf drehte seine Hand und umfasste mit seiner Hermines. „Ja."

„Hat es geholfen?"fragte sie und fühlte die Berührung seiner Hand.

„Meistens"sagte er und lächelte beim Gedanken daran.

„Ich würde diesen Ort gerne eines Tages sehen. Denkst du, dass es in Zukunft noch dort sein wird?"fragte sie.

Remus lachte leise und dachte, wie seltsam ihre Frage doch war. „Ich wüsste keinen Grund der dagegen spräche. Die Kathedrale steht seid ein paar hundert Jahren da. Was sind da schon ein paar hundert mehr?"

Die Unterhaltung erstarb und Remus fühlte sich unendlich erleichtert, diese Geschichte mit ihr geteilt zu haben. Er hielt ihre Hand in der seinen und lächelte zu ihr hinüber. Mit ihr fühlte es sich anders an und als er die Augenbrauen hochzog und versichte, seine Gefühle genauer zu beschreiben...fühlte er sich erleichtert und ungezwungen, bei ihr zu sein, aber nicht einmal das beschrieb es gut genug. Es war Glück, aber viel größer. Er nutzte die Gelegenheit, um ihre eine Frage zu stellen.

„Könntest du mir von dir erzählen?"

Hermine warf Remus einen raschen Blick zu; er konnte fühlen wie ihr Körper sich anspannte.

„Ich weiß nicht, was du meinst"sagte sie und wandte den Blick ab.

„Ich weiß gar nichts von dir, mal abgesehen von deinem Namen und deinem Geburtstag. Es wäre ein schönes Gefühl, dich zu KENNEN. Seltsam ist, dass du mir nicht wie eine Fremde vorkommst, aber wenn ich darüber nachdenke, was ich von dir weiß...ist das wirklich sehr wenig."

„Was möchtest du wissen? Ich werde versuchen, deine Frage zu beantworten" sagte sie und versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu lösen. Er zog sie zurück.

„Ich möchte dir keine Fragen stellen. Ich will dass DU mir etwas erzählst" sagte er und sah zu ihr hinüber. Hermine sah in seine blauen Augen und in ihrem Magen begann es zu flattern.

„Ähm... okay"sagte sie und sah von ihm weg, fieberhaft nachdenkend, was sie ihm erzählen KONNTE. „Ich lese gern."

„Das weiß ich."

„Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich habe eine Katze."Sie lächelte kurz, als sie sich an Krummbein erinnerte. „Meine Eltern sind Zahnärzte, darum durfte ich nie viel Süßes essen, aber ich LIEBE die Schokoriegel aus dem Honigtopf. Ich fliege nicht besonders gut. Ich würde nicht sagen, dass ich Höhenangst habe, aber ich bin nun mal nicht verrückt danach. Ich hab nie viel für Quidditsch übrig gehabt. Um ehrlich zu sein, verwundert es mich, wie sehr scheinbar jeder danach verrückt ist und wie sehr ihr Glück davon abhängt, wer gewinnt und wer verliert."Sie schwieg und dachte wieder an Harry und Ron. Sie seufzte und fragte sich, wie das Leben so kompliziert hatte werden können. Als wäre das Leben von 1998 nicht schon aufregend genug mit dem bevorstehenden Krieg und ihrer Sorge um Harry, aber nun war sie auch noch ins Jahr 1978 geschleudert worden, gegen ihren Willen und hatte sich gegen besseres Wissen ihn ihren früheren Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste verliebt.

Remus sah ihr beim Reden zu und als sie innehielt beobachtete er weiter ihr Gesicht. Da war etwas, dass sie ihm nicht erzählte; er konnte es hinter ihrem Lächeln sehen, genau unter ihrem glücklichen Gesichtsausdruck.

„Und was ist mit deinem Leben, ehe du hierher kamst?"

„Das ist kompliziert."antwortete sie.

"Du könntest versuchen, es mir zu erklären" sagte Remus und rückte näher an sie heran.

„Ich kann es nicht."gab sie zurück.

„Erzähl mir alles darüber. Wo kommst du her? Wo bist du zur Schule gegangen? Hattest du dort Freunde?"

„Ich hatte Freunde"sagte Hermine und ein wenig Melancholie schwang in ihrer Stimme mit.

„Vermisst du sie?"fragte Remus.

„Ja, aber..."

„Aber was?"fragte Remus und horchte, wie sie langsam und zitternd ausatmete.

„Aber ich mag meine Freundschaften hier"erwiderte sie ehrlich und Remus lächelte. Er mochte sie auch.

Hermine war sich der Konsequenzen, sollte sie sich mit den Rumtreibern anfreunden, bewusst gewesen. Sie hatte gewusst, was passieren würde – sie würde nicht in der Vergangenheit bleiben könne aber irgendwie hatte sie mit ihnen Bande geknüpft, die sie sehr darunter würden leiden lassen, wenn sie gebrochen würden und sie nach Hause zurückkehren würde. Sie warf einen Blick auf Remus; er betrachtete die Flammen, offensichtlich dachte er nach.

„Ich wünschte"begann sie mit zittriger Stimme. „Ich wünschte, ich könnte dein leben irgendwie verändern, den Kampf gegen dich selbst leichter machen, deinen Schmerz lindern."

Remus blickte zu ihr auf und reichte zu ihr hinauf um eine verirrte Locke hinter ihr Ohr zu schieben. „Du kannst die Lebensreisen anderer Menschen nicht ändern."

„Ich weiß"antwortete sie leise.

Sie wünschte, sie könnte Remus´ Weg verändern, ihm den Schmerz vorenthalten, den er in der Zukunft würde erleiden müssen. Wie konnte soviel Leiden fair oder notwendig sein, besonders, wenn sie all dies so leicht ändern könnte? Es war, als hielte man einen Royal Flush beim Poker auf der Hand wenn man nicht einmal spielen durfte- keine Möglichkeit zu gewinnen oder zu verlieren und dennoch fühlte sie sich, als wäre sie im begriff etwas zu verlieren dass viel tiefer ging, als dass es an der Oberfläche sichtbar gewesen wäre. Aber was, wenn Remus´ Vergangenheit und die der anderen zu ändern viel mehr verändern würde, als ihr lieb war? Was, wenn die Vergangenheit zu ändern dazu führen würde, dass sie niemals hierher käme, zu Remus? War es wert zu verlieren, was sie in ihm gefunden hatte, wert, zu riskieren, dass all diese Erinnerungen niemals existieren würden?

„Es kann doch nicht SO schlimm sein"sagte Remus sachte und beobachtete, wie die Emotionen über ihr Gesicht huschten. Sie sah ernst und bekümmert aus.

„Du hast keine Ahnung"wisperte sie leisen und sah auf den sich verdunkelnden See hinaus.

„Wie kann ich das auch, wenn du mir nichts erzählst?"

„Ich sagte doch, ich KANN nicht, Remus. Manche Dinge sind nicht dafür gedacht, um erzählt zu werden."

„Was zum Beispiel?"

„Die Zukunft..."

„Oh, ich weiß nicht. Ich denke ich würde schon gerne wissen, was weiter hinten auf der Straße passieren wird."

Sie sah ihn sehr ernst an. „Du würdest wirklich wissen wollen, was in Zukunft geschieht?"

„Sicher, ich denke schon."

„Und wenn du etwas schreckliches herausfinden würdest, würdest du dir dann wünschen, nie davon gewusst zu haben?"

„So habe ich das noch nie gesehen. Wenn man es so nimmt würde ich eher vermuten, angenehm überrascht zu sein."

„Oder schrecklich enttäuscht."

Remus sah sie an und lächelte. „Wie kann die Zukunft schrecklich sein, wenn du da bist?"flüsterte er heiser.

Und Hermine schmolz dahin. Die Vergangenheit zu ändern war es nicht wert zu riskieren, dass sie niemals hier neben Remus sitzen würde, der ihrem ganzen Körper Flügel verlieh ohne überhaupt etwas zu tun.

Ein paar weitere Minuten vergingen schweigend. Hermine hielt Remus´ Hand und fürchtete sich vor dem Tag an dem all das enden würde – wenn sie nie mehr die lachenden Gesichter der Rumtreiber oder Lily sehen würde – wenn sie niemals mehr in Remus´ Augen würde sehen können und sich ohne Bedenken in ihn würde verlieben können. Irgendwann würde sie zurückkehren MÜSSEN.

„Remus?"fragte sie leise.

„Ja?"

„Hast du jemals davon gehört, wenn jemand ein Buch verzaubert hat?"fraget sie und sah ihn dabei an.

Remus vermied ihren Blick. „Wie meinst du das.

„Oh...ganz allgemein. Ich hab's nur als eine allgemeine Frage verstanden", sagte sie aber sie dachte daran dass sie versuchte herauszufinden was sie getan hatten um sie herzubringen und wie sie wieder verschwinden würde.

„Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten, Bücher zu verzaubern."

„Glaubst du, dass es möglich ist, ein Buch so zu verhexen, dass es jemanden einsperrt?"

Remus warf ihr einen raschen Blick zu und suchte in ihrem Gesicht nach dem Grund für diese Fragen. Er kannte sich mit Buchzaubern aus und er fragte sich, ob sie etwas darüber herausgefunden hatte, was er und die Rumtreiber wenige Wochen zuvor getan hatten, aber das wäre unmöglich. Er entspannte sich etwas.

„Versprich mir, es niemandem zu sagen, aber Sirius weiß, wie man Bücher sehr wirkungsvoll verhext. Er kennt einen Zauber, der Menschen für eine kurze Zeit durch die Seiten zurückreisen lässt."

„Wirklich? Wie funktioniert das?"fragte sie neugierig.

„Es tut nicht weh, zumindest sagte man mir das. Wenn die Person das verzauberte Buch öffnet wird sie irgendwie in die Seiten hineingesogen. Ist es beispielsweise ein Geschichtsbuch, würde die Person zu einem bestimmten Punkt in der Geschichte transportiert. Aber würde nicht in der Lage sein, Dinge zu verändern oder zumindest glaube ich das."

„Und können sie verletzt werden oder gar sterben, während sie in dem Buch sind?"

„Nein. Wenn etwas passiert, während sie fort sind würden sie einfach wieder an den Punkt zurück gelangen, von dem sie kamen."

Also könnte ich mich umbringen, um nach Hause zu kommen. Großartig, dachte sie sarkastisch.

„Und wie kommt man wieder nach Haus?"

„Sirius sagt, er habe einmal seine Mutter von so etwas reden hören. Er sagte, die Person beginne zu verschwinden."

„Verschwinden?"

„Ich denke es ist so ähnlich, als würde man langsam durchsichtig. Die Menschen um einen herum, bekommen das nicht mit. In der einen Minute ist man noch da, in der nächsten dann nicht mehr."

„Wäre das nicht verrückt, wenn du hier mit jemandem sitzen würdest und plötzlich wäre dieser jemand verschwunden?"

„Ich denke das wäre es. Aber es ist mir noch nie passiert und ebenso wenig irgendjemandem sonst, den ich kenne"fügte er scherzhaft hinzu.

Hermine versuchte zu lächeln, aber sie wusste, dass es nicht von Herzen kam. „Erhält die Person irgendeine Warnung dass sie verschwindet?"hakte sie nach.

„Ich denke nicht. Ich denke es passiert irgendwie unerwartet aber dennoch sehr langsam. Ich denke, sie würden Zeit haben, selbst zu gehen ohne das es jemandem seltsam vorkommt. Aber ich weiß nicht viel darüber. Wenn du wirklich Fragen darüber hast, solltest du Sirius fragen. Denkst du daran, ein Buch zu verhexen, um zu verschwinden?"fragte er und lächelte sie an.

Hermine lachte hohl. „Wohl kaum."Denn um die Wahrheit zu sagen befinde ich mich in einem verzauberten Buch und auch ich werde verschwinden.

„Gut"erwiderte Remus. „denn ich will nicht, dass du irgendwo hingehst."

„Oh Remus"seufzte sie, ergriff seinen Oberarm und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. „Ich will auch nirgendwohin gehen, aber wir können die Wege die vor uns liegen nicht kontrollieren, richtig?"

„Richtig, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Reise deinen Weg verlässt. Es fühlt sich so richtig an, dass wir einander begleiten sollen, Seite an Seite. Findest du nicht auch?"fragte er sanft, legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie näher heran. Sie lehnte ihren Kopf auf seine Brust.

„Ja"flüsterte sie, schloss die Augen und fühlte, wie eine weitere Welle des Kummers sie überrollte, denn sie wusste die Wahrheit – ihre Reise würde von Remus fortführen... das Leben war wirklich unfair.

„Ich glaube es wird spät. Wir sollten in den Gemeinschaftsraum zurückkehren"sagte Remus und rückte von Hermine weg.

„Du hast sicher recht"sagte sie und stand auf.

„Bevor wir gehen"sagte er, reichte herunter und trennte die Flammen wieder voneinander. Er hielt auf jeder Handfläche eine. „Strecke deine Hand aus. Keine Angst, es tut nicht weh."

Hermine streckte die Hand aus und Remus gab ihr eine der Flammen. Sie sah fasziniert zu.

„Okay und hier ist der Trick. Strecke deine Hand vor dich, etwa so"sagte er und bewegte seine Hand vor sein Gesicht. Hermine tat es ihm gleich. „Und puste."

Remus und Hermine bliesen gegen die Flammen in ihren Händen und sahen staunend zu als sie ihre Hände verließen und hinab zum Wasser des Sees fluteten, wie leuchtende Kerzen knapp überhab des Wassers."

„Das ist wunderschön"sagte sie lächelnd.

Die schimmernden Flammen flogen über den See bis sie anhielten und etwas taten, dass auf Hermine eine vorhersagende Wirkung hatte. Sie kamen sich näher, bis sie wieder eins wurden.

„Das ist seltsam"sagte Remus. „Ich habe noch sie zuvor gesehen, dass DAS passiert."

Hermine sagte nicht; einen weiteren Moment standen sie am Rand des Sees und sahen zu der einzelnen Flamme hin, die wie ein fremdartiges Feuer über dem Wasser tanzte und warm in der kalten Nachtluft brannte.

Remus und Hermine machten sich langsam auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum, sprachen sehr wenig und hielten sich an den Händen. Als sie den Gemeinschaftsraum betraten, war diese beinahe leer und Hermine konnte einen roten Haarschopf sehen, der kaum über den Tisch voller Lilien hinwegschaute. Sie grinste und kicherte leicht, als sie zum Tisch hinüberging.

Sie rückte die Vase mit weißen Lilien beiseite und fand Lilys Gesicht. Lily sah auf und seufzte. „Ein weiterer Versuch von James mich dazu zu bringen, dass ich ihm verzeihe"sagte sie und deutete auf die Blumen.

„Und, funktioniert es"fragte Hermine lehnte sich hinab und roch an den gelben Lilien.

Lily lächelte sie an. „Größtenteils schon aber ich will nicht, dass er es schon jetzt mitbekommt. Es ist so schön mit Blumen und Gedichten überschüttet zu werden."

„Gedichte?"fragte Hermine und lachte ungläubig.

„Nun, ich würde nicht sagen, dass es GUTE Gedichte sind aber er gibt sich Mühe und das allein zählt, oder?"

„Ja, sicher."Antwortete Hermine und die beiden Mädchen begannen zu lachen.

Remus sah den beiden Mädchen lächelnd vom Sofa aus zu und seufzte glücklich. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Endlich hatte er das Gefühl, dass seine Beziehung zu Jane in die Richtung lief, in die es gehofft hatte; die Dinge waren so, wie sie sein sollten. Sein Ausflug nach Hogsmeade war unbegründet gewesen und ein Fehler seines Urteilsvermögens. Als er an Hogsmeade dachte, fiel ihm wieder das Tagebuch ein, das er ihr gekauft hatte.

Rasch setzte er sich auf und ging hinüber zu Jane die zusammen mit Lily kicherte. Remus reichte nach ihr und berührte sacht ihre Schulter; sie drehte sich um und sah ihn an.

„Ich hab was für dich. Kommst du mit mir nach oben?"fragte er als er sie sanft anlächelte und mit seinen Fingern durch ihr Haar fuhr um es aus ihrem Gesicht zu wischen.

„Für mich?"fragte sie überrascht.

„Ja."

„Okay"sagte sie und bevor sie aufstand, drehte sie sich um und sah Lily an. „Reden wir später weiter?"flüsterte sie.

Lily grinste und hob ihre Augenbrauen, was Hermine an James denken und lachen ließ. „Sicher."

Hermine stand auf und folgte Remus die Treppe hinauf zu den Schlafsälen der Jungen. Ihre Schritte hallten im leeren Treppenhaus wider.

„Ich hab dir was mitgebracht, als wir unten in Hogsmeade waren"sagte Remus und stieß die Tür zum Schlafsaal auf.

„Bevor oder nachdem du den Feuerwhysky getrunken hast?"fragte sie scherzhaft.

Remus grinste schief, als er ihr die Tür aufhielt. Hermine trat in den Raum und lächelte. Er war leer und überall lagen Bücher herum, Kleidungsstücke waren achtlos auf den Boden geworfen worden und entlang der Wände hingen Poster verschiedener Quidditchmannschaften.

Remus trat ein und ging zu seiner Truhe hinüber. Er kniete sich davor nieder und hob den Deckel. Darin lag die Tasche mit dem Tagebuch. Er zog sie heraus und drehte sich um, um Hermine anzusehen. Sie sah umher und ihre Augen blieben auf einem Paar Boxershorts hängen, das mit kleinen Mondsicheln bedruckt war. Sie lächelte in sich hinein. Remus errötete als er versuchte, die Shorts aus ihrem Sichtfeld zu befördern. Her hielt ihr die Tasche hin. Hermine griff danach und hielt sie in den Händen, bevor sie sie öffnete.

„Du muss mir doch nichts kaufen."Sagte sie ruhig.

„Psst. Machs auf."Er lächelte.

Hermine öffnete die Tasche und zog ein Buch heraus. Es war in Leder eingebunden; sie konnte den frischen Ledergeruch riechen. Das Leder war in einem dunklen rot gefärbt und die Vorderseite war blank, abgesehen von drei kleinen in Gold eingravierten Buchstaben. Hermine fuhr mit den Fingerspitzen über die Buchstaben und fühlte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Die drei Buchstaben auf dem Cover überraschten sie – H, J und G.

„Kein D?"fragte sie und sah langsam zu ihm auf.

Remus sah von ihr weg und zuckte mit den Schultern. „Nein. Ich dachte, dass eines Tages der Tag kommen würde, an dem du mir gegenüber keinen fremden Namen mehr brauchst. Vielleicht kannst du eines Tages einfach DU sein."

Die Geste war schüchtern und berührte Hermine sehr tief, und oh, wie sehr wünschte sie sich, sie könnte bei Remus einfach sie selbst sein, ihm alles sagen und dennoch so bleiben wie zuvor. Sie öffnete das Buch; die Seiten waren unbenutzt und leer. Sie sah ihn fragend an.

„Ich seh immer, wie du auf Pergamentseiten schreibst. Ich dachte, du bräuchtest vielleicht ein Buch für das alles. Du kannst einen Übertragungszauber auf die losen Seiten legen und sie werden in diesem Tagebuch erscheinen, ganz wie du sie haben willst."

Sie schluckte langsam und bekämpfte das Verlangen Remus´ihre Arme um den Hals zu werfen und ihn anzuflehen, diesen Moment für immer festzuhalten. Ihr Herz schwoll an. „Danke"flüsterte sie als er sie anlächelte.

Remus tat einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ich wollte mich nochmals entschuldigen, weil ich dich beschuldigt habe, mich anzulügen UND wegen letzter Nacht."

„Nein, du hattest jedes Recht, mich zu fragen. Es ist nur fair dass du die...Wahrheit wissen solltest."Sie zögerte bei diesen letzten Worten und ein tiefes Schuldgefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Oh Remus, ich wünschte, ich könnte dir so viel erzählen.

„Hey"sagte er sanft und trat an sie heran so dass er genau vor ihr stand. „Warum siehst du so traurig aus."Er hob ihr Gesicht mit den Fingern an.

Sie lächelte halbherzig zurück und wusste, dass sie diese neue Nähe zu Remus beenden sollte, dich sie fragte sich, ob sie dazu noch länger die Kraft hatte. „Ich...Ich werde das alles eines Tages vermissen"sagte sie dann.

„Was meinst du damit?"

„Es wird nicht immer so sein wie jetzt, Remus."

„Was wird nicht immer sein wie jetzt?"Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Sie schloss die Augen und atmete langsam ein.

„Oh, alles. Alles wird sich eines Tages ändern – mit James und Lily, und Peter und Sirius ... und UNS"flüsterte sie.

Er konnte nicht anders als sie anzulächeln. Er fühlte, wie seine Schüchternheit schwand. Wenn er bei ihr war hatte er immer das Gefühl, auf sie aufzupassen, sie schützen zu müssen und jetzt fühlte er mehr denn je das Verlangen, sie an sich zu ziehen. „Alles wird sich verändern. Aber jetzt sind wir immer noch hier."flüsterte er und bevor sie wusste, was geschah, hatte sich Remus zu ihr hinabgebeugt und seine Lippen berührten sanft die ihren. Sie fühlte sein Lächeln. „Und für mich hört sich das ganz gut an."

In diesem Moment verschenkte Hermine ihr Herz endgültig an Remus. Sie spürte, wie die Mauer der Vorsicht in ihrem Inneren, hinter der sie sich versteckt hatte, zu einem Häufchen Asche zerfiel. Und Hermine ließ sie los – ließ sie einfach los. „Für mich auch."Erwiderte sie flüsternd. Remus zog sich zurück und sah sie an, dann reichte er nach ihrer Hand und nahm das Tagebuch. Es rutschte ihr aus den Fingern und fiel auf die Truhe hinter seinem Rücken. Sie fühlte, wie das bereits bekannte Kribbeln ihre Wirbelsäule hinaufsprang, als Remus eine Hand um ihre Hüfte legte. Er lehnte sich näher heran und ihre Lippen berührten sich wieder. Er öffnete seinen Mund und begann mit der Zunge an ihrer Oberlippe entlang zu fahren. Die andere hand wanderte ihren Arm hinauf und legte sich um ihren Nacken.

Das Gefühl seiner Zunge auf ihre Lippe ließ das Gefühl zurück, als würde sich ihr innerstes in ein nutzlosen flauschiges Knäuel verwandeln, dass aufstieg und den Großteil ihres Brustkorbes einnahm.

Remus ließ seine Zunge durch ihre geöffneten Lippen wandern und küsste sie mit derselben intensiven Leidenschaft, wie er es bei ihrem ersten Kuss getan hatte. Sie ließ ihre Finger durch sein Haar wandern und verschloss sie hinter seinem Kopf. Ihr Körper war gegen seinen gepresst und sie hätte schwören können, dass er sie noch näher an sich zog.

Als Remus den Griff löste und damit begann, sie seitlich am Hals zu küssen stieß Hermine einen Seufzer aus. Sie hatte das nicht beabsichtigt – es war ihr einfach so passiert aber Remus schloss die Augen und versuchte verzweifelt, sich zurückzuhalten...ohne Erfolg.

Hermine reichte zu ihm hinauf und öffnet den Verschluss seines Umhangs mit zitternden Fingern. Er fiel zu Boden. Mit einer schnellen Bewegung trat Remus ihn beiseite. Er berührte ihre Lippen wieder und sie nahm es an und küsste ihn mit einer neugefundenen Leidenschaft. Remus konnte die Veränderung, die mit ihr vorging spüren; sie hielt nichts mehr zurück. Er ließ seine Hand unter ihr Shirt gleiten und fuhr sanft an ihrem Rücken entlang. Hermine schmiegte sich an ihn und genoss die Berührung seiner Hand auf ihrer Haut.

„Du zitterst"flüsterte er und beendete den Kuss.

Sie war sich dessen nicht bewusst gewesen aber jetzt spürte sie es auch. Ihre Knie zitterten; sie atmete schnell und errötete. „Tut mir leid"sagte sie und atmete dabei gegen seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt.

„Das muss es nicht."Sagte er. „Es macht mich an."

Und mit diesen Worten fasste Remus Mut, beugte sich hinab und hob Hermine hoch; sie hielt sich fest und schlang die Arme um seinen Nacken. Er trug sie zu seinem Bett und setzte sie sanft wieder ab. Sie war erstaunt darüber, dass sie nicht einmal ein kleines bisschen nervös war in seinem Bett zu liegen.

Er beugte sich über sie und küsste sie erneut auf den Mund. Plötzlich fühlte Hermine sich sehr mutig – aber vielleicht passierte das mit Leuten, die im Bett eines Rumtreibers lagen- sie griff nach ihm und zog Remus zu sich herunter. Er setzte je eine Hand neben ihren Armen auf beugte sich über sie, verlagerte aber den Großteil seines Gewichtes auf den Knien. Mutig geworden zog er sein Shirt über den Kopf. Dass Hermine die Luft einzog schürte das Feuer in seiner Brust nur zusätzlich.

Er griff nach seinem Zauberstab und sprach ein paar Sprüche, die Hermine nicht kannte um die Vorhänge um sein Bett zu schließen und beugte sich dann wieder über sie.

Hermine nahm sich eine Minute Zeit um ihren Blick über seinen Körper wandern zu lassen und ihn dann anzusehen. Sein haar hing ihm ins Gesicht und ein attraktives Lächeln kräuselte sich um seine Lippen, als er sie betrachtete.

Sie griff nach ihm und fuhr mit der Hand über seine flachen Brust, bis sie an seinem Gürtel hängenblieb.

„Oh Remus"flüsterte sie außerstande die Emotionen in ihren Worten zu unterdrücken. „Du bist perfekt."

„Du machst es leicht für mich."Erwiderte er mit jenem heiseren Tonfall den sie zu lieben begonnen hatte. Er hob ihr Shirt ein wenig an und berührte ihren Bauch leicht mit den Fingerspitzen. Sie erschauderte.

"Du tust es schon wieder – zitterst und machst mich an". Er lächelte so süß, lehnte sich über sie und küsste sie erneut.

Hermine fuhr über seinen Rücken und genoss das Gefühl seiner warmen Haut unter ihren Händen. Remus küsste sie und fühlte wie sein Verlangen wuchs, als sie ihn innig erwiderte. Langsam bewegte er seine Hände an ihren Seiten entlang.

Dann zog er sich zurück, denn er fühlte dass seine Selbstkontrolle schneller schwand als dass er sie selbst würde halten können. Er fragte sich, ob er aufhören sollte, einen Schritt zurücktreten um Luft zu holen. Als er auf sie nieder sah, wusste er dass es das letzte war das er wollte, wenn sie jetzt ging. Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange, dann auf den Hals dann berührte er sanft ihr Ohrläppchen.

„Bitte hör nicht auf, Remus"flüsterte sie als sie sein Zögern bemerkte.

Er sah ihr in die Augen, seine hellblauen Augen reflektierten im gedämpften Licht und er berührte sanft ihr Gesicht. „Ich möchte dich nicht erschrecken"wisperte er zögernd.

Sie lächelte. „Das tust du nicht"erwiderte sie und erschauderte beim Klang seiner Stimme.

„Oder dich verletzen"sagte er noch sanfter und küsste sie auf ihr Kinn.

„Ist das denn überhaut möglich?"

er sah auf sie herab und sein Herz schlug unsicher gegen seine Brust, sein ganzer Körper war erfüllt von Verlangen und LIEBE.

„Bitte, Remus"flüsterte sie, fuhr mit ihrer hand durch sein Haar und zog sein Gesicht zu sich heran. „Geh nicht...nicht jetzt."Nicht wenn ich dich so sehr brauche...nicht jetzt, da ich weiß, dass es nicht mehr lange so sein wird.

„Niemals"versprach er. Zunächst küsste er sie nur sanft und dann mit einer Leidenschaft, die sie beide fortwehte, fort von der Gegenwart und hin zu einem Ort, an dem alles vergessen ist, bis auf die Liebe zweier Menschen, die dies nicht erwartet hätten.

Später an diesem Abend stießen die übrigen Rumtreiber leise lachend die Tür zum Schlafsaal auf und als sie sahen, dass der Raum verdunkelt war verstummten sie. Die dunkelroten Umhänge um Remus Bett waren zugezogen und Sirius und James tauschten einen raschen Blick.

James ging zu Remus´ Bett hinüber. „Was ist das?"fragte er grinsend.

Sirius trat näher an das Bett seines Freundes heran beugte sich vor und schob mit seinem Zauberstab die Kleidungsstücke herum. „Sieht ganz so aus, als sei Moony ohne sein Hemd und ohne seine Hose schlafen gegangen."Er hob eine Boxershorts auf und ließ sie vom Ende seines Zauberstabs baumeln, wobei er vielsagend grinste. „und ohne seine Shorts"Peter war neben Sirius getreten und griff nach dem Vorhang. „Woh, nicht anfassen Peter! Er hat sein Bett gut verschlossen. Ich kann die Zaubersprüche beinahe sehen. Wir wollen doch nicht, dass du einen Finger verlierst; du könntest ihn später noch brauchen."Er lachte.

„Danke, Sirius"sagte Peter dankbar. „Wo sind ihre Klamotten? Da drin?

„Das ist eine gute Frage. Sie hat einiges Geschick – Moony komplett auszuziehen und selbst voll bekleidet zu bleiben" rief Sirius aus.

„Das ist typisch Mädchen! Sie ziehen einen aus, während..."

„Was weißt du denn darüber?"fragte Sirius und sah James mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

Er errötete und wich Sirius´ Blick aus. „Gar nichts."

„Sicher Krone. Ganz klar."ärgerte er.

„Trotzdem frage ich mich, wo ihre Sachen geblieben sind"sagte James und ignorierte Sirius´ Gelächter.

„Wie gesagt, sie ist geschickt."

„Was auch immer, Moony geht um einiges zufriedener ins Bett als wir"sagte James.

„Das kannst du laut sagen"stimmte Peter zu.

„Ja. Glücklicher Bastard"sagte Sirius und krabbelte in sein eigenes Bett

Remus lag auf dem Rücken, einen Arm um Hermine gelegt, der andere lag an seiner Seite. Hermine lag gegen seine Schulter gelehnt, ihr Kopf zum Teil auf seiner Brust. Eine ihrer Hände war quer über seinen Oberkörper gelegt, die Handfläche nach oben gerichtet.

Remus war sich beinahe sicher, dass sie schlief. Ihr Atem ging seit einiger Zeit langsam und regelmäßig- sie war sehr friedlich. Er starrte zur Decke des Himmelbettes hinauf und ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Wenn sie beide nur für immer so bleiben könnten, ohne sich je wieder bewegen zu müssen, wäre das Leben perfekt.

Ihr Körper war warm und es fühlte sich so perfekt an, sie so nah bei sich zu spüren. Wie könnte das, was er noch erleben würde, je damit mithalten können? Würde jede andere nicht schwach und unscheinbar erscheinen verglichen mit ihr?

Er streckte die Hand aus und strich mit einem Finger über ihre Wange. Ihre Augenlider flackerten als würde sie träumen. Remus Herz war übervoll und sein Kopf fühlte sich unendlich leicht an – das konnte nur eines bedeuten. Er hob seinen Kopf leicht an und küsste sie auf den Kopf. Er legte sich wieder in die Kissen zurück und holte tief Luft.

„Ich liebe dich", flüsterte er und schloss die Augen. Da – er hatte es gesagt – er hatte es gemeint- die Wahrheit war endlich heraus.

In Remus´ Armen glitt Hermine in den Schlaf hinüber. Jedes neue Abenteuer mit ihm ließ sie sich sicherer fühlen und friedvoller. Sie wachte halb auf, als sie bemerkte dass etwas ihre Wange berührte. Es war Remus. Sie spürte, dass er seufzte.

Sie fühlte, wie er sich aufrichtete, sie auf den Kopf küsste und sich wieder zurücklehnte. Sie war am Rande des Schlafes als sie hörte, wie er drei kleine Worte flüsterte. Er sagte, er würde sie lieben – ihr blieb das Herz stehen und hätte sie sich nicht selbst davon abgehalten hätte sie in diesem Moment die Augen aufgeschlagen.

Er liebt mich? Er liebt mich? Er liebt mich?

Hermine versuchte, ihren Atem zu kontrollieren. Remus liebte sie. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust.

Aber er kann mich nicht lieben. Ich kann nicht bleiben, dachte sie und ihr Herz zog sich zusammen. Wie kann das passieren? Wir können einander nicht lieben. Warte mal ne Minute, ich liebe Remus? Tu ich das? Sie schloss fest die Augen und fühlte, wie die Tränen hinter den geschlossenen Lidern aufstiegen. Ja...ja, ich liebe Remus. Ihre Unterlippe zitterte leicht. Oh Gott, Remus, bitte lass mich nicht gehen. Verbrenn das Buch; zerstöre es. Tu was immer du tun musst, damit ich nie mehr von hier fort muss. Ich will dich nicht verlieren...