Ein bittersüßer Valentinstag
Kapitel 17
"It's hard to know when to give up the fight Some things you want will just never be right It's never rained like it has tonight before Now I don't wanna beg you, baby For something maybe you could never give I'm not looking for the rest of your life I just want another chance to live."—Patty Griffin
(Es ist schwer, zu wissen, wann man den Kampf aufgeben sollte / einige Dinge, die du willst, werden dennoch niemals richtig sein / so wie es diese Nacht regnet, hat es noch nie zuvor geregnet / Ich will dich jetzt nicht anflehen Baby / um etwas, dass du mir vielleicht nie geben konntest / Ich suche nicht nach dem Rest meines Lebens/ sondern nur nach einer anderen Chance zu leben)
14. Februar 1998
Hermine betrat den Gemeinschaftsraum, gähnte und hatte vollkommen vergessen, dass Valentinstag war. Sie stöhnte auch als sie überall im Raum die rote, pinke und weiße Dekoration sah.
„Meine Güte"sagte sie und duckte sich unter einer tiefhängenden Girlande aus pinkfarbenen Papierherzen hinweg.
„Ich stimm dir zu. Das ist ziemlich nervtötend", sagte Ginny und trat neben sie.
„Was ist hier passiert?"
„Keine Ahnung. Es war eine Art Zauber, der heute morgen irgendwann eingesetzt hat denke ich. Ich hatte vergessen, dass es heute war"sagte Ginny.
„Ich auch."Und Hermine betrachtete die Dekoration und lächelte matt. Sie dachte an Remus, aber es versetzte ihr nicht mehr denselben Stich ins Herz wie zu der Zeit, zu der sie zurückgekehrt war. Jetzt fühlte es sich nur mehr wie ein wunderbarer Traum an, den sie einmal geträumt hatte – es war bittersüß- Sie hatte Remus seid ihrer Rückkehr nicht mehr gesehen und glaubte, dass das die Dinge etwas erleichterte. Sie passte sich langsam wieder an ihr altes Leben an, wenngleich sie wusste, dass der Schmerz niemals wieder völlig verschwinden würde.
Sie lachte als Ron die Treppen hinunterkam und einen Pfeil zur Seite fegte, den ein Papieramor auf ihn abgeschossen hatte. „Verdammt noch mal"sagte er verärgert.
„Guten Morgen"sagte Harry zu Hermine und Ginny. „Es ist Valentinstag, oder?"
„Sieht ganz so aus"gab Hermine zurück.
„Hatte ich ganz vergessen."
„Wir auch gab Ginny zu. „Liegt wahrscheinlich daran, dass wir alle so viele andere Dinge im Kopf haben. Kein Platz für andere Dinge"sagte sie trübselig und alle verstanden, was sie meinte. Mit einem heraufziehenden Krieg im Nacken dachte man kaum an etwas so gewöhnliches wie den Valentinstag.
„Ich denke es ist sicher gut, etwas fröhliches zu haben, um mal an was anderes zu denken"sagte Hermine ruhig.
„Gutes Argument"stimmte ihr Harry zu.
Ron zupfte sich einen weiteren Papierpfeil vom Rücken. „Wenn du mir noch einen einzigen Pfeil wohin schießt, dann schwöre ich..."begann er und schrie den Papieramor an.
„Ron"entrüstete sich Hermine
„Was?"
„Es ist doch nur Papier. Ich kann dich nicht verstehen und außerdem, vielleicht steht jemand auf dich"sagte Hermine als sie langsam den Gemeinschaftsraum verließen. Ron erbleichte kaum merklich und sagte kein Wort mehr bis sie die große Halle für das Frühstück erreicht hatten.
Hermine setzte sich an den Gryffindortisch neben Harry. Ron und Ginny setzten sich ihnen Gegenüber und Ron grummelte unverständliches aufgrund der übertriebenen Dekoration. Hermine war bezaubert, als sie die festlich bereiteten Tische, Speisen und Girlanden betrachtete. Sie blickte hinauf zur Decke und sah zu wie Millionen von glitzernden und funkelnden roten und silbernen Konfettiherzen auf sie nieder regneten. Sie war zu sehr damit beschäftigt um all diese Dinge in sich aufzunehmen, um eines zu bemerken – Remus Lupin saß am Lehrertisch.
„Dieses Jahr übertreiben sie´s aber wirklich"sagte Ginny leichtweg als sie sich von einer Platte mit herzförmigen Würstchen bediente.
„Solange sie genauso schmecken ist´s mir egal"brummelte Ron, stach mit der Gabel in ein Würstchen und ließ es auf seinen Teller fallen.
Hermine lächelte als Ron ihr ein Brötchen reichte, das ebenfalls die Form eines Herzens hatte.
„Möchtest du auch was von dem..."begann Harry und öffnete den Deckel der Karaffe um zu sehen was darin war „...roten Saft?"
„Roten Saft?"fragte Hermine.
„Weiß nicht"er zuckte die Schulter. Dann sah er den Tisch hinauf; Neville setze sein Glas an. „Neville, wie schmeckt das?"
Neville sah zu Harry hinüber. „Ich find es schmeckt gut. Irgendwas mit Früchten."
„Danke"gab Harry zurück ehe er Hermine wieder ansah. „Möchtest du irgendetwas mit Früchten?"fragte er dann.
Hermine hielt ihm ihr Glas entgegen und lächelte. „Klar."
Als Harry ihr den Saft einschenkte warf er einen raschen Blick hinauf zum Lehrertisch und war überrascht, Professor Lupin neben Dumbledore sitzen zu sehen. Sie waren in ein Gespräch vertieft.
„Hey"sagte Harry, als er noch ausschüttete. „Professor Lupin ist da vorn."
Beinahe sofort stürzte Hermine das Herz in den Magen. Das Saftglas entglitt ihren Fingern, schlug auf dem Tisch auf und entleerte sich auf dem Tischtuch, wobei der Inhalt nach alle Seiten spritzte.
„Oh, das tut mir so leid"sagte Hermine entschuldigend. „Es ist mir aus der Hand gerutscht."
Ginny hatte bereits ihren Zauberstab hervorgekramt und den Saft rasch entfernt. „Schon sauber"sagte sie.
„Danke Ginny"gab Hermine zurück.
Ron sah zum Lehrertisch und dann wieder zu Harry. „Warum glaubst du ist er hier?"
„Sicher irgendein Auftrag für den Orden"antwortete Harry „Wir sollte nach dem Frühstück ein paar Worte mit ihm wechseln und ihn fragen, wie´s ihm geht. Ich hab ich seit Weihnachten nicht mehr gesehn."
„Ja, lass uns das machen"stimmte Ron zu. „Hermine hat sicher wieder jede Menge Fragen an ihn, so wie immer"sagte er scherzhaft.
Hermine war sich sicher, dass ihr Gesicht grün wurde. Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Ihr Magen drehte sich um und wand sich zu einem Knoten und sie konnte sich nicht dazu überwinden, noch einmal zu Lehrertisch aufzublicken. Stumm starrte sie auf ihren Teller.
„Alles in Ordnung mit die Hermine?"
„Hm...sicher"log sie schwach.
Harry stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite. Sie sah auf und bemerkte, dass er sie besorgt ansah. „Bist du sicher? Du siehst so aus, als sei dir schlecht"sagte er rasch.
Sie wandte den Blick ab und nickte. Irgendwie hatte sie es immer unmöglich gefunden zu lügen, wenn sie Harry in die Augen sah. So holte einige Male tief Luft und hob dann langsam den Kopf. Sie bewegte ihre Augen in Richtung des Lehrertisches und da saß er. Der Atem stockte ihr und alles um sie herum verwischte in einem Wirrwarr von verschwommenen Farben und Geräuschen.
Remus Lupin saß neben Professor Dumbledore. Er lehnte sich leicht zu ihm hinüber und die beiden Männer schienen in ein ernsthaftes Gespräch vertieft – sie konnte es an der steilen Falte auf seiner Stirn erkennen. Sein Haar benötigte einen Haarschnitt aber sie hatte es immer sexy gefunden, wenn es gerade begann so lang zu werden, dass es über seine Ohren fiel. Er war ein Mann, aber sie konnte immer noch einen Hauch des Jungen erkennen, der er einmal gewesen war. Sie sah ihm zu, als er nach seinem Glas griff; sie sah zu, wie er seine Hände bewegte und erinnerte sich, wie sehr sie diese Hände geliebt hatte. Der Schmerz in ihrer Brust wurde zehn mal schlimmer und sie musste weg sehen.
„willst du nichts essen?"fragte Harry einige Minuten später und beugte sich zu ihr hin. Sie hatte einfach weiter auf ihren Teller gestarrt ohne zu bemerken, wie die Zeit verging.
„Was? Oh, ich hab keinen Hunger"erwiderte sie, streckte die Hand aus und sah zu, wie das Konfetti darauf nieder fiel; es glitzerte im Licht. Sie schloss die Hand und seufzte.
„Eure Vorbereitungen für die UTZs fangen heute an, oder?"fragte Ginny Hermine.
Sie nickte mit dem Kopf. „Wir fangen heute morgen mit Verteidigung gegen die dunklen Künste an."
„Wir sollten da eigentlich alle eine hohe Punktzahl erreichen"sagte Harry düster. „Wir hatten schließlich genug Übung."
Hermine sah ihn wohlwollend an. Sie hatten alle schon viel erlebt und das schlimmste stand ihnen noch bevor.
„Ich geh vor dem Unterricht schnell noch in die Bibliothek"sagte Hermine, schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
„Kommst du nicht mit uns um mit Professor Lupin zu reden"fragte Ron und stand ebenfalls auf.
„Nein das ist schon okay. Ich schließ mich euch später wieder an"sagte sie und eilte davon, ehe er ihr noch weitere Fragen stellen oder sie darum bitten konnte, zu bleiben und mit ihm zu reden.
Hermine erreichte den Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste bevor jemand der anderen da war. Sie setzte sich in den leeren Raum, schloss die Augen, holte langsam und tief Luft und versuchte, ihre Nerven zu beruhigen.
Sie hatte nicht erwartet dass es sie so stark beeinflussen würde, Remus wieder zu sehen. Es war mehr als einen Monat her, seit sie ihre Reise durch die Zeit beendet hatte und sie hatte beinahe beschlossen, dass es nicht mehr als ein Traum gewesen war oder eine Halluzination, der sie in der Bibliothek anheim gefallen war in jener Nacht. Remus hatte sie niemals in irgendeiner Weise anders behandelt – konnte all das vielleicht wirklich nur ein Traum gewesen sein?
Schon bald hörte sie Stimmen und Harry und Ron, die den Klassenraum betreten hatten setzten sich neben sie.
„Wie war eure Unterhaltung?"fragte sie, unfähig ihre Neugier zu zügeln.
„Wir sind nicht wirklich dazu gekommen, uns zu unterhalten."sagte Ron.
„Warum nicht?"fragte sie.
„Er musste seine Sachen zusammensuchen, die er für eine Stunde heute braucht. Er sagte, wir könnten im lauf des Morgens reden"sagte Ron, griff nach einem Schokoladenfrosch und aß ihn. Hermine fragte sie, wie er noch immer hungrig sein konnte.
„Welche Stunde will er denn halten?"fragte sie.
„Diese hier"erwiderte Harry, damit Ron nicht mit einem Mund voller Schokolade reden musste
Hermine wandte ihren Blick ab und war wie versteinert. Sofort begann ihr Herz zu rasen. Was? Er würde herkommen? Er wird mir nah sein? Entspann dich Hermine. Es hat sich nichts verändert. Vielleicht warst du ja nie in der Vergangenheit. Vielleicht war das alles nur ein Traum- ein schöner unvergesslicher Traum und nicht mehr.
Ron wehrte den Papieramor ab, der ihn offensichtlich überallhin verfolgte. „Geh weg von mir du Mistding!"fluchte er.
Unter anderen Umständen hätte Hermine gelacht, so aber konnte sie kaum atmen.
„Guten Morgen alle zusammen"erklang eine Stimme vom anderen Ende des Klassenzimmers. Viele der Schüler wandten sich um um zu sehen, wer dort war, aber Hermine kannte diese Stimme nur allzu gut. Sie hörte sie von Zeit zu Zeit noch immer in ihren Träumen.
Panik ergriff sie als sie hörte, wie sich ihr Schritte näherten und wie verschiedene Schüler ihn fröhlich willkommen hießen. Aber als sie hörte, dass die Schritte irgendwo hinter ihr stoppten bekam sie Panik. Sie saß aufrecht wie eine Statue in ihrem Stuhl.
„Harry, bleib nach der Stunde ein paar Minuten hier, wenn du Zeit hast, wir können uns dann unterhalten"sagte Remus mit seiner heiseren Stimme.
„Sicher"antwortete Harry.
Hermine konnte sich nicht bewegen; sie fühlte sich wie erstarrt. Einfach weiter atmen, Hermine. Es hat sich nichts verändert. Er ist nur Professor Lupin. Tief durchatmen.
Als Hermine die Augen schloss um Luft zu holen, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Hastig riss sie die Augen auf.
„Wie geht's dir Hermine?"fragte Remus.
Sie konnte ihren Körper nicht kontrollieren. Im Bruchteil einer Sekunde schob sie ihren Stuhl zurück, stand rasch auf und schlug dabei den Stuhl gegen den Tisch hinter ihr.
„Ist alles in Ordnung mit dir?"fragte Remus sie.
„Ja...nein"stammelte sie. Ich fühl mich nicht gut."Sie packte ihre Sachen und eilte aus dem Raum. Remus sah ihr verwirrt nach. Er drehte sich zu Harry um, als Hermine verschwunden war."
„Ist sie okay?"fragte er.
Ron zuckte die Schultern und Harry antwortete. „Sie hat sich schon beim Frühstück nicht wohl gefühlt. Ron und ich sehn später mal nach ihr."
„Okay. Ich hoffe sie fühlt sich bald besser"sagte er, ehe er zum Pult ging und mit seinem Vortrag begann.
Was ist nur mit mir los? Fragte sich Hermine als sie mitten in einem verlassenen Korridor außerhalb des Klassenzimmers stand.
Ihre Handflächen waren feucht und ihr Kopf schwamm. Hatte ich nicht beschlossen, das es nicht real war? Professor Lupin hat mich nur gefragt, wie es mir geht. Warum musste ich so überreagieren?
Sie presste sich ihre Bücher an die Brust und seufzte wieder. Selbst wenn ihr Abenteuer nichts als ein Traum gewesen war war sie doch nicht darauf vorbereitet gewesen, Remus wieder in ihrer Nähe zu haben. All das fühlte sich zu real an. Ihre Gefühle für Remus waren nicht verblasst; sie hatte sie allenfalls begraben...doch wie es schien, nicht tief genug.
Sie begann den Gang hinunter zu gehen. Sie konnte unmöglich wieder in den Klassenraum zurückkehren. Alle würden glaube, sie hätte den Verstand verloren. Sie wusste auch, dass sie während der Unterrichtszeit nicht durch Hogwarts wandern konnte. Vielleicht sah sie jemand und fragte danach, was sie tat.
Sie hielt vor den Toilettenräumen im zweiten Stock an. Sie öffnete die Tür und trat ein, erstaunt darüber, dass der Boden nicht wieder überflutet war. Sofort schwebte die Maulende Myrthe zu ihr herüber.
„Was tust du hier? Solltest du nicht im UNTERRICHT sein?"fragte Myrthe mit ihre hohen quengeligen Stimme.
„Verzieh dich, Myrthe. Ich bin nicht in Stimmung"sagte Hermine und setzte sich auf dem Boden.
„Nun gut"erwiderte diese eingeschnappt ehe sie davonflog und in einer der Toiletten verschwand.
Hermine lehnte sich gegen die Wand und streckte die Beine aus. Als sie auf ihre Bücher hinuntersah erblickte sie ein viel kleineres Buch, dunkelrot, und sie lächelte. Sie zog es aus dem Stapel heraus und berührte sanft den Umschlag. Es war das Tagebuch, das Remus ihr gegeben hatte. Wie konnte all das nur ein Traum gewesen sein – sie hielt den Beweis in ihren Händen... aber noch immer änderte dies nicht die Tatsache, dass Remus nicht wusste, wer sie für ihn war.
Sie öffnete den Einband und sah auf die Worte auf der ersten Seite hinab und da sie sich nicht davon abbringen konnte blieb sie einfach dort sitzen und las alles noch einmal nach.
Januar 1978
Ich fühle mich gefangen in einem grauen Tunnel zwischen Traum und Wachsein, in dem man nicht weiß ob all das nur in der Phantasie geschieht oder real ist. Manche Dinge an diesem Ort sind wundervoll, andere lassen mein Herz schmerzen.
Ich habe Angst mich hier mit jemandem zu sehr anzufreunden, denn ich weiß, dass dies nur ein zeitlich begrenzter Aufenthalt sein wird. Aber da ist diese seltsame Neugier und das Verlangen in mir dass mich dazu bringt, mehr von denen, die um mich herum sind, kennen lernen zu wollen. Ich möchte wissen, warum Sirius immer lächelt, als wisse er etwas, das ich nicht weiß und dass er mir jeden Moment sagen könnte. Ich möchte erfahren, warum James die meiste Zeit der Anführer zu sein scheint und wie er sich in einen so liebevollen Kerl verwandeln kann, sobald Lily in der Nähe ist. Ich möchte erfahren warum sie sich alle mit Peter angefreundet haben und wie er es schafft, sie so lange weiterhin zum Narren zu halten. Ich möchte wissen, warum Lily mich so sehr an Harry erinnert – vielleicht ist es ihre Stärke und ihr Wille, ohne Furcht dem Feuer entgegen zu treten. Ich möchte wissen, warum Remus hier so leicht lächeln kann und was ihn zum Lachen bringt...es hört sich so schön an, wenn er lacht.
Ich fürchte, ich werde hier Erinnerungen sammeln, die mein Leben beeinflussen, wenn ich zurückkehre. Ich hoffe bloß, dass sie nicht schmerzvoll sein werden und das ich dieses seltsame neue Abenteuer niemals bereuen werde....
Hermine verbrachte den Rest des Tages, sehr zu ihrem eigenen Erstaunen, ohne weitere Rückschläge. Harry und Ron verloren kein Wort über ihren Besuch bei Remus und sie hatte nicht danach gefragt. Sie hatte eine Stunde oder mehr damit zugebracht auf der Mädchentoilette all das zu lesen, das sie in ihr Tagebuch geschrieben hatte und sie fühlte sich so, als hätte sie sich von Neuem in Remus verliebt nur um schließlich ein gebrochenes Herz zurück zu bekommen. Was hätte sie darum gegeben, diese Momente wieder zu bekommen.
Sie betrat die große Halle und fand einen leeren Platz neben Harry. Das Festmahl, die Dekoration und das Konfetti waren auch beim Abendessen noch da. Das Konfetti regnete immer noch von der Decke, aber nun waren dort auch funkelnde Lichter, die überall angebracht waren und rot und pink leuchteten. Das Essen auf dem Tisch sah fantastisch aus und sehr passend. Es gab kleine herzförmige Kuchen mit pinkem und weißen Zuckerguss, Kartoffeln, die wie Rosen geformt waren und wieder roten Fruchtsaft , dazu in Schokolade getauchte Erdbeeren. Ihr Magen knurrte hörbar, als sie sich setzte.
„Hungrig?"fragte er scherzhaft.
„Ich hab heute noch nicht viel gegessen, also natürlich, ich sterbe vor Hunger."
Ron ließ sich Harry und Hermine gegenüber auf die Bank fallen und stöhnte laut auf.
„Was denn?"fragte Hermine als sie nach einer der Erdbeeren griff und hinein biss.
„Dieser VERDAMMTE Amor hört nicht damit auf, mich zu verfolgen. Ich hab ihn mir geschnappt und ich Schnipsel zerfetzt"Hermine schnappte nach Luft „und weißt du, was er getan hat?"
„Was?"
„Er hat sich wieder zusammen gesetzt und ich schwöre bei Merlin er hat mich angegrinst...bevor er mir einen Pfeil ins Gesicht geschossen hat!"sagte Ron und spießte dabei ein Stück Hühnchen auf seine Gabel.
Hermine und Harry sahen einander an und prusteten los. Der kleine Papieramor blickte über Rons Schulter.
„Es ist Valentinstag, Ron", sagte Harry. „Irgendjemand hier will dich zu seinem Valentin machen."
Ron versuchte, Harrys grinsen zu ignorieren. „Ich hab keine Zeit für Valentinstage und diesen ganzen Unsinn."
„Du solltest dir immer Zeit nehmen für diese Art von UNSINN"sagte Hermine leise und konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur von Trauer in ihre Stimme schlich. „Es könnte dir wieder weggenommen werden, ehe du dich versiehst."
„Du bist da sicher die richtige, mir so etwas zu sagen"sagte er und griff nach einer Erdbeere. „Du hast mehr Zeit in der verdammten Bibliothek verbracht als mit IRGENDJEMANDEM. Du bist zu sehr mit Lesen beschäftigt, um dir über UNSINN Gedanken zu machen."
Hermine schwieg. Das war so gewesen ehe sie Remus getroffen hatte und plötzlich hatte sie sich für die Liebe Zeit genommen.
Gedanken an Remus veranlassten sie dazu, etwas in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie zog es hervor und lehnte es gegen den Tisch, während sie eine Schreibfeder suchte.
Ron sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Wirst du uns JEMALS sagen, von wem du das hast?"
Hermine schrieb weiter und Harry sagte. „Sie hat doch gesagt es sei ein Geschenk gewesen."
„Jaa, aber von WEM"fragte er mit dem Mund voller Hühnchen.
„Von meinem LIEBHABER"erwiderte Hermine schnippisch, schrieb weiter und sah Ron dabei nicht einmal an.
Er verschluckte sich und hustete, bis er wieder sprechen konnte. Harry grinste und schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Hermine nur Spaß machte, um Ron zu ärgern dem immer alles schrecklich unangenehm wurde, wenn Gefühle diskutiert wurden.
Auf der anderen Seite des Raumes war das Gesprächsthema am Lehrertisch ein anderes.
„Was ist mit Kingsley"fragte Remus und drehte sein Glas in den Händen.
„Er und Tonks teilen sich die Verantwortung. Sie sollten darauf vorbereitet sein in zwei Tagen einen Bericht abzuliefern"erwiderte Dumbeldore ruhig.
Remus nickte und setzte sich das Glas an die Lippen. Das Getränk war süß und kalt auf seiner Zunge. Ehe er das Glas absetzen konnte, ergriff Dumbledore erneut das Wort.
„Das Ereignis, auf das du gewartet hast- es ist gekommen und wieder verstrichen."
Remus Herz hämmerte gegen seine Rippen und er ließ beinahe sein Glas fallen, hielt seine Emotionen aber dennoch unter Kontrolle. Er sah Dumbledore fragend an, aber er wusste sofort, wovon der alte Zauberer sprach. Mit diesen wenigen Worten hatte Dumbledore ihm mitgeteilt, dass er von Hermines Reise in die Vergangenheit wusste, er wusste, was geschehen war, während sie dort gewesen war und das sie offenbar das Buch vor nicht allzu langer Zeit gefunden haben musste. Aber wie konnte er all das wissen? Remus fragte ihn nicht. Er warf einen Blick durch die Große Halle, bis sein Blick auf einer bestimmten jungen Frau am Tisch der Gryffindors hängen blieb. Sie hielt ein kleines rotes Buch und er konnte sehen, dass nur ihre Augen darüber hinaus schauten.
Hermine beendete ihre Gedanken und hielt das Tagebuch nahe an ihr Gesicht. Sie pustete die feuchte Tinte trocken, ehe sie das Buch schloss. Während sie es in die Höhe hielt fühlte sie den plötzliche, unvermeidbaren Drang, zur anderen Seite des Raumes zu blicken. Als sie einen Blick über den Rand des Tagebuches warf, traf sie den Blick von Remus Lupin. Sofort fuhr ihr etwas wie ein elektrischer Schlag durch den Körper.
Für einige lange Sekunden hielt sie seinem Blick stand, aber sie musste ihre Augen abwenden, aus Angst, ihr Herz könne in ihre Brust explodieren. Als sie hinunter sah, um das Buch zu schließen, bemerkte ihr, dass ihre Hände zitterten.
Das war doch verrückt.
„Ich bin etwa 15 Minuten nach dem Abendessen zurück. Ich muss nur schnell dieses Buch in der Bibliothek abgeben"sagte Ginny zu Neville.
Hermine schüttelte das benebelnde Gefühl ab. Sie faltete die Hände in ihrem Schoß, damit Harry nicht sah, wie sehr sie zitterten.
„Ich kann es für dich abgeben, wenn du willst?"wendete Hermine sich an sie.
„Oh, schon okay. Ich zwing dich nicht, das zu tun"erwiderte Ginny und versetzte Rons Papieramor einen Stoß.
„Ich muss sowieso noch ein Buch zurückgeben, dass ich mir für Astronomie geliehen hatte. Es macht mir also nichts aus."
„Gut, wenn das in Ordnung geht."sagte Ginny, als sie nach dem Buch griff und es zu Hermine hinüber reichte.
Nach dem Essen sammelte Hermine ihre Bücher zusammen und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
„Sollen Ron und ich hier auf dich warten?" fragte Harry.
„Nein, schon okay. Sollte nicht lange dauern. Ich hole euch dann ein."Rief Hermine ihnen über die Schulter hinweg zu.
Als sie die Bibliothek erreichte, stieß sie die Türen auf und schritt auf das Pult zu. Madam Pince saß erhobenen Hauptes dort und warf einigen flüsternden Schülern in der Nähe wütende Blicke zu.
„Ich möchte diese beiden Bücher zurück geben"sagte Hermine und erblickte dabei ein Buch welches ein Stück von ihr entfernt auf dem Schreibtisch lag.
„hier rüber"sagte Madam Pince. Hermine reichte ihr die beiden Bücher.
Während sie darauf wartete dass die Bibliothekarin ihre Bücher nachsah trat sie ein paar Schritte beiseite um sich das Buch auf dem Pult anzusehen. Es war eine Ausgabe von „Geschichte Hogwarts´". Jedes Mal wenn sie ein solches Buch sah, öffnete sie es und hoffte. Es war schwer, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Sie hob den Decken an und ließ ihren Daumen über die Seiten gleiten. Natürlich geschah nicht, aber es konnte nicht schaden, es zu versuchen.
„Möchten Sie dieses Buch ausleihen?"fragte die Bibliothekarin.
„Oh..nein, ich hab nur was nachgesehn"sagte Hermine. Und gehofft.
„Nun gut. Ein Buch zurückgegeben für Hermine Granger. Das andere für Ginny Weasley. Ich wäre dann fertig.
„Danke"sagte Hermine und zwang sich zu einem Lächeln, als sie davon ging. Außerhalb der Bibliothek war es beinahe menschenleer. Hermine beschloss einen anderen Weg zurück in den Gemeinschaftsraum zu wählen. Sie wollte so lange wie möglich allein sein, um nachzudenken. Sie dachte in diesen Tagen eine Menge nach und sehnte sich nach Zeit, die sie alleine war und ohne die anderen...nein, nicht ohne alle anderen.
Sie hätte einige Lebensjahre geopfert um wieder wie zuvor mit Remus zusammen sein zu können. Sie seufzte, als sie sich daran erinnerte, wie es war, in seinem Bett zu liegen, seine Arme um sie geschlungen. Wie perfekt das Leben sich angefühlt hatte. Sie vermisste ihn...mehr, als sie das hatte zugeben wollen.
Sie ging eine Treppe hinauf und duckte sich vor einem daherfliegenden Papieramor. Der Gang flackerte im Schein der Fackeln und das einzige vernehmbare Geräusch war das unablässige Klacken ihrer Schuhe auf dem Steinboden.
Der Gang endete und wandte sich nach rechts und links. Sie fragte sich während sie darauf zuschritt, welchen Weg sie nehmen musste, denn sie hatte diese Strecke schon lange nicht mehr genommen. Aber als sie sich nach rechts gewandt hatte, hatte sie plötzlich das Gefühl, direkt gegen eine Wand gelaufen zu sein.
„uff...Remus?"sagte Hermine und rannte in jemanden hinein, stolperte rückwärts zu Boden und sah auf. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ihn nicht mit Professor angeredet hatte, ein kleines Detail, dass Remus NICHT entgangen war. Die Aktentasche in seinen Armen fiel zu Boden und eine Wolke von Papier fiel heraus und verteilte sich über den ganzen Boden. „Oh, tut mir leid."Sie kam strauchelnd auf die Füße und begann ihm beim Aufsammeln seiner Sachen zu helfen; sie sah auf und zwang sich, ihn nicht anders als sonst zu behandeln, ihn nicht anders als sonst zu behandeln – trotz allem, er kannte sie schließlich nicht.
Sie nahm jedes Detail seines Gesichtes wahr. Die Zeit hatte ihn verändert, aber er war noch immer derselbe Mann, in den sie sich verliebt hatte. Sein Haar war von grauen Strähnen durchzogen aber seine Augen waren noch immer genauso blau- kleine Linien hatten sich um seine Augen und seinen Mund gebildet. Wie sehr sie sich danach sehnte, dieses Gesicht zu berühren. Sie wandte ihren Blick ab.
„Hermine"sagte er, als er plötzlich eine Veränderung in ihren Augen wahrnahm. Der Geruch von Angst war um sie her. Aber wovor könnte sie Angst haben? Doch sicher nicht vor ihm. „Bist du in Ordnung."Fragte er und seine Stimme betrog seine eigenen Gefühle. Hermine so nahe zu sein und noch dazu mit ihr allein während etwas in ihrem Blick sich verändert hatte, war das Letzte, was er wollte.
„Ja, mir geht´s gut"sagte sie fahrig. Sie fuhr damit fort, seine Sachen einzusammeln und ihm die Blätter anzureichen, die er in seinen Koffer packte. Sie hob den letzten Stapel Papier vom Boden auf. Eine kleine Seite vergilbten Papiers rutschte heraus; es glitt zu Boden. Wie in Zeitlupe sah Hermine es fallen. Sie erkannte das gebrochene Wachssiegel auf der Rückseite und fühlte, wie ihr ganzer Körper bei dieser Erkenntnis gefährlich zu taumeln begann. Es war ein Siegel mit einem aufgehenden Mond und dem Buchstaben J.. das Siegel, das sie verwendet hatte um ihren Abschiedsbrief an Remus zu verschließen – im Jahr 1978. Was tat er noch immer damit? Das konnte nur bedeuten...
„Ich nehm das schon"sagte Remus schnell. In einer schnellen Bewegung griff er nach dem Brief auf dem Boden und stopfte ihn in seinen verblichenen und abgetragenen Umhang.
Hermine stammelte, „Ist das mein...wie hast du...warum hast du.."Sie dachte nicht einmal daran dass er, während sie diese Worte sagte, die Puzzleteile zusammenfügen musste und dann wissen würde, was geschehen war.
„Hermine hör mir zu"begann er, unterbrach sich aber sogleich wieder. Was wollte er ihr sagen. Seine Gedanken schwirrten. Verdammt, reiß dich zusammen, Moony, ärgerte er sich. Du bist ein erwachsener Mann.
Hermine schien sofort gemerkt zu haben, dass Hermine bereits WUSSTE, dass sie ihm diesen Brief geschrieben hatte und dass SIE das Mädchen aus seiner Vergangenheit war. „Du hast den Brief, den ich dir geschrieben habe. Ich meine, du wusstest, dass ich es war. Und du hast ihn behalten"sagte sie und ihre Stimme zitterte. Ihre Stärke zerbröckelte allmählich und drohte, jeden Moment zu zerbrechen.
„Ja"erwiderte er heiser, nicht dazu in der Lage, seinen Blick von ihr abzuwenden.
„Dann bedeutet das..."Sie zögerte. Ihr Herz hämmerte hart und schmerzvoll in ihrer Brust. „dass du es schon die ganze Zeit über gewusst hast..."
„Ja."
„Aber du hast nie etwas getan- hast nie irgendetwas GESAGT"sagte Hermine schwach. Sie verfluchte die Tränen, die in ihren Augen aufstiegen.
„Du warst ein Kind, Hermine. Du bist es immer noch."Sagte Remus traurig und sein Gesicht sah mit einem Mal viel älter aus.
„Ich bin kein Kind!"sagte sie wütend und die Tränen vielen aus ihren nassen Wimpern.
„Du musst verstehen...verdammt"fluchte er leise. Wie sollte er von ihr erwarten können, zu verstehen, wenn er selbst nichts verstand?
„Aber wir- wir waren verliebt"flüsterte sie und errötete.
Remus erwiderte ihren Blick und musste ein Lächeln unterdrücken, als er sich erinnerte. „Hermine"schluckte er. „für dich ist es gerade erst geschehen, aber für mich.."er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar „... für mich sind seitdem 20 Jahre vergangen."
„Also bedeutet dass..."Sie wollte es nicht aussprechen. „...dass du mich vergessen hast?"
„Nicht vergessen"sagte er und lachte bitter und humorlos. „Ich musste weiter leben. Ich habe zu viele Jahre damit verbracht, mich zu fragen, wohin du verschwunden warst, nur um all meine Fragen beantwortet zu bekommen als ich dich wieder traf.... als ein 13-jähriges Mädchen.. du warst die beste freundin von Lilys und James´ einzigem Kind...Hermine Jane...und dann ergab alles einen Sinn. All die Fragen, JANE"er sprach diesen Namen mit einer Spur Bitterkeit aus. „all die Fragen über verzauberte Bücher und wie ich ihr erzählte, wie viel Erfahrung Sirius auf diesem Gebiet hatte..und die seltsame Art wie sie....du verschwand... all das ergab mit einem Mal einen Sinn. Du fandest das Buch...nur wusste ich nicht, WANN du es finden würdest...nur, DASS du es finden würdest..."Er schwieg. Hermine sah ihn an und Tränen rollten unablässig ihre Wangen hinab. Er wollte seine Hand ausstrecken und sie fortwischen und in diesem Moment vergaß er all seine Vernunft. „Hermine"sagte er sanft und öffnete seine Arme in einer Geste aus tiefem Mitleid.
Hermine lief auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem Umhang. „Bitte Remus, bitte"flüsterte sie verzweifelt nahe seinem Ohr, nicht einmal sicher, worum sie überhaupt bat – sie wusste nur, dass sie ihn brauchte. Er legte ihr die Arme um die Taille und hielt sie fest und fühlte, wie der Scham der in ihm aufstieg mit jeder Minute stärker wurde. Er sollte das nicht tun.
Sie löste sich von ihm und starrte in seine Augen. Sie fuhr mit den Fingern sanft über seine Wangen, lächelte durch die Tränen und er erschauderte. Er konnte nicht glauben, dass er wirklich ZITTERTE. Aber es war so lange her, dass er mit irgendjemandem irgendeine Art von Intimität geteilt hatte und es gab Momente, in denen ein Mann schwach werden konnte – und er war kurz davor, Hermine Granger wieder zu verfallen.
Zwanzig Jahre war es her – zwanzig Jahre voller Tod, Leid und Einsamkeit – doch diese Zeit war nicht lang genug gewesen, um ihren Geruch vergessen zu können oder ihre Küsse. Ihr Atem auf seiner Haut machte ihn wahnsinnig.
„Wir...können es irgendwie hinbekommen"flüsterte sie, sah ihm in die Augen und suchte darin nach einem Funken Hoffnung.
Remus sah sie an. Sie war ihm zu nah- viel ZU nah. Er konnte ihren Geruch wahrnehmen, so vertraut und doch so fern. Aber das war nicht das einzige, das er wahrnahm; da war auch noch Hoffnung, Verzweifelung...und Begehren.
„Bitte, Remus"flüsterte sie und ihre Stimme brach.
Sie hörte sich so klein und unschuldig an aber ihr so nahe zu sein, rief Gedanken in ihr wach, die alles andere als unschuldig waren. Er konnte das nicht tun. Er war ihr PROFESSOR; sie war seine SCHÜLERIN.
Nicht mehr, widersprach eine andere Stimme.
Der Ausdruck in ihren Augen zog sein Herz schmerzvoll zusammen. Wie konnte er sie von sich stoßen. In ihrer Stimme lag ein verborgener Vorwurf der ihm sagte, dass sie so kur davor stand, mit dem Kopf voran in die Dunkelheit zu stürzen.
"It's hard to know when to give up the fight Some things you want will just never be right It's never rained like it has tonight before Now I don't wanna beg you, baby For something maybe you could never give I'm not looking for the rest of your life I just want another chance to live."—Patty Griffin
(Es ist schwer, zu wissen, wann man den Kampf aufgeben sollte / einige Dinge, die du willst, werden dennoch niemals richtig sein / so wie es diese Nacht regnet, hat es noch nie zuvor geregnet / Ich will dich jetzt nicht anflehen Baby / um etwas, dass du mir vielleicht nie geben konntest / Ich suche nicht nach dem Rest meines Lebens/ sondern nur nach einer anderen Chance zu leben)
14. Februar 1998
Hermine betrat den Gemeinschaftsraum, gähnte und hatte vollkommen vergessen, dass Valentinstag war. Sie stöhnte auch als sie überall im Raum die rote, pinke und weiße Dekoration sah.
„Meine Güte"sagte sie und duckte sich unter einer tiefhängenden Girlande aus pinkfarbenen Papierherzen hinweg.
„Ich stimm dir zu. Das ist ziemlich nervtötend", sagte Ginny und trat neben sie.
„Was ist hier passiert?"
„Keine Ahnung. Es war eine Art Zauber, der heute morgen irgendwann eingesetzt hat denke ich. Ich hatte vergessen, dass es heute war"sagte Ginny.
„Ich auch."Und Hermine betrachtete die Dekoration und lächelte matt. Sie dachte an Remus, aber es versetzte ihr nicht mehr denselben Stich ins Herz wie zu der Zeit, zu der sie zurückgekehrt war. Jetzt fühlte es sich nur mehr wie ein wunderbarer Traum an, den sie einmal geträumt hatte – es war bittersüß- Sie hatte Remus seid ihrer Rückkehr nicht mehr gesehen und glaubte, dass das die Dinge etwas erleichterte. Sie passte sich langsam wieder an ihr altes Leben an, wenngleich sie wusste, dass der Schmerz niemals wieder völlig verschwinden würde.
Sie lachte als Ron die Treppen hinunterkam und einen Pfeil zur Seite fegte, den ein Papieramor auf ihn abgeschossen hatte. „Verdammt noch mal"sagte er verärgert.
„Guten Morgen"sagte Harry zu Hermine und Ginny. „Es ist Valentinstag, oder?"
„Sieht ganz so aus"gab Hermine zurück.
„Hatte ich ganz vergessen."
„Wir auch gab Ginny zu. „Liegt wahrscheinlich daran, dass wir alle so viele andere Dinge im Kopf haben. Kein Platz für andere Dinge"sagte sie trübselig und alle verstanden, was sie meinte. Mit einem heraufziehenden Krieg im Nacken dachte man kaum an etwas so gewöhnliches wie den Valentinstag.
„Ich denke es ist sicher gut, etwas fröhliches zu haben, um mal an was anderes zu denken"sagte Hermine ruhig.
„Gutes Argument"stimmte ihr Harry zu.
Ron zupfte sich einen weiteren Papierpfeil vom Rücken. „Wenn du mir noch einen einzigen Pfeil wohin schießt, dann schwöre ich..."begann er und schrie den Papieramor an.
„Ron"entrüstete sich Hermine
„Was?"
„Es ist doch nur Papier. Ich kann dich nicht verstehen und außerdem, vielleicht steht jemand auf dich"sagte Hermine als sie langsam den Gemeinschaftsraum verließen. Ron erbleichte kaum merklich und sagte kein Wort mehr bis sie die große Halle für das Frühstück erreicht hatten.
Hermine setzte sich an den Gryffindortisch neben Harry. Ron und Ginny setzten sich ihnen Gegenüber und Ron grummelte unverständliches aufgrund der übertriebenen Dekoration. Hermine war bezaubert, als sie die festlich bereiteten Tische, Speisen und Girlanden betrachtete. Sie blickte hinauf zur Decke und sah zu wie Millionen von glitzernden und funkelnden roten und silbernen Konfettiherzen auf sie nieder regneten. Sie war zu sehr damit beschäftigt um all diese Dinge in sich aufzunehmen, um eines zu bemerken – Remus Lupin saß am Lehrertisch.
„Dieses Jahr übertreiben sie´s aber wirklich"sagte Ginny leichtweg als sie sich von einer Platte mit herzförmigen Würstchen bediente.
„Solange sie genauso schmecken ist´s mir egal"brummelte Ron, stach mit der Gabel in ein Würstchen und ließ es auf seinen Teller fallen.
Hermine lächelte als Ron ihr ein Brötchen reichte, das ebenfalls die Form eines Herzens hatte.
„Möchtest du auch was von dem..."begann Harry und öffnete den Deckel der Karaffe um zu sehen was darin war „...roten Saft?"
„Roten Saft?"fragte Hermine.
„Weiß nicht"er zuckte die Schulter. Dann sah er den Tisch hinauf; Neville setze sein Glas an. „Neville, wie schmeckt das?"
Neville sah zu Harry hinüber. „Ich find es schmeckt gut. Irgendwas mit Früchten."
„Danke"gab Harry zurück ehe er Hermine wieder ansah. „Möchtest du irgendetwas mit Früchten?"fragte er dann.
Hermine hielt ihm ihr Glas entgegen und lächelte. „Klar."
Als Harry ihr den Saft einschenkte warf er einen raschen Blick hinauf zum Lehrertisch und war überrascht, Professor Lupin neben Dumbledore sitzen zu sehen. Sie waren in ein Gespräch vertieft.
„Hey"sagte Harry, als er noch ausschüttete. „Professor Lupin ist da vorn."
Beinahe sofort stürzte Hermine das Herz in den Magen. Das Saftglas entglitt ihren Fingern, schlug auf dem Tisch auf und entleerte sich auf dem Tischtuch, wobei der Inhalt nach alle Seiten spritzte.
„Oh, das tut mir so leid"sagte Hermine entschuldigend. „Es ist mir aus der Hand gerutscht."
Ginny hatte bereits ihren Zauberstab hervorgekramt und den Saft rasch entfernt. „Schon sauber"sagte sie.
„Danke Ginny"gab Hermine zurück.
Ron sah zum Lehrertisch und dann wieder zu Harry. „Warum glaubst du ist er hier?"
„Sicher irgendein Auftrag für den Orden"antwortete Harry „Wir sollte nach dem Frühstück ein paar Worte mit ihm wechseln und ihn fragen, wie´s ihm geht. Ich hab ich seit Weihnachten nicht mehr gesehn."
„Ja, lass uns das machen"stimmte Ron zu. „Hermine hat sicher wieder jede Menge Fragen an ihn, so wie immer"sagte er scherzhaft.
Hermine war sich sicher, dass ihr Gesicht grün wurde. Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Ihr Magen drehte sich um und wand sich zu einem Knoten und sie konnte sich nicht dazu überwinden, noch einmal zu Lehrertisch aufzublicken. Stumm starrte sie auf ihren Teller.
„Alles in Ordnung mit die Hermine?"
„Hm...sicher"log sie schwach.
Harry stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite. Sie sah auf und bemerkte, dass er sie besorgt ansah. „Bist du sicher? Du siehst so aus, als sei dir schlecht"sagte er rasch.
Sie wandte den Blick ab und nickte. Irgendwie hatte sie es immer unmöglich gefunden zu lügen, wenn sie Harry in die Augen sah. So holte einige Male tief Luft und hob dann langsam den Kopf. Sie bewegte ihre Augen in Richtung des Lehrertisches und da saß er. Der Atem stockte ihr und alles um sie herum verwischte in einem Wirrwarr von verschwommenen Farben und Geräuschen.
Remus Lupin saß neben Professor Dumbledore. Er lehnte sich leicht zu ihm hinüber und die beiden Männer schienen in ein ernsthaftes Gespräch vertieft – sie konnte es an der steilen Falte auf seiner Stirn erkennen. Sein Haar benötigte einen Haarschnitt aber sie hatte es immer sexy gefunden, wenn es gerade begann so lang zu werden, dass es über seine Ohren fiel. Er war ein Mann, aber sie konnte immer noch einen Hauch des Jungen erkennen, der er einmal gewesen war. Sie sah ihm zu, als er nach seinem Glas griff; sie sah zu, wie er seine Hände bewegte und erinnerte sich, wie sehr sie diese Hände geliebt hatte. Der Schmerz in ihrer Brust wurde zehn mal schlimmer und sie musste weg sehen.
„willst du nichts essen?"fragte Harry einige Minuten später und beugte sich zu ihr hin. Sie hatte einfach weiter auf ihren Teller gestarrt ohne zu bemerken, wie die Zeit verging.
„Was? Oh, ich hab keinen Hunger"erwiderte sie, streckte die Hand aus und sah zu, wie das Konfetti darauf nieder fiel; es glitzerte im Licht. Sie schloss die Hand und seufzte.
„Eure Vorbereitungen für die UTZs fangen heute an, oder?"fragte Ginny Hermine.
Sie nickte mit dem Kopf. „Wir fangen heute morgen mit Verteidigung gegen die dunklen Künste an."
„Wir sollten da eigentlich alle eine hohe Punktzahl erreichen"sagte Harry düster. „Wir hatten schließlich genug Übung."
Hermine sah ihn wohlwollend an. Sie hatten alle schon viel erlebt und das schlimmste stand ihnen noch bevor.
„Ich geh vor dem Unterricht schnell noch in die Bibliothek"sagte Hermine, schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
„Kommst du nicht mit uns um mit Professor Lupin zu reden"fragte Ron und stand ebenfalls auf.
„Nein das ist schon okay. Ich schließ mich euch später wieder an"sagte sie und eilte davon, ehe er ihr noch weitere Fragen stellen oder sie darum bitten konnte, zu bleiben und mit ihm zu reden.
Hermine erreichte den Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste bevor jemand der anderen da war. Sie setzte sich in den leeren Raum, schloss die Augen, holte langsam und tief Luft und versuchte, ihre Nerven zu beruhigen.
Sie hatte nicht erwartet dass es sie so stark beeinflussen würde, Remus wieder zu sehen. Es war mehr als einen Monat her, seit sie ihre Reise durch die Zeit beendet hatte und sie hatte beinahe beschlossen, dass es nicht mehr als ein Traum gewesen war oder eine Halluzination, der sie in der Bibliothek anheim gefallen war in jener Nacht. Remus hatte sie niemals in irgendeiner Weise anders behandelt – konnte all das vielleicht wirklich nur ein Traum gewesen sein?
Schon bald hörte sie Stimmen und Harry und Ron, die den Klassenraum betreten hatten setzten sich neben sie.
„Wie war eure Unterhaltung?"fragte sie, unfähig ihre Neugier zu zügeln.
„Wir sind nicht wirklich dazu gekommen, uns zu unterhalten."sagte Ron.
„Warum nicht?"fragte sie.
„Er musste seine Sachen zusammensuchen, die er für eine Stunde heute braucht. Er sagte, wir könnten im lauf des Morgens reden"sagte Ron, griff nach einem Schokoladenfrosch und aß ihn. Hermine fragte sie, wie er noch immer hungrig sein konnte.
„Welche Stunde will er denn halten?"fragte sie.
„Diese hier"erwiderte Harry, damit Ron nicht mit einem Mund voller Schokolade reden musste
Hermine wandte ihren Blick ab und war wie versteinert. Sofort begann ihr Herz zu rasen. Was? Er würde herkommen? Er wird mir nah sein? Entspann dich Hermine. Es hat sich nichts verändert. Vielleicht warst du ja nie in der Vergangenheit. Vielleicht war das alles nur ein Traum- ein schöner unvergesslicher Traum und nicht mehr.
Ron wehrte den Papieramor ab, der ihn offensichtlich überallhin verfolgte. „Geh weg von mir du Mistding!"fluchte er.
Unter anderen Umständen hätte Hermine gelacht, so aber konnte sie kaum atmen.
„Guten Morgen alle zusammen"erklang eine Stimme vom anderen Ende des Klassenzimmers. Viele der Schüler wandten sich um um zu sehen, wer dort war, aber Hermine kannte diese Stimme nur allzu gut. Sie hörte sie von Zeit zu Zeit noch immer in ihren Träumen.
Panik ergriff sie als sie hörte, wie sich ihr Schritte näherten und wie verschiedene Schüler ihn fröhlich willkommen hießen. Aber als sie hörte, dass die Schritte irgendwo hinter ihr stoppten bekam sie Panik. Sie saß aufrecht wie eine Statue in ihrem Stuhl.
„Harry, bleib nach der Stunde ein paar Minuten hier, wenn du Zeit hast, wir können uns dann unterhalten"sagte Remus mit seiner heiseren Stimme.
„Sicher"antwortete Harry.
Hermine konnte sich nicht bewegen; sie fühlte sich wie erstarrt. Einfach weiter atmen, Hermine. Es hat sich nichts verändert. Er ist nur Professor Lupin. Tief durchatmen.
Als Hermine die Augen schloss um Luft zu holen, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Hastig riss sie die Augen auf.
„Wie geht's dir Hermine?"fragte Remus.
Sie konnte ihren Körper nicht kontrollieren. Im Bruchteil einer Sekunde schob sie ihren Stuhl zurück, stand rasch auf und schlug dabei den Stuhl gegen den Tisch hinter ihr.
„Ist alles in Ordnung mit dir?"fragte Remus sie.
„Ja...nein"stammelte sie. Ich fühl mich nicht gut."Sie packte ihre Sachen und eilte aus dem Raum. Remus sah ihr verwirrt nach. Er drehte sich zu Harry um, als Hermine verschwunden war."
„Ist sie okay?"fragte er.
Ron zuckte die Schultern und Harry antwortete. „Sie hat sich schon beim Frühstück nicht wohl gefühlt. Ron und ich sehn später mal nach ihr."
„Okay. Ich hoffe sie fühlt sich bald besser"sagte er, ehe er zum Pult ging und mit seinem Vortrag begann.
Was ist nur mit mir los? Fragte sich Hermine als sie mitten in einem verlassenen Korridor außerhalb des Klassenzimmers stand.
Ihre Handflächen waren feucht und ihr Kopf schwamm. Hatte ich nicht beschlossen, das es nicht real war? Professor Lupin hat mich nur gefragt, wie es mir geht. Warum musste ich so überreagieren?
Sie presste sich ihre Bücher an die Brust und seufzte wieder. Selbst wenn ihr Abenteuer nichts als ein Traum gewesen war war sie doch nicht darauf vorbereitet gewesen, Remus wieder in ihrer Nähe zu haben. All das fühlte sich zu real an. Ihre Gefühle für Remus waren nicht verblasst; sie hatte sie allenfalls begraben...doch wie es schien, nicht tief genug.
Sie begann den Gang hinunter zu gehen. Sie konnte unmöglich wieder in den Klassenraum zurückkehren. Alle würden glaube, sie hätte den Verstand verloren. Sie wusste auch, dass sie während der Unterrichtszeit nicht durch Hogwarts wandern konnte. Vielleicht sah sie jemand und fragte danach, was sie tat.
Sie hielt vor den Toilettenräumen im zweiten Stock an. Sie öffnete die Tür und trat ein, erstaunt darüber, dass der Boden nicht wieder überflutet war. Sofort schwebte die Maulende Myrthe zu ihr herüber.
„Was tust du hier? Solltest du nicht im UNTERRICHT sein?"fragte Myrthe mit ihre hohen quengeligen Stimme.
„Verzieh dich, Myrthe. Ich bin nicht in Stimmung"sagte Hermine und setzte sich auf dem Boden.
„Nun gut"erwiderte diese eingeschnappt ehe sie davonflog und in einer der Toiletten verschwand.
Hermine lehnte sich gegen die Wand und streckte die Beine aus. Als sie auf ihre Bücher hinuntersah erblickte sie ein viel kleineres Buch, dunkelrot, und sie lächelte. Sie zog es aus dem Stapel heraus und berührte sanft den Umschlag. Es war das Tagebuch, das Remus ihr gegeben hatte. Wie konnte all das nur ein Traum gewesen sein – sie hielt den Beweis in ihren Händen... aber noch immer änderte dies nicht die Tatsache, dass Remus nicht wusste, wer sie für ihn war.
Sie öffnete den Einband und sah auf die Worte auf der ersten Seite hinab und da sie sich nicht davon abbringen konnte blieb sie einfach dort sitzen und las alles noch einmal nach.
Januar 1978
Ich fühle mich gefangen in einem grauen Tunnel zwischen Traum und Wachsein, in dem man nicht weiß ob all das nur in der Phantasie geschieht oder real ist. Manche Dinge an diesem Ort sind wundervoll, andere lassen mein Herz schmerzen.
Ich habe Angst mich hier mit jemandem zu sehr anzufreunden, denn ich weiß, dass dies nur ein zeitlich begrenzter Aufenthalt sein wird. Aber da ist diese seltsame Neugier und das Verlangen in mir dass mich dazu bringt, mehr von denen, die um mich herum sind, kennen lernen zu wollen. Ich möchte wissen, warum Sirius immer lächelt, als wisse er etwas, das ich nicht weiß und dass er mir jeden Moment sagen könnte. Ich möchte erfahren, warum James die meiste Zeit der Anführer zu sein scheint und wie er sich in einen so liebevollen Kerl verwandeln kann, sobald Lily in der Nähe ist. Ich möchte erfahren warum sie sich alle mit Peter angefreundet haben und wie er es schafft, sie so lange weiterhin zum Narren zu halten. Ich möchte wissen, warum Lily mich so sehr an Harry erinnert – vielleicht ist es ihre Stärke und ihr Wille, ohne Furcht dem Feuer entgegen zu treten. Ich möchte wissen, warum Remus hier so leicht lächeln kann und was ihn zum Lachen bringt...es hört sich so schön an, wenn er lacht.
Ich fürchte, ich werde hier Erinnerungen sammeln, die mein Leben beeinflussen, wenn ich zurückkehre. Ich hoffe bloß, dass sie nicht schmerzvoll sein werden und das ich dieses seltsame neue Abenteuer niemals bereuen werde....
Hermine verbrachte den Rest des Tages, sehr zu ihrem eigenen Erstaunen, ohne weitere Rückschläge. Harry und Ron verloren kein Wort über ihren Besuch bei Remus und sie hatte nicht danach gefragt. Sie hatte eine Stunde oder mehr damit zugebracht auf der Mädchentoilette all das zu lesen, das sie in ihr Tagebuch geschrieben hatte und sie fühlte sich so, als hätte sie sich von Neuem in Remus verliebt nur um schließlich ein gebrochenes Herz zurück zu bekommen. Was hätte sie darum gegeben, diese Momente wieder zu bekommen.
Sie betrat die große Halle und fand einen leeren Platz neben Harry. Das Festmahl, die Dekoration und das Konfetti waren auch beim Abendessen noch da. Das Konfetti regnete immer noch von der Decke, aber nun waren dort auch funkelnde Lichter, die überall angebracht waren und rot und pink leuchteten. Das Essen auf dem Tisch sah fantastisch aus und sehr passend. Es gab kleine herzförmige Kuchen mit pinkem und weißen Zuckerguss, Kartoffeln, die wie Rosen geformt waren und wieder roten Fruchtsaft , dazu in Schokolade getauchte Erdbeeren. Ihr Magen knurrte hörbar, als sie sich setzte.
„Hungrig?"fragte er scherzhaft.
„Ich hab heute noch nicht viel gegessen, also natürlich, ich sterbe vor Hunger."
Ron ließ sich Harry und Hermine gegenüber auf die Bank fallen und stöhnte laut auf.
„Was denn?"fragte Hermine als sie nach einer der Erdbeeren griff und hinein biss.
„Dieser VERDAMMTE Amor hört nicht damit auf, mich zu verfolgen. Ich hab ihn mir geschnappt und ich Schnipsel zerfetzt"Hermine schnappte nach Luft „und weißt du, was er getan hat?"
„Was?"
„Er hat sich wieder zusammen gesetzt und ich schwöre bei Merlin er hat mich angegrinst...bevor er mir einen Pfeil ins Gesicht geschossen hat!"sagte Ron und spießte dabei ein Stück Hühnchen auf seine Gabel.
Hermine und Harry sahen einander an und prusteten los. Der kleine Papieramor blickte über Rons Schulter.
„Es ist Valentinstag, Ron", sagte Harry. „Irgendjemand hier will dich zu seinem Valentin machen."
Ron versuchte, Harrys grinsen zu ignorieren. „Ich hab keine Zeit für Valentinstage und diesen ganzen Unsinn."
„Du solltest dir immer Zeit nehmen für diese Art von UNSINN"sagte Hermine leise und konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur von Trauer in ihre Stimme schlich. „Es könnte dir wieder weggenommen werden, ehe du dich versiehst."
„Du bist da sicher die richtige, mir so etwas zu sagen"sagte er und griff nach einer Erdbeere. „Du hast mehr Zeit in der verdammten Bibliothek verbracht als mit IRGENDJEMANDEM. Du bist zu sehr mit Lesen beschäftigt, um dir über UNSINN Gedanken zu machen."
Hermine schwieg. Das war so gewesen ehe sie Remus getroffen hatte und plötzlich hatte sie sich für die Liebe Zeit genommen.
Gedanken an Remus veranlassten sie dazu, etwas in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie zog es hervor und lehnte es gegen den Tisch, während sie eine Schreibfeder suchte.
Ron sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Wirst du uns JEMALS sagen, von wem du das hast?"
Hermine schrieb weiter und Harry sagte. „Sie hat doch gesagt es sei ein Geschenk gewesen."
„Jaa, aber von WEM"fragte er mit dem Mund voller Hühnchen.
„Von meinem LIEBHABER"erwiderte Hermine schnippisch, schrieb weiter und sah Ron dabei nicht einmal an.
Er verschluckte sich und hustete, bis er wieder sprechen konnte. Harry grinste und schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Hermine nur Spaß machte, um Ron zu ärgern dem immer alles schrecklich unangenehm wurde, wenn Gefühle diskutiert wurden.
Auf der anderen Seite des Raumes war das Gesprächsthema am Lehrertisch ein anderes.
„Was ist mit Kingsley"fragte Remus und drehte sein Glas in den Händen.
„Er und Tonks teilen sich die Verantwortung. Sie sollten darauf vorbereitet sein in zwei Tagen einen Bericht abzuliefern"erwiderte Dumbeldore ruhig.
Remus nickte und setzte sich das Glas an die Lippen. Das Getränk war süß und kalt auf seiner Zunge. Ehe er das Glas absetzen konnte, ergriff Dumbledore erneut das Wort.
„Das Ereignis, auf das du gewartet hast- es ist gekommen und wieder verstrichen."
Remus Herz hämmerte gegen seine Rippen und er ließ beinahe sein Glas fallen, hielt seine Emotionen aber dennoch unter Kontrolle. Er sah Dumbledore fragend an, aber er wusste sofort, wovon der alte Zauberer sprach. Mit diesen wenigen Worten hatte Dumbledore ihm mitgeteilt, dass er von Hermines Reise in die Vergangenheit wusste, er wusste, was geschehen war, während sie dort gewesen war und das sie offenbar das Buch vor nicht allzu langer Zeit gefunden haben musste. Aber wie konnte er all das wissen? Remus fragte ihn nicht. Er warf einen Blick durch die Große Halle, bis sein Blick auf einer bestimmten jungen Frau am Tisch der Gryffindors hängen blieb. Sie hielt ein kleines rotes Buch und er konnte sehen, dass nur ihre Augen darüber hinaus schauten.
Hermine beendete ihre Gedanken und hielt das Tagebuch nahe an ihr Gesicht. Sie pustete die feuchte Tinte trocken, ehe sie das Buch schloss. Während sie es in die Höhe hielt fühlte sie den plötzliche, unvermeidbaren Drang, zur anderen Seite des Raumes zu blicken. Als sie einen Blick über den Rand des Tagebuches warf, traf sie den Blick von Remus Lupin. Sofort fuhr ihr etwas wie ein elektrischer Schlag durch den Körper.
Für einige lange Sekunden hielt sie seinem Blick stand, aber sie musste ihre Augen abwenden, aus Angst, ihr Herz könne in ihre Brust explodieren. Als sie hinunter sah, um das Buch zu schließen, bemerkte ihr, dass ihre Hände zitterten.
Das war doch verrückt.
„Ich bin etwa 15 Minuten nach dem Abendessen zurück. Ich muss nur schnell dieses Buch in der Bibliothek abgeben"sagte Ginny zu Neville.
Hermine schüttelte das benebelnde Gefühl ab. Sie faltete die Hände in ihrem Schoß, damit Harry nicht sah, wie sehr sie zitterten.
„Ich kann es für dich abgeben, wenn du willst?"wendete Hermine sich an sie.
„Oh, schon okay. Ich zwing dich nicht, das zu tun"erwiderte Ginny und versetzte Rons Papieramor einen Stoß.
„Ich muss sowieso noch ein Buch zurückgeben, dass ich mir für Astronomie geliehen hatte. Es macht mir also nichts aus."
„Gut, wenn das in Ordnung geht."sagte Ginny, als sie nach dem Buch griff und es zu Hermine hinüber reichte.
Nach dem Essen sammelte Hermine ihre Bücher zusammen und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
„Sollen Ron und ich hier auf dich warten?" fragte Harry.
„Nein, schon okay. Sollte nicht lange dauern. Ich hole euch dann ein."Rief Hermine ihnen über die Schulter hinweg zu.
Als sie die Bibliothek erreichte, stieß sie die Türen auf und schritt auf das Pult zu. Madam Pince saß erhobenen Hauptes dort und warf einigen flüsternden Schülern in der Nähe wütende Blicke zu.
„Ich möchte diese beiden Bücher zurück geben"sagte Hermine und erblickte dabei ein Buch welches ein Stück von ihr entfernt auf dem Schreibtisch lag.
„hier rüber"sagte Madam Pince. Hermine reichte ihr die beiden Bücher.
Während sie darauf wartete dass die Bibliothekarin ihre Bücher nachsah trat sie ein paar Schritte beiseite um sich das Buch auf dem Pult anzusehen. Es war eine Ausgabe von „Geschichte Hogwarts´". Jedes Mal wenn sie ein solches Buch sah, öffnete sie es und hoffte. Es war schwer, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Sie hob den Decken an und ließ ihren Daumen über die Seiten gleiten. Natürlich geschah nicht, aber es konnte nicht schaden, es zu versuchen.
„Möchten Sie dieses Buch ausleihen?"fragte die Bibliothekarin.
„Oh..nein, ich hab nur was nachgesehn"sagte Hermine. Und gehofft.
„Nun gut. Ein Buch zurückgegeben für Hermine Granger. Das andere für Ginny Weasley. Ich wäre dann fertig.
„Danke"sagte Hermine und zwang sich zu einem Lächeln, als sie davon ging. Außerhalb der Bibliothek war es beinahe menschenleer. Hermine beschloss einen anderen Weg zurück in den Gemeinschaftsraum zu wählen. Sie wollte so lange wie möglich allein sein, um nachzudenken. Sie dachte in diesen Tagen eine Menge nach und sehnte sich nach Zeit, die sie alleine war und ohne die anderen...nein, nicht ohne alle anderen.
Sie hätte einige Lebensjahre geopfert um wieder wie zuvor mit Remus zusammen sein zu können. Sie seufzte, als sie sich daran erinnerte, wie es war, in seinem Bett zu liegen, seine Arme um sie geschlungen. Wie perfekt das Leben sich angefühlt hatte. Sie vermisste ihn...mehr, als sie das hatte zugeben wollen.
Sie ging eine Treppe hinauf und duckte sich vor einem daherfliegenden Papieramor. Der Gang flackerte im Schein der Fackeln und das einzige vernehmbare Geräusch war das unablässige Klacken ihrer Schuhe auf dem Steinboden.
Der Gang endete und wandte sich nach rechts und links. Sie fragte sich während sie darauf zuschritt, welchen Weg sie nehmen musste, denn sie hatte diese Strecke schon lange nicht mehr genommen. Aber als sie sich nach rechts gewandt hatte, hatte sie plötzlich das Gefühl, direkt gegen eine Wand gelaufen zu sein.
„uff...Remus?"sagte Hermine und rannte in jemanden hinein, stolperte rückwärts zu Boden und sah auf. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ihn nicht mit Professor angeredet hatte, ein kleines Detail, dass Remus NICHT entgangen war. Die Aktentasche in seinen Armen fiel zu Boden und eine Wolke von Papier fiel heraus und verteilte sich über den ganzen Boden. „Oh, tut mir leid."Sie kam strauchelnd auf die Füße und begann ihm beim Aufsammeln seiner Sachen zu helfen; sie sah auf und zwang sich, ihn nicht anders als sonst zu behandeln, ihn nicht anders als sonst zu behandeln – trotz allem, er kannte sie schließlich nicht.
Sie nahm jedes Detail seines Gesichtes wahr. Die Zeit hatte ihn verändert, aber er war noch immer derselbe Mann, in den sie sich verliebt hatte. Sein Haar war von grauen Strähnen durchzogen aber seine Augen waren noch immer genauso blau- kleine Linien hatten sich um seine Augen und seinen Mund gebildet. Wie sehr sie sich danach sehnte, dieses Gesicht zu berühren. Sie wandte ihren Blick ab.
„Hermine"sagte er, als er plötzlich eine Veränderung in ihren Augen wahrnahm. Der Geruch von Angst war um sie her. Aber wovor könnte sie Angst haben? Doch sicher nicht vor ihm. „Bist du in Ordnung."Fragte er und seine Stimme betrog seine eigenen Gefühle. Hermine so nahe zu sein und noch dazu mit ihr allein während etwas in ihrem Blick sich verändert hatte, war das Letzte, was er wollte.
„Ja, mir geht´s gut"sagte sie fahrig. Sie fuhr damit fort, seine Sachen einzusammeln und ihm die Blätter anzureichen, die er in seinen Koffer packte. Sie hob den letzten Stapel Papier vom Boden auf. Eine kleine Seite vergilbten Papiers rutschte heraus; es glitt zu Boden. Wie in Zeitlupe sah Hermine es fallen. Sie erkannte das gebrochene Wachssiegel auf der Rückseite und fühlte, wie ihr ganzer Körper bei dieser Erkenntnis gefährlich zu taumeln begann. Es war ein Siegel mit einem aufgehenden Mond und dem Buchstaben J.. das Siegel, das sie verwendet hatte um ihren Abschiedsbrief an Remus zu verschließen – im Jahr 1978. Was tat er noch immer damit? Das konnte nur bedeuten...
„Ich nehm das schon"sagte Remus schnell. In einer schnellen Bewegung griff er nach dem Brief auf dem Boden und stopfte ihn in seinen verblichenen und abgetragenen Umhang.
Hermine stammelte, „Ist das mein...wie hast du...warum hast du.."Sie dachte nicht einmal daran dass er, während sie diese Worte sagte, die Puzzleteile zusammenfügen musste und dann wissen würde, was geschehen war.
„Hermine hör mir zu"begann er, unterbrach sich aber sogleich wieder. Was wollte er ihr sagen. Seine Gedanken schwirrten. Verdammt, reiß dich zusammen, Moony, ärgerte er sich. Du bist ein erwachsener Mann.
Hermine schien sofort gemerkt zu haben, dass Hermine bereits WUSSTE, dass sie ihm diesen Brief geschrieben hatte und dass SIE das Mädchen aus seiner Vergangenheit war. „Du hast den Brief, den ich dir geschrieben habe. Ich meine, du wusstest, dass ich es war. Und du hast ihn behalten"sagte sie und ihre Stimme zitterte. Ihre Stärke zerbröckelte allmählich und drohte, jeden Moment zu zerbrechen.
„Ja"erwiderte er heiser, nicht dazu in der Lage, seinen Blick von ihr abzuwenden.
„Dann bedeutet das..."Sie zögerte. Ihr Herz hämmerte hart und schmerzvoll in ihrer Brust. „dass du es schon die ganze Zeit über gewusst hast..."
„Ja."
„Aber du hast nie etwas getan- hast nie irgendetwas GESAGT"sagte Hermine schwach. Sie verfluchte die Tränen, die in ihren Augen aufstiegen.
„Du warst ein Kind, Hermine. Du bist es immer noch."Sagte Remus traurig und sein Gesicht sah mit einem Mal viel älter aus.
„Ich bin kein Kind!"sagte sie wütend und die Tränen vielen aus ihren nassen Wimpern.
„Du musst verstehen...verdammt"fluchte er leise. Wie sollte er von ihr erwarten können, zu verstehen, wenn er selbst nichts verstand?
„Aber wir- wir waren verliebt"flüsterte sie und errötete.
Remus erwiderte ihren Blick und musste ein Lächeln unterdrücken, als er sich erinnerte. „Hermine"schluckte er. „für dich ist es gerade erst geschehen, aber für mich.."er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar „... für mich sind seitdem 20 Jahre vergangen."
„Also bedeutet dass..."Sie wollte es nicht aussprechen. „...dass du mich vergessen hast?"
„Nicht vergessen"sagte er und lachte bitter und humorlos. „Ich musste weiter leben. Ich habe zu viele Jahre damit verbracht, mich zu fragen, wohin du verschwunden warst, nur um all meine Fragen beantwortet zu bekommen als ich dich wieder traf.... als ein 13-jähriges Mädchen.. du warst die beste freundin von Lilys und James´ einzigem Kind...Hermine Jane...und dann ergab alles einen Sinn. All die Fragen, JANE"er sprach diesen Namen mit einer Spur Bitterkeit aus. „all die Fragen über verzauberte Bücher und wie ich ihr erzählte, wie viel Erfahrung Sirius auf diesem Gebiet hatte..und die seltsame Art wie sie....du verschwand... all das ergab mit einem Mal einen Sinn. Du fandest das Buch...nur wusste ich nicht, WANN du es finden würdest...nur, DASS du es finden würdest..."Er schwieg. Hermine sah ihn an und Tränen rollten unablässig ihre Wangen hinab. Er wollte seine Hand ausstrecken und sie fortwischen und in diesem Moment vergaß er all seine Vernunft. „Hermine"sagte er sanft und öffnete seine Arme in einer Geste aus tiefem Mitleid.
Hermine lief auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem Umhang. „Bitte Remus, bitte"flüsterte sie verzweifelt nahe seinem Ohr, nicht einmal sicher, worum sie überhaupt bat – sie wusste nur, dass sie ihn brauchte. Er legte ihr die Arme um die Taille und hielt sie fest und fühlte, wie der Scham der in ihm aufstieg mit jeder Minute stärker wurde. Er sollte das nicht tun.
Sie löste sich von ihm und starrte in seine Augen. Sie fuhr mit den Fingern sanft über seine Wangen, lächelte durch die Tränen und er erschauderte. Er konnte nicht glauben, dass er wirklich ZITTERTE. Aber es war so lange her, dass er mit irgendjemandem irgendeine Art von Intimität geteilt hatte und es gab Momente, in denen ein Mann schwach werden konnte – und er war kurz davor, Hermine Granger wieder zu verfallen.
Zwanzig Jahre war es her – zwanzig Jahre voller Tod, Leid und Einsamkeit – doch diese Zeit war nicht lang genug gewesen, um ihren Geruch vergessen zu können oder ihre Küsse. Ihr Atem auf seiner Haut machte ihn wahnsinnig.
„Wir...können es irgendwie hinbekommen"flüsterte sie, sah ihm in die Augen und suchte darin nach einem Funken Hoffnung.
Remus sah sie an. Sie war ihm zu nah- viel ZU nah. Er konnte ihren Geruch wahrnehmen, so vertraut und doch so fern. Aber das war nicht das einzige, das er wahrnahm; da war auch noch Hoffnung, Verzweifelung...und Begehren.
„Bitte, Remus"flüsterte sie und ihre Stimme brach.
Sie hörte sich so klein und unschuldig an aber ihr so nahe zu sein, rief Gedanken in ihr wach, die alles andere als unschuldig waren. Er konnte das nicht tun. Er war ihr PROFESSOR; sie war seine SCHÜLERIN.
Nicht mehr, widersprach eine andere Stimme.
Der Ausdruck in ihren Augen zog sein Herz schmerzvoll zusammen. Wie konnte er sie von sich stoßen. In ihrer Stimme lag ein verborgener Vorwurf der ihm sagte, dass sie so kur davor stand, mit dem Kopf voran in die Dunkelheit zu stürzen.
