Versteckte Wahrheiten
Kapitel 18
"When I am down and, oh my soul, so weary When troubles come and my heart burdened be Then, I am still and wait here in the silence Until you come and sit awhile with me."—Josh Groban
(Wenn ich mich schlecht fühle, und meine Seele, oh so müde ist /wenn Sorgen kommen und mein Herz darunter beinahe begraben ist /dann bin ich still und warte hier schweigend / bis du kommst, und dich eine Weile zu mir setzt.)
April 1998
Es war spät und Harry hatte schon vor Stunden versucht schlafen zu gehen. Wenigstens ist die Sonne noch nicht aufgegangen, dachte er bitte. Das Leben hatte sich von schwierig hin zu extrem kompliziert verändert und war ermüdend für jeden. Der Krieg kam so schnell näher, dass er nie wusste, ob er vielleicht schon geduldig hinter der nächsten Ecke saß und wartete oder hinter der nächsten Tür, die er öffnen würde – und er wusste nie, wer ihm durch den Krieg genommen werden konnte.
Leise ging er die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinunter und war überrascht zu sehen, dass das Feuer im Kamin noch brannte; jemand war noch wach. Er wusste sofort, wer es war – Hermine. Er runzelte die Stirn und blieb stehen, um sie einen Moment zu betrachten.
Sie saß in einem der großen Sessel, ihre Füße unter ihrem Körper zusammengerollt und ein rotes Buch offen auf ihrem Schoß. Eine Feder baumelte aus ihrer Hand an einer Seite des Stuhls, aber sie schrieb nicht. Sie starrte ins Feuer und ihre Augen sahen verloren aus.
Er machte sich schon seit einiger Zeit Sorgen um Hermine. Sie war in Bezug auf das lernen und auf eigentlich ALLES bisher immer so ehrgeizig gewesen. Es war, als werfe sie sich kopfüber in alles hinein – sie war so konzentriert, dass es beinahe angsteinflößend war. Sie sagte ihm immer wieder, dass sie für alles und nichts vorbereitet sein wollte, aber Harry hatte ihre Worte jedes Mal bezweifelt. Und als er nun diesen Ausdruck in ihren Augen sah als niemand da war, der ihn sonst sehen konnte, konnte er die Wahrheit darin erkennen. Da war etwas unter der Oberfläche und in Hermines Innerem und er musste herausfinden, was es war.
Harry ging zu ihr hinüber und setzte sich auf das Sofa; sie bewegte sich nicht einmal. Als er sie leise ansprach, schrak sie überrascht auf. „Hermine?"
„Oh Harry"sagte sie und zog vor Schreck die Luft ein „Du hast mich ERSCHRECKT. Bist du okay? Fehlt dir etwas?"fragte sie und er beobachtete sie, als ihr verlorener Blick einer Art angstvoller Erkenntnis wich – jeder Beweis ihrer Traurigkeit war verschwunden. Sie hatte ihre Maske wieder aufgesetzt und sie war BEINAHE glaubwürdig.
„Mit MIR ist alles in Ordnung."
„Was soll das denn heißen?"fragte sie, schloss das Buch auf ihrem Schoß und legte die Feder auf eine der Sessellehnen.
„Wann wirst du endlich ehrlich mir gegenüber sein, Hermine?"
„Worüber denn?"fragte sie, sah von ihm weg und sah wieder ins Feuer.
„Wo soll ich denn anfangen?"fragte er und Hermine warf ihm einen raschen Blick zu.
„Was meinst du? Damit, das ich nicht ehrlich zu dir bin?"fragte sie in einem verteidigenden Tonfall. Er konnte sehen, wie die alte Müdigkeit in ihre Augen zurückkehrte.
„Sag du es mir", sagte er und stützte sich auf seine Ellbogen.
„Was soll das Harry? Ich weiß nicht worauf du hinaus willst."sagte Hermine.
„Okay, wie wäre es, wenn du mir erzählst, wer dir dieses Tagebuch gegeben hast, dass du schon seit Monaten mit dir herumträgst, als wäre es überlebensnotwendig für dich"gab Harry zurück.
„Ich habe dir doch gesagt, dass es ein Geschenk war", sagte sie leise und sah ins Feuer.
„Ja, das weiß ich. Aber WER hat es dir gegeben?"
„Du würdest mir niemals glauben, wenn ich dir de Wahrheit erzählen würde" flüsterte sie und hielt das Tagebuch seufzend an ihre Brust.
„Versuchen wir´s"
Hermine fragte sich, ob sie Harry die Wahrheit erzählen SOLLTE und entschloss sich, dass das mittlerweile keine Rolle mehr spielte- Sie und Remus würden in diesem Leben nie zusammen sein, also was würde sich schon daran ändern, wenn sie es Harry erzählte? „Erinnerst du dich noch an den Abend, an dem ihr Jungs euch über Quidditsch gestritten habt und ihr mich darum batet, in die Bibliothek zu gehen, um euch ein Buch zu holen?"
„Ja."
„Etwas ist mit mir geschehen, als ich dort war"sagte sie und starrte in die Flammen.
„Was? Hat dir jemand weh getan?"fragte er angespannt.
„Nein. Ich habe ein verzaubertes Buch gefunden."Sie lächelte traurig.
„Was?"
„Es war ein Buch, dessen Zauber aktiviert wurde, wenn man es öffnete. Es war das Buch, das ich für dich und Ron holen wollte. Als ich danach griff, fiel es vom Regal...und als ich es aufhob, verschwand ich."
„Verschwand? Wie ist das möglich? Du hast uns das Buch eine halbe Stunde nachdem du gegangen warst, gebracht"sagte Harry und lehnte sich stirnrunzelnd auf das Sofa zurück.
„Ich sagte dir dich, du würdest mir nicht glauben."
Harry seufzte. In Hogwarts waren schon weitaus seltsamere Dinge geschehen. "Tut mir leid, Hermine. Red weiter. Was ist dann passiert?"
"Das Buch hat mich irgendwie in sich hinein gesaugt. Ich weiß wirklich nicht, wie es funktionierte, aber als ich meine Augen wieder öffnete, bemerkte ich, dass ich noch immer in der Bibliothek war, aber im Jahr 1978."
„1978! Aber das würde bedeuten, du warst da, als"er unterbrach und senkte die Stimme „als meine ELTERN da waren?"
Hermine nickte und es war ihr unmöglich Harrys Blick standzuhalten.
„Was ist passiert?"fragte er leise, seine Stimme klang seltsam.
„Ich bin für etwa einen Monat dort gewesen, Ende der Geschichte"sagte sie und wollte es nicht weiter ausführen.
„Warte mal Hermine. Du kannst die Geschichte hier nicht beenden. Was ist passiert? Hast du sie GESEHEN?"
Hermine sah Harry traurig an. „Ja", flüsterte sie. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und Harry konnte die Traurigkeit in ihren Augen erkennen. Es war seltsam, dieses selbe Gefühl des Verlustes mit Hermine zu teilen.
„Hast du mit ihnen gesprochen?"fragte er, unfähig seine Neugier im Zaum zu halten. Hermine nickte. „Wie ist das möglich?"fragte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Sirius hat das Buch, eine Ausgabe von Geschichte Hogwarts´ verhext... und ich hab es gefunden...und bin dort bei ihnen gelandet."
„Sirius?"Harry Stimme schwankte etwas. Wieder nickte Hermine. „Was hast du getan während du dort warst?"
„Ich bin zum Unterricht gegangen...habe Freundschaften geschlossen" flüsterte sie.
„Mit meinen Eltern? Und Sirius?"fragte Harry und eine ungläubige Falte bildete sich zwischen seinen Brauen.
„Und Remus und Peter..."
„Pettigrew?"fragte Harry ärgerlich.
„Ja."
„Du hast dich mit diesem Verräter angefreundet?!"fragte Harry. Er hatte seine Stimme erhoben und Hermine zuckte zusammen. In ihren Augen stiegen Tränen auf und ehe sie antworten konnte, rollte eine Träne über ihre Wange.
„Du weißt nicht, wie es dort war"flüsterte sie, sah zu Harry hinüber und wischte sich über die Wange.
„Also, du hast meine Eltern getroffen, mit Sirius und Lupin abgehangen und dich mit einem Verräter angefreundet? Obwohl du wusstest, was ihnen einmal passieren würde? Obwohl du wusstest, das Peter sie VERRATEN würde? Hast du überhaupt irgendetwas gesagt?"sagte Harry, stand auf und starrte auf Hermine hinab.
„Ich KONNTE es nicht"sagte sie. Sie schloss die Augen und dachte darüber nach, was Harry gesagt hatte – sie hatte mit denselben Gedanken gekämpft. „Verstehst du denn nicht, dass das die Zukunft aller verändert hätte?"
„Du hättest meine Eltern retten können"sagte Harry und ging zum Kamin „und Sirius."
„Ja, da hast du recht. Aber es war nicht meine Bestimmung, die Geschichte zu ändern. Menschen sollten diese Art von Macht nicht besitzen und du weißt das. DAS hier ist unsere Bestimmung – hier zu sein, wo wir gerade sind – wie hätte ich das ändern können?"
Hermine hörte, wie Harry seufzte. „Tut mir leid, Hermine. Ich weiß, du hast recht", sagte er und spürte, wie seine Wut verebbte. Er sah zu ihr hin; da war noch ein tieferer Schmerz in ihren Augen und er fühlte sich schuldig, weil er so unsensibel gewesen war. „War es schwer, die Wahrheit zu kennen, und niemandem davon erzählen zu dürfen?"fragte er, sein Gesicht sanft und entschuldigend.
„Ja."
Er ging zu ihr hinüber und setzte sich zu ihren Füßen nieder, das Gesicht dem Feuer zugewandt. „Erzählst du mir von ihnen? Von meinen Eltern, Sirius und Lupin? Erzählst du mir, wer sie waren?"fragte er leise.
Hermine holte tief und langsam Luft. „Da ist so viel zu erzählen."
„Erzähl einfach das, woran du dich erinnerst"sagte Harry leise zu ihren Füßen.
Hermine wollte lachen, aber sie tat es nicht. Sie erinnerte sich an so vieles, aber es gab da auch so vieles, das sie nicht erzählen würde.
„Mal sehn"sagte sie wieder und holte erneut tief Luft. Sie dache dass das vielleicht die Angespanntheit in ihrer Brust lindern könnte, den Schmerz in ihrem Kopf..aber das tat es nicht. „Dein Vater und Sirius waren die Unheilstifter der Gruppe, besonders Sirius. Er hatte immer eine verrückte Idee im Kopf. Nein, ich nehm´s zurück, dein Vater war genauso schlimm." Hermine schwieg und lachte leise auf. „Ich hab ihnen bei einem ihrer Abenteuer geholfen."
„Wirklich?"fragte er ungläubig. „Was hast du gemacht?"
„Nun, nicht viel eigentlich. Ich habe ein paar der Flüche gelöst, die die Tür zum Klassenraum für Zaubertränke verschlossen."
„DU hast das getan? Ich meine, willst du mir weismachen, das DU freiwillig die Schulregeln gebrochen hast?"
„Es war nicht MEINE Idee. Eigentlich war es Remus´ Schuld."Als sie seinen Namen nannte bemerkte sie, wie ihr Hals sich zusammen zog und sie erkannte, dass sich ein neues Gefühl in ihr zu sammeln und in ihrem Herzen auszubreiten begann. Bitterkeit. Sie liebte ihn immer noch, aber er wollte sie nicht mehr. Sie biss die Zähne zusammen.
„Lupin? Er wirkt nicht wie jemand, der einen überreden könnte, sowas zu tun"lachte Harry.
„Oh, du wärest überrascht"sagte sie düster. Außerdem, hast du sein Lächeln gesehn? Oder diesen sexy Ausdruck, der sich in seine Augen schleicht, ohne dass er davon weiß. Und mit einem einzigen Kuss, war ich für immer verloren...
„Ist schwer vorstellbar. Also was ist passiert. Was habt ihr gemacht, als ihr im Klassenzimmer eingebrochen wart?"
„James und Sirius hatten diese Flaschen mit Färbemitteln. Remus hat den Vorratsraum aufgeschlossen und sie haben die Zaubertrankzutaten durcheinandergebracht zusammen mit Lily..."
„Meine Mum? Sie war auch mit?"
"Ja." Hermine lächelte. „Dein Vater hat sie natürlich da reingequatscht. Er hat ihr versprochen, dass bei diesem Streich niemand zu Schaden kommt. Aber als wir erst im Vorratsraum waren tauchte Mrs Norris auf."
„Mit Filch?"
„Filch war ihr auf den Fersen."
„Also was habt ihr getan?"
„James hat für Remus und mich einen Persönliche Tür Zauber bewirkt und dann haben er, Sirius, Peter und Lily sich unter seinem Tarnumhang versteckt."
„Was ist ein Persönliche Tür Zauber?"
„Eine Tür, die nur James öffnen konnte, weil er den Zauber gewirkt hatte."
„Haben du und Remus euch da versteckt?"
Hermine musste schlucken. „Ja."
„Heißt das, ihr seid Filch entkommen?"
„Ja. Aber James hat Remus und mich noch ein paar Stunden hinter der Tür gelassen. Er hielt es wohl für lustig."sagte sie trocken.
„Hat er wirklich?"Harry lachte. „Na ja, besser Lupin als Pettigrew."
„Das hab ich zu der Zeit auch noch gedacht"sagte sie leise, wissend, dass dieses Ereignis bewirkt hatte, dass zwischen ihnen beiden etwas mehr entstanden war.
„Zu der Zeit? Was meinst du?"
„Nichts."Es heißt nur, dass all diese kleinen Momente, die ich mit Remus geteilt habe, sich in meine Erinnerungen eingebrannt haben – kleine dünne Stacheln in meinem Herzen. Die Bitterkeit in ihrem Herzen nahm zu.
„Was sonst noch"fragte Harry, deutete seinen Zauberstab auf die Flammen im Kamin und ließ sie dadurch ein wenig höher auflodern.
„Dein Vater und Remus kamen eines Abends betrunken nach Hause"sagte sie und erinnerte sich genau.
„Das kann nicht dein Ernst sein, oder?"
„Oh doch, ist es. Lily ist ausgerastet"sagte Hermine.
„Was haben sie getan, warum haben sie sich betrunken. Und LUPIN? Das kann ich nicht glauben."
"Ich habe Remus gesehen, wie er sich in einer Vollmondnacht verwandelt hat, es war unbeabsichtigt aber er wusste es. Die Rumtreiber kamen vor dem nächsten Abend nicht zurück. Und James und Remus waren beide sturzbetrunken, als sie kamen. Sirius fand das zum totlachen.
„Ich versteh immer noch nicht, warum sie sich betrunken haben. Du hast gesehn, wie Remus sich verhandelt hat, na und?"
„Du brauchst nicht zu verstehen, was das für einen Grund hatte"sagte Hermine rasch. Sie würde Harry sicher nicht erzählen, was zwischen ihr und Remus geschehen war.
„Das ist seltsam"Harry zuckte mit den Schulter. „Hört sich nicht so an, als wäre Lupin jemand, der so etwas tun würde. War er nicht eher der Vernünftige?"
„Jeder macht Fehler"sagte Hermine leise. Und um genau zu sein, war Remus auch der Romantische von ihnen aber das weißt du nicht, oder? Fügte sie in Gedanken hinzu. Nein, natürlich nicht. Und auch ich versuche es zu vergessen.
Harry sah zu Hermine auf. Sie sah den prasselnden Flammen im Kamin zu; dieser traurige Ausdruck war wieder in ihrem Blick und Harry zog nachdenklich die Augenbrauen hoch.
„Hast du viel Zeit mit den Rumtreibern verbracht?"fragte er.
„Ja"Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern und sie sah nicht zu ihm hinunter.
Er seufzte. „Ich kann verstehen, wie schwer es gewesen sein muss, bei ihnen zu sein und dann wieder fort zu müssen. Hattest du denn wenigstens die Möglichkeit, ihnen Lebewohl zu sagen?"fragte er unschuldig?
„Nicht wirklich."Aber Remus hat mir in jener Nacht Lebewohl gesagt...Ich hätte es wissen sollen...
„Warum nicht?"
„Nun, der Zauber des Buches schwand und langsam...schwand ich"flüsterte sie traurig. Aber die Gefühle sind nicht geschwunden, Harry. All diese Gefühle sind noch immer da, in meinem Herzen und verzehren meine Fröhlichkeit.
„Wegen Lupin wär´s ja nicht so schlimm. ER ist ja immer noch hier"sagte Harry und sah sie an. Oh Harry, wenn du nur wüsstest.
„Was ist es, das du mir nicht sagst, Hermine?"fragte Harry und endlich erwiderte diese seinen Blick. Sie war immer wieder davon überrascht, wie schnell Harry solche Dinge wahrnahm – aber dieses Mal ging es ihr auf die Nerven.
„Nichts"sagte sie rasch.
„Komm schon, Hermine. Dafür kenne ich dich doch gut genug. Was ist ...hast du dich da in jemanden verliebt, oder was?"fragte er scherzhaft und versuchte ihr damit, etwas von ihrer Anspannung zu nehmen.
„Zufällig, ja"sagte sie trocken.
„Was?"fragte er und lachte. „Das hast du nicht oder?"Und als sie sein Lachen nicht erwiderte, noch sein Lächeln, zog er die Stirn kraus. „Wirklich? Hat ER dir das Tagebuch geschenkt?"Hermine nickte. Harry blieb vor Erstaunen der Mund offen. Das hatte er ganz sicher nicht erwartet. Ein Gedanke tauchte in seinem Kopf auf. „Du hast dich doch nicht etwa in meinen Dad verliebt, oder?"
„Das ist absurd. Er war bis über beide Ohren in deine Mum verliebt."
„Oh, okay. Lebt der Kerl denn überhaupt noch?"
"Es kommt darauf an, was du unter Leben verstehst", sagte sie traurig.
Harry sah sie auf eine seltsame Art und Weise an. „Ist er tot?"
„Nein."
„Aber nicht Snape, oder?"fragte Harry angeekelt.
„Natürlich nicht. Sein nicht blöde, Harry."
"Na gut, wer denn dann?" fragte er.
„Niemand"Oder einfach nur jemand, den ich verzweifelt zu vergessen versuche.
„Pettigrew?"
„Nein."Sie schnaubte. "Er war nicht mein Typ." Fügte sie sarkastisch hinzu.
„Ich hab immer gehört, dass Sirius ziemlich charmant gewesen sein soll" sagte Harry, erinnerte sich an seinen Paten und lächelte traurig.
„Das war er."sagte Hermine ehrlich.
„Und?"
„Und...ich war nicht in Sirius verliebt."
„Hermine, das waren jetzt alle. War es überhaupt jemand, von dem ich jemals etwas gehört habe?"fragte Harry.
Sie holte tief Luft und streckte ihre Beine aus. „Ich fühl mich nicht in der Stimmung nach einer Unterhaltung Harry. Ich glaub, ich geh schlafen."
Hermine stand auf und Harry tat es ihr gleich. „Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Du bist immer für mich da gewesen. Ich möchte, dass du weißt, dass dasselbe für dich gilt."Harry umarmte sie kurt ehe sie sich von ihm löste.
„Danke Harry, aber ich bin schon okay. Gute Nacht"sagte sie und ließ ihn allein im Gemeinschaftsraum stehen.
Er sah ihr zu, wie sie davon ging. Er konnte ihre Trauer um ihre Nähe zu Menschen, die es in der Gegenwart nicht mehr gab, verstehen, aber da war noch etwas, das sie ihm nicht sagen wollte.
Sie hat sich verliebt? Er dachte nach und war immer noch darüber überrascht. Hermine...verliebt? Aber in wen?...Er sah zu den Treppen empor, die zu den Schlafsälen der Mädchen hinaufführten und runzelte nachdenklich die Stirn.
„Lupin?"flüsterte er laut. Harry schüttelte den Kopf. „Sicher nicht...aber was, wenn doch?"
Oben auf der Treppe blieb Hermine stehen, als sie Harry einen Namen flüstern hörte. Ihr Herz sank noch ein wenig tiefer und sie seufzte. Sie wusste, dass Harry es niemandem erzählen würde, und das empfand sie als tröstlich – niemand würde die Wahrheit verstehen...sie verstand sie ja selbst kaum.
Unten im Gemeinschaftsraum starrte Harry zu der leeren Treppe hinüber eher er seinen Blick wieder dem Feuer zuwandte. Konnte es wirklich sein, dass sie sich in Professor Lupin verliebt hatte? fragte er sich. als er sich auf die Couch sinken ließ. Er schüttelte den Kopf „Nein"sagte er leise zu sich selbst. „es muss jemand anderes gewesen sein. Nicht er."Aber ein kleiner silberner Streifen des Zweifels tauchte in seinem Geist auf und veranlasste ihn, sich zu fragen, ob er wirklich falsch lag. Er schloss die Augen und seufzte. Warum musste ALLES nur immer so verdammt kompliziert sein? Würden er und seine Freunde jemals den Frieden finden, den sie alle so verzweifelt suchten?
"When I am down and, oh my soul, so weary When troubles come and my heart burdened be Then, I am still and wait here in the silence Until you come and sit awhile with me."—Josh Groban
(Wenn ich mich schlecht fühle, und meine Seele, oh so müde ist /wenn Sorgen kommen und mein Herz darunter beinahe begraben ist /dann bin ich still und warte hier schweigend / bis du kommst, und dich eine Weile zu mir setzt.)
April 1998
Es war spät und Harry hatte schon vor Stunden versucht schlafen zu gehen. Wenigstens ist die Sonne noch nicht aufgegangen, dachte er bitte. Das Leben hatte sich von schwierig hin zu extrem kompliziert verändert und war ermüdend für jeden. Der Krieg kam so schnell näher, dass er nie wusste, ob er vielleicht schon geduldig hinter der nächsten Ecke saß und wartete oder hinter der nächsten Tür, die er öffnen würde – und er wusste nie, wer ihm durch den Krieg genommen werden konnte.
Leise ging er die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinunter und war überrascht zu sehen, dass das Feuer im Kamin noch brannte; jemand war noch wach. Er wusste sofort, wer es war – Hermine. Er runzelte die Stirn und blieb stehen, um sie einen Moment zu betrachten.
Sie saß in einem der großen Sessel, ihre Füße unter ihrem Körper zusammengerollt und ein rotes Buch offen auf ihrem Schoß. Eine Feder baumelte aus ihrer Hand an einer Seite des Stuhls, aber sie schrieb nicht. Sie starrte ins Feuer und ihre Augen sahen verloren aus.
Er machte sich schon seit einiger Zeit Sorgen um Hermine. Sie war in Bezug auf das lernen und auf eigentlich ALLES bisher immer so ehrgeizig gewesen. Es war, als werfe sie sich kopfüber in alles hinein – sie war so konzentriert, dass es beinahe angsteinflößend war. Sie sagte ihm immer wieder, dass sie für alles und nichts vorbereitet sein wollte, aber Harry hatte ihre Worte jedes Mal bezweifelt. Und als er nun diesen Ausdruck in ihren Augen sah als niemand da war, der ihn sonst sehen konnte, konnte er die Wahrheit darin erkennen. Da war etwas unter der Oberfläche und in Hermines Innerem und er musste herausfinden, was es war.
Harry ging zu ihr hinüber und setzte sich auf das Sofa; sie bewegte sich nicht einmal. Als er sie leise ansprach, schrak sie überrascht auf. „Hermine?"
„Oh Harry"sagte sie und zog vor Schreck die Luft ein „Du hast mich ERSCHRECKT. Bist du okay? Fehlt dir etwas?"fragte sie und er beobachtete sie, als ihr verlorener Blick einer Art angstvoller Erkenntnis wich – jeder Beweis ihrer Traurigkeit war verschwunden. Sie hatte ihre Maske wieder aufgesetzt und sie war BEINAHE glaubwürdig.
„Mit MIR ist alles in Ordnung."
„Was soll das denn heißen?"fragte sie, schloss das Buch auf ihrem Schoß und legte die Feder auf eine der Sessellehnen.
„Wann wirst du endlich ehrlich mir gegenüber sein, Hermine?"
„Worüber denn?"fragte sie, sah von ihm weg und sah wieder ins Feuer.
„Wo soll ich denn anfangen?"fragte er und Hermine warf ihm einen raschen Blick zu.
„Was meinst du? Damit, das ich nicht ehrlich zu dir bin?"fragte sie in einem verteidigenden Tonfall. Er konnte sehen, wie die alte Müdigkeit in ihre Augen zurückkehrte.
„Sag du es mir", sagte er und stützte sich auf seine Ellbogen.
„Was soll das Harry? Ich weiß nicht worauf du hinaus willst."sagte Hermine.
„Okay, wie wäre es, wenn du mir erzählst, wer dir dieses Tagebuch gegeben hast, dass du schon seit Monaten mit dir herumträgst, als wäre es überlebensnotwendig für dich"gab Harry zurück.
„Ich habe dir doch gesagt, dass es ein Geschenk war", sagte sie leise und sah ins Feuer.
„Ja, das weiß ich. Aber WER hat es dir gegeben?"
„Du würdest mir niemals glauben, wenn ich dir de Wahrheit erzählen würde" flüsterte sie und hielt das Tagebuch seufzend an ihre Brust.
„Versuchen wir´s"
Hermine fragte sich, ob sie Harry die Wahrheit erzählen SOLLTE und entschloss sich, dass das mittlerweile keine Rolle mehr spielte- Sie und Remus würden in diesem Leben nie zusammen sein, also was würde sich schon daran ändern, wenn sie es Harry erzählte? „Erinnerst du dich noch an den Abend, an dem ihr Jungs euch über Quidditsch gestritten habt und ihr mich darum batet, in die Bibliothek zu gehen, um euch ein Buch zu holen?"
„Ja."
„Etwas ist mit mir geschehen, als ich dort war"sagte sie und starrte in die Flammen.
„Was? Hat dir jemand weh getan?"fragte er angespannt.
„Nein. Ich habe ein verzaubertes Buch gefunden."Sie lächelte traurig.
„Was?"
„Es war ein Buch, dessen Zauber aktiviert wurde, wenn man es öffnete. Es war das Buch, das ich für dich und Ron holen wollte. Als ich danach griff, fiel es vom Regal...und als ich es aufhob, verschwand ich."
„Verschwand? Wie ist das möglich? Du hast uns das Buch eine halbe Stunde nachdem du gegangen warst, gebracht"sagte Harry und lehnte sich stirnrunzelnd auf das Sofa zurück.
„Ich sagte dir dich, du würdest mir nicht glauben."
Harry seufzte. In Hogwarts waren schon weitaus seltsamere Dinge geschehen. "Tut mir leid, Hermine. Red weiter. Was ist dann passiert?"
"Das Buch hat mich irgendwie in sich hinein gesaugt. Ich weiß wirklich nicht, wie es funktionierte, aber als ich meine Augen wieder öffnete, bemerkte ich, dass ich noch immer in der Bibliothek war, aber im Jahr 1978."
„1978! Aber das würde bedeuten, du warst da, als"er unterbrach und senkte die Stimme „als meine ELTERN da waren?"
Hermine nickte und es war ihr unmöglich Harrys Blick standzuhalten.
„Was ist passiert?"fragte er leise, seine Stimme klang seltsam.
„Ich bin für etwa einen Monat dort gewesen, Ende der Geschichte"sagte sie und wollte es nicht weiter ausführen.
„Warte mal Hermine. Du kannst die Geschichte hier nicht beenden. Was ist passiert? Hast du sie GESEHEN?"
Hermine sah Harry traurig an. „Ja", flüsterte sie. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und Harry konnte die Traurigkeit in ihren Augen erkennen. Es war seltsam, dieses selbe Gefühl des Verlustes mit Hermine zu teilen.
„Hast du mit ihnen gesprochen?"fragte er, unfähig seine Neugier im Zaum zu halten. Hermine nickte. „Wie ist das möglich?"fragte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Sirius hat das Buch, eine Ausgabe von Geschichte Hogwarts´ verhext... und ich hab es gefunden...und bin dort bei ihnen gelandet."
„Sirius?"Harry Stimme schwankte etwas. Wieder nickte Hermine. „Was hast du getan während du dort warst?"
„Ich bin zum Unterricht gegangen...habe Freundschaften geschlossen" flüsterte sie.
„Mit meinen Eltern? Und Sirius?"fragte Harry und eine ungläubige Falte bildete sich zwischen seinen Brauen.
„Und Remus und Peter..."
„Pettigrew?"fragte Harry ärgerlich.
„Ja."
„Du hast dich mit diesem Verräter angefreundet?!"fragte Harry. Er hatte seine Stimme erhoben und Hermine zuckte zusammen. In ihren Augen stiegen Tränen auf und ehe sie antworten konnte, rollte eine Träne über ihre Wange.
„Du weißt nicht, wie es dort war"flüsterte sie, sah zu Harry hinüber und wischte sich über die Wange.
„Also, du hast meine Eltern getroffen, mit Sirius und Lupin abgehangen und dich mit einem Verräter angefreundet? Obwohl du wusstest, was ihnen einmal passieren würde? Obwohl du wusstest, das Peter sie VERRATEN würde? Hast du überhaupt irgendetwas gesagt?"sagte Harry, stand auf und starrte auf Hermine hinab.
„Ich KONNTE es nicht"sagte sie. Sie schloss die Augen und dachte darüber nach, was Harry gesagt hatte – sie hatte mit denselben Gedanken gekämpft. „Verstehst du denn nicht, dass das die Zukunft aller verändert hätte?"
„Du hättest meine Eltern retten können"sagte Harry und ging zum Kamin „und Sirius."
„Ja, da hast du recht. Aber es war nicht meine Bestimmung, die Geschichte zu ändern. Menschen sollten diese Art von Macht nicht besitzen und du weißt das. DAS hier ist unsere Bestimmung – hier zu sein, wo wir gerade sind – wie hätte ich das ändern können?"
Hermine hörte, wie Harry seufzte. „Tut mir leid, Hermine. Ich weiß, du hast recht", sagte er und spürte, wie seine Wut verebbte. Er sah zu ihr hin; da war noch ein tieferer Schmerz in ihren Augen und er fühlte sich schuldig, weil er so unsensibel gewesen war. „War es schwer, die Wahrheit zu kennen, und niemandem davon erzählen zu dürfen?"fragte er, sein Gesicht sanft und entschuldigend.
„Ja."
Er ging zu ihr hinüber und setzte sich zu ihren Füßen nieder, das Gesicht dem Feuer zugewandt. „Erzählst du mir von ihnen? Von meinen Eltern, Sirius und Lupin? Erzählst du mir, wer sie waren?"fragte er leise.
Hermine holte tief und langsam Luft. „Da ist so viel zu erzählen."
„Erzähl einfach das, woran du dich erinnerst"sagte Harry leise zu ihren Füßen.
Hermine wollte lachen, aber sie tat es nicht. Sie erinnerte sich an so vieles, aber es gab da auch so vieles, das sie nicht erzählen würde.
„Mal sehn"sagte sie wieder und holte erneut tief Luft. Sie dache dass das vielleicht die Angespanntheit in ihrer Brust lindern könnte, den Schmerz in ihrem Kopf..aber das tat es nicht. „Dein Vater und Sirius waren die Unheilstifter der Gruppe, besonders Sirius. Er hatte immer eine verrückte Idee im Kopf. Nein, ich nehm´s zurück, dein Vater war genauso schlimm." Hermine schwieg und lachte leise auf. „Ich hab ihnen bei einem ihrer Abenteuer geholfen."
„Wirklich?"fragte er ungläubig. „Was hast du gemacht?"
„Nun, nicht viel eigentlich. Ich habe ein paar der Flüche gelöst, die die Tür zum Klassenraum für Zaubertränke verschlossen."
„DU hast das getan? Ich meine, willst du mir weismachen, das DU freiwillig die Schulregeln gebrochen hast?"
„Es war nicht MEINE Idee. Eigentlich war es Remus´ Schuld."Als sie seinen Namen nannte bemerkte sie, wie ihr Hals sich zusammen zog und sie erkannte, dass sich ein neues Gefühl in ihr zu sammeln und in ihrem Herzen auszubreiten begann. Bitterkeit. Sie liebte ihn immer noch, aber er wollte sie nicht mehr. Sie biss die Zähne zusammen.
„Lupin? Er wirkt nicht wie jemand, der einen überreden könnte, sowas zu tun"lachte Harry.
„Oh, du wärest überrascht"sagte sie düster. Außerdem, hast du sein Lächeln gesehn? Oder diesen sexy Ausdruck, der sich in seine Augen schleicht, ohne dass er davon weiß. Und mit einem einzigen Kuss, war ich für immer verloren...
„Ist schwer vorstellbar. Also was ist passiert. Was habt ihr gemacht, als ihr im Klassenzimmer eingebrochen wart?"
„James und Sirius hatten diese Flaschen mit Färbemitteln. Remus hat den Vorratsraum aufgeschlossen und sie haben die Zaubertrankzutaten durcheinandergebracht zusammen mit Lily..."
„Meine Mum? Sie war auch mit?"
"Ja." Hermine lächelte. „Dein Vater hat sie natürlich da reingequatscht. Er hat ihr versprochen, dass bei diesem Streich niemand zu Schaden kommt. Aber als wir erst im Vorratsraum waren tauchte Mrs Norris auf."
„Mit Filch?"
„Filch war ihr auf den Fersen."
„Also was habt ihr getan?"
„James hat für Remus und mich einen Persönliche Tür Zauber bewirkt und dann haben er, Sirius, Peter und Lily sich unter seinem Tarnumhang versteckt."
„Was ist ein Persönliche Tür Zauber?"
„Eine Tür, die nur James öffnen konnte, weil er den Zauber gewirkt hatte."
„Haben du und Remus euch da versteckt?"
Hermine musste schlucken. „Ja."
„Heißt das, ihr seid Filch entkommen?"
„Ja. Aber James hat Remus und mich noch ein paar Stunden hinter der Tür gelassen. Er hielt es wohl für lustig."sagte sie trocken.
„Hat er wirklich?"Harry lachte. „Na ja, besser Lupin als Pettigrew."
„Das hab ich zu der Zeit auch noch gedacht"sagte sie leise, wissend, dass dieses Ereignis bewirkt hatte, dass zwischen ihnen beiden etwas mehr entstanden war.
„Zu der Zeit? Was meinst du?"
„Nichts."Es heißt nur, dass all diese kleinen Momente, die ich mit Remus geteilt habe, sich in meine Erinnerungen eingebrannt haben – kleine dünne Stacheln in meinem Herzen. Die Bitterkeit in ihrem Herzen nahm zu.
„Was sonst noch"fragte Harry, deutete seinen Zauberstab auf die Flammen im Kamin und ließ sie dadurch ein wenig höher auflodern.
„Dein Vater und Remus kamen eines Abends betrunken nach Hause"sagte sie und erinnerte sich genau.
„Das kann nicht dein Ernst sein, oder?"
„Oh doch, ist es. Lily ist ausgerastet"sagte Hermine.
„Was haben sie getan, warum haben sie sich betrunken. Und LUPIN? Das kann ich nicht glauben."
"Ich habe Remus gesehen, wie er sich in einer Vollmondnacht verwandelt hat, es war unbeabsichtigt aber er wusste es. Die Rumtreiber kamen vor dem nächsten Abend nicht zurück. Und James und Remus waren beide sturzbetrunken, als sie kamen. Sirius fand das zum totlachen.
„Ich versteh immer noch nicht, warum sie sich betrunken haben. Du hast gesehn, wie Remus sich verhandelt hat, na und?"
„Du brauchst nicht zu verstehen, was das für einen Grund hatte"sagte Hermine rasch. Sie würde Harry sicher nicht erzählen, was zwischen ihr und Remus geschehen war.
„Das ist seltsam"Harry zuckte mit den Schulter. „Hört sich nicht so an, als wäre Lupin jemand, der so etwas tun würde. War er nicht eher der Vernünftige?"
„Jeder macht Fehler"sagte Hermine leise. Und um genau zu sein, war Remus auch der Romantische von ihnen aber das weißt du nicht, oder? Fügte sie in Gedanken hinzu. Nein, natürlich nicht. Und auch ich versuche es zu vergessen.
Harry sah zu Hermine auf. Sie sah den prasselnden Flammen im Kamin zu; dieser traurige Ausdruck war wieder in ihrem Blick und Harry zog nachdenklich die Augenbrauen hoch.
„Hast du viel Zeit mit den Rumtreibern verbracht?"fragte er.
„Ja"Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern und sie sah nicht zu ihm hinunter.
Er seufzte. „Ich kann verstehen, wie schwer es gewesen sein muss, bei ihnen zu sein und dann wieder fort zu müssen. Hattest du denn wenigstens die Möglichkeit, ihnen Lebewohl zu sagen?"fragte er unschuldig?
„Nicht wirklich."Aber Remus hat mir in jener Nacht Lebewohl gesagt...Ich hätte es wissen sollen...
„Warum nicht?"
„Nun, der Zauber des Buches schwand und langsam...schwand ich"flüsterte sie traurig. Aber die Gefühle sind nicht geschwunden, Harry. All diese Gefühle sind noch immer da, in meinem Herzen und verzehren meine Fröhlichkeit.
„Wegen Lupin wär´s ja nicht so schlimm. ER ist ja immer noch hier"sagte Harry und sah sie an. Oh Harry, wenn du nur wüsstest.
„Was ist es, das du mir nicht sagst, Hermine?"fragte Harry und endlich erwiderte diese seinen Blick. Sie war immer wieder davon überrascht, wie schnell Harry solche Dinge wahrnahm – aber dieses Mal ging es ihr auf die Nerven.
„Nichts"sagte sie rasch.
„Komm schon, Hermine. Dafür kenne ich dich doch gut genug. Was ist ...hast du dich da in jemanden verliebt, oder was?"fragte er scherzhaft und versuchte ihr damit, etwas von ihrer Anspannung zu nehmen.
„Zufällig, ja"sagte sie trocken.
„Was?"fragte er und lachte. „Das hast du nicht oder?"Und als sie sein Lachen nicht erwiderte, noch sein Lächeln, zog er die Stirn kraus. „Wirklich? Hat ER dir das Tagebuch geschenkt?"Hermine nickte. Harry blieb vor Erstaunen der Mund offen. Das hatte er ganz sicher nicht erwartet. Ein Gedanke tauchte in seinem Kopf auf. „Du hast dich doch nicht etwa in meinen Dad verliebt, oder?"
„Das ist absurd. Er war bis über beide Ohren in deine Mum verliebt."
„Oh, okay. Lebt der Kerl denn überhaupt noch?"
"Es kommt darauf an, was du unter Leben verstehst", sagte sie traurig.
Harry sah sie auf eine seltsame Art und Weise an. „Ist er tot?"
„Nein."
„Aber nicht Snape, oder?"fragte Harry angeekelt.
„Natürlich nicht. Sein nicht blöde, Harry."
"Na gut, wer denn dann?" fragte er.
„Niemand"Oder einfach nur jemand, den ich verzweifelt zu vergessen versuche.
„Pettigrew?"
„Nein."Sie schnaubte. "Er war nicht mein Typ." Fügte sie sarkastisch hinzu.
„Ich hab immer gehört, dass Sirius ziemlich charmant gewesen sein soll" sagte Harry, erinnerte sich an seinen Paten und lächelte traurig.
„Das war er."sagte Hermine ehrlich.
„Und?"
„Und...ich war nicht in Sirius verliebt."
„Hermine, das waren jetzt alle. War es überhaupt jemand, von dem ich jemals etwas gehört habe?"fragte Harry.
Sie holte tief Luft und streckte ihre Beine aus. „Ich fühl mich nicht in der Stimmung nach einer Unterhaltung Harry. Ich glaub, ich geh schlafen."
Hermine stand auf und Harry tat es ihr gleich. „Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Du bist immer für mich da gewesen. Ich möchte, dass du weißt, dass dasselbe für dich gilt."Harry umarmte sie kurt ehe sie sich von ihm löste.
„Danke Harry, aber ich bin schon okay. Gute Nacht"sagte sie und ließ ihn allein im Gemeinschaftsraum stehen.
Er sah ihr zu, wie sie davon ging. Er konnte ihre Trauer um ihre Nähe zu Menschen, die es in der Gegenwart nicht mehr gab, verstehen, aber da war noch etwas, das sie ihm nicht sagen wollte.
Sie hat sich verliebt? Er dachte nach und war immer noch darüber überrascht. Hermine...verliebt? Aber in wen?...Er sah zu den Treppen empor, die zu den Schlafsälen der Mädchen hinaufführten und runzelte nachdenklich die Stirn.
„Lupin?"flüsterte er laut. Harry schüttelte den Kopf. „Sicher nicht...aber was, wenn doch?"
Oben auf der Treppe blieb Hermine stehen, als sie Harry einen Namen flüstern hörte. Ihr Herz sank noch ein wenig tiefer und sie seufzte. Sie wusste, dass Harry es niemandem erzählen würde, und das empfand sie als tröstlich – niemand würde die Wahrheit verstehen...sie verstand sie ja selbst kaum.
Unten im Gemeinschaftsraum starrte Harry zu der leeren Treppe hinüber eher er seinen Blick wieder dem Feuer zuwandte. Konnte es wirklich sein, dass sie sich in Professor Lupin verliebt hatte? fragte er sich. als er sich auf die Couch sinken ließ. Er schüttelte den Kopf „Nein"sagte er leise zu sich selbst. „es muss jemand anderes gewesen sein. Nicht er."Aber ein kleiner silberner Streifen des Zweifels tauchte in seinem Geist auf und veranlasste ihn, sich zu fragen, ob er wirklich falsch lag. Er schloss die Augen und seufzte. Warum musste ALLES nur immer so verdammt kompliziert sein? Würden er und seine Freunde jemals den Frieden finden, den sie alle so verzweifelt suchten?
