Hi Leute!

Danke für die lieben reviews und nochmals sorry, dass ich euch immer so lange warten lasse. Das Kapitel hier ist nicht das letzte, wenn ich mich nicht irre kommen noch 2 oder 3 nach. Also danke fürs Lesen :-)

Weiterhin viel Spaß...

Nili

Kapitel 23

Erlösung

"Maybe redemption has stories to tell

Maybe forgiveness is right where you fell

Where can you run to escape from yourself?

Where you gonna go? Where you gonna go?


Salvation is here..."—Switchfoot

(Vielleicht hat die Erlösung Geschichten zu erzählen / vielleicht ist Vergeben das Richtige, wenn du gefallen bist/ wohin kann man laufen, um vor sich selbst zu fliehen? / Wohin gehst du? Wohin gehst du?/ Erlösung ist hier)

Juli 1998

Im Inneren der Kapelle war Hermine sich sicher, alles getan zu haben, was sie tun konnte. Es gab nichts mehr, was ihr noch blieb. Sie seufzte schwer. She wandte sich von dem Altar am vorderen Ende der Kirche ab und begann langsam den Gang hinunter zu gehen. Ihre Schuhe klackerten leise auf dem kalten Marmor. She wünschte sich nur, der Weg möge sich ewig hinziehen, denn das würde bedeuten, dass sie die schweren Türen nie erreichen würde, sie würde die Welt da draussen nie erreichen – eine Welt in der die brutale Wahrheit immer wieder aufs neue in ihre zerbrechlichen und geschundenen Emotionen schnitt – eine Welt ohne ihn.

Bevor Hermine die schweren Holzportale erreichte, öffnete sich das auf der rechten Seite langsam. Ein großer Mann mit bereits im ergrauen begriffenem braunem Haar trat ein, den Kopf gesenkt und von seinem schwarzen Mantel beinahe vollständig verborgen. Hermine hätte ihn für einen Fremden gehalten, hätte sie nicht gesehen, wie er sich bewegte, als er in die Kirche trat – schon vor langer Zeit waren ihr solche Kleinigkeiten aufgefallen – die anmutigen, müden Bewegungen seiner Hände, die langen Schritte die er machte, wenn er ging, seine breiten Schultern.

„Remus?" flüsterte sie leise, sich fürchtend dass ihre Stimme brechen und ihre Zerbrechlichkeit offenbaren würde, wenn sie lauter spräche.

Er sah zu ihr auf, strich den Umhang aus dem Gesicht, sichtlich überrascht sie hier zu sehen. Wie lang war es her? Kaum einen Monat schätzte sie; aber es schien so viel länger gewesen zu sein – sicher; nach all dem was geschehen war, war sie um zehn Jahre gealtert...oder um mehr...das geschah mit Jenen, die einen Krieg durchlebten...Hermine blinzelte, um die Vision zu verscheuchen, die wieder einmal in ihr aufzusteigen drohte.

„Was tust du hier?"fragte er sie und schloss die schwere Tür; das Geräusch hallte durch den ganzen Raum. Er studierte ihr Gesicht während sie über eine Antwort nachdachte. Er war traurig als er feststellen musste, dass ihr Gesicht die Unschuld der Jugend verloren hatte, aber wie hätte es anders kommen können...nach allem, was sie gesehen hatte? In ihren Augen lag eine neue Art von Reife und obwohl die Traurigkeit dadurch nur verstärkt wurde, fand Remus sie noch immer schön.

„Ich suche nach Trost"sagte sie leise und nestelte dabei mit einem Knopf an ihrem Ärmel herum um ihn nicht weiter ansehen zu müssen.

„Hast du es gefunden?"fragte er und ging einen Schritt weiter auf sie zu.

„Nein."

„Hör mir zu, Hermine. Wir müssen reden..."

„Ich bin nicht hergekommen, weil ich Gesellschaft haben möchte, Professor"erwiderte sie kalt, sah mit wütenden braunen Augen zu ihm auf und wollte nicht, dass er sich ihr näherte, obwohl sie bereits wusste, dass sie darin keinen Erfolg haben würde.

Remus ergriff ihren Arm und drehte sie um. „Ich bin nicht mehr dein Professor, Hermine."

„Ach wirklich?"sagte sie grausam und fragte sich, wann sie zu einer solchen Zynikerin geworden war. Wann hat mein Blut sich in Eis verwandelt? „Ich dachte, wir hätten uns dazu entschlossen, dass dieser Titel für immer Bestand hat."

„Warum tust du das?"fragte er unverblümt und unsicher, wie er mit dieser neuen Hermine umgehen sollte. Das Licht in ihren Augen war beinahe erloschen; der Unterton in ihrer Stimme war hart und ohne Vergeben.

„Du wolltest es doch so, erinnerst du dich?" Sie starrte zu ihm hinauf und er konnte ihre Kälte nicht länger ertragen. Um genau zu sein, es ging ihm auf die Nerven.

„Das ist verdammt noch mal nicht was ich wollte. Ich wollte den Rest meines Lebens mit Jane verbringen, heiraten, Kinder haben. Ich wollte mit James, Lily, Sirius und, ja sogar Peter, alt werden"Er sprach Peters Namen mit jener tiefer Traurigkeit aus, die er sonst nur für die schlimmsten Schmerzen reservierte. Hermines Augen begannen wieder zu tränen. „Ich wollte so viele Dinge, Hermine, die ich nicht haben konnte."Er holte langsam und tief Luft. „Ich wollte dich in den Arm nehmen in jener Nacht als wir uns trafen und du endlich die Wahrheit wusstest und ich wäre am liebsten mit dir durchgebrannt. Ich wollte, dss du bleibst"flüsterte er, genau so erschüttert wie sie selbst sich fühlte.

„Aber du hast es nicht getan"gab sie zurück und ihre Unterlippe zitterte leicht.

„Nein. Nein ich habe es nicht getan. Um dich zu retten"gab er zu.

„Wovor?"

"Vor mir!"

„Was? Aber warum?"fragte sie und ergriff die Rücklehne einer Bank um sich zu stützen. Ihre Beine zitterten heftig vor Erschöpfung – sie war so entsetzlich müde.

„Dein Leben war so schwer mit dem sich nähernden Krieg und all dem..." ein leichter Unterton schlich sich in seine Stimme. „..all dem Tod. Als es vorbei war wollte ich, dass dein Leben leicht ist. Ich wollte, dass du mit jemandem zusammen bist, der dich glücklich macht, anstatt alles nur noch weiter zu komplizieren. Ich wusste, dass ein Leben mit mir niemals...gut genug wäre."

Hermines Wangen waren feucht und noch immer fielen die Tränen. Der Krieg...dieses Wort beinhaltete so viel...so ein kleines Wort...doch fähig zu so viel Zerstörung. Sie erinnerte sich an die Todesliste von der sie hätte schwören können, sie würde niemals enden – eine Liste mit Namen die wuchs und wuchs, bis sie sicher war, dass es außer ihr niemanden mehr gebe auf der Welt...und wenn das der Fall war, würde sie zu einer Feder greifen, und der Liste ihren eigenen Namen hinzufügen. Aber das war nicht geschehen. Die Todesfälle hatten aufgehört, der Krieg war verebbt und plötzlich war da Frieden.

Nicht alle waren gefallen, nicht der gute alte Professor Lupin. Nein, sie hatte gewusst, dass er noch am Leben war, sie hatte Gott dafür gedankt und gleichzeitig wütend zu ihm aufgeschrien. Wie konnte Er es zulassen, dass sie jemanden so sehr liebte und sie dennoch nicht zusammen kommen lassen? Und in dieser Nacht war sie in Sein Haus gekommen, zu einer der Häfen für die Kranken und Erschöpften. Das Leben war wirklich die reinste Ironie. Und sie war unendlich wütend.

„Wer bist du, dass du meine Entscheidungen triffst?"schrie sie wütend und scherte sich nicht darum, dass es eine Sünde war an solch einem Ort zu schreien. Setz es einfach mit auf die Liste, dachte sie bitter.

Remus wusste keine Antwort darauf. Er hatte nicht einmal eine gute Entschuldigung, um sein Handeln zu erklären. Ein Teil von ihm dachte, dass er ihr so einen Gefallen getan hatte...und jetzt wusste er, dass es ein schwerer Fehler gewesen war.

"Ich habe dich geliebt, Remus. Ich habe dich geliebt"schrie sie und es machte ihr nichts aus, dass sie sich genauso zerbrochen anhörte, wie sie sich fühlte. „Verstehst du denn nicht? Es wäre mir egal gewesen, wenn mit dir zu Leben nichts als Leid bedeutet hätte, denn dann wäre ich bei dir gewesen. Bei dir." Remus´Augen begannen zu tränen. Ihr Schmerz schien wahre Wellen auszustrahlen; er konnte ihn regelrecht in der Luft um sie her spüren und das war schlimm. „Aber jetzt ist es zu spät für Entschuldigungen"fügte sie bitter hinzu und wischte wütend ihre Tränen beiseite. Sie war wütend – wütend auf diesen sinnlosen Schmerz, wütend auf so viel sinnloses Morden, das sie hatte mit ansehen müssen und wütend auf ihr gebrochenes und unverheiltes Herz.

Remus konnte spüren, wie sein Herz sich in seiner Brust verkrampfte. Sagte sie ihm wirklich, dass alles vorbei war? Würde er sie wieder verlieren? Gab es kein Vergeben für die Erschöpften? Keinen Frieden für die verdammten Seelen?

Sie drängte sich an ihm vorbei und griff nach der Tür, aber trotz all ihres Zorns konnte sie nicht gehen. Sie wandte sich zu ihm um.

„Weißt du was? Das ist nicht alles."Ihre Stimme war hart und ganze Räume von Zorn und aufgestauter Wut wurden frei, als sie die Tore ihres Herzens öffnete. „Ich halte dich für einen selbstlosen Mistkerl! Wie konntest du mir das antun? Du wusstest das mit uns, du wusstest von unserer Liebe und als ich zu dir kam hast du mich abgewiesen. Ich habe es damals nicht verstanden, aber ich verstehe es jetzt. Du hast mich nicht abgewiesen, weil es für mich das Beste war. Nein, du hast es für dich getan. Und willst du wissen, warum? Weil du solche Angst davor hattest dass du mich irgendwie enttäuschen könntest oder dass du mein Leben verdammt noch Mal kompliziert machen könntest, dass du mir nicht einmal eine Chance gegeben hast. Hatte ich diese Chance denn nicht verdient, Remus?!"Ihre Stimme brach und ihr ganzer Körper zitterte vor Wut. Langsam trat Remus näher an sie heran. „Und dafür hasse ich dich. Ich hasse dich! Du denkst, du seist der Einzige, der leidet, nicht wahr Remus? Nein, schüttel nicht den Kopf, denn ich weiß, dass es so ist! Ich habe sie auch verloren. Ich habe Lily verloren und James und Sirius. Weißt du denn nicht, dass auch ich sie geliebt habe? Und wir alle haben Peter verloren oder etwa nicht? Armer Pe..."sie schluckte einen Schluchzer herunter. „armer, dummer Peter."Sie schwieg, schloss ihre Augen und versuchte, die Tränen im Zaum zu halten, die sie unkontrolliert zittern ließsn. „Auch ich habe sie verloren, Remus. Und ich habe so viele andere verloren...sie sind genau vor meinen Augen gestorben.. ich konnte sie nicht einmal retten....Gott, Remus, musstest du mich auch noch verlassen? Warum? Ich habe dich gebraucht..."In diesem Moment gaben ihre Knie nach und sie fiel auf den gnadenlosen, harten Marmorboden. Sie verbarg ihren Kopf in den Hönden und weinte heftiger als je zuvor.

Remus ließ sich neben ihr nieder und schlang seine Arme um sie, schmiegte ihren zitternden Körper an seinen. Stumme Tränen rollten über seine Wangen.

„Nein" sagte sie schwach. „rühr mich nicht an."Sie weinte heftiger.

„Shhh.." flüsterte er und strich ihr sanft übers Haar. "Es tut mir so leid, Hermine. Es tut mir so unendlich leid."

„Ich hab es satt, stark zu sein"wimmerte sie leise, lehnte sich an seine Brust und gab den Kampf gegen ihn auf.

„Das musst du auch nicht. Ich bin für dich da. Sag mir einfach was du willst und ich tu alles"sagte er ehrlich.

Sie löste sich von ihm und sah in seine blassen blauen Augen. Seine Worte hatten sie an sein jüngeres Selbst erinnert – vielleicht war ein Teil dessen, der er einst gewesen war, noch immer in ihm.

"So viel Tod....alles was ich will ist ein wenig Leben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass auch ich in diesem Krieg gestorben bin und dass ich nur umher wandere, nicht ganz tot, aber auch nicht wirklich lebendig... mehr als ein Geist, aber weniger als das, was ich einmal war"flüsterte sie und schloss ihre Augen um mehr Tränen zurückzudrängen.

Remus streckte seine Hand nach ihr aus und wischte mit dem Daumen ihre Tränen fort; er seufzte, als er ihre Haut fühlte. „Wenn du tot bist, dann bin auch ich es und dann bist du zumindest nicht allein"flüsterte er heiser und sie lächelte schwach. „Es könnte schlimmer sein, nicht wahr?"

Sie lachte traurig und reichte nach ihm um seine Wangen mit ihrer Hand zu umschließen. „Das war es."Er schloss seine müden Augen, wähernd sie ihre Finger über seine Wange streichen ließ; sie folgte der Form seiner Lippen mit ihren Fingerspitzen. Er seufzte. „Ich habe dich vermisst"flüsterte er.

Remus öffnete die Augen, sah sie an und küsste sie. Es war ein sanfter und leichter Kuss, verlangend aber nicht zwingend. Er löste sich von ihr. „Du wirst nie mehr stark sein müssen" flüsterte er gegen ihre Lippen. Dieses Mal lehnte sie sich ihm entgegen und ließ ihre Hand durch sein Haar streifen. Sie küsste ihn und schon bald wurde ihr Kuss tief und leidenschaftlich. Es war ein Kuss getragen von Enttäuschung, Verzweifelung und Bitterkeit, aber er ebnete den Weg für Erlösung, Freiheit...und Leben.