Inhalt: Sag' es mir, wann wirst du endlich verstehen? Dass nur, wenn du kapitulierst, die Schatten von dannen gehen...
Ginny lässt sich von Snape bei einem Streich erwischen und bekommt einen Haufen Strafarbeiten auf. Sie hasst ihn und ist ein Tunichtgut und er kann sie nicht leiden und versucht ihre Übermut einzudämmen. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und sie können offenkundig nichts dagegen unternehmen und überschreiten Grenzen, die ein Zurück unmöglich machen. SS-GW
Anmerkung I: Vergesst bitte nicht die Wandlung, die Ginny gemacht hat und welche in Band 5 deutlich zur Geltung kommt! Sie ist nicht mehr in Potter verschossen, sie ist überhaupt nicht mehr schüchtern, sondern geht eher mit ihrer Ausgelassenheit und ihrer Übermut in Richtung Fred 'n George! Finde ich, zumindest ;-)
Anmerkung II: Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Ihr könnt mich aber gerne auf Fehler hinweisen.
Warnings: Gewalt, später vielleicht auch ein wenig Dark; größerer Altersunterschied zwischen Ginny (17 und volljährig) und Snape (ca. 38) -- Don't like it? Don't read it!
Kategorie: Romance/Mystery
Zeit: Ginnys 7. Schuljahr, 1998.
Rating: R -- wegen derber Sprache und Gewalt!
Disclaimer: Mir gehört nichts! JK Rowling alles! Ich verdiene mit der Fanfic kein Geld! Gilt für alle Kapitel!
D U N G E O N S
Sag' es mir,
Wann wirst du endlich verstehen?
Dass nur, wenn du kapitulierst,
Die Schatten von dannen gehen.
- 1 -
Dunkelheit. Silbergrünes Fackellicht. Kälte. Einsamkeit.
Severus Snape liebte die Verliese Hogwarts'. Sie strahlten eine Art von arroganter Unnahbarkeit aus, die ihm gefiel. Mit der er sich verbunden fühlte. Die ein Teil seiner Selbst war.
Dunkle, schmale Gänge mit kalten, nackten Steinwänden. Schwarze Fackelhalter, deren Leuchter in Slytherinfarben die Düsternis zwar erhellten, aber niemals zu verdrängen vermochten. Geheimnisvolle Stille. Und irgendwo in diesem Labyrinth eine Tür, die sich einem nur durch ein Losungswort öffnete und zu seinen eigenen internen, geheimen Räumlichkeiten im Hause der Schlange führte.
Die privaten Gemächer des Zaubertrankmeisters waren ein langgezogenes unterirdisches Verlies mit rohen Steinwänden. Grünsilberne Kugellampen hingen an Ketten von der Decke und das Feuer in derselben Farbe prasselte unter einem kunstvoll gemeißelten Kaminsims; ein schwarzes, großes Himmelbett, ein Kleiderschrank und ein Sessel mit einem kleinen Tisch befanden sich im Schlafzimmer, gegenüber des Bettes führte an der linken Seite der Wand eine Tür ins große Badezimmer und an der rechten Seite, unsichtbar, direkt ins Büro.
Es gab hier keine Fenster.
In den Verliesen drang niemals Sonnenlicht hinein, aber das brauchte es auch nicht, denn es würde hier unten ohnehin von der Dunkelheit besiegt werden.
Mit schnellen, festen Schritten eilte Severus durch das untere Geschoss von Hogwarts zum Klassenraum für Zaubertränke, wo bereits sein Kurs für Fortgeschrittene wartete.
Siebtklässler, Slytherins und Gryffindors. Unsägliche Bande, besonders letztere -- nervtötend waren sie, und unwissend, Schüler, die man einfach nur verhexen sollte.
Die Klasse verstummte, als er den Raum betrat und die Tür zuknallen ließ. Im gebieterischen Tempo durchschritt er den Gang, der die Slytherins von den Gryffindors trennte, und rauschte zu seinem Pult.
Er ließ seinen Blick finster über die Schüler schweifen. Allesamt Nichtnutze. Seit Dumbledore vor zwei Jahren bewirkt hatte, dass jeder in seinem UTZ-Kurs teilnehmen durfte, der ein Annehmbar erreicht hatte, war das Niveau dementsprechend im Unterricht gesunken. Hatte Severus noch zuvor ausschließlich nur jene aufgenommen, die ein E in den ZAGs erzielt hatten, weil er nur Talente in seinem Kurs haben wollte, so musste er sich nun mit mittelmäßigen Schülern abgeben.
"Heute mischen wir ein Gebräu, das bei den Abschlussprüfungen häufiger verlangt wird: den Trunk der Illusionen, einen Zaubertrank, der Albträume des Nachts verbannt und einen nur friedliche Sachen träumen lässt, manchmal sogar sosehr, dass, wenn man aufwacht, oftmals nicht imstande ist, diese Illusionen zu verdrängen", gab er mit seiner kalten, schnarrenden Stimme bekannt.
"Also achten Sie darauf, das sie mit den Zutaten vorsichtig umgehen, denn sonst werden die Illusionen so stark sein, dass sie den Weg zurück zur Realität niemals wiederfinden werden. Die Zutaten und die Zubereitung stehen hier an der Tafel", Severus schnippte mit dem Zauberstab, damit sie darauf erschienen, "und Sie finden alles, was Sie brauchen im Zutatenschrank." Er schnippte wieder mit dem Stab, so dass die Türen des besagten Schrankes aufsprangen. "Sie haben anderthalb Stunden ... fangen Sie an."
Er setzte sich auf den Stuhl hinter dem Lehrertisch und beobachtete seine Klasse. Nachdem sich die Schüler die Zutaten geholt hatten, standen sie mit konzentrierten Gesichtern hinter ihren Pults vor ihren Kesseln und versuchten, die Aufgabe zu bewerkstelligen.
Die Zutaten mussten genau und in der richtigen Reihenfolge und Menge in den Kessel gegeben werden; die Mixtur musste exakt um soundso- viele Male umgerührt werden, erst gegen den Uhrzeigersinn, dann mit ihm; die Hitze der Flammen, auf denen das Gebräu zu sieden hatte, musste für eine bestimmte Minutenzahl auf die richtige Temperatur gesenkt und wieder erhitzt werden, bevor die zwei letzten Zutaten hinzugegeben werden konnten.
Es war ein schwerer Trank und die jungen Studenten hatten ihre Schwierigkeiten damit.
Severus ging zwischendurch durch die Reihen und schaute ihnen über die Schulter, meckerte die Gryffindors an und gab den Slytherins hilfreiche Tipps.
"Ein leicht goldener Dampf sollte inzwischen von Ihrem Trank aufsteigen", rief er, als sie noch fünfzehn Minuten Zeit hatten.
Mit grimmiger Miene registrierte er, dass dies nur bei etwa drei bis vier Schülern der Fall war; bei der Mehrheit war der Dampf allerhöchstens ein hässliches braun.
Missmutig blickte er zur letzten Reihe auf der Gryffindorseite, wo, wie immer, Colin Creevey und Ginny Weasley saßen. Auch bei ihnen sah es nicht besser aus.
Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, wie die beiden kurz aufgeregt miteinander tuschelten und sich dann ihrem Trank weiter widmeten.
Sein Unterricht wurde hin und wieder von Streichen gestört, und auch wenn er es bisher niemals hatte nachweisen können, so war er überzeugt davon, dass diese beiden Übeltäter dahinter steckten.
Weasley, jüngstes Kind dieser Rotschopfbande, war schließlich durch und durch verdorben von ihren Zwillingsbrüdern Fred und George, welche, nun, wo sie erfolgreich einen Scherzartikelladen führten, der boomte, ihrer Schwester immerzu mit Ware beliefern konnten. Creevey war ein Chaot, frech, nervig und jederzeit bereit, den Unterricht zu stören, wann immer es sich Gelegenheit dazu bot.
Severus beschloss, die beiden im Auge zu behalten. Der Nebel, der durch die ganzen bunten Dämpfe in der Luft lag, machte es nicht gerade einfach, sie zu beobachten. Und als die beiden Gryffindors wieder anfingen, ihren Trank außer Acht zu lassen, unauffällig, aber nicht unauffällig genug, um irgendetwas hastig zu besprechen, erhob er sich und glitt ihnen entgegen.
Schnell bemerkte er, dass Creevey irgendetwas in seiner linken Hand unter dem Tisch versteckt hielt und eifrig im Kessel rührte, als Severus näher kam. Auch Weasley konzentrierte sich wieder auf den Trank. Doch bei beiden lag ein aufgeregter Ausdruck auf ihren Gesichtern, verborgen unter ihrer aufgesetzten Unschuld, aber betont durch etwas Schelmisches.
"Creevey, was haben Sie da unter dem Tisch?", fragte er, als er vor deren Pult stehen blieb.
Der Junge sah auf und blickte ihn aus großen, unschuldigen Augen entgegen. Etwas Nervöses glitzerte in ihnen auf. "Sir?", fragte er verwirrt. "Ich habe nichts unter dem Tisch."
Severus glaubte ihm kein Wort und schnaubte. "Zeigen Sie mir Ihre linke Hand!"
Er sah aus den Augenwinkeln, wie auch Weasley unruhig wurde.
Creevey ließ seine rechte Hand unter dem Tisch wandern und zeigte ihm die Linke.
Severus warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Als ob er auf so etwas reinfallen würde. "Beide Hände!", blaffte er ihn an.
Der Junge tauschte einen hektischen Blickwechsel mit Weasley, welche ihre rechte Hand nun ebenfalls unter den Tisch schob; kurz darauf zeigte Creevey ihm seine beiden Hände -- leer, natürlich, als Severus sich, immer zorniger werdend, dem Rotschopf zuwandte. Wollten sie ihn etwa für dumm verkaufen?
"Weasley, beide Hände, sofort", knurrte er und stierte sie drohend an.
Diese sah zurück, in ihren großen, herbstbraunen Augen lag ein argloser Ausdruck, der zu auffällig war, um echt zu wirken; zu sehr blitzte der immerwährende Schalk in ihnen auf, der niemals zu weichen schien und ihr den Eindruck eines Tunichtgutes gab. Sie war eine Spur blasser geworden, denn auch wenn sie vorlaut war, so hatte sie, wie alle Schüler, sehr großen Respekt vor ihm.
Sie schien eine Bewegung machen zu wollen, und Severus ahnte, dass sie den vermeintlichen Gegenstand wieder ihrem Mitschüler zustecken wollte, als er sich vorlehnte, ihren rechten Arm fest ergriff und hoch zerrte.
Weasley keuchte entsetzt auf, während er auf ihre umschlossene Faust starrte. Eine Zündschnur lugte hervor, welche bereits angezündet war...
Offensichtlich ein explosiver, kleiner Knallfrosch, den die beiden hatten im Klassenraum hochgehen lassen wollen, um entweder den Unterricht stören oder den Trank eines Slytherins zu vernichten -- harmlos, aber effizient in der Wirkung.
Weasley starrte erst ihn, dann ihre Faust panisch an, riss sie sich nun mit einem Ruck los und warf den Knallforsch hastig in den Gang, da die magische Zündschnur schon fast ihre Hand und somit den Scherzartikel erreicht hatte --
WHOM!
Es krachte laut, als der Knallfrosch im Gang explodierte; bunte, grelle Funken stoben auf, einem Feuerwerke gleich, und Rauch erfüllte die Luft.
Einige Schüler hatten sich erschrocken gehabt, aber schon bald fielen sie in allgemeines Gelächter. Die Gryffindors brachen jedoch schnell ab, merkten sie doch, dass zwei ihrer Freunde nun in große Schwierigkeiten steckten, während die Slytherins aus selben Grunde hämisch weiter lachten.
Severus hatte, nachdem er die kleine Explosion beobachtet hatte, nun Weasley mit eisigem, äußerst finsterstem Blick fixiert.
Er sah direkt in ihre weit aufgerissenen Augen, die bis jetzt noch auf den Gang gerichtet waren; nur langsam sah sie zu ihm zurück. Sie war mittlerweile äußerst blass und Creevey schien seine Beunruhigung nahezu auszustrahlen -- ja, sie wussten, dass niemand seinen Unterricht ungestraft störte.
Dass sie es überhaupt gewagt hatten, grenzte an Wahnsinn. Vielleicht waren sie suizidgefährdet und spielten deswegen so leichtsinnig mit ihrem Leben.
Severus knirschte leise mit den Zähnen; seine schwarzen Augen waren kalt und er wirkte bedrohlich.
"S-Sir, ich kann das erklären!", fing Weasley hastig an und rieb sich mit ihrer linken Hand die Stirn. Nervosität beherrschte ihre helle Stimme, sowie Angespanntheit.
"Ich denke nicht, dass es da noch etwas zu erklären gibt, Weasley", erwiderte er kühl. "Der Knallfrosch, den Sie und Creevey angezündet haben, erklärt alles, was ich wissen muss, nicht wahr?" Er zog seine Augenbrauen zusammen.
"Das war aber keine Absicht gewesen, Professor!", rief Creevey nun hektisch.
Severus sah ihn spöttisch an. "Natürlich nicht, Creevey. Der Knallfrosch, den Sie mit in den Unterricht geschmuggelt haben, um einen Trank eines Slytherins zu zerstören, hat sich von ganz alleine angezündet..."
"Wir wollten keinen anderen Trank zerstören!", behauptete Weasley empört.
Ah, natürlich. Gryffindors würden so etwas niemals machen. So etwas Heimtückisches stand schließlich nur Slytherins zu, nicht wahr?
"Das reicht jetzt", sagte er mit barscher Stimme. "Sie können sich heute um acht Ihre Strafarbeiten bei mir im Büro abholen. Und fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor!"
Weasley sog scharf die Luft ein. "Fünfzig Punkte?", wiederholte sie ungläubig. "Das ist nicht fair! Es ist doch nichts--"
"Und ich ziehe Ihnen für jedes weitere Wort, dass Sie heute im Unterricht noch von sich geben, weitere fünfzig Punkte ab, Weasley!", zischte Severus warnend.
Die Slytherins lachten wieder.
Der Rotschopf blitzte ihn wütend an, war aber verstummt und sagte nichts mehr.
Severus schnaubte, drehte sich um und rauschte zurück zum Lehrerpult. "Füllen Sie nun eine Phiole mit Ihrem Trank ab und geben Sie sie hier bei mir ab", herrschte er die Klasse an und die Schüler begannen eilig, seinen Worten nachzukommen.
-#-
Ginny hasste Snape. Sie hasste ihn, weil er gemein und ungerecht war, weil sie ihn mit seiner fiesen Art sozusagen zwang, sich durch Zaubertränke zu schummeln und weil er Gryffindor ständig Punkte abzog und Strafarbeiten aufhalste.
Sie hatte gerade Quidditchtraining und reagierte sich ab, indem sie hart flog und schon nahezu auf brutaler Art die Quaffel in die Tore versenkte.
Sie liebte Quidditch. Quidditch war toll. Das Fliegen gab ihr das Gefühl der unendlichen Freiheit; hinab- und hinauf zu tauchen, wie ein Falke, den Quaffeln hinterher zu jagen, wie ein Raubvogel, der hinter seiner Beute her war, den Klatschern geschickt auszuweichen, wie drohenden Hindernissen, und schließlich das triumphierende Gefühl zu verspüren, wenn sie Tore erzielte.
Da sie nicht nur Jägerin, sondern auch Kapitän war, musste sie sich zudem Taktiken aussuchen, Strategien entwerfen und sich Formationen ausdenken, welche sie bei den Spielen anwenden konnten, um die Gegner damit platt zu machen.
Eigentlich hatte sie nicht Kapitän werden wollen. Aber es hatte sich dann so ergeben, da sie die einzige Siebtklässlerin und somit die Älteste war, die im Team mitspielte. Es hatte ihr zunächst davor gegraut, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur einfach drauf loszufliegen, sondern diesmal die Kalküle zu berechnen, was man als Kapitän tun musste; die Spieler zu analysieren, deren Stärken und Schwächen herauszufinden, nicht nur von denen der eigenen, sondern auch der gegnerischen Mannschaft, und mit kühler, berechnender Logik schließlich ein Konzept aufzustellen, von dem alle erwarteten, dass er den Erfolg mit sich brachte.
Nun, sie war kein perfekter Kapitän. Angelina Johnson, Katie Bell und Harry Potter waren sicherlich bessere Kapitäne gewesen, als sie, denn ihr fehlte die Geduld dazu, dafür versprühte sie umso mehr Temperament, manchmal zu ungezügelt, und sie steckte ihre Spieler damit an. Sie war einfach kein gutes Vorbild, aber sie hatten bei den bisherigen drei Spielen nur eine Niederlage erfahren, und das sagte etwas anderes aus.
Also machte sie weiter als Kapitän, und es war auch nicht mehr so abschreckend, wie am Anfang, denn sie ließ ihr Team mitbestimmen und mitüberlegen.
Die Abendsonne schien am blauen Winterhimmel und bot einen herrlichen Untergang dar, ehe sie die Welt ins Zwielicht tauchte; der Schnee, der die Ländereien und den Boden des Quidditchfeldes sorgsam unter einem weißen Mantel bedeckt hatte, funkelte hell auf. Doch schon bald würde die Dämmerung eintreten und schließlich der Dunkelheit Platz machen; die Tage im Dezember neigten sich früh dem Ende zu. Ein paar schwarze Krähen flogen über ihren Köpfen hinweg in die Richtung des Verbotenen Waldes. Ihr Krächzen und ihr Flügelflattern waren zu hören, doch ferner brach nur das Stimmengewirr der Mannschaft die winterliche Stille.
Ginny achtete nicht darauf. Sie und ihr Team trainierten weiter, probierten die neuen Formationen und Angriffstechniken aus, während der Hüter sich im Abblocken übte und die Treiber abwechselnd sie selbst mit Klatschern bombardierten und sie vor ihnen beschützten, um ihre Fähigkeiten besser auszubauen.
Erst als es dunkel wurde und die Umgebung nur noch durch den Mond und die glitzernden Sterne am Firmament die frühe Nacht erhellten, verließ einer nach dem anderen den Platz, um sich in die Burg zurück zu begeben.
Ginny war die Letzte, die noch ihre Runden flog. Sie tat es noch eine ganze Weile, entspannte sich, während die kalte Luft um sie herum wehte, und dachte an gar nichts. Beim Fliegen konnte sie so leicht abschalten und sich nur noch auf das Wesentliche konzentrieren. Selbst die Steuerung des Besens tat sie automatisch, instinkthaft. Denn nichts war beim Quidditch so wichtig, als das: reflexiv handeln, ohne nachzudenken, da ansonsten zu viel der kostbaren Zeit verloren ginge.
Und dann fiel ihr wieder Snape ein.
Vor Schreck wäre sie beinahe vom Besen gefallen, als sie an die Strafarbeit dachte, die sie sich bei ihm abzuholen hatte. Um acht.
Es war schon längst nach acht. Halb neun.
Oh! Verdammt!
Wie hatte sie das nur vergessen können, wo sie doch daran gedacht hatte, ja, verärgert darüber gewesen war und beim Training die Abreaktion gesucht hatte?
Sie fluchte in Gedanken, während sie sich im Sturzflug dem Boden näherte. Sie landete viel zu übereilt und hastig und stolperte in den Schnee. Schnell rappelte sie sich wieder auf, griff nach ihrem Besen und rannte los.
Snape würde ausrasten. Er hasste Verspätungen. Er hasste Undiszipliniertheiten. Und er war doch ohnehin sauer auf sie, weil sie seinen Unterricht gestört hatte. Dabei wäre es eine geniale Aktion gewesen, hätte sie geklappt.
Der Knallfrosch war so hergestellt worden, dass er keinerlei Spuren hinterließ. Er wäre explodiert worden, ein kleines Feuerwerk wäre zu sehen gewesen, sowie Rauch, aber nichts hätte darauf hingewiesen, dass es sich um einen Knallfrosch gehandelt hätte. Es hätte sich im Moment der Explosion magisch verschwinden lassen. Keine Beweise. Keine Zeichen.
Und Snape hätte nie wissen können, was und wer es wahr, er hätte es ahnen können, aber er hätte ja keine Beweise gehabt.
Sie und Colin hatten vorgehabt, den Knallfrosch auf den Gang zu werfen, nach vorne, damit er einfach nur explodierte und ein wenig Chaos anstiftete. Warum auch nicht? Der Unterricht war schließlich langweilig genug. Sie hatte ohnehin nur Zaubertränke weitergenommen, weil das Fach mittlerweile für fast alle Berufe Voraussetzung war. Und sei es nur, dass man einen UTZ vorweisen konnte.
Ginny, die überlegte, sich als Aurorin ausbilden zu lassen, wäre damit ohnehin nicht um Zaubertränke herumgekommen. Sie war in dem Fach nur mittelmäßig. Es fehlten ihr Geduld, Genauigkeit und das Fingerspitzengefühl, denn sie war viel zu ruhelos und hibbelig, um einen Trank korrekt zu brauen.
Die Prüfungen im sechsten Schuljahr, die eigentlich hätten einfach sein sollen, als Ruhe vor dem großen Sturm sozusagen, und die Snape natürlich schwierig gemacht hatte, bestimmt nur, um den ZAG-Schülern, die kein E erreicht hatten, eins auszuwischen, hatte sie auch nur geschafft, weil sie Fred und Georges Schummeltrank benutzt hatte.
Es raffinierter Trank, der deren ganzer Stolz war, und der nicht offiziell in ihrem Scherzartikelladen verkauft wurde, weil er ja zumindest halbwegs wirkte, sondern der illegal unter dem Tisch vermarktet wurde.
Den Schummeltrank, von leuchtendblauer Farbe, erwirkte, dass man sich an das erinnerte, was von einem verlangt wurde. Und wenn man sich auch oftmals nur schemenhaft erinnerte, so reichte es bereits aus, da man ja auch selbst gelernt hatte und einem dann etwas dazu einfiel. Der Trank machte es leichter, da man sich nicht alles bewusst zu merken brauchte. Da die Version von Fred und George aber nicht immer wirkte, und wenn, dann minimal oder halbwegs, konnte man sich eigentlich nie darauf verlassen.
Ob es wirklich ihre eigene Kreation war oder ob sie das Rezept irgendwo 'gefunden' hatten, wusste sie nicht. Die Zwillinge machten ein großes Geheimnis draus.
Und der Knallfrosch war einer von den modifizierten Artikel ihrer Brüder, den sie ihr sofort zum Ausprobieren geschickt hatten. Colin hatte sie dann überredet, ihn bei Snape auszuprobieren. Dass das keine gute Idee war, war ihnen klar gewesen. Aber manchmal waren der Reiz des Verbotenen und die Unvernunft eben stärker.
Ginny stürmte zur Tür, die zu den Verliesen Hogwarts' führte, riss sie auf und lief die Treppen hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Unten angekommen, rannte sie durch die dunklen Gänge hin zu Snapes Büro. Ihre Schritte hallten laut wider.
Angekommen, klopfte sie rasch an und öffnete die Tür; dann trat sie ein.
Die Wände in dem düsteren Raum waren voller Regale mit Hunderten von Glasgefäßen, in denen Teile von Tieren und Pflanzen in vielen, verschiedenen bunten Lösungen schwebten. In einer Ecke stand der Zutatenschrank, am Ende des Raumes gegenüber der Tür stand ein großer, schwarzer Schreibtisch, im Stuhl dahinter saß Snape.
Seine dunklen, schwarzen Augen, in denen sich das Licht niemals verirrte, blickten finster zu ihr; sein blasses, aristokratisches, von schwarzen Haaren eingerahmtes Gesicht zeigte keine Gefühlsregung, zu perfekt war seine Maske der Ausdruckslosigkeit. Nur die Schatten des Sarkasmus' und des Hohns lagen auf seinen Zügen, wie immer, und sie waren auch niemals wegzudenken.
"Hallo", sagte Ginny; sie war noch völlig außer Atem, während sie den Zaubertrankmeister unruhig beobachtete.
"Schließen Sie die Tür hinter sich, Weasley", drang Snapes kalte Stimme unheilschwanger zu ihr herüber.
Obwohl sie sonst nicht so schreckhaft war, fuhr sie leicht zusammen und tat, was ihr geheißen wurde. Zögernd zog sie die Tür zu und hatte das Gefühl, sich selbst in der Höhle einer Kobraschlange einzusperren, als sie sich Snape wieder zuwandte.
TBC.
Reviews? #lieb schau#
