Liebe Celebne, wieder meinen Dank für Dein treues Review,
Es war ganz gut, dass Imrahil gekommen ist. Er hat Aragorn ein wenig aufgerüttelt endlich aktiv zu werden.
Und ich wollte ihn auch mal in einer Geschichte haben. Du weißt, dass ich Imrahil sehr mag.
§
Ganz
langsam nahmen Eowyns Sinne etwas wahr.
Es war wie
das Erwachen aus einem langen und tiefen Schlaf. Doch die Dunkelheit
wollte sie festhalten, wollte sie nicht gehen lassen.
Sie musste
dagegen ankämpfen. Es war wie Hände, die sie festhielten.
Sie sollten sie loslassen!
All ihre
Kraft nahm sie zusammen. Dann war es geschafft. Diese
Hände waren weg, hatten sie endlich losgelassen.
Zuerst
fühlte sie einen Schmerz in ihrem Unterleib. Aber der war jetzt
erträglich. Dann hörte sie wie durch Watte Stimmen.
Eine
weibliche und eine männliche Stimme. Die Worte konnte sie nicht
verstehen.
Wieder
strengte sie sich an, um ihre Augen zu öffnen.
Ein
Schleier lag vor ihren Augen, vernebelte ihren Blick. Nur langsam
ging auch dieser vorbei.
Dann
konnte sie sehen, wo sie war. Sie lag in den Häusern der
Heilung. Die Stimmen konnte sie immer noch nicht verstehen.
Wer hatte
sie hierher gebracht? Was war passiert? Wie lange war sie ohne
Bewusstsein gewesen?
Sie
schloss wieder ihre Augen und dachte angestrengt nach.
Jetzt fiel
es ihr wieder ein. Faramir hatte sie in die Räume Boromirs
geschickt, sie solle dort nach Spuren suchen. Es konnte vielleicht
seine Unschuld beweisen!
Sie
erkannte, dass sie nicht in der Lage war, dies zu tun. Aber jemand
musste dorthin!
So viel
hing davon ab!
Wieder
öffnete sie ihre Augen und suchte nach den Menschen, deren
Stimmen sie hörte.
Dann sah
sie diese! Es waren Caranthir und die alte Ioreth. Langsam verstand
sie auch die Worte.
Sie
sprachen über Heilkräuter.
Eowyn
wollte sie ansprechen. Sie formte die Wörter in ihrem Kopf, aber
sie brachte keinen Ton heraus.
Jetzt sah
sie, dass die beiden zur Tür gingen. Sie wollten den Raum
verlassen! Aber sie durften nicht gehen!
Warum
sahen die beiden nicht zu ihr hin? Sie mussten doch bemerken, dass
sie wach war!
Doch
weder der Heiler noch Ioreth schauten zu ihr.
Bitte,
bleibt hier. Geht nicht! Ich muss Euch etwas sagen! Ihr Innerstes
schrie auf. Aber sie brachte keinen Ton hervor.
Dann
hatten die beiden das Zimmer verlassen.
Resigniert
schloss sie wieder die Augen und ließ sich in die Dunkelheit
gleiten.
Androg
starrte auf die jetzt geschlossene Tür. Der Schweiß lief
ihm noch immer über die Stirn und an seinem Rücken hinab.
Mit
Entsetzen dachte er daran, dass er Hathol bereits nach Ithilien
geschickt hatte. Jetzt musste er sich beeilen. Vielleicht war er noch
nicht weg!
Nein,
dachte er. Mache keine Fehler. Überhaste nichts.
Er zwang
sich noch einige Momente zu warten, dann machte er sich auf den Weg.
Dass er
von einem Mann der Garde verfolgt wurde, bemerkte er in seiner Hast
und Panik nicht.
Jetzt
hatten Imrahil und Aragorn auch die Ratsmitglieder befragt. Die achte
Stunde rückte nah und sie gingen zu dem großen Speisesaal.
Aragorn
wischte sich müde über sein Gesicht. „Die Ratsmitglieder
machten alle einen normalen Eindruck. Von ihnen scheint es keiner zu
sein."
Imrahil
überlegte. Wer konnte noch an einer Verschwörung Interesse
haben? „Auch
ich bin ratlos. Warten wir ab, was die anderen herausgefunden haben!"
Sie
betraten den Raum und waren überrascht! Die Hobbits, Gandalf und
Legolas waren schon anwesend.
Auch Gimli hatte sich eingefunden. Aber
der sah nicht sehr zufrieden aus. Aragorn
beschloss, das zu ignorieren. Er wollte keinen Streit riskieren.
„Nun,
meine Freunde, habt ihr etwas in Erfahrung bringen können?"
Auf diese
Frage hin fingen alle an zu sprechen. Jeder wollte der erste sein.
Aragorn
hob seine Hände. „Bleibt ruhig. Einer nach dem anderen."
Dann sah
er zu Pippin. Er wusste, dass dieser Hobbit sehr ungeduldig war. „Pippin?
Machst Du den Anfang?"
Dieser war
sehr aufgeregt. „Also, wir sind durch viele Tavernen und Kaufläden
gegangen. Wie Du es gewollt hast. Tatsächlich wurde das Volk
aufgewiegelt.
In einigen Tavernen wurde uns von zwei Männern
berichtet. Diese haben wohl den Anfang gemacht. Sie müssen auch
in den Kaufläden gewesen sein…"
Merry
konnte sich nicht mehr beherrschen. „Ja, genau so war es. Am Ende
berichtete man uns über drei Männer. Es müssen drei
gewesen sein."
Aragorns
Brauen zogen sich zusammen. „Wie kommt ihr darauf?"
Jetzt war
es Legolas, der sprechen wollte. „Es muss wahr sein, was sie sagen.
Auch die Personen im siebten Zirkel sind anfangs von zwei Männern
bearbeitet worden.
So hatte sich dann diese Meinung über Dich
gebildet. Von einem dritten Mann haben wir nichts gehört."
Einen
Moment herrschte Stille in dem Raum.
Aragorn
überlegte. Es waren also drei Männer, die es geschafft
hatten, das Volk an ihm zweifeln zu lassen. Hier im siebten Zirkel
waren es nur zwei Männer gewesen!
Warum nur?
Dann fiel es ihm ein. Zeitgleich mit Imrahil sprach er.
„Der
Stadtkämmerer!"
Die beiden
Männer sahen sich kurz an. Natürlich, den Stadtkämmerer
kannte man hier in diesem Zirkel.
Gandalf
suchte Aragorns Blick. „Der Stadtkämmerer? Was könnte er
für einen Grund haben? Ich kenne ihn flüchtig."
Der sah
Gandalf an. „Was für einen Grund er haben könnte?" Er
lachte bitter auf. „Geld und Macht. Was sonst?"
Jetzt sah
er in die Runde. „Der König tot und Faramir würde
hingerichtet werden. Das haben sie sich gut überlegt…."
Dann
klopfte es an der Tür und der Mann der Garde betrat den Raum.
Vor dem
König blieb der Mann stehen und verbeugte sich. Dann sah
er ihn an. „Ich tat, wie Ihr sagtet, mein König!"
Aragorn
war ungeduldig. „Sprecht!"
„Nicht
lange nachdem Ihr gegangen wart, verließ er sein Zimmer und
suchte im sechsten Zirkel ein Haus auf. Dort wurde er von einem Mann
eingelassen.
Nach kurzer Zeit verließen die beiden das Haus und
suchten ein anderes auf. Auch dort öffnete ein Mann die Tür."
Aragorn
und Imrahil fühlten sich bestätigt.
Der Mann
räusperte sich kurz und sprach weiter. „Nach ungefähr
einer halben Stunde hat der Stadtkämmerer dieses Haus verlassen
und ging nach Hause."
Aragorn
sprach. „Morgen früh zeigt Ihr mir diese Häuser. Ihr
könnt jetzt gehen."
Der
Wachmann verbeugte sich noch einmal und wollte sich zurückziehen,
als Imrahil den König ansprach.
„Aragorn,
warum erst morgen? Warum nicht jetzt? Es ist noch nicht spät!"
Der
überlegte kurz und rief den Mann zurück: „Wachmann! Zeigt
mir jetzt die Häuser und auch das Haus von Androg."
Der
Wachmann blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Jawohl, mein
König!"
Pippin
verfolgte derweil einen anderen Gedankengang. Jetzt platzte es aus
ihm heraus.
„Was
wollte Eowyn nur in Boromirs Räumen?"
Sie alle
schauten ihn erstaunt an. Ja, richtig! Was wollte Eowyn in Boromirs
Räumen?
Der Hobbit
sprach weiter. „Faramir hat gesagt, dass sie dort sein könnte.
Er hat sie bestimmt geschickt! Und das macht er nicht ohne Grund!"
Aragorn
hatte ein flüchtiges Lächeln auf den Lippen. Er wusste,
dass Pippin Faramir und Eowyn sehr gern mochte.
„Ja, Du
hast Recht. Wir sollten uns die Räume anschauen!"
Dann
schaute er die anderen der Reihe nach an. „Ich werde mir diese
Räume jetzt anschauen. Ihr habt
für heute genug für mich getan. Lasst Euch das Essen
schmecken."
Imrahil
schüttelte seinen Kopf und seine Stimme war fest. „Nein,
Aragorn. Ich komme mit Euch."
Auch
Pippin begehrte auf. „Ich will auch mit!"
Aragorn
sah die beiden kurz an. „Wie ihr möchtet. Dann kommt mit mir."
Dann
schaute er zu dem Wachmann. „Ich möchte, dass Ihr auch
mitkommt."
Der Mann
deutete eine Verbeugung an und dann setzten sie sich in Bewegung.
Kurz bevor
sie die Räume erreichten, fiel Aragorn ein, dass noch immer das
viele Blut auf dem Boden sein würde.
Er musste unbedingt
jemanden von der Dienerschaft beauftragen, es weg zu wischen.
Es war ihm
unangenehm, dass Imrahil und Pippin es sehen würden. Aber das
war jetzt nicht mehr zu ändern.
Dann
hatten sie Boromirs Räume erreicht.
Imrahil
und Pippin starrten auf das Blut am Boden.
Alle drei
bemühten sich, nicht hinein zu treten als sie den Raum weiter
betraten.
Aragorn
sprach: „Bleibt bitte hier stehen und fasst nichts an."
Imrahil
und der Hobbit blieben gehorsam stehen, während Aragorn sich
langsam durch den Raum bewegte.
Die
tiefstehende Sonne warf ihre letzten goldenen Strahlen auf dem Boden.
Alle drei sahen sofort die Spuren in dem Staub.
Aragorn
schaute auf den Boden, zu dem Schreibtisch und dann sah er die
Rüstung Boromirs.
Sie befand
sich ordentlich auf einem Ständer. Er hatte Boromir gut gekannt.
Er hatte ihn wirklich gut kennen gelernt.
Als er die
Rüstung sah, hatte er ihn wieder deutlich vor seinem inneren
Auge. Er erinnerte sich wieder an den Rat Elronds!
Boromir
war fassungslos über den Plan gewesen, den Ring zu zerstören.
Er wollte ihn einsetzen, gegen die Macht Mordors.
Im Schmerz
schloss er kurz seine Augen.
Ja,
Boromir wollte Gondor wieder in das Licht führen. Er hatte die
edlen Absichten dieses stolzen Mannes erkannt.
In dem
weiteren Verlauf ihrer Reise hatte er Boromir kennen und schätzen
gelernt!
Wieder
schmerzte ihn sein Tod.
Er
brauchte ihn hier! Er brauchte seine Hilfe! Doch Boromir war tot. Das
war unwiederbringlich wahr!
Faramirs
Worte drangen in sein Bewusstsein!
Er musste
akzeptieren, dass Boromir tot war! Aragorn schüttelte die
Gedanken ab und sah sich weiter um.
In dem
Staub auf dem Boden waren die Spuren eines Mannes zu sehen. Sie
führten zu der Rüstung.
Vor der
Rüstung musste er gekniet oder gehockt haben! Es war deutlich zu
sehen.
Auch der
Staub des Helmes war weggewischt.
Er konnte
sich vorstellen, wer hier gekniet hatte. Jemand, der einen großen
Schmerz in sich trägt. Jemand, dem Boromir sehr nahegestanden
war…!
Auch
Aragorn ließ seine rechte Hand langsam über den Helm
gleiten. Das Metall fühlte sich kalt an.
Faramir
musste hier gekniet haben. Hier, vor der Rüstung seines toten
Bruders. Welchen Schmerz und welche Erinnerung mussten ihn gequält
haben, als er hier kniete?
Er verband
Faramir aus seinen Gedanken und drehte sich wieder um.
Dann sah
er die Spuren, die in das andere Zimmer führten.
Er folgte
ihnen und stieß die Tür auf. Diese Spuren führten zu
dem Fenster. Er ging darauf zu und besah es sich.
Hier waren
eingerissene Spinnenweben zu sehen. Also musste jemand vor kurzem dieses Fenster geöffnet haben. Er wischte sie beiseite und
schaute durch das Fenster.
Schräg
gegenüber konnte er den Balkon und die Fenster seiner eigenen
Gemächer ausmachen.
Er
versuchte sich an den Winkel zu erinnern, aus dem der Pfeil kam! Dann
rief er sich Arwen in Erinnerung, wo sie stand, als der Pfeil sie
traf.
Seine
Augen verengten sich, als er auf seinen Balkon starrte. Jetzt wusste
er es! Der Pfeil wurde aus diesem Fenster abgeschossen.
Er machte
auf den Absatz kehrt und verließ den Raum.
Imrahil
und der Hobbit standen noch immer unbeweglich an der Tür zu dem
Arbeitszimmer.
Er sah sie
an. „Das Fenster von Boromirs Schlafzimmer! Von dort wurde der
Pfeil abgeschossen. Das ist sicher!"
Imrahil
sprach: „Entlastet Faramir diese Erkenntnis?"
„Nun,
Faramir wurde in seinen Räumen gefunden. Ich will mir dort die
Fenster anschauen."
Aragorn
nickte ihnen zu. Dann verließen sie diese Räume und
betraten die von Faramir.
Zielstrebig
ging Aragorn erst zu dem Fenster in dem Arbeitsraum, dann wandte er
sich ab und betrat das Schlafzimmer. Auch hier sah er aus dem
Fenster.
Der Pfeil
hätte eine andere Winkelung haben müssen, wenn er aus einem
dieser Fenster abgeschossen wurde, dachte er.
Das bewies
noch nicht Faramirs Unschuld, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es
jemand anders gewesen war, erhöhte sich.
Es sollte
so aussehen, als wenn Faramir den König töten wollte!
Nur der
Umstand, dass ihm die Pfeife hinab fiel und er sich bückte, ließ
dieses Vorhaben scheitern.
Dann wurde
das Volk aufgewiegelt und es wollte das Todesurteil Faramirs. Und er
würde einen Unschuldigen hinrichten lassen!
Wenn das
Volk das dann erfahren würde…..! Es würde einen Aufstand
geben! Dessen war er sich absolut sicher.
Er wandte
sich ab und verließ diesen Raum. Dann sah er Imrahil und Pippin
an.
„Faramir
war es nicht! Da steckt etwas mehr dahinter."
Der Hobbit
strahlte. „Dann lässt Du ihn jetzt wieder frei? Ja?"
„Ja,
Pippin. Und es tut mir leid, dass ich an ihm gezweifelt habe." Jetzt
sah er Imrahil an.
„Ich
kenne Faramir nicht sehr gut und ich habe ihm einen Grund gegeben,
der für diese Tat sprechen könnte."
Imrahil
schüttelte den Kopf. „Ich kenne meinen Neffen sehr genau. So
etwas würde er nie tun."
Aragorn
fühlte sich unbehaglich. „Lasst uns gehen. Ich will mir die
Häuser der Männer und das von Androg anschauen."
Sie
verließen die Räume Faramirs. Auf dem Gang war der
Wachmann. Er hatte dort warten sollen.
Aragorn
sprach ihn an. „Führt mich jetzt zu diesen Häusern."
Der Mann
nickte.
Jetzt
sprach Imrahil und er sah Aragorn in die Augen.
„Ich gehe mit Euch
bis in den sechsten Zirkel, aber dann möchte ich zur Garde. Wenn
es Euch recht ist, möchte ich zu Faramir."
Aragorn
erwiderte den Blick und legte leicht eine Hand auf Imrahils Arm.
„Geht!
Geht zu ihm und sagt dem Wachmann, der König entschied ihn frei
zu lassen. Es tut mir leid, dass ich an Faramir zweifelte."
Imrahil
sah in den Augen des Königs den Schmerz. Er nickte und
antwortete leise. „Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Nicht
vor mir. Ihr seid der König!"
Dann
verbeugte er sich leicht. Und wieder fühlte Aragorn einen
Unwillen das Amt des Königs zu erfüllen.
