Liebe Celebne,
ja das stimmt. Weder Faramir noch Eowyn wissen von der Fehlgeburt. Und Aragorn hätte wirklich schon früher aktiv werden müssen.
Imrahil hat ihn ja regelrecht an die Hand genommen.

Liebe Elektra,
immerhin hat Aragorn sich ja entschuldigt, was ihn aber nicht von der Schuld befreit, was für eine Tragödie er hervorgerufen hat. Da hat er wohl einiges gut zu machen. Aber er hat auch ein fürchterlich schlechtes Gewissen.


Das Rating habe ich auf PG13 verändert. Das was für den R-Bereich vorgesehen war, poste ich besser nicht.
Als die Tür zu dem Zellentrakt sich öffnete, sah Faramir auf. Sein Verstand war kurz vor dem Durchdrehen.
Jetzt wusste er wirklich, warum das Fenster vergittert war. Wäre es nicht vergittert…..

Ungläubigkeit war in seinem Gesicht zu lesen und in seiner Stimme zu hören, als er aufstand. „Onkel Imrahil, was…"
Imrahil kam auf ihn zu. Hinter ihm war ein Mann der Garde mit einem Schlüsselbund in der Hand.
Durch die Gitter nahm Imrahil die Hände seines Neffen in die seinen. Tränen glitzerten in seinen Augen.
„Faramir, der König lässt Dich frei. Er weiß jetzt, dass Du es nicht warst."

Faramirs erster Gedanke galt Eowyn. „Was ist mit Eowyn? Wurde sie gefunden? Wie geht es ihr?"
Imrahil nickte und er sprach leise. „Mach Dir keine Sorgen. Ich erzähl Dir alles."
Er wollte es Faramir alleine sagen! Es musste ja kein Fremder hören, was passiert war!
Endlich war die Tür auf und Faramir konnte die Zelle verlassen. Die beiden Männer umarmten sich herzlich.
Als sie sich in die Augen blickten, sahen sie jeweils die Tränen des anderen.
Imrahil flüsterte. „Komm, lass uns diesen Ort verlassen!"

Aragorn hatte sich von dem Wachmann die Häuser zeigen lassen.
Es waren keine ärmlichen Häuser. Aber war es nicht immer so? Wer ein wenig Reichtum und Ansehen besaß, strebte nach immer mehr!
Auch das Haus des Stadtkämmerers wies auf Wohlstand hin. Er sah kurz zu dem Wachposten und wies dann zu Androgs Haus.
„Lasst ihn und die anderen beiden Männer festnehmen. Sie sollen verhört werden."
Der Mann verbeugte sich kurz. „Ja, mein König."
Aber Aragorn hatte sich schon abgewandt. Sein Ziel waren die Häuser der Heilung. Er wollte endlich zu Arwen.

Auf dem Weg zu den Häusern der Heilung erklärte Imrahil seinem Neffen was passiert war. Er war sehr vorsichtig in der Wahl seiner Worte.
Und er hätte es ihm lieber in einem ruhigen Moment gesagt, aber Faramir zog es zu Eowyn.
Nach seinen letzten Sätzen blieb Faramir stehen und hielt auch ihn an, indem er ihn am Arm festhielt.
Faramirs Augen schauten Imrahil groß und ungläubig an. Seine Stimme versagte fast. „Sie hatte eine Fehlgeburt? Sie war schwanger? Sie hat unser Kind verloren?"
Tränen traten in seinen Augen und er hatte Mühe zu sprechen. „Ich wusste nicht, dass sie schwanger war! Ich hatte keine Ahnung…"
Imrahil fühlte sich hilflos und er zog ihn in seine Arme. „Faramir, mach Dir keine Vorwürfe. Sie wusste es vielleicht selbst nicht."
Faramir erwiderte die Umarmung seines Onkels und er legte seinen Kopf an dessen Schulter.

Auch Imrahil schmerzte es bis in seiner Seele.
Er hielt den bebenden Körper Faramirs fest in seiner Umarmung und er konnte nicht verhindern, dass auch ihm die Tränen kamen.
Faramir hatte in seinem ganzen Leben noch nie auf der Lichtseite des Lebens gestanden! Er hatte ihm das Glück mit Eowyn so gegönnt!
Warum war über Faramirs Leben noch immer dieser dunkle Schatten?
Der dunkle Schatten Mordors war besiegt worden. Doch der Schatten über Faramirs Leben war noch immer vorhanden!
Imrahil schloss seine Augen. „Weine ruhig. Es ist keiner hier, der es sieht."

Als Aragorn um eine Hausecke bog, blieb er stehen.
Ganz in der Nähe konnte er in dem schwindenden Tageslicht Imrahil und Faramir ausmachen.
Sie standen dort in einer festen Umarmung und er hörte, dass Faramir weinte.
Dieser stolze, unnahbare Mann stand mit seinem Onkel auf einer Straße im sechsten Zirkel der Stadt und weinte hemmungslos!
Imrahil schien einer der wenigen Personen zu sein, denen gegenüber er sich geöffnet hatte.
Aragorn hatte Gewissensbisse, dass er ihn so abgewiesen hatte. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, ihn kennen zu lernen. Und er fühlte sich schuldig.
War er es, der diese Tragödie herauf beschworen hatte? War es seine Lethargie gewesen? Es war so einfach gewesen Faramir für schuldig zu halten!
Er drehte sich um und ging einen anderen Weg zu den Häusern der Heilung. Es war ein Umweg, aber so konnte er Faramir aus dem Weg gehen.
Zumindest für jetzt. Irgendwann, in naher Zukunft musste er ihm in die Augen blicken.
Doch dafür hatte er jetzt keine Kraft.

Nur kurze Zeit später war Faramir in den Häusern der Heilung an Eowyns Seite.
Er kniete an ihrem Bett und streichelte ihr Gesicht. Sie war blass und seine Worte erreichten sie nicht.
Noch immer wandelte ihr Bewusstsein in tiefen Schatten. Dort, wo sie keine Erinnerung und keinen Schmerz verspürte.

Die Sonnenstrahlen des beginnenden Tages ließen auch das Zimmer Eowyns erhellen. Sie spürte die Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht.
Das geöffnete Fenster trug den frischen Geruch der Gräser und Blumen aus den Gärten heran.
Sie atmete einmal tief durch und dann öffnete sie ihre Augen.
Erst wusste sie nicht, wo sie war, aber dann erinnerte sie sich. Eowyn fühlte, dass jemand ihre rechte Hand hielt.
Als sie ihren Kopf zur Seite neigte, sah sie es. Es war Faramir! Er hockte am Boden an ihrem Bett. Seinen Kopf hatte er auf die Bettkante gelegt und er schlief.
Sein Gesicht drückte Kummer aus.
Ihre linke Hand fuhr zärtlich über seine Wange und ihre Stimme war nur ein Wispern, das in dem Raum verhallte.
„Faramir, Du bist bei mir! Faramir, ich liebe Dich."

Die Berührung war nur ein Hauch gewesen. Doch er hatte es gespürt. Langsam hob er seinen Kopf und dann sah er Eowyn in die Augen.
In ihrem Blick lag all die Liebe, die sie für ihn empfand.
„Eowyn?" Mühsam stand er ein wenig auf, um sich zu ihr auf das Bett zu setzen. Seine Glieder schmerzten von dieser Haltung.
Die ganze Nacht hatte er an ihrer Seite verbracht.
Es gab nur eine Unterbrechung, in der er einem Boten befahl frische Kleidung für ihn zu holen und er war sich waschen gegangen.
Er wusste, dass sie keine Ahnung über die Fehlgeburt hatte. Ioreth hatte es ihm gesagt.
Jetzt war es seine Aufgabe, ihr das zu sagen. Sein Magen zog sich zusammen.
Wie sollte er es Eowyn sagen? Es würde ihr wehtun, aber das wollte er nicht!
Ganz sacht strich er über ihre Wange. „Ich bin so glücklich, dass Du lebst. Meine Sorgen haben mich fast zerfressen…"

Eowyn erwiderte seinen Blick. „Aragorn hat Dich freigelassen! Jetzt weiß er, dass Du es nicht warst?"
„Ja, er weiß es jetzt. Mein Onkel Imrahil hat Aragorn ein wenig geholfen, dieser Sache mehr Aufmerksamkeit zu schenken."
Sie lächelte. „Den Valar sei es gedankt. Ich hatte solche Angst um Dich."
„Du brauchst um mich keine Angst haben. Es wird alles gut werden. Und Du musst wieder gesund werden."
Jetzt lächelte sie nicht mehr. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Mir war schlecht und dann bekam ich grauenvolle Bauchschmerzen."
Er nickte. „Ich weiß, Eowyn…."
Sie sah die Tränen und die Trauer in seinen Augen. „Warum sehe ich Tränen in Deinen Augen? Das Schlimmste habe ich doch überstanden! Oder nicht?"
„Ja, Du hast es überstanden."
„Dann gibt es noch mehr, was Du mir sagen willst! Ich sehe es Dir an. Bitte sag es mir!"
Eowyn sah, dass er mit sich kämpfte.
Jetzt ahnte sie Schlimmes, doch sie wollte es ausgesprochen hören! Sie flüsterte und sah ihm fest in die Augen. „Bitte, sag es mir!"
Langsam schüttelte er seinen Kopf. Und seine Stimme war leise und brüchig. „Unser Kind…"
Eowyn sah ihn entsetzt an. Ihre Gefühle waren nicht zu beschreiben. Sie war schwanger gewesen? Aber davon hatte sie keine Ahnung gehabt!
Wie konnte das sein? Und jetzt hatte sie es verloren!

Sie beide umarmten sich und trauerten um das Kind, das nie geboren werden würde.
Dieser intime Moment der Trauer und des Schmerzes gehörte nur ihnen beiden!

Aragorn hatte Arwen an diesem Morgen ebenfalls besucht. Auch sie befand sich auf den Weg der Besserung. Eru sei Dank, begegnete er Faramir nicht.
Denn er wusste, dass dieser auch hier war, bei Eowyn.
Jetzt war er auf den Weg zu seinem Amtszimmer.

Aragorn wusste, dass er mit Faramir reden sollte. Schon der Gedanke daran war ihm äußerst unangenehm.
Jetzt hoffte er, seine Freunde noch in dem großen Speiseraum vorzufinden. Auch diese wollte er kurz sehen.
Obwohl es ihm trotzdem schwer im Magen lag, dass sie alle wussten, was für einen fatalen Fehler er fast gemacht hätte.
Schon gestern Abend hatte er ihnen gesagt, dass er Faramir freigelassen hatte.
Endlich hatte er den Raum erreicht und betrat ihn. Stimmengewirr empfing ihn.
Als er eintrat verstummten sie und schauten ihn an. Täuschte er sich oder fühlte er Spannung in diesem Zimmer?

Legolas kam lächelnd auf Aragorn zu, aber es fehlte an Herzlichkeit in diesem Lächeln!
Vor ihm blieb er stehen und legte ihm seine rechte Hand auf die Schulter. Die blauen Augen des Elben sahen ihn ruhig und freundlich an.
„Aragorn, Du wirst es in den nächsten Tagen nicht einfach haben, das wissen wir alle. Wir wollen auch nicht zusätzlich Deine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.
Wie alle sind der Meinung, das Beste wäre…" Er zögerte kurz. „….Dich und Faramir ein wenig allein zu lassen. Ihr beide solltet zueinander finden!"
Dann nahm er wieder die Hand von Aragorns Schulter.
Gimli kratzte sich am Kopf. „Der Elb und ich dachten, wir schauen uns hier in der Nähe ein paar Höhlen an. Beregond sprach von ihnen. Sie müssen sehr schön sein. So wären wir ein paar Tage nicht hier."
Aragorn hatte von Legolas auf Gimli gestarrt.
Jetzt sprach Frodo. „Wenn Du Beregond ein paar Tage frei geben könntest, würde er mit mir, Merry und Sam nach Ithilien gehen. Ich möchte gern noch einmal Henneth-Annun sehen und die Wälder Ithiliens."

Aragorn wusste nicht was er sagen sollte, sie sprachen ihm aus der Seele.
Aber eines ging nicht und er schaute Frodo bedauernd an.
„Frodo, nach Ithilien kann ich euch nicht gehen lassen. Noch immer gibt es dort Orks. In ein paar Wochen ginge das vielleicht, aber nicht jetzt."
Der Elb sah Frodo aufmunternd an, da er dessen Enttäuschung bemerkte. „Vielleicht habt ihr drei Lust, mit uns die Höhlen zu besichtigen?"
Frodo sah fragend zu Merry.
Der sprach grinsend. „Ist zwar schade, da ich Ithilien noch nicht kenne. Aber Höhlen finde ich auch nicht schlecht. Schauen wir uns die Höhlen an."
Auch Sam nickte. „Ja, schauen wir uns die Höhlen an."

Aragorn schaute zu Gandalf. Der zwinkerte ihm zu. „Nun, ich würde gerne bleiben und in den Archiven lesen. Dazu hatte ich lange Zeit keine Gelegenheit."
Jetzt verlangte Pippin seine Aufmerksamkeit. „Ich bleibe hier. Vielleicht kann ich Eowyn und Faramir zur Hand gehen!"
Er reckte sich stolz und schaute keck in die Runde. „Und außerdem bin ich ein Wächter der Feste."
Sie alle lachten. Dieser Hobbit verstand es immer wieder die Stimmung aufzuhellen.
Merry stieß ihn an. „Du bist kein Wächter der Feste mehr. Denethor nahm Dir den Eid ab, jetzt herrscht der König."
Aragorn grinste Merry an. „Nun, Merry, so ganz Unrecht hat Pippin nicht. Bisher habe ich alle Bediensteten, Angestellten, Soldaten und Wachposten Denethors übernommen. Warum sollte ich Pippin nicht übernommen haben?"
Merry schaute Aragorn einen Moment überrascht an, dann grinste auch er in seiner völlig eigenen Art. Die anderen lachten alle auf.
Dass Denethor Pippin aus seinen Diensten entlassen hatte, musste ja keiner wissen.

Jetzt blickte Aragorn zu Gimli und er sprach ihn an. „Gimli, mein Freund, ich bitte Dich zu dem Richter zu gehen und ihm zu sagen, dass ich mein Urteil zurückgezogen habe. Faramir ist unschuldig. Es soll öffentlich bekannt gegeben werden."
Der Zwerg grummelte unwillig vor sich hin. Aber dann verließ er das Zimmer um den Richter aufzusuchen.

Der Fürst von Dol Amroth ging an diesem Tag seine eigenen Wege. Er hatte hier einige Freunde, die er aufsuchen wollte. Faramir wusste er an Eowyns Seite.
Und dort gehörte er auch hin!
Aber er fragte sich, was passiert wäre, wenn er nicht zufällig erschienen wäre! Hätte Aragorn Faramir wirklich hinrichten lassen?
Imrahil schüttelte den Kopf an den Gedanken daran.

Nur kurze Zeit später saßen Legolas und Gimli auf Hasufel und ritten in westlicher Richtung den Höhlen entgegen. Die drei Hobbits saßen auf Ponys.

Gandalf befand sich in den Archiven und las, während Pippin durch die Stadt schlenderte, um Bergil aufzusuchen.

Aragorn hatte einen Boten entsandt, der Faramir fragen sollte, ob er ein wenig Zeit für den König hätte.
Er wollte es Faramirs Entscheidung überlassen, ob dieser jetzt oder vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mit ihm reden wollte!

Faramir schaute überrascht auf, als der Bote das Zimmer betrat und sich zu ihm hin verbeugte.
„Herr Faramir, der König lässt höflich nachfragen, ob Ihr ein wenig Zeit für ihn hättet!"
Faramir sah zu Eowyn, die jetzt in ihrem Bett an Kissen gelehnt saß. Er war unwillig, sie jetzt wieder alleine zu lassen.
Doch sie schaute ihn mit einem zuversichtlichen Lächeln an. „Geh nur. Ob jetzt oder später, ihr müsst euch aussprechen." Dann drückte sie kurz seine rechte Hand.
Er beugte sich zu Eowyn, um ihre Stirn zu küssen.
„Wenn Du der Meinung bist, ich sollte gehen, um mit Aragorn zu reden, dann werde ich es machen." Dann erhob er sich von dem Bett und folgte dem Boten.
Er wusste, dass es für sie beide ein sehr unangenehmes Gespräch werden würde. Aragorn musste seinen Fehler vor ihm zugeben.
Faramir fragte sich, was ihn in diesem Gespräch erwarten würde!

Aragorn stand am Fenster seines Arbeitszimmers und schaute über die große, steinerne Stadt.
Würde Faramir kommen? Oder würde er um einen späteren Zeitpunkt bitten?
Wollte er wirklich jetzt mit ihm reden oder lieber an einem anderen Tag?
Aber sie würden sich in diesem Gebäude sicherlich treffen, da sie beide hier ihre Gemächer hatten!
Was wäre es für ein Gefühl, Faramir in einem der Gänge des Gebäudes zu treffen, ohne sich vorher ausgesprochen zu haben?
Er hoffte, Faramir würde jetzt kommen!

Der stand in diesem Moment vor Aragorns Tür und klopfte an.