The Case of Ann Langfield Chapter 4: Die üblichen Verdächtigen, a cold case fanfic

Kapitel 4 – Die üblichen Verdächtigen

Geht's dir schon besser
Geht's dir besser

Am nächsten Tag machten sich Lilly und Scotty auf den Weg und fuhren in das 20 Kilometer nordöstlich von Philadelphia liegende Trenton. Seit nunmehr 25 Jahren verbrachte Ann dort Tag und Nacht in einem kleinen privaten Heim für Geisteskrankheiten und Psychosen.

Für Scotty war dieser Besuch nichts Besonderes. Er besuchte Elisa in solch einer Einrichtung mehrmals in der Woche, wenn nicht gar täglich, doch in Lilly weckte dieser Ort Unbehagen. Einzig vertraut war ihr die Durchsuchung nach Waffen mit Hilfe eines Metalldetektors, es war fast wie im heimischen Homicide Squad. Als beide ihre Waffen abgelegt hatten, konnten sie in den Trakt, in dem Ann seit einem viertel Jahrhundert ihr Leben fristete.

Bist du noch so einsam
wie du's früher einmal warst
Ziehst du dich noch warm an
an einem brüllend heißen Tag
Bist du noch am Fenster
und gehst Tage lang nicht raus
Siehst du noch so müde
und so fertig aus

Ann wurde von einem Aufseher in den kleinen Raum geführt, in dem Lilly und Scotty bereits seit einer guten viertel Stunde warteten. Wieso dauerte das so lange? Wollten die Anstaltsleiter testen, ob es ihnen beiden ernst war?

Schließlich wurde eine Frau mittleren Alters zu ihnen gebracht und Lilly erkannte nur ansatzweise die Züge der jungen Mutter, die sie von den Fotos her kannte. Begleitet wurde sie von einem jüngeren Arzt, der auch sofort neben Ann Platz nahm. Der Aufseher nahm seine Position an der Tür ein und rührte sich daraufhin nur noch äußerst selten. Disziplin wurde hier wohl groß geschrieben, schoss es Lilly durch den Kopf.

„Guten Tag, ich bin Doktor Warner und betreue Mrs. Langfield."

„Freut mich sehr Doktor", Scotty war kurz aufgestanden und reichte dem Heiler die Hand. Kurz danach tat Lilly es ihm gleich und beide setzten sich wieder auf ihre Plätze. Sie war nicht fähig ihren Blick von Ann abzuwenden. Dort war eine Frau, die sie anzusehen schien, aber doch auf wundersame Weise durch sie hindurch starrte.

Geht's dir schon besser
Geht's dir schon besser
Hat das Leben dich zurück
Geht's dir besser
Geht's dir schon besser
Nur ein kleines Stück

„Wie geht es ihnen Ann?", hörte Lilly plötzlich Scotty fragen und ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf ihren Kollegen. Sie wusste, dass Elisa schizophren war und in einer ähnlichen Anstalt betreut wurde, auch wenn sie unter Aufsicht ins Freie durfte. Detective Rush beschloss also ihrem Partner vorerst das Fragen zu überlassen.

„Hoffen sie nicht auf eine Antwort", entgegnete Doktor Warner, „Ich betreue sie nun seit etwa 10 Jahren und sie hat mit mir noch kein einziges Wort gewechselt."

„Sich spricht also nie?", fragte Scotty ungläubig. „Sie haben es erfasst. Seit sie hier ist, soll sie noch nicht einmal gesprochen haben, wir wissen auch nicht, ob sie uns versteht, oder überhaupt wahrnimmt. Der Schock, den sie damals erlitt könnte so groß gewesen sein, dass sie nicht mehr sprechen kann und wie wir es nennen, in eine andere Bewusstseinsebene übergegangen ist, in der wir sie nicht mehr erreichen."

Siehst du noch am Himmel
wohin die Wolken ziehen
Nimmst du schon zum Frühstück
die ersten Aspirin
Hörst du noch Nirvana
und schläfst du noch so schlecht
Denkst du jeden Abend
die Welt ist ungerecht

Lilly lauschte den Ausführungen des Arztes, bevor sie schließlich sagte: „Es geht darum: Wir rollen den Fall von Ann noch einmal neu auf und sind in gewissem Maße auf sie angewiesen, denn momentan ist sie unsere einzige Zeugin, die den Verlauf der Tatnacht schildern kann. Es gibt von damals keine Aufzeichnungen von Befragungen, da Ann nie befragt wurde."

„Das liegt ganz einfach daran Detective, dass Ann schon damals nicht in der Verfassung war verhört zu werden, geschweige denn ganze Befragungen durchzustehen."

„Dennoch war und ist Ann bis heute die Hauptverdächtige in unserem Fall."

„Das glaube ich ihnen Detective Valens, auch uns sind die Ergebnisse der damaligen Ermittlungen geläufig, doch es wird in Anns Fall nie zu einer Verurteilung kommen."

Scotty bemerkte, dass sie hier auf der Stelle traten und entschloss sich nun etwas präziser zu werden: „Wenn ich zusammenfassen darf, ist Fakt, dass sie in den vergangenen Jahren keinerlei Fortschritte machen konnten was Anns geistigen Zustand angeht."

„Das ist korrekt!"

„Haben sie je versucht sie mit der Vergangenheit zu konfrontieren? Vielleicht mit Bilder, Filme und ähnliches", fragte Lilly. „Nein, wir hielten es für sinnlos, wenn wir nicht einmal so weit fortgeschritten waren, dass Ann überhaupt auf irgendetwas reagierte."

„Welche Mutter reagiert nicht auf ihre Kinder, wenn sie es kann? Wäre es nicht eine einfache Methode, um zu erfahren, in wie fern sie noch in unserer ‚Eben' weilt?"

„Wie ich eben sagte, wir hielten es für sinnlos, außerdem kam in den vergangenen 25 Jahren ihr Ex-Mann Carl Langfield 4mal im Jahr hierher und beuschte seine Ex-Frau", erklärte Doktor Warner und holte kurz darauf tief Luft, um sich nicht aufzuregen. Er vertrug es nicht, wenn Außenstehende seine Arbeit kritisierten.

„Carl Langfield war hier?", hakte Lilly ungläubig nach.

Geht's dir schon besser
Geht's dir schon besser
Hat das Leben dich zurück
Geht's dir besser
Geht's dir schon besser
Nur ein kleines Stück

„Das ist richtig, er war erst vor kurzem hier und besuchte Ann. Er brachte Blumen und einen Kuchen mit."

„Wann genau war das Doktor?"

„Ganz einfach, das war am 17. August. Ich weiß es, da wir an diesem Tag mit allen anderen Patienten im Park am See waren. Es war wirklich für viele ein großes Ereignis…", Doktor Warner wollte das eben gesagte noch weiter ausführen, als Lilly plötzlich aufschreckte und die Akte öffnete, die sie die ganze Zeit unter dem Arm gehalten hatte. Nach einigem Blättern fand sie das, was sie suchte und sagte: „Das war Lisas Geburtstag. Er besucht sie an den Geburtstagen der Kinder und vielleicht auch an ihrem", Lilly war überrascht, dass Carl noch so enge Bande zu seiner Ex-Frau pflegte.

„Das kann gut sein", Scottys Gehirn arbeitete und er überlegte sich weitere Schritte: „Doktor Warner, wissen sie, wo Carl Langfield zur Zeit wohnt?"

„Ich weiß nicht, ob ich das…"

„Sie dürfen. Wir könnten seine Adresse auch auf dem bürokratischen Umweg erfahren, aber sie könnten die Aufklärung beschleunigen."

Plötzlich war der junge Arzt euphorisch und einverstanden. Er schien zu verstehen, um was es hier ging. „In Ordnung. Ich bringe Ann zurück und gebe ihnen dann Mr. Langfields Adresse."

Ich wünsche mir so sehr
das alles gut wird für dich
und alle Fragen eine Antwort finden
Ich wünsche dir so sehr
das alles gut wird für dich
und die Drogen für immer verschwinden

Lilly nickte nur kurz und blickte schließlich zu Ann. Sie saß immer noch unverändert auf ihrem Stuhl und starrte an die gegenüberliegende Wand. Detective Rush hatte plötzlich das Bedürfnis ihre Hand zu nehmen. Mit sanftem Druck zeigte sie Ann ihre Anwesenheit und ihr Mitgefühl. Plötzlich war sie sich nicht mehr so sicher, dass diese Frau hier vor ihr ihren Kindern eine solche Grausamkeit hätte antun können.

Am Ausgang erhielten Scotty und Lilly nicht nur ihre Waffen zurück, sondern auch die Adresse von Familie Carl Langfield. Als sie schließlich das Gelände verlassen hatten, richtete sich Scotty an seine Partnerin: „Hätten sie gedacht, dass Carl immer noch Ann besucht?"

„Nun ja Scotty, Leid verbindet. Vielleicht gibt er ihr nicht die Schuld an den Vorkommnissen und ist von ihrer Unschuld überzeugt."

„Wir werden es wohl am ehesten von Carl selbst erfahren. Wann fahren wir hin?"

Geht's dir schon besser
Geht's dir schon besser
Hat das Leben dich zurück
Geht's dir besser
Geht's dir schon besser
Nur ein kleines Stück

„Sie sind wohl mittlerweile scharf auf den Fall Valens", Lilly lachte verschmitzt, klopfte ihrem Kollegen auf die Schulter und beschleunigte ihren Schritt um als erste am Dienstwagen zu sein. „Nun sagen sie mir nicht, dass sie nicht scharf darauf sind den Fall aufzuklären", rief Scotty ihr nach und stieg schließlich in die Beifahrertür ein.

Geht's dir besser
Geht's dir schon besser
Hat das Leben dich zurück
Geht's dir besser
Nur ein kleines Stück

Den Weg über nach Philadelphia schwiegen beide. Jeder hing seinen Gedanken nach. Erst kurz bevor sie auf dem Parkplatz vor dem Homicide Squad hielten fand Lilly die Sprache wieder: „Wir sollten uns kurz bei Stillman melden und uns anschließend daran machen weitere Zeugen zu finden."

„Ich dachte da vor allem an Carl Langfield Lill", fügte Scotty an.

Detective Rush und Valens betraten das Gebäude und machten sich anschließend auf den Weg zu Tom Stillmans Büro.

„Wer redet?", fragte Scotty wie so oft in der Hoffnung das die Antwort einmal zu seinen Gunsten ausfiel.

„Sie sind wirklich hartnäckig Partner", Lilly lächelte, „Aber um auf ihre Frage zu antworten: Ich natürlich. Kommen sie schon Großer."

„Ja Ma´am."

Fortsetzung folgt…

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Kapitel 4: Ich + Ich – „Geht´s dir schon besser" von 2003