#all - Danke für eure Reviews, ich versuche, die Geschichte zu Ende zu bringen, auch wenn es mir zur Zeit schwer fällt, aber ich bleibe irgendwie dran! ;)
Gildins Weg - Geliebter Sklave
Kap. 24 – Thranduils Schmerz
„..er genießt es, er erwacht….ohne mich!"
Thranduils Laune schien auf dem Tiefpunkt. Mit wütenden Worten ließ er seinen Unmut laut werden und verpasste dem Bach einen Schwall Ufersteine, der unbeeindruckt weiter durch den Wald floss. Ein wenig mehr beeindruckt von des Königs Wutausbruch rieb sich Erestor über die Fesselspuren an seinen Handgelenken.
„Du überrascht mich immer wieder Thranduil…du hättest dir denken können, dass dein Sohn versucht, Gildin für sich zu gewinnen."
Mit wenigen Schritten folgte Erestor dem König an den Bach, betrachtete erst einmal Thranduils geschmeidigen, unbekleideten Körper, der kurz zuvor noch heiß sein Innerstes mit Leidenschaft erfüllt hatte und noch deutlich Zeichen der Erregung aufwies.
„Mein König scheint unbefriedigt wie ich sehe…"
Erestors Stimme hüllte den Sindar in Ablenkung, versuchte es zumindest. Doch Thranduils Gedanken waren immer noch weit mit dem Geflüster des Baches verwoben.
„Es ist nicht mein Sohn der mit ihm erwacht….es ist wieder derselbe Stamm, der mein Herz vor Jahren zerfleischte. Die Valar machen sich einen Spaß…."
Verzweiflung mischte sich nun in Thranduils Stimme und Fassungslosigkeit. Ein weiteres Mal überrascht von Thranduils Reaktion, hob Erestor ungläubig eine Braue.
So tief ist der Schmerz in ihm, dass er den Valar trotzen möchte…nicht mal ahnen konnte ich dies…er vergisst selbst, dass ich nah bin und seine Seele fühle…wir wehrlos bist du doch Thranduil…du würdest alles geben, um diesen Schmerz zu besiegen
„Erzähle es mir, Thranduil, Schöner, teile deinen Schmerz endlich ganz…Alleine kannst du die Schatten der Vergangenheit nicht bezwingen….lass mich dein Schwert führen"
Sich wohl bewusst, um die Magie in seiner geheimnisvollen Stimme, strichen Erestors Finger über Thranduils Schenkel. Geschickt fasste er die prallen Pobacken und zog den König nah an seinen Körper, berührte ihn dennoch kaum, flüsterte weiter erregend und verführerisch in Thranduils Ohr.
„…und sag mir, was er dir antat, erzähl was im goldenen Wald geschah, wie hast du ihn für dich gewonnen, wie verloren….und wie tief ist dein Schmerz…."
Gefangen in Erestors Verführung fiel unmerklich Spannung von Thranduils wütendem Ausdruck. Zuviel hatte er nun von sich preisgegeben. Oft hatte er seinem Liebhaber von seiner nahen Rache berichtet, von einem Verrat aus alten Tagen, doch nun wusste Erestor auch, dass es ein Herzensverrat war. Thranduils Atem zeigte seine Aufregung. Konnte er Erestor vertrauen, so tiefe Gefühle seines Lebens auszusprechen? Thranduil zögerte, herrisch schob er Erestors Arme von sich.
„Verlangst du nun nicht zuviel, Erestor? Du weißt sehr gut meine Sinne zu beglücken, aber ich weiß, an welchem Ort ich dich nicht kenne. Du selbst bist Noldo…bist du ein Verräter deiner Abstammung?"
„Mich interessiert es wenig, aus welchem Stamm das Holz ist, das ,meine Sinne berauscht, du weißt, ich wandle durch die Völker, wissensdurstig und hungrig nach Leben. Ich handle nicht als Noldo, ich bin Erestor…"
„Erestor also, nur Erestor…geheimnisvoll und unbeugsam…."
Thranduils Blick löste sich langsam von Misstrauen und ein gefährliches Glitzern umgab seine Augen. Dann hob Thranduil seine Kleidung vom Boden, hüllte sich in seine Gewänder und lehnte sich an einen mächtigen Stamm, um seinen Erinnerungen Halt zu geben.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass es einen Anfang gab, Erestor. Manche Erinnerungen sind ohne Zeit, hier ist nur ein Ende, aber kein Anfang. Celeborn war eins mit mir, ebenso, wie ich eins mit ihm war. Kein Gedanke allein gedacht, kein Empfinden allein gespürt, eine Seele. Unendlich die Nächte unserer Liebe….es schmerzt noch immer, sich an seine Wärme zu erinnern. Als die Völker aufbrachen und unsere Leben sich trennten, waren wir überzeugt, dass es nur auf Zeit war, dass wir uns dann gegenseitig in langen, wundervollen Nächten von unseren Erlebnissen berichten würden. Wir waren überzeugt, dass es nichts anderes als ein Uns geben könnte….Doch nicht WIR nur Ich war überzeugt, weiß ich nun, er wohl kaum…"
Thranduil holte tief Luft, dreht den Blick zu Erestor, der aufmerksam lauschend auf einem Stein nah des Baches saß.
„Bald übernahm ich Pflichten der Führung, wählte jeden Weg aus, immer in der Hoffnung, dass er mich wieder näher an Celeborn bringt. Oropher Adar nîn, so weiß ich jetzt, war viel früher schon als ich informiert, dass Celeborn längst eine neue Bindung eingegangen war. Und das kam ihm sehr recht. Er vermittelte mir Gespielinnen, wollte dass ich unsere Linie endlich weiterführte. Doch ich sehnte mich nur nach einem, verließ heimlich Eryn Lasgalen, um dem Einen nah zu sein, folgte dem Raunen der Lüfte…"
Erestor erhob sich, kam näher.
„Ich erinnere mich….das Raunen der Lüfte, die ersten Gerüchte über das Erwachen des goldenen Waldes, die ersten Erzählungen über Caras Galadhon meinst du sicher. Ich hielt es für unmöglich, dass es wahr sein könnte. Erst in Elronds Begleitung Jahrhunderte später, wusste ich dass nichts von den Gerüchten über die Pracht des goldenen Waldes, übertrieben war. Ein Hort der Schönheit…bist du Celeborn dorthin gefolgt?"
Behutsam berührte Erestor Thranduils Hand. Einen Augenblick zuckte er zurück, ließ die Berührung dann zu und nickte.
„Ja, ich folgte ihm, noch war der goldene Wald jung und trotz allem schon reicher, als Eryn es je sein konnte. Aber was noch wertvoller war, Lothlórien lag nahezu ungeschützt, noch war die Macht Nenyas nicht voll entfaltet. Nur aus diesem Grund kam ich ungesehen so tief in den Wald hinein. Hier erst erfuhr ich von Celeborns Gemahlin Galadriel. Oropher hatte zuvor all diese Informationen vor mir fern gehalten. Ich wäre viel früher schon aus seinem Wirkungskreis ausgebrochen hätte ich nur davon geahnt. Es war ein Schmerz, den ich nie zuvor kannte, tief und tiefer bohrte sich die Wunde, ich wollte versinken, eins werden mit den jungen Mallornwurzeln.
Boten des Waldes hatten mir von der Herrin und dem Herrn des Waldes berichtet, als ich nach dem Weg fragte. Galadriel, ein Name der nicht unbekannt war, aber mir nur Schmerz brachte.
Tagelang verbarg ich mich in dem jungen Blattwerk und sehnte mich nach dem Tod. Doch er kam nicht, meine Seele war noch nicht ganz zerbrochen. Ich wusste, mein Herz wollte es nicht glauben und so schlich ich weiter, immer weiter bis in Caras Galadhon mich Wachen erwischten und mich auf die Fleets schleppten……und ich den Beiden gegenüberstand."
Thranduil schluckte und presste Erestors Hand zusammen.
„Es war ein grausamer Moment. Ohne nur ein Wort gesagt zu haben, wusste jeder Anwesende sogleich um die Gefühle des anderen. Galadriel wusste, wer ich war und erkannte mich sogleich als große Gefahr. Ihr Mund versuchte zu lächeln, doch ihre Augen wollten meinen Tod. Celeborns Blick verriet, dass unsere Liebe nicht ganz Vergangenheit war. Fast schien es mir, dass er willenlos neben ihr verharrte. Sie hatte alles in der Hand. Sie musste entscheiden und wählen. Sie wählte gut, denn sie bot mir mit strahlend, gütigem Blick an zu bleiben. Damit hatte ich verloren. Hätte sie meinen Tod gewollt, dann wäre Celeborn zu mir zurückgekehrt, verstehst du es Erestor?"
„Mae Aran nîn, ich weiß, wovon du sprichst…ich kann es fast vor mir sehen, indem sie gab, nahm sie alles. Hast du Celeborn noch mal alleine gesprochen?"
„Erestor, ich blieb dort fast zwei Jahre. So schnell hatte sie den Kampf nicht gewonnen, erst später wurde mir klar, dass sie bei unserer ersten Begegnung den Sieg gewählt hatte. Sie ließ es zu, dass ich um Celeborn kämpfte, tat so, als bemerke sie nicht, wie er jede Nacht heimlich zu mir schlich. Doch sie wusste alles. Ich kämpfte um ihn, ich versuchte unsere alte Verbindung zu erneuern, versuchte mit ihm wieder eins zu sein, in Seele und Körper. Doch mit jedem Tag entfernte er sich mehr. Wir liebten uns körperlich, nur körperlich. In den unzähligen Gesprächen der Nächte flehte ich ihn an, mit mir aus dem Wald zu fliehen. Die Antwort ist er mir heute noch schuldig. Plötzlich wurden seine Besuche weniger. Er nannte dafür keine Gründe. Dann kam er wochenlang gar nicht mehr. Ich war am Verzweifeln. Und dann kam der Abend, der meine Seele brach. Er kam. Seine Augen glühten vor Glück. Ich dachte, es wäre meinetwegen, lief ihm entgegen, um ihn in die Arme zu schließen. Er ließ es nicht zu, sondern erzählte mir überglücklich von der Geburt seiner Tochter und das ich diese Botschaft meinem Volk überbringen sollte und meine Familie herzlich zur Namensfeier eingeladen wäre….kannst du das glauben, Erestor? Er behandelte mich wie einen Boten meines Volkes…wie einen Diener, der Nachrichten von einem Wald in den nächsten trägt. In mir starb alles, ich spuckte ihm ins Gesicht und schlug ihn…ich verlor jede Beherrschung….ich weiß nicht mehr, wie er davonkam, wie ich aus dem Wald floh….irgendwann viele Monate später erreichte ich Eryn und dämmerte dort weiter. Frag mich nicht, warum ich überlebte….ich denke, es gibt nur eine Antwort: Rache. Dieses kleine Wort kann ein Leben erhalten, glaub mir…"
Thranduil atmete tief ein und wagte es dann Erestor anzublicken.
Kein Mitleid….wage es nicht mich mitleidig zurechtzuweisen…nun liegt es offen vor dir mein Herz…stärke mich, aber wage nicht meine Schwäche zu bemitleiden
Erestors Blick zeigte keinerlei Mitleid, Thranduil atmete erleichtert aus.
„Verstehst du nun, was mir Gildin hier in meiner Obhut bedeutet?
Erestor nickte düster, aber innerlich zerrissen.
„Eins will ich noch wissen, Thranduil. Hast du Gildin damals entführt? Warst du für sein Verschwinden verantwortlich?"
Thranduil schluckte und entzog Erestor seine Hand.
„Ich war es nicht…aber ich weiß, wer es veranlasst hat…"
Anmerkungen:
Oropher, Adar nîn Oropher, mein Vater
