Sie kamen ohne Vorwarnung und umzingelten uns.

Sie trugen schwarze Umhänge, die ihr Gesicht verbargen und zogen schmale, dünne Holzstäbe aus ihren Taschen.

„Großvater, was…"

„Rühr dich nicht vom Fleck, Albus", sagte mein Großvater mit ungewöhnlich scharfer Stimme.

Einer der maskierten Männer trat vor. „Gib uns das Kind."

„Niemals."

„Dann stirb."

Mit einer blitzschnellen Bewegung drückte Großvater mich auf den Boden und zog ebenfalls einen Holzstab hervor.

Mit ohrenbetäubendem Knallen und Zischen stoben wahre Blitzgewitter und Lichtblitze über meinem Kopf her.

Was passierte da? Wo kamen diese Blitze her??

Panisch versuchte ich mich aus dem Schussfeld zu robben, doch dann erhob sich plötzlich vor mir die schrecklichste Gestalt, die ich je gesehen hatte.

Das Gesicht schlohweiß, filzige graue Haare, eisgraue Augen und eine dicke Narbe quer durchs Gesicht.

„Grindelwald! Das ist der Junge!", brüllte einer der schwarzgemummten Männer.

Die unheimliche Gestalt lächelte schief. „Ja, ich weiß. Ich spüre seine mächtige Aura."

Ich wusste weder was eine Aura ist, noch, was dieser Grindelwald von mir wollte.

Aber er sah nicht allzu freundlich aus, deswegen erhob ich mich stolpernd.

„Wir werden doch nicht weglaufen, oder?", fragte Grindelwald seltsam lächelnd. „Ich finde, du bist ein so lieber Junge, ich würde dich gerne etwas näher kennen lernen!"

Da ich aber an einer Bekanntschaft nicht sonderlich interessiert war, warf ich mich herum und rannte so schnell ich konnte auf die kleine Steinmauer zu, die an unser Grundstück grenzte und die mir vielleicht etwas Schutz bieten konnte…

„Er haut ab! Ruft die Dementoren!"

Dementoren?

Meine Frage wurde augenblicklich beantwortet.

Zuerst fiel mir auf, dass es eiskalt wurde.

Und dann sah ich sie.

Es sollten die schlimmsten Momente meines Lebens werden: Eine glitschige, vermoderte Hand, die sich anfühlte wie ein nasser Schwamm, griff nach meiner Gurgel und schleifte mich zurück in Grindelwalds Richtung.

Ich schrie wie am Spieß und wehrte mich verbissen, doch gleichzeitig wurde ich immer schwächer, als würde der Dementor, oder wie auch immer dieses Wesen hieß, meine Kraft aufsaugen.

„Albus!"

Wie aus dem Nichts erschien mein Großvater neben mir und versuchte mich aus dem Klammergriff des Dementors zu befreien.

„Brian, gib es auf, du bist nicht stark genug", sagte Grindelwald kühl.

Damit hob er seinen Zauberstab und ich sah nur noch einen hellen grünen Lichtblitz, der auf den Körper meines Großvaters traf.

Ohne eine Miene zu verziehen, brach er zusammen und blieb reglos auf dem Boden liegen.

-

„NEEEEIIIIIN!!! Großvater!!!"

Er war tot. Ich wusste nicht, was passiert war, aber er war tot. Das durfte nicht, nicht er!

Immer mehr Dementoren erschienen, meine Glieder wurden schwer.

„Großvater", wimmerte ich schwach.

Ich hörte vielstimmiges Gelächter. Ich spürte den eisigen Atem der Dementoren in meinem Nacken.

Was sollte das alles, wer waren diese Menschen, warum konnten sie mit Holzstäben Leute umbringen?

„Wir gehen", sagte Grindelwald zu den Männern.

„Neiiin!!!" Ich versuchte mich erneut loszustrampeln.

Gelächter. Immer wieder Gelächter…

…das plötzlich in Schreie umschwang.

Ich sah auf und erblickte einen weißen Hirsch, der heller strahlte als der Mond und anmutig auf die Dementoren zulief.

Ich wurde losgelassen und landete hart auf dem Boden.

Jemand brüllte „Da!" und erneut knallten blitze durch die Luft.

Einer von ihnen traf mein Bein, als ich versuchte, mich in Sicherheit zu bringen, fetzte dort den Stoff meiner Hose weg und riss meine Haut auf.

Mit blutüberströmtem Bein fiel ich wieder gen Boden – und wurde im letzten Augenblick aufgefangen.

Alles ging so rasend schnell, die Person, die mich aufgefangen hatte, machte einen gewaltigen Satz zur Seite und türmte hinter die Gartenmauer.

„D…Danke" stotterte ich.

Der junge Mann, der mich im Arm hielt, lächelte freundlich.

„Alles in Ordnung?"

„Ähm… ja, ich denke schon…"

Fasziniert starrte ich ihn an – ich hatte noch nie so grüne Augen gesehen…

Und er hatte eine seltsame Narbe auf der Stirn, die aussah wie ein Blitz…

„Ich werde mich kurz um diese Kerle kümmern, du wartest hier, einverstanden?"

Ich nickte ängstlich und er setzte mich vorsichtig auf den Boden.

Ein Lichtblitz pfeifte an der Mauer vorbei und schlug krachend einen Brocken aus ihr heraus.

Der Mann sah meine angst und wuschelte mir liebevoll durchs Haar. „Keine Angst, ich komme gleich wieder."

Damit zog er einen Holzstab und stürzte sich in das Getümmel.

Ich saß zusammengekauert hinter der Mauer, mein blutendes Bein an mich gepresst und traute mich nicht, einen Blick nach hinten zu riskieren.

Was sollte das alles, wo kamen diese Menschen her, wenn es überhaupt Menschen waren?

Großvater hatte sie offensichtlich gekannt, er hätte es mir sicher erklärt…

Aber er war tot, ich war total alleine, nur der junge Mann schlug gerade die schwarzgemummten Männer in die Flucht.

Dann war alles still.

Der junge Mann erschien wieder und klopfte sich leicht keuchend Staub von seinem Umhang.

Ich sah zu ihm auf.

„Sie sind weg", sagte er leise.

Ich nickte nur.

Sein Blick wurde mitleidig. „Das mit deinem Großvater tut mir sehr Leid, wirklich. Ich weiß, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren."

Ich schluckte schwer und nickte zitternd.

Er betrachtete mich eingehend, als könnte er nicht so richtig glauben, was er da sah.

Das machte mir Angst.

„Was ist?"

Er fuhr erschrocken zusammen. „Ach nichts, Entschuldigung, aber es ist nur…." Er zögerte. „Ich werde dich am besten jetzt zu deinen Eltern bringen, einverstanden?"

-

Der Mann setzte mich sanft vor der Haustür ab und klingelte.

Mein Vater öffnete. „Albus, da bist du j…" Er unterbrach sich und musterte den Mann feindselig. „Wer sind Sie denn?"

„Ihr Sohn und sein Großvater wurden von Grindelwald und seinem Gefolge angegriffen. Sein Großvater hat es nicht überlebt, aber ich konnte Ihren Jungen retten."

Meine Mutter erschien in der Tür. „Mein Vater ist tot?"

Der Mann nickte.

In ihren Augen erschienen Tränen und sie verschwand wieder in der Küche.

Mein Vater zog mich unsanft in das Haus. „Danke und schönen Tag noch."

Der Mann sah mich an. „Ich heiße Harry", sagte er hastig.

„Was?" Vater sah den Mann verwundert an.

„Harry. Und wir werden uns bald wieder sehen, Pr… Albus." Er lächelte plötzlich. „In ungefähr 150 Jahren."

Damit wandte er sich um und ging.