Anm. des Autors: Dieses Chap ist leider etwas kürzer als die anderen, weil ich danach einen großen Zeitsprung machen möchte.
Ich möchte mich aber an dieser Stelle für die lieben revs bedanken ;-)
Ich freue mich über jedes einzelne und es freut mich, das die Geschichte gut ankommt.
Als schließlich auch Della ihre Hausaufgaben erledigt hatte, war der Gemeinschaftsraum leer, bis auf Josie, Kevin und mir.
Da wir morgen Samstag und damit keinen Unterricht hatten, hatten wir uns entschlossen, länger aufzubleiben.
Auf meinem Schoß lag das Stoffbündel mit Großvaters Ei. Ich hatte mir angewöhnt, es mit in den Gemeinschaftsraum zu nehmen, um es am Kaminfeuer zusätzlich zu wärmen.
Außerdem hatte ich mein Tagebuch mit runter genommen, aber mir schwirrten noch Zaubertrankformeln im Kopf herum und deswegen konnte ich mich nicht auf einen Eintrag konzentrieren.
Josie klärte Kevin gerade darüber auf, was Quidditch war (scheinbar eine Art Sportart, ich war ihrem Vortrag nicht besonders interessiert gefolgt), als ich plötzlich ein leises Knacken und Knirschen hörte.
Mein Blick wanderte auf mein Stoffbündel.
Sollte etwa…
„Seid mal leise", unterbrach ich die ausführlichen Diskussionen über Quaffel und Klatscher.
„Was?", fragte Josie verständnislos, aber ich ignorierte sie und faltete das Bündel auseinander.
Das goldene Ei kam zum Vorschein. Ein langer Riss zog sich quer über die ganze Eierschale.
„Es schlüpft!"
Sofort waren Josie und Kevin an meiner Seite und starrten gespannt das Ei an.
Ein weiteres Knacken, ein weiterer Riss.
„Gleich ist es draußen!", rief Josie aufgeregt.
Eierschale splitterte; wir hielten den Atem an.
Ein goldenes Leuchten flammte auf – dann purzelte ein piepsendes, federloses Etwas heraus.
„Was i ist /i das?", kam es von Kevin.
Ich beugte mich über es. Es sah mich mit glänzenden schwarzen Augen an und piepste.
„Ein Vogel wie es aussieht", stellte ich fest.
„Aber was für einer?", fragte Kevin, äußerst argwöhnisch.
Josie schubste mich an. „Los, Albus, mach uns stolz, du weißt doch immer alles!"
Ich schenkte ihr einen spöttischen Blick. „Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, alle Vogelbücher aus der Bibliothek auswendig zu lernen, ich bitte vielmals um Verzeihung."
„Wir könnten einen Lehrer fragen!"
„Was, wenn sie ihn mir dann wegnehmen? Eine Eule ist das nämlich nicht!"
„Das dürfen sie nicht, er ist dein Eigentum, sie könnten höchstens veranlassen, dass du ihn nach Hause schicken musst!"
Ich betrachtete den Vogel auf meinem Schoß.
Der Vogel betrachtete mich.
„Ich werde morgen mit einem Lehrer sprechen", sagte ich dann.
Kurzes Schweigen. „Meint ihr, er hat Hunger?"
„Sieht eher so aus, als wollte er schlafen", meinte Josie, denn der Vogel legte seinen federlosen Kopf auf mein Bein und gurrte leise.
Ich taufte den Vogel auf den Namen Fawkes. Der Name war im Geschichtsunterricht in der Dorfschule mal gefallen und ich hatte ihn damals sehr schön gefunden.
Fawkes war ein seltsamer Vogel.
Ich hatte ihn über Nacht mit in meinem Bett schlafen lassen (weil es kalt war und das Stoffbündel jetzt voller Eierschalenbrösel war) und als ich am nächsten morgen aufwachte, saß Fawkes neben meinem Kopfkissen, zwitscherte vergnügt und hatte flaumige Federn bekommen.
„Man, du wächst aber schnell", sagte ich staunend.
Ich bekam ein glückliches Tirilieren als Antwort.
Ich stieg aus dem Bett, und zog mich rasch um.
„So", sagte ich zu Fawkes, „Ich werde mit dir jetzt zu einem Lehrer gehen, weil ich nicht weiß, was du für ein Vogel bist, was du fressen musst und wie ich dich behandeln muss."
Ich sah zu Kevins Bett rüber, der noch tief und fest schlief.
Einen Moment verspürte ich das Bedürfnis, ihn aus dem Bett zu schubsen, aber ich nahm stattdessen Fawkes auf den Arm und stieg hinunter in den Gemeinschaftsraum.
Ich wurde von Josie empfangen, die in einem Sessel saß und auf mich wartete. „Wo ist Kevin?", fragte sie.
„Der schläft noch und ich wollte ihn nicht wecken."
„Dein Vogel hat Federn!"
„Ich weiß. Er ist sowieso voll gewachsen."
Ihre Augen leuchteten plötzlich. „Dann ist er sicherlich ein magischer Vogel!"
Wir erreichten die Treppenstufen, die zum Lehrerzimmer führte.
„Zu welchem Lehrer willst du hin?"
„Ich habe gehört, es gibt hier ein Fach mit magischen Tieren, ich denke, ich sollte den Lehrer davon aufsuchen."
Ich staunte nicht schlecht, als der Lehrer für Pflege magischer Tierwesen angesichts des piepsenden Federwischs fast in Ohnmacht fiel.
„Ein Phönix!"
Josie und ich tauschten verständnislose Blicke.
„Ein echter Phönix! Hier in Hogwarts!" Der Lehrer wischte sich mit einem Stofftaschentuch über die Stirn. „Woher hast du ihn?"
„Mein Großvater hat mir ein Ei geschenkt, gestern ist er geschlüpft."
„Donnerwetter", sagte der Lehrer beeindruckt.
Eine peinliche Pause entstand, in der Fawkes von meinem Arm auf meine Schulter kletterte und der Lehrer ihm dabei fasziniert zusah.
„Ähm… Sir? Wie muss ich ihn pflegen? Ich weiß gar nicht, was ein Phönix ist…" Und etwas kleinlaut fügte ich hinzu: „Darf ich ihn denn in Hogwarts halten?"
Der Lehrer lachte. „Natürlich, es wäre uns eine Ehre! Tja und was die Pflege angeht – da gibt es wenig zu beachten, er brauch eigentlich nur Zuwendung und eine Sitzstange, weil ein Phönix sehr groß werden kann. Ach ja, und die Sitzstange sollte eine Schale beinhalten, wenn der Phönix in Flammen aufgeht brauchst du so was, sonst ist alles im Raum schmutzig."
„In Flammen aufgehen??", riefen Josie und ich gleichzeitig. Ich hatte plötzlich das Verlangen, Fawkes von meiner Schulter zu schubsen.
„Natürlich", sagte der Lehrer, als wäre es das normalste der Welt. „Ein Phönix geht, wenn er stirbt, in Flammen auf und wird aus seiner Asche wiedergeboren. Deswegen darfst du niemals versuchen, den Brand mit einem Glas Wasser oder Ähnlichem löschen, sonst stirbt der Phönix."
Ich nickte entsetzt; die Vorstellung, dass der flauschige Vogel auf meiner Schulter eines Tages in Flammen aufgehen sollte, war keine angenehme Vorstellung.
„Aber fressen muss er nichts und sonst muss ich auch nichts beachten?"
„Nein. Aber wenn dein Phönix ausgewachsen ist, würde ich dich bitten, ihn vielleicht ein wenig studieren zu können? Als Gegenleistung helfe ich dir, eine passende Vogelstange zu finden, was in unserer Gegend hier schwierig werden könnte. In Hogsmeade findest du zumindest keine."
„Was ist Hogsmeade?"
„Das ist das Dorf, das am nächsten an Hogwarts dran liegt, da gehen nur Zauberer hin", mischte Josie sich ein. „Mein Bruder hat mir davon erzählt."
Der Lehrer nickte. „Genau. Hör zu, Albus – so heißt du doch? Ich bin stolz darauf, einen Phönix in unserer Schule zu haben und werde dich deswegen so gut wie möglich unterstützen."
Ich lächelte. „Vielen Dank, Sir, ich weiß das zu schätzen."
