Part X

Ursprünglich war Vorador zu dem Treffen gekommen weil er hoffte den Jungen auf die Seite der Vampire ziehen zu können.

Ein Spion unter den Sarfanen wäre ungemein Wertvoll gewesen.

Doch dieses Ziel schien nun in den Hintergrund gerückt zu sein. Als der Sarafan seine Klaue nahm zweifelte Vorador zwar nicht daran das der Junge, nach einiger Zeit zumindest, den Dienst als Spion antreten würde, doch machte er sich auch Sorgen sollte dieser Auffliegen...

Vorador machte sich um einen Menschen sorgen? Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich machte ihn das Alter immer Sentimentaler.

„Ist etwas?" fragte der Junge, der immer noch seine Klaue hielt.

„Hmm?" Der Vampir zog seine Brauen hoch und seine Ohren machten eine unwillkürliche Bewegung, die der eines Fuchses glich der Aufgeschreckt wurde. „Oh, nein, ich habe nur Nachgedacht..." Antwortete er schließlich als die Frage die Vicious ihm gestellt hatte langsam den Weg in sein Bewußtsein fand.

Vicious musste ohne es zu wollen lachen.

„Was? Glaubst du Vampire können nicht denken?" spottete Vorador.

„Nein..." Vicious brauchte einige Zeit zum sprechen, da er sich kaum noch halten konnte. Die Klaue hatte er auch losgelassen um an seinen Bauch zu greifen, da er fürchtete sonst einige wichtige Organe zu verlieren.

„Es ist nur..." keuchte er, und deutete mit einer Hand auf Vorador. „Deine Ohren..."

„Meine Ohren? Vorher fandest du sie aber nicht so lustig, wenn ich mich recht erinnere." Grinste Vorador.

„Das ist es nicht." Inzwischen hatte sich der Junge einigermaßen beruhigt, so das er Vollständige Sätze sprechen konnte.

„Nur, wie du sie eben bewegt hast..." Er unterdrückte das wieder aufkommende Gefühl zu lachen. „Es erinnerte mich an mein erstes Haustier. Ein ziemlich mürrischer Rammler, der normalerweise jeden gebissen hat, selbst jene die ihm nur eine Rübe geben wollten.

Er hat genauso geschaut wenn man ihn erschreckte..." Da war es wieder, Vicious konnte sich nicht mehr halten uns prustete weiter.

„Du vergleichst mich mit einem Karnickel?" Auf diese Frage erwartete der Vampir keine Antwort, doch seine Empörung mischte sich mit einem Hauch von Belustigung in seiner Stimme.

Es war schon merkwürdig, weder Vicious noch Vorador hätten sich träumen lassen das dieses Gespräch so friedlich verlaufen würde. Und erst gar nicht das einer der beiden so herzhaft lachen musste.

Vorador schrieb dieses Verhalten der Jugend des Sarafanen zu. So unbeholfen in der Gegenwart eines eigentlichen Todfeindes... So etwas konnte nur ein Junger Geist zulassen. Obwohl, Todfeinde waren sie ja auch nicht mehr, oder?

Die Jahre hatten Vorador vorsichtig gemacht. Man konnte schließlich nie wissen was im nächsten Moment passiren würde...

„Kraaaahhh!" Plötzlich flogen einige Raben auf.

Vorador war blitzschnell auf den Füssen. Vicious wusste allerdings gar nicht was los war... Ob Vorador Angst vor den Raben hatte?

„Scheint das wir nicht allein sind..." sagte der Vampir.

„Natürlich, hier sind Überall Raben, und der Baum, und die Mäuse die in dem Baum leben..."

Vorador unterbrach den Jungen. „Psst! Das meinte ich nicht. Irgend etwas, oder irgend jemand kommt..."

Wie meinte das der Vampir? Fragte sich Vicious als er ein flattern hinter sich hörte.

Ein großer pechschwarzer Rabe setzte sich auf Voradors Schulter und schaute dem Vampir tief in die Augen.

„Das ist Hugin." Erklärte Vorador. „Mugin, ein anderer meiner Raben, sieht sich unseren „Besucher" gerade näher an. Hugin und Mugin sind Brüder, was Mugin sieht, sieht auch Hugin... und umgekehrt. Und ich sehe durch Hugins Augen."

Wieso erzählte Vorador dies dem Jungen eigentlich?

Also waren diese Raben Voradors verbündete, dachte Vicious. Das erklärte einiges...

Schwarze Schwingen folgen einer für das normale Auge unsichtbaren Spur. Der Wald verschwimmt als ein kleiner Schatten in die Baumkronen abtaucht und sich auf einem zerbrechlichen Ast niederläßt.

Ein Junger Mann, helles Haar, durchschnittliche Größe, kämpft sich durch das Dickicht.

Seinem Aussehen nach zu Urteilen gehört er zu den Sarafanen.

Sein Weg führt in genau auf die Lichtung zu, wo der Alte Baum steht und ein ungewöhnliches Treffen genau in diesem Moment stattfindet.

„Krraaaahhh!" Der Schatten sitz auf seinem Ast, und der Sarafan zuckt zusammen.

Der Sarafan sieht sich um, sieht einige Raben auffliegen und bemerkt wie er von einem argwöhnisch beäugt wird.

Genervt nimmt er einen Stein auf und wirft in nach dem Schatten. Dieser weicht aus, und setzt sich wieder auf seinen Ast, ganz so, als wäre nichts gewesen, immer noch den Sarafanen beobachtend.

„Hmm, sieht aus als hättest du einen deiner Ordensbrüder genau hier her geführt..." Voradors stimme senkte sich bedrohlich.

Vicious Körper spannte sich unwillkürlich. „Das..." stotterte er. „Das... war keine Absicht!" Er schluckte. „Ehrlich!" und wich ein Stück zurück.

„Scchhh..." beruhigte der Vampir, immer noch in die Augen des Raben schauend, und legte eine Klaue auf die Schulter des Jungen. „Ich weiss, wäre dies deine Absicht gewesen, wäre das nicht nur ein Sarafan der sich da den Weg zu uns bahnt. Sicher nur ein Zufall..."

Vicious entspannte sich etwas, doch nicht komplett. Wenn dieser Sarafan wirklich hier her auf dem Weg war, mußten sie verschwinden. Schnellstmöglich!

„Was machen wir jetzt?" fragte er.

„Es scheint das der Sarafan wirklich alleine ist..." schließlich gab kein anderer Rabe eine Warnung mehr von sich. „Uns bleiben zwei möglichkeiten..."

„Und die wären..?"

„Erste Möglichkeit: Ich töte ihn."

Vicious schüttelte den Kopf.

„Dachte ich mir schon... Also gut. Die zweite Möglichkeit: Ich verschwinde, und du siehst zu das du unbemerkt von hier wegkommst. Natürlich nur wenn du unangenehme Fragen vermeiden willst."

„Aber... da sind noch so viele Fragen..." Vicious wunderte sich, wieso es ihm so schwerfiel eine Entscheidung zu treffen. Einen Moment lang wollte er doch tatsächlich Fragen ob ihn Vorador nicht mitnehmen konnte.

Merkwürdigerweise fühlte er sich bei dem Vampir sicherer als im Moment im Orden, wenn er näher darüber nachdachte.

Er hatte schon lange das Gefühl das mit dem Orden etwas nicht stimmte, doch was, vermochte er nicht klar zu sagen.

Es waren nicht die Menschen die dort waren, nein, irgendwas lag in der Atmosphäre, etwas wovon er glaubte das drohte ihn zu ersticken...

„Wir können auch ein anderes mal weiterreden. Wenn du das willst..." Unterbrach Vorador den Gedankengang des Sarafanen.

„Eh...?" Eigentlich musste Vicious nicht lange nachdenken. „Das wäre..." Vicious suchte nach den richtigen Worten, er wollte nicht zu enthusiastisch klingen. „... mir sehr willkommen."

„Gut. Ich schlage vor, ich lasse dich wissen wann das nächste treffen ist, einverstanden?"

„Ja. Nur wie?"

Vorador deutete auf die Raben. Vicious verstand.

„Wir sehen uns wieder..." Vorador drehte sich um, und machte sich bereit sich in seine Zuflucht zu teleportieren als er einen Arm an seinem Ärmel spürte.

Noch einmal drehte er sich zu dem Sarafanen, doch ehe er hätte eine Frage stellen können drückte sich auch schon ein junger Mensch gegen seine Brust.

„Danke für das Gespräch...für deine Ehrlichkeit..." Murmelte Vicious und lauschte dem etwas aus dem Rhythmus geratenen Herzen des Vampirs.

Vielleicht war es das was ihn am Orden so bedrückte... das ständige Gefühl nicht die Wahrheit gesagt zu bekommen wenn man mit jemandem redete. Um so dankbarer war er dafür, das Vorador, ein Vampir, sein eigentlicher Feind, ihm das Gefühl gab endlich etwas Klarheit in seine Gedanken gebracht zu haben.

„Nichts zu danken..." sagte Vorador etwas verlegen und klopfte dem Jungen auf den Rücken.

Als der Sarafan immer noch nicht gewillt schien ihn aus der Umarmung frei zu geben, erwiderte sie der Vampir zaghaft und versuchte sich dann aus ihr zu lösen.

Vicious blieb der Versuch nicht unbemerkt und wie vom Blitz getroffen liess er los. „tschuldigung..."

„Ist schon ok..." War es doch, oder? Etwas gerötet um die Wangen teleportierte sich der Vampir so schnell es ging in sein Anwesen. Der andere Sarafan war schon ganz nah...

Vicious bedeckte seine Augen... was war nur in ihn gefahren? Und die Art wie Vorador verschwand... als könnte es nicht schnell genug gehen...

Er hatte sich wohl ganz schön blamiert...

„Vicious!" erklang eine seltsam vertraute Stimme hinter ihm.

Tom...Wer auch sonst?

TBC